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Marlene – Zeit der Vergebung
Marlene – Zeit der Vergebung
Marlene – Zeit der Vergebung
eBook399 Seiten5 Stunden

Marlene – Zeit der Vergebung

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Über dieses E-Book

Eine deutsche Frau, ein amerikanischer Jude, eine leidenschaftliche Liebe – ist sie stark genug, um Schuld und Leid zu überwinden?

Das Leben von Marlene verläuft in ruhigen Bahnen. Sie lebt in einer bezahlten Eigentumswohnung im Frankfurter Westend, ist mit ihrer Arbeit zufrieden und tritt gelegentlich als Sängerin in Bars auf. Sie hat Freundinnen, mit denen sie zum Lunchen und Joggen geht, und einen netten Kerl, der ihren Computer zum Laufen bringt und mit ihr schläft.
Nach einem beunruhigenden Anruf ihrer Tochter Lisa aus New York beschließt sie spontan, ihre Komfortzone zu verlassen und nach New York zu fliegen. Marlene ahnt nicht, dass diese Reise sie mit ihrer Vergangenheit konfrontieren wird. Ihre leidenschaftliche Liebe zu David aus ihrer Zeit in Vermont wird plötzlich wieder lebendig, und Marlene muss sich entscheiden, wie sie damit umgeht.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Apr. 2017
ISBN9783742790835
Marlene – Zeit der Vergebung

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    Buchvorschau

    Marlene – Zeit der Vergebung - Anette Dilger

    Sam − Anruf aus New York

    Bild 1

    Marlene – Zeit der Vergebung

    Roman

    von Anette Dilger

    Copyright © Goldfischverlag 2016 Anette Dilger

    All rights reserved.

    Alle Rechte vorbehalten.

    ISBN 978-3-9817903-2-0

    Für

    David und seine Familie

    Denn steinerne Grenzen können Liebe nicht

    fernhalten,

    und was Liebe kann, das wagt Liebe zu versuchen.

    Romeo und Julia von William Shakespeare

    Inhalt

    21. März

    „Mom, ich werde heiraten."

    Der Satz knisterte durchs Telefon.

    „Lisa, bist du das?", murmelte Marlene, setzte sich schlaftrunken im Bett auf und hielt ihr Handy ganz fest ans Ohr gepresst, als würde das helfen, eine bessere Verbindung herzustellen. Es war erst sechs Uhr morgens und nicht ihre bevorzugte Uhrzeit, vor allem nicht, wenn sie wie gestern einen Auftritt hatte und erst gegen drei Uhr morgens erschöpft ins Bett gefallen war. Sie hatte vergessen, ihr Handy auszuschalten, das bei ihr auf dem Nachttisch lag.

    „Sorry, Mom, habe ich dich geweckt?" Lisa kannte natürlich die Morgenmuffligkeit ihrer Mutter, aber ihr Freund hatte ihr gerade einen Antrag gemacht, den sie angenommen hatte. Ihre Freude darüber war so übermächtig, dass sie vergaß, dass sie in New York war und ihre Mutter in Frankfurt. Sechs Stunden Zeitunterschied, etwa 6.202 Kilometer Luftlinie, der Atlantik und die verschiedenen Kulturen trennten sie.

    „Süße, was erzählst du mir da, du wirst heiraten? Hast du dich mit Frank wieder versöhnt?" Marlene war irritiert. Ihre Tochter Lisa hatte sich erst vor vier Monaten von ihrem langjährigen Freund getrennt, was Marlene im Übrigen sehr begrüßt und, wie sie es immer tat, auch ganz offen gezeigt hatte.

    Lisa, die mitten in der Nacht aus der gemeinsamen Wohnung im Nordend zur Wohnung der Mutter ins Westend gelaufen kam und sich der verschlafenen Marlene schluchzend in die Arme geworfen hatte, wurde liebevoll gestreichelt und mit den Worten getröstet: „Das hast du prima gemacht, es ist die richtige Entscheidung, ich freue mich so für dich." Die Tränen, die Marlene dabei vergoss, waren Freudentränen. Es tat ihr zwar leid, dass die Beziehung zerbrach, aber für Lisa war dies das Allerbeste, da war sich Marlene ganz sicher. Lisa hatte zwei Wochen später eine Stelle bei der Deutschen Bank in New York angenommen, die sie fast schon abgesagt hatte wegen Frank, der nicht wollte, dass sie ging.

    „Mom, er ist so süß, ich bin total verliebt, und er heißt Sam."

    „Wieso Sam?" Marlene begriff es nicht. Seit ihre Tochter in New York war, hatten sie doch einige Male telefoniert. Von einem Sam war nie die Rede gewesen. Wer war dieser Sam, und wieso wollten die beiden so schnell heiraten?

