Bibi Leben eines kleinen Mädchens: Band 3: Bibi und Ole
Von Karin Michaëlis und Judith Reßler
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Über dieses E-Book
Herzlich willkommen in Bibis Welt. Bibi ist ein kleines Mädchen mit blauen Augen, blonden Zöpfen und langen, dünnen Beinen. Sie lebt in Dänemark bei ihrem Vater, der ein angesehener Bahnhofsvorsteher ist und den Bibi über alles liebt. Bibi folgt nicht immer, aber wenn sie nicht folgt, dann hat sie einen guten Grund dafür. Sie will alles selber lernen und nicht nur in den langweiligen Büchern lesen. Bibi hat in Ole einen Reisegefährten gefunden oder ist es doch mehr? Gemeinsam reisen sie durch das ganze Buch und beschließen dabei: “Die große Sache!”
Für Eltern:
In Skandinavien wird die Figur der Bibi als eine der Inspirationen zu Astrid Lindgrens (1907 - 2002) Pipi Langstrumpf gesehen. Während Pippi eine Welt erfindet, in der alle anderen sich zurechtfinden müssen, erleben wir Bibis Abenteuer in der realen Welt, und wie sie damit zurechtkommt, ohne dabei ihr Ziel aus den Augen zu verlieren. Trotzdem sind beide unglaublich mutige Mädchen, die die Fähigkeit haben, alles in ihrer Umgebung auf den Kopf zu stellen. Ein Wunsch von vielen, der derzeit wohl nur im Roman zu verwirklichen ist.
Kritik aus der Ostpreußischen Zeitung, Königsberg (ca. 1931):
Band 3: Bibi und Ole: „Was Bibi diesmal erlebt, zuerst daheim, dann in Prag, in Karlsbad und in den Schneebergen der Hohen Tatra, meist mit ihrem neuen Freund Ole zusammen, ist besonders spannend und interessant. Nie hat Karin Michaëlis Schöneres geschrieben.“
Karin Michaëlis (1872 – 1950) war eine der großen, weltberühmten Schriftstellerinnen ihrer Zeit. Leider ist sie in der zweiten Hälfte des 20 Jh. mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Karin Michaëlis hatte eine enge Verbindung zu Österreich und war eine Freundin der Wiener Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald. Einige von Schwarzwalds Ideen, wie die freie Entfaltung des Kindes, die Förderung der Fantasie und gewaltfreie Konfliktlösungen finden sich in den Bibibüchern, und anderen Büchern von Karin Michaëlis wieder. Sie hielt Reden gegen Hitler und half später Flüchtlingen aus Nazi-Deutschland. Sie war eine große kosmopolitische Humanistin und Frauenrechtsaktivistin und mit vielen „Prominenten“ (Adolf Loos, Peter Altenberg, Oskar Kokoschka, Rainer Maria Rilke, Karl Kraus u. a.) ihrer Zeit befreundet. Eine Leseempfehlung auch für große Mädchen.
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Buchvorschau
Bibi Leben eines kleinen Mädchens - Karin Michaëlis
Reßler
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel – Wieder zu Hause bei Paps
