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Mit Schalke machse wat mit: 1904 Geschichten, Band 4
Mit Schalke machse wat mit: 1904 Geschichten, Band 4
Mit Schalke machse wat mit: 1904 Geschichten, Band 4
eBook255 Seiten3 Stunden

Mit Schalke machse wat mit: 1904 Geschichten, Band 4

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Über dieses E-Book

'Mit Schalke machse wat mit' ist bereits der vierte Band in der erfolgreichen Reihe '1904 Geschichten'. Wieder hat Herausgeber Matthias Berghöfer Erinnerungen Schalker Fans gesammelt, und wieder ist eine kunterbunte Mischung von Fangeschichten aus den letzten 80 Jahren entstanden – quasi von der Glückauf-Kampfbahn über das Parkstadion bis zur Arena von heute. Da geht es um legendäre Ligaduelle ebenso wie um abenteuerliche Europapokalreisen quer über den Kontinent. Es wird gezittert um Eintrittskarten für entscheidende Spiele, und auch die Entstehung einer Schalker Institution wird erzählt: nämlich des 'Nordkurwenkommentars' im Vereinsmagazin 'Schalker Kreisel'. Wie in den ersten drei Bänden, so finden sich auch hier Geschichten aus allen Generationen und Milieus. Sie sind spannend oder lustig, auch mal traurig, manchmal kurios, dann wieder alltäglich – aber immer echt und menschlich, eben so wie Schalke.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. Juli 2014
ISBN9783730701461
Mit Schalke machse wat mit: 1904 Geschichten, Band 4

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    Buchvorschau

    Mit Schalke machse wat mit - Verlag Die Werkstatt

    Autoren

    Vorwort

    Vier Jahre schon gibt es das „1904 Geschichten-Projekt, und wer die drei Vorgänger-Bände kennt, dem wird natürlich das für die Serie ungewöhnliche Cover dieses vierten Bandes auffallen. Die 4 ist für Königsblaue eine besondere Zahl, und Schalke an sich ist ein besonderer Klub, auch und gerade wegen der Menschen, die ihn ausmachen – und dasselbe trifft auch auf die „1904 Geschichten zu. Deshalb musste das Cover von Band 4 etwas Besonderes sein und das ins Zentrum stellen, was diese Serie überhaupt existieren lässt: Schalke und diejenigen, die darüber erzählen, ihre Erinnerungen und Abenteuer teilen und so in ihrer Gesamtheit den Klub und seine Bedeutung in unzähligen Facetten lebendig werden lassen. Deshalb finden sich die Namen aller bisher 233 Autoren der „1904 Geschichten" auf dem Titel und bilden gemeinsam das, worum sich hier alles dreht – selbst wenn es manchmal nicht das Wichtigste auf der Welt ist, wie man auch in diesem Band wieder in der einen oder anderen Erzählung erkennen wird.

    Inzwischen sind gut 480 Texte zusammengekommen, was bedeutet, dass die Sammlung tatsächlich noch immer gleichmäßig wächst und sich inzwischen zur wohl umfang- und erfolgreichsten Fangeschichtensammlung mauserte, die es zu einem einzelnen Verein gibt.

    Auf http://1904geschichten.wordpress.com und auf Facebook wird über die „1904 Geschichten" informiert. Ein paarmal im Jahr finden mit verschiedensten Autoren Lesungen statt: in Bibliotheken, Buchhandlungen oder bei Fanklubs, und auch schon mal auf einer Zeche oder in einer Justizvollzugsanstalt. Die Gelsenkirchener Ausgabe der WAZ druckt seit Anfang des Jahres immer mal wieder eine der Geschichten in einer eigenen Serie ab, und die so erzielten Einnahmen werden zusammen mit denen der Bücher nach wie vor für etwas eingesetzt, das Schalke, anderen Schalker Buch- oder Filmprojekten und ganz direkt auch Schalkern hilft. Beispielsweise wurden für einige vom Schalker Fanprojekt ausgewählte Gruppen hervorragend geführte Rundgänge durch Schalke, die Geschichte des Ortsteils, der Gemeinde, der Industrie und des FC Schalke 04 finanziert. An einer solchen „Mythos-Tour" nahmen auch mehrere Dutzend Autoren teil, die so ihrem Verein, dessen Ursprung und Gegenwart noch näher kamen.

