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Der lange Weg zum Glück
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eBook406 Seiten5 Stunden

Der lange Weg zum Glück

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Über dieses E-Book

Basti ist ein schüchterner 17jähriger Junge, der gerade seinen Realschulabschluss in der Tasche hat und das schöne Wetter in den Sommerferien überwiegend mit seinen besten Freunden Fabian, Kevin und Marc im nahegelegenen Freibad verbringt. Auf einer Gartenparty verändert sich sein Leben schlagartig, als er die forsche Vivien kennenlernt und sein bester Freund Fabi mit seiner besten Freundin Inga zusammen kommt. Die Freundschaft zwischen Fabi und Basti festigt sich zunächst und aus ei-nem freundschaftlichen Verhältnis wächst bei Basti das Verlangen nach mehr. Das neu errungene Hochgefühl ist nicht von langer Dauer und Beziehungsprobleme, Ei-fersucht, der Leistungsdruck vom Vater und die Aussicht auf die neue Schule ziehen Basti in ein Loch, was besonders das bereits angespannte Verhältnis zu seinen Eltern und die Freundschaft zu Fabi auf eine harte Probe stellen. Basti flüchtet aus der Situa-tion und trifft nach langer Zeit wieder auf Florian, einem langjährigen Freund, mit dem er einige wunderbare und unbeschwerte Tage verbringt. Aus dem Verlangen nach Zuneigung und Nähe entwickeln sich die ersten zarten Annäherungsversuche und Basti wird vor eine schwere Entscheidung gestellt.
SpracheDeutsch
HerausgeberHimmelstürmer
Erscheinungsdatum1. Jan. 2015
ISBN9783863614591
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    Buchvorschau