    „Mom, ich melde mich später, wir müssen los, Sam hat den Fahrer schon gerufen, ich erkläre dir alles später. Marlene wollte gerade noch nachfragen, doch Lisa hielt das Handy etwas ab und sprach zu jemand anderem: „Honey, I’m coming in a second.

    „Freust du dich denn für mich, Mom?" Lisas Stimme klang nun auffordernd und etwas unsicher.

    „Meine Süße, wenn du glücklich bist, bin ich es auch!" Das war mit Sicherheit der diplomatischste Satz, den man von Marlene zu dieser frühen Morgenstunde erwarten konnte.

    Ihre Tochter erwiderte hastig: „Mom, ich liebe dich, du bist die Beste, ciao", und bevor Marlene sagen konnte, dass sie ihre Tochter ebenfalls liebe, hatte Lisa aufgelegt. Die Idee, sich herumzudrehen und nochmals einzuschlafen, verwarf Marlene sofort. An Schlaf war nicht zu denken, denn obwohl es Samstag war und sie frei hatte, war sie jetzt hellwach.

    Wer war dieser Sam, und wo kam er so plötzlich her? War er Amerikaner, weiß oder farbig oder ein Puerto-Ricaner oder ein Deutscher …? Lisa hatte doch kurz englisch gesprochen, oder? Marlene war sich jetzt nicht mehr sicher, was genau sie gehört hatte. Aber „Sam hatte sie sicher gehört und „heiraten auch! Nachdenklich öffnete Marlene die Flügeltüren ihres Schlafzimmers und ging den Flur entlang zur Küche. Tee, sie brauchte jetzt dringend einen Tee! Als sie den ersten großen Schluck Earl Grey aus ihrer Lieblingstasse genommen hatte, fing ihr Gehirn wieder an zu arbeiten. Lisa, ihr Lieschen, war doch immer für eine Überraschung gut. Sie hatte sich doch erst vor Kurzem von Frank getrennt, nach vier Jahren.

    Nach zu vielen Jahren, wie Marlene feststellte, denn sie hatte sich immer schrecklich gelangweilt in seiner Gegenwart, und diese konnte sie schließlich nicht ignorieren bei wiederkehrenden Geburtstagen, Weihnachten oder anderen Anlässen, zu denen die Tochter ihren Freund mitbrachte. Während sie ihren Tee trank, überlegte Marlene, was ihr eigentlich an Frank nicht gefallen hatte. Er sah gut aus, war sportlich, eloquent und sehr erfolgreich. Mit nur 35 Jahren wurde er als jüngster Partner in der angesehenen Kanzlei Allen & Overy aufgenommen. Frank war der Sonnyboy der Anwaltsszene. Er war intelligent und gebildet und verdiente, obwohl er noch so jung war, schon ein Vermögen. Lisas Freundinnen beneideten sie um ihren hübschen blonden Vorzeigefreund, der ihr fantastische Reisen in die Karibik, nach Südamerika und nach Thailand ermöglichte. Natürlich immer in Luxushotels, fünf Sterne, darunter ging es nicht. Auch Marlenes Freundinnen beneideten Marlene um ihren zukünftigen Schwiegersohn, denn dass die beiden heiraten würden, stand für alle fest. Nur Marlene hoffte immer, dass ihre Tochter sehen würde, was sie in Frank sah: einen eiskalten, berechnenden, selbstgefälligen Mann, der ihre Tochter nicht wirklich liebte, sondern sich mit ihr schmücken wollte.

    Lisa passte in die Sammlung der Trophäen, die es als künftiger Staranwalt der Szene in Frankfurt zu erobern galt. Mit Lisa konnte man sich sehen lassen. Sie war bildhübsch, hatte lange blonde Haare, blaue Augen, eine sportlich-zierliche Figur und sah mit ihren 25 Jahren damals aus wie das blühende Leben. Außerdem war sie blitzgescheit und hatte nach ihrem Master in Finance in Frankfurt sofort eine sehr gute Stelle bei der Deutschen Bank bekommen, im Investmentbereich. Alles war auf Erfolgskurs getrimmt, und als sie den smarten Frank an Land zog, schien ihr Glück vollkommen zu sein. Aber das konnte die Mutter nicht täuschen. Lisa war nicht glücklich. Marlene sah, wie die Heiterkeit ihrer Tochter mehr und mehr nachließ, je länger sie mit Frank zusammen war. Aus der fröhlichen jungen Frau wurde eine zurückhaltende, die nur noch selten lachte.

    Was Marlene anfangs sehr irritiert hatte, war, dass Frank große Ähnlichkeit mit Kai hatte. Nicht nur äußerlich, mit blonden Haaren, blauen Augen und dem schlanken, sportlich durchtrainierten Körper, auch die Art und Weise, wie die beiden mit den Menschen in ihrer Umgebung umgingen, ähnelte sich: halb herablassend, halb belustigend, und den anderen zumeist das Gefühl gebend, unterlegen zu sein.

