Parker rührt die Knacker durch: Butler Parker 178 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Über dieses E-Book
Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker räusperte sich diskret, um die Aufmerksamkeit der Lady Agatha Simpson zu erregen. Sie hatte gerade ihre Gäste verabschiedet und musterte durch ihre Stielbrille die Reste des kleinen Festmahls, das sie an diesem Abend notgedrungen hatte geben müssen. Geschäftsfreunde waren bei ihr zu Gast gewesen, und Lady Agatha, berüchtigt geradezu für ihre Sparsamkeit, war über ihren Schatten gesprungen. Sie hatte sich ein kaltes Büfett ins Haus bringen lassen, das nach ihrer Einschätzung selbstverständlich viel zu teuer war. Parker räusperte sich erneut, während im Hintergrund erregte Stimmen zu vernehmen waren. In der großen Wohnhalle schienen sich noch oder wieder die Gäste zu befinden, die sich eben erst von der älteren Dame verabschiedet hatten. »Sehen sie sich das an, Mr. Parker«, sagte Lady Agatha anklagend und deutete mit ihrer Lorgnette auf eine Platte, auf der nur noch traurige Reste eines Bratens auszumachen waren, »die Leute haben sich ja direkt schamlos die Bäuche vollgeschlagen.« »Myladys Gäste kehrten ins Haus zurück«, meldete Parker höflich und diskret, »es haben sich Dinge ereignet, die man nur als ausgesprochen peinlich bezeichnen kann und sogar muß.« »Wollen sie sich etwa noch mal über das Büfett hermachen?« grollte die passionierte Detektivin. »Zwei von Myladys Gästen wurden ihrer Wagen beraubt«, erklärte der Butler gemessen, »es handelt sich um einen Bentley und um einen Rolls Royce.« »Wie war das?« Sie konzentrierte sich endlich auf ihren Butler. »Man vermißt zwei Wagen, Mylady, die man nicht gerade als billig bezeichnen kann.« »Sie sind gestohlen worden?« »So kann man es selbstverständlich auch ausdrücken, Mylady.«
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Parker rührt die Knacker durch - Günter Dönges
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Butler Parker
– 178 –
Parker rührt die Knacker durch
Günter Dönges
Josuah Parker räusperte sich diskret, um die Aufmerksamkeit der Lady Agatha Simpson zu erregen. Sie hatte gerade ihre Gäste verabschiedet und musterte durch ihre Stielbrille die Reste des kleinen Festmahls, das sie an diesem Abend notgedrungen hatte geben müssen. Geschäftsfreunde waren bei ihr zu Gast gewesen, und Lady Agatha, berüchtigt geradezu für ihre Sparsamkeit, war über ihren Schatten gesprungen. Sie hatte sich ein kaltes Büfett ins Haus bringen lassen, das nach ihrer Einschätzung selbstverständlich viel zu teuer war.
Parker räusperte sich erneut, während im Hintergrund erregte Stimmen zu vernehmen waren. In der großen Wohnhalle schienen sich noch oder wieder die Gäste zu befinden, die sich eben erst von der älteren Dame verabschiedet hatten.
»Sehen sie sich das an, Mr. Parker«, sagte Lady Agatha anklagend und deutete mit ihrer Lorgnette auf eine Platte, auf der nur noch traurige Reste eines Bratens auszumachen waren, »die Leute haben sich ja direkt schamlos die Bäuche vollgeschlagen.«
»Myladys Gäste kehrten ins Haus zurück«, meldete Parker höflich und diskret, »es haben sich Dinge ereignet, die man nur als ausgesprochen peinlich bezeichnen kann und sogar muß.«
»Wollen sie sich etwa noch mal über das Büfett hermachen?« grollte die passionierte Detektivin.
»Zwei von Myladys Gästen wurden ihrer Wagen beraubt«, erklärte der Butler gemessen, »es handelt sich um einen Bentley und um einen Rolls Royce.«
»Wie war das?« Sie konzentrierte sich endlich auf ihren Butler.
»Man vermißt zwei Wagen, Mylady, die man nicht gerade als billig bezeichnen kann.«
»Sie sind gestohlen worden?«
»So kann man es selbstverständlich auch ausdrücken, Mylady.« Parker deutete eine knappe, zustimmende Verbeugung an.
