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Die Pueblo-Kulturen: Band 3 Hohokam, Sinagua, Patayan
Die Pueblo-Kulturen: Band 3 Hohokam, Sinagua, Patayan
Die Pueblo-Kulturen: Band 3 Hohokam, Sinagua, Patayan
eBook561 Seiten6 Stunden

Die Pueblo-Kulturen: Band 3 Hohokam, Sinagua, Patayan

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Über dieses E-Book

Die Publikation über Pueblos und Höhlenstätten erbauende Indianerkulturen aus dem nordamerikanischen Südwesten ist ein Sachbuch (ohne leseerschwerende Quellenangaben) mit sieben Kartenskizzen. Auf Abbildungen wurde aus Copyright-Gründen verzichtet und auf die riesige Anzahl von Bildern im Internet verwiesen, die auch der Autor nutzte. Die Publikation gibt einen Überblick über die archäologisch erschlossenen Kulturen und ihre Charakteristika. Alle vier Teile des Buches sind "einzeln" lesbar. Teil 1 umfasst "Grundsätze und Übersicht", im Folgenden erscheinen im Teil 2 die Hauptkultur der Mogollon mit Trincheras und Salado, im Teil 3 die Hohokam mit den Sinagua und Patayan und im Teil 4 die Anasazi mit den Fremont.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum29. Aug. 2014
ISBN9783847698968
Die Pueblo-Kulturen: Band 3 Hohokam, Sinagua, Patayan

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    Buchvorschau

    Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

    3.1. Die Hohokam-Kultur (Allgemeine Übersicht) 3.1.1. Einführung

    Hohokam - ein Pima-Wort für „die, die gegangen sind" - ist die Bezeichnung für eine der drei prähistorischen Hauptkulturen des nordamerikanischen Südwestens. Die anderen beiden Hauptkulturen sind die Mogollon und die Anasazi.

    Die Hohokam entstanden aus der archaischen Trockenlandkultur (desert culture) - manchmal auch als Cochise-Kultur bezeichnet - am Anfang des 1. Jahrtausends. Meist wird das Jahr 300 u.Z. als erstes belegbares Datum (C14-Bestimmung von Holzkohle eines Feuers) für den Beginn dieser Kultur angegeben. Da aber das den möglichen Hohokam zugeschriebene Material nur unzureichend eindeutig für diese Kultur ist und dazu präzise datierbares Material fehlt, streiten die Archäologen mit mehr oder minder großer Berechtigung und Energie über den Beginn dieser Kultur zwischen der Zeitenwende und dem Jahr 500 u.Z. Manche wollen mit dem Anfangsdatum sogar bis 300 v.d.Z. zurückgehen. Dieser Streit illustriert nur eine Tatsache, dass diese Kultur – wie übrigens die meisten – keine Geburtsstunde, sondern nur auf dem Weg einer sehr allmählichen Veränderung und Anpassung aus der Spätarchaischen Jäger- und Sammlertradition der südwestlichen Trockengebiete zum Bodenbau, schwerpunktmäßig in den Flussniederungen und Überschwemmungsgebieten des Salt River, des Gila River (Raum Phoenix) und des Santa Cruz River (Raum Tucson), überging und spezifische, von den Archäologen erkennbare und eindeutig zuordenbare Merkmale erhielt, die von diesen als Hohokam-Kultur bezeichnet wurden. Für die weitere Darstellung bleibt als Startdatum das Jahr 300 u.Z. bestehen.

    Die ethnischen Träger dieser Kultur sind ethnographisch nicht näher zu bestimmen. Wenn man aber die heute noch in diesem Raum lebenden Pima und Papago als ihre Nachkommen ansieht, dann kann man zumindest davon ausgehen, dass ihre Sprache zur im Südwesten und Nordmexiko weit verbreiteten uto-aztekischen Sprachgruppe gehört. Innerhalb dieser Sprachgruppe ist, besonders in den Randgebieten dieser Kultur, von einer multiethnischen Population auszugehen.

    Die in einem früheren Kapitel dargestellte Kultur der Cerro de Trincheras wird in ihrer Ausprägung im Raum von Südwestarizona im Allgemeinen zu den Hohokam gezählt, wohingegen die nordsonorische Trincheras-Kultur (200 bis 1450 u.Z.), die sich auf das Rio Altar- und Rio Magdalena-Gebiet konzentriert, als eine eigenständige Kultur oder als ein mehr oder minder separater Zweig der regionalen Hohokam aus Südwest-Arizona angesehen wird. Auch hierüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Deren einfache Keramik von 200 bis 800 u.Z. verweist auf eine Jäger-/Sammler-/Erntevölkerkultur mit begrenztem Bodenbau. Spätere Dörfer (800 bis 1300 u.Z.) bestehen aus flachen Grubenhäusern und weisen Kremationsbegräbnisse auf.

    Die Hohokam bestanden aus zwei deutlichen Unterabteilungen: den Menschen, die in der unteren Wüstenzone in den Oasenbereichen ständig oder zeitweise fließender Ströme lebten und wohnten, die Riverine People/Flussmenschen, und den Menschen, die in den oberen bis bergigen Wüstenbereichen (Desert People/Wüstenmenschen/nonriverine People) lebten.

    Die Hohokam sind eine Bodenbauerkultur, die wie die anderen Kulturen des Südwestens, lokal und zeitlich sehr differenziert auch ihre früheren Subsistenztraditionen als Jäger, Sammler und Ernter weiter praktizierten. Neben den keramischen Kulturkennzeichen stehen, mit abnehmendem Gewicht, vier Charakteristika der Kultur medial im Blickpunkt: Kanalsysteme für die Bodenbewässerung, „Ballspielplätze" als Ritualstätten, Plattform-Mounds und Großhäuser (Big houses). Der eingrenzende Blick auf diese Anlagen versperrt die Kenntnisnahme der zeitlichen und lokalen Vielgestaltigkeit dieser Kultur.