    Mit Frank schien Kai von den Toten wiederauf-

    erstanden zu sein. Ihr Mann Kai war vor 26 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und obwohl die Umstände damals furchtbar waren und sie geschockt war, dass Kai so plötzlich aus ihrem Leben gerissen wurde, spürte sie schnell eine Erleichterung, ihn nicht mehr in ihrem Leben zu haben. Lisa war damals erst dreieinhalb Jahre alt, und es schien für das kleine Mädchen nur ein „mäßiger Verlust" zu sein, so lautete jedenfalls das abschließende Ergebnis der Kinderpsychologin, die Marlene auf Anraten ihrer Freundinnen engagiert hatte. Natürlich privat, für einen Kassenplatz hätte sie zu lange warten müssen. Lisa malte bei der Psychologin viel, hauptsächlich Tiere, vor allem Hunde, denn sie wünschte sich sehnlichst einen Hund, und summte Kinderlieder dabei. Sie war stets ausgeglichen und gut gelaunt, sodass die Psychologin, die ehrlich war, mit Lisa nicht reich wurde. Sie sagte Marlene bereits nach fünf Stunden, dass Lisa nicht wiederzukommen bräuchte. Gern hätte Marlene Lisa dort wieder hingeschickt, als sie vor vier Jahren mit Frank auftauchte, aber da war Lisa schon 25 Jahre alt und erwachsen und die Psychologin arbeitete auch nicht mehr als Kinderpsychologin, sondern schrieb Kinderbücher, die sie selbst illustrierte … oder waren es die Bilder ihrer damaligen Schützlinge?

    Sam. Marlene wusste nicht, wie sie es anstellen sollte, um weitere Informationen über ihren künftigen Schwiegersohn zu bekommen. Bei Lisa war es gerade mal ein Uhr früh, und bis ihre Tochter sie wieder anrufen würde, würden mindestens sechs bis acht Stunden vergehen. Sie könnte Lisas Freundin Amanda anrufen, doch auch diesen Gedanken schob sie beiseite. Erstens war es zu früh, und zweitens würde es merkwürdig wirken, wenn sie bei Lisas bester Freundin anrief, um sich über ihren künftigen Schwiegersohn zu erkundigen. Googeln machte auch keinen Sinn, aber Marlene probierte es trotzdem: Bei „Sam + New York kam nur „Uncle Sam, ein Bekleidungs-Shop und eine Pizza namens „Sam". Ob er ein Pizzabäcker war? Sie würde das Rätsel in den nächsten sechs bis acht Stunden nicht lösen können, also versuchte sie sich abzulenken und nahm sich den neuen Roman Avenue of Mysteries von ihrem Lieblingsautor John Irving vor. Das 480 Seiten dicke Buch hatte sie sich zwar für die Osterferien aufsparen wollen und die begannen erst in einer Woche, aber sie musste sich jetzt ablenken. Sie kam ganze zwei Seiten weit …Sam … schoss es ihr wieder durch den Kopf.

    Das war wieder typisch für Lisa, dachte Marlene nun etwas ärgerlich, ihre Tochter war immer im Zeitdruck, rief stets kurz vor Terminen an oder dazwischen, sodass für mehr als ein paar kryptische Sätze keine Zeit war. Außerdem sprach Lisa meistens so schnell, dass bei der Mutter nur die Hälfte ankam. Auch in Frankfurt hatte sie nicht viel mehr ein WhatsApp-Leben ihrer Tochter mitbekommen, wenn sie sie nicht ab und zu zum Lunch getroffen oder sie zu ihren berühmten Bioburgern am Wochenende eingeladen hätte. Marlene nutzte zwar auch ab und an WhatsApp, vor allem um Fotos auszutauschen war es sehr praktisch, aber manchmal schien ihr dieses neue Kommunikationszeug auch mehr Schaden anzurichten, als nützlich zu sein.

    Mit ihren 51 Jahren versuchte Marlene schon noch, mit der Zeit zu gehen, ob es Mode war oder ein neues Apple-Modell herauskam mit den neuesten technischen Errungenschaften. In Tom, der eigentlich Thomas hieß, hatte sie auch einen „Bekannten, der ihr geduldig diese „neue Welt erklärte und ihr Nachhilfe gab, wenn sie damit nicht zurechtkam oder ein technisches Problem hatte. Wenn Marlene ihn mal wieder mal verzweifelt anrief, weil Safari nicht ging oder ihre Mails wie eingefroren waren, lautete sein Rat oft: „Hast du schon den Computer aus- und wieder angeschaltet?" Meistens war das schon ausreichend, damit wieder alles funktionierte.