    Der lange Weg zum Glück - Sebastian Zichner

    1

    Meine Augen waren geschlossen, ich atmete tief durch. Der leichte Wind streichelte sanft über meinen Oberkörper und ich lauschte dem Kindergeschrei in der Nähe. Es waren Sommerferien und ich fühlte mich recht träge, immerhin hatte ich es über mich gebracht, mich auf mein Rad zu schmeißen und durch das grüne Hannover ins nächstgelegene Freibad zu fahren. Mehr aber nicht, es war einfach viel zu heiß die Tage und die Hitzewelle sollte noch eine Weile anhalten. Mir gingen viele Dinge durch den Kopf. In Gedanken war ich in der letzten Schulwoche, was unweigerlich schon einige Wochen in der Vergangenheit lag. Ich ging auf eine Mittelklasseschule mitten in Hannover. Natürlich stand nicht die Schule, sondern ein Mädchen im Vordergrund, sie hieß Nadine und ging in meine Klasse. Seit der 7. Jahrgangsstufe war ich hinter ihr her gewesen. In meiner Phantasie malte ich mir viele Dinge aus, sprach sie allerdings nie an, da ich einfach viel zu schüchtern war. Dazu kam, dass ich in der Klasse nicht wirklich beliebt war, was meinen Standpunkt nicht verbesserte. Im vergangenen Frühjahr fasste ich allen Mut zusammen und schrieb ihr einen Brief, natürlich mit Muttis alter Schreibmaschine, ich wollte mich ja nicht gleich verraten und zum Hauptgesprächsthema in der Klasse machen, wobei der Plan gründlich in die Hose ging. Zum Glück blieb ich zunächst anonym, da ich meinen Namen nicht darauf geschrieben hatte. Die Geschichte mit dem Brief verbreitete sich allerdings wie ein Flächenbrand in der gesamten Klasse, was mir im Nachhinein sehr peinlich war. Erst kurz vor den Ferien packte ich allen Mut und erzählte es ihr, natürlich unter vier Augen. Was hätte ich in diesem Augenblick dafür gegeben ihre Gedanken zu hören, was ging ihr just in diesem Augenblick durch den Kopf? Ich erhoffte mir so sehr eine Antwort, die ich aber unglücklicherweise nicht bekam. Das Gespräch wurde durch ein paar hineinstürmende Mitschüler jäh beendet und dabei sollte es den Tag auch bleiben. Erst am letzten Schultag vor den Ferien, ich machte mich auf den Weg zu meinem Rad, gerade auf dem Sprung, da stand sie mit einem bezaubernden Lächeln vor mir. Leider brachte sie dabei zwei ihrer besten Freundinnen mit, darunter auch Jennifer, die die Weisheit nicht gerade mit Löffeln gefressen hatte. Sie war ungehobelt, unsympathisch und legte sich grundlegend mit allen in der Klasse an, eine richtige Zicke halt. Dann war da noch Tanja, Nadines beste Freundin, die ich ebenfalls nicht sonderlich mochte. Als Trio waren die Mädels wirklich unausstehlich, was sich in diesem Moment wieder zeigte. Vor meinem geistigen Auge spielte sich die gesamte Szene noch einmal ab … Gedankenversunken kramte ich gerade in meiner Schultasche nach den Fahrradschlüsseln, als ich einige bekannte Stimmen ausmachen konnte, woraufhin ich sofort aufblickte. Mein Atem stockte, als ich die drei Mädels direkt auf mich zukommen sah. Ein leichter Anflug von Panik befiel mich augenblicklich, da so etwas noch nie geschehen war. Wo war nur mein bester Freund Kevin, mit dem ich nach Schulschluss immer gemeinsam nach Hause fuhr? An diesem Tag hätte ich ihn gerne dabei gehabt, denn wir waren ein unverwüstliches und vor allem lustiges Duo, was die Schulzeit erträglicher machte. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht, wobei ich sofort spürte, dass sie ernst gemeint waren. Ich sei ein sehr netter, wenn auch ruhiger Kerl und sie fühlte sich echt geschmeichelt, brauchte aber Zeit zum Nachdenken, das machte sie mir im gleichen Atemzug klar, wobei mir der Grund nicht sofort einleuchten wollte. Ihre Stimme zitterte deutlich und man konnte ihr ansehen, dass sie tierisch nervös war. Noch bevor ich darauf reagieren konnte, gingen ihre beiden Wachhunde auch schon auf mich los und warfen mir haufenweise Drohungen an den Kopf, so dass das Gespräch schnell beendet wurde. Am gleichen Abend fühlte ich mich niedergeschlagen, war enttäuscht. Alle Versuche, das Rätsel zu lösen, scheiterten kläglich. Und weshalb musste sie mit ihren beiden Wachhunden auftauchen? „Ich muss darüber nachdenken, dieser Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Worüber musste sie verdammt noch einmal nachdenken, gab es da nicht ein Klares „Ja oder „Nein? Auf der anderen Seite hatte sie aber auch nicht explizit „Nein gesagt, echt zum Verrückt werden. Gab es da etwa einen Anderen? So hässlich war ich doch gar nicht, dachte ich zumindest, oder sollte ich mich doch irren? Ich stand oft vor dem Spiegel, 1.80 Meter groß, recht schlank gebaut, einige wenige Muskeln, knuffige grüne Augen und mittellanges, braunes Haar. Klingt doch nicht schlecht! Dann war da noch Florian, ein Macker aus der Klasse, fummelte den Mädels immer an den Arsch und hatte stets einen flotten Spruch auf Lager. Das fanden alle irgendwie immer cool, zumindest kam er gut an in der Klasse und hatte somit immer was mit den Mädels zu tun. Von der Optik her war er etwas kleiner und deutlich rundlicher veranlagt, dazu braune Stoppelhaare und eine fetzige Brille. Er besuchte mit Nadine den gleichen Konfirmandenunterricht, weshalb sie auch in der Schule viel miteinander zu tun hatten. Ich kochte bei dem Gedanken innerlich vor Eifersucht, obwohl ich absolut keinen Grund hatte. Ihre langen blonden Haare und ihr zauberhaftes Lächeln wollten mir nicht aus dem Kopf. Ihre hellgrünen Augen waren ein Traum, allein bei der Vorstellung kribbelte alles und in mir regte sich eine Art tiefe Sehnsucht nach Zuneigung, nach Berührung. Ach ja, ich bin übrigens der Basti.

    Platsch … Eine tiefe Kälte erschlug mich plötzlich in Form von kaltem Wasser und riss mich aus meinen Gedanken. Ich schrie sofort auf und schreckte hoch. Meine Freunde Fabian, Kev und Marc grinsten mich frech an, zumal ich in der wohligen Sonne anscheinend leicht weggenickt war. So allmählich kam ich zur Ruhe und blickte mich um. Anscheinend hatte ich mich lange nicht mehr nachgecremt, so dass ich einen puterroten Eindruck machen musste.

    „Hey, was soll der Scheiß?"

    Marc drehte sich schnell zu Kevin um.

    „Hab ich’s doch gewusst, hab gewonnen!"

    Beide fingen augenblicklich an zu lachen und ich erkannte, dass sie Langeweile gehabt haben mussten, denn es handelte sich offenbar um eine kleine Wette. Ich blickte auf die Uhr, der kleine Zeiger zeigte auf die Drei, der große stand kurz vor der Zwölf, es war erst früher Nachmittag, also noch ausreichend Zeit übrig. Kevin, Marc und Fabian setzten sich leicht schmunzelnd auf ihr Badetuch zurück. Mein Bauch brannte leicht und das Wasser in meinem Gesicht fühlte sich noch immer recht kalt an. Keine Sekunde später meldete sich Kevin zu Wort.