2 Kapitel – Die Klapperschlange, der Fallschirm und Nebel auf dem Meer
3. Kapitel – Die Verschworenen
4. Kapitel – Das Gespensterhaus
5. Kapitel – Bibi will wieder fort
6. Kapitel– Ein Brief, der hauptsächlich von Ole handelt
7. Kapitel – Prag
8. Kapitel – Die Geburtstagsgeschenke des Präsidenten
9. Kapitel – Die Bakulekinder
10. Kapitel – Die Karussellschuhe
11. Kapitel – Eine neue Freundin und was Bibi mit ihr sieht
12. Kapitel – Bibi verirrt sich
13. Kapitel – Die Vagabunden
14. Kapitel – Was dann weiter mit Bibi geschah
15. Kapitel – Paps bekommt nicht alles erzählt
16. Kapitel – Pistyan
17. Kapitel – Das Monument
18. Kapitel – Die Zauberhöhle
19. Kapitel – Unverdient
20. Kapitel – Die Hohe Tatra
21. Kapitel – Nur nicht erschrecken!
22. Kapitel – Bibi liest einen Brief ihrer Mama
23. Kapitel – Karlsbad
24. Kapitel – Es bereitet sich vor
25. Kapitel – Bibis großer Plan
Liebe Bibifreundinnen,
liebe Bibifreunde und solche, die es noch werden,
es macht mir großen Spaß, in alten Buchhandlungen nach Büchern mit verborgenen Schätzen zu suchen. Meistens sind diese Bücher in einer so alten Schrift geschrieben, dass diese heute nur noch schwer zu entziffern ist. Mit diesem Buch ist es mir gelungen, einen Schatz zu finden, der schon fast 100 Jahre lang darauf gewartet hat, wiederentdeckt zu werden. Dieser Schatz ist nicht aus Gold und Silber, er besteht aus den Geschichten und Ideen, die in diesem Buch – Bibi und Ole – von Karin Michaëlis aufgeschrieben worden sind. Und es ist jetzt schon der dritte Band. Ich denke, dass Karin viel von dem, was sie als Kind erlebt hat oder gerne erlebt hätte, Bibi in ihren Büchern erleben lässt. Beim ersten Lesen hatte ich eine so große Freude, dass es mir ein dringendes Bedürfnis geworden ist, daraus ein modernes Buch – ein E-Book – zu machen, um diesen Schatz nun mit allen Lesern und Leserinnen teilen zu dürfen.
Wir wissen alle, dass die Rechtschreibung sich hin und wieder ändert und das, was gestern richtig war, ist dann morgen ein Fehler und umgekehrt. Ich habe mich bemüht, die Schreibweise aus der Entstehungszeit des Buches so genau wie möglich zu übernehmen. Vor ca. 100 Jahren hat man ein paar Worte anders geschrieben, die ß/s/ss - Schreibung war beispielsweise ganz anders und im Buch findet ihr noch einige andere Beispiele mehr. Ich will jetzt nicht sagen, dass es falsch ist, denn damals war es ja richtig, ich möchte gerne sagen: Es ist zu einer Buchstaben-Zeitreisemaschine geworden.
Bibi schreibt in den Büchern viele Briefe an ihren Paps. Nachdem es Bibi mit der Orthografie (Rechtschreibung) nicht ganz so genau nimmt, weil sie viel besser Zeichnen als Rechtschreiben kann, denke ich, es ist in Bibis Sinn, wenn ich sage: „Wer Rechtsschreibveler findet der darff sie auch behalden." Karin meinte dazu, dass es oft so ist, dass jemand, der zu einer Sache hervorragend taugt, in einer anderen gar nicht gut ist. Das können erwachsene Leute nicht verstehen, aber Kinder können es, denn Kinder verstehen alles viel besser als Erwachsene. (Karin Michaëlis – Bibi: Kapitel 3 - Bibi geht auf Fahrt).
Ich weiß, was ich selber gut kann; ich kann gut Schätze in alten Büchern finden, denn jeder hat etwas, was er oder sie besonders gut kann. Und wenn wer was nicht kann, der kann das ja immer noch lernen.
Im Originalbuch gibt es viele Zeichnungen von Hedwig Collin, die fehlen hier. Wer mag, der kann mir eine Zeichnung zu dem schicken, was er oder sie in dem Buch gelesen hat und wenn einige Bilder zusammenkommen, dann machen wir daraus eine kleine Bibigalerie.
https://www.dieerzaehlwerkstatt.at/
Früher wurden auch einige Wörter gesagt und geschrieben, die man heute nicht mehr sagt, weil sich Menschen dadurch schlecht behandelt fühlen oder weil sie beleidigend sind, und weil es gemein ist, andere Menschen so zu nennen. Weil wir inzwischen zum Glück alle gelernt haben, dass man einige Wörter nicht mehr sagt, hab’ ich diese Worte einfach ausgetauscht, in welche die nicht wehtun.
