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Das letzte Gericht: Was berühmte Menschen zum Schluss verspeist haben
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eBook257 Seiten2 Stunden

Das letzte Gericht: Was berühmte Menschen zum Schluss verspeist haben

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Über dieses E-Book

Womit versüßte sich James Dean den Nachmittag, bevor ihn sein Sportwagen aus der Kurve trug? Welche Pastaspezialität bestellte sich Udo Jürgens am Abend vor seinem Tod? Was ließ sich Ernest Hemingway in der Pfanne brutzeln, ehe er sich das Leben nahm?
Richard Fasten berichtet in diesem Buch von den finalen Stunden und Tagen berühmter Menschen und von ihren allerletzten Mahlzeiten. Ob Marilyn Monroe oder Whitney Houston, John F. Kennedy oder Dirk Bach, Kaiserin "Sisi" oder Kleopatra – ihre lukullischen Vorlieben verraten oft mehr über den Charakter der Prominenten,
als sie selbst der Öffentlichkeit preisgeben wollten.
Passende Rezepte regen an, sich selbst mal wieder an den Herd zu stellen – es muss ja nicht das letzte Ma(h)l sein …
SpracheDeutsch
HerausgeberBeBra Verlag
Erscheinungsdatum28. Okt. 2019
ISBN9783839321409
Das letzte Gericht: Was berühmte Menschen zum Schluss verspeist haben

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    Buchvorschau

    Das letzte Gericht - Richard Fasten

    KOCH

    Vorwort

    Man ist, was man isst, behauptet ein geläufiges Sprichwort. Aber stimmt das wirklich? Lässt auch die letzte Mahlzeit, die ein Mensch vor seinem Ableben zu sich genommen hat, Rückschlüsse auf seine Lebensweise oder seinen Charakter zu? Das vorliegende Buch geht dieser Frage nach: Sechzig Prominente und ihre letzten Gerichte. Was aß Lady Diana, bevor ihr Leben bei einem Unfall in einem Pariser Straßentunnel endete? Welches Gericht ließ sich Rudolph Moshammer zubereiten, ehe er ermordet wurde? Welche Henkersmahlzeiten wünschten sich Maria Stuart und Marie Antoinette?

    Den meisten Prominenten war allerdings keine »klassische« Henkersmahlzeit vergönnt. Das Ende ihrer Tage kam plötzlich und unerwartet. Deshalb verraten gerade die letzten lukullischen Genüsse ihres Lebens oftmals mehr über die Porträtierten, als sie selbst der Öffentlichkeit freiwillig preisgegeben hätten. Der Tod ist ein verlässlicher Berichterstatter.

    Darf man darüber ein Buch machen, mag sich mancher fragen? Ich denke ja. Gerade weil man in unserer Gesellschaft immer noch ungern über das Thema Tod und Sterben spricht, vermitteln die folgenden Geschichten einen konkret-sinnlichen Zugang zu dieser definitiv letzten Lebensphase. Die Unsicherheit im Angesicht des Endes zeigt sich auch bei jenen Prominenten, die von ihrem nahenden Ende wussten, und mit diesem Wissen höchst unterschiedlich umgingen. Den einen verhagelte die düstere Aussicht auf ihr irdisches Ende vollkommen den Appetit, die anderen schöpften noch einmal aus dem Vollen und verwöhnten ihre Gaumen mit den erlesensten Genüssen und Aromen. Ganz so, wie man es von ihnen erwartet hätte. Oder eben gerade nicht. Manchmal wandelten sich lebenslange Asketen in ihrer letzten Stunde zu schlemmenden Leckermäulern. Und manchmal brachten erwiesene Gourmets im Angesicht des wartenden Sensenmanns nicht mehr als ein Glas Wasser hinunter.

