Zombie Zone Germany: XOA
Von Lisanne Surborg
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Bis zum 2. Juli 2022.
Zombie Zone Germany: Unsere Städte wurden Höllen.
Sie kamen über Nacht. Ihr Hunger war unstillbar. Sie fielen wie Heuschreckenschwärme über die Lebenden her. Zerrissen sie, fraßen, machten aus ihnen etwas Entsetzliches. In den Straßen herrscht verwestes Fleisch. Zwischen zerschossenen Häusern und Bombenkratern gibt es kaum noch sichere Verstecke.In Deutschland ist der Tod zu einer seltenen Gnade geworden.
Hohe Stahlbetonwände sichern die Grenzen. Jagdflieger und Kampfhubschrauber dröhnen darüber. Es wird auf alles geschossen, was sich (noch) bewegt.
Deutschland wurde isoliert – steht unter Quarantäne.
Die wenigen Überlebenden haben sich zu Gruppen zusammengeschlossen, oder agieren auf eigene, verzweifelte Faust. Gefangen unter Feinden. Im eigenen Land.
Doch ist der Mensch noch des Menschen Freund, wenn die Nahrung knapp wird und ein Pfad aus kaltem Blut in eine Zukunft ohne Hoffnung führt?
Bisher in der Reihe erschienen:
ZZG: Die Anthologie
ZZG: Trümmer (Simona Turini)
ZZG: Tag 78 (Vincent Voss)
ZZG: Letzter Plan (Jenny Wood)
ZZG: Zirkus (Carolin Gmyrek)
ZZG: Blutzoll (Matthias Ramtke)
ZZG: XOA (Lisanne Surborg)
ZZG Anthologie: Der Beginn
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Buchvorschau
Zombie Zone Germany - Lisanne Surborg
Zombie Zone Germany
XOA
Lisanne Surborg
Herausgegeben von Piper Marou
© 2019 Amrûn Verlag
Jürgen Eglseer, Traunstein
Idee: Torsten Exter
Herausgeberin der Reihe: Piper Marou
Lektorat: André Piotrowski
Umschlaggestaltung: Christian Günther
Alle Rechte vorbehalten
ISBN TB – 978-3-95869-564-1
Printed in the EU
Besuchen Sie unsere Webseite:
amrun-verlag.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar
v1 19
Bereits erschienen in der Zombie Zone Germany
Zombie Zone Germany - Die Anthologie
ISBN 978-3-944729-749
ZZG: Trümmer (Simona Turini)
ISBN 978-3-95869-045-5
ZZG: Tag 78 (Vincent Voss)
ISBN 978-3-95869-236-7
ZZG: Letzter Plan (Jenny Wood)
ISBN 978-3-95869-266-4
ZZG: Blutzoll (Matthias Ramtke)
ISBN 978-3-95869-269-5
ZZG: Zirkus (Carolin Gmyrek)
ISBN 978-3-95869-179-7
1
Die linke, untere Ecke des Posters hat sich wieder abgelöst. Sie starrt es an, während sie sich ein Stück Nussschokolade zwischen die Lippen schiebt. Dass sie aufstehen sollte, die Ecke wieder an die Wand pressen sollte, weiß sie. Stattdessen bleibt Xoa im Bett liegen, streicht mit den Fingerspitzen über ihren kahl geschorenen Schädel und wundert sich über das ungewohnte Gefühl. Am liebsten hätte sie ihr Haar behalten, vielleicht um ein kurzes Seil daraus zu flechten, aber er hat es mit nach oben genommen und sie wieder allein gelassen.
Xoa dreht sich auf ihrer nackten Matratze auf die Seite und schaut die fünf Jungen auf dem Poster an. Sie müssen ungefähr in ihrem Alter sein, 18, vielleicht zwei Jahre jünger oder älter. Alle haben schöne Gesichter, alle lachen. Aber Xoa hat keine Ahnung, wer sie sind und wieso jemand sie auf ein Poster gedruckt hat. Zwei englische Worte stehen unter ihren Füßen. Das erste bedeutet »eins«, das zweite kennt Xoa nicht.
Sie erlaubt sich ein weiteres Stück Schokolade. Die Tafel ist eine Belohnung für die letzte Prüfung, die sie bestanden hat, und sie will sie sich einteilen für schlechtere Tage. Xoa dreht sich auf die andere Seite, sieht die schmutzige Matratze am Ende des Raumes und fragt sich, ob Lei ihre letzte Prüfung wohl bestanden hat.
Es ist seltsam still ohne Lei. 61 Stunden ohne ihr Lachen, Schimpfen oder die ruhigen Atemzüge, wenn sie schläft.
Xoas Finger brechen ein weiteres Stück Schokolade ab. Lei hat nur einmal Nussschokolade von ihm bekommen. Sie hat angefangen zu husten, kaum Luft bekommen, geröchelt und er hat sie ihr wieder weggenommen. Stattdessen bekommt sie Gummibärchen, wenn ihre Testergebnisse gut gewesen sind. Meistens hat Lei mit ihr geteilt.
