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Die Macht des Schattenmeisters
Die Macht des Schattenmeisters
Die Macht des Schattenmeisters
eBook227 Seiten3 Stunden

Die Macht des Schattenmeisters

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Über dieses E-Book

Leander Wolfsblume fühlt sich in seinem Körper und seiner Familie nicht wohl, da er, seit einem Unfall, in den Vollmondnächten als Werwolf lebt.
Mit dem Hundekopf Aslan, den er im Wald trifft, verbindet ihn schon bald eine große Liebe. Wenn da nicht der Schattenmeister wäre, der ihn und einig andere auf eine Probe stellt und ihn quer durch die Stadt schickt.
Was hat die Schriftstellerin damit zu tun? Gibt es Einhörner? Und wie kann man den schrecken beenden? Fragen, die sich Leander stellt.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. Juni 2020
ISBN9783752902129
Die Macht des Schattenmeisters

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    Buchvorschau

    Die Macht des Schattenmeisters - Albertine Gaul

    Die Macht des Schattenmeisters

    Prolog

    Die erste Begegnung

    Schon den ganzen Abend war Leander Wolfsblume nervös gewesen. Seit die Nacht des Vollmondes näher rückte, verspürte er den Wunsch, zu rennen und im Wald nach Tieren zu jagen. Sein Körper juckte und brannte wie Feuer, als die ersten Haare auf seiner Haut zu sprießen begannen.

    „Heute werde ich nicht zum Abendessen ins Haus kommen, erklärte er seinen Eltern, Arthur und Ellen Wolfsblume, am Mittagstisch. „Denn, ich spüre den Vollmond in den Knochen.

    „Mach nicht so einen Lärm, wenn du in den Wald rennst, bat ihn seine Mutter. „Was sollen denn die Nachbarn denken!

    „Ich habe es mir nicht ausgesucht, blaffte Leander zurück. Immer fühlte er sich von ihnen kritisiert. „Oder dachtet ihr, es ist toll, als Werwolf zu leben?

    „Das habe ich nicht gesagt. Nur, das du Rücksicht auf die Nachbarn nehmen sollst", erklärte seine Mutter. Ihr war es immer noch peinlich, dass ihr Sohn nun ein Werwolf war und ihre Nachbarn über die Familie tuschelten.

    „Ihr wollt mich eh loswerden, rief Leander ärgerlich. „Seit dem Biss scheint ihr mich regelrecht zu hassen!

    „Das bildest du dir ein, sagte Arthur beschwichtigend. „Denk daran, was beim letzten Mal passiert ist.

    „Wie konnte ich wissen, dass dieser Biss damals mehr war, als eine Verletzung? Ich kann mich nicht erinnern, was ich in meinem Zimmer gemacht habe. Erst am anderen Morgen bin ich aufgewacht", rief Leander. Die Erinnerungen waren wie schwarze Löcher, in denen er nichts erkennen konnte.

    „Du hast es verwüstet, Leander, warf nun seine Schwester Violeta ein. „Und auch Mum und Dad bedroht. Wenn sie mich nicht angerufen hätte, wer weiß, was noch geschehen wäre? Mit Schrecken dachte sie an den Anruf, nach dem sie so schnell wie möglich zu ihren Eltern geeilt war und das Haus total verwüstet vorgefunden hatte.

    „Ich wollte das doch nicht, antwortete Leander gequält. „Oder glaubt ihr, ich möchte einen von euch verletzen?

    „Nein. Trotzdem musst du lernen, vorsichtig zu sein, erklärte seine Mutter. „Verlass das Gartenhaus bitte unauffällig heute Nacht, ja?

    Leander nickte geknickt. Noch immer akzeptierte seine Familie nicht, was er war. Auch er selbst verstand nicht, was da vor Wochen mit ihm geschehen war. Die Nacht, in der er sich nach einem Streit mit seinen Eltern in den Wald flüchtete, war nur ein schwarzes Loch in seinen Gedanken. Erst als er im Krankenhaus erwachte, setzten seine Erinnerungen wieder ein.

    Nach dem er wieder zu Hause war, schien alles normal zu werden, bis erneut der Vollmond schien und sein Leben völlig aus der Bahn warf. Seitdem hasste er seine neue Gestalt und hätte sich am liebsten getötet, wenn es möglich gewesen wäre. Leider sind Werwölfe schwer umzubringen, wie Leander nach einem Versuch feststellen musste.