    Es gab z.B. Hohokam, die keine Kanäle bauten. Ebenso spielten in den letzten 250 Jahren dieser Kultur „Ballspielplätze" absolut keine Rolle. Die Plattformmound-Tradition war lokal sehr begrenzt. Und von den eindrucksvollen, mehretagigen Großhäusern gab es auch nur in der letzten Phase sieben bis acht Stück. Es ist absolut unzutreffend, wenn die Hohokam-Kultur nur anhand dieser Merkmale beschrieben wird. Differenzierte Darstellungen erfordern aber Einschränkungen auf bestimmte Bereiche dieses Kulturgebietes.

    Die Hohokam-Kultur ging wahrscheinlich von den Kerngebieten der Fluss-Oasen im Raum Phoenix und Raum Tucson aus und expandierte die Flussläufe hinauf. Dabei ist nicht zu unterscheiden, ob diese kulturelle Expansion durch Wanderung ethnischer Kulturträger oder nur durch, mittels Interaktionen angeregte kulturelle, spirituelle und rituelle Übernahmen durch lokale Personengruppen erfolgte. Eventuell spielten beide Möglichkeiten mit unterschiedlichem Gewicht eine Rolle. Auch lokales Erlöschen der Hohokam-Kultur kann durch Abwanderungen unterschiedlicher Ursachen und/oder Übernahme neuer Einflüsse mit möglichen Zuwanderungen kulturfremder Personengruppen verbunden sein.

    Trotz der wirtschaftlichen Autonomie der einzelnen Niederlassungen entwickelte sich zwischen ihnen ein Interaktionssystem, ein Geflecht von, auch spirituell-rituell getragenen, Beziehungen zur gegenseitigen Unterstützung in Zeiten knapper Nahrungsstoffe. Dieses System entstand aus den Wechselbeziehungen zwischen den riverinen und den nonriverinen Gruppen, die für ihren Nahrungsstofferwerb unterschiedliche Ökosysteme nutzten und Ausfälle beim Nahrungsstofferwerb bzw. bei der Nahrungsstoffproduktion Einbrüche im jeweils anderen System in Grenzen abfangen konnten. Dieses Interaktionsnetzwerk brachte einige Wissenschaftler dazu, nicht mehr von der Hohokam-Kultur, sondern von einem Hohokam-Regionalsystem zu sprechen. Dieses System oder Netzwerk stand auf einer egalitären, machtfreien Basis gleichberechtigter Gemeinschaften. Als Beweise für die Interaktionen dienen im Wesentlichen keramische Belege und nichtlokale Gegenstände/Materialien (Molluskenschalen, Kupfergegenstände, Papageienvögel, Papageienfedern, Türkis u.ä.). Diese Interaktionen, die dazu führten, dass sich u.a. Hohokam-Keramik und nichtlokale Objekte territorial verbreiteten, führte durch Wissenschaftler auch zur Apostrophierung eines weitgespannten Handelsnetzes der Hohokam.

    Bereits in früheren Ausführungen wurde dargelegt, dass in dieser Gesellschaft keine für einen Handel notwendige Warenproduktion existierte. Es gab keinen Handwerker und/oder Händler, der seinen wesentlichen Lebensunterhalt durch dominante handwerkliche und/oder händlerische Aktivitäten bestritt. Die nachweisbare Verschiebung von Produkten und/oder Materialien hatte nichtkommerzielle Hintergründe, die im Bereich der Subsistenz und des kulturellen Überbaus lagen. Also: Interaktionen - ja, Handel/Tauschhandel - nein.

    Die Hohokam-Population soll auf ihrem Höhepunkt nach vorsichtiger Schätzung 40.000 bis 80.000 Menschen gezählt haben.

    3.1.2. Das Verbreitungsgebiet und das ökologische Umfeld

    Die Hohokam-Kultur ist eine Oasenkultur, die sich entlang des Salt und des Gila River ab deren Mittelläufen bis zur Gila Flussschleife (Gila Bend) sowie wesentlicher Bereiche der nördlichen Nebenflüsse des Salt River (Tonto River, Verde River) und des Gila River (Agua Fria River, Hassayampa River) und der südlichen Nebenflüsse des Gila River (San Pedro River, Santa Cruz River) und der an und zwischen diesen Flüssen liegenden Bergformationen ausbildete. Es ist von einer interaktiven Vernetzung zwischen den weniger auffälligen flussfernen und den großen und auch besser erforschten, im unmittelbaren Wirkungsbereich der Flüsse liegenden Niederlassungen auszugehen. Ein großer Teil der Wassermengen in den meisten Flüssen stammt aus Bergbereichen außerhalb des Sonora-Trockengebietes.

    Bild 143492 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

    Die maximale Nord-Süd-Erstreckung reicht vom Bereich um Flagstaff im Norden bis annähernd zur Südgrenze von Arizona (= Grenze USA-Mexiko) über ca. 400 bis 430 km und die Ost-West-Ausdehnung vom San Carlos River bis in den westlichen Bereich des Gila Bend Gebietes misst ca. 240 km und formiert so eine maximale Fläche von ca. 50.000 bis 60.000 km².

    Dieses Gebiet wird im Norden von den Südrandbergen des Colorado-Plateaus, speziell der Mogollon Rim, begrenzt, wobei Flagstaff aber schon im Bereich des Colorado Plateaus liegt. Im Osten schließt das Basin and Range Gebiet zwischen dem Südende des Colorado Plateaus und dem Nordende der Sierra Madre Occidental das Verbreitungsgebiet der Hohokam ab. Die Südgrenze bildet die südliche Wasserscheide des Gila River (auch identisch mit der südlichen Wasserscheide des Colorado River) zu den nordsonorischen Flusssystemen des Rio de la Asuncion mit seinen Zuflüssen Rio Magdalena, Rio Altar, Rio Seca und Rio Coyote und des Rio Sonoyta. Im Westen des Hohokam Gebietes befindet sich eine von Nordwest nach Südost streichenden Bergrücken durchzogene Wüstengegend mit einigen nur saisonal in Erscheinung tretenden Wasserläufen.

    Das Gebiet der Hohokam-Kultur liegt im nordwestlichen Teil der Sonora-Wüste östlich des Colorado River im Südteil von Arizona.