    Genau das, dieses Näherkommen, Staunen, Erinnern, Mitfühlen und Miterleben wünsche ich auch dir beim Lesen der wieder über 40 Geschichten, die in diesem Band versammelt sind. Und dass vielleicht der Wunsch zum Mitmachen geweckt wird, das wäre schön. Ich sage schonmal vielen Dank – und viel Spaß beim Schmökern. Glück auf!

    Matthias Berghöfer, im Mai 2014

    Das letzte Heimspiel

    ■ PHILIP BEHRENDT

    Als meine Kumpels und ich noch jung waren, fuhren wir öfter mal ohne Eintrittskarten in Richtung Parkstadion. Wir waren sicherlich nicht die Einzigen, die das taten. In der Regel war es kein Problem, sich vor Ort noch mit dem nötigen Papier zu versorgen. Derjenige, der einen gültigen Schülerausweis sein Eigen nennen durfte, schob sich durch die Warteschlangenimzaumhalter hindurch und besorgte für alle die begehrte Ware zum vergünstigten Preis. Das funktionierte eigentlich immer.

    Doch zuvor standen noch die fünfzig Kilometer von Schwelm nach Gelsenkirchen auf dem Plan. Da keiner von uns volljährig war und selbst fahren sowieso für niemanden in Frage gekommen wäre, blieb nur der ÖPNV. Zu dieser Zeit war die Kombination aus Bus und Linie 302 unsere erste Wahl. Das hieß, dass die Kumpels am Supermarkt in Bahnhofsnähe genügend Dosenbier einluden und in den Bus nach Bochum stiegen. Mein Bruder und ich folgten eine Station später, quasi unmittelbar vor unserer Haustür. Eigentlich idiotensicher, sollte man meinen. Geklappt hat es aber dennoch nicht immer. Es passierte auch mal, dass man die Stunde bis zum nächsten Bus mit Tankstellenbier überbrücken musste, da im verabredeten Gefährt niemand aufzufinden war. Wieder nach Hause gehen kam trotzdem nicht in Frage. Warum auch immer. Vermutlich war es auf dem Dorf einfach so schön provokant, biertrinkend an der Straße zu sitzen. Unwichtig.

    Meist sind wir vormittags so gegen elf Uhr losgefahren. Eine knappe Stunde Bus, bisschen weniger 302, Wartezeit zwischendurch, so war man locker zwei Stunden vor Anpfiff am Parkstadion. Das reichte, um Karten zu besorgen und sich einzustimmen. Einmal – da kann ich mich noch recht gut dran erinnern – sind wir aber ganz früh losgefahren. Die Truppe war etwas größer als sonst, alle waren etwas aufgekratzter, es war mehr Bier im Gepäck, es ging mitten in der Nacht los, also so gegen neun Uhr.

    Die Fahrt mit Linienbus und Straßenbahn hat ja einen ganz großen, offenkundigen Nachteil: Sanitäre Einrichtungen sind grundsätzlich erstmal nicht vorgesehen. Das ist auch einer der Gründe, der uns in späteren Jahren veranlasste, umständlichere, unschönere, aber toilettentechnisch komfortablere Strecken einzuschlagen. Mit Zwischenstopps in Hagen, Dortmund, Düsseldorf und/oder Essen kann man nämlich sehr gut leben, wenn sie die Möglichkeit bieten, sich einerseits zu erleichtern und andererseits am Bahnhofskiosk die Bestände wieder aufzufüllen.

    Das muss man natürlich alles erst einmal wissen. Damals saßen wir jedenfalls nicht selten mit prall gefüllten Blasen in der 302. Der gemeine Biertrinker wird es kennen. Erst kann man sich drei oder vier Fläschchen gönnen, ohne mit der Wimper zu zucken, später reicht jeder kleine Schluck aus der Pulle, um einem das Gefühl totaler innerlicher Bedrängnis zu geben. Beim Umsteigen von Bus auf Straßenbahn ist man noch locker und beschwingt, kaum fährt die Bahn drei Meter, fängt man an, Auswege zu suchen. Immer mal wieder stürzten Mitfahrer wahllos an der nächsten Haltestelle aus dem Waggon. Im Herbst meist auf nassem Laub rutschend, aber immer in der einen Hand ihr Bier haltend, mit der anderen am Reißverschluss fummelnd, nervös einen Baum, ein Gebüsch oder wenigstens eine Mauer suchend. Je nach Fanaufkommen in der Bahn musste man sich einen solchen Schritt allerdings gründlich überlegen. Einen Sitzplatz gibt man schließlich nicht leichtfertig her, wenn das Aussteigen zwar Erleichterung bedeutet, aber auch, in die nächsten sieben Bahnen aufgrund von Überfüllung gar nicht mehr hineinzukommen. Schwierig, das alles.

