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Das Bordell: Lust Gepaart Mit Liebe
Das Bordell: Lust Gepaart Mit Liebe
Das Bordell: Lust Gepaart Mit Liebe
eBook505 Seiten7 Stunden

Das Bordell: Lust Gepaart Mit Liebe

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Über dieses E-Book

"Als Sundy endlich nackt vor mir steht, schaue ich sie lange an.

„Steh richtig auf, die Beine etwa einen halben Meter auseinander und die Hände im Nacken verschränkt. So präsentiert sich eine Nutte“, weise ich sie an.

"Entschuldigen Sie bitte!" Sie antwortet und nimmt sofort die erforderliche Haltung ein.

Ich stehe auf und gehe langsam um sie herum. Sandy hat einen wirklich schönen Arsch. Absolut eng und gut trainiert. Das sind alles Muskeln. Ihre Beine sind gut proportioniert und könnten die einer Gazelle sein. Ihre Titten sind nicht zu groß, aber sie sind sehr eng und spitz und leicht nach oben gebogen. "

Viel Spaß beim Lesen im vollständigen Ebook.. Viel Spaß beim Lesen

SpracheDeutsch
HerausgeberEmma Jones
Erscheinungsdatum2. Sept. 2021
ISBN9781005166410
Das Bordell: Lust Gepaart Mit Liebe
Autor

Emma Jones

I am a freelance erotic writer who loves writing stories under various genres of erotica

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    Buchvorschau

    Das Bordell - Emma Jones

    Kapitel 1

    Es ist eine für mich völlig ungewohnte Situation. Ich sitze in einem historischen Gebäude mitten in der Salzburger Innenstadt. Wir befinden uns in einem Kaminzimmer, in dem sich ein großer Schreibtisch befindet, davor stehen zahlreiche Stühle. Ich stehe etwas abseits an einem Fenster. Im Raum warten noch etwa 15 junge Frauen und vier Männer. Ich kenne keinen der Anwesenden. Alle sind in Schwarz gekleidet. Die Frauen sind ausnahmslos ausgesprochen hübsch und anziehend, die Männer dagegen flößen mir zum Teil ein Bisschen Angst ein. Sie sind muskelbepackt und blicken finster drein. Männer wie Frauen scheinen wirklich betroffen zu sein. Die Stimmung ist gedrückt.

    Mein Onkel Franz war letzte Woche verstorben und wir warten alle auf den Notar, der die Testamentseröffnung vornehmen soll. Ich bin informiert, worum es geht und gerade deshalb frage ich mich, was ich hier soll. Franz war schon immer das schwarze Schaf in der Familie. Die gesamte Verwandtschaft pflegte so gut wie keinen Kontakt zu ihm. Mir hat nie jemand erzählt, was der Grund für diese Ausgrenzung ist. Ich kann es mir nur so erklären, dass früher einmal etwas sehr Einschneidendes vorgefallen sein muss. Doch um was es sich dabei handelt, habe ich nie in Erfahrung bringen können. Bei den wenigen Familienfeiern, zu denen Onkel Franz nach Mödling kam, wurde er von allen gemieden. Er war der Außenseiter.

    Franz war der Bruder meines Vaters und vom Körperbau her ein sehr stattlicher Mann. In seiner Jugend muss er sogar ein sehr schöner Bursch gewesen sein. Im Dorf munkelt man, er habe zahlreiche Weibergeschichten gehabt. Was der wohl in Salzburg so treibt, hieß es immer wieder.

    Ich bin ein recht offener Mensch. Ich bin fünfundzwanzig Jahren alt und mache für mich immer noch das Vorrecht der Jugend geltend und versuche deshalb neugierig und wissbegierig zu sein. Wohl auch deshalb war ich der einzige, der sich bei den wenigen Gelegenheiten mit Franz abgab. Mich faszinierte dieser Mann, ohne dass ich hätte sagen können, warum. Aber trotz allem wollte auch er mir nicht erzählen, warum er von allen anderen gemieden wurde.

    „Man soll die Vergangenheit ruhen lassen", meinte er einmal, als ich ihn direkt darauf ansprach.

    Damals war ich fünfzehn Jahre alt. Seitdem habe ich mich nie mehr getraut, ihn danach zu fragen. In den letzten zehn Jahren haben wir uns so etwa zehn oder zwölf Mal gesehen und hatten dabei immer sehr viel Spaß zusammen. Wir haben uns oft über unsere buckelige Verwandtschaft lustig gemacht. Franz war stets ein sehr freundlicher und ausgesprochen herzlicher Mensch, witzig, humorvoll, aber manchmal auch etwas ernst. Er hatte auch immer eine passende Lebensweisheit zur Hand. Nicht nur so eine Floskel, wie man sie auf den Spruchkalendern immer findet. Seine Sätze haben immer gepasst, wie die Faust aufs Auge. Onkel Franz hat in seinem Leben mit Sicherheit mehr erlebt, als alle meine übrigen Verwandten zusammen.

    Vergangene Woche kam dann der Anruf eines Notars aus Salzburg. Mein Onkel Franz sei gestorben und ich sei in seinem Testament berücksichtigt worden. Die Beerdigung sei für heute Nachmittag angesetzt und anschließend finde die Testamentseröffnung statt.

    Der Notar nannte mir noch den Friedhof, die Uhrzeit und diese Adresse. Danach hat er sich hastig verabschiedet und mich mit unzähligen Fragen alleine gelassen.

    Ich war sehr überrascht, wie viele Menschen zu seiner Beerdigung gekommen sind. Ich war der Einzige aus der Verwandtschaft. Alles andere müssen Personen sein, die er nach seinem Weggang aus Mödling kennen gelernt hat. Ich habe meinen Eltern vom Anruf des Notars und der Beerdigung erzählt. Auch Tante Monika, die einzige Schwester des Verstorbenen, habe ich informiert. Doch niemand wollte mich begleiten. So bin ich eben alleine gefahren.

