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Bibi Leben eines kleinen Mädchens: Band 1: Bibi
Bibi Leben eines kleinen Mädchens: Band 1: Bibi
Bibi Leben eines kleinen Mädchens: Band 1: Bibi
eBook222 Seiten3 Stunden

Bibi Leben eines kleinen Mädchens: Band 1: Bibi

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Über dieses E-Book

Herzlich willkommen in Bibis Welt. Bibi ist ein kleines Mädchen mit blauen Augen, blonden Zöpfen und langen, dünnen Beinen. Sie lebt in Dänemark bei ihrem Vater, der ein angesehener Bahnhofsvorsteher ist und den Bibi über alles liebt. Bibi folgt nicht immer, aber wenn sie nicht folgt, dann hat sie einen guten Grund dafür. Sie will alles selber lernen und nicht nur in den langweiligen Büchern lesen. "Eine ganze Stunde lang still sitzen ... da musst du weglaufen, sonst stirbst du." Gut, dass sie als Kind eines Bahnhofsvorstehers so viel und so weit mit der Eisenbahn herumfahren kann, wie sie gerne möchte. Dabei freundet sie sich mit vielen Menschen und Tieren, die sie unterwegs trifft, an. Von den Tieren nimmt sie dann auch ab und zu eines wieder mit nach Hause. Man kann sich sicher sein: Dort, wo Bibi ist, da ist was los. Wenn da nur nicht die grauen Leute wären, die sie immer dann trifft, wenn sie es am wenigsten brauchen kann. Zum Glück geht dann doch noch alles gut aus.

Für Eltern:
In Skandinavien wird die Figur der Bibi als eine der Inspirationen zu Astrid Lindgrens (1907 - 2002) Pipi Langstrumpf gesehen. Während Pippi eine Welt erfindet, in der alle anderen sich zurechtfinden müssen, erleben wir Bibis Abenteuer in der realen Welt, und wie sie damit zurechtkommt, ohne dabei ihr Ziel aus den Augen zu verlieren. Trotzdem sind beide unglaublich mutige Mädchen, die die Fähigkeit haben, alles in ihrer Umgebung auf den Kopf zu stellen. Ein Wunsch von vielen, der derzeit wohl nur im Roman zu verwirklichen ist.

Karin Michaëlis (1872 - 1950) war eine der großen, weltberühmten Schriftstellerinnen ihrer Zeit. Leider ist sie in der zweiten Hälfte des 20 Jh. mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Karin Michaëlis hatte eine enge Verbindung zu Österreich und war eine Freundin der Wiener Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald. Einige von Schwarzwalds Ideen, wie die freie Entfaltung des Kindes, die Förderung der Fantasie und gewaltfreie Konfliktlösungen finden sich in den Bibibüchern, und anderen Büchern von Karin Michaëlis wieder. Sie hielt Reden gegen Hitler und half später Flüchtlingen aus Nazi-Deutschland. Sie war eine große kosmopolitische Humanistin und Frauenrechtsaktivistin und mit vielen „Prominenten“ (Adolf Loos, Peter Altenberg, Oskar Kokoschka, Rainer Maria Rilke, Karl Kraus u. a.) ihrer Zeit befreundet. Eine Leseempfehlung auch für große Mädchen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Jan. 2021
ISBN9783903037410
Bibi Leben eines kleinen Mädchens: Band 1: Bibi

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    Buchvorschau

    Bibi Leben eines kleinen Mädchens - Karin Michaëlis

    Reßler

    Inhaltsverzeichnis

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung, die durchaus mitgelesen werden muß

