Wo ist Michelle?: Die junge Gräfin 20 – Adelsroman
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Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Alexandra von Waldenburg machte rein reflexartig zwei Dinge sie stellte ihr Telefon auf Lautstärke, damit ihr Vater mithören konnte, dann wechselte sie den Hörer von einem Ohr zum anderen, ihre Schwägerin hatte da so laut hineingebrüllt, dass Alexandra das Gefühl hatte, ihr Trommelfell sei geplatzt. Ihr schwirrte der Kopf, es war zu unglaublich, was Marion ihr da entgegengeschrien hatte. Obschon sie wusste, dass sie sich nicht verhört hatte, dass man Marions Worte auch nicht fehlinterpretieren konnte, erkundigte sie sich: »Marion, was willst du damit sagen? Michelle ist weg …, sie ist verschwunden. Du hast sie doch selbst in den Kindergarten gebracht und besonders hübsch angezogen und frisiert, weil die Kleinen heute fotografiert werden sollen. Vielleicht hat sie sich irgendwo versteckt. Kleine Kinder machen das gern.« Marion setzte zum Sprechen an, wieder in einer Lautstärke, die den Ohren wehtat, als Alexandra sie unterbrach: »Marion, sprich bitte leiser, und vor allem auch langsamer und deutlicher, damit man dich verstehen kann.« Außer Schluchzen war jetzt nichts zu hören, Marion war vollkommen von der Rolle. Benno von Waldenburg stand auf, nahm seiner Tochter Alexandra den Hörer aus der Hand. »Marion, bitte versuch, dich zusammenzureißen … Wer sagt, dass Michelle verschwunden ist? Und wo bist du jetzt?« Die Stimme Bennos beruhigte Marion ein wenig. Sie vertraute ihm, sie wusste, dass sie sich in jeder Lebenslage auf ihn verlassen konnte. Für Benno von Waldenburg gehörte sie noch immer zur Familie, obwohl sie längst von Ingo geschieden war. Sie schluckte, doch ihre Stimme klang noch immer laut und aufgeregt, als sie sagte: »Ich …, ich bin … im … Kindergarten und … ich wollte … Michelle … abholen …, und da, und da sagte man mir, jemand habe sie …, habe sie in meinem Namen … abgeholt …, aber, Benno, das stimmt nicht. Ich habe niemanden beauftragt …, warum denn auch? Olaf wollte den Tag mit uns verbringen …, mit uns essen gehen, dann …«, sie konnte erst einmal nicht weitersprechen, und ihrer Stimme war anzuhören, welche Mühe es sie kostete, ihren Satz zu beenden: »Michelle hat sich so sehr … auf das … Puppentheater gefreut … Benno …«, ihre Stimme erstarb.
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Rezensionen für Wo ist Michelle?
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Buchvorschau
Wo ist Michelle? - Michaela Dornberg
Die junge Gräfin
– 20 –
Wo ist Michelle?
Eine heimtückische Entführung – aber jetzt räumt Alexandra auf!
Michaela Dornberg
Alexandra von Waldenburg machte rein reflexartig zwei Dinge sie stellte ihr Telefon auf Lautstärke, damit ihr Vater mithören konnte, dann wechselte sie den Hörer von einem Ohr zum anderen, ihre Schwägerin hatte da so laut hineingebrüllt, dass Alexandra das Gefühl hatte, ihr Trommelfell sei geplatzt.
Ihr schwirrte der Kopf, es war zu unglaublich, was Marion ihr da entgegengeschrien hatte.
Obschon sie wusste, dass sie sich nicht verhört hatte, dass man Marions Worte auch nicht fehlinterpretieren konnte, erkundigte sie sich: »Marion, was willst du damit sagen? Michelle ist weg …, sie ist verschwunden. Du hast sie doch selbst in den Kindergarten gebracht und besonders hübsch angezogen und frisiert, weil die Kleinen heute fotografiert werden sollen. Vielleicht hat sie sich irgendwo versteckt. Kleine Kinder machen das gern.«
Marion setzte zum Sprechen an, wieder in einer Lautstärke, die den Ohren wehtat, als Alexandra sie unterbrach: »Marion, sprich bitte leiser, und vor allem auch langsamer und deutlicher, damit man dich verstehen kann.«
Außer Schluchzen war jetzt nichts zu hören, Marion war vollkommen von der Rolle.
