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triste: Schmerz und Heilung
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triste: Schmerz und Heilung
eBook164 Seiten1 Stunde

triste: Schmerz und Heilung

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Über dieses E-Book

Mit zärtlichem Sarkasmus, der dazugehörigen Portion Offenheit und einer verwegenen, aber treffenden Weitschweifigkeit beschreibt die Autorin ihre Weltsicht. Nicht immer von Leichtigkeit getragen, oft von sezierender Genauigkeit, bleibt viel Raum für ein Lächeln über die Tatbestände. Lesen Sie und lesen Sie immer wieder und weiter, es könnte Ihre Blickrichtung verändern.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum29. Apr. 2020
ISBN9783750235069
triste: Schmerz und Heilung

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    Buchvorschau

    triste - Katrin Sell

    Inhalt

    Dich vergessen

    Energien

    Und immer weiter

    Selbstermutigung

    Anblicke

    Raum und Weite

    Zufuhr an Gedanken

    Einsichten

    Insolenz

    Dunkle Materie

    Therapeutische Erkenntnisse

    Der Poetin Trotz

    Abspaltung

    Hoher Ton

    Reibung und Anpassung

    So stürmisch

    Erwartung und Ernüchterung

    Ungewollte Bilanz

    Syrien

    Entstehung

    Tagesanbruch

    Liebesmüh

    Vor sieben

    Ingrimm

    Mögliche Gesundung bei gleichbleibenden Verhältnissen

    Nach vierzig

    Gewissen

    Körpereigen

    Wahnsinn, Versuch einer kurzen Beschreibung

    Die Verrückte

    Berufswechsel unter Wahrung des Stolzes

    Verweigerte Akzeptanz

    Aufschrei

    Verschmelzung

    Sonnenfinsternis

    Herzweh

    Kurze Verständigung über Träume

    Zeitweiliges Entrinnen

    Spätere Tage

    Körperunlust

    Agonie

    Reale Gestalt

    Heimkehrender Soldat

    Drohende Verkündigung

    Unterboden

    Annäherung ans Subjekt

    Strafbar

    Formulierung von Erinnerung

    Fühlbar

    Ausbleibende Abrechnung

    Morgenröte

    Aussicht

    Angemessener Protest

    Unterwegs

    Assoziationen über Liebe, Erbitterung und Poesie

    Tirade

    Sinn

    Ohnmächtig

    Winterlichter

    Die Gedanken sind frei

    Martyrium

    Anklage und Flucht

    Hörsturz

    Perspektiven

    Verbleiben ein paar unbezwingbare Realitäten

    Nachtrag

    Katrin Sell

    triste

    Schmerz und Heilung

    Texte

    1.    Auflage

    Copyright © 2020 Katrin Sell

    www.literaturbraut.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Gestaltung Peter Ahrens artwork Berlin

    www.peterahrens.net

    Dich vergessen

    Während jeder schreitet, in ein Blütenfeld oder in Gruben und Aushöhlungen,

    in seinen Tag hinein, wie ein Tag sein kann als Wiederholung oder Ereignis,

    rinnt Wasser verstohlen im Hintergrund, als unterdrückter Schmerz,

    in dessen Zwerchfell ein Atmen ist, auch ein Schrei, meinetwegen

    von jener Art, die hervorbrechen will, doch nicht zu den einfachen

    Dingen passt. Denn stell dir vor, plötzlich sprichst du von glühenden Namen

    und der erwürgten Braut, sprichst von Erinnerungen und grausamen

    Umständen, denen nichts entnommen werden konnte, außer einer fieberhaften

    Krankheit und dem Verlust von tausend Küssen.

         Es bedeutet weiter und sprich nur von Dingen, von gekauften Kleidern

    und Kaffeetassen, von Terminen und Autobahnen. So ist es. Sich die

    Oberfläche zu eigen zu machen, und das Geschrillte selbst niederschreien

    oder sich abwenden vom Gekrächze der eigenen inneren Stimme

    und das ohne Mitleid, was heißt, den Schmerz bei sich selbst ausrotten,

    ihn verschlingen und sich irgendwo hintreiben lassen.

    Und Tau kommt dann vielleicht, auch ein frisches Gewächs,

    das dem versehrten Morgen einen Anreiz gibt, die verdunkelten Straßen

    zu vermeiden; und wie jemand zu sein, der nicht mehr fragt: Warum dies?

    Das nennt sich Strategie und braucht den Kopf, ärztliche Verordnungen und Willen

    zur Überwindung; die starke, rosige Hand, auch den Roboterarm, der öfter

    empfindungslos über Rosen streift, damit nicht alles Eindruck und Sanftheit ist.

    Ja, ein Lächeln, wenn nichts gelingt.

         Hier sind Wochen, in denen man an einem Dorn festhing und die niedergetrampelte

    Angst von Neuem kam, es nicht zu schaffen, was so scheinbar existiert

    zwischen Kaffeehausluft und Fußballplatz, eben dieses Leben, befreit und nicht

    in Nächten verschüttet.