    Manchmal musste sie warten, bis er abends nach der Arbeit zu ihr kam, um das Problem zu lösen. Im Gegenzug backte sie ihm Käsekuchen und schlief mit ihm. Ihre Freundin Karin bezeichnete Tom etwas gehässig als Marlenes „Fuck-Buddy, was nicht ganz zutreffend war, aber auch nicht völlig danebenlag. Sie mochte Tom sehr, und er betete sie an. Sicherlich könnte das Ganze auch zur „normalen Beziehung werden mit gemeinsamer Wohnung, gemeinsam verbrachten Urlauben und zusammen gefeierten Geburtstagen, aber das wollte Marlene nicht. Sie war mit dem Verhältnis, dass sie mit Tom seit fünf Jahren hatte, sehr zufrieden. Der Sex war auch toll, wenn sie sich sahen, weil sie mal wieder ein Computerproblem hatte, was zwei- oder dreimal die Woche vorkommen konnte. Damit lag Marlene im Schnitt deutlich höher als ihre Freundinnen mit „normalen" Langzeitbeziehungen, die nur wöchentlich einmal oder auch nur alle vierzehn Tage den Matratzensport mit ihren Ehemännern ausübten.

    Tom hatte WhatsApp auf ihr iPhone 5 heruntergeladen und ihr gezeigt, wie sie Fotos hochladen und diese dann verschicken konnte. Das war sehr praktisch, aber Marlene legte nach wie vor Wert auf eine zwischenmenschliche Kommunikation, die sie als „unplugged bezeichnete. Entweder telefonierte sie mit ihren Freundinnen, oder sie versuchte, sich zum Lunch oder Dinner zu verabreden oder auf einen schnellen Kaffee. Umso mehr überraschte es Marlene, als ihre Freundin Karin vor Kurzem erzählte, dass sie sich von ihrem neuen Freund getrennt hatte, und das alles wegen einer WhatsApp-Nachricht. Karin hatte eine Verabredung mit ihrem neuen Freund per WhatsApp abgesagt mit den Worten: „Lieber Peter, ich habe Kopfschmerzen und ich bekomme eine Erkältung und will dich nicht anstecken. Ich glaube, es ist besser, wenn ich heute Abend allein bin, Kuss Karin.

    „Wie, und das war’s?", fragte Marlene Karin ungläubig,

    „Ja, er hat sich nicht mehr gemeldet."

    Hatte er diese WhatsApp nicht bekommen? Unwahrscheinlich. WhatsApp gehörte zu den ausgeklügelten Apps, die darüber Aufschluss gaben, ob der Empfänger die Nachricht erhalten hatte; das sah man an dem doppelten Häkchen, das hinter der versandten Nachricht erschien. Karins Nachricht hatte zwei Häkchen. Der Einwand von Marlene, er könne im Krankenhaus liegen oder entführt worden sein, ließ Karin nicht gelten. Nein, Peter war wohl beleidigt und wollte nicht antworten.

    „Ja, aber du liebst ihn doch!, warf Marlene ein, denn die Freundin hatte ihr drei Monate täglich von diesem „Superman Peter vorgeschwärmt. Marlene, die Peter auch mal kennenlernen durfte, konnte sein gutes Aussehen und seinen sprühenden Charme bestätigen. Es blieb bei dieser einen WhatsApp; umso erstaunlicher, dass Karin weiterhin so stur blieb und sogar den gemeinsamen und schon bezahlten Urlaub verstreichen ließ, nur um ihr WhatsApp-Recht zu haben. Die Koordination der Übergabe des Rasierapparates und des Wohnungsschlüssels erfolgte zwei Wochen später dann auch per WhatsApp.

    Diese WhatsApp hatte die gewaltige Sprengkraft gehabt, einen riesigen, unüberwindlichen Graben zwischen zwei liebenden Herzen aufzureißen. Marlene verwarf daher sofort die Idee, die Tochter per WhatsApp in New York zu erreichen. Mehr kryptische Sam-Nachrichten konnte sie heute früh nicht ertragen. Sie entschloss sich, eine Runde zu joggen.

    Sollte sie ausnahmsweise Tom fragen, sie zu begleiten? Er war ein Frühaufsteher, aber vielleicht konnte das gemeinsame Laufen im Gegensatz zu den routinierten Computer- und Sextreffen von Tom falsch verstanden werden. Marlene wollte ihm keinesfalls Hoffnungen machen, dass mehr aus der Beziehung werden könnte. Da sie keine ihrer Freundinnen so früh anrufen wollte, es war zwar schon acht, aber für einen Samstag immer noch zu früh, beschloss sie, allein zum Joggen zu gehen. Sie zog sich ihre Laufsachen an und wollte gerade in Richtung Grüneburgpark loslaufen, als sie es sich anders überlegte und sich den Autoschlüssel schnappte. Sie würde nach Kronberg fahren. Dort hatte sie früher gelebt und war viel in den Wäldern gelaufen. Sie musste ja mindestens sechs bis acht Stunden überbrücken, Zeit genug, um hin- und herzufahren und eine Stunde zu laufen, um in den herrlichen Wäldern des Taunus den Kopf frei zu bekommen.

