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FEURIGE RACHE: Gefahr aus der Tiefe
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eBook289 Seiten4 Stunden

FEURIGE RACHE: Gefahr aus der Tiefe

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Über dieses E-Book

Während Forschungen am Vesuv kommt es zu unerklärlichen Ausfällen und Fehlfunktionen an verschiedenen Geräten. Zunächst glauben alle an Zufälle, doch als der erste Todesfall zu betrauern ist kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass Mutwilligkeit und böse Absichten dahinter stecken. Was hat der Täter vor ? Kann er gestoppt werden?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum19. Jan. 2016
ISBN9783738056068
FEURIGE RACHE: Gefahr aus der Tiefe

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    Buchvorschau

    FEURIGE RACHE - Ralf Feldvoß

    Prolog

    Forschungscamp am Vesuv

    Montag, o4. Oktober

    Heute wird sie zurück kommen. Sie und die anderen, die sie begleiten. Ihr frisch vermählter Ehemann gehört dazu und noch zwei, die die Aufgaben hier unterstützen sollen. Heute sollen die Erkundungen der Höhlen wieder aufgenommen werden, die Forschungsarbeit, von der man sich genauere Vorhersagen eines möglichen Ausbruchs des Vesuvs verspricht. Aber was heißt wieder aufgenommen? Begonnen sollte man sagen, zumindest für mich, dachte Enrico Chiaro bei sich, während er dabei war das Zelt für die wiederkehrende Projektleiterin Dr. Petra Maurer herzurichten.

    Die dunkelgrüne Plane wackelte leicht in der milden Brise und verursachte dabei eine Art knallendes Geräusch, wenn sie sich nach einer Böe wieder auf das Metallgerüst senkte, so als würde man ein nasses Handtuch kräftig ausschütteln. Draußen waren es immer noch, trotz der Jahreszeit, fast dreißig Grad, die Sonne schien in diesem Jahr ihre Intensität gar nicht mindern zu wollen, doch hier im Zelt waren es gerade einmal angenehme Temperaturen von etwas über zwanzig Grad, die durch einen Generator betriebene Klimaanlage arbeitete auf Hochtouren, um gegen die Hitze etwas bewirken zu können.

    Das Forschungscamp war beinahe so groß wie ein Fußballfeld, lag in einem sandigen Tal, kesselartig umrahmt von den mit kargem Baumbestand bewachsenen Ausläufern des Vesuv. Erst einen guten Kilometer entfernt, dort, wo das Lavagestein langsam abnahm, gab es auch wieder deutlich mehr Bäume, fast waldartig.

    Das Tal in dem das Camp lag, war gespickt mit den verschiedenen Zelten. Da gab es die Wohnzelte der Wissenschaftler, alle in einem gräulichen Ton gehalten, die Mensa in Beige und eben das grüne Zelt, welches für Dr. Maurer vorgesehen und neben dem roten Versammlungszelt, dieses lag direkt an dem Zugang zu den Höhlen, das Größte war.

    Das Institut hatte im Sommer die neue Chefin von Enrico für eine Weile von der Arbeit freigestellt und somit das Projekt hier in der Nähe von Neapel für diese Zeit ruhen lassen, nachdem sie dringend in Köln gebraucht wurde. Die deutschen Behörden mussten wohl ihre Finger mit ihm Spiel gehabt haben, dachte Enrico, denn sonst würden wohl kaum teure Forschungsgelder so sehr unnütz ausgegeben werden. Jede Verzögerung einer Expedition, gleich welcher Art, kostete immer eine Menge. Und in diesem Fall war es so, dass das gesamte Team, nun, nicht das Gesamte, denn etwa die Hälfte wurde ebenfalls nach Köln abberufen, von denen allerdings niemand zurück kam, die Zeit über hier blieb und weiterhin auf Kosten des Institutes lebte.

    In, oder besser bei Köln, tauchten in einer Höhle Ungereimtheiten auf, die sich niemand wirklich erklären konnte. Von lebenden Urzeittieren und sogar einem Neandertaler war die Rede gewesen. Daher wurden die Arbeiten hier unterbrochen.

    Doch nun, am heutigen Tage, würde sie wieder hierher kommen und ihre vom Institut gestellte Aufgabe an den Höhlen rund um den Vesuv konnte endlich richtig aufgenommen werden.

