Konflikte aus Phrasen und Weisheiten im Einkauf: Ein Beitrag zum Verständnis des Einkaufs im Unternehmen
Von Lutz Schwalbach
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Über dieses E-Book
Konfliktmanagement muss leisten, den Sachstand fehlerfrei und vollständig an den Empfänger zu übergeben, was bedeutet, die zeitlichen, inhaltlichen und medialen Probleme zu beheben. Hinzu kommen noch die zwischenmenschlichen Probleme aus Kulturen, Verständnis und Konflikt. Heutige Stellen für Konflikte sind organisatorischer Art, sie sind der Arbeitsteilung geschuldet und haben menschliches Konfliktpotenzial in den beteiligten Personen, deren Beziehungen oder Kommunikationsqualität.
Unsere Ziele sind die Heilung der Störung, der Verluste und der Verschwendungen. Die heilsamste Maßnahme ist die Eliminierung durch Entfall. Mit der Reduktion der Konflikte wird eine Effizienz gesteigert, in dem der vor- oder nachgelagerte Prozess erweitert wird. Wo keine Konfliktstellen existieren, gibt es keinen Zeit-, Qualitäts- oder Informationsverlust. Darin begründet sich auch ein Einsatz von IT-Technologien zur Zielerreichung.
Mit diesem Buch erhält der Leser einen praxisorientierten Handlungsweg, welcher speziell einen Beitrag zum Verständnis des Einkaufs und der Konflikte aus Phrasen und Weisheiten im Einkauf liefert. Unabhängig von der aktuellen Einkaufssituation unterstützen die Ausführungen den Leser in der Lösung oder seinem Einkaufsverständnis.
Lutz Schwalbach
Lutz Schwalbach studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule Karlsruhe, berufsbegleitend Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Zweibrücken und Erwerb des Master of Business and Administration an der Hochschule Kaiserslautern. Als Manager mit profit & loss Verantwortung deckt er ganzheitlich die materialwirtschaftlichen Belange eines Unternehmens von der Arbeitsvorbereitung, Disposition, Fertigungsplanung- und Steuerung, Produktionsleitung, strategischem und operativem Einkauf, Qualitätswesen bis zur Sortimentspflege ab. Profunde Erfahrung im Lean Management, Six Sigma (black belt), Supply Chain Manager DLA, REFA, QMB, im interkulturellen Arbeiten und dem Projektmanagement. - Meine Expertise: Einkauf, Beschaffung, Logistik. - Meine Leidenschaft: Neues planen, Veränderung gestalten, Menschen bewegen, Gewinne realisieren. - Mein Motto: Früher lag das Geld im Einkauf, heute liegt es im digitalisierten Prozess und Sie steuern den Prozess. Aktuell arbeitet er als Leiter Supply Chain für ein Maschinenbauunternehmen, davor in national und international geprägten Unternehmen und Konzernen der Branchen Elektrotechnik, Baustoff, Handel, Maschinen &Anlagenbau und der Industrie.
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Buchvorschau
Konflikte aus Phrasen und Weisheiten im Einkauf - Lutz Schwalbach
1. Einleitung
Die neuen Formen der digital unterstützten Kommunikation und Distanzregeln haben mit Covid-19 unser Miteinander in der Arbeitswelt entscheidend verändern. Als Menschen haben wir auch die Fähigkeit zu kommunizieren, mit Werkzeugen umzugehen und zu lernen. Zusätzlich verfügt der Mensch über die Fähigkeit, präzise zu beobachten und dieses Wissen generationsübergreifend weitergeben zu können (Siebenhaar, 2019, S. 52). Wir machen eigene Erfahrungen, Ausbildungen und Persönlichkeitstrainings, wir fühlen und denken uns als Mensch und Individuum. Wir haben Empfindungen und Emotionen.
1.1. Aufgabenstellung
Beziehungen unter Menschen weisen Berührungspunkte auf. Beziehungen in unserem Privatleben pflegen und kultivieren wir selbstverständlich. Wir laden einander ein, helfen uns gegenseitig, sprechen und hören einander zu. Beziehungen im Freundeskreis sind uns vertraut und allgegenwärtig. Wird dieses Miteinander durch soziale Distanzierung wie in der Corona-Krise¹ im Frühjahr 2020 unterbrochen, führt es zu Verstörungen und Einsamkeit sowie einem Empfinden der fehlenden oder gestörten Beziehungen. Der Mensch lebt und besteht im Dialog mit anderen. Er hat die einmalige Fähigkeit zu reden und gleichzeitig zuzuhören, er kann antworten und dabei verletzende oder nicht verletzende Worte wählen. Treten wir in einen Dialog, besteht häufig auch die Bereitschaft zu einer Kooperation miteinander.
