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Ich will doch leben!: Nadine ist HIV-positiv
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eBook176 Seiten2 Stunden

Ich will doch leben!: Nadine ist HIV-positiv

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Über dieses E-Book

Für Leser ab 12 macht Marliese Arold in ihrem JugendromanIch will doch leben! verständnisvoll auf das Thema AIDS aufmerksam. Intensiv und einfühlsam zugleich schildert sie das eines HIV-positiven Mädchens, das nicht aufgibt, zu kämpfen. 
 
Nadine kann es nicht fassen. Florian war ihre erste große Liebe, der erste Junge, mit dem sie geschlafen hat. Und nun die erschütternde Nachricht: Florian hat Aids. Nadine kann sich kaum noch auf etwas konzentrieren, denn ihre Gedanken kreisen immer wieder um dieselbe Frage: Was, wenn sie sich mit dem Virus infiziert hat? Nadine lässt einen Test machen und erhält kurz darauf den Befund: Sie ist ebenfalls HIV-positiv …
SpracheDeutsch
HerausgeberLoewe Verlag
Erscheinungsdatum14. Jan. 2019
ISBN9783732013142
Ich will doch leben!: Nadine ist HIV-positiv

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    Buchvorschau

    Ich will doch leben! - Marliese Arold

    Inhalt

    Kapitel 1 – Die Sonne blendete …

    Kapitel 2 – Ich stellte mein …

    Kapitel 3 – Abends rief Marc …

    Kapitel 4 – In der Nacht …

    Kapitel 5 – „Mist!" …

    Kapitel 6 – Nachts kam die …

    Kapitel 7 – Es wurde ein …

    Kapitel 8 – Am Montagmorgen fühlte …

    Kapitel 9 – Als mir Doktor …

    Kapitel 10 – Meine Mutter hatte …

    Kapitel 11 – In der Nacht …

    Kapitel 12 – Meine Mutter stand …

    Kapitel 13 – Am Mittwoch ging …

    Kapitel 14 – Ich musste einfach …

    Kapitel 15 – Am Montag besuchte …

    Kapitel 16 – Evelyn war pünktlich. …

    Kapitel 17 – Die Sonne stand …

    1

    Die Sonne blendete mich, als ich die Turnhalle verließ, und es roch schon richtig nach Frühling.

    Nach dem Mief im Umkleideraum tat die frische Luft richtig gut. Vor uns trainierten immer die Kleinen, und dem Geruch nach wuschen die sich weder die Füße noch wechselten sie je die Socken.

    Ich schulterte meine Sporttasche und hielt nach Marc Ausschau. Er hatte versprochen, mich nach dem Volleyballtraining abzuholen. Von dem kleinen Vorplatz aus konnte man die Straße rauf- und runterschauen. Marc war nicht zu sehen.

    Vielleicht war er ja aufgehalten worden. Kein Grund, gleich ein Drama draus zu machen. Gestern Abend war ich jedenfalls eindeutig einen Schritt weitergekommen. Wir waren gestern zusammen im Kino und hatten anschließend beim Griechen Zaziki gegessen. Danach hatte Marc mich nach Hause gebracht. Vor der Haustür haben wir dann noch eine Weile rumgeknutscht. Aber gerade, als es so richtig toll wurde, quietschte die Tür, und Herr Kuhn, unser Hausmeister, kam raus, um seinen asthmatischen Dackel auszuführen. Das giftige kleine Biest sah uns und kläffte gleich los. Da war die Stimmung natürlich futsch – leider!

    Noch immer kein Marc! Ob er es sich anders überlegt hatte? Er hatte inzwischen immerhin sechzehn Stunden Zeit dazu gehabt. Vielleicht mochte er mich ja doch nicht, oder er wollte nicht, dass ich glaubte, gestern Abend hätte irgendwie was Festeres zwischen uns angefangen.