    Die Trauergemeinde war ein bunt gemischter Haufen. Auf mich wirkte sie zusammengewürfelt aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten. Und doch herrschte ein sehr vertrautes und freundschaftliches Verhältnis. Auch ich habe mich sofort akzeptiert gefühlt, obwohl ich keinen vorher kannte.

    Es gab viele, ausgesprochen hübsche junge Frauen unter den Trauergästen. Sie weinten, alle ohne Ausnahme. Nun gut, mein Onkel war mit seinen 57 Jahren nicht sonderlich alt, als er aus dieser Welt geschieden ist. Trotzdem war er dann doch etwas zu alt für diese Frauen. Ich schätzte sie auf achtzehn bis fünfundzwanzig Jahre. Diese Gruppe ging gleich hinter mir. Als einziger Verwandter traf es mich, den Trauerzug anzuführen.

    Es gab noch eine zweite Gruppe von Frauen. Diese waren jedoch etwas älter. Sie gingen am Ende des Zuges. Sie waren im Alter zwischen 30 und 60 Jahren und wirkten etwas gefasster, hatten aber doch hie und da Tränen in den Augen.

    Dazwischen waren die unterschiedlichsten Männer. Ob einfach oder sehr schick gekleidet, es war alles dabei. Auch vom Alter her, konnte ich keine besondere Gewichtung ausmachen.

    „Unser Freund Franz hat Zeit seines Lebens den Menschen Freude bereitet. Er war ein guter Arbeitgeber und er war immer fair zu den Kunden und zu seinen Mitbewerbern. Mit ihm verliert Salzburg einen Mann, der sich Zeit seines Lebens für Ausgewogenheit eingesetzt hat", war ein Satz aus der Grabrede. Sie wurde von einer ausgesprochen attraktiven, jungen Frau gehalten.

    Einige der jungen Frauen sprachen die Fürbitten. Diese waren so persönlich gehalten, als wären diese Frauen nahe Verwandte des Toten. Sie müssen ihn gut gekannt haben. Für mich war die Feier sehr ungewohnt. Sie war überraschend persönlich. Die Anwesenden schienen alle sehr betroffen und traurig über den Verlust. Selbst auf dem Land habe ich selten eine so ergreifende Totenfeier erlebt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass dies hier in der Stadt möglich wäre.

    Nun stehen wir in diesem Kaminzimmer. Die übrigen Anwesenden kennen sich und plaudern recht angeregt miteinander. Nur ich bin der Außenseiter und fühle mich etwas fehl am Platz. Vermutlich ging es früher - bei unseren Familienfeiern - Onkel Franz so wie mir jetzt.

    Ich werde von den anderen immer wieder heimlich beobachtet. Wenn sie glauben, ich würde nicht hinschauen, mustern sie mich offen und ungeniert. Kaum wende ich ihnen den Blick zu, schauen sie beschämt weg. Ich kann nicht einschätzen, ob sie mir freundlich, reserviert oder gar feindselig gegenüberstehen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie die Stimmung ist. Sie tuscheln miteinander und ich habe den Eindruck, sie reden über mich. Da sie ganz leise sprechen, kann ich nichts verstehen.

    „Du bist also der Lieblingsneffe", höre ich eine Frauenstimme, die sich mir von hinten genähert haben muss.

    „Ja, ich bin Thomas. Meine Freunde nennen mich Tom", antworte ich höflich und drehe mich um.

    Was ich sehe verschlägt mir den Atem. Vor mir steht die atemberaubend schöne und ausgesprochen junge Frau, die die Grabrede gehalten hat. Sie hat langes schwarzes Haar, unglaublich dunkle Augen, ist etwa 1,76 cm groß und hat eine Traumfigur. Das Auffälligste an ihr sind die nicht enden wollenden Beine, die sie gekonnt in Szene setzt.

    Sie ist äußerst dezent geschminkt, was ihre natürliche Schönheit noch mehr unterstreicht. Sie trägt ein enganliegendes, schwarzes Kleid, das auf der rechten Seite einen Schlitz hat, der knapp unterhalb des Hüftknochens beginnt. Sind das Beine! Was für eine Figur!

    Der Schlitz gewährt einen traumhaften Einblick. Man sieht keine Spur von einem Höschen. Man glaubt alles zu sehen, sieht schlussendlich aber doch nicht viel. Man kann vor allem nicht ihre Weiblichkeit erhaschen, um letzte Sicherheit zu haben, dass sie keine Unterwäsche trägt. Viel dazu fehlt allerdings nicht und ich ertappe mich, wie ich gespannt darauf warte, dass der Stoff auch nur für einen kurzen Augenblick, dieses kleine Bisschen weiter zur Seite gezogen wird. Meine Phantasie fährt Achterbahn.

    „Ich bin Miriam. Ich bin so etwas wie die Geschäftsführerin", erklärt sie.

    Sie lächelt mich freundlich an, bleibt aber ansonsten recht reserviert. Ich kann nicht sagen, ist es reine Höflichkeit oder kommt ihr Lächeln vom Herzen. Wir haben uns noch nie im Leben gesehen und es bestünde kein Grund, nicht freundlich zu sein.

    „Freut mich! Was ist das für ein Betrieb?", frage ich neugierig.

    „Das wird dir sicher dein Onkel im Testament erklären. Er wollte es dir unbedingt selber sagen", antwortet sie.

    „Hast du lange mit meinem Onkel gearbeitet?", frage ich ungeniert weiter.

    „Seit meinem 18. Lebensjahr. Ich habe in diesem Haus angefangen und mich langsam, langsam hochgearbeitet. Mit deinem Onkel zu arbeiten, hat unheimlich Spaß gemacht. Ich hoffe, das bleibt auch weiterhin so", erklärt sie bereitwillig. Ich glaube etwas Wehmut in ihren Worten zu hören.