Übertragen wir unser privates Netzwerk auf Unternehmen, so finden wir geschäftliche Kontakt- und Konfliktpunkte. Unternehmen sind nach funktionalen Strukturen organisiert, was zwingend fachliche und menschliche Berührungspunkte über Standpunkte mit sich bringt. Die Aufbauorganisation stellt den Rahmen, die Ablauforganisation vollzieht die Leistungserstellung und bedingt die betrieblichen Kontaktpunkte.
Abbildung 1: Dialogfähigkeiten
Mit der funktionalen Struktur eines Unternehmens, welche umfänglich als Linienorganisation oder Matrixorganisation eingeführt ist, wird der Informationsaustausch unter den Beteiligten begründet. Damit lassen sich offensichtlich Kommunikationsstellen, resultierend aus einer
•Organisationsstruktur und
•fachlicher Spezialisierung, erkennen.
In der Gesamtheit folgt es dem Unternehmensauftrag, über die im Unternehmen angelegte funktionale Prozessstruktur. Die Erfüllung des jeweiligen Arbeitsauftrags, also der anteiligen Teilaufgabe, wird isoliert erbracht. Die Mitarbeiter sind auf die korrekte und zeitnahe Erledigung der im Voraus stattfindenden Teilaufgaben oder Zuarbeit angewiesen. Die Vorarbeiten müssen zeitlich und sachlich koordiniert sein. Ebenso kommt es zu aktiver Beteiligung von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Wissensgebieten und Erfahrungsbereichen.
Kontakt- oder Übergabepunkte, bestehen mindestens zwischen zwei Fachbereichen oder zwei Mitarbeitern (Kords, 2020, S. 51). Dies ergibt sich aus der Notwendigkeit, dass aufgrund der Arbeitsteilung zwischen den Fachbereichen Aufgaben, Zuständigkeiten und Prozessschritte bestehen. Der Konflikt besteht an der Nahtstelle, wo der Vorprozess aufhört und der nachfolgende aufnehmende Prozess noch nicht angefangen hat. Nachhaltige Lösungen würden bedingen, dass die Abteilungsgrenzen immer mehr verschwimmen oder verschwinden, das bereichsübergreifende Denken in das Unternehmen einzieht und gemeinsam an den Dialogstellen zu arbeiten beginnt.
Viele unternehmensinternen Probleme, welche heute durch funktionsübergreifendes Handeln oder übergeordnete Prozessverantwortliche eigentlich gelöst sein sollten. Die zunehmende Komplexität der industriellen Arbeitsteilung lässt sich durch den industriellen Wandel der Gesellschaft erklären, welcher erhöhte Informations- und Kooperationserfordernisse bedingt:
•Differenzierung und Spezialisierung
•Kostendruck und Wirtschaftlichkeit
•Informationsflut und ggf. Verwissenschaftlichung
•Automatisierung und Digitalisierung
Probleme entstehen häufig aus dem nicht existenten Verständnis untereinander, was in Abteilungsdenken untereinander begründet ist (Raffee, 1989, S. 119). Mit der weiterhin
•fehlenden Integrationsfähigkeit,
•Unkenntnis der anderen Seiten (vor-/nachgelagerten Arbeitstätigkeiten) und
•Bestehenden Zugangsbeschränkungen sowie
•durch unterschiedliche Mentalitäten, Verständigungsschwierigkeiten und fachliche und räumliche Trennung wird das Problem vertieft.
Abbildung 2: Fehlendes Verständnis
Ein Unternehmen sollte gesteuert und kontrolliert werden (Fromm, 1986, S. 11f). Ein Lösungsbeitrag wäre, die bestehenden internen Abhängigkeiten anzunehmen und zu verbessern durch ein
•Bewusstsein für betriebliche Koordinierung, Mitwirkungen und Unterstützungen zu fördern
•ein kooperatives System zu konzipieren,
•die Ordnungsgewohnheiten der industriellen Unternehmen anzupassen und
•verwandte Abteilungen und Bereiche informativ einzubinden.