    Zurück zur frühen Abfahrt. Neun Uhr also. Natürlich ist es komplett beknackt, so früh zum Stadion zu fahren. Man ist Stunden vor Anpfiff, ja sogar Stunden vor Öffnung der Stadiontore vor Ort. Ich weiß auch gar nicht mehr, was genau uns da geritten hat, aber es war halt einfach so. Vielleicht brauchten wir auch noch Karten und hatten, anders als sonst, größere Bedenken, keine mehr zu bekommen.

    Wir fuhren also auf der oben beschriebenen Route über Bochum nach Gelsenkirchen. Im Großen und Ganzen lief alles problemlos, was natürlich in erster Linie auf das Bier zutraf. Das war auch nicht weiter schlimm, denn schließlich sollte an diesem Tag die gute Laune im Vordergrund stehen. Blöderweise aber hat man immer einen in der Truppe dabei, der sich nicht so ganz im Griff hat. In diesem speziellen Fall war der eine leider ich. Aus irgendwelchen ominösen Gründen bekamen mir die Massen an Bier zu dieser frühen Stunde bedauernswerterweise überhaupt nicht, sodass ich, gegen halb zwölf am Stadion angekommen, einen Bauzaun auf übelste Weise besudeln musste. Ja, das war für uns beide nicht angenehm, für meine Kumpels jedoch ein Mordsspaß. War ja klar. Wer Kotze am Schuh hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Der „Schlachtruf für diesen Tag war damit auch geklärt: „Philip hat gekotzt, Philip hat gekotzt, Philip, Philip, Philip hat gekotzt!, skandierten die Jungs immer wieder voller Freude. Das muss man dann über sich ergehen lassen. Mit so einem Quatsch verhält es sich ähnlich wie mit unliebsamen Spitznamen: Je heftiger man sich gegen sie wehrt, desto mehr verfestigen sie sich und bleiben im schlimmsten Fall für immer kleben.

    Als die Stadiontore sich endlich öffneten, tingelte unsere Gruppe dann recht zielstrebig in Richtung Norden. Noch schnell ein Bierchen eingesammelt und ab in die Kurve. Im Gegensatz zum restlichen Stadion war die Nordkurve schon relativ früh sehr gut besetzt. Oppa Pritschikowski, die üblichen Gesänge und Fanfolklore, mal hier, mal dort. Man kennt das. Manche Besucher hatten schon jetzt einen so langen Tag hinter sich, dass sie die Zeit bis zum Anpfiff nutzten, um sich sitzend noch ein wenig auf den Stufen der Kurve auszuruhen. Meine Wenigkeit gehörte zu dieser Gruppe. Still ein wenig dasitzen, am Bier nippen und zwischen den ganzen stehenden Menschen versuchen, ein paar Sonnenstrahlen abzugreifen, das war jetzt genau das Richtige. Bis ich es plötzlich wieder neben mir hörte: „Philip hat gekotzt, Philip hat gekotzt, Philip, Philip, Philip hat gekotzt!" Immer wieder. Erst einer, dann zehn, dann fünfzig Leute. Dann noch mehr. Zahlenmäßig lässt sich sowas ja immer schwer einschätzen, aber die Worte waren nun doch recht deutlich in der Kurve zu vernehmen. Heiliger Bimbam! Was jetzt? Lange kann ich nicht drüber nachgedacht haben, denn im nächsten Moment fand ich mich, das Gegröle befeuernd, auf einem Wellenbrecher stehend, wieder. Das war vielleicht ein bisschen albern und ganz sicher ziemlich bescheuert, aber ich muss bis heute grinsen, wenn ich an diesen Moment denke. Das war irgendwie ein guter Moment an dem Tag.