    Die Sonora-Wüste (manchmal, im USA-Bereich, auch Gila Wüste genannt) ist eine aride Region und bedeckt je nach wissenschaftlicher Quelle eine Fläche zwischen 260.000 bis 320.000 km² im südwestlichen Arizona/USA und südöstlichen Kalifornien/USA, im größten Teil von Baja California/Mexiko und in der westlichen Hälfte des Staates Sonora/Mexiko. Teilgebiete dieser heißen und trockenen Region sind die westliche Colorado-Wüste und die Yuma-Wüste.

    Der jährliche Niederschlag in den Bergbereichen reicht von 254 mm in den höchsten Lagen bis zu weniger als 178 mm in den Niederungen. Der meiste Regen fällt während zweier Zeiten, des Mittwinters und des Mittsommers. Die Temperaturen von Mai bis Ende September übersteigen oft 38° bis 40°C. (Die Aussagen zur Niederschlagsmenge differieren von Quelle zu Quelle sehr stark!) Der meiste Niederschlag kommt als leichter Regen im Dezember/Januar und als starker Platzregen im Juli/August. Dieses Muster gab den Hohokam die Möglichkeit für zwei Pflanz- und Ernteperioden im Jahr.

    Das ausgeprägt zweigeteilte Regenfallmuster und eine sehr vielgestaltige Topographie bewirken eine hohe biologische Vielfalt (ca. 2.000 Arten). Die Sonora-Wüste ist eine der artenreichsten Wüsten der Welt und entstand in den letzten 10.000 Jahren. Im Norden grenzt sie an die Mojave-Wüste, im Osten hat sie Kontakt zur Chihuahua-Wüste. Von den flachen Küstenregionen des Golfs steigt sie nach Osten bis in eine Höhe von 3.000 m an, wobei langgestreckte Bergzüge (Ranges) sich mit dazwischenliegenden Becken (Basins) abwechseln und in Gebieten ohne Wasserabfluss nach Regenfällen flache Seen (Playas) entstehen können, was nach der Verdunstung des Wasser zur Ausbildung von Salzpfannen führt.

    Jahrespflanzen (z.B. Mohne und Lupinen) der Westküste erhalten ihr benötigtes Wasser von den pazifischen Winterstürmen während niederschlagsreiche, von Süden kommende Sommermonsune sowohl Jahrespflanzen als auch Waldpflanzen mit Wasser versorgen. Fröste können für einige Nächte im Winter erwartet werden. Bäume sind normalerweise auf den Wüstenbergen und ihren Bajadas (Hangflächen auf Erosionskegeln/-fächern am Fuß von Bergen) gut entwickelt. Oft sind auf diesen gut mit Wasser versorgten Stellen das kleinblättige Palo Verdes, Wüsten-Ironwood, Catclaw und Saguaro vertreten.

    Das Unterholz besteht aus drei, vier oder sogar fünf Vegetationsschichten von kleineren holzigen Büschen. Hohe Chollas sind oft in einem fast verwirrenden Artenangebot vertreten. Schwemmland ist von Gemeinschaften des Wüsten-Saltbush, der Wolfberry und Bursage besiedelt. Auf grobkörnigeren Böden wachsen über große Flächen der Kreosotbusch und Bursage Gemeinschaften. Wo der Grundwasserstand hoch (nicht tiefer als 20 m unter der Erdoberfläche) ist, kann Honig- oder Samt-Mesquite dichten Buschbewuchs oder gar Wälder bilden.

    Andere Arten sind auf alkalische Bodenbereiche beschränkt. Die Flussufer können von Arizona-Eschen, der Schwarzen Arizona-Walnuss, dem Fremont-Cottonwood und verschiedenartigen Weiden mit einem dichten Unterholz von Pfeilkraut, Seep-Weiden und Carizo bewachsen sein. Der westliche Teil der manchmal auch Colorado Wüste genannten Sonora Wüste ist der Entstehungsort von Pazifikstürmen, die für die spektakuläre Frühjahrsblüte nach dem Winterfrühjahrsregen bekannt ist. Dieses Phänomen ist nicht auf den westlichen Teil beschränkt, jedoch ist der westliche Teil relativ arm an Pflanzenwuchs, da hier viele Art wie die des Saguaro fehlen, die von einem guten Sommerregen abhängen.

    Zwei optisch dominante Lebensformen unterscheiden die Sonora-Wüste von anderen Wüsten Nordamerikas – die Leguminosen-Bäume (z.B. Mesquite) und die Säulenkakteen. Die dieses Trockengebiet permanent oder saisonal durchziehenden Wasserläufe schaffen oasenhafte Biotope.

    Die den Menschen interessierende Tierwelt umfasste an unterschiedlichen Orten Bighorn-Schafe, Elche, Maultierrotwild, Weißschwanzhirsche, Antilopen, Kaninchen, Nagetiere, Truthühner, Wachteln und Reptilien, im unmittelbaren Wasserbereich auch Amphibien und Fische.

    3.1.3. Die Chronologie

    Die Chronologie der Hohokam ist nicht so sicher und eindeutig aufzustellen wie die Chronologien für andere prähistorische Hauptkulturen des Südwestens, vor allem deshalb, weil Wüstenholz für die Baumringdatierung schlecht- bis ungeeignet ist. Ausgangspunkt für die Kalenderdaten zur Hohokam-Chronologie basieren auf der vorher datierten nichtlokalen Keramik, die in den Hohokam-Fundorten freigelegt wurde. Andere Techniken, die verwendet worden sind, um die Hohokam-Chronologie aufzubauen, umfassen die Radiokarbon-Methode, die Alpha-Rückstrahlung, die Obsidian-Hydratation, den Archäomagnetismus, die Thermolumineszenz, die Seriation und die Stratigraphie. Gegründet auf diesen Techniken der Archäologen wurden fünf Zeitabschnitte gekennzeichnet, die unterschiedliche kulturelle Äußerungen der Hohokam widerspiegeln und die von 300 bis 1450 u.Z. reichen und von denen die Archäologen annehmen, dass sie der eindeutigen Hohokam-Kultur angehören. Entsprechend den Quellen werden die Daten der Zeitabschnitte unterschiedlich angegeben.