Um gemeinsam an den Berührungspunkten zu kooperieren, bedarf es eines Vertrauensverhältnisses, welches aus der Offenheit und Ehrlichkeit der Beteiligten gewonnen wird. Gleichfalls wird dieses Vertrauen durch Hilfsbereitschaft beiderseitig, an der Berührungsstelle der Zuständigkeitsbereiche/Abteilung (Mensch, Dialog) aufgebaut. Es wird eine Anzahl von Vorgängen geben, wo widerstrebende Belange der Abteilungen nicht kooperativ auf das gemeinsame Unternehmensziel orientiert sind oder wirken.
Abbildung 3: Verbaler Konflikt
1.2. Beteiligte
Mit der Analyse des Einkaufsprozess als Prozess mit bestehender Arbeitsteilung werden Beteiligte, Partner und Arbeitsschritte (x1 -xn) aufgezeigt. Folglich sind unsere x’e die Arbeitsschritte nebst Partner (betriebliche Beteiligte), welche auf den Einkaufsprozess im Unternehmenseinkauf Einfluss haben. Diese sind:
•Externe Partner: Lieferanten, Dienstleister, Informationsdienstleister/Wirtschaftsinformationen, Partnerunternehmen,
•Unternehmensführung: Geschäftsführung
•Interne betriebliche Abteilungen: Qualitätssicherung, Controlling, Forschung & Entwicklung, Vertrieb, Logistik, Lager, Wareneingang, Produktion, Montage, Auftragsplanung/-steuerung, Disposition, Finanzbuchhaltung (FiBu), Rechnungswesen, IT-Technik, Transport, Versicherung und Zoll
Die Unternehmensfunktionen werden nachfolgend als Übersicht zwischen dem Einkauf und den anderen Unternehmensabteilungen sowohl intern als auch extern graphisch darstellen.
Abbildung 4: Interne Dialogpartner des Einkaufs
Abbildung 5: Externe Dialogpartner des Einkaufs²
Diese Kontakt- oder Kommunikationspunkt entstehen zwischen Funktionsbereichen oder Personen. Somit ist eine Einteilung in organisatorische und zeitliche Klassen möglich.
•Organisation: Betriebsinterne oder betriebsexterne
•Zeit:Nach dem Kauf oder vor dem Kauf
Abbildung 6: Struktur der Dialogstellen
Betriebsintern sind es Übergabepunkte zwischen Mitarbeitern, Projekten, Sparten, Geschäftsbereichen, Abteilungen usw. Betriebsextern Übergabepunkte zum Kunden, Dienstleistern oder Lieferanten.
Aus Sicht des Einkaufs kann der Zeitpunkt auf die Zeit vor der Auftragserteilung oder die Zeit nach der Auftragserteilung bezogen werden. Zusätzlich kann man den Zeitpunkt nach der Vergabe in vor der Liefer- und Leistungserbringung oder nach der Liefer- und Leistungserbringung untergliedern.
Tabelle 1: Arten der Dialogstellen
Der Dialog herrscht in dem aufeinander treffen an funktionalen Organisationsstellen im Unternehmen primär vor, da diese aus der Organisationsstruktur geboren sind. Diese gelten als klassische Berührungspunkte im Sprachgebrauch und innerhalb der Organisation, weil diese in Struktur und fachlicher Qualifikation gebunden sind (Brockhoff K., 1993). An ihnen werden die komplexen Aufgaben von verschiedenen arbeitsteilig geformten Abteilungen des Unternehmens erbracht.
Zusammenfassend lässt sich darstellen, dass der Einkauf mannigfaltige Kontakte bedient und führt wie:
•extern funktional zu 1-n Lieferanten oder Dienstleistern
•unternehmensübergreifend zu Sparten oder Partnergesellschaften
•intern personengebunden
•intern im Prozess oder Funktion gebunden
•durch Projekte begründet und temporär
Abbildung 7: Kontaktpunkte des Einkaufs
Arbeiten mit Kontakten (Dialogarbeit), das bedeutet ebenso menschliche Potenziale zu fördern und zwischenmenschliche Konflikte einzugrenzen. Dabei unterliegt diese Punkte in Anlehnung an Müller der Wahrnehmung bestehender Vorurteile und einer Realitätsdeutung der Gruppenmit-glieder sowie äußeren Hemmnissen aus Sturheit, Egoismen und Zieldifferenzen (Müller H. , 1993, S. 3).
Die folgenden Thesen und Behauptungen lassen sich in der Erwartung