Benno von Waldenburg stand auf, nahm seiner Tochter Alexandra den Hörer aus der Hand.
»Marion, bitte versuch, dich zusammenzureißen … Wer sagt, dass Michelle verschwunden ist? Und wo bist du jetzt?«
Die Stimme Bennos beruhigte Marion ein wenig. Sie vertraute ihm, sie wusste, dass sie sich in jeder Lebenslage auf ihn verlassen konnte. Für Benno von Waldenburg gehörte sie noch immer zur Familie, obwohl sie längst von Ingo geschieden war.
Sie schluckte, doch ihre Stimme klang noch immer laut und aufgeregt, als sie sagte: »Ich …, ich bin … im … Kindergarten und … ich wollte … Michelle … abholen …, und da, und da sagte man mir, jemand habe sie …, habe sie in meinem Namen … abgeholt …, aber, Benno, das stimmt nicht. Ich habe niemanden beauftragt …, warum denn auch? Olaf wollte den Tag mit uns verbringen …, mit uns essen gehen, dann …«, sie konnte erst einmal nicht weitersprechen, und ihrer Stimme war anzuhören, welche Mühe es sie kostete, ihren Satz zu beenden: »Michelle hat sich so sehr … auf das … Puppentheater gefreut … Benno …«, ihre Stimme erstarb.
Sie konnte nicht weitersprechen, es schien, als hätten sie diese Worte alle Kraft gekostet. Marion begann erneut haltlos zu schluchzen.
»Marion«, Bennos Stimme klang beruhigend und sanft, »bleib wo du bist. Alexandra und ich kommen jetzt zu dir. Hörst du?«
Weil er nicht sicher sein konnte, dass sie den Sinn seiner Worte erfasste, wiederholte er sie.
Er gab Alexandra das Telefon zurück und forderte sie ernst auf. »Komm, lass uns keine Zeit verlieren.«
»Papa, was hat das zu bedeuten?«, erkundigte Alexandra sich angstvoll.
»Ich vermute, nichts Gutes. Aber komm, wir müssen zu Marion.«
Alexandra nickte.
»Ich hol nur meine Jacke und meine Tasche, Papa. Und ich sag Fritz Bescheid, dass er mein Auto von der Remise holt.«
Benno winkte ab.
»Das ist nicht nötig, mein Wagen steht vor der Tür, also treffen wir uns draußen.«
Alexandra nickte, sie konnte nicht sprechen, weil sie das Gefühl hatte, ein dicker Kloß stecke in ihrem Hals.
Michelle weg …, verschwunden …
Sie wollte sich nicht ausmalen, was das bedeutete.
Ihre Gedanken ratterten durcheinander wie ein aufgescheuchter Schwarm krächzender Krähen. Sie spürte, wie sie innerlich zitterte, wie die Angst ihr den Atem nahm.
Die Männer …
Unwillkürlich musste sie an diese beiden Männer denken, von denen sie sich verfolgt glaubte, von denen sie einen als den Geldeintreiber identifiziert hatte, mit denen Ingo zu tun hatte.
Hatten die Männer zugeschlagen?
Hatten sie sich Michelle gegriffen als das jüngste, wehrloseste Familienmitglied der Waldenburgs?
Oder hatten sie Michelle ausgewählt, weil sie in Erfahrung gebracht hatten, dass sie Ingos Tochter war?
Nichts konnte man besser als Druckmittel benutzen als Kinder!
Oh, lieber Gott, nein!
Nicht so etwas!
Außerdem …
Wenn eine Entführung der Plan war, dann hätten sie es auf der Straße durchführen müssen. Sie konnten nicht einfach in den Kindergarten hineinspazieren und Michelle an die Hand nehmen und mit ihr hinausspazieren.