    Die Informationen über die letzten Stunden und Mahlzeiten der porträtierten Prominenten entstammen unzähligen Biografien, Augenzeugenberichten, Zeitungsartikeln und Obduktionsberichten. Auch das Internet hat als Informationsquelle bei der Recherche hilfreiche Dienste geleistet. Besonders gedankt sei an dieser Stelle dem Küchenchef des Restaurants AS am See in Bad Saarow, Andreas Staack, der alle in diesem Buch aufgeführten Rezepte auf ihre ›Verträglichkeit‹, ja ihren Genussfaktor hin geprüft hat.

    Berlin, im September 2019

    Richard Fasten

    FRÜHSTÜCK

    Große Diva,

    kleiner Teller

    Maria Callas (1923–1977)

    Am 11. November 1974 absolviert Maria Callas gemeinsam mit ihrem Teilzeit-Geliebten Giuseppe di Stefano ihren letzten Bühnenauftritt im japanischen Sapporo. Das Konzert ist – wie die gesamte zuvor verlaufene Tournee – ein künstlerisches Debakel. Der gealterte Tenor di Stefano singt nicht, sondern kann nur noch brüllen. Und Callas’ Jahrhundertstimme ist nicht mehr als ein dünnes Rinnsal, das am Ende jeder Arie tonlos im Sand versickert.

    Das Publikum ist erbost und fordert sein Geld zurück. Auf dem künstlerischen Tiefpunkt ihrer Karriere erkennt Maria Callas schmerzhaft, dass sie gerade dabei ist, ihren eigenen Mythos zu zerstören. Als »Primadonna assoluta«, als erste und einzige Kunstheilige des 20. Jahrhunderts war sie einst gefeiert worden. Doch das ist lange her.

    1941 gab die in New York als Tochter von griechischen Einwanderern geborene Sängerin ihr erstes Konzert vor deutschen Besatzern in Griechenland. Sechs Jahre später feierte sie ihren Durchbruch als Gioconda in Verona. Da wog sie 90 Kilo und trug Brillen mit Gläsern, die dick wie Flaschenböden waren. Ihre Kurzsichtigkeit korrigierte sie später mit Kontaktlinsen. Ihr Übergewicht bekam sie mit einer Radikaldiät in den Griff. Oder mit einem eingesetzten Bandwurm, über den in der Presse immer wieder spekuliert wurde. Als sie 1951 die Mailänder Scala-Saison eröffnete, war aus dem Bauerntrampel mit der dicken Brille ein rehhaftes Wesen geworden, das mit einem betörenden Stimmvolumen die Bühne in ihre Einzelteile zerlegte. Eine neue Opernkönigin war geboren, die dreizehn Jahre lang die Szene beherrschte und spätestens durch ihre Affäre mit dem griechischen Reeder-Krösus Aristoteles Onassis auch zum Society-Star aufstieg. Onassis lernte sie 1958 auf einem pompösen Ball in Venedig kennen. Der Milliardär war angetan von dem Glamour der gertenschlanken Primadonna. Er lud sie und ihren greisen Gatten und Mentor Giovanni Battista Meneghini auf seine Yacht Christina ein. Gemeinsam mit dem Ehepaar Churchill schipperte man durchs Mittelmeer. Während eines Sturms, der die illustre Reisegruppe spuckend in ihre Kojen warf, kamen sich der seetaugliche Reeder und die magenfeste Sängerin im Spielcasino der Yacht näher. Es folgte die Scheidung von Meneghini und Callas. Doch die von Onassis versprochene Hochzeit mit der Operndiva fand nicht statt. Dem eitlen Reeder gefiel es, sich im Ruhm ihres künstlerischen Erfolgs zu sonnen. Doch je mehr Zeit Maria Callas mit ihm in Spielcasinos und Nachtbars verbrachte, umso schlechter wurde ihre Stimme. An der Seite von Onassis begann ihr beruflicher Ruhm zu verblassen. Ihren nachlassenden Erfolg auf der Bühne nahm Onassis zum Anlass, sie öffentlich zu demütigen. Eine von ihr ersehnte und erhoffte Schwangerschaft zwang er in patriarchalischer Weise zum Abbruch. Wenig später wandte er sich einer anderen weiblichen Stilikone der 1960er Jahre zu. Er lud John F. Kennedys Witwe Jacqueline auf seine Yacht ein und hoffte auf schweren Seegang. Als er Jacqueline heiratete, verfiel Maria Callas in eine schwere Depression. Sie schluckte eine Überdosis Schlaftabletten und landete im amerikanischen Krankenhaus ihrer Wahlheimat Paris. Danach war nichts mehr wie zuvor. Die alten Freunde hatten sich seit der Affäre mit Onassis von ihr abgewendet. Die neuen Freunde waren mit Onassis gegangen.

