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Blutiger Abschied. Ostfrieslandkrimi
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eBook182 Seiten2 Stunden

Blutiger Abschied. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

»Da will euch jemand aus dem Weg räumen!« Offensichtlich versucht jemand, Kommissar Joost Kramer und seinen Kollegen Robert Fengler bei ihren Mordermittlungen auf Norderney mit aller Macht zu stoppen. Erst wird Robert brutal zusammengeschlagen, dann wartet auf Joost eine noch perfidere Überraschung. Die beiden Ermittler hatten den brisanten Fall Marten Dekker übernommen. Der Polizistenkollege aus Aurich wurde ertrunken am Nordstrand von Norderney gefunden, der Mörder hatte ihn vor seinem Tod betäubt. Ist der Täter in den Reihen von Marten Dekkers Boßelverein zu finden, der auf der Ostfriesischen Insel das Wochenende verbrachte? Lässt der bereits verhaftete Verdächtige nun aus dem Gefängnis seine Kontakte spielen? Und hatte der ermordete Polizist selbst eine Leiche im Keller? Die Sorgenfalten des ostfriesischen Kommissars werden immer größer, als auch noch seine schwangere Freundin Ricarda auf Norderney erscheint und es sich in den Kopf setzt, ihn bei den Ermittlungen zu unterstützen...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum1. Dez. 2021
ISBN9783965864986
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    Buchvorschau

    Blutiger Abschied. Ostfrieslandkrimi - Dörte Jensen

    Nachtfahrt

    Brookmerland, Juni

    »Du kannst hier pennen.«

    Axel Grabner deutete auf das in seinem Zimmer stehende Sofa, dessen verschlissener Stoff unter einem Durcheinan­der aus Büchern, Comics, DVD-Hüllen, Rollenspielfiguren und achtlos hingeworfenen Klamotten kaum zu erkennen war.

    »Wenn ich bis Mitternacht nicht daheim bin, dreht meine Alte wieder am Rad.«

    Seine Freundin Sandra Lorenz seufzte vernehmlich und schlurfte zur Tür.

    »Warum das denn? Du bist doch fast volljährig.«

    »Genau darum geht es, ich bin erst fast volljährig«, wiederholte Sandra, wobei sie die letzten beiden Worte wie Kaugummi dehnte.

    »In welchem Zeitalter lebt deine Mutter eigentlich?«

    »Keine Ahnung.« Der Blondschopf griff nach der über der Stuhllehne hängenden Jacke. »Die letzten drei Wochen werde ich im Familienknast noch irgendwie durchhalten. Wenn ich jetzt Stress mache, kann ich meine Party verges­sen.«

    »Da ist was dran. Ich bringe dich noch nach draußen.« Axel öffnete die Zimmertür und polterte über die Holztreppe in die Diele des restaurierten Bauernhofes.

    »Du weckst mit deinem Getrampel noch das ganze Haus auf.« Sandra folgte ihm nach unten.

    »Na und? Ist doch niemand da. Meine Eltern kommen erst Sonntag zurück, hatte ich dir das nicht gesagt?«

    »Sorry, das hatte ich total vergessen. Wir sehen uns Montag.« Sie küsste ihn und schritt dann zu ihrem Fahrrad, das neben der Haustür an der Wand lehnte.

    »Melde dich kurz, wenn du daheim bist«, rief er ihr nach.

    »Du bist schlimmer als meine Mutter.« Sandra lachte, steckte sich die knopfgroßen Bluetooth-Kopfhörer in die Ohren und verband diese mit ihrem Smartphone. Sekunden später erklang das Lied Hoch im Norden. Die Melodie mitsummend stieg sie auf das Rad, winkte ihrem Freund zu und fuhr über die Hofeinfahrt zur Straße.

    Dort trat sie fest in die Pedale. Wenn Sandra rechtzeitig zu Hause sein wollte, musste sie sich beeilen.

