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Atzelmann: Krimi (Huber-Krimi – Band 3)
Atzelmann: Krimi (Huber-Krimi – Band 3)
Atzelmann: Krimi (Huber-Krimi – Band 3)
eBook174 Seiten2 Stunden

Atzelmann: Krimi (Huber-Krimi – Band 3)

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Über dieses E-Book

Hauptmann Hubers dritter Fall. Ach ja – Major ist er jetzt. Er ist befördert worden, aber damit war es auch schon wieder vorbei mit dem Glück. Zurück in Salzburg vermisst der eigenwillige Gendarmerieoffizier seine französische Geliebte ebenso wie die Tatwaffe in diesem undurchsichtigen Mordfall. Auch vom Täter fehlt natürlich jede Spur. Martin Huber setzt alle erlaubten und das eine oder andere unerlaubte Mittel ein, um die mysteriöse Bluttat aufzuklären, aber erst ein Filmklassiker im Spätabendprogramm bringt ihn auf die richtige Fährte.

Die Suche nach der Wahrheit führt den Kriminalisten nicht nur ans Mittelmeer und in die Karibik, sondern auch an die Grenze des Erklärbaren.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Juni 2020
ISBN9783902975973
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    Buchvorschau

    Atzelmann - Robert Ellmer

    Claudia

    PROLOG


    „Duvalier, der Schöpfer des neuen Haiti – Präsident fürs Leben. Duvalier, Erster Führer der Armee und unseres Volkes – Präsident fürs Leben. Duvalier, für Recht, für Freiheit, Frieden und Fortschritt – Präsident fürs Leben. Duvalier, Baumeister der Zukunft, Freund der Arbeiter – Präsident fürs Leben …", singen die Kinder, während der Vorspann läuft.

    Martin Huber schaltet den Schwarz-Weiß-Fernseher aus und sagt: „Super Film! Die Stunde der Komödianten. Ein Meisterwerk. Aber erstens habe ich den Streifen schon zweimal gesehen und zweitens bin ich hundemüde. Er schaut auf den himmelblauen Teppich hinunter. „Pardon – nur müde, sagt er dann.

    Huber hängt die Jeans und das gestreifte Hemd auf den hellen, hölzernen Kleiderhaken, die Wäsche legt er in den dunklen, geflochtenen Korb im Badezimmer. Dann zieht er seinen roten Seidenpyjama an. Den mit dem Paisleymuster. Napoléon hüpft auf das Bett und legt sich am Fußende umständlich hin.

    AMOR STATT HOMER


    Jutta gräbt ihre Zehen in den festen Boden und zieht den Korken heraus – die Flasche zwischen den Knien. Am Stamm eines Olivenbaumes lehnend nimmt sie einen Schluck vom viel zu warmen Retsina, den sie in ihrem Rucksack mitgebracht hat, zündet sich eine Karelia an und schaut zur Bucht von Mylopotas hinunter. Der goldene Sand, das wirklich kristallklare Wasser, der völlig wolkenlose Himmel. Dann schaut sie zu den weißen Häusern hinüber, zu den schmalen Gassen, zur Kirche mit der blauen Kuppel. Klischees, denkt sie sich. Kitsch pur! Ein Witz direkt, lacht sie einmal laut auf. Und das mir – mit fast dreißig! Verliebt wie ein Teenager. Dabei habe ich Eva ausgelacht, damals, und jetzt sitze ich da und werde mich in ein paar Stunden an diesem unwirklich schönen Strand wieder mit diesem Bilderbuchgriechen Pavlos treffen. Ein Weiberheld, der sich wahrscheinlich alle zwei Wochen eine andere blonde Urlauberin anlacht. Dabei wollte ich mich heute auf die Suche nach Homers Grab machen, fällt ihr dann noch ein. Jetzt nimmt sie eine zerknitterte Postkarte und eine bunte Füllfeder aus dem Rucksack und schreibt Eva:

    … habe ich das Grab von Homer noch nicht entdeckt

    … und schmecken die Karelia Filtro und der Retsina hier vorzüglich …

    Deine kleine Schwester

    Ios, im Mai 1981 schreibt sie dann noch dazu.