Xoa zwingt sich, aufzustehen und die Schokolade auf Leis Bett zu legen, so weit weg von dem ihren, wie nur möglich. Vielleicht würde sie die morgen brauchen – oder übermorgen.
Sie streckt sich, in ihrem Nacken knackt etwas. Dann stellt sie sich dicht an die Betonwand und beginnt, mit ihren Füßen den Raum auszumessen, obwohl sie natürlich weiß, dass er zwölf und einen halben Fuß lang und fast zwanzig Fuß breit ist. Als sie ihr Zimmer zum ersten Mal ausgemessen hat, sind ganz andere Zahlen dabei herausgekommen.
Sie wiederholt das Ausmessprozedere für Lei, wobei sie ihre Füße etwas großzügiger voreinandersetzt, denn schließlich sind Leis Füße ein wenig länger als ihre eigenen.
Als Xoa am Waschbecken ankommt, nimmt sie den Kamm in die Hand und tut so, als würde sie ihr Haar ordnen, obwohl da nichts mehr auf ihrem Kopf ist, was sie kämmen könnte.
Sie sieht ein bisschen aus wie ein Außerirdischer, findet sie und dreht das Gesicht vor dem Spiegel. Er ist noch recht neu, der Mann hat ihn zu Weihnachten gebracht. In einer Ecke des Spiegels ist ein Riss, doch das stört Xoa nicht.
Seit ein paar Wochen ist sie 18 Jahre alt, aber wie eine erwachsene Frau sieht sie nicht aus. Sie reckt den Hals und betrachtet die Sehnen, die scharf hervorstechen. Xoa macht einen Schritt zurück und ihr Blick rutscht auf die kleinen Brüste über ihren Rippen. Wenn sie ein T-Shirt trägt, kann man sie kaum erahnen.
Die von Lei sind viel schöner. Eine Hand reicht nicht aus, um sie zu bedecken. Auch Leis Hintern sieht besser aus als ihr eigener. Rund wie der Hintern der berühmten Frauen in den Magazinen. Lei und Xoa besitzen acht dieser Hefte: zweimal die Wendy, einmal Lissy, zweimal BRAVO, einmal BRAVO GiRL!, einmal Brigitte und eine inTouch. Aus der neueren BRAVO haben sie das Poster von den fünf Jungen herausgetrennt. Die Zeitschrift ist schon Jahre alt.
Sie schaut zu der Wanduhr neben der Tür. 62 Stunden ohne Lei. Es ist Zeit, die Haustiere zu füttern. Xoa setzt sich auf ihr Bett und zieht vorsichtig ihre Kekspackung auf. Kekse sind schon lange nicht mehr darin. Lei und sie haben selbst die Krümel sorgsam ausgeleckt.
Stattdessen wimmeln sieben Kellerasseln in dem Plastikgehäuse. Xoa lässt sie auf ihre Hände krabbeln und passt auf, dass keine verloren geht. Sie alle haben Namen und Xoa kann sie auseinanderhalten. Nach einer Weile sperrt sie sie zurück in die Keksschachtel, nicht ohne ihnen zu versichern: »Keine Sorge, es gibt gleich etwas zu essen.«
Mit den Fingernägeln kratzt sie ein wenig Moos aus der Bodenfuge, wo Beton auf Beton trifft. Dreck sammelt sich zwischen Haut und Nagel, aber es macht ihr fast Spaß, ihn wieder hervorzupulen. Sie streift alles innen in der Keksschachtel ab und versucht, es ihren Asseln schmackhaft zu machen. Tatsächlich ist sie nicht sicher, ob Asseln Moos essen oder vielleicht gar andere Insekten bevorzugen. Aber sie hat diese Generation Asseln vor Wochen eingefangen und bisher ist keine einzige gestorben.
Die Asseln ignorieren ihre Fütterung, soweit Xoa es beurteilen kann. Sie schiebt die Keksschachtel wieder zu und lässt sie mit ihrem Futter allein. So schlecht ist das Moos nicht. Xoa hat es selbst mal probiert. Zuerst haben sie Leis Gummibärchen geteilt und gedacht, der Mann würde ihnen sicher am Abend etwas Richtiges bringen. Aber er ist nicht gekommen. Und als er auch am nächsten Tag nicht gekommen ist, ist ihnen vor Hunger schon so schlecht gewesen, dass sie sich kaum noch haben rühren können.
Auf der Matratze liegend, hat Xoa das Moos mit den Zähnen von der Wand geknabbert. Erdig ist es gewesen, viel Sand zwischen ihren Zähnen. Satt hat es nicht gemacht.
Der Mann ist am nächsten Morgen gekommen mit einem Topf Milchreis. Sie haben ihren Kopf darüber gehängt, wie gierige Tiere.
Schritte auf der Treppe lassen Xoa aufhorchen. Ihr Herz beginnt wie wild zu schlagen. Ihre Handflächen werden warm und feucht. Sie setzt sich auf, blickt auf die Stahltür und hört die Schritte näher kommen. Sie hofft auf