Nachdem ich das erste und das zweite und das dritte Bibi-Buch gelesen hab’, habe ich die kleine Schwester vermisst, von der ich immer wusste, dass sie einmal da sein würde, die ich im echten Leben aber nicht habe.
Ich wünsch Euch ebenso viel Freude beim Lesen der Bibi-Bücher, wie ich es hatte.
Liebe Grüße
Thomas Horwath
PS: Ich hab’ natürlich noch eine Lieblingsstelle im Buch - die müsst ihr auf jeden Fall gelesen haben, auch wenn ihr das Buch nicht kauft:
„Schön. Ich weiß ja, daß es überall eine Menge Tierschutzvereine gibt und daß sie alle gut sind, aber es sind doch immer nur Erwachsene, und Erwachsene haben meistens keine Ahnung von Tieren. Nicht die Spur von einer Idee von einer Ahnung. Oder glaubst du vielleicht, daß ein Erwachsener mit Jens Storch sprechen kann? Oder meine Kücken verstehen, wenn sie miteinander schwatzen? Glaubst du das? Ich aber kann es, weil ich nicht erwachsen bin. Und nun haben die Erwachsenen ja schon lange genug versucht, die Tiere zu beschützen, aber es hat doch nicht das kleinste bißchen genützt. Nicht einmal unser Schutzmann kann die Viehtreiber dazu zwingen, die Tiere anständig zu behandeln, wenn sie an Bord sollen. Und deshalb habe ich mir vorgenommen, daß wir das ganz anders machen:
Von nun an sollen alle Tiere der Welt unter dem Schutz von allen Kindern der Welt stehen!"
(Karin Michaëlis – Bibi und Ole: Kapitel 25 - Bibis großer Plan)
1. Kapitel – Wieder zu Hause bei Paps
Liebe Großeltern!
Bitte seid nicht so furchtbar böse auf mich sondern nur ein bißchen, denn ich kann nicht anders und lieber will ich sterben als noch einmal einen einzigen Tag von meinem Paps wegreisen so lang ich lebe. Ich werde schon bald mal zu euch kommen und euch besuchen vielleicht außer zu Weihnachten wenn ihr Weihnachten um einen Tag verschiebt, denn erst muß ich mit meinem Paps feiern, dan komm ich am nächsten Tag zu euch und wir feiern es nach. Aber Paps kann gar nichts dafür, er sagt ich hab es viel besser bei euch, da hätte ich eine gute Erziehung und hier würde ich mich doch nur herumtreiben, aber das tu ich gar nicht. Und ich will euch nur sagen, seit ich zuhause bin hab ich noch nicht einen Tag die Schule geschwänzt und jeden Tag hab ich dreimal die Nägel und die Zäne geputzt und ich bin auch schon viel besser in der Rechtschreibung.
Ich habe Paps mein heiliges Ehrenwort gegeben nie mehr in einen Fiehwagen zu steigen oder auf dem Zug obendrauf zu fahren oder bei der Lokomotive vorn, und überhaupt nicht mehr wegzufahren ohne daß er weiß wohin und in der Pause nicht mehr aus dem Fenster zu springen und nie mehr unterm Tisch jemand in die Beine zu kneifen oder Karickaturen von den Lehrern zu machen oder allein zu segeln wo ich doch vom segeln nichts verstehe. Und wenn ich mein Ehrenwort halte dann darf ich bei Paps bleiben. Ihr müßt doch auch einsehen, daß es nicht geht, daß mein lieber Paps immer halb tod ist vor Trauer weil ich so weit weg in Klinteborg bin, doch ich sehne mich auch rasend nach Mamas Zimer und nach meinem süßen Ponni und auch nach euch.