    „Meine Damen und Herren, darf ich sie bitten, Platz zu nehmen", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken.

    Ein älterer Mann in einem maßgeschneiderten Anzug betritt den Raum und geht geradewegs zum Schreibtisch. Dieser steht so, dass er einem Lehrerpult ähnlichsieht, vor dem die Stühle wie Schulbänke aufgestellt sind. Das ist also der Notar.

    Miriam nimmt mich am Arm und führt mich zu den Stühlen in der ersten Reihe, direkt vor dem Schreibtisch. Auch wenn ich in der Schule immer gut war und mein Studium sowie meine Rechtsanwaltsprüfung mit Bravour bestanden habe, war ich nie ein Streber. Ich saß auch nie in der ersten Reihe. Deshalb ist mir gerade hier, bei diesem Anlass, nicht besonders wohl dabei, ganz vorne sitzen zu müssen.

    Miriam lässt jedoch keinen Widerstand zu, als ich mich kurz sträube. Ohne unhöflich zu sein, hätte ich mich ihr unmöglich entziehen können. Dies entspricht aber nicht meinem Naturell und gerade an so einem Ort will ich nicht unsympathisch rüberkommen. Zudem habe ich keinen blassen Schimmer, was noch alles auf mich zukommen wird.

    Damit sitze ich also in der ersten Reihe. Miriam lässt sich mir auf Stuhl neben mir nieder und alle anderen nehmen hinter uns Platz. Genau das ist mir unangenehm. Ich kenne niemanden und kann bei dieser Platzverteilung nicht sehen, was für Gesichter die anderen machen, wie sie reagieren, wie sie sich mir gegenüber verhalten. Ich weiß noch nicht einmal, wen ich im Rücken habe.

    „Das passt schon so. Wir beißen nicht!", beruhigt mich Miriam.

    Damit uns nicht alle hören beugt sie sich zu mir herüber und flüstert mir diese Worte ins Ohr. Ich kann ihren Duft wahrnehmen, den ich ausgesprochen anziehend finde. Einen kurzen Moment schließe ich die Augen, um ihre Nähe besser genießen zu können.

    Als sie sich wieder gerade hinsetzt, schaut mir Miriam ganz tief in die Augen und ich habe den Eindruck, ich sehe ein freundliches Aufblitzen. Aber ich kann mich auch täuschen und es ist nur mein Wunschdenken, das mich dies hat sehen lassen. Sie ist eine gute Beobachterin, denn sie scheint bemerkt zu haben, dass ich mich ein wenig unwohl fühle.

    „Davor habe ich nicht Angst. Aber ich habe keinen blassen Schimmer, was hier abgeht und was ich mit dem Testament zu tun habe", unternehme ich einen schwachen Versuch der Rechtfertigung.

    „Ich kann dich gut verstehen. Ist alles neu für dich."

    Ihre sanfte Stimme wirkt überraschend beruhigend. Sie legt auch eine Hand auf meine. Es ist eine sehr vertraute Geste, dabei aufregend und besänftigend gleichermaßen. Etwas, wie diese Berührung, habe ich noch nie in meinem Leben gespürt.

    „Meine Damen und Herren, ich bin der Notar von Herrn Franz Haberle. Er hat mir zwei Wochen vor seinem Tod ein neues Testament diktiert und es gleichzeitig als Video aufgenommen. Sein Wunsch war es, Euch persönlich seine Entscheidung kund zu tun. Er wollte, dass Ihr ihm dabei in die Augen schauen könnt, hat er gemeint. Im Zweifelsfall gilt allerdings die schriftliche Fassung.

    Bevor wir das Video abspielen, möchte ich noch feststellen, dass das Testament rechtsgültig verfasst wurde und Herr Haberle bei klarem Verstand war. Das Testament anzufechten dürfte wenig Erfolg versprechen. Ich sage das nur vorweg, da der letzte Wille des Verstorbenen dem einen oder anderen etwas sonderbar erscheinen mag. Es steht aber selbstredend jedem frei, das Erbe auszuschlagen. Das wäre kein Problem. Auch für diesen Fall hat der Verstorbene vorgesorgt. Trotzdem möchte ich unterstreichen, dass sich unser lieber Franz von allen erwartet, dass sie seinen Willen respektieren und nicht streiten."

    Der Notar blickt in die Runde, ob jemand etwas dazu sagen will. Dann drückt er auf einen Knopf und hinter ihm wird eine große Wand im Schrank beiseite gefahren. Dahinter kommt ein großer Flachbildfernseher zum Vorschein.

    „Typisch Franz, er liebte immer schon die großen Auftritte", flüstert mir Miriam ins Ohr.

    In diesem Moment kriege ich Gänsehaut am ganzen Körper. Die Stimme dieser Frau ist Erotik pur, wenn sie flüstert. Erneut legt sie die Hand auf meinen Arm. In dieser unscheinbaren Geste, liegt ein überraschend starkes Gefühl der Vertrautheit. Mir wird in dem Moment bewusst, dass ich mir genau diese Vertrautheit mit dieser Frau wünsche. Sie hat eine magische Ausstrahlung auf mich.

    „Hallo, meine Lieben, hallo Thomas! Wenn mein Freund und Notar dieses Video abspielt, dann bin ich nicht mehr bei euch. Seid nicht traurig, ich hatte ein schönes Leben und das habe ich allein Euch zu verdanken. Ihr wart meine Familie!