    „Hey, wollen wir nochmal ins Wasser, mir ist gerade voll langweilig!"

    „Ja cool, brauche aber vorher noch was zu Futtern", entgegnete Marc daraufhin.

    Das rief mich ebenfalls auf den Plan.

    „Mann, du hast doch gerade erst eine Pommes verdrückt, schon wieder Hunger?"

    „Das ist doch schon wieder zwei Stunden her!"

    Marc konnte spachteln wie ein Scheunendrescher, obwohl man ihm das nicht unbedingt ansah, er war schließlich auch nur 1.65m groß, hatte kurze hellbraune Haare, einen ganz leichten Bauchansatz und bekam von seinen Eltern alles erfüllt, was er wollte. Es war echt genial, denn er hatte seiner Zeit immer die neusten Computerspiele und kaufte sich grundlegend den größten Quatsch, der dann irgendwann in seinem Zimmer vergraben wurde. Darüber hinaus hatte er einen einzigartigen Humor und eine gewisse Art an sich, die der von Stefan Raab sehr ähnelte.

    „Und wer ist nun noch dabei, Kev?"

    „Na ja …, ok", sagte dieser daraufhin.

    Das wunderte mich doch ein wenig, denn Kevin, mein bester Schulfreund, war doch recht geizig und drehte jeden Cent zweimal um. Fabian verneinte unterdessen und legte sich zufrieden seufzend zurück. Auch ich verneinte und ließ mich auf mein Badetuch fallen.

    „Na dann nicht!"

    Mit diesen Worten verließen Marc und Kev die Szenerie. Ich schloss erneut die Augen und atmete tief durch. Just zur gleichen Zeit schrie Fabian neben mir auf, kurz bevor auch ich erneut von einer Eimerladung Wasser getroffen wurde. Das brachte das Fass zum Überlaufen, also sprang ich auf und warf mich auf Kevin, der das anscheinend gerade in die Wege geleitet hatte. Auch Fabian schmiss sich dazu. Unser Umfeld war uns in solchen Fällen meistens egal, auch wenn wir durch unsere Geräuschkulisse zwangsweise die Aufmerksamkeit der im überfüllten Freibad liegenden Badegäste erregten. Solche Keilereien machten einfach Spaß, obwohl diese wie üblich ausgingen, mit Kevin als Sieger. Er war ähnlich groß wie ich, recht muskulös und konnte es problemlos mit uns Dreien aufnehmen, was er schon des Öfteren bewiesen hatte. Er hatte kurze schwarze Haare und man sah ihm an, dass seine Familie osteuropäische Wurzeln hatte. Seine Mutter war einfach die Beste, es gab immer Tee und Kuchen, abends sogar manchmal einen Teller mit Schnitten, wobei die angerichteten Platten immer ein Augenschmaus waren.

    Kevin lag auf dem Rücken, ich mit meinem Körper und all meiner Kraft auf ihm, bevor er mich mit Leichtigkeit in die gleiche Lage beförderte. Der Schweiß rann mir von der Stirn und ich biss die Zähne zusammen. Der Ausgang war eh bereits vorprogrammiert, ich würde wie immer verlieren, das war nur eine Frage der Zeit. Fabian hingegen war ein Leichtgewicht, umklammerte mal mich, mal Kevin und beteiligte sich so am Kräftemessen. Schließlich gab ich auf und blieb schwer atmend auf dem Rücken liegen, was Fabian mir gleich tat, während Kevin sich entspannt und grinsend aufrichtete.

    „War was?"

    Die Blicke der Anderen waren mir egal und ich setzte mich langsam wieder auf mein Badetuch. Marc, der den Kampf in einigen Metern Entfernung beobachtet hatte, schrie zu uns rüber.

    „Sagt mal, wird’s bald?"

    Kevin verschwand daraufhin in Richtung Pommesbude. Mein Herz und meine Atemfrequenz kamen langsam wieder zur Ruhe. Ich saß Fabian direkt gegenüber, während er mich musterte, sagte jedoch kein Wort. Er unterschied sich deutlich von den anderen beiden, 1,75 groß, schwarze mittellange Haare, trug für gewöhnlich eine Brille, spitze Nase, spitzes Kinn, vollschlank und er hatte in seinen dunkelblauen Shorts einen geilen Arsch. Wir kannten uns noch nicht so lange, denn er ging nicht auf meine Schule, war aber der beste Kumpel von Kevin, wobei sich beide bereits aus dem Sandkasten kannten. In seiner Gegenwart fühlte ich mich immer wohl, mit ihm konnte ich über alles reden, denn im Vergleich zu den anderen blieb er sachlich und konnte gut zuhören, genau was ich von Zeit zu Zeit mal brauchte. Mein Blick blieb auf ihn gerichtet, seine braunen Augen leuchteten magisch in der Sonne und seine schmalen schwarzen Augenbrauen vervollständigten den Gesamteindruck. Während ich mich in meinen Gedanken verlor, durchbrach Fabian plötzlich die Stille.