    Nun lebte er also im Gartenhaus der Familie, wo er kommen und gehen konnte, wie er wollte. Bis auf die Kommentare der Nachbarn schien alles perfekt.

    „Ich denke daran, wenn mich der Mond verwandelt, meinte Leander leise und erhob sich. „Wir sehen uns morgen.

    Jetzt lag er in seinem Bett und wälzte sich ruhelos hin und her. Draußen verschleierte noch eine Wolke den Mond, doch der junge Mann konnte ihn fühlen und mit jeder Minute veränderte sich sein Körper immer mehr. Er spürte den Schmerz, der sich von immer mehr steigerte.

    Dann verlor er das Bewusstsein und erwachte kurz darauf in seinem anderen Körper, in dem seine Instinkte die Regie übernahmen. Mit seinem feinem Gehör vernahm er die Rufe der Eulen im nahen Wald, die Stimme seines Vaters im Garten und das Rauschen des Windes, welcher um das Holzhaus strich.

    Mit einem Satz war er auf den Pfoten und zwängte sich durch die offen stehende Tür. Bloß weg, von den Menschen mit ihren stinkenden Autos, ihrem Geschrei und der Gefahr, die er sich dort aussetzte.

    Schnuppernd hob er die Nase in den Wind, der Weg in den Wald war frei. Kein Mensch, kein Hund auf seinem Pfad und der Vater agierte in der anderen Richtung.

    Ohne zu zögern, hechtete er aus dem Garten, hinein in das dichte Grün hinter dem Haus, welches ihn wie eine Liebende Mutter empfing. Nur dort war er frei, Tier unter Tieren! Kein Monster, so wie in der Welt der Menschen.

    Ziellos streifte er durch das dichte Unterholz, lauschte den Geräuschen im Wald und arbeitete eine Jagdstrategie aus, um seinen Hunger zu stillen. Wild gab es genug in diesem Wald.

    Dann sah er einen Hasen, der auf einer Lichtung Kräuter und Gras mümmelte. Der Wolf duckte sich, vorsichtig schob er seinen haarigen Körper an die Beute heran. Sobald der Hase innehielt und aufsah, erstarrte der Wolf, wartete, bis der Mümmelmann erneut anfing zu fressen.

    Dann spannte der Wolf seine Muskeln an, machte sich bereit zum Sprung. Als der Hase einen Augenblick nicht aufpasste, hüpfte Leander mit einem Satz auf die Lichtung. Doch seine Beute war schneller und sauste zwischen seinen Pfoten hindurch, ins undurchdringliche Unterholz.

    Der Wolf hetzte hinterher. Aber, der Hase war schneller und hängte seinen Verfolger ab.

    Enttäuscht stoppte der Wolf den Lauf und sah sich um. Er war nur wenige Meter von den uralten Steinen entfernt, die den Wald in zwei Hälften teilten. Die eine Seite war die der Menschen, von der anderen Seite berichteten alte Legenden, dass sie die Anderswelt sei. Heimat sonderbarer Kreaturen und Sitz der Götter.

    Leander blieb irritiert stehen, denn ein merkwürdiges, grünes Licht wehte über dem Platz hinter der Steinreihe. Wesen konnte er dort sehen, Kreaturen wie aus einem Traum. Sie hatten grässliche Fratzen, manche tierischer, andere menschlicher Gestalt.

    Dann tauchte wie aus dem Nichts ein Mann auf, viel größer wie die Naturgeister. Größer sogar wie Leander, der auch schon ein Meter achtzig maß.

    Er besaß breite Schultern, und war mit einer Lederhose, braunen Stiefeln, einer Tunika und einem grauen Umhang bekleidet, der ihm bis zu den Füßen reichte.

    Den Kopf bedeckte eine Kapuze, aus der eine braune Schnauze herausragte und die Spitzen von Schlappohren.

    Leander hielt den Atem an und beobachtete den Mann mit wachsender Verwirrung.

    Wer war dieser Kerl und was wollte er in der Welt der Menschen?

    Ohne zu zögern, verließ der Mann den Steinkreis, sah sich wachsam um und lief dann an Leander vorbei, der versteckt unter einem Busch hockte und nicht wusste, was er denken sollte.