    Später saßen ein paar von unserer Gruppe – da es zwischendurch drunter und drüber ging, waren wir etwas dezimiert – noch sehr lange zusammen an einer kleinen Brücke auf dem Weg vom Stadion zur Straßenbahnhaltestelle und tranken Bier in der Abendsonne. Durch einen milchigen Schleier sah ich immer wieder Schalker an mir vorbeiziehen, die sich Erinnerungsstücke ergattert hatten: ein bisschen Rasen, etwas vom Tornetz, demontierte Sitzbänke. Traurige Erinnerungsstücke. Es war der Abend des 19. Mai 2001.

    Siegprämie

    ■ DIETMAR BARTEN

    Ich sitze hier am Kaffeetisch mit einem Zeitzeugen, der ein in der königsblauen Historie unbedeutendes Spiel live und in Farbe vor Ort gesehen hat. Für die Menschen in meiner Heimatstadt aber war dieses Spiel über Monate hinweg das Gesprächsthema.

    Es war kalt und frostig an jenem Samstag im Januar 1947. Der sechsfache Deutsche Meister Schalke 04 gab sich die Ehre, um gegen die Dorffußballer der SG Geldern 1946 auf dem schneebedeckten Aschenplatz „Am Brühl" zu einem der sogenannten Bratkartoffelspiele anzutreten. Lebensmittel waren knapp in diesem Winter, und die Fußballer aus Schalke nutzten jede Gelegenheit, ihren Kalorienhaushalt auszugleichen.

    Doch wie kam es überhaupt zu diesem Spiel? Der in Duisburg wohnhafte Schalker Spieler Georg Gawliczek trainierte nebenher die Gelderner Fußballer und vermittelte dieses Freundschaftsspiel. Keine zwei Jahre später sollte er dann auch schon während seiner aktiven Karriere den Trainerlehrgang unter dem damaligen Bundestrainer Sepp Herberger absolviert haben.

    Spielanzeige in der „Gelderner Post" vom 18. Januar 1947

    Foto vom Schalker Gastspiel in Geldern

    Die über 6000 Zuschauer staunten nicht schlecht, als die Schalker Mannschaft aufgrund fehlender Busse auf der offenen Ladefläche eines Lastkraftwagens anreiste. Der nicht als überragender Torschütze bekannte Georg Gawliczek wettete vor dem Spiel noch mit den Gelderner Spielern, dass er ihnen sechs Tore reinmachen würde. Über den Wetteinsatz ist heute leider nichts mehr bekannt. Vermutlich bestand er ebenfalls aus Lebensmitteln.

    Der Schalker Kreisel dominierte das Spiel von Beginn an. Klar zu erkennen war, dass Gawliczek von seinen Mitspielern immer wieder in gute Schusspositionen gebracht wurde. Beim 10:0-Sieg der Knappen erzielte er dann letztlich auch genau die prophezeiten sechs Tore.

    Neben den üblichen Lebensmitteln fuhren die Knappen nach dem Spiel noch mit einer etwas bizarren Siegprämie zurück: Auf der Ladefläche des Lkws lag ein halbes Pferd. Pferdefleisch war in jener Zeit sehr begehrt, war es doch nicht nur sehr schmackhaft, sondern gleichzeitig sehr preiswert. So konnten sich auch Familien mit kleineren Einkommen ab und zu eine Fleischmahlzeit leisten – so wie nach diesem Spiel eben die Knappen aus Gelsenkirchen-Schalke.

    Erst Eintracht, dann Liebe

    ■ MANFRED WINTER

    Es war am 10. August 1991, ein Freund von mir klingelte morgens um zehn bei mir und meinte: „Ey, Manfred! Du bist doch Eintracht-Anhänger? Lass uns nach Frankfurt fahren, dort spielt Schalke!" Mein Freund war S04-Fan, also gefragt, getan.

    So sind wir denn nach Frankfurt, ohne Karten. Aber damals gab es ja noch Kassenhäuschen. Auto abgestellt, er in den Gästebereich abgedüst, ich zum Heimeingang.

    Problem: Es gab keine Steherkarten mehr für den Heimblock. Sitzen aber war mir zu teuer, außerdem isses sowieso für den Arsch, auch damals schon. Ich also ans Auto, Frankfurt-Kappe abgelegt und schwupps in den Gästebereich gelaufen – da gab’s nämlich noch Karten. Meinen Freund gesucht, natürlich nicht gefunden, kein Wunder bei ca. 4000 Blau-Weißen im Waldstadion!

    Egal. Ich in die Kurve der Schalker.