    Enrico tat sein Möglichstes das Zelt irgendwie nett herzurichten, er gab sich dabei alle erdenkliche Mühe, obwohl er eigentlich überhaupt keinen Faible für Dekorationen jeglicher Art hatte. Ihm war es völlig gleichgültig wo welche Dinge standen, oder lagen. Seine Wohnung sah stets unaufgeräumt aus. Aber er wusste immer wo sich was befand und es störte ihn nicht im Geringsten was andere Leute darüber dachten.

    Zudem fragte er sich immer wieder, warum er derjenige sein sollte, der sich hierum kümmern musste. Schließlich kannte er Dr. Maurer gar nicht, hatte sie noch nicht einmal getroffen. Einer aus dem ursprünglichen Team wäre dafür viel sinnvoller gewesen, dachte Enrico. Aber bei einer Abstimmung wurde so entschieden. Enrico nahm an, dass es damit zu tun hatte, dass er der persönliche Assistent war, auch wenn er nicht wusste was das Eine mit dem Anderen zu tun hatte, aber na gut, dann war es eben so.

    Ende der letzten Woche hatte Enrico noch das zweite stählerne Feldbett organisiert und im Zelt von Dr. Maurer aufgebaut, direkt neben ihrem. Es war das Bett, das für ihren Mann bestimmt war, von dessen kommender Anwesenheit Enrico und überhaupt alle Mitglieder des Teams eben erst in der vergangenen Woche erfahren haben. So wurde es eine kurzfristige und überstürzte Aktion an noch eines heranzukommen. Das dieser Geologe mit seiner Frau mitkommen würde war bereits etwas früher mitgeteilt worden.

    Sämtliche Feldbetten im Forschungscamp waren in Beauftragung des Instituts aus alten Beständen des italienischen Militärs aufgekauft worden. Es handelte sich um harte Stahlgerüste mit den üblichen, viel zu weichen und unbequemen Metallfederauflagen als Matratze, auf denen man stets das Gefühl hatte in einer kurz vor dem Durchreißen befindlichen Hängematte zu liegen. Bei jeder Bewegung gaben sie ein Quietschen von sich bei dem man sich wundern musste, das die Soldaten nicht ständig in der Nacht wach wurden.

    Die Auflagen wurden allerdings allesamt ausgetauscht, gegen richtige Matratzen mit passenden Lattenrosten, so dass es einen erträglichen Liegekomfort für die hier beteiligten Wissenschaftler und deren Gehilfen gab. Das Institut machte aber Unterschiede in der Festlegung der Qualität der Matratzen. So bekamen die Gehilfen einfache Federkernmatratzen, die einfachen Wissenschaftler etwas bessere Schaummatratzen und die führenden Kräfte, zu denen auch Enrico gezählt wurde, hochwertige Latexmatratzen.

    Am heutigen Vormittag hatte Enrico noch die letzten Arbeiten des Aufbaus und der Einrichtung für das zusätzliche Zelt überwacht, die Plane in einem unauffälligen schieferfarbenen Grau gehalten. Es sollte direkt hinter dem großen grünen Zelt stehen, in dem Dr. Maurer mit ihrem Gatten wohnen würde und war für Dr. Greiner, dem Geologen, und seine Frau vorgesehen.

    Aber viel wichtiger als das zusätzliche Zelt, zudem dieses eigentlich gar keiner Überwachung bedurfte, war ihm in diesem Moment das Herrichten des Zeltes von Dr. Maurer mit all den Hochzeitsgeschenken der alten Teammitglieder. Dr. Petra Maurer liebte es überrascht zu werden, wie er hörte. Und er war derjenige, der dafür sorgen sollte, dass alles klappte und nett aussah.

    Schließlich war Enrico ihr neuer persönlicher Assistent, nachdem ihr vorheriger, Marco Angelotti, bei den Untersuchungen im Sommer in der Höhle bei Köln unter bislang ungeklärten Umständen, wie es so schön hieß, sein Leben verlor. Und Marco hatte nicht nur bei den Arbeiten assistiert, wie aus den Erzählungen zu vernehmen war, sondern auch stets für das leibliche und seelische Wohl Dr. Maurers gesorgt und dem wollte Enrico in nichts nachstehen, auch wenn ihm diese Arbeiten arg missfielen. Er wollte sich nicht nachsagen lassen, schlechter, als sein Vorgänger zu sein, also nahm er sich dieser nervenden Aufgaben an.