    Der Wolf folgte ihm mit sicherem Abstand, immer tiefer in den Wald. Wie weit, konnte er später nicht mehr sagen. Doch, dann wurde der Mann langsamer und hielt schließlich auf einer Lichtung an. Mondlicht erhellte das Gras und ließ es silbern aufblitzen.

    Ruhig blieb der Mann auf der Lichtung stehen und schien auf irgendetwas oder jemanden zu warten.

    Leander hockte sich an den Rand der Lichtung unter einen Busch und ließ den Burschen nicht aus den Augen. Als Opfer kam er nicht in Frage, dazu war er viel zu groß. Trotzdem war er neugierig, was dieses merkwürdige Wesen wohl in seinem Wald zu suchen hätte.

    Kurz nach der Ankunft des Mannes tauchte ein weiterer Mann auf, älter schon, bärtig, gebeugt und mit einem knorrigen Gehstock bewaffnet. Auch er trug einen grauen Umhang, Lederstiefel und eine wollene Hose.

    „Seid gegrüßt, Ehrwürdiger", begrüßte ihn der erste Mann, mit Respekt in der Stimme.

    „Es ist schön, dass du Zeit für mich hattest, Aslan, antwortete der ältere Mann. „Die Zeiten sind recht rau, daher muss ich den Kommandanten der Wache persönlich sprechen.

    „Man überbrachte mir eure Nachricht, Valdion, und mir war klar, dass ich nicht zaudern durfte. Nun, mein Freund, was ist so dringend, das ihr mich in dieses Land beorderte?"

    „Schlimme Zeiten kommen auf uns zu, erklärte Valdion. „Die Dämonen sind kurz davor, sich zu erheben. Wir brauchen Verbündete auch in dieser Welt. Daher möchte ich dich bitten, den grauen Wolf zu suchen.

    „Einen Wolf?", fragte Aslan erstaunt.

    „Ja. Er wird dir Gefährte sein auf der Reise, die du durch dieses Land antreten wirst. Noch nicht heute, aber bald schon."

    „Verzeiht, wenn ich widerspreche, Valdion. Meine Aufgabe ist die Bewachung der Grenze zur Anderswelt. Ich kann meinen Posten dort nicht verlassen."

    „Es ist nicht mein Wunsch, dass du diese Reise antrittst, Aslan. Die Situation in beiden Ländern erfordert dieses Opfer von dir. Valdion strich sich über seinen weißen Bart. „Sei versichert, das es nicht ohne Belohnung bleiben wird.

    „Es geht mir nicht um Gold oder Münzen, rief Aslan ärgerlich aus. „Wer wird die Wache anführen, wenn ich hier auf der Suche bin? Nach was, eigentlich?

    „Das darf ich dir nicht sagen. Und deine Belohnung besteht nicht aus Gold oder Edelsteinen. Nein, sie ist nicht materieller Art." Der Alte schüttelte den Kopf.

    „Erkenntnisse? Ich denke, das ich schon viel erlebt habe in meinem Leben. Es ist nicht mein Wunsch, Wissen zu erlangen. Denn ich bin Kommandant der Grenzwache und nur das zählt für mich."

    „Beruhig dich, Aslan. Ghaleon vom Schneiderwind wird dich vertreten. Er ist ein guter, tüchtiger Mann."

    „Er ist viel zu jung für diese Aufgabe, Ehrwürdiger! Außerdem hitzig und aufbrausend. Warum muss ich gehen und nicht er?", fragte Aslan im wehleidigen Tonfall. Die Antwort kannte er schon, trotzdem wollte er sie von dem Zauberer hören.

    „Weil du besser dafür geeignet bist, Aslan. Ghaleon braucht eine Aufgabe, in der er sich beweisen kann. Ebenso wie du. Valdion sah hoch zum Mond, der voll und hell leuchtend über der Lichtung hing. „Ich habe nicht mehr viel Zeit. Such den Wolf, der hier irgendwo leben muss. Er wird dich auf deinem Weg begleiten.

    „Wo soll ich suchen?"

    „Das bleibt dir überlassen, sagte der Zauberer. „Leb wohl, mein Freund und mögen dich die Götter begleiten! Er raffte seinen Umhang und verließ ebenso leise die Lichtung, wie er gekommen war.