    Die Landschaft lag in dieser Frühsommernacht wie eine Postkartenidylle vor ihr. Der Mond überflutete die Weiden und Felder, die sich bis zum Horizont erstreckten, mit silberfarbenem Licht. Ein kühler Abendwind strich über ihre Haut und ließ die Blätter der Bäume rascheln, die die Straße wie hölzerne Soldaten säumten. Die Kühe wirkten wie geisterhafte Schattenwesen. Ein Leben in Ostfriesland … kam ihr wie eine Verbannung vor.

    Nach dem Abitur wollte Sandra so schnell wie möglich aus dieser Einöde verschwinden. Hamburg und Berlin standen auf ihrer Wunschliste denkbarer Studienorte weit oben. In den Städten würde sie die Nächte durchfeiern und erst bei Sonnenaufgang ins Bett fallen. Bei dem Gedanken an ein wildes Studentenleben verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln. Die kommenden Jahre würden statt staubiger Langeweile sicherlich ordentlich Glitzer auf ihr Leben streuen.

    Der Lichtkegel eines Wagens erfasste sie. Trotz der Musik hörte Sandra das Motorengeräusch eines sich schnell nähernden Fahrzeugs. Wahrscheinlich saß einer dieser testosterongesteuerten Angeber hinter dem Steuer, die mit ihrer aufgemotzten Karre durch die Gegend bretterten und Geschwindigkeit mit Männlichkeit verwechselten.

    Da es hier keinen Radweg gab, fuhr Sandra so weit wie möglich an den Straßenrand. Wenn sie abrutschte, würde sie unweigerlich im Graben landen. Hinter ihr heulte der Motor auf wie ein getretener Hund und die Scheinwerfer bewegten sich so ruckartig von links nach rechts, als würde jemand mit einer Taschenlampe winken.

    Wenn der Vollpfosten die Beherrschung über sein Fahr­zeug verloren hatte, würde er gegen einen der Bäume krachen oder … sie umnieten.

    Verdammt, warum ging der Spacken nicht vom Gas, schließlich befand er sich keinesfalls auf einer Rennstrecke, sondern auf einer schlecht gewarteten Straße, in die der Frost Löcher gerissen hatte, die nur notdürftig mit Splitt zugeschüttet worden waren. Zudem hatten die Baumwur­zeln den Asphalt an einigen Stellen hochgedrückt, sodass man streckenweise wie auf einer Buckelpiste fuhr.

    Sandra verlangsamte ihr Tempo. Die Hände verkrampften sich so fest um den Lenker, dass ihre Knöchel weiß hervor­traten. Das Herz raste in ihrer Brust. Trotz der abendlichen Kühle spürte sie, wie ihr der Schweiß aus allen Poren brach.

    Nach bangen Sekunden schien der Fahrer seinen Wagen wieder unter Kontrolle gebracht zu haben, denn der Lichtkegel war nun erneut wie ein Spot auf sie gerichtet. Zu Sandras Erleichterung hatte er auch das Tempo verringert. In wenigen Augenblicken würde das Auto sie überholen und dann in der Nacht verschwinden.

    Stattdessen wurden die Scheinwerfer urplötzlich riesen­groß, als wollten sie den Blondschopf wie einen Star auf der Bühne in Szene setzen. Sekundenbruchteile später wurde die Jugendliche in den Nachthimmel katapultiert. Für einen Augenblick meinte Sandra, fliegen zu können, aber dann forderte die Schwerkraft ihren Tribut und sie knallte auf den rauen Asphalt der Straße.

    ***

    In dem spektakulären Gerichtsverfahren um den Unfalltod der siebzehnjährigen Schülerin Sandra Lorenz wurde die Fahrerin des Sportwagens vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Die Blutprobe, nach der die Beschuldigte einen Alkoholwert von 1,8 Promille gehabt haben sollte, ist ebenso verschwunden wie alle mit dem tragischen Ereignis in Zusammenhang stehenden Unter­lagen. Auch wenn eine gezielte Vertuschung nicht ausge­schlossen werden kann, hat der vorsitzende Richter aus Mangel an Beweisen …

    Er riss den Bericht aus der ostfriesischen Regionalzeitung, die in den letzten Wochen immer wieder über den Unfall berichtet hatte, und legte ihn vor sich auf den Küchentisch. Dann griff er nach der dort stehenden Schnapsflasche und genehmigte sich einen großen Schluck. Trotz des Frei­spruchs würde die Mörderin, für die er die besoffene Fahrerin hielt, ihrer gerechten Strafe nicht entgehen. Er stand auf, schlurfte zum Spülbecken und goss den Rest des hochprozentigen Alkohols in den Ausguss. Wenn er die Verbrecherin und ihre Lakaien, die in ihrem Auftrag alle Beweise vernichtet hatten, zur Rechenschaft ziehen wollte, brauchte er unbedingt einen klaren Kopf.