    Ach Thomas, ich freue mich ehrlich, dass du gekommen bist. Du warst schon immer anders, als meine übrige Verwandtschaft und ich danke dir, dass du mir bei den Familienfeiern gezeigt hast, dass ich dir willkommen bin. In einem Brief erklärte ich dir, warum mich die Familie Zeit meines Lebend als Aussätzigen behandelt hat. Diese Antwort bin ich dir nach all den Jahren nun doch schuldig. Außerdem glaube ich nicht, dass die anderen dir etwas sagen. Lieber würden sie sich die Zunge abbeißen.

    Dieses Ereignis hat dazu geführt, dass ich alle Brücken hinter mir abgebrochen habe und hierher nach Salzburg gegangen bin. In dieser schweren Zeit fand ich Freunde und habe diesen Betrieb aufgebaut. Sei jetzt nicht schockiert, es ist ein Bordell."

    Onkel Franz sitzt im Video in einem der Ledersessel des Kaminzimmers und lächelte dabei glücklich und zufrieden. Ich habe den Eindruck, als würde er mitten unter uns sitzen. Miriam neben mir, hat in dem Moment meine Hand ergriffen, als das Video gestartet ist und sie Onkel Franz sah. Sie sucht unbewusst Halt und das ausgerechnet bei mir, denke ich so bei mir.

    Ein verstohlener Blick in ihre Augen überrascht mich. Sie weint! Sie weint leise und blickt mich mit einer Mischung aus Traurigkeit und Dankbarkeit an. Würde sie mich auch so anschauen, wenn wir uns unter anderen Umständen begegnet wären?

    Ich lege nun meinerseits meine zweite Hand auf ihre Hand und streichle sie leicht. Sanft fahre ich mit den Fingerkuppen über ihre Fingerknöchel. Ich versuche Miriam damit zu beruhigen. Zwischendurch drücke ich auch ihre Hand. Ich kenne diese Frau erst seit ein paar Minuten und doch habe ich das Bedürfnis ihr beizustehen.

    „Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich nicht mehr lange zu leben habe. Glaubt mir, ich habe es mir nicht einfach gemacht, denn genau genommen ist es mir scheiß egal, wer erbt. Mir geht es einzig und allein darum, dass die Familie auch ohne mich eine Zukunft hat.

    Liebe Miriam, lieber Tom, ich habe euch als Werkzeug ausgewählt. Euer Ziel muss es sein, dass dieses Bordell auch weiterhin die Heimat für Euch, meine Familie bleiben kann und auch weiterhin für Mädchen wie Euch zur Zufluchtsstätte wird. Der oberste Zweck war und soll es bleiben, dass Mädchen, die diesen Weg freiwillig gewählt haben, in Sicherheit und zusammen mit Freunden, dieser Tätigkeit nachgehen können.

    Liebe Miriam, du sollst 50 Prozent von allem bekommen, die andere Hälfte geht an Tom. Ihr entscheidet gemeinsam, gleichberechtigt und hoffentlich in Harmonie über alles, was mit dem Club zu tun hat."

    Ein Blick zu Miriam zeigt mir, dass sie genauso überrascht ist, wie ich. Als sich unsere Blicke kreuzen, zieht sie unwillkürlich ihre Hand zurück und blickt mich erschrocken an.

    „Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr jetzt sehr überrascht seid. Du Miriam hast wohl nicht erwartet, dass ich dir diese Aufgabe zutraue. Du unterschätzt dich selbst. Du hast die meiste Erfahrung und du bist die klügste im Laden. Du warst mir auch immer eine loyale Beraterin und Freundin. Ich könnte keine Bessere als dich finden.

    Und du Tom wirst vermutlich überrascht sein, dass du die Hälfte eines Puffs erben sollst. Aber so einfach mache ich es dir auch wieder nicht. Du musst innerhalb einer Woche entscheiden, ob du annehmen willst oder nicht. Ich erwarte von dir, dass du hier arbeitest und vor Ort bist. Glaub nicht, das Erbe anzutreten und dann die ganze Verantwortung an Miriam abzuschieben. Und einfach verkaufen darfst du deine Anteile auch nicht.

    Miriam braucht deine Hilfe! Sie ist eine unglaublich tolle Frau. Sie braucht aber in diesem Job einen Mann an ihrer Seite und du hast das Herz am rechten Fleck. In dieser Woche, in der du dich entscheiden musst, wirst du bei Miriam schlafen und sie mindestens einmal bumsen. Ihr sollt Euch näher kennen lernen. Wie würde das besser gehen, als im Bett.

    Wenn du das Erbe ausschlägst oder nach einem Monat meine Forderungen nicht erfüllt hast, wird mein Notar den gesamten Besitz verkaufen und den Erlös an alle hier Anwesenden zu gleichen Teilen aufteilen. Außer dir natürlich.

    Willst du das Erbe antreten, dann musst du einen Monat lang hier arbeiten und mit Miriam zusammen die Entscheidungen treffen. Du musst insgesamt mindestens fünfmal mit Miriam schlafen, dabei mindestens einmal in jedes Loch spritzen und darüber hinaus zweimal eine Kundin betreuen. Du sollst das Gewerbe aus erster Hand erleben."

    Wie bitte? Was sind das denn bitte für Bedingungen? Ich schaue zu Miriam, die mich ebenfalls überrascht anschaut. Ich kann aber keine Ablehnung oder Abweisung erkennen.

    „Überrascht?", fragt sie und nimmt wieder meine Hand.

    „Und wie! Ich war bisher völlig ahnungslos. Was soll ich nur tun?", flüstere ich ihr ins Ohr.

    „Bringen wir das hier hinter uns und dann reden wir", schlägt sie vor.

    Ich kann nur nicken. Wie kann diese Frau so gefasst bleiben? Ich soll sie ficken, hat mein Onkel angeordnet und sie zuckt nicht einmal mit der Wimper. Reden wir darüber, hat sie ganz ruhig gemeint.