    „Kannst du mir nochmal den Rücken eincremen?"

    „Klar, natürlich!"

    Ich suchte nach meiner Sonnencreme, öffnete die Tube und rieb mir bei Gelegenheit gleich meinen roten Bauch ein. Fabian legte sich währenddessen auf den Bauch und verschränkte seine Arme vor sich. Als ich mich eingecremt hatte, warf ich einen Blick auf ihn, sein süßer Arsch zeichnete sich deutlich durch seine eng anliegenden Shorts ab. Ich kniete mich daneben, wobei ich nicht wusste, was auf einmal mit mir los war, irgendwie fand ich aber Gefallen an der Situation. Fabian drehte seinen Kopf unterdessen langsam zu mir.

    „Sag mal, hast du schon ein Geschenk für Flo und seine Freundin?"

    Plötzlich wurden meine Gedanken wieder klar und ich besann mich auf die bevorstehende Geburtstagsfeier, die am kommenden Samstag stattfinden sollte. Wir vier, sowie Flo mit seiner Freundin und zwei weitere Klassenkameraden, waren vor einer Woche gemeinsam an der Nordsee gewesen, hatten uns dort ein großes Ferienhaus gemietet, richtig geil. Tagsüber am Strand faulenzen und abends ein wenig Party. Das war echt eine geile Woche. Mehr konnten wir auch nicht machen, da wir in einem kleinen Kurort an der Westküste Schleswig-Holsteins waren. Der Ort hieß Büsum und konnte recht schnell und bequem über die Autobahn von Hannover aus erreicht werden. Die letzten Meter ging es dann über Landstraße, zu beiden Seiten lediglich Felder und Windräder. Die Idee stammte ursprünglich von mir, weil ich den Ort bereits aus der Kindheit gut kannte. Und wenn das Wasser einmal nicht da war, konnte man gut im Watt wandern. Der Urlaub war so Mega, dass Flo und seine Freundin uns am Ende zu einer Geburtstagsparty in einer Gartenkolonie am Rande von Hannover eingeladen hatten. Insgeheim fieberte ich schon darauf hin, das mit dem Geschenk hatte ich aber irgendwie verdrängt.

    „Sch… das ist ja schon in ein paar Tagen. Mist, ganz vergessen."

    Fabian grinste frech und zuckte mit seinen Augenwimpern.

    „Wie wäre es mit einer Familienpackung Kondome?"

    Ich grinste ebenfalls und dachte an Flos übermäßigen Verbrauch von Kondomen, wobei wir damals nach nur einer Woche zwei große Familienpackungen im Müll fanden. Das waren welche mit Erdbeergeschmack und Noppen, machten einen noblen Eindruck und waren bestimmt nicht ganz billig. Das erklärte auch, weshalb die beiden abends immer so schnell verschwunden waren.

    „Ich sag nur Erdbeergeschmack mit Noppen", entgegnete ich daraufhin.

    Auch Fabian begann zu lachen …

    „Nee mal im Ernst, hast dir also auch noch keine Gedanken gemacht?"

    „Neee, nicht wirklich. Vielleicht was zu trinken? Wodka?"

    „Ach ich weiß nicht, davon hat er doch nix, saufen wir dann doch wieder alleine!"

    Damit hatte er durchaus Recht, wobei ich schnell nachsetzte.

    „Lass mal gleich Kev und Marc fragen, wenn die von der Pommesbude zurück sind."

    Fabian blickte mir wieder in die Augen, woraufhin sich ein angenehm prickelndes Gefühl in meinem Bauch breitmachte. Eine kurze Pause trat ein.

    „Willst du mich nun endlich eincremen oder nicht?"

    Ich reagierte sofort, quetschte die Tube ein wenig und die recht zähe weiße Flüssigkeit verteilte sich in meiner Hand. Lichtschutzfaktor 30, für den norddeutschen Sommer im Prinzip übertrieben, allerdings hatte ich eine recht empfindliche Haut. Ich verteilte die Creme ganz vorsichtig über seinen gebräunten Rücken und massierte sie langsam und vorsichtig ein, er schloss daraufhin seine Augen und legte den Kopf wieder auf seine vor ihm verschränkten Arme. Seine Haut fühlte sich weich an, während ich mit meinen Händen langsam über seinen Rücken glitt. Ich wusste nicht, wie mir geschah, aber ich genoss den Augenblick, bis er die Stille durchbrach.