    1. Kapitel – Was Bibi am Fenster treibt

    2. Kapitel – Bibi oder Ulla

    3. Kapitel – Bibi geht auf Fahrt

    4. Kapitel – Bibis Kirchhof

    5. Kapitel – Das große Ehrenwort

    6. Kapitel – Die grauen Leute

    7. Kapitel – Die Sommerferien

    8. Kapitel – Ein ereignisreicher Geburtstag

    9. Kapitel – Mit der Ochsenherde

    10. Kapitel – Der Uhrmacher von Tondern

    11. Kapitel – Else Praest

    12. Kapitel – Wetterleuchten

    13. Kapitel – Bibi sieht mehr und mehr

    14. Kapitel –Bibi soll wählen

    15. Kapitel – Auf dem Weg

    16. Kapitel – Etwas, was übersprungen werden kann,

    aber besser doch mitgelesen wird

    17. Kapitel – Es ergeht Bibi sehr übel

    18. Kapitel – Eine unerwartete Wendung

    19. Kapitel – Mein Schloß!

    Liebe Bibifreundinnen,

    liebe Bibifreunde und solche, die es noch werden,

    es macht mir großen Spaß, in alten Buchhandlungen nach Büchern mit verborgenen Schätzen zu suchen. Meistens sind diese Bücher in einer so alten Schrift geschrieben, dass diese heute nur noch schwer zu entziffern ist. Mit diesem Buch ist es mir gelungen, einen Schatz zu finden, der schon fast 100 Jahre lang darauf gewartet hat, wiederentdeckt zu werden. Dieser Schatz ist nicht aus Gold und Silber, er besteht aus den Geschichten und Ideen, die in diesem Buch – Bibi – von Karin Michaëlis aufgeschrieben worden sind. Ich denke, dass Karin viel von dem, was sie als Kind erlebt hat oder gerne erlebt hätte, Bibi in ihren Büchern erleben lässt. Beim ersten Lesen hatte ich eine so große Freude, dass es mir ein dringendes Bedürfnis geworden ist, daraus ein modernes Buch – ein E-Book – zu machen, um diesen Schatz nun mit allen Lesern und Leserinnen teilen zu dürfen.

    Wir wissen alle, dass die Rechtschreibung sich hin und wieder ändert und das, was gestern richtig war, ist dann morgen ein Fehler und umgekehrt. Ich habe mich bemüht, die Schreibweise aus der Entstehungszeit des Buches so genau wie möglich zu übernehmen. Vor ca. 100 Jahren hat man ein paar Worte anders geschrieben, die ß/s/ss - Schreibung war beispielsweise ganz anders und im Buch findet ihr noch einige andere Beispiele mehr. Ich will jetzt nicht sagen, dass es falsch ist, denn damals war es ja richtig, ich möchte gerne sagen: Es ist zu einer Buchstabenzeitreisemaschine geworden.

    Bibi schreibt in den Büchern viele Briefe an ihren Paps. Nachdem es Bibi mit der Orthografie (Rechtschreibung) nicht ganz so genau nimmt, weil sie viel besser Zeichnen als Rechtschreiben kann, denke ich, es ist in Bibis Sinn, wenn ich sage: „Wer Rechtsschreibveler findet der darff sie auch behalden." Karin meinte dazu, dass es oft so ist, dass jemand, der zu einer Sache hervorragend taugt, in einer anderen gar nicht gut ist. Das können erwachsene Leute nicht verstehen, aber Kinder können es, denn Kinder verstehen alles viel besser als Erwachsene. (Karin Michaëlis Bibi - Kapitel 3 - Bibi geht auf Fahrt).

    Ich weiß, was ich selber gut kann; ich kann gut Schätze in alten Büchern finden, denn jeder hat etwas, was er oder sie besonders gut kann. Und wenn wer was nicht kann, der kann das ja immer noch lernen.

    Im Originalbuch gibt es viele Zeichnungen von Hedwig Collin, die fehlen hier. Wer mag, der kann mir eine Zeichnung zu dem schicken, was er oder sie in dem Buch gelesen hat und wenn einige Bilder zusammenkommen, dann machen wir daraus eine kleine Bibigalerie.

    https://www.dieerzaehlwerkstatt.at/

    Früher wurden auch einige Wörter gesagt und geschrieben, die man heute nicht mehr sagt, weil sich Menschen dadurch schlecht behandelt fühlen oder weil sie beleidigend sind, und weil es gemein ist, andere Menschen so zu nennen. Weil wir inzwischen zum Glück alle gelernt haben, dass man einige Wörter nicht mehr sagt, hab’ ich diese Worte einfach ausgetauscht, in welche die nicht weh tun.

    Nachdem ich das erste Bibi-Buch gelesen hab’, habe ich die kleine Schwester vermisst, von der ich immer wusste, dass sie einmal da sein würde, die ich im echten Leben aber nicht habe.

    Ich wünsch Euch ebenso viel Freude beim Lesen der Bibi-Bücher, wie ich es hatte.

    Liebe Grüße

    Thomas Horwath

    PS: Ich hab’ natürlich noch eine Lieblingsstelle im Buch - die müsst ihr auf jeden Fall gelesen haben, auch wenn ihr das Buch nicht kauft:

    „Da fällt ihr Blick auf die Glocke und den herabhängenden Strang. Bibi krampft die Hände zusammen. Sie will nicht am Tau ziehen, nein, sie will nicht. Man darf Glocken nur läuten bei Feuersgefahr oder wenn jemand in die Leichenkapelle gebracht wird oder zum Gottesdienst. Sie will nicht. Aber es ist, als käme das Seil von selbst zu ihr her und flüsterte ihr zu..."