    Pionierzeit (pioneer period) 1/300 bis 600/775 u.Z.

    Red Mountain Phase (1 bis 300 u.Z.)  

       Beginn der Töpferei; kleine permanente Niederlassungen; Beginn der Hohokam-Kultur

    Vahki Phase (300 bis 500 u.Z.)  

       erste Bewässerungskanäle; polierte rote Töpfe

    Estrella Phase (500 bis 600 u.Z.)  

       erste große Kanäle; Red-on-Gray-Töpferei; Pfeil und Boden werden benutzt

    Sweetwater Phase (600 bis 700 u.Z.)  

      große Bewässerungssysteme im Salt River Valley

    Snaketown Phase (700 bis 750/775 u.Z.)  

       Red-on-Buff-Töpferei; Brandbestattung allgemein verbreitet

    Kolonialzeit (colonial period) 600/775 bis 900/975 u.Z.

    Gila Butte Phase (750/775 bis 850 u.Z.)  

       erste Ballspielplätze; Anstieg des Produktaustausches mit anderen Regionen

    Santa Cruz Phase (850 bis 950/975 u.Z.)  

       kompliziertere Topfverzierungen; diffizilere Brandbestattungen

    Zeit der Sesshaftigkeit (sedentary period) 900/975 bis 1100/1150 u.Z.

    Sacaton Phase (950/975 bis 1150/1175 u.Z.)  

       Massenproduktion der Red-on-Buff-Töpferei; starke Verbreitung der Ballspielplätze

    Klassische Zeit (classic period) 1100/1150 bis 1350/1450 u.Z.

    Soho Phase (1150/1175 bis 1300 u.Z.)  

       Oberflächenwohnbauten mit Umfassungsmauern; Interaktionen reduzieren sich;

       Plattformmounds werden erbaut; Ballspielplätze werden aufgelassen; Wohn- und öffentliche Bauten aus Adobe

    Civano Phase (1300 bis 1350 u.Z.)  

       Großhäuser werden gebaut, der Salado Polychrome Keramikstil verbreitet sich

    Polvoron Phase (1350 bis 1450/1475 u.Z.)   (manchmal auch als Nachklassische Zeit bezeichnet)

        Grubenhäuser werden wieder verstärkt gebaut; Bevölkerungsreduzierung; starke soziale und politische Veränderungen

    Die Polvoron-/Nach-Klassik-Zeit wird von einem Teil der Archäologen nicht als eine selbständige Zeit der Hohokam-Kultur angesehen, sondern mehr als ein nicht genauer zu bestimmender Ausklang der Klassischen Zeit. Sie ist fachlich umstritten. Für unterschiedliche lokale Bereiche gibt es unterschiedliche Phasenbezeichnungen.

    3.1.4. Die kulturelle Formierung

    In der ersten Periode (Pionier-Zeit), die, lokal unterschiedlich, zwischen 600 und 750/775 u.Z. endete, bauten die Hohokam ihre frühen, kleinen Niederlassungen hauptsächlich in der Nähe des Zusammenflusses des Gila und Salt River (nahe dem heutigen Phoenix) und auf den Flutebenen des Santa Cruz River (nahe dem heutigen Tucson). Ihre Dörfer waren kleine Ansammlungen von flach (meist 0,3 bis 0,5 m) eingetieften Grubenhäusern/Hütten (Haus in der Grube) um offene Hofflächen mit abseits liegenden Arbeitsstätten mit und ohne Erdöfen, Abfallhaufen, und Bestattungsplätzen. Sie benutzten die Arbeitsstätten für die Nahrungsstoffverarbeitung und für Handwerksarbeiten. Die Bestattungsbereiche dienten im Wesentlichen für die Leichenverbrennung und die Kremationsaschebeisetzung, die sich ab 700 u.Z. allgemein durchgesetzt hatte. Zur Aufbewahrung der Asche und der Knochenreste wurden Urnen verwendet. Das ursprüngliche Niederlassungselement bestand aus zwei bis vier Grubenhäusern und einer Hoffläche und beherbergte 16 bis 20 Personen. Mit der Ansammlung einer kleinen Anzahl solcher Hofgruppen entstanden Weiler. Wenn mehrere Hofgruppen, eventuell auch noch um eine zentrale Freifläche oder Plaza, in einem Gebiet vereint waren, sprach man von einem Dorf. Ab einer bestimmten Größe entstanden in den Dörfern kommunale Bauwerke wie Ballspielplätze und auch Mounds. Ein saisonales Verlassen der Siedlung zu Jagd-, Sammel- und Ernteaktivitäten in entfernteren bergigen (?) Gebieten durch die Bewohnerschaft ist als sicher anzunehmen. Gegen Ende der Pionierzeit lebten die Hohokam - vermutlich als erweiterte oder Groß-Familien - in ungewöhnlich großen Behausungen (111 bis 278 m² Grundfläche; eine Art Säulenhalle), die entweder rechteckige oder quadratische Grundrisse hatten und oft zwei schmale Eingänge und zwei Innenfeuerstellen aufwiesen.

    Bald nach 300 u.Z. wurden die Hütten mit niedrigen Schlafplattformen ausgestattet. Die Hohokam flochten Schlafmatten, webten Decken und stellten Kochtöpfe, Essschüsseln und Vorratsgefäße, sowie Körbe, Mahlsteine, Werkzeuge und Jagdwaffen her. Sie speicherten Nahrung in Vorratskammern direkt an der Außenseite ihrer Hütten.

    Zeitgleich mit dem Aufkommen des Irrigationsbodenbaus begannen die Niederlassungen in einer bestimmten Verteilung entlang der Flüsse aufzutreten, wobei ihr Abstand untereinander wahrscheinlich durch die Länge der von der Gemeinschaft zu bearbeitenden und betreuenden Kanalabschnitte und der dazugehörigen Feldflächen bestimmt wurde. Die Bewässerungsanlagen bestimmten die Niederlassungsstandorte. Zwischen 700 und 750 u.Z. wurden die dörflichen Abfallhaufen mit einer Schlammschicht versiegelt/abgedeckt. Diese bautechnisch „veredelten"/verbesserten Hügel wurden die Keimzellen der späteren Plattformmounds.