    Verdammt, Marc war eine harte Nuss. Es hatte eine ganze Weile gedauert, ehe ich seine Aufmerksamkeit gewonnen hatte. Aber er war der einzige Junge, der mich interessierte.

    Nach der Sache mit Florian hatte ich schon geglaubt, dass mich so schnell kein Typ mehr interessieren würde. Das herrliche Kribbeln im Bauch hatte ich abgeschrieben. Aber als ich auf Meikes Party Marc kennenlernte, hatte es dann doch gekribbelt. Und wie! Es war, als wäre ich aus einem langen Winterschlaf erwacht. Meine Sensoren funktionierten wieder, die Welt kam mir größer, schöner und bunter vor. Ich erlebte alle Gefühle mit neuer Intensität. Meike meinte, es sei auch höchste Zeit gewesen. Sie hätte schon befürchtet, ich würde im Kloster enden, und das sei doch wahrhaftig kein Junge wert.

    Aber anscheinend kam Marc jetzt tatsächlich nicht mehr. Ich beschloss, ihm noch fünf Minuten zu geben, und trödelte vor der Turnhalle herum. Es gibt nichts Blöderes, als zu warten, wenn man eigentlich längst weiß, dass der andere nicht mehr kommen wird.

    Kim kam aus der Turnhalle.

    „Hallo, Nadine, wartest du auf jemanden?"

    „Messerscharf kombiniert!"

    „Du machst so ein finsteres Gesicht. Kommt er etwa nicht?"

    „Sieht so aus."

    Kim klemmte ihre Sporttasche auf den Gepäckträger und schloss ihr Fahrrad auf.

    „Marc?"

    Ich nickte. Ich war jetzt schon so sauer, dass ich mich nicht einmal darüber wunderte, woher sie das schon wieder wusste. Neuigkeiten machten in unserer Volleyballmannschaft immer blitzschnell die Runde, vor allem wer mit wem ging und wer in wen verschossen war.

    „Ärger dich bloß nicht."

    Kim hockte abfahrbereit auf dem Sattel, die Beine links und rechts auf den Boden gestellt.

    „Leicht gesagt", brummte ich. Natürlich ärgerte ich mich. Wen wurmt es nicht, wenn er versetzt wird? Dabei hatte ich mich so gefreut. Beim Spielen war ich richtig in Hochform gewesen. Jeden Ball hatte ich gekriegt. Verliebt zu sein wirkt leistungsfördernd.

    Ich rieb mir die schmerzenden Handgelenke. An den Unterarmen hatte ich rote Flecke. Beim Spielen hatte ich das gar nicht gespürt.

    „Du warst toll heute", sagte Kim, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

    Ich zuckte mit den Schultern. Was nützen sportliche Erfolge, wenn die Seele auf dem Boden hing? Marc, wo bleibst du? Was geht bloß in deinem Kopf vor? Erst küssen und dann kneifen?

    „Ich kapier das nicht, sagte ich laut. „Ehrlich! Warum verspricht er Sachen, die er nicht hält? Warum sagt er, dass er mich abholt, und tut es nicht? Scheiße!

    Kim warf mir einen mitfühlenden Blick zu. „Tut mir leid für dich."

    Die Fünfminutenfrist war um. Sorry, Marc, aber wenn du jetzt noch antanzt, ist es leider zu spät. Hoffentlich überlegst du dir einen guten Grund für dein Zuspätkommen.

    Unwillig zerrte ich mein Fahrrad aus dem Ständer. Ich trat mit aller Kraft in die Pedale. Dabei hätte man wirklich meinen können, ich hätte mich heute schon beim Spielen genug ausgetobt.

    Kim fuhr hinter mir. Wir hatten ungefähr denselben Heimweg. Am Ahornweg war meine größte Wut schon wieder verraucht. Die Straße wurde jetzt zu steil, selbst für ein Rad mit Gangschaltung. Ich sprang ab.