    Aslan blieb ratlos und unschlüssig zurück.

    „Der Zauberer ist lustig? Wo soll ich diesen Wolf finden und wie kann er mir helfen, murmelte er. „Diese Welt ist riesig! Er seufzte tief. „Nun gut. Heute Nacht kehre ich zur Grenze zurück. Mehr kann ich nicht tun!"

    Leander sah, das Aslan die Lichtung verließ und wieder Richtung Steinkreis lief. Vorsichtig folgte er ihm, die Nase auf dem Boden und die Ohren lauschend aufgestellt.

    In dem Steinkreis tanzten noch immer die Geisterwesen in einem grünlichen, wabernden Licht. Aslan ignorierte sie und trat, ohne zu zögern, hinter die Steine.

    Bevor er in dem Portal verschwinden konnte, ließ ihn das Knacken von Zweigen zurückzucken. Wachsam drehte er sich um und entdeckte ganz in der Nähe einen Wolf, der aufmerksam das Spektakel in dem Steinkreis beobachtete. Als sich ihre Blicke trafen, war es wie ein Schlag in den Magen für ihn.

    „Bist du der Wolf", rief Aslan ihm zu.

    Leander zuckte zusammen, der magische Moment war verschwunden, als der Mann die Worte an ihn richtete. Schuldbewusst sprang er weg von den Steinen und verschwand im Wald. Auf die Rufe Aslans, die ihm folgten, reagierte er nicht.

    Gehetzt und mit knurrendem Magen kehrte er in sein Gartenhaus zurück.

    „Was war das, flüsterte er, als er wieder in menschlicher Gestalt war. „Und wer war das?

    Lange fand er in dieser Nacht keinen Schlaf. Er musste immer an die Augen Aslans denken, die ihn fragend ansahen. Konnte es sein, dass er jener Wolf war, von dem der Zauberer auf der Lichtung gesprochen hatte? Wenn es so war, warum? Was erwartete ihn in der Zukunft?

    Fragen, die ihn selbst im Traum verfolgten. In den kurzen Stunden, in denen er Ruhe fand, träumte er von Aslan und der Anderswelt. Gemeinsam erkundeten sie die Bereiche des Unmöglichen.

    „Du bist der Auserwählte, sagte Aslan. „Der graue Wolf, den ich finden musste!

    „Was geschieht mit uns?", fragte Leander.

    „Wir gehen auf eine Reise!", erklärte Aslan.

    „Wohin?"

    „Dahin, wo noch niemand vor uns war!"

    „Wo ist das?"

    „Du wirst es sehen, Leander!"

    Bevor er weitere Fragen stellen konnte, erwachte er mit knurrendem Magen. Draußen schien schon die Sonne und ein neuer Tag begann.

    „Ich muss diesen Aslan finden, überlegte er. „Er kennt die Antworten auf meine Fragen!

    Seiner Familie erzählte er nichts von den nächtlichen Erlebnissen. Sie interessierten sich ja eh nicht für seine Streifzüge. Er frühstückte mit seiner Mutter, die heute später zur Arbeit ging. Sie sprachen über das Wetter und Violetas neuem Freund, bei dem sie bald einziehen würde.

    Danach recherchierte er im Internet nach der Anderswelt und der Grenzwache. Aber, etwas Brauchbares fand er dort nicht.

    „Anderswelt, Jenseits, Totenwelt, Reich der keltischen Feen und Elfen, las er. „Von einer Wache ist nicht die Rede. Bis auf diesen dämlichen Hund. Leander sah auf. „Hund? Aslan sieht aus wie ein Hund! Nur drei Köpfe hat er nicht. Mist! Ich werde ihn persönlich fragen müssen!"

    Genervt schaltete er den PC ab. „Warum geht er mir nicht aus den Kopf? Ist das schon Liebe?Das konnte er sich nicht vorstellen. „Oder Interesse?

    Verliebt war Leander schon oft gewesen, doch Mädchen interessierten ihn nicht sonderlich. Immer waren es Jungen, Klassenkameraden oder Freunde, in die er sich versah. Aber, er musste seine Gefühle für sich behalten, da er sonst ausgegrenzt werden würde. Schon mehrfach war er für seine Schwärmereien verprügelt worden.