»Das darf doch wohl nicht wahr sein.« Sie runzelte die Stirn. »Will man mich etwa für den Schaden haftbar machen, Mr. Parker?«
»Ansprüche dieser oder ähnlicher Art wurden bisher noch nicht angemeldet, Mylady.« Parker trat zur Seite, als seine Herrin ihre majestätische Fülle in die große Wohnhalle bewegte. Sie war eine Dame, die das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte, doch sie strahlte noch eine unbändige Energie aus. Lady Agatha war eine vermögende Frau, die sich jedes noch so verrückte Steckenpferd leisten konnte. Sie hielt sich unter anderem für eine geborene Kriminalistin und war gefürchtet wegen ihrer Direktheit.
Agatha Simpson war groß, von stattlicher Fülle und hatte dunkle, schnelle Augen, denen nichts entging. Ihre Gesten erinnerten an die einer exaltierten Schauspielerin, ihre Stimme war mehr als nur baritonal gefärbt.
Als sie die Wohnhalle betrat, stand sie ihren Gästen gegenüber, die plötzlich ihre Luxuswagen vermißten. Es waren Frauen und Männer, die solch einen Verlust durchaus verschmerzen konnten. Deshalb dachten sie auch im Traum nicht daran, Mylady Vorwürfe zu machen.
»Ich fasse diesen Diebstahl selbstverständlich als eine persönliche Beleidigung auf«, stellte Lady Agatha kurz und bündig fest, »ich werde diese Subjekte finden und zur Rechenschaft ziehen. Ist es nicht so, Mr. Parker?«
»Mylady pflegen jeden Kriminalfall zu lösen«, kommentierte der Butler diese Frage. Er war etwas über mittelgroß, fast schlank und das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers bester englischer Schule. Parker hatte das glatte, fast ausdruckslose Gesicht eines professionellen Spielers und war die würdevolle Höflichkeit in Person. Sein Alter war nicht zu bestimmen.
»Es ging natürlich nicht um diese beiden Wagen«, redete die ältere Dame weiter und wandte sich wieder ihren Gästen zu, »man wollte selbstverständlich mich treffen.«
»Eine Herausforderung, die Mylady annehmen werden«, meinte Josuah Parker.
»Bringen Sie sich nicht in Schwierigkeiten«, sagte einer der beiden männlichen Gäste warnend, »wir haben ja schließlich noch gleichwertige Ersatzwagen in unseren Garagen.«
Agatha Simpson musterte die beiden Ehepaare und schüttelte dann energisch den Kopf.
»Sie werden Ihre Wagen zurückbekommen«, prophezeite sie nachdrücklich, »Mr. Parker wird sich dabei um die unwichtigen Details kümmern.«
»Wie Mylady zu wünschen belieben.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an.
»Möglicherweise habe ich bereits schon eine Spur«, hoffte sie, »aber zur Zeit möchte ich darüber noch nicht reden. Das Überraschungsmoment muß auf meiner Seite bleiben.«
»Sollte man nicht vielleicht die Polizei verständigen?« fragte der zweite männliche Gast leichtsinnigerweise. Dafür handelte er sich einen fast vernichtenden Blick der älteren Dame ein.
»Was versprechen Sie sich davon, mein Bester?« fragte sie grollend, »man wird die Anzeige aufnehmen und anschließend die Hände in den Schoß legen.«
Während Parker Kognak servierte, um die Nerven der noch betroffenen Gäste ein wenig zu dämpfen, entwickelte die Detektivin ihren Plan, wie sie sich ihre kommende Auseinandersetzung mit den Autodieben vorstellte. Sie kündigte an, umgehend in die kriminelle Szene zu steigen und erste Ermittlungen aufzunehmen.
»Noch einmal, meine Lieben«, machte sie klar, »es geht nur um mich. Man wollte mich treffen oder sogar verhöhnen. Und so etwas läßt sine Lady Simpson nicht auf sich sitzen. Rechnen Sie bereits in den kommenden Stunden mit ersten Resultaten. Aus Erfahrung weiß ich nur zu gut, wie man solch einen Fall anpackt. Ist es nicht so Mr. Parker?«
»Mylady pflegen sich niemals zu irren«, lautete Parkers höflich-gemessene Antwort. Er war durch keine noch so kühne Behauptung seiner Herrin auch nur andeutungsweise zu erschüttern.