    „Wer sein Rad liebt, der schiebt", keuchte Kim.

    „Richtig, pflichtete ich ihr bei. „Und wer liebt …, ich suchte nach einem passenden Reim, fand aber keinen, „der ist selbst dran schuld!"

    „So schlimm?", fragte Kim. Sie hatte ein hübsches Gesicht, braune Haut, dunkle Brauen, volle Lippen und schwarze Locken. Dazu eine tolle Figur, schlank und sehnig. Ihr Busen war weder zu klein noch zu groß, sondern gerade richtig. Alles stimmte. Ich beneidete Kim.

    „Ziemlich schlimm." Wenn man so versetzt wird, kommt man sich selbst richtig doof vor, das ist ja das Gemeine daran.

    „Liegt dir so viel an Marc?", erkundigte sich Kim.

    Klar, dass Kim sich dafür interessierte, wie es zwischen uns beiden stand. Würde mich andersrum auch interessieren. Ich führte mich ja auch blöd genug auf. Ich war selbst schuld, wenn andere neugierig wurden.

    „Ich mag ihn schon ziemlich", gestand ich.

    Kim und ich waren zwar nicht so eng befreundet, dass ich ihr auf die Nase gebunden hätte, dass Marc seit längerer Zeit der einzige Junge war, den ich mehr als einfach nur nett fand. Es war natürlich nicht so, dass ich mich damals nach der Sache mit Florian total zurückgezogen hätte. Im Gegenteil, ich ging häufig auf Partys und lernte dort jede Menge gutaussehender Jungs kennen. Ich tanzte mit ihnen, wir unterhielten uns nett, gingen auch mal zusammen ins Kino, küssten uns auch mal, aber das war’s dann auch schon. Es war einfach keiner dabei, mit dem ich mir mehr vorstellen konnte als eine lose Bekanntschaft. Bis auf Marc.

    „Ich verknall mich auch immer in die falschen Jungs, sagte Kim mit einem Stoßseufzer. „Die, die sich in mich verlieben, interessieren mich nicht. Und an denen, die ich toll finde, beiße ich mir die Zähne aus. Entweder sind sie schon in festen Händen, oder sie haben nur Computer oder Autos im Kopf.

    Dass ein so attraktives Mädchen wie Kim solche Probleme haben könnte, war mir noch nie in den Sinn gekommen.

    Gut, und ich war nicht wirklich dick. Es ärgerte mich nur, wenn ich mich in eine Hose Größe vierzig zwängen musste, während an anderen schon Größe sechsunddreißig schlabberte. Und meine Höhe von einsfünfundsiebzig gab mir wenigstens meinem Mathelehrer gegenüber manchmal ein Gefühl der Überlegenheit. Er war nur einsneunundsechzig groß. Mit meinen Pickeln war es zum Glück schon besser geworden. Sie machten mir hauptsächlich an den Tagen vor meiner Periode zu schaffen. Was mich ganz und gar wahnsinnig machte, waren meine hellblonden Wimpern. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass einer meiner zahlreichen Cousins einmal behauptet hatte, bei einem Urlaub auf dem Bauernhof habe er auf einer Weide Kühe entdeckt, die hätten ebensolche Wimpern gehabt wie ich, lang und hellblond. Ein neuer Verwandtschaftswitz war geboren. Nadine mit den Kuhaugen! Ich hätte meinen lieben Cousin erwürgen können!

    Ach ja, es gab noch etwas, das mich störte: meine Blinddarmnarbe. Sie sah so aus, als sei den Ärzten dabei das Skalpell abgerutscht, aber glücklicherweise war der Schnitt nicht einmal im Bikini zu bemerken. Die Narbe sah man nur, wenn ich nackt war, und außer Florian hatte sie noch kein Junge gesehen.