    „Sag mal, hast du eigentlich schon was von Nadine gehört?"

    Meine Bewegungen verlangsamten sich und ich musste erneut an Nadine denken, obwohl ich die letzten Tage eigentlich froh darüber war, nicht mehr pausenlos darüber nachdenken zu müssen.

    „Nein, leider."

    Ich senkte meinen Blick und im Geiste hatte ich sie erneut vor Augen. Ihre blonden langen Haare wehten sanft im Wind und ihr süßes, mit Sommersprossen übersätes Gesicht funkelte mir entgegen. In Gedanken schmolz ich dahin, doch dann drangen wieder die Ereignisse der letzten Wochen in den Vordergrund und meine Hoffnungen schwanden. Ich malte mir miserable Chancen aus und machte mir wieder Vorwürfe, was ich falsch gemacht hatte. Fabian drehte sich zu mir und blickte mich ein wenig besorgt an.

    „Hey, sorry … wollte dir die Laune nicht verderben, das wird schon alles!"

    Seine Worte hallten in meinem Kopf wieder, sein Mitgefühl tat gut, auch wenn ich gar keine Idee hatte, wie es hätte weiter gehen sollen. Ganz unterbewusst glitt ich mit meinen Händen unterdessen weiter in Richtung seines Arsches. Ich tastete ein wenig mit Bedacht unter seine Badehose und berührte seine wohlgeformten Backen. Plötzlich hielt ich inne, was tat ich da gerade? Meine Gedanken um Nadine waren unterdessen weit in die Ferne gerückt. Einerseits war ich dankbar darüber, andererseits fühlte ich erneut dieses leichte Kribbeln in der Bauchgegend, was mich total verwirrte. Ich musste mir ein leichtes innerliches Grinsen verkneifen, während mir die Hitze langsam zu Kopfe stieg.

    „Oh, sorry …"

    Nach einer kurzen künstlerischen Pause setzte ich fort.

    „… die Stellen musst du dir unbedingt eincremen, sonst gibt’s Sonnenbrand und Streifen!"

    Glücklich darüber mich aus der Affäre gezogen zu haben, musste ich überraschenderweise auflachen.

    Fabian drehte sich grinsend um.

    „Geil was?"

    Leicht irritiert legte ich mich wieder auf das Handtuch, bis ich schließlich direkt neben ihm lag, wobei ich das vorherige Gesprächsthema aus taktischen Gründen erneut aufgriff.

    „Irgendwie ist das alles Mist! Ich will endlich eine Antwort haben … Tag für Tag hoffe ich etwas von ihr zu hören, irgendetwas Positives, aber nix, kein Anruf, keine SMS, gar nix!"

    Meine Stimme klang zunehmend aufgebracht, ich steigerte mich in die Situation rein, war mal wieder völlig unzufrieden.

    „Ich glaube, ich hab mich richtig verliebt …"

    Nach diesem Satz atmete ich einmal tief durch, bevor ich etwas langsamer fortsetzte.

    „Warum bin ich bloß so blöde gewesen und hab mich nicht getraut? Die ganze Aktion mit dem Brief hätte komplett anders laufen sollen!"

    Ich unterbrach und hoffte auf eine Antwort, auf eine Bestätigung.

    „Das mit dem Brief war ja auch echt blöde!", bestätigte Fabian.

    Da stand ich wieder vor meinen Fehlern, wie so oft. Ich drehte meinen Kopf und schloss die Augen, bereit für einen weiteren Spruch, doch dann wurde ich überrascht. Ich spürte auf einmal seine warme Hand auf meiner Schulter, so dass ich meine Augen wieder öffnete.

    „Hey, Weiber können manchmal scheiße sein … Es geht nicht mit und auch nicht ohne! Bei Kerlen ist das viel einfacher, Freundschaften halten einfach."

    Er sprach mit gedämpfter Stimme und sein Mitgefühl tat gut, ein guter Freund, der mich verstand. Doch es spielte ein eigenartiger Unterton mit, ein Ton, der mir offenbarte, dass auch er nicht unbedingt zufrieden schien. Seine Augen hielten mich fixiert, während ich meinen Blick erneut senkte.