    Der typische Hohokam-Haushalt produzierte eine überraschende Vielfalt von Produkten. Die Hohokam flochten aus den Fasern der Weide und aus Pfeilgras Körbe für Aufgaben, für die die zerbrechlichen und schweren Tongefäße ungeeignet waren. Aus Holz stellten sie Grabstöcke, Paddel (für die Tongefäßherstellung), Handgriffe und andere Gegenstände her. Sie fertigten auch hölzerne Stäbe, die möglicherweise (!) als Symbole für einen speziellen gesellschaftlichen Status galten. Aus der Baumwolle ihrer Felder spannen und webten sie Decken, Lendentücher, Röcke und Kilts, Hüte oder Turbane und Hemden. Aus den Fasern der Agave und anderer Wildpflanzen der Wüste flochten sie Matten, Sandalen, Bänder und Seile.

    Aus den Mineralien wie Türkis und Argillit fertigten sie Schmucksachen wie Lippen- und Nasenstecker, Perlen, Anhänger, Figuren und Mosaikstücke. Aus Molluskenschalen, die von den Stränden des Golfs von Kalifornien und von der Pazifikküste stammten, fertigten sie Schmucksachen und Zierrat an, aus Tierknochen wurden Werkzeuge, Pfeifen und Flöten hergestellt. Eine Nutzung von Aras und Papageien und ihrer Federn ist archäologisch nur aus der Pionierzeit belegt. Aus Steinmaterialien wie Quarzit, Obsidian und Jaspis produzierten sie gut gestaltete Speerspitzen und später auch Pfeilspitzen. Sie fertigten Messer, Hämmer, Schabwerkzeuge und landwirtschaftliche Geräte an. Aus Schiefer stellten sie charakteristische flache Färbe-/Mal-Paletten her, die aber auch keramische Vorläufer oder Nachfolger (?) hatten. Aus den gröberen Steinmaterialien wie Blasenbasalt produzierten sie Metaten, Manos sowie Mörser und Stampfer. Zu rituellen Zwecken (oft als Räuchergefäße) wurden tierförmige Steinschüsseln ausgearbeitet.

    Aus lokalem Lehm stellten die Hohokam-Töpferinnen eine Reihe dünnwandiger Gefäße her. Die früheste Tonwarenart waren mit Sand gemagerte glatte braune Gefäße (brown plain ware). Diesen folgte mit einem roten Überzug versehene (red-slipped) Keramik und in der Mitte der Pionierperiode eine graue und lederfarbene (gray-on-buff) Keramik mit aufgemalten roten Designs, ab 750 u.Z. auch mit eingeritzten Mustern. Sie gestalteten menschlich geformte keramische Figurinen, normalerweise weibliche, vielleicht als Fruchtbarkeitsikonen. Diese Figurinen ähnelten denen von Mesoamerika. Auf Kontakte/Interaktionen mit wahrscheinlich kulturfremden Personengruppen verweisen außer den obengenannten Muscheln und Türkisen die von den Archäologen freigelegten Skelette von Scharlachroten Aras und den grünen Soldatenaras. Interaktionen mit Personengruppen aus Mesoamerika, belegt durch nichtlokale Produkte, begannen um 600 bis 700 u.Z.

    Während der Pionierperiode wurden sowohl der Trockenfeldbau, der Überschwemmungsfeldbau (Flootwater oder Ak-Chin Bodenbau) und auch der Bewässerungskanalbodenbau zum Anbau von Mais, Kürbis, Baumwolle und möglicherweise Bohnen genutzt. Der Bewässerungskanalbodenbau diente zur Erweiterung der nutzbaren Feldflächen über den von den Überschwemmungen bewässerten Bereich hinaus. Der Naturoasenbereich wurde durch menschliche Aktivität und nach menschlichen Bedürfnissen erweitert. In dieser frühen Zeit gebaute und genutzte Bewässerungskanäle wurden durch nachfolgende Überschwemmungen oder spätere neue und/oder größere Kanalbauten überbaut und zerstört und sind damit durch die Archäologen nur sehr schwer nachweisbar.

    Die Hohokam pflanzten wahrscheinlich ihre Kultigene in einer Vielzahl/Serie von kleinen Erdhäufchen entlang der Bewässerungskanäle und nahegelegener Bachbetten/Washes, wobei möglicherweise jede Großfamilie ihre eigene kleine Feldfläche bestellte. Sie können mehrere Pflanzenarten, zum Beispiel Mais, Bohnen, Squash und auch Baumwolle in jedem Minihügel angesetzt haben. Sie erzielten entsprechend den Niederschlagsperioden bzw. den darauf folgenden Überschwemmungen pro Feld zwei Ernten im Jahr und förderten mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wachstum von ihnen nützlichen Wildpflanzen wie der Agave, der Sonnenblumen und des Rainfarnsenfs entlang der Ränder ihrer Felder oder Hügel (Die gezielte Förderung und Pflege von Wildpflanzen ist ein Element der Erntevölkerkultur, die dem Bodenbau vorausging). Das dominierende Jagdwerkzeug war ursprünglich der Speer, wahrscheinlich mit der Speerschleuder, und ab 400 bis 500 u.Z. Pfeil und Bogen. Sie verwendeten sicherlich auch Netze und Fallen zum Einfangen von kleinerem Wild und Fischen.

