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Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten
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Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten
eBook342 Seiten3 Stunden

Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten

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Über dieses E-Book

Lassen Sie sich mitnehmen auf eine kulinarische Weltreise in 99 Kapiteln, die Sie überraschen, zum Lachen bringen und vielleicht auch das ein oder andere Mal schaudern lassen wird.

Wussten Sie, dass man in den Niederlanden "Pommes Krieg" am Imbissbüdchen bestellen kann, und in Belgien gar "ein Maschinengewehr"? Dass die Mexikaner gerne Bier mit Muschel-Tomaten-Saft und einem Schuss Chilisauce mixen? Und dass Sie auf den Philippinen, wenn Sie sich dort ein hartgekochtes Ei bestellen, etwas ziemlich Unerwartetes aus der Schale pellen werden?

Wer gerne reist und sich für fremde Landesküchen interessiert, wird dieses Buch verschlingen. Es eignet sich sowohl als Reise- wie auch als Sofalektüre. Jedes Kapitel ist unterhaltsam, leicht und trotzdem informativ geschrieben und lässt sich einfach so wegsnacken. Am Ende wird Ihre Definition von "Delikatessen" nie wieder dieselbe sein. Und Sie haben jede Menge neues unnützes Wissen für die nächste Party.

Enthält 91 Fotos und zahlreiche weiterführende Links.

Auf dem Blog der Autorin ist das eBook auch im Paket mit dem gedruckten Buch erhältlich.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum11. Apr. 2018
ISBN9783742742544
Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten

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    Buchvorschau

    Delikatessen weltweit - Julia Schoon

    Impressum

    Texte und Fotos (soweit nicht anders angegeben) 

    (c) Julia Schoon

    kontakt@julia-schoon.de

    Cover: Nina Eggemann

    Alle Rechte vorbehalten.

    1. Auflage: September 2013 als broschiertes Taschenbuch im CONBOOK Verlag.

    2. Auflage: April 2018 als eBook auf www.JaegerDesVerlorenenSchmatzes.de

    Logo Jaeger des verlorenen Schmatzes

    Vorwort

    Warum Essen manchmal psychologische Kriegsführung ist und die Autorin auf Reisen auch Stierhoden und Gammelhai probiert

    Eine Theorie besagt, jedes Land habe mindestens eine Speise, die auf jeden, der nicht dort aufgewachsen ist, seltsam oder gar abstoßend wirkt. Für die Einheimischen hingegen ist sie identitätsstiftend und eine Leckerei, die Heimat bedeutet. Auf dem Teller (oder auch im Glas) entscheidet sich sozusagen, wer dazu gehört und wer nicht.

    In früheren Zeiten war das vermutlich überlebensnotwendig, um Feinde sofort identifizieren zu können, eine Art psychologische Kriegsführung. Seit der Erfindung des Tourismus allerdings geht die Entwicklung langsam aber sicher in Richtung Unterhaltungsprogramm für Einheimische. Ich meine, wer muss nicht schmunzeln, wenn eine Busladung Japaner in Schräglage aus dem Hofbräuhaus kommt, obwohl jeder nur eine einzige Mass getrunken hat?

    Aber natürlich wollen wir im Urlaub Land und Leute kennenlernen und das geht meiner Erfahrung nach am besten beim gemeinsamen Essen und Trinken. Ich habe in Kanada »Prärieaustern« bestellt und war überrascht, dass die Stierhoden, die sich hinter dem hübschen Namen verbergen, gar nicht glibberig und noch dazu sehr appetitlich zubereitet waren. In Kirgistan habe ich so viel Fleisch vorgesetzt bekommen, wie ich normalerweise in einem Jahr nicht esse, und mein Magen, meine Nase und Zunge mussten mit so fettigem, intensiv schmeckendem Hammel zurechtkommen, dass mir anschließend sogar der Geruch unseres Schaffells zuhause eine Zeit lang Übelkeit verursachte. Ob mein Freund, der Vegetarier, es da besser getroffen hat, ist allerdings fraglich: Jedes Mal, wenn er das von unseren Gastgebern angebotene Fleisch höflich ablehnte, musste er Unmengen Wodka trinken, um seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen.