         Jeder Winkel der Seele, ihr weiches Mark, klammert sich

    an mir fest, dich nicht auszusortieren wie zerstörten Hausrat, dabei bist du

    das wasserlose Gras und stumm wie hundert Tote zu mir und sprichst von Terminen

    wie andere von ihren Kindern. Eitle Füchsin, sagt etwas in mir, denn ich kenne

    dich als Zwielicht und habe dir deine Bücher hinterhergetragen und dich verehrt

    wie ein Knabe die schlaksige Abiturientin.

    Das geht so durch die Tage, eine niedergerungene Leidenschaft, von der niemand

    hören will, nicht einmal du selbst.

    Energien

    Blendender Tag, eigentlich. Irgendetwas müsste es zu heben oder

    zu werfen geben; die bunten Kugeln eines Clowns oder die verwitterten

    Kohlköpfe in den Auslagen der Gemüsehändler.

    In dieser Sekunde jagt eine Flamme durch den Körper: Dich müsste es geben,

    mit deinem rührseligen roten Lippenstift, damit ich in dein Haus gehen kann,

    wie ein halber Mond, knapp an der Erfüllung vorbei. Es bliebe danach

    eine erneute Freude und immer ein Davor.

    Doch da liefen einem die Nerven davon. Ja, ich habe gespürt

    und hatte gehabt. Hatte das romantische Palaver und die offene Frage,

    die Schwerelosigkeit und den klaren Verstand, der sich im Nachdenken bildet.

    Deshalb geht dieser Morgen so dahin, mit seiner waghalsigen Wucht.

         Nennt es Erfüllung, was es auch war. Trotzdem bleibt ein bettelndes Tier

    in den Eingeweiden und ein bohrender Drang, der fordert und schraubt

    und auf Einfälle pocht, etwa, den Kopf durch Wände zu schieben und

    die Makler zu verdreschen. (Gleich einen ganzen Haufen, ihr versteht.)

         Jemand hatte die Vorstellung, und es gefiel mir sehr, eine Weile auf

    Bäumen zu leben. Da wären dann andere Einsichten, die braucht man doch,

    eine andere Art, ein anderes Sitzen, Fassen und Gehen,

    andere Erkenntnisse wie verborgen gehaltene Flügel.

    Jedoch: Oft bleiben ein Aufschrei, eine Pappel und ein Fänger im Tor,

    mit seinen verschwitzten Schuhen.

         Irgendwann kommt der Zwang, sich zu verteidigen.

    Was hast du gemacht?

    Mitunter lässt sich sagen: Leuchter zerbrochen und Schatten gesehen.

    Doch immer ist da eine aggressive Hektik und manchmal

    das Irre hinter Vorhängen und eine Glocke ohne Seil.

    Dich quält er auch, der manische Moment, stürzen zu wollen und

    herauszubrechen. Wenn die Kraft aus den Poren fließt, kommen

    die Möglichkeiten, kleine widerspenstige Reize sind es, mit viel Größe

    und Geschrei. Ach, es bleiben Reste einer unvollendeten Idee,

    wie silberne Zöpfe liegen sie auf Dachböden.

    Und immer weiter

    An diesem weißen Morgen – eine kleine Übertretung sei erlaubt,

    es ist Abend, und der ist, von einem flüchtigen Stern abgesehen,

    dunkel. Was geht einen die Wirklichkeit von mondsüchtigen Poeten an?

    Inmitten der Poesie ist es fatal,

    sich nach dem Befinden des Schreibenden zu erkundigen. Der schüttelt

    oft Nester aus und spricht von Inspiration.

    Heute wurde irgendwo das Leben von unerschrockenen Männern

    auf Papier gedruckt. Die habe ich von ferne gesehen.

    Ihr lebenslanger Mut blieb niemandem verborgen, denn ihre Flugzeuge

    flogen höher als andere, und ihre Augen sahen mehr als üblich.

    Bei so was möchte man sich die Fingernägel benagen

    und an dunkle Kinosäle denken.

    Dort läuft ein unerschütterlicher Held durch Wände, ist in Shanghai oder Bombay.

    Und

    lässt sich von Seilen herab auf den Planeten fallen.

    Ein Beifall für ihn, denn er kann auch Rebhühner verschlingen.

         Ein weit glänzendes Abenteuer wird es heute geben,

    denn der Morgen ist immer noch weiß, und die Fische beißen gut.

    (Das will man so.)

    Wenn man still sitzt, von mir aus auf Dünen oder in Couchgarnituren,

    fallen einem manchmal die eigenen Beine auf,

    die Muskelpartie, die weiche Haut an den Waden, und es denkt sich, wie es

    sich so denkt, die Prinzessin zu befreien, ihre fabelhaften weißen Füße zu küssen.

    Ach ja, seufzt es, immer wieder das: das passive Weib.

    Ich gebe zu, und auch du, kleiner Bruder neben mir,

    mit der geliebten Sonne überm Kopf, bist nicht frei

    davon, etwas retten zu wollen, feministisch korrekt diesmal und

    mit kleinen Hunden auf den Armen.

         Da stehe ich, nackt, manchmal, mit einer tödlichen Waffe in der Hand,

    und halte Ausschau nach dem Gegner:

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