Überschätzte Unterforderungen: Neun Geschichten und solche, die es werden wollten
Von Dirk Bathen
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Über dieses E-Book
1) Basislage (I):
Über den Beginn eines Sommers, der so schön hätte werden sollen.
2) Etwas fehlt:
Über den Tagesanbruch und den letzten großen Fang.
3) Statusmeldung ohne Link:
Über den gewöhnlichen Alltag in der Alten-WG.
4) Das wahre Leben des kleinen Mannes:
Über Fluchtversuche und Blütenstaubsammler.
5) Andere Jungen, andere Drachen:
Über Flugversuche und Freiheitsgrade.
6) Dramatisiertes Datendelirium:
Über den desillusionierenden Digitalisierungswahnsinn.
7) Plus eins in der Erfahrungssammlung:
Über rücksichtslose Finsternisfürsten und zeitlose Träume.
8) Dear Catastrophe Waitress:
Über zwei Bier und eine verpeilte Thekenkraft.
9) Basislage (II):
Über einen von tausend Toden.
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Buchvorschau
Überschätzte Unterforderungen - Dirk Bathen
Vorwort
Liebe Freunde vortrefflicher Vorworte.
Wieso heißt ein „Vorwort eigentlich „Vorwort
? Meist sind es doch mehrere Sätze. Oft sogar ellenlanges Gefasel. Es müsste doch mindestens „Vorsätze" heißen? Aber das wiederum führt in die Irre. Schließlich ist ein Vorwort ja keine Absichtserklärung für besseres Verhalten oder gar eine grundlegende Persönlichkeitsveränderung.
Wie auch immer: ich werde keine Antwort auf diese Frage geben. Stattdessen präsentiere ich ein grau-buntes Sammelsurium diverser Versatzstücke, die im Laufe der letzten Jahre aus dem Kopf geflossen und auf mentalreserven.de in gleicher oder ähnlicher Form erschienen sind: Kurze Geschichten und solche, die es mal werden wollten.
Wer es wagt, hier einzutauchen, wühlt sich durch überlegte Unterstellungen, unterlassene Überraschungen und überschätzte Unterforderungen. Auf dem steinigen Weg entlang überstandener Untergänge und unterlaufener Übergänge lassen sich links und rechts diverse Größenwahnbeschleuniger und Kleinvernunftsverlangsamungen sammeln, die das Leben im Ungefähren so bereithält. Und wenn die Wirklichkeit mal streikt, ändert das noch lange nichts an den Tatsachen. In diesem Sinne: Gute Reise.
Basislage (I)
Ein Rauschen. Das ist das erste, was ich höre. Noch bevor ich die Augen aufmache. Das Rascheln der Blätter, die im Wind gegeneinander schlagen. Dann kommt der Schmerz. Er drückt mich zu Boden. Neben dem Blätterrauschen ein zweiter Ton, kaum vom ersten zu unterscheiden. Etwas gedämpfter. Fast wie am Meer. Ich spüre den warmen Sand unter mir, das Wasser, das meine Füße umspült. Für einen Moment fühle ich mich wohl. Ich spüre die Vibration der Äderchen in meinen Schläfen. Blut pocht, rauscht an meiner Ohrmuschel vorbei. Wenigstens lebe ich noch.
Der warme Sand verschwindet, die Feuchtigkeit bleibt. Es riecht nach Erde, nach Moos und Morast. Und nach Urin. Über mir ziehen ein paar Haufenwolken mit schimmernden Kuppeln durch den Himmel, treiben als bizarre Gebilde in der Luft. Dazwischen das Grün der Blätter.
Ein Tropfen rollt über meine Stirn und verkantet sich in den Augenlidern, dringt nach innen. Ich suche meine Hand, damit die Finger das Salz aus den Augen reiben können. Finde sie nicht. Spüre sie nicht. Suche erfolglos nach den anderen Gliedmaßen. Keine Regung. Da ist nur der Kopf. Aber der lässt sich nicht bewegen.
Mit langsamen Drehungen der Pupillen suche ich die Umgebung ab. Das Salz brennt, trübt den Blick. Alles grau, mal dunkler, mal heller, mal dicker, mal dünner. Grau. Zwischen den Steinen schwarze Schatten, hin und wieder etwas Grün, das Braun der Baumstämme. Kleingetier macht das Stillleben lebendig. Langsam, ganz langsam spült das Blut den Ernst der Lage durch den Körper, begleitet von einer Welle der Unsicherheit, ob wirklich jedes Körperteil noch an seinem Platz ist. Meine Hose klebt nass an den Oberschenkeln. Zumindest glaube ich, dass ich das fühle.
Durch einen Spalt zwischen den Felsbrocken sehe ich einen kleinen weißen Fleck auf mich zukommen. Mein Nacken tut weh. Ich richte die Pupillen wieder geradeaus, nach oben, auf die windig-weißen Geister: ein Drache ohne Flügel, ein Adler mit aufgerissenem Schnabel, ein Schildkrötenelefant. Ungreifbar und leise fliegen sie vorbei, verändern ihre Form. Vögel zwitschern. Blätter rascheln. Mein Blut rauscht. Der Himmel ist blau wie die Hoffnung. Ich höre Schritte, dumpf und knirschend. Ein Schatten legt sich über mein Gesicht.
„Endlich, Mann."
Simons Haare hängen herunter, sein Gesicht ist ein dunkles Loch. In seiner Stimme liegen Hektik und Entsetzen. Sein