    (Karin Michaëlis Bibi - Kapitel 8 - Ein ereignisreicher Geburtstag)

    Einleitung, die durchaus mitgelesen werden muß

    Ich wette mit euch, was ihr wollt, daß dänische Kinder, wenn man sie mitten in der Nacht weckt, mit geschlossenen Augen eine fast richtige Karte von Dänemark zeichnen können. Aber dieses Buch soll ja in der Hauptsache von kleinen Mädchen gelesen werden, die noch nie auch nur eine Fußspitze nach Dänemark gesetzt haben, und von denen kann man nicht gut verlangen, daß sie mehr von Dänemark wissen als – sagen wir einmal – dänische Kinder von Deutschland. Darum wird es gut sein, wenn ich zunächst ein ganz klein bißchen Geographie von Dänemark erzähle, wo diese Geschichte spielt. Da ich selbst nicht gerade besonders gut in diesem Fach beschlagen bin, wird es schnell überstanden sein.

    Nimmt man einen Globus mit allen fünf Weltteilen darauf und sämtlichen Meeren, Polen, Zonen, Längen und Breitengraden, und dreht man ihn ganz schnell um seine Achse, muß man sehr gute Augen haben, um Dänemark zu erwischen. Selbst wenn man ungefähr weiß, wo es liegen muß. So klein ist Dänemark, auf der Karte. Während China oder Amerika auf der Weltkarte wie Kaffeeflecke auf einem Tischtuch sind, ist Dänemark nicht viel größer als ein Fliegendreck. Wohlverstanden: auf der Karte. Denn wohnt man in Dänemark, dann ist Dänemark, das allergrößte Land der Welt. Wir Dänen glauben ja auch, daß unser Himmelberg, der in Wirklichkeit ungefähr so hoch ist wie der Kölner Dom, höher sei als die Alpen oder der Mount Everest, jener Berg dahinten in Indien, den sie jedes Jahr aufs neue zu besteigen versuchen aber noch nie, ist es jemand geglückt, bis ganz auf seine Spitze zu kommen.

    Ihr wißt ungefähr, wo Deutschland an die Nordsee und an die Ostsee stößt. Zwischen den beiden Meeren ist ein Streifen Land geblieben, und wenn man auf diesem Streifen nordwärts geht, etwa von Hamburg aus – immer geradeaus nordwärts, dann kommt man direkt nach Jütland, welches der größte und wichtigste Teil von Dänemark ist. (Denn da sind nämlich sowohl Bibi als ich geboren.)

    Es gibt Leute, die die Frechheit haben, zu behaupten, Dänemark sei flach wie ein Pfannkuchen. Entweder haben diese Leute nie einen Pfannkuchen gesehen, oder sie sind noch niemals in Dänemark gewesen. Ein verbeulteres Land gibt es nicht, darauf gehe ich die höchste Wette ein. Dänemark besteht aus Beulen, wie ich mir einen Meisterschaftsboxer nach dem Kampfe vorstelle. Und ist unser Himmelberg auch nicht so ungeheuer hoch, und haben wir auch keinen ewigen Schnee auf seinem Gipfel, so sind wir doch mindestens ebenso voller Beulen und Hügel und Anhöhen wie ein Igel voller Stacheln.

    In Dänemark fahren alle Leute Rad. Das heißt: alle, die nicht in der Wiege liegen oder im Kinderwagen gefahren werden oder im Rollstuhl. Alles, was brauchbare Beine hat, radelt, vom kleinsten Kind bis zum ältesten Silbergreis. Schulkinder radeln zur Schule, Schlächterburschen radeln mit Fleischmulden, Milchjungen mit Milchkannen, die Schneiderin radelt zu ihren Kunden, die Verkäuferin nach ihrem Laden, der Mann in sein Büro, der Schutzmann versieht seinen Dienst zu Rad, der Pfarrer radelt zur Kirche, der König radelt nach seinem Schloß. Ja, auf dem Lande radelt der Bauer aufs Feld und die Kuhmägde zum Melken. Das Land ist wie eigens vom lieben Gott für Räder mit Freilauf geschaffen. Man setzt sich nur auf sein Rad und rollt auch schon einen kleinen Hügel hinunter, ohne die Pedale getreten zu haben; und ist man unten, läuft das Rad von selber den nächsten kleinen Hügel hinauf, um von dort aus wieder hinunterzurollen. So geht es lange, lange Strecken. Kann man das vielleicht flach nennen?