    Marlene parkte ihren grünen Mini ganz oben auf dem Parkplatz des Waldschwimmbads und schaute in den Rückspiegel. Sie erschrak etwas, als sie ihr müdes Gesicht sah. Marlene, du bist eben keine zwanzig mehr, dachte sie bei sich. Mit nur drei Stunden Schlaf musste sie der Schönheit Tribut zollen. Sie band ihr dichtes, dickes kastanienrotes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, schnürte ihre Laufschuhe fest und stieg aus. Kurz überlegte sie, ob sie doch lieber umkehren sollte und ins Café Merci zum Berliner Platz fahren. Vielleicht könnte sie ja ihre Freundin Anna bewegen, mit ihr zu frühstücken? Die Arme war Maklerin und gewohnt, jeden Samstag zu arbeiten. Sie kannte Anna Goldmann erst drei Jahre, aber zwischen den Frauen hatte sich eine nette Freundschaft entwickelt. Anna hatte vor drei Jahren das Haus von Marlene verkauft, und zwar sehr gut. Sie hatte viel mehr erzielen können, als Marlene für möglich gehalten hatte. Die Käufer, eine Familie aus München, freuten sich ebenfalls, in das schöne Haus in der Parkstraße einziehen zu können. Karin hatte ihr die Maklerin empfohlen und ihr dringend abgeraten, mit den Maklern von Drängl & Melkers oder, noch schlimmer, mit denen „von Geiß zu verkaufen. Als Scheidungsanwältin erfuhr Karin von ihren Mandanten, welchen Ärger ein Hausverkauf verursachen konnte, wenn nicht sauber gearbeitet wurde.

    „Anna Goldmann ist da eine ganz andere Kategorie!", hatte ihr die Freundin vorgeschwärmt. Das Auftreten und die professionelle Art von Anna hatten Marlene damals sofort überzeugt, und sie war froh, eine so gute und ehrliche Maklerin an ihrer Seite zu haben. Emotional hatte sie mit dem Haus schon vor langer Zeit abgeschlossen, als sie zwei Jahre nach Kais Tod mit der kleinen Lisa nach Frankfurt gezogen war. Sie hatte das Haus zunächst vermietet und auch immer nette Mieter finden können. Als die letzten Mieter, eine Familie Jackson, nach fünf Jahren den Mietvertrag kündigten, weil sie zurück nach Chicago gingen, sah Marlene eine gute Gelegenheit, das Haus zu verkaufen, zumal der Markt seit der Finanzkrise 2009 enorm angezogen hatte.

    Ihre Entscheidung, dass sie weiterhin in Frankfurt leben wollte, stand schon lange fest. Zwar war es für sie etwas weiter, um zur International School in Oberursel zu gelangen, wo sie Deutsch und Musik unterrichtete, aber die S-Bahn-Verbindung war gut, und sie tauschte die Zeit gern gegen das lebendige Großstadtfeeling in Frankfurt ein. In Kronberg hatte sie sich immer etwas eingeengt und beobachtet gefühlt. In der Grundschule war sie als alleinerziehende Mutter eher eine Exotin und wurde von den anderen Frauen gemieden, die in der attraktiven Single Lady eine Gefahr für ihre gelangweilten Ehemänner sahen und sie daher besser auf Abstand hielten. Marlene mochte Kronberg sehr, diese grüne Oase im Norden von Frankfurt, mit den vielen schönen Häusern, dem idyllischen Park, den blühenden Obstwiesen und der lieblichen Altstadt, aber sie konnte sich nicht mehr vorstellen, hier zu wohnen. Frankfurt bot ihr alles, was sie für ihren Lebensstil schätzte.

    Von einem Teil des Geldes, das sie durch den Hausverkauf erzielt hatte, kaufte sie eine attraktive Eigentumswohnung im Westend und ließ diese aufwendig sanieren. Marlene fühlte sich in der 140-Quadratmeter-Luxuswohnung mit großem Südwestbalkon sehr wohl.

    Ja, sie würde Anna anrufen, vielleicht hätte sie ja Zeit. Gern würde sie auch zu Annas neuem Büro in der Altstadt kommen, das kannte sie noch nicht. Das wäre besser, als sich im Jogging-Outfit im Merci zu treffen. Sie wusste, dass die Kronberger Ladies immer sehr gut gekleidet waren, und das auch schon früh morgens.

    „Marlene, was für eine nette Überraschung, wie geht es dir?"