    Strandgut

    Oldenburg, drei Jahre später

    »Bist du sicher, dass wir unseren Urlaub nicht doch wieder verschieben müssen?« Ricarda Albers schaute ihren Lebensgefährten Joost Kramer, mit dem sie an diesem Donnerstagvormittag am Frühstückstisch in seiner Olden­burger Wohnung saß, fragend an.

    »Nee, denn ich habe dem Boss klar und deutlich zu ver­stehen gegeben, dass wir nach den letzten Ermittlungen unbedingt eine Verschnaufpause brauchen.« Der Kommis­sar nahm ein Brötchen aus der Tüte, die er vor einer halben Stunde beim Bäcker gekauft hatte, und schnitt es auf.

    Ricarda griff nach ihrem Kaffeebecher. »Wie hat dein Chef denn auf diese Bemerkung reagiert?«

    »Er war sauer, aber das ist mir egal.«

    »Hat er dir wieder mit einer Versetzung in den Innendienst gedroht?«

    Statt einer Antwort deutete Joost auf ihren Bauch, der sich im fünften Schwangerschaftsmonat leicht wölbte. »Können wir von etwas anderem reden? Wie geht es unserem Racker denn heute?«

    »Unserem Racker?«, wiederholte Ricarda und legte die Stirn in Falten. »Damit meinst du wahrscheinlich unsere Prinzessin, die dich bald um den kleinen Finger wickeln wird.« Die werdende Mutter trank einen Schluck ent­koffeinierten Kaffee und verzog das Gesicht. »Die Plörre ist grauenvoll. Ich hätte nie gedacht, dass mir der Koffeinkick derart fehlen würde. Vom Sekt wollen wir gar nicht erst reden.«

    »Nach dem Abstillen kannst du wieder richtigen Kaffee trinken und es mit deinen Freundinnen ordentlich krachen lassen«, versuchte Joost seine Lebensgefährtin aufzumun­tern. »Bis dahin …«

    »… ist es noch eine Ewigkeit«, fiel ihm Ricarda ins Wort und wechselte dann das Thema. »Hast du den Immobilien­makler wegen eines Besichtigungstermins schon angeru­fen?«

    »Nee, dazu bin ich bisher nicht gekommen.« Joost strich fingerdick Nutella auf eine Brötchenhälfte. »Darum küm­mere ich mich nächste Woche.«

    »Wir wollten den Umzug nicht auf die lange Bank schie­ben«, erinnerte sie ihn. »In deiner Bude ist kein Platz für ein Kinderzimmer.«

    »Die Wohnungen, die wir uns bisher angesehen haben, waren entweder zu teuer oder so baufällig, dass wir darin um unser Leben fürchten mussten. Erinnerst du dich an den Altbau, bei dem der Putz von der Decke rieselte?«

    »Das war wirklich ein Drecksloch«, bestätigte Ricarda. »Was hältst du davon, wenn wir uns nach dem Frühstück im Möbelhaus nach einer Wickelkommode und einem Bettchen für unseren Nachwuchs umsehen? Bei der Gelegenheit können wir auch gleich einen Kinderwagen aussuchen.«

    »Warum machst du so einen Stress?«, winkte der Kommis­sar ab und biss in seine Brötchenhälfte. »Wir haben noch alle Zeit der Welt.«

    »Das hast du vor drei Monaten auch behauptet. Zudem …« Ricarda verstummte, als das Mobiltelefon neben Joosts Teller vibrierte. Er schluckte und nahm das Gespräch dann entgegen.

    »Moin Robert, langweilst du dich schon ohne mich?«, begrüßte er seinen Partner bei der Task Force Ostfriesland.