Erst war ich schrecklich wütend auf euch, weil ihr mir nicht gesagt habt, daß Paps krank in Ägypten ist, aber jetzt haben Paps und ich ausgemacht, das ich Stationsvorsteher werde. Das kann ich von ihm lernen und dann kann ich das Fähnchen schwingen und pfeifen, wenn er zu alt ist. Aber darüber braucht ihr noch nicht traurig zu sein, denn villeicht kriegen wir eine Station in der Nähe von Klinteborg. Ist das nicht eine famose Idee? Ich mag euch nämlich furchtbar gern weil ihr mit meiner lieben Mama verwandt seid, das sieht man genau auf Großmutters alten Bildern und denkt euch, als ich nach Hause kam war Jens Storch so froh daß er mir beinah die Nase abbiß. Er erkannte mich gleich wieder. Die ganze erste Nacht schlief er auf der Matte vor meinem Bett und er ist dick befreundet mit Halifax, das ist meine neue Schildkröte die Paps mir in einer grühnen Schachtel aus Ägypten mitgebracht hat, weil die von früher gestorben ist, und mit Petersil. Das ist ein Hund, den bekam ich nämlich von der Dame auf dem Schiff weil ich ihn damals im Nebel immer festhielt, und sie glaubte, daß er ohne mich gestorben wäre. Petersil ist pechrabenschwarz im Mund und einen Stambaum hat er, so fein wie ihr und der Zuchtstier. Und wißt ihr wie ich jeden Tag in die Schule gehe? Ja da werdet ihr Augen machen. Da kommen Jens Storch und Petersil einfach mit und die Schildkröte trage ich in der Mappe. Jens Storch geht dann auf die Wiesen und ich sag ihm, er soll sich nicht unterstehen auch nur einen Frosch zu essen, aber Paps sagt, das kann ein Storch nicht lassen so wenig wie ein Menschenfresser, der hört auch nicht auf mit Menschenfressen. Petersil ligt im Schulhof und wartet auf die Pausen dann spielen wir Ball mit ihm, er ist fabelhaft und fängt den Ball mit der Stirn wie im Zirkuß. Und Halifax ligt unter meiner Bank, das heißt manchmal kriecht sie auch rum aber nur ein bischen und alle bringen ihr Salatblätter mit.
Paps ärgert sich immer wenn sie im Garten ist, denn dann frißt sie die halben Erdbeeren weg, darauf ist sie ganz versessen. Und dann haben wir noch sechs Küken die hat Jensine in der Küche künstlich ausgebrühtet und deshalb sind sie ganz zahm und begleiten mich immer in die Stadt wenn ich Einkeufe oder Besorgungen mache und ihr könnt mir glauben, alle Kutscher passen auf und weichen aus wenn sie uns sehen. Aber sie dürfen nicht in die Schule. Die Küken mein ich. Fräulein Fagerlund die sonst ganz schrecklich freundlich ist, sagt man kann keine Disziplin nicht halten mit Kücken in der Klasse und da hat sie ja recht.
Seid nicht böse daß ich nicht früher schrieb aber ich mußte doch zuerst alles sehen hier zuhause, es ist so viel verändert und all die neuen Häuser wo es gebrannt hat, und die neuen Gräber auf dem Friedhof draußen und ich komme beinah gar nicht zum zeichnen vor lauter Fleiß wenn ich aber wieder Zeit habe bekommt ihr viele Briefe und viele Bilder, außer noch von meiner Reise. Auf dem Schiff war eine Dame die sprach nur Englisch denn sie war aus Amerika, aber ich verstand sie ganz gut wen sie langsam sprach und sie erzählte von was, das heißt Seelenwanderung. Das ist fabelhaft, denn wenn man stirbt wird man nachher wieder auf eine ganz neue Fasson lebendig. Einer kommt als Tier wieder und der andere als Mensch das ist verschiden je nachdem ob man einem Tier oder einem Menschen änlich sieht. Ich kenne einen Mann der hat ein Gesicht wie ein Dorsch und einen andern der sieht aus wie ein Mops und mein Turnfräulein hat lange Pferdezähne ganz wie ein alter Gaul. Gelbe Zähne. Das ist doch wirklich eine gute Religion. Die Dame sagte, wenn ich erst groß bin schenkt sie mir ein dies Buch von der Seelenwanderung. Dort steckt dann alles drin. Villeicht könnt ihr euch das Buch besorgen.