    Im Lande Dänemark leben fast soviel Menschen wie in Berlin, Ihr findet, daß das wenig ist? Dann versucht einmal, nur bis eine Million zu zählen, dann werdet ihr spüren, wie müde eure Zunge schon auf dem halben Wege ist. Aber glaubt um Himmels willen nicht, daß alle Häuser von Dänemark in Berlin Platz hätten! Nein, glücklicherweise sind wir flotte Leute und brauchen mehr als das bißchen Platz. In Dänemark, wohnt man hübsch in Häusern, die sich ordentlich breit machen. Da wohnt man nicht gern schichtenweise übereinander oder in Zellen wie die Bienen in ihrem Stock. Die Dänen fühlen sich ungeheuer wichtig, weil sie Dänen sind; darum verlangen sie mehr Platz als andere Sterbliche.

    Dänemark hat einen König und eine Königin und einen gewaltigen Haufen Prinzen und Prinzessinnen. Leider sehen sie wie ganz gewöhnliche Menschen aus, so daß man sich leicht irren und sie wirklich für gewöhnliche Menschen halten kann. Unsere Prinzen und Prinzessinnen pflegen sich mit Königen und Königinnen aus andern Ländern zu verheiraten. Auf diese Weise kommt man am leichtesten und billigsten zu einem Königreich und lernt außerdem eine fremde Sprache, was immer gut ist.

    Unser König hat eine richtige Goldkrone und einen Hermelinmantel wie im Märchen. Aber sie sind eingekampfert damit keine Motten hineinkommen und er braucht sie nur zum Staat. Für täglich trägt er Hut und Rock wie alle anderen, nur mit dem Unterschied, daß, weil länger ist als alle anderen, seine Beinkleider und sein Spazierstock es auch sind. Es ist praktisch für einen König so lang zu sein. Dann kann er über alle anderen hinwegschaun und sehen was hinter ihnen vorgeht. Und es ist ja am besten, wenn ein König alles weiß. In Dänemark sind die Häuser nicht höher, als daß der König seinen Stock in die Dachrinne legen kann, wenn er vorbeigeht (mein Großvater ist in einem solchen Hause zur Welt gekommen, es steht noch und ist nicht größer geworden, und mein Großvater wurde 1801 geboren).

    Der König wohnt in einem Schloß, das Amalienborg heißt. Es ist nicht aus Gold und nicht aus Kristall, ja nicht einmal aus Marmor. Trotzdem ist es schmuck und schön, daß Leute aus aller Welt stehen bleiben und den Hut abnehmen, wenn sie es erblicken, oder Ah! sagen, genau wie wenn man ein wundervolles Feuerwerk oder ein großes Luftschiff sieht.

    Dänemark ist das schönste Land der Welt – sagt der Däne, und er muß es ja am besten wissen, weil er da wohnt. Und dann spricht man ebenso viele verschiedene Arten von Dänisch, wie man verschiedene Sprachen in Europa spricht. Das kommt von Dänemarks Fasson. Man könnte fast glauben, daß der liebe Gott, als er Dänemark erschaffen wollte, den Erdklumpen aus der Hand fallen ließ, so daß er in lauter Stücke zersprang. Die großen und kleinen Stücke wurden dann jedes zu einer Insel, bis auf Jütland, das mit Deutschland zusammenhängt und also eine Halbinsel ist. Von Jütlands nördlichster Spitze kann man geradeaus bis nach Rom hinunterspazieren, das in der Mitte von Italien liegt, aber man tut es nur selten, denn es ist ein ziemlich weiter Weg.

    Viele von den Inseln sind so klein, daß man sich ihretwegen ängstigen könnte, wenn der Sturm sie so recht zaust und rüttelt. Aber soviel ich weiß, ist bis jetzt noch keine von ihnen weggeblasen worden. Hingegen ist es geschehen, daß das Meer gestiegen ist und Häuser und Bäume und Kühe und Menschen verschluckt hat. An der Westküste von Jütland lagen so ein paar kleine, bescheidene Inseln, die keiner Fliege etwas zuleide taten, und eines schönen Tages waren sie – schwups! – weg, verschwunden. Wo sie gelegen hatten, schimmert das Meer und tut so, als sei nichts geschehen. Es hat seine Tücken, das Meer.