    In den Nachrichten, ob nun speziell deutsche, oder allgemein europäische, war nicht viel über die Vorgänge in Köln zu lesen gewesen. Ein Unfall soll es gewesen sein, mehr war aus den Medien nicht zu hören. Keine Angaben über die Art und die Umstände des sogenannten Unfalls und des damit zusammenhängenden Todes des Marco Angelotti und seiner Kollegen. Aber das glaubte Enrico nicht. Es war schon merkwürdig, da sich die Medien, ob nun Fernsehen, oder Tageszeitungen, vom Internet mal ganz zu schweigen, bei solchen Unglücksfällen doch sonst so tief reinknieten, bis sie etwas Handfestes vorzuweisen hatten. Und wenn das nicht der Fall war, dann gab es immer noch einschlägige Redaktionen, die sich irgendetwas aus den Fingern sogen. Aber selbst das gab es nicht. Das klang unter dem Strich für Enrico alles ganz stark nach Nachrichtensperre, oder so etwas in der Art. Wie auch immer, vielleicht würde er im Laufe der nächsten Zeit mehr aus erster Hand erfahren.

    Enrico hatte sich im Spätsommer auf die ausgeschriebene Stelle als persönlicher Assistent bei diesem Projekt hier in der Gegend um Neapel beworben und dank ein paar Hebel, die er daraufhin in Bewegung setzte, auch bekommen. Was ein paar Beziehungen doch ausmachen konnten. Enrico kannte jemand, der wiederum kannte jemand anderen, der einen Verwandten im Institut hatte. Einen Verwandten in einer höheren Anstellung wohlgemerkt.

    Enrico stand in der Mitte des Zeltes, die leichten Böen verursachten immer noch in unbestimmten Abständen dieses knallende Geräusch auf dem Zeltgerüst, wenn die Plane dagegen schlug, begleitet vom Gezwitscher der letzten Zugvögel, die sich wegen der selbst für diese Gegend immer noch ungewöhnlich hohen Temperaturen für diese Jahreszeit noch nicht auf den Weg in den Süden weiteren gemacht hatten.

    Er kratze sich mit der rechten Hand am Hinterkopf, verwuschelte dabei seine tiefschwarzen Haare und blickte sich um, die linke Hand in der Hosentasche vergraben. Er war ein wenig ratlos, weil er mit solchen Dekorationen einfach nichts am Hut hatte und so nicht entscheiden konnte, ob es gut war, oder nicht, das was und wie er es hergerichtet hatte.

    Die ausnahmslos silbernen metallenen Möbel, die ebenfalls einen gewissen militärischen Eindruck hinterließen, allerdings tatsächlich, im Gegensatz zu den Feldbetten, nicht aus militärischem Bestand stammten, standen mittlerweile so angeordnet, wie Enrico dachte, dass es am sinnvollsten war. Die beiden einfachen Einzelbetten nebeneinander am hinteren Rand, direkt gegenüber des Eingangs, mit einer Einheitsbettwäsche bezogen, wie sie für jeden im Camp vorgesehen war, da gab es, anders als bei der Auswahl der Matratzen, auch für Dr. Maurer keine Ausnahme.

    Das Zentrum des Zeltes bildete der verhältnismäßig große Schreibtisch, beladen mit all den Unterlagen, die Dr. Maurer im Sommer bei ihrem überstürzten Aufbruch nach Köln liegen gelassen hatte. Daneben lagen die Fachbücher. Beides in mehrere saubere Stapel aufgehäuft, ein Computer mit Internetverbindung und zu guter Letzt das Telefon.

    Ansonsten befand sich in dem Zelt nur noch eine kleine Kommode mit sechs großen Schubladen. Jede der einzelnen gab beim Öffnen und Schließen ein metallisches Kratzen von sich. Müssten mal geölt werden, dachte Enrico, als sein Blick durch das Zelt die Kommode erhaschte. Zu guter Letzt stand neben der Kommode ein anderthalb Meter breites und knapp zwei Meter hohes Stahlgestell mit einem beigen Stoffüberzug, welches als Kleiderschrank dienen sollte. Die Dusche, die es in jedem Zelt gab, hatte einen festen Standort, in einer hinteren Ecke und konnte nicht anders positioniert werden. Das hing mit den Auslässen für die Wasserschläuche zusammen.

    Enrico war außerdem ratlos, weil er keine Ahnung hatte wo er die Geschenke unterbringen sollte. Es sollte schon nett wirken und nicht so, als wenn er sie einfach nur irgendwo abgestellt hätte, frei dem Motto „Hauptsache, das sie da sind".