    „Warum kann sie nicht einfach um die Ecke schauen? Sie ist doch bei schönem Wetter immer die Erste im Freibad … So oft hab ich sie hier schon getroffen, gegrüßt …"

    Ich verstummte und wir verloren kein weiteres Wort darüber. Die Hoffnung, genau hier auf sie zu treffen, hatte ich schon länger, ich war die letzten Tage mit Kevin immer zielstrebig durch das Freibad gelatscht, unter anderem Vorwand natürlich, zu meiner Enttäuschung konnte ich sie nicht erblicken, was mich im Nachhinein aber eher wieder aufmunterte. Ich hatte nämlich absolut keinen Plan, wie ich mich ihr gegenüber verhalten hätte sollen, aber irgendwie musste ich sie sehen. Ich erkannte den Widerspruch in meinen Gedanken, suchte nach einer Lösung, fand aber keine. Just in diesem Augenblick kamen Kev und Marc mampfend zurück, in der einen Hand eine Ladung Pommes, in der anderen eine große Cola. Fabian und ich blickten auf und stahlen uns auf die Schnelle ein paar Pommes, der Spaß kehrte schnell zurück und meine bedrückenden Gedanken verloren sich glücklicherweise. Wir beschlossen noch einmal ins kühle Nass zu springen, wobei sich das Bad langsam etwas leerte. Dabei bevorzugten wir das große Schwimmerbecken mit den vollen 50m-Bahnen, da hier keine spielenden Kinder störten. Direkt am Kopfende des Beckenrandes befand sich ein 1m-Sprungbrett, daneben ein 3m-Turm mit integriertem Sprungbrett, welcher aber meistens geschlossen blieb. Viele Pärchen und Rentner zogen unterdessen ihre Bahnen. Wir schwammen nicht wirklich, zogen eher gemütlich einige Bahnen, so dass wir uns dabei unterhalten konnten. Das Wasser fühlte sich schön frisch und angenehm an, genau richtig an so einem Tag wie heute. Natürlich trugen wir auch im Wasser immer wieder kleinere Gefechte aus, eine regelrechte Lieblingsbeschäftigung von uns. Oft genug kassierten wir Pfiffe vom Bademeister, weil wir die anderen Schwimmer dabei arg störten. Das war uns aber egal, niemand aus unserer Gruppe machte sich darüber groß Gedanken. Das Becken hatte auf der anderen Seite eine Trennwand, dahinter befand sich das Nichtschwimmerbecken mit einer recht historisch wirkenden Rutsche. Es war Mittwoch und somit Spieletag, wobei ein recht großer, mit Luft gefüllter Stern im Becken schwamm. Auch wenn meist nur kleinere Kinder am Spielen waren, nahmen wir diesen schnell in Besitz, zum Unmut einiger Eltern, die zügig ihre Kleinkinder in Sicherheit brachten. Ansonsten gab es noch ein weiteres Nichtschwimmerbecken mit vielen Spielereien, einen Volleyballplatz, sehr viel Liegewiese und einen Allround-Kiosk. Über dem Kiosk stand in großen Buchstaben „Olly’s Kiosk", sein Inhaber hieß ohne Frage Olli, wirkte recht gut genährt und hatte immer einen guten Draht zu seinen Kunden. Er war stets ein zuverlässiger Lieferant für frischen Kaffee, ohne den ich am frühen Morgen nicht wirklich auf die Beine kam. Es war inzwischen halb acht am Abend, das Bad leerte sich nun zügig, wobei die Sonne für Ende Juli noch recht hoch stand. Wir zogen uns schnell um und gingen zügig zu unseren Rädern, denn wir hatten noch einen kleinen Weg vor uns, der uns direkt durch die Eilenriede, dem Stadtwald von Hannover, führte. Das Bad lag faktisch am Stadtrand zwischen einer Gartenkolonie und einem weitläufigen Park im Grünen. Vom Zaun aus konnte man einen Blick auf den nahegelegenen Ententeich werfen, der zum Baden gänzlich ungeeignet war und lediglich von den Rentnern des nahegelegenen Altersheimes für einen Spaziergang genutzt wurde. Wir fuhren zügig mit unseren Rädern am See entlang und dann langsam durch das langgezogene Waldstück. Es begann zügig zu dämmern und das Licht schwand so langsam. Die Luft im Wald wirkte abgestanden und stickig, so dass mir bald wieder Schweißperlen auf der Stirn standen, obwohl wir recht langsam unterwegs waren. Kevin fuhr direkt neben mir, während Fabian und Marc an der Spitze waren. Mein Blick fiel erneut auf Fabians Arsch, der sich durch seine rhythmischen Bewegungen auf dem Rad perfekt abzeichnete. Mein Herzschlag beschleunigte kurzzeitig, bevor Kev mich in die Realität zurückholte.