    Was ein Fluß ist, wißt ihr. Flüsse gibt es überall genug. In Dänemark nennt man sie Fjorde; das ist das gleiche und doch ein wenig anders. Ein Fijord ist ein kurzer Spalt ins Land hinein, und der Spalt ist mit Wasser gefüllt. An den Ufern sind weite grüne Wiesen, wo den ganzen Sommer über Kühe weiden und Störche spazierengehen. Dort wachsen blaue und gelbe Blumen, und am Wasser wächst Schilf. Wenn nun das Meer schlechter Laune ist – und es gibt kein launenhafteres Wesen als das Meer –, dann schimpft und flucht es hinter den Wellen und jagt sie in die Fjorde hinein, die schon ohnehin so voll mit Wasser sind, daß kein Platz für mehr da ist. Was tun die Fjorde? Was können sie anderes tun, als ein Topf, der zu voll ist? Sie laufen über. Wo Wiesen sind macht es nichts; blauen und gelben Blumen schadet das Untertauchen nichts, und die Kühe können sich ja davonmachen und die Störche fortfliegen.

    Aber oft liegt eine Stadt an einem Fjord, und dann ist es schlimmer. Wenn das Wasser mit dem jagenden und peitschenden Wind angeschäumt kommt, hat es keine Zeit zu vernünftigem Nachdenken, sondern rennt nur und rennt, wie ihr rennen würdet, wenn ein großer Hund hinter euch her wäre. Es rennt, pardautz, in die Stadt hinein! Stellt euch einmal vor, daß die Spree plötzlich Unter den Linden flösse und alle Straßen anfüllte: Hallo, da bin ich! Nein, das könnt ihr euch gar nicht denken. Aber in der Stadt, wo Bibi wohnt (und das Buch handelt von Bibi), gehört es zur Tagesordnung.

    Man wacht eines Morgens auf – vielleicht ist obendrein Pferdemarkt, so daß alle Straßen voll von Pferden stehen in jeder Straße zwei Reihen, mit den Schwänzen nach dem Bürgersteig zu; in der Mitte der Straße ist knapp so viel Platz, daß die Pferdehändler auf und ab gehen können und mit der Peitsche knallen und ihre Pferde anpreisen. Man erwacht also eines Morgens, und das Wasser kommt durch die Straßen, die vom Fjord heraufführen. Nun, dann werden die Pferde etwas höher hinaufgeführt, denn die Stadt lehnt sich glücklicherweise an einen Hügel an. Dänemark ist ja, wie ihr wißt, nicht so flach wie ein Pfannkuchen. Aber die Häuser, die müssen hübsch stehen bleiben, die kann man nicht mit Stricken den Hügel hinaufziehen. Und in dänischen Häusern wohnt man nicht nur im Erdgeschoß und im ersten Stock und vielleicht unterm Dach, nein, man wohnt auch im Keller. Das ist nicht fein, aber billig. Von der Straße führt eine kleine Steintreppe in den Keller hinunter, und dort also wohnen Leute, die nicht viel Geld haben.

    Das Wasser nun stürzt von der Straße her die Steintreppe hinab, drängt sich durch die Türspalten hindurch und fließt gleich in alle Stuben. Die Möbel beginnen herumzuschwimmen. Ja, das klingt lustig, aber für den Bäcker, dem in dem einen Keller Brot und Kuchen, aber davonsegeln, für den Schuster, dem im andern Schuh und Stiefel ertrinken für den Kaufmann, dem im dritten ertrinken, Mehl und Grütze und Zwetschen herumschwimmen, ist es gar nicht lustig. Die lachen nicht, das könnt ihr mir glauben. Da gilt es mit Blitzesschnelle alles auf Schränke oder sonstwo in der Höhe aufzustapeln oder es droben im Hause in Sicherheit zu bringen. Das heisst: Wenn man hinaufkommen kann! Denn ist das Wasser erst mal tüchtig in Schuß gekommen, ist man eingeschlossen, wie die Maus in der Falle.

    Wie meint ihr wohl, schaut es auf den Straßen aus, wenn das Wasser so in die Stadt hineinströmt? Plötzlich sieht man weder Fahrweg noch Bürgersteig mehr, und es ist wie in Venedig (das in Italien liegt und Kanäle an Stelle von Straßen hat, so daß man in Gondeln auf ihnen rudert anstatt Straßenbahn zu fahren). Die Männer waten dann in langen Schaftstiefeln herum. Die Stiefel gehen bis ganz zum Leib hinauf, aber das Wasser geht oft noch höher. Sie sammeln Kinder auf und tragen alte Damen über die Straße. Wenn es ganz toll wird, nimmt man Kähne, und nun rudert man richtig in den Straßen umher. Das ist fein! Die Kinder wünschen sich ja

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