    In der zweiten Periode ihrer Entwicklung (Kolonialzeit), die sich etwa über zwei Jahrhunderte (750/775 bis 900/950/975 u.Z.) erstreckte und in der dritten, auch ca. 200 Jahre währenden Phase (Zeit der Sesshaftigkeit/Konsolidation) von 900/975 bis 1100/1150 u.Z., weitete sich die Hohokam-Kultur von ihrem ursprünglichen Kerngebiet im Phoenix- und Tucson Bereich (ca. 6.000 bis 6.500 km²) auf eine drei- bis vierfach größere Fläche aus. Die neuen Stätten verteilten sich nicht nur über einen größeren geographischen Raum, sondern auch über eine breitere klimatische Zone und bis in flusslaufferne Hügel- und Bergbereiche, wo nur Ak-Chin Bodenbau und Trockenbodenbau praktiziert werden konnten. Ob in den trockenen Berggebieten die nonriverinen Hohokam mit dem Trockenbodenbau begannen oder ob riverine Hohokam mit ihren Bodenbauerfahrungen sich neue und bisher für den Bodenbau ungenutzte Gebiete erschlossen, ist eine genauso offene Frage wie die, ob bei dieser Kulturexpansion andere Personengruppen die kulturellen Errungenschaften der Hohokam als zweckmäßig für den Erhalt oder die Verbesserung ihrer Lebensweise übernahmen oder die „Kern-Hohokam" sich durch Migration neue Nutzungsgebiete erschlossen. Vermutlich spielten beide Faktoren eine Rolle.

    In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass zwischen 800 und 900 u.Z. der Salt River eine extrem hohe Wasserführung mit drastischen Auswirkungen auf das Bewässerungskanalsystem der Hohokam hatte.

    Durch eine Bevölkerungszunahme, die sicher hauptsächlich ihren bodenbauerischen Erfolgen im Flusstal und damit einer gesicherteren Lebensweise zuzuschreiben war, wuchsen die Hohokam-Gruppen und wanderten ostwärts die Gila River und Salt River Flusssysteme hinauf und tiefer in das Becken- und Bergland (Basin and Range), aber auch nach Westen das Gila River Flusssystem abwärts und tiefer in den niedrigeren Wüstenbereich und auch nach Norden über den Agua Fria River und das Verde River Flusssystem hinauf. Zur gleichen Zeit verstärkten die Hohokam ihre Interaktionen mit Mesoamerika. Neue Kulturpflanzen einschließlich des Tabaks wurden zusätzlich angebaut. Auch Feldunkräuter und Wildpflanzen wie Agave und Klein-Gerste (Little Barley) wurden selektiv gefördert. Die Hohokam-Dorfbewohner erweiterten ihre Bewässerungssysteme. Sie legten Kanäle zu neuen Feldflächen oder zu neuen Niederlassungen an. Sie gruben sogar Kanäle, um Wasser zu ihren Brunnen/Reservoiren zur Wasserspeicherung zu leiten, wenn diese nicht vom Grundwasser gespeist waren. Die Erweiterung der Kanalsysteme steigerte allmählich die Position und Bedeutung von Niederlassungen an den Kanaleinläufen.

    Die Größe der Wohnstätten variierte während dieser Zeit stark und reichte von den Bodenbaustützpunkten, die aus einigen Häusern oder Weilern bestanden, bis zu Großdörfern mit mehreren Ballspielplätzen und über 1000 Bewohnern. Im Allgemeinen waren die Häuser während der Kolonialperiode wie die Häuser, die während der früheren Pionierperiode gebaut wurden, gestaltet. Sie bündelten jetzt bei entsprechender Dorfgröße ihre Hütten nicht schlechthin nur um multiple Höfe, sondern die Hofgruppen selbst lagen jetzt um einen zentralen Gemeinschaftshof mit einem dazugehörigen Kremationsbereich herum. In dieser Zeit wurden ab 750/ 775 u.Z. - eventuell durch mesoamerikanischen Einfluss (?) - die ersten eingetieften Zeremonialplätze/Ballspielplätze der Hohokam gebaut. Dörfer, in denen solche Plätze errichtet wurden, waren im Allgemeinen von vielen kleineren Dörfchen umgeben, was anzeigte, dass dieses spezielle Dorf als ein Kern des Gemeinschaftslebens mehrerer Gemeinden diente. Außerdem entstanden die frühesten Plattformmounds (ab 750/775 u.Z.), vorerst einfache Anhäufungen, manchmal auch gestaltete Abfallhaufen, die mit einer Caliche-Schicht überdeckt/versiegelt und später formalisiert wurden.

    Die „Ballspielplätze, normalerweise im Maximum 2,44 bis 3,66 m eingetiefte, oval formte, schüsselartige Ausschachtungen, hatten eine geglättete Freifläche/„Spielfläche von 630 bis 840 m². Wie in Mesoamerika hätte ein Hohokam-Ballspielplatz möglicherweise als ein Feld für sakrale Aktivitäten gedient haben können. Die Errichtung und die Nutzung der Mounds und der „Ballspielplätze" spielte durch vielfältige Wirkungskomponenten eine integrative und damit eine physisch und mental stärkende Rolle in der Hohokam-Kultur.

    Ballspielplätze waren entsprechend der Siedlungsstreuung im Hohokam-Bereich weit verbreitet und werden u.a. als Indiz für das Vorhandensein der Hohokam-Kultur angesehen. Plattformmounds waren wesentlich seltener und erlebten ihre Blüte erst später. In den größeren Dörfern entwickelte sich langsam eine mehr formelle Anordnung der Grubenhäuser. Man interpretiert die Wohnstätten nahe dem zentralen Hof als die von Personen mit einem etwas höheren gesellschaftlichen Status als die vom Hof entfernter wohnenden. Dies wirkte aber noch nicht auf das Layout von Hüttenanordnungen in entlegenen Bereichen.

    Die Rituale wurden während dieser Zeit wahrscheinlich ausführlicher und für die Behandlung der Toten wurde ein großer Aufwand betrieben. Mit der Asche der Toten wurden auch Opfergaben mit bestattet (nachweisbar: dekorierte Steinpaletten, Steinwerkzeuge, Pfeilspitzen u.a.). Einige der jetzt eingeäscherten Leichen waren offenbar die von prominenten Personen, denen besonders bemerkenswerte Grabbeigaben wie zum Beispiel Figurinen, feingezackte Projektilspitzen und aus Mesoamerika bezogene Kupferschellen beigelegt wurden. Wie die Ballspielplätze reflektierten die Kremationsrituale in der Kolonialzeit eine Zunahme und gegebenenfalls Differenzierung der spirituellen Bräuche und Riten der Hohokam.