    „… noch Bock auf eine Runde Zocken?"

    Ich blickte fix zu Kev und dann auf die Uhr, es war bereits 20 Uhr durch und ich erinnerte mich daran, dass ich meinen Eltern versprochen hatte, spätestens jetzt zu Hause zu sein. Das gemeinsame Abendessen stand auf dem Programm. Meine Gedanken rasten, Bock eine Runde zu zocken hätte ich definitiv gehabt, wobei ich schließlich verneinte. Wir fuhren zügig ohne weitere Zwischenfälle in Richtung Heimat, bis wir schließlich die Bult erreichten, eine riesige Wiesenfläche, die früher ausschließlich für den Reitsport genutzt wurde und direkt am Waldrand lag. Die Luft wurde mit einem Mal angenehmer, frischer und deutlich kühler, so dass ich tief durchatmen konnte. Es war windstill, die Grillen zirpten und den Lärm der Stadt vernahm man nur sehr sporadisch im Hintergrund. Ich dachte sofort an einen gemütlichen Sommerabend mit Grillen, das Wetter lud förmlich dazu ein. Doch dann schoss mir wieder durch den Kopf, dass die Hitzewelle noch eine ganze Weile anhalten sollte, zumindest hatten meine Eltern das heute Morgen noch von sich gegeben. Wir erreichten derweilen den nahegelegenen S-Bahnhof in der Südstadt, hier trennten sich wie gewöhnlich unsere Wege und wir hielten noch einmal für eine Verabschiedung an. Fabian meldete sich zu Wort.

    „Was ist jetzt eigentlich mit dem Geburtstagsgeschenk?"

    Ich blickte ihn daraufhin an.

    „Richtig, da war ja was."

    Es verging keine Sekunde, da warf Marc das Wort „Lümmeltüten" in den Raum, woraufhin er augenblicklich lachen musste.

    „Nein, mal im Ernst. Kinogutscheine?", entgegnete Kevin daraufhin fragend.

    Die Sache mit den Kinogutscheinen wirkte zwar nicht spektakulär, stellte sich aber oftmals als sinnvolle Idee heraus. Fabian und meine Wenigkeit segneten den Plan ab, wobei wir uns gezielt zurückhielten, während Kev und Marc in eine hitzige Debatte verfielen, wer die Karten in der Stadt besorgen sollte. Ich drehte mich um und blickte noch einmal schnell auf meine Uhr, die inzwischen fast halb Neun zeigte. Ein flüchtiger Blick zu Fabian verriet mir, dass auch er das Ganze mit wenig Begeisterung betrachtete und gedankenversunken in die Gegend starrte. Auch ich versank in Gedanken und musste an die bevorstehende Party denken, das letzte Highlight vor dem Ferienende. Gymnasium, das Wort geisterte immer wieder in meinen Gedanken herum, eine neue Schule, ein neues Leben, neue Leute … Die Unlust auf das bevorstehende Schuljahr auf einer neuen Schule drang dabei wieder in den Vordergrund. Einerseits war ich nicht alleine, eine Handvoll Mitschüler aus der alten Schule wechselten ebenfalls mit mir, aber es behagte mir nicht. Ich hatte keine Lust, wollte noch ein wenig meine Ruhe haben, die Sommerferien waren echt viel zu kurz, wie immer! Mit Veränderungen hatte ich schon immer Probleme, obwohl mir der wahre Grund nie so wirklich klar war. Ich blickte mich noch einmal um, Kev und Marc waren immer noch mit der Tagesplanung beschäftigt, während Fabian mich unterdessen mit seinen Augen fixierte, was meine Aufmerksamkeit schließlich erregte.

    „Hey, alles klar?"

    „Ja klar, bin nur irgendwie fertig!", sagte ich langsam.

    „Kann dich verstehen, geht mir genauso."

    Fabian blickte mir tief in die Augen, sagte allerdings kein weiteres Wort. Er schien wirklich recht müde, so machte es den Eindruck. Plötzlich wurde ich nervös, ein leichter Schauer lief mir den Rücken runter, ich suchte nach Worten …

    „Ähm … Morgen wieder ins Freibad? Lust und Zeit?"

    „Gerne doch", entgegnete Fabian daraufhin grinsend.

    Kurz darauf unterbrach Kevin uns, der das Gespräch anscheinend im Hintergrund verfolgt hatte.

    „Schon wieder nur Rumliegen? Wollen wir nicht lieber ne Runde Radfahren und Minigolf spielen?"

    Fabian blickte daraufhin zu Kev, der sein offenbar recht langweiliges Gespräch mit Marc zu unseren Gunsten spontan beendet hatte.