    Ja die Eva, denkt sie sich und schaut auf das Ägäische Meer hinaus. Heute sind wenige Boote zu sehen. Wie oft habe ich sie damals gehänselt, wegen ihrem feschen Joseph – dem braunhäutigen, breitschultrigen Mann mit den schwarzen Haaren und den schönen Zähnen. Immer mit einem Lächeln. Dem Schönheitsideal ihres Vaters hat er nicht entsprochen, weil Arier ist er natürlich keiner gewesen. Aber die Eva hat ihren Kopf schon immer durchgesetzt. Ohne dass ihr Vater böse gewesen wäre. Papis Liebling. Gefallen hat er mir schon, der Joseph, aber ich wäre nie mit ihm weggegangen, überlegt sie. Aber schließlich würde ich ja auch nicht nach Griechenland gehen, wegen Pavlos. Oder? Man weiß doch, was dabei herauskommt.

    Joseph ist schließlich auch längst über alle Berge. „Ah!", sagt sie laut, verschränkt die Hände hinter dem Kopf und lehnt sich ein paar Sekunden zurück. Dann zieht Jutta den Gummi vom schwarzen Umschlag und skizziert die Aussicht in ihr Moleskine.

    SCHWÄBISCHES MEER


    Huber wird am Ende des hölzernen Steges schneller. Platsch! Das Wasser des Bodensees spritzt nur so in die Höhe. Jetzt hat er einen sauberen Köpfler gemacht. Das hat er schon in der Volksschule gekonnt. Da bin ich froh, sagt er sich zum hundertsten Mal, dass der Fall Gunz überstanden ist. Fünf Tote – ein Desaster! Und die Ulli war beim Showdown zu Fastnacht gar nicht dabei, weil sie mit ihrem Freund, dem Staatsanwalt, beim Carneval in Venedig gewesen ist. Kassian hat noch eine Narbe am Bauch, aber das Bier schmeckt ihm schon wieder. Seine Bilderbuchassistentin Ulli Reiter und ihr Gehilfe, der behäbige Riese Kassian Rupp. Über die beiden denkt Huber jetzt nach, wie er Richtung Steg krault. Saukalt, das schwäbische Meer um diese Zeit, denkt er sich dann und steigt die Leiter nach oben, schüttelt sich, schnappt sich das weiße Badetuch. Eigentlich das Meer der Voradelbärger, sagt er beim Abtrocknen zu sich selber. Schade, dass die Édith heute Dienst hat, überlegt er, während er den rechten Oberarm mit dem Badetuch bearbeitet, dass er ganz rot wird. Jetzt sind wir schon länger als ein Jahr hier am Bodensee, die Édith und ich, rechnet Huber nach und legt das Badetuch zusammen. Im vorletzten Winter ist ein Offizier von der Vorarlberger Kriminalabteilung unter eine Lawine gekommen. Nachdem Huber das erfahren hat, hat er sich sofort in Bregenz beworben. Er wollte damals ja nur schnell weg aus Salzburg, weil es mit seinem Chef nicht mehr auszuhalten war. Seit ihm Martin Sutter, der charmante Hochstapler und Betrüger, bei Nizza entwischt ist, hat der Alte nur noch ein Ziel gehabt – Huber Prügel zwischen die Beine zu werfen. Der fettleibige Choleriker hat einfach nicht verkraftet, dass er wegen Hubers Panne nicht zum Sicherheitsdirektor befördert worden ist. Sutter ist eine ziemlich große Nummer gewesen – der hat mehrere einsame, reiche Damen um zig Millionen erleichtert.