    Florian! Die Narbe würde mich immer daran erinnern, wie wir uns kennengelernt hatten: nämlich im Krankenhaus. Während ich auf dem Operationstisch lag und die Ärzte an meinem Blinddarm herumschnippelten, wurde Florian gerade von der Intensivstation auf eine normale Station verlegt. Er war endlich überm Berg. Es hätte nicht viel gefehlt, und sein Mopedunfall wäre tödlich verlaufen.

    Es gab mir noch immer einen Stich, wenn ich daran dachte. Wie sehr hatte ich Florian geliebt! Und wie oft hatten wir uns gestritten! Manchmal waren wir miteinander unheimlich glücklich gewesen. An anderen Tagen hätten wir uns beinahe die Augen ausgekratzt. Es war wie Himmel und Hölle. Florian konnte so zärtlich und einfühlsam sein, doch dann hatte er Phasen, in denen er mir unerträglich arrogant vorkam. Ich war tagelang nur mit Florian zusammen. Aber dann sehnte ich mich wieder nach meiner Clique, nach lauter Musik und Fröhlichkeit. Florian hasste Tanzen. Wenn ich ihn trotzdem mitschleppte, konnte es passieren, dass er den ganzen Abend lang kein einziges Wort sagte. Hinterher knallten wir uns gegenseitig die schlimmsten Vorwürfe an den Kopf. Wir sind eben total verschieden.

    Ich bin ziemlich gesellig, während Florian etwas zum Eigenbrötlertum neigt, was er jedoch immer heftig bestritt.

    Vielleicht lag es daran, dass sein Vater von Beruf Ägyptologe ist. Deswegen hielt sich die Familie sehr oft im Ausland auf, und Florian hatte schon unheimlich viele Schulen besucht. Auch der Aufenthalt in Deutschland war von vornherein zeitlich begrenzt. Florians Vater war einige Semester lang Gastdozent an der hiesigen Uni. Seit einem halben Jahr waren alle wieder in Ägypten, und Florian ging auf ein Internat in Kairo. Doch wir hatten uns schon eine Zeit lang vor seiner Abreise getrennt. Es funktionierte einfach nicht mehr mit uns, wir stritten uns zu oft. Wir hatten beschlossen, nur noch gute Freunde zu sein. Aber eine Liebesbeziehung in eine Freundschaft umzuwandeln ist theoretisch leichter als in der Praxis. Ich litt in der ersten Zeit unserer Trennung sehr. Vermutlich ging es Florian ähnlich – auf seine Weise. Er sprach ja nur selten über das, was er fühlte. Das war auch immer so ein Streitpunkt.

    Seit Tausende von Kilometern zwischen uns lagen, wurden die Traurigkeitspikser in meinem Bauch seltener, aber manchmal kamen sie eben doch. Wie jetzt. Ich schob den Gedanken an Florian schnell weg. Man muss ja nicht unbedingt an alten Wunden rühren.

    „Richtig tolles Wetter heute, meinte Kim und riss mich aus meinen Gedanken. Sie blinzelte. „Hast du heute Abend schon was vor? Im Palastgarten läuft ein toller Film.

    „Weiß ich. Ich schnitt eine Grimasse. „Ich war gestern schon drin. Mit Marc.

    Das war die andere Wunde.

    „Taugt er denn was?", wollte Kim wissen.

    „Meinst du Marc oder den Film?"

    Kim warf den Kopf zurück und lachte. Sie hatte ein total süßes Lachen, das richtig ansteckend war. Wenn ich ein Junge wäre, würde ich mich schon allein wegen des Lachens in Kim verlieben. Ich lachte mit. Vor lauter Japsen konnte ich nicht antworten.

    „An Marc hab ich kein Interesse. Kim wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht. „Momentan jedenfalls nicht. Sie gluckste noch immer.

    „Kannst ihn aber gerne haben. Ich verschenk ihn."

    „Ich mag ihn trotzdem nicht. Kim sah mich an. „Vielleicht solltest du ihm noch eine Chance geben.

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