Aber jetzt paßt mal auf: wir haben einen Bund gegründet Valborg und Ulla und ich und Sigrid und Anne-Charlotte und wir heißen die Verschworenen. Wir wechseln ab und machen Wache, daß sie den kleinen Kälbchen nicht die Beine ausränken, wenn man sie zum Hafen treibt und daß sie die Schweine nicht mit den Füßen treten und wir sind immer dabei wenn die Tiere auf die Schiffe nach England kommen. Der alte Schutzmann Sörensen findet das großartig, er kann auch nicht leiden, wie man das arme Vieh behandelt. Wenn wir aber losziehen auf Ausflüge und so, dann haben wir immer knallrote Strümpfe an und knallrote Zipfelmützen, damit jeder sehen kann, daß wir sind. Und ihr könnt Gift drauf nehmen wenn ich mal im Stadtrat bin, dann ist es aus mit dem ekligen Schweineschlachten. Ich kenne auch einen Doktor, der sagt man ist 1000mal apetitlicher innen, wenn man kein Fleisch ißt. Und drei Freundinnen von mir haben schon aufgehört damit, weil sie nicht lauter Bandwürmer bekommen wollen. Aber die Großen sind eben so unvernünftig! Vorgestern zum Beispiel hat Paps seine Wollweste vergessen und Sonnabend als es in Strömen goß ging Jensine ohne Überschuhe aus. Den ganzen Tag muß ich aufpassen. Früher dachte ich, nur Kinder seien unvernünftig, aber die Erwaxenen sind es noch viel mehr die denken überhaupt nicht nach. Und nun danke ich euch noch hundertmillionen mal daß ihr so lieb mit mir ward. Ich bin sehr froh das ich euch damals in der Bahn getroffen habe sonst hätte ich euch ja nie kennen gelernt. Meine Finger sind so mit Tinte beklext daß sie kleben. Viele Grüße an alle, auch in der Küche und in den Ställen und 1000 Küsse
von eurer euch liebenden
Bibi
2 Kapitel – Die Klapperschlange, der Fallschirm und Nebel auf dem Meer
„Wer will mit zu den Störchen? Hände hoch!"
Bibi zählte nach. Ihre eigenen mitgerechnet, flogen zehn Hände in die Luft. Also konnte es los gehen. Daß Bibi noch einen kleinen Hintergedanken hatte und auch noch anderswohin wollte, ging ja niemanden was an, solange sie keine Silbe davon verlauten ließ. Hätte sie nämlich den Verschworenen gleich den Vorschlag gemacht, auch noch zu dem Gespensterhaus zu gehen, so wäre nicht eine Hand außer ihren eigenen in die Luft geflogen hatte doch selbst Ulla voriges Jahr an allen Gliedern gezittert und mit den Zähnen geklappert, als der Schornstein vor ihr plötzlich herunterkrachte. Aber wenn sie sie erst mal draußen bei den Storchnestern hatte, dann brachte sie sie sicher auch noch das kleine Stückchen weiter.
Bibi war jetzt wirklich sehr fleißig, beinahe schon verrückt fleißig. Doch es gibt ein Maß in allen Dingen, und wer nicht aus dem letzten freien Tag vor dem Examen und den Sommerferien etwas herausschlägt, der muß ja Tinte getrunken haben.
So marschieren also am Mittwoch morgen fünf langbeinige Mädels in knallroten Strümpfen und knallroten Zipfelmützen die Landstraße entlang. Drei blonde, von denen Bibi und Valborg lange Zöpfe tragen, und zwei dunkle: Ulla mit dem kurzen Haar und Sigrid, die immer die Mütze ganz schief auf der einen Seite sitzen hat. Sie haben die Röcke mit Sicherheitsnadeln aneinandergesteckt, und ihre Rucksäcke sind dick geschwollen von Butterbroten, harten Eiern, Brauselimonade und Heftpflaster für etwaige Schrammen. Sooft eine stehenbleibt, um sich die Nase zu putzen (oder etwas nicht weniger Wichtiges zu verrichten), müssen alle fünf stehenbleiben. Sooft eine müde wird und am Straßenrand ausruhen will, müssen alle