    „Joa, könnte man auch machen!"

    „Och, bei der Hitze will ich aber unbedingt ins Freibad!", warf ich eilig dazwischen.

    In meinen Gedanken war ich inzwischen wieder bei Nadine, vielleicht war sie ja morgen im Freibad, ein neuer Tag, eine neue Chance.

    Fabian schien mein Anliegen irgendwie zu verstehen, zumindest schmiss er sich auf einmal auf meine Seite.

    „Lass beides machen, ich will auch lieber bei der Hitze irgendwann im Freibad liegen und ins Wasser!"

    Marc unterbrach die Diskussion schnell.

    „Kev, dann morgen um 10 Uhr in der Stadt wegen der Karten."

    „Ok, geht klar!"

    Ich drehte mich noch einmal in Richtung Fabian, wobei ich recht leise zu ihm sprach.

    „Vielleicht ist sie ja morgen da …"

    Ich senkte dabei ein wenig meinen Blick. Fabian fixierte mich daraufhin wieder und antwortete ebenfalls mit gedämpfter Stimme.

    „Hey, das wird schon alles, hab Vertrauen!"

    Wenige Minuten später trennten wir uns und ich machte mich auf den Heimweg.

    2

    Es war dunkel und die Luft fühlte sich noch recht warm an. Hatte ich erwähnt, dass ich Einzelkind war? Meine Eltern und ich wohnten in einer kleinen 3-Zimmer-Wohung, recht zentral in einer verkehrsberuhigten Gegend Hannovers gelegen. Die nächste Hauptstraße lag aber nicht weit entfernt. Ich mochte die Gegend, schnelle Anbindung in die Stadt und die Natur lag auch nur wenige Meter vor der Haustür. Ich bremste und kam wenige Meter vor der Haustür zum Stehen, stieg von meinem Fahrrad und verfrachtete es auch gleich in den Fahrradkeller. Als ich die Kellertreppen aufwärts ging, überkam mich erneut die Müdigkeit. Ich fühlte mich recht träge, das Schwimmen und das Sonnenbaden hatten mich ziemlich ausgelaugt. Meine Eltern saßen bereits schweigend am Küchentisch beim Abendessen, als ich die Wohnung betrat. Der Versuch die Wohnungstür leise zu schließen misslang mir wie immer. Sie reagierten sofort und machten schnell ihren Unmut über meine Verspätung Luft. Ich schwieg, zog dabei langsam meine Schuhe aus und setzte mich stumm an den Küchentisch. Zögerlich nahm ich mir eine Scheibe vom Graubrot, schmierte ein wenig Butter darauf und belegte es dann mit Käse. Meine Mutter durchbrach das Schweigen sofort, wobei sich ihre Laune ein wenig zu bessern schien.

    „Na, hast du wenigstens einen schönen Tag gehabt?"

    „Ja doch", gab ich knapp zurück.

    Irgendwie verspürte ich in diesem Augenblick nicht die Lust auf ein längeres Gespräch.

    „Bist ja mal wieder sehr kurz angebunden!".

    Es trat erneut eine kleine Pause ein. Schließlich musste auch mein Vater seinen Senf dazu beitragen.

    „Und hast du dich schon ein wenig auf die Schule vorbereitet?"

    Genau diese Momente konnte ich auf den Tod nicht ausstehen, ich wollte nur in Ruhe gelassen werden, wollte nicht einmal mehr nachdenken müssen! Und dann das, die Konfrontation mit der Schule, der neuen Schule wohlgemerkt. Vor einigen Wochen bin ich noch so froh gewesen, meinen erweiterten Sekundarabschluss I erreicht zu haben. Aber ich wollte ja unbedingt aufs Gymnasium gehen, mein Abitur machen. Ich verdrängte den Gedanken schnell, nächste Woche würde es sicherlich auch noch eine Gelegenheit geben, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Es vergingen einige wenige Augenblicke der Stille.

    „Du bist heute Abend echt nicht gesprächig, ich rede mit dir, junger Mann."

    Der Ton meines Vaters verschärfte sich gegen Ende, er konnte es aus Prinzip nicht leiden, ignoriert zu werden. Ich wollte alles andere, als mit ihm aneinander zu geraten, drum verschlang ich den letzten Happen vom Graubrot zügig, stieß noch ein genervtes „Gute Nacht" aus und verließ die Küche. Auf dem Weg in mein Zimmer rief mir meine Mutter noch hinterher.

    „Gute Nacht, Schatz."

    Sie zeigte echt Verständnis, wobei ich die Situation oftmals schamlos ausnutzte. Bei meinem

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