    „Gut, ich stehe gerade am Waldschwimmbad und wollte statt zu joggen lieber einen Kaffee mit dir trinken. Hättest du Lust, mich zu treffen?"

    Die Freundin lachte: „Lust schon, sogar sehr, aber so schnell schaffe ich das nicht. Wir sind gerade auf Mallorca, wir haben doch hier ein Boot liegen, und Patrick ist echt nicht zu bremsen, so happy und begeistert ist er. Wir sind schon diesen Freitag vor Ostern geflogen und bleiben insgesamt drei Wochen. Es ist traumhaft hier und richtig warm in der Sonne. Hast du nicht Lust vorbeizukommen, wir haben genügend Platz auf dem Boot, und es wäre doch nett … was meinst du? Tom kannst du auch gern mitbringen, er würde sich sicher super mit Patrick verstehen, der ist doch auch so ein Hightech-Freak. Marlene, das glaubst du echt nicht! Patrick hat doch tatsächlich in dieses Boot eine Fernsteuerung einbauen lassen. Jetzt kann er ganz leicht mit zwei Fingern, mit dieser Fernbedienung, den riesigen Kahn steuern, echt abgefahren!"

    Marlene freute sich für Anna, sie war sehr glücklich mit ihrem Patrick. Von dem Boot hatte Anna ihr schon vorgeschwärmt. Es wäre einen nette Idee, dort Ostern zu verbringen, aber ob sie Tom mitbringen wollte, wusste sie nicht. Und so eng mit einem frischverliebten Paar ein paar Ferientage zu verbringen schien ihr nicht passend zu sein.

    „Das ist ja eine nette Einladung, vielen Dank, Anna, aber ich glaube, ich muss meine Tochter in New York besuchen."

    Anna kicherte. „Ach, du Arme, das tut mir leid für dich, dass du da hin musst, New York ist ja auch nicht schlecht zu Ostern."

    Hatte Marlene wirklich „muss" gesagt? Es war sicher ihrer Müdigkeit zu verdanken, dass sie nicht ganz klar im Kopf war … oder war es dieser Sam? Mist, an den wollte sie doch gerade nicht denken.

    „Dann lass uns aber gleich nach den Osterferien treffen, ich lade dich zum Dinner ins Lucullus ein, das heißt ja inzwischen Mangia, ist aber auch noch gut, und zeig dir mein neues Büro, es ist richtig schön geworden."

    Für die selbständige Maklerin war es nicht leicht gewesen, sich gegen die großen und etablierten Maklerhäuser in Kronberg durchzusetzen. Aber sie hatte Erfolg, und das sprach sich herum. Manche Objekte nahm Anna schon nicht mehr an, weil sie sich um alle ihre Immobilien professionell und mit viel Herzblut kümmern wollte. Außerdem musste die Chemie mit dem Eigentümer stimmen, und es war wichtig, dass sie auch keine überzogenen Kaufpreisvorstellungen hatten. Denn so gut und erfolgreich Anna auch war, hexen konnte sie nicht.

    „Prima, so machen wir das, melde dich einfach bei mir, wenn du wieder zurück bist, und immer gut eincremen, die Sonne hat ja dort schon enorme Kraft. Bis bald, meine Liebe." Das war wieder typisch für Marlene, sie bemutterte alle in ihrer Umgebung.

    „Bis bald! Und viel Spaß in New York und grüß Lisa von mir!"

    Marlene entschloss sich dann doch, ihr ursprüngliches Vorhaben, den Waldlauf, in Angriff zu nehmen, und lief vom Parkplatz in Richtung Bürgelstollen und dann weiter zu den Hünerbergwiesen. Die Wolken hatte sich inzwischen etwas aufgelockert. Vereinzelte Sonnenstrahlen bahnten sich den Weg durch die Baumwipfel und tauchten den noch matschigen Waldweg in sanftes Licht. Es war Frühlingsanfang in Hessen, gerade mal acht Grad, und das sollte schon Anlass zur Freude geben. Marlene wäre jetzt auch gern tausend Kilometer weiter südlich gewesen wie ihre Freundin, die es sich auf Mallorca gut gehen ließ, und hätte der Sonne auf dem 39. Breitengrad zugelächelt.

    Nach etwa zehn Minuten erreichte sie einen kleinen Bach, als ein großer Falke mit seinen weiten Schwingen direkt auf sie zuflog. Abrupt blieb sie stehen, doch das Tier schenkte ihr keine Beachtung und schwebte majestätisch über sie hinweg. Marlene schaut dem Falken nach. Obwohl es nicht selten war, einen solchen Falken in den Kronberger Wäldern anzutreffen, konnte sich Marlene bisher nur an eine Begegnung mit dem großen Vogel erinnern. Es war sehr lange her, und damals hatte sie im Nachhinein den Vogels als eine Art Boten gesehen, der einen Wendepunkt in ihrem Leben markierte. Sie riss sich aus ihren Gedanken, lief weiter über die Hünerbergwiesen bergab zum Franzoseneck und dann wieder zurück Richtung Parkplatz. Kurz vor dem Forsthaus musste sie langsamer gehen. Sie war erschöpft und müde.