    „Nun meine Mädchen, meine Freunde und vor allem du Miriam und du Tom! Haltet zusammen und gebt aufeinander acht. Ich bin mir bewusst, dass es nicht immer leicht sein wird. Habt vor allem Verständnis füreinander und seid Euch eine Stütze. Seid mir nicht böse für meine Entscheidung. Ich wusste keinen besseren Weg.

    Vor allem Miriam und Tom müssen Zusammenhalt zeigen, aber sie müssen auch immer das Gemeinwohl vor Augen haben. Die anderen sollten Verständnis dafür aufbringen, dass die beiden es nicht immer leicht haben werden. Ich kann nur sagen, bleibt eine Familie. Ich werde Euch vermissen."

    „Du fehlst uns auch", hörte ich mehrere hinter mir sagen. Einige schniefen.

    Mir schwirrt der Kopf. Was soll ich von all´ dem nur halten? Als Rechtsanwalt habe ich Ahnung von der Materie. So ein Testament ist definitiv ungewöhnlich. Wenn man es genau nimmt, ist es sogar unmoralisch oder sittenwidrig und damit ungültig. Mit seiner Feststellung, eine Anfechtung hätte keinen Sinn, liegt der Notar auf jeden Fall falsch. Doch vermutlich wollte er nur etwaige Kläger abschrecken. Doch genau genommen hätten nur Miriam und ich ein Recht, es anzufechten. Alle anderen können sowieso kein Recht auf ein Erbe geltend machen. Demnach galt der Warnschuss uns beiden.

    „Triff bitte keine Entscheidung, bevor wir uns ausführlich unterhalten haben. Ich denke, ich muss dir noch einiges erzählen, damit du die Zusammenhänge verstehst", sagt Miriam eindringlich und blickte mich flehend an.

    Wie soll ich einer so tollen Frau einen Wunsch abschlagen, wenn sie mich so anschaut. Ich nicke ihr zu und sehe im selben Augenblick die Erleichterung in ihren Augen.

    „Hier, der Umschlag, den mir Ihr Onkel für Sie gegeben hat. Hier auch noch meine Visitenkarte. Sie müssen mir innerhalb einer Woche verbindlich sagen, ob sie das Erbe antreten wollen. Ihnen als Rechtsanwalt müssen die Bedingungen sonderbar vorkommen. Ich bitte Sie aber, den Wunsch ihres Onkels zu respektieren. Er hat immer große Stücke auf Sie gehalten, sagt der Notar und drückt mir einen Umschlag und seine Visitenkarte in die Hand. „Auf Widersehen!

    Zum ersten Mal komme ich dazu, mich umzuschauen. Ich betrachte die anderen inzwischen mit ganz anderen Augen. Es sind Nutten und Angestellte des Bordells. Alle schauen mich voller Erwartung an.

    „Es sind alles ganz liebe Menschen. Lass dich auf sie ein und du wirst verstehen, warum Franz sie so geliebt hat", erklärt mir Miriam, die immer noch neben mir steht.

    „Miriam, was mache ich hier? Ich glaube dir, dass es liebe Menschen sind, aber was soll ich tun? Warum hat mein Onkel nicht einfach dich als Erbin eingesetzt und mich aus allem herausgehalten?", stelle ich ihr die Frage, die mich im Augenblick beschäftigt. Ich bin fast verzweifelt.

    Ich kann mir im Augenblick keinen Reim darauf machen, warum mich alle so erwartungsvoll anschauen und auch Miriam mit mir reden will, bevor ich eine Entscheidung treffe. Scheiße, was habe ich mit alledem zu tun? Sie müssten doch froh sein, wenn der gesamte Besitz verkauft und unter ihnen aufgeteilt wird. Doch allem Anschein nach, wollen sie genau das nicht.

    „Komm, es ist schon recht spät. Gehen wir etwas essen und dann in meine Wohnung. Ich erkläre dir dort alles, was du wissen willst und wissen musst. Nachher wirst du es vielleicht verstehen", fordert mich Miriam auf. Es scheint, als könne sie meine Gedanken lesen.

    Sie führt mich aus dem Kaminzimmer, überquert den Eingangsbereich und öffnet eine Tür. Dahinter sehe ich ein stattliches Buffet aufgebaut. Es wird alles geboten, was das Herz begehrt. Jeder nimmt sich einen Teller und stellt sich in die Reihe. Es gibt kein Gedränge. Alle sprechen mit gedämpfter Stimme. Die Stimmung wirkt angespannt.

    Als ich an der Reihe bin, nehme ich nur wenige Häppchen. Ich habe nicht viel Hunger. Die ganze Sache liegt mir schwer auf dem Magen. Miriam und ich setzen uns an einen der bereitstehenden Tische und zwei Mädchen kommen dazu.

    „Ich bin Sofia und das ist Josy", stellt sich eine der beiden vor.

    Sofia ist blond, hat wunderschöne lange Haare und stahlblaue Augen. Sie lächelt mich freundlich an. Josy hingegen ist etwas jünger und hat kurze schwarze Haare. Sie hat neugierige Augen und einen frechen Blick.

    „Wie alt seid ihr", frage ich.

    „Na, na, na, was soll das? Man fragt eine Frau nie nach dem Alter! Wo bleiben deine Manieren?", grinst Josy.

    „Oh sorry", entschuldige ich mich.

    „Du gefällst mir, kontert nun Josy. „Sofia ist 22 und ich 19.

    „Warum gefalle ich dir?", ich bin verwirrt.

    „Viele hätten bei meiner Antwort den Chef heraushängen lassen. Du dagegen hast dich an deine Manieren erinnert und dich sogar entschuldigt", grinst sie.

    „Prüfung bestanden", kichert nun auch Sofia.