    In dieser Zeit ist auch ein Aufblühen der Kunstfertigkeit festzustellen. Die Kreativität der Hohokam-Handwerker wirkte sowohl auf technischem als auch auf gestalterischem Gebiet. Die Handwerksprodukte erreichten ihre ausgefeiltesten Formen der Hohokam-Kultur. Die Dekors der Tongefäße, die in der Santa Cruz Phase (850 - 950/975 u.Z.) entstanden, wiesen die größte Formenvielfalt und den ausgeprägtesten Detailreichtum aller Töpferwaren der Hohokam-Zeit auf. Die Hohokam erweiterten ihre Verwendung der importierten Molluskenschalen. Sie schnitten und schliffen Schalen und Schalenstücke zu Perlen, Armreifen und Anhängern, die sie oft als stilisierte Vögel, Reptilien und Tiere ausformten. Sie verwendeten diese Schalen auch als Unterlage für kompliziert gestaltete Mosaike.

    Sie fertigten speziell als Grabbeigaben lange, schlanke und mit Widerhaken versehene Pfeilspitzen. Sie verarbeiteten plattige Schieferstücke zu Farbpaletten mit fein geschliffenen Randbereichen, manchmal auch mit Darstellungen von Menschen oder Tierfiguren. Sie gestalteten - hauptsächlich als Bestattungsopfer - Steinschalen in der Form von Tieren, Vögeln und Reptilien. Zunehmend verwendeten sie keramische Gefäße als Malfläche, um Abbildungen von Tänzern, Lastträgern, Vögeln und vielen anderen Motiven aufzutragen. Sie formten realistischere Lehmfigurinen, indem sie dem Grundkörper Lehmstücke hinzufügten, um u.a. Kleidung darzustellen und bemalten sie mit roten und schwarzen Mustern, um offensichtlich Tätowierungen oder ähnlichen Körperschmuck anzuzeigen.

    Die Hohokam erhielten aus Mesoamerika Mosaik-Spiegel, bei denen sorgfältig geschnittene Pyritkristalle in eine haftende Matrix eingesetzt worden waren. Die erhöhte Anzahl und Vielfalt der exotischen Gegenstände gegen Ende dieser Periode gilt als Beleg für den Anstieg und den Umfang von Interaktionen zwischen den Hohokam und den umliegenden Gruppen, speziell auch zu solchen, die mit Mesoamerika in Kontakt standen.

    In der dritten Zeitperiode, der Zeit der Sesshaftigkeit/Konsolidierung (sedentary period) von ca. 900/975 bis 1100/1150 u.Z. verlangsamte sich das Tempo der Expansion der Hohokam-Kultur, wobei sie weiterhin neues bodenbauerisch nutzbares Land, unter anderem am südwestlichen Rand des Colorado Plateaus, besiedelten, wo sie die nach dem Vulkanausbruchs des Sunset Craters (1064/65 u.Z.) entstandenen Aschenflächen nutzten. Sie fuhren fort, Dörfer mit zentralen Plazas zu bauen. Sie bauten Hütten, die etwas länger waren als die sonst ähnlichen aus den früheren Perioden, errichteten verstärkt Ballspielplätze - Beweise deren gestiegener Bedeutung im rituellen Bereich der Hohokam-Kultur - und auch Plattformmounds. Aus dieser Zeit gibt es keine mit Schlamm versiegelten Abfallhaufen mehr, sondern nur noch bewusst/geplant gebaute Plattformmounds, bei denen sehr oft der übliche Abfall als Füllmaterial mit genutzt wurde. Dieser planmäßige Bau zeigt offensichtlich die steigende Bedeutung auch dieser Gemeinschaftsbauwerke. Während dieser Periode wurden erstmals pfostenverstärkte Adobewände um die Plattformmounds errichtet. Diese Bauten waren offensichtlich die Vorläufer der späteren Compound-Bauwerke. Außerdem erschienen erstmals in dieser Zeit Hausgruppen und deuten möglicherweise die ersten Spuren einer Sozialstruktur an, die stärker differenziert war als die vorher nur ansatzweise bestehende. Sie investierten zunehmend größere Arbeitsleistungen in den Bodenbau, in dem sie zur Erweiterung der Anbauflächen bestehende Kanalsysteme lateral erweiterten und neue anlegten. Neue Kultigene wie Amarant wurden angebaut. Zumindest im Kernbereich der Kultur sank der Anteil der Nahrungsstoffe, die über Jagd und Sammelaktivitäten erlangt wurden. Wahrscheinlich waren durch die höher gewordene Bevölkerungsdichte diese Ressourcen auch absolut stark zurückgegangen.

    Die Hohokam-Handwerker begannen mit neuen Arbeitsmethoden zu experimentieren, besonders mit der Bemalung und der Säureätzung von Meeresmuschelschalen aus dem Golf von Kalifornien und der Pazifikküste. Die Töpferinnen fertigten immer noch viele Arten von kleinen dickwandigen Gefäßen, Tierfiguren und Standgefäßen. Aber ihre aufgemalten Dekors wandten sich von gegenständlichen Lebensformen mehr den geometrischen Mustern zu, die teilweise extrem kompliziert wurden. Sie begannen auch eine Massenproduktion von rot dekorierten Tonwaren (Red-on-Buff ware), die wahrscheinlich bei Interaktionen eine große Rolle spielten. Sie stellten auch kleine handgeformte Köpfe her, die wahrscheinlich für eventuell rituell genutzte Puppen/Figuren mit einem Faser- oder Textilkörper vorgesehen waren. Insgesamt sank aber das technische und künstlerische Niveau der Gestaltung von Steinbildnissen und Paletten ab.