    Schnelles 1:0, in der zweiten Halbzeit ein Doppelschlag: 2:0, 3:0 für die Eintracht – da musste ich mal kurz jubeln.

    Manche fragen sich jetzt bestimmt, ob ich lebensmüde bin. Nein, bin ich nicht! Das war eines der besten Dinge, die ich in meinem Leben getan habe. Also das Thema Fußball betreffend, auch wenn es erst nich so aussah. Denn es tippte mir wer von hinten auf die Schulter und ein blau-weißer Zwei-Meter-Schrank stand plötzlich vor mir.

    „Oh, oh, das gibt jetzt Ärger!, dachte ich mir. „Junge, komm mal mit nach draußen ...", brummelte der Typ. Was blieb mir anderes übrig? Ich sah mich schon bei den Sanitätern um die Ecke. Draußen angekommen, lud er mich zu einem Bier ein, und wir unterhielten uns über Schalke und Fußball. Dass drinnen mittlerweile das 4:0 und 5:0 fiel (wieder Möller und Kruse), das war egal.

    Nach dem Schlusspfiff meinte der Riese, ich sollte doch zum Rückspiel mal in die Nordkurve kommen und mir das mal unter Tausenden von Schalkern anschauen. Also tauschten wir Adressen und Telefonnummer aus (unglaublich, aber Handy gabs noch nicht).

    Mein Freund kam total enttäuscht zum Auto, aber ich grinste nur. Ergebnis: nette Schalkers kennengelernt!

    Rückspiel auf Schalke, im Dezember: kalt war’s. Ich traf mich mit dem Schalker vor der Nordkurve und betrat zum ersten Mal das Parkstadion. Das Endergebnis (1:1, Anderbrügge mit ganz spätem Elfmeter) war egal. Ich wurde so herzlich begrüßt und behandelt. Ich hatte mich verliebt!

    Nicht in eine Dame, und nein, natürlich auch nicht in „meinen Schalker", den ich später leider nie wiedertraf. Nein, ich hatte mich verliebt in Schalke 04! Und alles andere ergab das Leben, diese Liebe hält bis heute, für immer.

    Was, wenn ich das jetzt an Schalke schicke?

    ■ ANDREAS PYRCHALLA

    Der 19. September 1989: Elf Tage später sollte Außenminister Hans-Dietrich Genscher in der deutschen Botschaft in Prag historische Worte sprechen: „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise ..." Weiter würde er nicht kommen. Der Rest ist sicherlich bekannt. Inzwischen hat eine Flasche Veltins mehr Prozent als Genschers FDP. Unbekannter dürfte aber das nun Folgende sein.

    Also, zurück in das Jahr 1989. George Bush hatte im Januar Ronald Reagan als US-Präsident abgelöst, in Berlin gab es die erste Love Parade, ein Gericht in England hob das Urteil gegen die seit fünfzehn Jahren in Haft sitzenden Guildford Four auf, Steffi Graf und Boris Becker gewannen beide in Wimbledon, Benedikt Höwedes lernte gerade laufen, ab Oktober würde es den ersten langen Donnerstag im Einzelhandel geben, und Madonna brachte ihr Album „Like A Prayer" heraus.

    Aber kommen wir zu viel, viel wichtigeren Dingen. Zum Fußball. Gerald Isringhaus vom SV Türk Gücü München war der erste Torwart, der das „Tor des Monats" erzielte. In der laufenden Saison wurde später, völlig überraschend, Bayern München zwei Spieltage vor Schluss Deutscher Meister. Der Vizemeister war da schon überraschender: der 1. FC Köln. Fortuna Düsseldorf erreichte einen respektablen 9. Platz, Bayer 05 Uerdingen wurde 14., und absteigen mussten Waldhof Mannheim sowie der FC Homburg. In der Relegation konnte sich der VfL Bochum gegen den 1. FC Saarbrücken durchsetzen.

    Und Schalke?

    Am 19. September 1989 traf unser FC Schalke im heimischen Parkstadion auf die Spielvereinigung Bayreuth. Bayreuth ist für vieles berühmt, die Richard-Wagner-Festspiele zum Beispiel, aber nicht für die 1. Bundesliga. Und richtig, unsere Blauen befanden sich nach dem Abstieg 1988 schon im zweiten Jahr hintereinander in der 2. Bundesliga und hatten dort im Jahr zuvor

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