    Wir plaudern zu viert über alles Mögliche und unterhalten uns im Grunde ganz gut. Ich finde Sofia und Josy sind zwei wirklich nette Mädchen. Sie sind unbeschwert und voller Lebensfreude. Miriam hingegen bleibt ernster, auch wenn sie sich immer wieder ins Gespräch einbringt. Ab und zu gewinnt ein ganz klein wenig das Mädchen in ihr die Oberhand über die verantwortungsbewusste Frau.

    Meine Gedanken kreisen insgeheim immer noch um die Tatsache, dass ich als Auflage des Testaments, Miriam, diese absolute Traumfrau, ficken muss - oder besser gesagt - soll. Mein Gott, ja ich will! Keine Diskussion! Gleich und sofort - wenn es nur nach mir ginge. Aber ich bin nicht dieses Arschloch, das nur mit dem Schwanz denkt. Was sagt sie dazu? Ich empfinde es als Unverschämtheit von meinem Onkel, ihr eine derartige Aufgabe einfach per Testament aufzuerlegen.

    Was will Onkel Franz eigentlich von mir. Wie untersteht er sich, so extrem in mein Leben und in das von Miriam einzugreifen. Mit einem Testament bestimmt er, dass ich sie in alle drei Löcher besamen soll. So etwas muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Das ist ja pervers! Doch Miriam scheint das nicht sonderlich zu stören.

    „Gehen wir in meine Wohnung. Wir haben noch viel zu besprechen", meint Miriam plötzlich zu mir. Sie scheint nicht mehr abwarten zu können. Die Ungeduld nagt offensichtlich an ihr.

    Mein Gott, dieser Tag wird immer schlimmer! Was soll ich dieser Frau sagen? Du meine Güte, ich bin nach Salzburg gekommen, um an einer Beerdigung teilzunehmen. Punkt! Die Testamentseröffnung habe ich, wenn ich ehrlich bin, weitestgehend verdrängt. Was sollte ich schon erben, habe ich mir gedacht. Scheiße, es ist schlussendlich doch anders gekommen, als ich gedacht habe -- komplett anders.

    Miriam nimmt mich am Arm und wir fahren mit dem Aufzug in den letzten Stock des Gebäudes. Ich hatte noch gar nicht die Zeit, mir Gedanken über den Ansitz zu machen, den mein Onkel besessen hat und der nun Teil des Erbes ist. Er ist an den Schlossberg angebaut und ein historisches Gebäude von ansehnlicher Größe. Sicher eines der imposantesten in Salzburg.

    „Was mache ich eigentlich hier", denke ich laut nach.

    „Du sagst das immer wieder. Aber wie meinst du das", schaut mich Miriam entgeistert an.

    „Miriam, das was ich seit drei Stunden erlebe, ist für mich jenseits aller Vorstellungen. Ich soll mit dir zusammen einen Puff leiten, ich soll dich ficken, wie es mein Onkel will und ich soll ein Erbe antreten, das ich nie wollte, von dem ich nichts wusste und das mir absolut fremd ist", gestehe ich.

    „Glaube mir, dass das alles für mich auch nicht so einfach ist. Gerade deshalb sollten wir miteinander reden. Lass uns Freunde sein. Egal was am Ende dabei heraus kommt."

    Teil 2

    Kapitel 2

    Ich schaue mir den Neffen genau an. Unser Bordell, soll von diesem Mann abhängen. Was hat sich Franz nur dabei gedacht? Ich verstehe ihn beim besten Willen nicht. Warum hat er diesen Neffen, den niemand kennt und von dem niemand wusste, dass es ihn überhaupt gibt, angeschleppt und ins Spiel gebracht.

    Wir waren eine Familie, das hat Franz immer gesagt. Es war so schön! Und dann kam diese verdammte Prognose: Franz hat Hodenkrebs. Die Ärzte waren sich sicher, er würde nur noch drei Monte leben. Und Scheiße, sie sollten Recht behalten! Der verdammte Krebs war viel zu spät entdeckt worden.

    Die Zeit direkt nach seinem Tod war hart für mich. Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich für alle verantwortlich. Ich habe genau genommen doch nur die Buchhaltung geführt und war gleichzeitig als Hure im Bordell tätig. Ja, zugegeben: meist nur noch mit besonderen Kunden - aber ja - ich habe mich noch bumsen lassen.

    Die Beerdigung war hardcore. Alle haben mich gedrängt, die Grabrede zu halten. Ich habe Franz geliebt! Nicht wie einen Freund, nicht wie einen Freier, mehr wie einen Vater. Einen Vater, den ich nie hatte und der er für uns alle war. Einen besseren Menschen als Franz habe ich in meinem ganzen Leben nicht getroffen.

    Ich war am Arsch. Richtig am Arsch, als ich mit 18 hierher kam. Es war eine göttliche Fügung. Ich brauchte Geld, ich brauchte ein Dach über dem Kopf und ich brauchte Freunde. Alles das habe ich hier bekommen. Dank Franz!

    Das hier ist kein normaler Puff. Es ist auch ein kleines Bisschen eine soziale Einrichtung. So unglaublich es klingen mag, ich war verloren, ich war ausgestoßen und ich war ein Nichts und ein Niemand. Franz hat mich angenommen, wie ich war. Er hat mich aufgenommen, hat mir ein Dach über dem Kopf gegeben und er hat mich arbeiten lassen. Nicht gerade das, was eine junge Frau gerne macht, aber es war eine Arbeit. Ich habe meinen Körper verkauft. Etwas anderes hatte ich nicht und gelernt habe ich auch nichts.

    Es hat mich verdammt viel Überwindung gekostet. Doch ich habe nicht wegen Franz für Geld gefickt. Dank Franz lief alles in halbwegs erträglichen Bahnen ab. Ich wäre unweigerlich in diesem Gewerbe gestrandet. Das ist mir heute klar. Ihm ist es zu verdanken, dass ich nicht ausgebeutet worden bin. Franz war das Beste, was mir in meinem bisherigen Leben widerfahren ist.