    Die Zeit gegen Ende der dritten Periode (um 1100/1150 u.Z.) ist ab ca. 1100 u.Z. (Übergang von der Sesshaftigkeitszeit zur Klassischen Zeit) vom Verlassen vieler Stätten und von der Gründung neuer Siedlungsorte und sowie einer offensichtlichen Stagnation bzw. einem Rückgang der Hohokam-Besiedlung in den Randgebieten ihres bisherigen Kulturbereiches charakterisiert. Inwieweit Dürreerscheinungen hierbei mitwirkten, ist nicht eindeutig zu beantworten, da keine baumringgestützten Daten existieren. Es ist lediglich bekannt, dass der Salt River, einer der Hauptzuflüsse im Hohokam-Gebiet, zwischen 1150 und 1200 u.Z. einen sehr niedrigen Wasserstand aufwies, sicher ein Indiz für einen längeren „Einbruch" im großregionalen Niederschlagsgeschehen.

    Die Hohokam wurden von der Welle der Transformationen und Wanderungen betroffen, die die Menschen und Kulturen zu dieser Zeit überall im Südwesten und Nordmexiko berührten (z.B. klimabedingter Ausklang des Chaco-Phänomens). In einigen Gebieten mag dies auf die Wirksamkeit sich verändernder Allianzen zwischen den Hohokam-Gruppen in den peripheren Gebieten zurückzuführen sein, aber an anderen Plätzen ist ersichtlich, dass die Gemeinschaften sich in die zentrale Salt-Gila-Region zurückzogen, z.B. bis 1150 u.Z. aus dem Tonto Becken.

    Als Resultat dessen konzentrierte sich die Hohokam-Bevölkerung in einer geringeren Anzahl größerer Niederlassungsorte im Gebiet des Salt-Gila-Beckens und konzentrierte sich in einem territorial mehr kompakten Gebiet, dass dem nach Westen erweiterten Kerngebiet der Pionierzeit entsprach. Da sich die Gründe dieser Bewegung einer archäologischen Beweisführung verschließen, gibt es für mehr oder minder analog begründete spekulative oder hypothetische Betrachtungen einen breiten Raum. Pauschal werden Witterungs- und Klimafaktoren mit negativen Auswirkungen auf die Nahrungsstoffproduktion und daraus entspringender ressourcengebundener und gesellschaftlicher Stress mit allen seinen Folgen angenommen. Auch eine durch Klimaeinflüsse ausgelöste Anazasi-Immigration (1130 – 1150 u.Z. Kollaps der Chaco-Kultur) und intensivere (?) mesoamerikanische Einflüsse sind im Gespräch. Ob die Gesamtpopulation in dieser Zeit anwuchs oder sich verminderte, ist ebenfalls noch ein Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte.

    Im Übergang von der Sesshaftigkeits- zur Klassischen Periode erschien eine neue Art eines von Mauern umgebenen Dorfes oder Dorfteiles. Diese Niederlassungen wurden auf Hügelkuppen angelegt, was von Archäologen als Indiz für eine Defensivsituation interpretiert wird, aber auch andere Ursachen haben kann. Eines dieser von Mauern umgebenen Dörfer ist die Sears-Kay Ruin (1050 bis 1200 u.Z.) nordöstlich von Scottsdale im Tonto National Forest. Gipfeldörfer sind in vielen Bereichen gefunden worden. Dies ist eines einer ganzen Reihe nördlich des Phoenix-Beckens in den Bergen. In den architektonischen Belegen erscheinen die Anasazi- und Mogollon-Einflüsse stärker als die der Hohokam.

    Dieser begonnene große Wandel setzte sich fort und wirkte in der vierten, der sogenannten klassischen Periode von 1100/1150 bis 1350/1450 u.Z. der Hohokam-Zeit. Vertraute Hohokam Eigenschaften aus früheren Zeiten änderten sich dramatisch oder verschwanden. Diese Änderungen können in der Architektur, den Tonwaren, den Bestattungssitten, den Kanalsystemen und in der Verteilung der Bevölkerung gesehen werden. Es wurden keine neuen Ballspielplätze gebaut und die vorhandenen wurden bis 1200 u.Z. aufgelassen. Die Plattformmounds - einige später mit Großhäusern besetzt - wurden nach den Kanälen die wichtigsten öffentlichen Bauten. Obwohl die Hohokam Jahrhunderte lang ihre Toten einäscherten, wurden in der klassischen Zeit die Körperbegräbnisse häufiger. Dies zeigt sich verändernde Sitten und/oder den wachsenden Einfluss von anderen Kulturen. Eine zahlenmäßig kleine religiöse oder soziale Elite kann sich in dieser Periode gebildet haben. Die prominenten Personen und/ oder Clans lebten in den Compounds um die Plattformmounds und hatten zeremoniell spezielle Begräbnisse für ihre Toten.

    Die Hohokam erbauten weiterhin an den Flussufern neue, größere und stärker konzentrierte Niederlassungen mit einer Flächengröße von bis zu 1,3 km². Während die meisten Dorfbewohner weiterhin in ihren traditionellen, flach eingetieften Grubenhäusern aus lehmverputzten Stämmen und Buschwerk wohnten, begann ein Teil von ihnen jetzt auch eine neue Form von Adobe-Bauwerken auf der Oberfläche des Bodens zu errichten. Man glaubt hier einen Einfluss der Anasazi und/oder der Salado-Kultur zu erkennen. Sie begannen neue Arten des Wandaufbaus zu nutzen, u.a. Adobewände mit zur Verstärkung eingebauten Holzpfosten. Weitere neue Formen des Baus waren Häuser mit Wänden aus freistehenden Adobesetzungen, nachverstärkten Caliche-Wänden mit Adobeausfütterungen, freistehende geschichtete Caliche-Bauten und Pueblowänden aus geschichtetem Adobe. Diese übertägigen Räume bestanden manchmal schon aus einer Anzahl zusammenhängender Räume. Solche von den Archäologen als Compound (Baukomplex) bezeichnete Siedlungsstätten waren mit massiven, bis 2,1 m hohen Adobe-Umfassungsmauern (compound wall) umgeben, die dann nur noch über Leitern oder durch ein einzelnes Tor betreten werden konnten.

    In der Endphase der klassischen Zeit ab 1300 u.Z. waren die

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