    Eine Zeit lang war er sogar der meistgesuchte Verbrecher des Landes. Mit seiner Ergreifung wollte Brigadier Seiss natürlich punkten. Den Sutter hat der Huber zwar verloren, an der Côte d’Azur, aber die Édith hat er gefunden, dort. Sie war damals bei der Kripo Nizza und hat ein Jahr lang mit ihm nach dem smarten Schurken gesucht. Zu Martini 1979 war die Sache dann zu Ende. Bis zum Frühjahr 1980 hat Huber in Salzburg ein paar Versetzungen hinter sich und ein paar Disziplinarverfahren am Hals gehabt. Aber Dr. Collini, der Oberst der Kriminalabteilung in Bregenz, hat Huber nach seiner Bewerbung gleich zu einem Gespräch eingeladen – nach einer halben Stunde war er engagiert. Im biederen Ländle ist es ihm die ersten Monate recht gut gegangen und die Édith hat einen Job bei der Kripo Mülhausen bekommen – keine zweieinhalb Autostunden von Bregenz entfernt, für jemanden der so fährt wie sie. Ein Volltreffer. Ein Riesenglück. Seither hat sie eine winzige Dienstwohnung in Mulhouse, aber an jedem freien Tag kommt sie nach Bregenz, in das kleine Holzhaus mit Seeblick, das Huber gemietet hat. Letzten Sommer waren dann die ruhigen Zeiten in der Dienststelle endgültig vorbei, für Huber – nach der ersten Wasserleiche. Und mit der Zeit sind noch ein paar dazugekommen. Da kommt man schon unter Druck, als leitender Beamter. Monatelang haben sie völlig erfolglos ermittelt.

    Einen Unschuldigen verdächtigt. Der hat sich dann erschossen, das muss man auch einmal erst verdauen. Ein kleiner Zuhälter, der es mit der Angst bekommen hat, hat dann ausgepackt und sie auf die richtige Spur gebracht.

    Heuer gegen Fastnacht. Am Faschingsdienstag hat Huber den Mörder geschnappt, aber da hat es vorher noch einen Toten und zwei schwer verletzte Gendarmen gegeben. Eine Blutorgie. Die Aufklärung ist schwierig gewesen, weil zwischen Täter und Opfer kein Naheverhältnis bestanden hat. Vier von fünf Bluttaten geschehen ja im Bekanntenkreis. Die meisten Mörder und Totschläger sind mit ihrem Opfer verwandt oder bekannt. Deshalb sagt der Huber am Stammtisch immer: „Es ist in ganz Österreich völlig unbedenklich, mitten in der Nacht durch die finstersten Gassen zu spazieren, aber jedes Verwandtentreffen ist eigentlich lebensgefährlich."

    Der Fall beschäftigt ihn heute noch. Jeden Tag fast. Und mit der Édith hat es seit letztem Winter auch immer wieder Probleme gegeben, wegen ihrer blöden Eifersucht. Dabei hat er mit der Ulli nie was gehabt. Und überhaupt – was sollte eine wie die Ulli schon wollen, von einem um 13 Jahre älteren, kleinen, dickbäuchigen, geschiedenen Gendarmen aus Salzburg. Die kriegt doch jeden! Leutnantin Ulrike Reiter, Hubers Stellvertreterin. Die könnte sich jederzeit für den Pirelli-Kalender ablichten lassen. Aber auf solche Frauen steht der Huber ja gar nicht. Makellosigkeit findet er direkt fad. Ja, er mag die Ulli. Das schon. Und natürlich findet er sie ausgesprochen hübsch.

    Wäre ja pervers, wenn es anders wäre. Und er geht hie und da gerne auf einen Drink mit ihr. Sie hat einen guten Schmäh. Aber sonst? Nichts! Nur das glaubt ihm die Édith nicht. Seit Weihnachten liegt sie ihm damit in den Ohren. Immer wieder. Wegen einer Dienstreise in die Schweiz, bei der Huber und Reiter in Zürich übernachtet haben. Weiber, sagt sich Huber, klemmt das Badetuch unter den rechten Arm und geht zu seinem blauen Ascona.