*
Agatha Simpson saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum. Dabei handelte es sich um ein ehemaliges Londoner Taxi, das einen Ehrenplatz in einem Automuseum verdient hätte, was das eckige Aussehen betraf. Doch der erste Eindruck täuschte ungemein. Unter dem schwarzen Blechkleid verbarg sich modernste Technik. Dieser Wagen war nach den Vorstellungen des Butlers aufwendig umgebaut worden md stellte fast so etwas wie eine Trickkiste auf Rädern dar.
Myladys Gäste hatten sich längst von Taxis in ihre luxuriösen Stadtetagen bringen lassen. Agatha Simpson befand sich auf dem Weg in die kriminelle Szene der Millionenstadt London, obwohl es bereits auf Mitternacht zuging. Sie war eine ungeduldige Frau, die immer viele Dinge auf einmal erledigen wollte. Zudem reizte es sie, in dieser Nacht noch tätig zu werden, da die Nachtprogramme der Fernsehstationen ohnehin nichts boten, was sie interessiert hätte.
»Und zu wem fahre ich jetzt?« erkundigte sie sich in Richtung Parker, der steif und würdevoll am Steuer saß.
»Falls meine Wenigkeit Mylady richtig verstand, wollen Mylady einen privaten Nachtclub besuchen«, antwortete der Butler, »in diesem Nachtclub pflegen sich besonders interessante Mitglieder der Unterwelt einzufinden.«
»Das hört sich aber sehr gut an«, fand die ältere Dame und nickte wohlwollend, »und wo befindet sich dieser Nachtclub?«
»Im Stadtteil Chelsea, Mylady. Der Betreiber des Clubs ist ein gewisser Bernie Craine, der dafür bekannt ist, daß er besonders interessante kriminelle Aktionen finanziert.«
»Er wird es bald nicht mehr tun«, prophezeite sie unternehmungslustig, »ich werde dieses Subjekt zur Ordnung rufen.«
»Mr. Bernie Craine läßt sich von äußerst handfesten Männern betreuen, Mylady«, warnte Josuah Parker, »in Kreisen der Unterwelt hat er engagierte Gegner.«
»Warum will man ihm an den Kragen, Mr. Parker?«
»Mr. Bernie Craine pflegt seine Klienten gern zu betrügen und zu übervorteilen.«
»Natürlich hat er diese Autodiebe zu mir nach Shepherd’s Market geschickt«, wußte die ältere Dame wieder mal genau.
»Mr. Bernie Craine könnte zumindest wissen, wer diese Diebe geschickt hat.«
»Sie haben mich neugierig gemacht, Parker.« Sie ließ sich wieder in die Rückpolster sinken und hing ihren Gedanken nach. Dann kam ihr plötzlich eine Idee.
»Wird in diesem Nachtclub gespielt?« erkundigte sie sich.
»Mylady denken sicher an Glücksspiele diverser Art?«
»Natürlich«, meinte sie, »ich könnte ja vielleicht die Unkosten wieder hereinholen, die ich mit dem Abendessen hatte.«
»Solch eine Möglichkeit wird sich wahrscheinlich ergeben, Mylady.« Parker wußte nur zu genau, daß seine Herrin diese Ausgaben noch längst nicht verschmerzt hatte.
»Erinnern Sie mich an ein nettes Spielchen«, sagte sie nachdrücklich, »eine Frau wie ich muß jede Möglichkeit nutzen, um ein paar Pennies zu verdienen.«
Parker verzichtete auf eine Antwort und konzentrierte sich auf die Fahrbahn. Auch er dachte an den Diebstahl der beiden Luxuswagen und konnte sich kaum vorstellen, daß es sich dabei um eine Gelegenheitsarbeit gehandelt hatte. Seiner Ansicht nach waren die beiden Wagen gezielt gestohlen worden. Und das konnten nur Kriminelle getan haben, die solche Wagen auch wieder abzusetzen vermochten.
»Der Privatclub«, meldete Parker nach einer kleinen Weile. Er fuhr mit dem hochbeinigen Monstrum an einem Baldachin vorüber, der von einer normalen Haustür bis an den Bordstein führte. Rechts von der völlig glatten und schmucklosen Tür war ein kleines