    »Ich komme ohne einen Gnadderkopp wie dich ganz gut zurecht«, entgegnete dieser schlagfertig, bevor er fragte: »Hat der Boss dich schon angerufen?«

    »Ich wüsste nicht, warum er mich kontaktieren sollte.« Obwohl sich der Kommissar um einen lockeren Klang in seiner Stimme bemühte, war die Anspannung deutlich herauszuhören.

    »Wir müssen auf Norderney die Ermittlung im Fall Marten Dekker übernehmen. Seine Leiche wurde heute am Nord­strand gefunden.«

    »Darum können sich die Kollegen vor Ort kümmern. Ich habe Urlaub.«

    »Jetzt nicht mehr. Wir sollen uns noch heute in der Polizei­station der Insel melden und …«

    »Welchen Teil von Ich habe Urlaub hast du nicht verstan­den?«, unterbrach ihn Joost.

    »Schrei nicht so, ich bin schließlich nicht taub.«

    »Sorry, war nicht so gemeint.« Der Kommissar fuhr sich mit der linken Hand durch die Haare, bis diese in alle Richtungen abstanden. »Ich bin es nur leid, dass mich der Boss wie einen Leibeigenen behandelt und wieder einmal meinen Urlaub streicht. Dabei sind die freien Tage keine Almosen, sondern vertraglich zugesichert. Wenn ich zur Gewerkschaft gehe …«

    »… wird er dich bei nächster Gelegenheit die Akten im Keller sortieren lassen.«

    »Deshalb muss ich mir aber nicht alles bieten lassen.« Der Kommissar schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass sein Kaffee überschwappte und sich auf der blauen Wachs­tischdecke eine braune Lache bildete.

    »Was ist los?« Ricarda sah ihn mit großen Augen an.

    »Wir sollen einen neuen Fall auf Norderney übernehmen«, antwortete Joost und wandte sich dann wieder an seinen Partner. »Marten Dekker. Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«

    »Er ist … war … ein Kollege von uns. Meines Wissens arbeitete Dekker seit vielen Jahren im Polizeikommissariat Norden. Mehr kann ich dir nicht sagen.«

    »Kollege.« Der Kommissar kaute einen Moment auf dem Wort wie auf einer bitter schmeckenden Praline. »Das ist natürlich etwas anderes. Wenn ich mich beeile, erwischen wir noch die Mittagsfähre. Kannst du bis dahin am Anleger sein?«

    »Kein Problem, denn ich bin schon seit einer halben Stunde unterwegs. Wir sehen uns dann.« Robert beendete das Tele­fonat und Joost legte sein Smartphone neben den Teller.

    »Was ist es diesmal?« Ricarda schob ihren Stuhl etwas zurück, als wollte sie den Abstand zwischen sich und Joost auf diese Weise vergrößern.

    »Tod eines Polizisten. Sollte es ein Unfall gewesen sein, bin ich schnell wieder in Oldenburg. Diesen Auftrag kann ich unmöglich ablehnen, schließlich habe ich Verantwor­tung für meine Kollegen und …«

    »Was ist mit deiner Verantwortung als Vater?«, fiel ihm Ricarda ins Wort.

    »Bis zur Geburt werde ich den Fall bestimmt gelöst haben.« Der Kommissar lachte freudlos auf.

    »Das ist nicht witzig«, kommentierte seine Freundin den dummen Spruch und stand auf.

    »Wo willst du denn hin?« Er sah ihr auf dem Weg in den Flur nach.

    »Babysachen kaufen. Als Mutter habe ich schließlich eine Verantwortung für unser Kind.« Sie zog ihre Jacke an.

    Joost stand auf und folgte ihr. »Was soll ich denn machen? Ich kann die Ermittlungen nach dem Tod eines Kollegen keinesfalls ablehnen.«

    »Du bist nicht der einzige Polizist in Ostfriesland.« Ricarda schlüpfte in ihre Schuhe. »Ich muss mich auf dich verlassen können, kapierst du das denn nicht?«

    »Ich habe dich niemals im Stich gelassen«, rechtfertigte sich der Kommissar.

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