    Entschlossen nahm er seine Hand vom Kopf, mit der er ununterbrochen seinen Hinterkopf gekratzt hatte. Die leichte Abschürfung, die dadurch entstanden war, nahm er kaum wahr. Er entschied sich dafür den Schreibtisch zu leeren, um so Platz für die Geschenke zu bekommen. Kurzerhand griff er sich die gesamten Unterlagen, stapelte sie zu einem unsortierten Haufen inklusive der Bücher und packte alles in die noch freien Schubladen der Kommode. Nachdem der Schreibtisch nun frei war, abgesehen von dem Computer und dem Telefon, und in seiner Gänze einen unwirklich erscheinende Glanz verstrahlte, die metallene Oberfläche wirkte wie poliert, fast wie ein Spiegel, räumte er die Geschenke darauf und besah sich schließlich sein Werk, nachdem er alles untergebracht hatte.

    Ein paar Kerzen, Fackeln oder Ähnliches würden sich noch gut machen, dachte er, einer plötzlichen, sich ihm nicht erklärenden inneren Eingebung folgend. Irgendeine eine Art indirektes Licht. Dafür musste er aber nochmal in die Stadt fahren, um passende Accessoires zu besorgen.

    Enrico schaute auf seine goldene Armbanduhr, eine Rolex. Ob echt, oder nicht verschwieg er stets, wenn er darauf angesprochen wurde. Es war erst kurz nach zwölf, wie die filigranen Zeiger ihm verrieten. Die Meldung, die er vor drei Tagen erhielt, lautete, dass Dr. Maurer am frühen Nachmittag ankommen würde. So hatte er also noch reichlich Zeit nach Neapel zu fahren, seine Besorgungen zu machen und rechtzeitig wieder zurück zu sein.

    Enrico bereitete alles Restliche soweit vor, dekorierte die Grußkarten vor den Geschenken. Ein großer und bunt zusammengestellter Blumenstrauß, den er hinter den Geschenken auf einem Stapel Bücher drapierte, die er aus der Kommoden wieder für diesen Zweck hervorholte, bildete das Hauptaugenmerk.

    Als er damit fertig war verließ er das Zelt, zog den Eingang zu und verschloss das Zelt mit einem Vorhängeschloss an den dafür vorgesehenen Ösen, damit in seiner Abwesenheit niemand hinein konnte. Zur Zeit war er der Einzige, der über die beide Schlüssel für dieses Zelt verfügte. Dann ging er zu seinem, ihm von dem Institut bereit gestellten, Fahrzeug. Es war ein kleiner Jeep, ein alter, verstaubter schwarzer Suzuki Vitara mit Ladefläche, anstatt einer zweiten Sitzreihe. Es kam einem Pickup gleich, nur viel kleiner. Der Vitara parkte direkt vor dem Zelt und der sandige Staub auf dem Blech glitzerte golden in der Sonne.

    Enrico fuhr in die Innenstadt von Neapel. Das Geholpere, was durch den schlechten Zustand des Zubringerweges vom Camp zur Hauptstraße verursacht wurde, ein Schlagloch jagte das Nächste, nahm er dank der hervorragenden Federung des Vitara kaum wahr. Nur der aufwirbelnde Staub machte ihm zu schaffen, da der Wassertank der Scheibenwischanlage offensichtlich leer war. Jedenfalls kam kein Wasser heraus, als Enrico versuchte die Scheibe zu reinigen. Stattdessen verschmierten die Wischblätter den trockenen Staub nur noch mehr und die Sicht wurde eher schlechter, als besser.

    Von einem persönlichen Geschenk für Dr. Maurer nahm er Abstand, obwohl er ursprünglich daran gedacht hatte.

    Enrico nutzte die Zeit, die er nun in Neapel verbrachte, auch noch für ein paar private Besorgungen, die er bisher nicht geschafft hatte. Nicht, dass diese besonders dringlich gewesen wären, noch nicht zumindest, aber was er hatte, hatte er. Und da er auch nicht wusste, ob er, wenn die Forschungen richtig aufgenommen waren, überhaupt noch eine Gelegenheit bekommen würde, nahm er diese jetzt gerne in Anspruch.

    Nach einer guten Stunde hatte Enrico seine Besorgungen alle erledigt, die letzten Dekorationen für Dr. Maurer, als auch seine Privaten, und befand sich wieder auf dem Rückweg zur Forschungsstation. Kaum das er von der asphaltierten Hauptstraße erneut auf den sandigen Zubringerweg einbog, fiel ihm die Wischanlage wieder ein, als die erste Staubwolke von den breiten Reifen des Vitara heraufgeschleudert wurde. Er hatte sich auf dem Weg nach Neapel so sehr an die schlechte Sicht gewöhnt, dass er glatt vergaß Wasser für die Wischanlage zu besorgen.