    Er sah mich nicht nur als Fickfleisch, wie es mit Sicherheit alle anderen Bordellbesitzer getan hätten. Er sah den Mensch in mir, er sah das sensible und zerbrechliche Mädchen, das nie eine Jugend hatte, weil es zu schnell ins Leben eintauchen musste.

    Sein Tod hinterlässt eine enorme Lücke. Lässt sich diese je schließen? Wie oft bin ich zu Franz gegangen? Mit meinen Problemen, mit meinen Anliegen und er hatte immer ein offenes Ohr und einen Rat für mich.

    Und nun ist alles aus. Ich werde nie wieder zu Franz gehen können, um ihn um Rat zu fragen, bei ihm mein verletzliches Mädchenherz ausweinen können. Das Leben hat mich wieder eingeholt. Ich liebte Franz wie einen Vater!

    Ich betrete das Kaminzimmer und sehe diesen Thomas, den Neffen. Die Begräbnisfeier hat mir sehr viel Kraft abverlangt. Ich kann nicht mehr! Scheiße, warum hängt alles an mir? Ich bin ein verletzliches, sensibles Mädchen. Und doch muss ich stark sein für die anderen. Warum ich?

    Ich habe bei Tag die Starke gespielt und die Nächte hindurch geweint. Warum nur, hast du mich so früh verlassen? Vater! Mit dir, Franz, stirbt mehr, als jemals zuvor von mir gestorben ist! Ich habe meine Mutter zu Grabe getragen, ich habe meinen leiblichen Vater nie gekannt, ich habe mich verkauft, meinen Körper. Nichts war so schlimm, wie dein Verlust!

    Ja, ich stehe in der Tür zum Kaminzimmer und schaue diesen Thomas an. Warum ist er hier? Warum und wie hat ihn Franz im Testament berücksichtigt. Was wird aus dem Bordell, was wird aus meiner Heimat, was wird aus meiner Familie?

    „Du bist also der Lieblingsneffe", sage ich zu Thomas.

    Er schaut mich überrascht an. Auch er ist unsicher, das macht ihn sympathisch. Wir haben schon mal etwas gemeinsam. Er stellt Fragen, die ich ihm gerne beantworte und wir setzen uns nebeneinander in die erste Reihe.

    Warum sitzen wir zwei da? Ich habe keine Ahnung. Er macht einen sympathischen Eindruck, ja! Aber er ist ein Fremdkörper, er gehört nicht hierher. Er war nie Teil dieser Familie.

    Wie durch einen Schleier hindurch nehme ich wahr, was Franz aus dem Video zu mir sagt. Am Sterbebett hat er mir erklärt, dass sein letzter Wille eine große Verantwortung für mich bedeuten würde. Er hat mich aber auch angefleht, ihm diesen zu erfüllen. Ich habe nicht ganz verstanden, was er damit gemeint hat.

    Ich sollte 50 Prozent des Betriebes erben und sein Neffe ebenfalls. Wir würden miteinander auskommen müssen, sagt Franz im Video. Erst durch meine Erfahrung im Gewerbe und der Weltoffenheit und Unbedarftheit von Thomas würde es eine Zukunft für uns geben.

    Franz hat einen Narren an Thomas gefressen, das wusste ich schon lange. Wenn wieder einmal eine dieser beschissenen Familienfeiern anstand, war er immer fürchterlich unglücklich, weil er seine Verwandtschaft sehen musste. Das einzige, was für ihn ein Lichtblick dieser Feiern war, war Thomas zu sehen. Ich habe ihn nie verstanden.

    Thomas liebt mich, wie ich bin, hat er immer gesagt. Er wisse nicht, was damals vorgefallen sei. Es sei jedoch überzeugt, er würde ihn auch dann mit Respekt behandeln, wenn er alles wüsste, hat Franz gesagt.

    Thomas alles zu sagen, das hat er sich dann doch nicht getraut. Der Franz, der vor nichts und niemandem Angst hatte, der sich immer für seine Ideale und Werte eingesetzt hat, er hatte davor Angst, was sein Neffe von ihm halten würde, wüsste er über alles Bescheid. Wahnsinn, oder?

    Ich ertappe mich dabei, wie ich die Hand von Thomas nehme und mich an ihr festhalte, als das Video beginnt. Er gibt mir Sicherheit und Kraft. Noch nie hatte ein Mann eine solche Wirkung auf mich. Mein Gott, was macht er jetzt? Er legt seine andere Hand auf meine und streichelt mich. Mein Gott, tut das gut!

    Scheiße, ich soll 50 Prozent des Unternehmens erben und Thomas auch. Er muss sich bewähren, ich nicht. Und er soll bei mir wohnen und mit mir schlafen. Was verlangt Franz von mir?

    „Bevor du eine Entscheidung triffst, lass uns miteinander reden?", bitte ich ihn.

    Er kann unmöglich verstanden haben, was alles auf dem Spiel steht. Es geht nicht nur um ein Erbe, es geht um Existenzen. Das muss ich ihm klar machen. Als er nickt, bin ich erstmal erleichtert.

    Wir gehen zum Buffet, das nach dem Wunsch und den Vorgaben von Franz vorbereitet wurde und wir setzen uns an einen Tisch. Dass Sofia und Josy dabei sind, verschafft mir etwas Zeit, mich zu sammeln.

    Thomas ist ein netter Kerl und unterhält sich mit den beiden, als ob nichts wäre. Er ist kein Bisschen schüchtern. Wobei ich mir andererseits nicht sicher bin, ob er sich im Klaren darüber ist, dass er mit zwei Huren spricht. Aber genau genommen sind es Mädchen, wie alle anderen und als solche behandelt er sie auch.

    „Was mache ich eigentlich hier", sagt Thomas überraschend und mir bleibt das Herz im Hals stecken. Er will hoffentlich nicht alles hinschmeißen.