    In Island habe ich »Gammelhai« probiert, dessen Ammoniakaroma durch meine Nasennebenhöhlen fegte und meinen Kreislauf auf 180 peitschte, und plötzlich verstanden, warum diese fermentierten Fleischhappen in einem so kalten Land sogar Leben retten können.

    Viele der in diesem Buch beschriebenen Speisen habe ich selbst probiert und es werden noch einige dazukommen. Manches gibt es sogar in meiner Heimatstadt Berlin. Auf Reisen, wenn ich mit kleinem Rucksack und ohne vorher festgelegte Reiseroute für ein paar Wochen oder Monate unterwegs bin, lasse ich mir keinen Markt entgehen und liebe es, den Leuten in die Töpfe zu schauen. Dabei habe ich schon einiges entdeckt, was das Zeug zum Lieblingsessen hätte, wenn man es nur in Deutschland bekommen könnte. Mehr als einmal habe ich mich dazu überwunden, etwas zu probieren, das für mich unappetitlich oder gruselig aussah. Manchmal war ich überrascht, wie gut es schmeckte – die Hühnerfüße zum Beispiel. Anderes habe ich unter »Erfahrung« verbucht, den rohen Seeigel etwa. Ich würde allerdings nichts, das mir total widerstrebt, aus reiner Höflichkeit probieren - und da ich nicht in diplomatischer Mission unterwegs bin, muss ich das zum Glück auch nicht.

    Bei jedem verlaufen die Grenzen natürlich anders, aber wenn man sich in einer anderen Kultur bewegt, kommt man immer wieder in Situationen, die fremd sind und manchmal schwer auszuhalten. Das gilt bestimmt auch für die eine oder andere in diesem Buch vorgestellte Speise.

    Vielleicht schüttelt es Sie bei der Vorstellung, sich Buschmaden zwischen die Zähne zu schieben oder einen Schlangenblutcocktail zu kippen. Vielleicht ist es für Sie auch undenkbar, einen lebendigen Oktopus zu essen oder ein Meerschweinchen. Vielleicht ziehen Sie Ihre persönliche Grenze aber auch zwischen sich und einem Stück labbrigem Weißbrot, das mit Erdnussbutter und sehr zuckriger Marmelade bestrichen ist.

    Dieses Buch will kein Ratgeber sein. Ich sage Ihnen nicht, was Sie essen dürfen oder sollen. Diese Entscheidung liegt bei jedem selbst.

    Bewusst haben wir dieses Buch »99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten« untertitelt. Was Sie probieren möchten und was nicht, kann ich ja auch gar nicht wissen, ich kenne Sie ja nicht. Der Titel ist genauso mit Augenzwinkern zu verstehen wie jedes einzelne Kapitel.

    Ich würde mich freuen, wenn dieses Buch Sie nicht nur gut unterhält, sondern Ihnen auch den einen oder anderen Aha-Effekt schenkt und, so widersinnig das jetzt vielleicht klingen mag, hier und da beim Lesen Appetit macht. Es kommt auch nur ein einziges Mal der Vergleich »schmeckt wie Hühnchen« vor. Versprochen.