Alexandra hatte Mühe, ihre Jacke anzuziehen, so durcheinander war sie, und sie befand sich schon wieder in der Halle, als sie bemerkte, dass sie ihre Tasche vergessen hatte.
Sie musste sich zusammenreißen, versuchen, einen klaren Kopf zu behalten.
Es reichte, dass Marion vollkommen durcheinander war.
Und warum beschwor sie eigentlich überhaupt jetzt ein solches Schreckensszenario herauf?
Noch hatte niemand von einer Entführung gesprochen, auch Marion nicht.
Warum ging die Fantasie jetzt mit ihr durch? Weil sie eine Vorahnung hatte? Weil sie, seit sie diese Männer zum ersten Male gesehen hatte, von einem unguten Gefühl beschlichen worden war?
Vielleicht hatte Michelle sich ja wirklich bloß irgendwo versteckt, und Marion hatte sich das mit dem, jemand habe sie abgeholt, genauso zusammengereimt wie sie die beiden Männer ins Spiel gebracht hatte.
Wenn ein Fotograf da war, da war die Alltagsroutine in einem Kindergarten unterbrochen, da waren die Kinder aufgeregt.
Im Kindergarten herrschten strenge Regeln, keine der Betreuerinnen ließ ein Kind mit einem Fremden mitgehen.
Sie selbst hatte Michelle auch schon mal vom Kindergarten abgeholt, und das war morgens von Marion angekündigt worden.
Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, sie musste damit aufhören, sonst wurde sie verrückt.
Als Alexandra nach draußen kam, saß ihr Vater bereits bei laufendem Motor in seinem Auto.
»Da bist du ja endlich«, sagte er, als sie einstieg. An diesem Satz merkte Alexandra, dass auch seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren und dass er das Schlimmste befürchtete.
Eigentlich hatte sie mit ihrem Vater über ihre Vermutungen reden wollen, ihn fragen, ob er auch an die beiden Männer dachte. Doch das ließ sie lieber bleiben, und so verlief die Fahrt nach Kaimburg schweigend.
Die Sonne schien noch immer vom wolkenlos klaren Himmel, es war noch immer ein schöner Tag, doch das bemerkten weder Alexandra noch ihr Vater, und sie dachten auch nicht mehr daran, dass sie eigentlich einen langen Spaziergang durch das Buchenwäldchen machen wollten, um den Waldenburgschen Indian Summer zu genießen.
Sie waren nach einem köstlichen Mittagessen guter Dinge gewesen, hatten in der Bibliothek ihren Kaffee genossen, hatten sich angeregt unterhalten und sich auf den Spaziergang gefreut.
Es hatte nicht den leisesten Hinweis dafür gegeben, dass es diesen Anruf geben würde, der sie in Angst und Schrecken versetzte.
Welch ein Glück, dass sie überhaupt ans Telefon gegangen war. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte es weiterklingeln können.
Ob ihr Vater geahnt hatte, dass dieser Anruf nichts Gutes bedeutete und hatte sie deswegen gedrängt, sich zu melden?
Sie warf ihm einen vorsichtigen Seitenblick zu.
Er fuhr zwar konzentriert, aber er war blass, und seine zusammengepressten Lippen verrieten seine innere Anspannung.
Er machte sich also auch schon jetzt im Vorfeld allergrößte Sorgen und glaubte nicht an ihre Schutzbehauptung, Michelle könne sich versteckt haben.
Alexandra hätte am liebsten aufgeschrien, weil sie das Gefühl hatte, ihr Inneres müsse zerspringen.
Michelle …
Ihre kleine Nichte war ein so behütetes, geliebtes Kind.
Wenn es wirklich zutraf, dass jemand sie entführt hatte …
Nein!
Alexandra konnte diesen Gedanken nicht zu Ende bringen, sie wollte sich die Angst des Kindes nicht ausmalen. Sie würde ihre Mutter vermissen. Marion und Michelle hingen wie Kletten aneinander, das war immer so bei