    Er wirft das weiße Tuch, in das er seine nasse Badehose eingewickelt hat, auf den Rücksitz und startet den Motor.

    Aus dem Autoradio hört er Woman von John Lennon. Das passt, denkt sich Huber. Seit Lennon erschossen worden ist, taucht er wieder öfter in den Hitparaden auf, überlegt er dann.

    JEU PROVENÇAL


    Richard und Hermann sitzen im Schatten der Platanen der berühmtesten Hartsandpiste der Welt: Saint-Paul de Vence. Da haben schon Yves Montand und Lino Ventura geschossen. Pétanque oder jo de boulo – eine in der Provence entstandene Boule-Art, die mit Anlauf gespielt wird. Fast gleichzeitig heben die beiden älteren Männer ihre Biergläser. Der letzte Schluck. Richard deutet dem Garçon. Der Kellner des gemütlichen Cafés de la Place kommt sofort. „Deux grandes bières, s’il vous plaît", sagt Richard.

    „Du meinst, wir sollen noch eine Halbe trinken?", fragt Hermann, nachdem der Kellner schon im Gebäude verschwunden ist.

    „Sicher, antwortet Richard, „bei der Hitze. Unsere alten Körper brauchen Flüssigkeit. So heiß ist es selten im Mai. Er schaut in die Platanen. „Und kein Wind seit Anfang der Woche. Ungewöhnlich."

    „Das kannst du gar nicht beurteilen, weil meistens sind wir um diese Zeit schon wieder in Salzburg", meint Hermann.

    „Ich war schon oft genug hier, im Mai", bleibt Richard stur.

    Dann sagen beide nichts mehr. Schweigend trinken sie ihr Bier und schauen den Boulespielern zu. Das war schon immer so – schon im Krieg haben sie sich ohne Worte verstanden. Sind oft stundenlang zusammengesessen, bei einem Bier und ein paar selbst gedrehten Zigaretten. Manchmal haben sie den ganzen Abend lang nur ein paar Sätze über Salzburg gesagt – ihre gemeinsame Heimat.

    Hermann war Richards Vorgesetzter. Richard ist fünf Jahre jünger. Jetzt kennen sie sich seit mehr als 40 Jahren.

    Schon lange verbringen sie die kalte Jahreszeit und das Frühjahr gemeinsam hier am Mittelmeer. Wegen dem milden Winter – es gibt kaum Frost hier. Und wegen dem Boule-Spiel. Es geht ihnen gut. Sehr gut. Sie sind beide nicht mehr jung, aber kerngesund, nicht steinreich, aber ziemlich wohlhabend. Sie sind angesehen, führen ein unaufregendes Eheleben, haben Freunde und Hobbys. Richard Brandt hat nach dem Krieg aus dem Einmannbetrieb seines Vaters eine der größten Tischlereien der Region gemacht und Hermann Goedl hat mit gut vierzig seinen gut bezahlten Posten als Textilingenieur an den Nagel gehängt und den schlecht gehenden Betrieb seines Onkels übernommen. Der hat den nach einem Schlaganfall nicht mehr führen können und keine Kinder gehabt. Zehn Jahre später ist Goedl einer der führenden Hersteller von Arbeitskleidung im ganzen Land. In den 60er-Jahren floriert sein Unternehmen so richtig. Fast jeder Hausbesitzer hat ein Paar graubraune Arbeitshandschuhe oder einen graubraunen Overall mit dem Goedl-Emblem im Keller, in der Garage oder in der Werkzeughütte. Das Firmenzeichen sieht ein bisschen aus wie ein in die Initialen HG verpacktes Hakenkreuz. Oder wie die in ein Hakenkreuz verpackten Initialen H und G?

    Richard und seine Frau haben nie Kinder gehabt. Vor etwas mehr als vier Jahren hat er seinen Vorzeigebetrieb um einen guten Preis verkauft und kann sich seither seinen Hobbys

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