    Julia Schoon

    Berlin, im April 2018

    Gerichte für Neugierige

    1 Wenn das Essen die Zähne bleckt: Gegrillter Piranha        

    Name: Piranha, Piraña

    Region: Südamerika im Amazonas-Gebiet        

    Verzehr: Gegrillt, gekocht, gebacken

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    (c)    Lwp Kommunikacio    unter CC Lizenz

    Spätestens seit dem James Bond-Film Man lebt nur zweimal haben Piranhas ihren Ruf weg: Tier gewordene Schredder sind sie, die einen Menschen mit ihren fiesen kleinen Rasiermesserzähnen innerhalb von Sekunden mit Haut und Haar fressen können. Unvergessen die Szene, in der Bösewicht Blofeld das Bond-Girl in einen Pool mit den blutrünstigen Biestern stürzen lässt und seelenruhig seine weiße Katze krault, während es vor seinen Augen im brodelnden Wasser verschwindet. Übrig bleibt: nichts. Furchteinflößender bekam das auch der 70er-Jahre-Schocker Piranha nicht hin oder die 2010er Version Piranha 3D. Nur blutiger.        

    Schon Naturforscher Alexander von Humboldt notierte bei seiner Venezuela-Reise 1799, der Piranha falle Menschen beim Schwimmen im Fluss an und beiße Stücke von ihnen ab. 1914 schrieb Ex-Präsident Theodore Roosevelt über die brasilianische Wildnis, die er im Jahr zuvor besucht hatte, dort gebe es die grausamsten Fische der Welt. Später stellte sich heraus: Die Einheimischen wollten dem hohen Besuch etwas bieten. Einige Tage zuvor trennten sie daher ein Stück Gewässer ab, in dem die Piranhas nichts zu fressen fanden. Als sie vor den Augen Roosevelts eine tote Kuh hineinwarfen, stürzten sich die ausgehungerten Tiere natürlich darauf. Die Szene dürfte der im James-Bond-Film in nichts nachgestanden haben.        

    Umso überraschter sind Touristen, wenn sie im Südamerika-Urlaub Menschen in Gewässern baden sehen, aus denen kurz vorher jemand Piranhas geangelt hat. Wer für die nächsten Jahre der Held jeder Party sein möchte, tut es ihnen nach – neben so einer Erfahrung sehen all die Bungeespringer, Wildwasser-Rafter oder Mit-Delphinen-Schnorchler blass aus. Der eine oder andere trägt von seinem Abenteuer sogar noch eine kleine Narbe davon, die er zum Beweis vorzeigen kann.        

    Denn Piranhas mit ihrem sagenhaften Unterbiss, bei dem es jedem Kieferorthopäden sofort in den Fingern juckt, können durchaus gefährlich werden – müssen sie aber nicht, wenn man ein paar Regeln beachtet. Übrigens kann es auch in Deutschland nicht schaden, sich mit den exotischen Schuppenträgern auszukennen: Überraschte Angler haben sie nämlich auch schon aus Alster und Erft gefischt, wo sie von Aquarienbesitzern ausgesetzt wurden. Offensichtlich können sich die Tiere auch an kühlere Wassertemperaturen anpassen. In erster Linie fressen sie tote und verletzte Tiere und übernehmen damit eine wichtige Funktion als Gesundheitspolizei der Gewässer.        

    Für Südamerika gilt: Am größten ist die Gefahr einer Piranha-Attacke in der Trockenzeit, wenn der Pegel der Flüsse immer weiter sinkt und sich in den Überschwemmungsgebieten im Amazonasbecken Pools bilden, die irgendwann zu Pfützen werden. Wer nicht die Erfahrung Roosevelts machen möchte, steigt hier besser nicht ins Wasser. Außerdem sollte man nicht blutend oder in trüben Gewässern zwischen Essensresten schwimmen – zwei Vorsichtsmaßnahmen, die sicher keine allzu große Einschränkung bedeuten.        

    Und schließlich lockt es die kleinen Monster an, wenn man beim Baden kreischend herumplantscht. Oft sind es deshalb Kinder, die von Piranhas verletzt werden. Diese Neugierde der Tiere kann man sich aber beim Angeln zunutze machen: Erst schlägt man mit einem Stock aufs Wasser, dann wirft man Haken aus, an die man saftige Rindfleischstücke hängt. Je nachdem wie ausgehungert die Fische sind, muss man allerdings sehr schnell reagieren – sonst ist der Köder abrasiert, bevor man den Fang eingeholt hat.        