    „Sehe ich aus, als ob ich schwul wäre", war der einstimmige Tenor, wenn er sich einem Freund offenbarte. Seitdem war er vorsichtiger und behielt seine Gefühle für sich.

    Ungeduldig wartete er bis zum Einsetzen der Dunkelheit, denn mit dem Mond fand die Verwandlung statt und die brachte ihn zu Aslan.

    „Ich werde die Nacht im Wald verbringen, erklärte er seinen Eltern. „Wartet nicht mit dem Essen auf mich.

    „Muss das sein", fragte seine Mutter Ellen.

    „Ich kann nichts dafür, es ist noch immer Vollmond", antwortete Leander.

    „Frau Hirtler hat dich gestern gesehen, sagte sein Vater. „Sie fragte mich, ob wir einen Hund hätten. Sei bloß vorsichtig, Leander.

    „Das bin ich immer, Dad."

    „Dein Vater macht sich Sorgen um dich, warf seine Mutter ein. „So wie ich auch. Bitte, verlass möglichst unauffällig den Garten!

    „Das sagst du bloß, weil du meine Wolfsgestalt hasst, meinte Leander ärgerlich. „Ich mag sie selbst auch nicht sonderlich.

    „Quatsch. Du reagierst über. Aber, ich will kein Gerede in der Nachbarschaft. Stell dir bloß vor, wie sie reagieren würden, wenn sie wüssten, du bist ein Wolf? Nicht auszudenken, was dann passieren würde", stellte sein Vater klar.

    „Immer sind die Nachbarn wichtiger wie ich! Denkt ihr, es ist leicht als Wolf zu leben? Das ist euch sowieso egal. Ich gehe!" Wütend schob Leander seinen Stuhl nach hinten und verließ das Haus seiner Eltern. Er ignorierte die Rufe seiner Mutter, die ihn bat, zu bleiben, und zog sich in seine Hütte zurück. Erst dort erlaubte er es sich, zu weinen.

    „Es ist so ungerecht, schniefte er. „Warum musste ausgerechnet mir das passieren? Und dann diese Gestalt!

    Traurig legte er sich auf sein Bett und wartete, bis die Dämmerung seinen Körper veränderte. Dann verließ er das Gartenhaus wieder, um im Wald nach Aslan zu suchen.

    Heute war es im Steinkreis still und von dem grünen Nebel nichts zu sehen. Auch die Geisterwesen tanzten nicht.

    Enttäuscht wollte sich Leander schon wieder zurückziehen, als ihn eine männliche Stimme anrief.

    „Warte, grauer Geselle. Ich möchte mit dir reden."

    Aus der Schwärze tauchte ein hochgewachsener Mann auf, eingehüllt in einen Umhang mit Kapuze. Schemenhaft konnte Leander ihn im Licht des Vollmondes sehen, welcher nun nicht mehr von Wolken verdeckt wurde.

    „Bist du der graue Wolf, den ich suchen muss", fragte er Leander.

    „Woher soll ich das wissen", antwortete der, völlig perplex. Denn er verstand die Sprache des Mannes, und der redete nicht in der Menschensprache mit ihm.

    „Ich bin Aslan, Kommandant der Grenzwache", stellte sich der Mann vor.

    „Ich heiße Leander Wolfsblume. Was machst du auf dieser Seite der Grenze?"Neugierig schnüffelte Leander in Richtung des Mannes.

    „Ich habe auf dich gewartet, Leander."

    „Was willst du von mir?"

    „Du warst gestern auch auf der Lichtung, nicht?"

    Leander erschrak. Wieso konnte er das wissen? Schließlich war er vorsichtig gewesen.

    „Ich bin wie du, sagte Aslan. „Oder fast. Mit Schwung zog er die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kam der Schädel eines Hundes, mit spitzer Schnauze und langen Ohren, die ihm auf den Schultern lagen. „Ich bin ein Kynokephale. Ein Hundekopf!"

    „Ein was?" Das Wort hatte Leander nie gehört. Ratlos sah er sein Gegenüber an.

    „Kynokephale. Ein Mensch mit dem Kopf eines Hundes."

    „Oh." Mehr sagte Leander nicht, er war zu verblüfft.

    „Ich weiß, das du die

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