    Im Camp angekommen packte er zunächst seine privaten Besorgungen in sein Zelt, verstaute sie ordentlich in seinem abschließbaren Spind, der farblich zu der übrigen Einrichtung passte, auch wenn die Spinde nicht aus Stahl bestanden, sondern aus bedeutend billigerem Blech, bevor er sich wieder in das große grüne Zelt der Forschungsleitung begab und die restliche Dekoration für Dr. Maurer beendete.

    Er stellte die verschieden großen Petroleumlampen, die wie alte Laternen aussahen, vier an der Zahl waren es und in unterschiedlichen Farben gehalten, eine in Orange, eine in Grün, in hellem Blau und die Letzte hatte ein zartes Rot, in einem Halbkreis vor den Geschenken auf den Tisch. Dann zündete er eine nach der anderen an, um damit für eine gewisse Atmosphäre zu sorgen.

    Danach ging er rückwärts vom Tisch weg und stellte sich an den Eingang, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, um sich sein Werk zu begutachten und den Blick zu haben, den Dr. Maurer haben würde, wenn sie das Zelt betrat.

    Zufrieden drehte er sich um und ging hinaus. Aus der Ferne hörte er ein Motorengeräusch und sah eine große Staubwolke hinter einem der kleinen Hügel aufstoben, über die der Weg führte, die immer näher kam. Enrico blickte in die Richtung aus der das Geräusch kam und sah einen weißen Transporter über den Hügel hinweg auf das Gelände des Camps zufahren, der sich vor der Silhouette des großen Vulkans hinter der Stadt immer mehr abhob. Zumindest muss der Transporter mal weiß gewesen sein, jetzt starrte er vor Dreck durch den ständig aufwirbelnden Staub, gut daran zu erkennen, dass die Windschutzscheibe mittlerweile von einem feuchten und braun schimmernden Kranz umrahmt wurde, dazwischen befand sich ein klares Loch, wo die Wischanlage ihre Dienste verrichtete und den Blick für den Fahrer freihielt. Die Federung schien nicht ganz so gut wie bei dem Vitara zu sein, denn der Transporter hüpfte und wackelte bei jedem Schlagloch, als wenn er gleich umkippen würde. Es sah irgendwie amüsant aus, wie sich der große Kastenwagen über den Weg quälte.

    Das warme Licht der süditalienischen Nachmittagssonne wurde in unregelmäßigen Abständen, mal mehr, mal weniger, von dem trotz des Staubes immer noch hellen Blech des Transportes reflektiert und blendete Enrico zuweilen, so dass er nicht umhin kam zu Blinzeln und sich dabei ärgerte, dass er seine Sonnenbrille, eine teure Ray Ban, in seinem Zelt liegen gelassen hatte, nachdem er seine Sachen verstaut hatte.

    Bei den dort Ankommenden konnte es sich nur um Dr. Maurer und ihre Begleiter handeln.

    Geduldig wartete Enrico vor dem Zelt stehend auf die Ankunft seiner neuen Chefin.

    Kapitel 1

    Italien, nahe Rom

    Montag, o4. Oktober

    Der weiße Transporter, ein VW-Bully T5 der letzten Baureihe, fuhr von der Raststätte wieder auf die Autobahn, um die letzte Etappe der rund zweitausend Kilometer langen Fahrt anzutreten. Es war eine lange Fahrt gewesen. Von Hamburg ging es quer durch Deutschland, Österreich, über den Brenner und fast durch ganz Italien. Nun standen die letzten Kilometer an, bis die Reisegruppe Neapel erreichte.

    Die Ehepaare Dr. Petra und Paul Maurer, sowie Dr. Franz und Marie Greiner waren zwar reichlich müde und abgespannt durch die lange Reise, aber doch auch aufgeregt, weil sie nun endlich in hoffentlich absehbarer Zeit an ihrem Zielort, dem Forschungscamp nahe dem Vesuv, ankommen würden.

    Sie verließen soeben den Bereich um Rom, es war später Vormittag und sie waren noch voll in ihrem sich selbst gesetzten Zeitplan. Somit würden sie, wenn nicht noch etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommen sollte, wie geplant am Nachmittag im Camp ankommen.