    Zu Hause in ihrer Wohnung angekommen duschte sie ausgiebig und überlegte, dass es um halb zwölf zu spät zum Frühstücken, aber zu früh für ein Mittagessen war. Sie hatte aber Hunger, und ein grünes Smoothie, das sie sonst immer morgens trank, würde ihr jetzt nicht reichen. Sie brauchte Kohlehydrate, und zwar rasch. Sie entschied sich für Spagetti mit Knoblauch und Peperoncinis, das ging schnell, und sie hatte die Zutaten immer im Haus. „Nudeln machen glücklich, Marlenchen", hatte ihre Großmutter Nonna immer lächelnd zu ihr gesagt, wenn sie als Kind in der Küche herumsprang, während die Großmutter kochte.

    Nur Tom, den würde sie dann heute nicht mehr treffen wollen, es sei denn, sie schickte ihn vorher zum Döner, ansonsten wäre sie sicher nur mit Atemschutz zu genießen. Aber sie hatte momentan kein Computerproblem und auch keine Lust auf Sex. Sie würde sich nach dem Essen hinlegen, um dann hoffentlich bald den ersehnten Anruf der Tochter zu bekommen.

    Mit großem Appetit aß sie die ganze Portion auf. Noch immer hatte sie es sich nicht abgewöhnt, für mindestens zwei Leute zu kochen, obwohl Lisa schon vor sechs Jahren ausgezogen war.

    Ihr Handy klingelte.

    „Lisa?"

    „Nein, Marlene, hier ist Tom, alles okay bei dir?" Tom wunderte sich, dass sie so aufgeregt erschien.

    „Ja, alles bestens, und bei dir?" Marlene hoffte, er würde nicht fragen, ob sie sich heute treffen wollten.

    „Soll ich dich nachher abholen, oder kommst du direkt in die Bar?"

    Mist, sie hatte vergessen, dass sie heute Abend noch einen Auftritt hatte, und das mit den vielen Spagetti und Knoblauch im Bauch.

    „Das wäre nett, wann kommst du?"

    „So gegen acht Uhr, das erste Set beginnt um neun. Dann haben wir noch genügend Zeit, um aufzubauen, okay?"

    „Prima, du bist ein Schatz, bis später."

    „Ciao, Bella!"

    Es war ihr vollkommen entfallen, dass sie heute Abend in der Casablancabar spielen musste. An sich war Marlene immer sehr froh, wenn sie ein Engagement hatte, sie liebte es, auf der Bühne zu stehen und zu singen oder auch Saxophon zu spielen, aber heute war sie nicht in Stimmung. Außerdem hatte sie schon gestern einen Auftritt gehabt, bei einer privaten Veranstaltung in einer riesigen modernen Villa in Bad Homburg. Ein runder Geburtstag mit achtzig Leuten. Nur Tom zuliebe hatte sie dem Engagement heute zugesagt.

    Tom hatte sich in den letzten Jahren zunehmend um die PR ihrer Band gekümmert und schaute, dass sie genügend Auftritte bekamen. Der Barmanager wollte unbedingt, dass ein „Blickfang" dabei war. Zum Glück hatte Tom ihr das aber anders verkauft. Er hatte Marlene gesagt, dass sie großen Wert auf eine gute Sängerin legten und sie deshalb bräuchten. Hätte Marlene gewusst, dass sie nur Zierwerk sein sollte, hätte sie sowieso keine Lust gehabt zu kommen. Sie hasste es, wenn sie nur aufgrund ihres Aussehens und nicht wegen ihrer künstlerischen Leistung engagiert werden sollte. Singen wollte sie heute jedenfalls nicht, sie würde die Stücke so auswählen, dass sie nur Saxophon spielen müsste. Das konnte sie auch mal routinemäßig abspielen, und da sie sowieso nicht so gut Saxophon spielte, würde auch keiner den Unterscheid merken.

    Ihr Vater, der ein sehr guter Saxophonist gewesen war, hatte es ihr als Kind beigebracht. Sie mochte das Instrument sehr gern, und jedes Mal, wenn sie spielte, wurden schöne Kindheitserinnerungen wach. Aber obwohl sie es beherrschte, konnte sie nie die Seele in das Instrument zaubern, wie sie es mit ihrer Stimme schaffte. Trotzdem hoffte sie, heute nicht singen zu müssen. Die Band Moonlight würde heute mit einer sehr müden und zerstreuten Lilli-Marlene spielen müssen.