    Die größte Gefahr, zwischen die Zähne eines Piranhas zu geraten, besteht übrigens genau dann: Wenn man ihn vom Haken nimmt oder er mit geblecktem Gebiss und wild mit der Schwanzflosse schlagend im Boot herumhüpft. Man muss ihn aber gar nicht selbst fangen, um ihn probieren zu können: In vielen Restaurants entlang des Amazonas steht der schmackhafte Fisch, der je nach Art bis zu 40 Zentimeter groß werden kann, auf der Karte. Da er einen starken, würzigen Eigengeschmack hat, wird er oft nur mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Meist wird er im Ganzen gebraten oder gegrillt und fletscht noch auf dem Teller sein imposantes Gebiss. Leider besitzt er unangenehm viele Gräten. Man sollte ihn daher schön vorsichtig essen, denn mit der Story, wie man einmal fast an Piranha-Gräten erstickt wäre, gewinnt man beim Party-Smalltalk keinen Blumentopf.        

    2    Patatje Oorlog: Kriegserklärung an den Magen    

    Name: Patatje oorlog, Friet oorlog

    Region: Niederlande    

    Verzehr: Frisch aus der Fritteuse    

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    (c)  www.snack-nieuws.nl  unter CC Lizenz

    Blicken wir der traurigen Wahrheit ins Auge: Wir leben in einem Land der Fast-Food-Einfallslosigkeit. Offenbar setzt die Kreativität aus, wenn keine Schraube dran oder kein Motor drin ist. Pommes sind ein gutes Beispiel. Was könnte man mit diesen knusprig frittierten Kartoffelstangen, die sich nie mit zu viel Eigengeschmack in den Vordergrund drängen, alles anstellen! Stattdessen erleben wir: rot-weiße Tristesse. Oder in Jägersoße ertränkte Labberigkeit. Bestenfalls mal eine Prise Currypulver, aber auch nur als Dreingabe zur Currywurst.    

    Dabei liegt die Inspiration gleich auf der anderen Seite der Grenze, in Belgien und den Niederlanden. Gut, man könnte jetzt einwenden: Das Leben besteht nicht nur aus Mahlzeiten beim Schnellimbiss. Es gibt aber im Leben eines jeden Menschen Momente, in denen nur eine Frittierbude sofortige Bedürfnisbefriedigung bieten kann. Nach einer     Alkohol getränkten     Nacht im Club, zum Beispiel, morgens, auf dem Heimweg. Wenn nach dem Coffeeshop-Besuch der Fressflash zuschlägt. Oder wenn Ballauf und Schenk mal wieder einen Fall gelöst haben.    

    Unsere Nachbarn im Nordwesten haben in solchen Momenten die große Auswahl. Vielleicht liegt es daran, dass Pommes dort oft der Mittelpunkt einer Mahlzeit sind. Sie werden sogar derart geschätzt, dass viele Niederländer sie nicht sofort an der Snackbar herunterschlingen, sondern wie einen guten Freund zum Essen mit nach Hause nehmen. Das Geheimnis, wie man sie so lange knusprig hält, bis man am heimischen Esstisch angekommen ist, wurde dort allerdings auch noch nicht entdeckt.    

    Bestellt man Patat (bzw. Friet) saté, manchmal heißen sie auch Patat pindasaus, dann bekommt man den Traum in Gold-Gelb mit süßlich-pikanter, heißer Erdnuss-Soße. Ein Souvenir aus jener Zeit, als Indonesien eine niederländische Kolonie war. Patat speciaal peppt die bei uns so beliebten Pommes Schranke mit Curryketchup und rohen, gehackten Zwiebeln auf. Und wer etwas wirklich Spezielles möchte, bestellt eine Kombination aus beiden. Die heißt dann Patat oorlog, was man am Tresen wie »Ohrloch« aussprechen sollte, und heißt übersetzt: Pommes Krieg.    