    Petra war am aufgeregtesten von allen. Sie hatte im Sommer bereits hier ihre Arbeit aufgenommen, wurde aber nach noch nicht einmal einem Monat von einem Kommissar aus Köln abberufen. In Absprache mit ihren Vorgesetzten ging das auch in Ordnung und die Forschungsarbeit an den Höhlen des Vesuv wurden vorerst auf Eis gelegt.

    Doch nun kehrte sie zurück. Die Erlebnisse der vergangenen Monate hatte sie, so gut es ging, verdrängt. Dabei halfen ihr sicherlich auch die Veränderungen in ihrem Privatleben. Zu den Untersuchungen in Köln im Sommer hatte sie alte Schulfreunde hinzu gebeten. So eben auch Paul Maurer, in den sie bereits zu Schulzeiten verknallt war. Und, wie sich dann im Verlaufe der Zeit in Köln heraus stellte, ihm erging es nicht anders.

    Die beiden heirateten im September. Am gleichen Tag, zur gleichen Zeit, taten es ihnen Franz und Marie Greiner gleich. Sie organisierten eine Doppelhochzeit in der Hamburger St. Michaelis Kirche und verbrachten auch die Flitterwochen gemeinsam in einem Domizil in der Schweiz.

    Petra hatte im Institut ein gutes Wort für die drei eingelegt, so dass sie nun alle am Vesuv die Forschungen durchführen würden. Franz war Geologe und Petra argumentierte, dass ein Solcher im Team fehle, aber durchaus von Nutzen sein konnte, wenn es daran ging die Ursachen der Ausbrüche des Vesuv zu ergründen. Bei Paul und Marie war es zwar ein wenig schwieriger ihre Vorgesetzten zu überzeugen, aber auch das gelang ihr.

    Das Team von Petra bekam ein fast komplett anderes Gesicht im Vergleich zum Sommer. Sie hatte damals einige ihrer Mitarbeiter ebenfalls nach Köln kommen lassen, unter anderem ihren persönlichen Assistenten. Doch leider kamen ausnahmslos alle ums Leben.

    Petra machte sich im Nachhinein einige Vorwürfe deswegen, gab sich selber die Schuld daran. Da half es auch nichts, dass von vielen Seiten versucht wurde ihr das auszureden. Tief in ihr drin verharrte dieses Gefühl der Schuld.

    „Wollen wir uns nicht mit Singen die Zeit vertreiben?", fragte Paul in die Runde nachdem sie bereits wieder seit einer guten Stunde unterwegs waren und begann auch sogleich damit ein italienisches Lied anzustimmen, irgendetwas von Gianna Nannini, könnte aber auch von Eros Ramazzotti gewesen sein. So genau vermochte das keiner zu sagen, denn das Problem daran war, dass Paul einerseits nicht singen und andererseits auch überhaupt kein italienisch konnte. So fiel die Aussprache auch entsprechend aus und die Definition dessen, was er da von sich gab war nahezu unmöglich.

    „Oh bitte, Paul! Hör auf, das hört sich ja scheußlich an", bat Petra in einem stark genervten Tonfall und konnte sich dennoch ein Grinsen nicht verkneifen. Doch Paul ließ sich davon nicht stören, er wurde sogar noch lauter und inbrünstiger in seiner Interpretation des Songs.

    Franz und Marie schliefen auf der Matratze, die im Laderaum lag und als provisorisches Bett für die Fahrt diente, eingerahmt von dem Gepäck ringsherum, was zusätzlich den Effekt mit sich brachte, dass die Matratze nicht verrutschen konnte. Doch aufgrund des lauten Gejaules von Paul, anders konnte man es nicht bezeichnen, von Gesang zu sprechen wäre eine Beleidigung für jeden Sänger gewesen, erwachten beide nahezu gleichzeitig.

    „Was ist denn das für ein Krach?, fragte Franz halb verschlafen und mit einer gequält klingenden Stimme. „Mach doch mal jemand das Radio leiser! So bekommt man doch kein Auge zu.

    „Wenn es denn das Radio wäre", rief Petra amüsiert vom Beifahrersitz nach hinten und knuffte Paul dabei spielerisch in die Seite.

    „Hey, was ist denn? Ein bisschen Unterhaltung kann doch nicht schaden. Ihr seid doch totale Kulturbanausen." Paul griente dabei.

    „Unterhaltung? Du meinst wohl Folter. Franz streckte sich und versuchte dann die Müdigkeit aus den Augen zu reiben. „Wie weit sind wir denn jetzt? Franz setzte sich aufrecht hin und streckte sich ein weiteres Mal wobei er seine Fingergelenke knacken ließ. Marie lag immer

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