    Gespräch mit Lisa

    21. März

    „Was macht denn dein Sam beruflich?", wollte Marlene wissen und wunderte sich, dass Lisa es nicht von allein erzählte.

    „Er ist Musiker … Mom, bist du noch da?", fragte Lisa, da Marlene schwieg.

    „Musiker", wiederholte Marlene und sie dachte: Hoffentlich kein brotloser Musiker! Sag jetzt bloß nichts Falsches, Marlene, sprach sie zu sich selbst. Sie hatte das Gefühl, ihre verstorbene Mutter spuke in ihrem Kopf herum, der es damals so wichtig war, das Marlene gut versorgt war. Kai hatte sie gut versorgt. Er hatte ein ordentliches Einkommen an der Uni gehabt, ein Vermögen von seinen Eltern geerbt und etwa ein Jahr vor seinem Tod eine Lebensversicherung zu ihren Gunsten abgeschlossen.

    „Super, er ist Künstler, was für ein Instrument spielt er denn?"

    „Er macht Jazz, richtig coolen Jazz, und er ist ein mega Shooting Star hier in New York. Die Plattenfirmen reißen sich um ihn."

    Die Mutter in ihrem Kopf und Marlene seufzten beide erleichtert auf.

    „Sam spielt Saxophon, so wie du, Mom, aber er spielt hammermäßig gut." Lisa schmolz förmlich dahin, als sie von ihm sprach.

    „Saxophon. Marlene fühlte einen Stich im Herzen. Sie hatte mit ihrem Vater früher Saxophon gespielt, heimlich im Keller unten, die Mutter durfte nichts wissen. Marlene hatte als Kind klassischen Gesangsunterricht bekommen, und ihre Lehrerin hatte den Eltern bestätigt, dass sie eine große Begabung hätte und sogar das Zeug, Berufsmusikerin zu werden: „Es war, als würde ein Engel singen, so jedenfalls hatte die Lehrerin von ihrer Schülerin geschwärmt. Es entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber die Lehrerin, die alleinstehend war und ein uneheliches Kind hatte, war damals auf jeden Schüler angewiesen, und Marlene war mit Sicherheit gut und talentiert, sodass ihr diese Übertreibung verziehen sei.

    Als Marlene ungefähr zwölf Jahre alt war, wollte sie lieber Rock und Blues oder Jazz singen, was ihr die Mutter und die Lehrerin vehement untersagten. Vater Leonardo hätte seine Tochter gern darin unterstützt, zog aber wie immer, wenn er gegensätzlicher Meinung mit Marlenes Mutter war, den Kürzeren.

    Leonardo hatte in jungen Jahren den Jazz hautnah miterlebt. Seine Familie war 1949 nach Frankfurt umgesiedelt, und der damals vierzehnjährige Leonardo hatte sich einen Aushilfsjob als Küchenjunge in einem der GI-Clubs besorgt, in dem sich vorwiegend farbige Soldaten amüsierten und abends den wechselnden Jazzbands zuhörten. Er liebte den Jazz und lauschte, nachdem er mit den Küchenarbeiten fertig war, der fetzigen Musik. Oftmals zog er sich zu Hause den Ärger seines Vaters zu, wenn er erst nach Mitternacht heimkam. Vor allem das Saxophon hatte es ihm angetan, und sein größter Wunsch war, es selbst zu spielen. Die Familie Barone hatte nicht das Geld, ihren Jungen zum Musikunterricht zu schicken oder ihm so ein kostspieliges Instrument zu kaufen. Sein Wunsch blieb daher lange Zeit unerfüllt.

    Während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre arbeitete Leonardo weiter in den Clubs und neu aufgemachten Jazzclubs als Kellner und später als Barkeeper. Er sparte jeden Cent. Als er 23 Jahre alt war, kaufte er einem schwarzen Musiker, der Spielschulden hatte, sein Saxophon ab, ein Altsaxophon der amerikanischen Marke Buescher. Nachdem seine ersten, nicht ganz glücklichen autodidaktischen Versuche zu Hause die Eltern sehr störten, finanzierten sie ihrem Sohn schließlich den Unterricht. Er lernte schnell und spielte bald in einigen kleineren Bands mit. „Sax" war sein Leben, Jazz seine Welt, und am liebsten hätte Leonardo das Studium geschmissen, um in den Bars und Clubs spielen zu können, aber das redeten ihm seine Eltern erfolgreich aus.

    Nach dem Studium bekam er das Angebot der Hamburger Firma Schell und zog in die Hansestadt, wo er kurz darauf Marlenes Mutter Dorothea kennen- und lieben lernte und bald schwängerte. Die vermögenden Schwiegereltern Killinger kauften dem jungen Paar als Hochzeitsgeschenk ein Haus an der Außenalster. Leonardo spielte weiterhin Saxophon, konnte jedoch meist nur im Keller üben, um seine Frau, die häufig unter

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