    Warum, weiß keiner so genau. Nur, dass sich der Name in den 1980er Jahren schneller in Holland verbreitete als eine Magen-Darm-Infektion – trotz des Widerstandes, den einige Snackbar-Betreiber leisteten. Wer möchte schon ständig bei der Essensbestellung an Mord und Totschlag denken müssen? Ronald Consten, Inhaber der Frituur Reitz, dienstältester Frittiersalon der Niederlande, vermutet, der Name sei vom Aussehen der Spezialität inspiriert: »Alle Zutaten werden auf einen Haufen geschmissen – das sieht aus wie auf einem Schlachtfeld.« Vielleicht beschreibt »Pommes Krieg« aber auch das, was eine geballte Ladung Fett mit scharfer Soße und rohen Zwiebeln im Verdauungssystem anrichtet, wenn man es noch nicht auf Fast-Food-Diät umgestellt hat.    

    In Holland hat noch eine weitere Schnellimbiss-Revolution ihren Anfang genommen, und zwar in Form von Automaten, die frisch frittierte Snacks verkaufen. Diese Automatieken verbinden wirklich das Beste aus allen Welten: Man sieht, was man bekommt, und zwar lebensechter als auf jeder bebilderten Speisekarte. Niemand muss anstehen und warten – man wirft einfach Geld ein, öffnet eine Klappe und zieht den gewünschten Snack heraus. Und das Allerbeste: Die schnelle Mahlzeit wurde nicht von einer Maschine zubereitet, sondern von einem Menschen, der an den Fritteusen im hinteren Teil des Imbisses hantiert. Genial. Oder auch völlig absurd und echt eklig – heißes, fettiges Essen aus dem Automaten?! In jedem Fall aber bieten die Automatieken das perfekte Preis-Kalorien-Verhältnis weit und breit. Auf Niederländisch sagt man dazu »eten uit de muur«: Essen aus der Mauer.    

    Nicht irritieren lassen darf man sich, wenn die Patat plötzlich Patatje heißen. Der Holländer verniedlicht Namen eben gerne. Auf die Portionsgröße der »Pommes Krieg« hat das aber keinerlei Auswirkungen. Genau so wenig darauf, was nach dem Genuss der Mahlzeit möglicherweise in den Eingeweiden abgeht.    

    3 Frittierte Butter: Fettiger wird’s nimmer

    Name: Deep-fried butter

    Region: USA

    Verzehr: Heiß und fettig

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    (c) David Nestor unter CC Lizenz

    Dass man so ziemlich alles Essbare (und noch so manches mehr) frittieren kann, ist nichts Neues. Es gibt Menschen, die sich der Illusion hingeben, etwas in kochendes Fett zu werfen sei dasselbe wie kochen, und daher dieses weite Feld für den Rest der Menschheit experimentell erforschen. Ihren großen Auftritt haben sie auf nordamerikanischen Jahrmärkten, dem Himmel für Junk-Food-Jünger. Frittiertes Snickers? Selbst hierzulande schon ein alter Hut – aber einst vermutlich irgendwo in Iowa uraufgeführt. Neuere Kreationen der Heiß-und-Fettig-Fraktion, die europäische Besucher noch überraschen könnten: Käsekuchen und Cola aus der Fritteuse.    

    Wie um alles in der Welt frittiert man ein Getränk? Eigentlich egal. Die Frage müsste lauten: Warum?!    

    Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Barbara J. Rolls von der Pennsylvania State University liefert nun eine überraschende Erklärung für das Essverhalten ihrer Landsleute: Sie seien alle unglaublich gestresst und wollten sich etwas gönnen, glaubt sie – erklärt jedoch nicht, warum gerade schlechtes Essen eine Belohnung darstellt. Das Zentrum im Gehirn, das bei zu viel Fett und Zucker Alarm schlägt, hat bei jenen Menschen vermutlich längst den Betrieb eingestellt. Derartige Reflexe in den Griff zu bekommen, sei schwierig, glaubt die Forscherin, denn heutzutage wüssten viele Menschen nicht, ob sie im nächsten Monat überhaupt noch einen Job haben. Da interessiere es natürlich weniger, ob das, was sie essen, für sie in fünf oder zehn Jahren schädlich sei.    

    Abel Gonzales Jr. aus Dallas gebührt die Ehre, das wohl öligste, zuckrigste Essen auf diesem Planeten erfunden zu haben: Frittierte Butter. Fett, das man in flüssigem Fett erhitzt? Darauf muss man erst mal kommen. Natürlich wäre es echt eklig, einfach so in ein Stück Butter zu beißen. Daher spießt man einen 60-Gramm-Brocken (gerne auch mehr) auf ein Stäbchen und taucht ihn in einen Teig, bevor er drei Minuten lang brutzelt. Das Ergebnis: Frittierter Teig, der nicht nur außen, sondern auch innen vor Fett trieft. Die Butter schmilzt natürlich und läuft einem beim Reinbeißen über Kinn und Hände. Mit seinem Originalrezept, für das der texanische Arterien-Killer vier Geschmacksrichtungen erdachte (Natur, Knoblauch, Kirsche und Traube), gewann er 2009 auf dem State Fair in Texas den 1. Preis in der Kategorie »Kreatives Essen«.    

    Auf Jahrmärkten quer durch die USA und auch in Kanada wurde das Rezept seitdem begeistert adaptiert. Eine Frittierbude auf der State Fair in Iowa (deren Maskottchen seit über 100 Jahren eine lebensgroße, aus Butter gearbeitete Kuh-Skulptur ist) verfeinerte den Herzinfarkt-Lutscher um einen Zimtteig, der nach dem Ölbad mit einer süßen Soße übergossen wird, Schoko zum Beispiel. Auf Wunsch gibt es Schlagsahne dazu.    

    Das Problem sei gar nicht die Butter, meinte eine Kundin aufklären zu müssen, sondern der Teig drum herum – wegen der Kohlenhydrate. Für diejenigen, die trotzdem ihren Fettkonsum reduzieren möchten, wird es bestimmt bald auch »diet«-deep-fried butter geben. Die hat dann pro Portion wahrscheinlich nur noch 500 statt 1.000 Kalorien.

    4 Marmite: Geteerter Toast zum Frühstück

    Name: Marmite, Vegemite

    Region: England, Neuseeland, Australien

    Verzehr: Auf Toast gestrichen

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    (c)    Jäger des verlorenen Schmatzes

    Typischer Anfängerfehler: Beim Frühstück in England, Neuseeland oder Australien nach dem Glas mit dem fröhlichen gelben Etikett greifen und die zähe, schwarzbraune Paste darin allzu üppig aufs Toast schmieren – das hier ist schließlich keine Marmelade und kein Nutella! Und dann auch noch enthusiastisch hineinbeißen, schließlich will man den freundlichen Briten, sympathischen Neuseeländer oder lässigen Australier nicht enttäuschen, der hier gerade seine Kindheitserinnerungen und seinen allerliebsten Frühstücksaufstrich mit einem teilt. Ein bis zwei Sekunden später, wenn der unerwartete, intensive Geschmack nach Brühwürfeln sich auf der Zunge breit macht, rutscht den meisten Marmite-Neulingen das Gesicht aus und nur die Tapfersten schaffen es, den Bissen höflich herunterzuschlucken. Der sympathische Kiwi oder lässige Aussie schaut derweil mitfühlend. Oder prustet los – auch die millionste Live-Wiederholung von »ahnungsloser Tourist probiert Marmite« scheint brüllend komisch zu sein.                

    Beleidigt ist er hingegen selten, denn

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