    Ich versuche ihn zu beruhigen. Natürlich ist das alles auch für ihn ein wenig viel. Er ist ein Landei, ein Rechtsanwalt aus der Provinz und er hat vom wirklichen Leben keine Ahnung. Er war immer wohl behütet. Das wird mir in diesem Augenblick klar.

    Ich ziehe ihn hinter mir her und wir fahren in den dritten Stock. Dort habe ich meine kleine Wohnung. Mein Reich umfasst eine kleine Küche, ein tolles Bad, Wohnzimmer und separates Schlafzimmer. Hier wird Thomas für eine Woche einziehen. Das sagt das Testament und ich bin bereit dazu.

    „Ich schlafe auf der Couch", sagt Thomas als erstes, als wir die Türe hinter uns schließen.

    „Du schläfst mit mir im Doppelbett. Ob mit Fick oder ohne, aber im Doppelbett. So hat es dein Onkel bestimmt", sage ich entschlossen.

    „Vom Doppelbett steht nichts im Testament", protestiert er.

    „Sei nicht albern. Wir sollen miteinander schlafen. Dann können wir wohl auch im selben Bett liegen", antworte ich belustigt.

    Thomas sieht mich längere Zeit an. Er sagt nichts. Mein Gott, wäre ich diesem Mann unter anderen Umständen begegnet, ich wäre ihm um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst. Aber hätte er mich eines Blickes gewürdigt?

    „Miriam, was machen wir hier?", kommt erneut seine Frage.

    „Wir müssen uns zusammenraufen. Im Interesse der Mädchen da unten und im Interesse deines Onkels", versuche ich ihm die Lage klar zu machen.

    „Wie meinst du das?"

    „Wir waren bis vor wenigen Tagen wie eine Familie. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein toller Mensch dein Onkel war. Du hast ihn nur bei den Familienfeiern gesehen, wo ihn kein Mensch ausstehen konnte. Mit einer Ausnahme. Nun aber hängt unsere ganze Hoffnung an dir", erkläre ich ihm.

    „Warum an mir?"

    „Weil du mit mir zusammen das Erbe antreten musst. Du allein entscheidest, ob du die Herausforderung annehmen willst oder nicht."

    „Alles zu verkaufen und jede von Euch bekommt einen Anteil, das ist doch keine schlechte Lösung."

    „Thomas, ich glaube, du hast nicht verstanden, worum es wirklich geht. Die Mädchen hier brauchen nicht Geld, sie brauchen ein Zuhause. Und was ist mit den vielen Mädchen, die noch kommen werden?", versuche ich ihm zu erklären.

    „Ihr wollt also nicht verkaufen, ihr wollt den Laden weiterführen? Und das geht nur, wenn ich mitmache", sagt er langsam und nachdenklich. Er erkennt offenbar langsam das Problem.

    „Alle, wirklich alle da unten wünschen sich aus tiefstem Herzen, dass es weitergeht. Sie haben hier Heimat und Freunde gefunden. Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, alle Hoffnungen hängen an dir."

    „Und an dir", sagt er und schaut mir tief in die Augen.

    „Ja, auch an mir, wenn du so willst. Aber meine Rolle ist klar und alle wissen, dass ich nichts lieber machen würde, als mich für eine Zukunft des Clubs einzusetzen. Du bist die große Unbekannte und wegen dir machen sich alle Sorgen."

    „Hast du von diesem Testament gewusst?"

    „Nein, ich hatte keine Ahnung. Aber es wundert mich nicht. Deinem Onkel lag dieses Bordell - diese Zufluchtsstätte - besonders am Herzen. Was ich nicht weiß ist, wie du dazu stehst", antworte ich ehrlich.

    Wir sitzen uns gegenüber. Er im Sessel, ich auf die Couch.

    „Möchtest du ein Glas Wein?", versuche ich die Situation etwas aufzulockern. Er nickt.

    Ich gehe in die Küche und hole eine Flasche Cabernet und zwei Gläser. Als ich zurückkomme, sehe ich einen sehr nachdenklichen Tom. Ich bin erleichtert, er macht es sich nicht einfach, er versucht die richtige Entscheidung zu treffen.

    „Stört es dich, wenn ich es mir bequem mache und das Kleid ausziehe?", frage ich.

    „Mach nur, du bist hier zu Hause."

    Ich ziehe das Kleid aus und sehe, wie mich Tom aus riesengroßen Augen anstarrt.

    „Du hast einen Tanga an. Das habe ich bei diesem Kleid gar nicht gesehen. Ich wusste nicht ob du nackt darunter bist oder nicht", gesteht er schüchtern.

    Ich muss grinsen. Auch er ist also ein Mann! Gott sei Dank! Ich finde ihn sogar irgendwie süß. Wusste Franz schon, dass mir dieser Mann gefällt? Das alte Scheusal beeinflusst mein Leben noch über seinen Tod hinaus, denke ich liebevoll an ihn.

    „Er fehlt mir!", gestehe ich laut.

    „Onkel Franz?"

    „Ja, Franz. Ich habe nie einen liebevolleren Menschen kennen gelernt, als ihn. Ich bin hierhergekommen und war verzweifelt. Ich wusste keinen anderen Ausweg, als meinen Körper zu verkaufen, als mich zu verkaufen. Franz hat das erkannt und hat lange mit mir gesprochen. Am Ende war mir klar, es ist zurzeit das einzige, was ich verkaufen kann, aber ich mache es mit Würde. Franz hat mir meine Selbstachtung zurückgegeben und noch so viel mehr", erzähle ich aus alten Zeiten.

    „Wie lange ist das her?", fragt mich Tom, während ich mir einen Bademantel überziehe.

    „Ich war gerade 18 geworden. Meine Mutter

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