    Die Diva hoffte auf einen beruflichen wie privaten Neuanfang. Sie sang in Opern, die der berühmte Filmregisseur Luchino Visconti inszenierte. Ihre Stimme war bereits dünn und brüchig. Aber sie mühte sich. Sie wollte Visconti gefallen. Er gefiel ihr. Sie konnte sich etwas vorstellen. Jeder außer ihr wusste, dass sie sich lächerlich machte. Visconti konnte sich nichts mit ihr vorstellen. Er folgte den Tenören in die Garderobe.

    1970 versuchte sich Maria Callas als Filmschauspielerin in Pier Paolo Pasolinis Zelluloidstreifen Medea. Doch das Projekt fiel bei Kritikern und Publikum durch. Als Letztes verfiel die einst so gefeierte Sängerin auf die Comeback-Tournee mit ihrem Teilzeit-Geliebten Giuseppe di Stefano.

    Als auch dieser Versuch mit dem letzten Paukenschlag in Sapporo scheitert, zieht sich Maria Callas ganz in ihren goldenen Käfig in der Pariser Avenue George Mandel 32 zurück. Sie nimmt sich das Versprechen ab, nie wieder öffentlich auf einer Bühne aufzutreten und gibt di Stefano den Laufpass. Geliebt hatte sie ihn ohnehin nicht. Geliebt hatte sie nur Onassis. Als der Reeder 1975 stirbt, kommentiert sie die Nachricht mit den Worten: »Jetzt bin ich Witwe.«

    Maria Callas ist erst fünfzig Jahre alt und doch eine alte Frau. Ihr Leben findet nur noch in ihrer Pariser Wohnung statt, die mit viel goldenem Kitsch und Nippes ausstaffiert ist. Viele Menschen gibt es nicht mehr, die den Weg zu ihr finden. Ihre beste Vertraute ist Haushälterin Bruna Lupoli, die sie seit 1954 umsorgt. Manchmal kommt Marlene Dietrich vorbei, um ihr eine gute deutsche Rinderbrühe zu kochen. Doch Appetit hat Maria Callas ohnehin selten. Dafür sorgt das harntreibende Schlankheitsmittel Diuretika, das sie durch Onassis’ Tochter Christina kennengelernt hat. Callas braucht die tägliche Dosis. Obwohl sie nicht mehr auf den großen Bühnen auftreten will und ihr Name längst aus den Schlagzeilen der Presse verschwunden ist, will sie nie mehr der dicke Bauerntrampel von früher sein. Dass das Schlankheitsmittel schwere Herzprobleme verursachen kann, weiß sie nicht, oder sie ignoriert es.

    Am 16. September 1977 wird ihr die Ignoranz vor den Gefahren ihres Schlankheitswahns zum Verhängnis. Nach dem Aufstehen fühlt sich die 53-Jährige müde. Sie trinkt eine Tasse Kaffee und isst ein Croissant. Danach legt sie sich wieder ins Bett – und steht nie wieder auf. Der von Bruna Lupoli gerufene Notarzt kann nur noch ihren Tod aufgrund eines Herzinfarkts feststellen.

    Maria Callas stirbt einsam und vergessen. Zum verehrten Mythos wird sie erst nach ihrem Tod. Im Jahr 1988 stirbt Aristoteles Onassis’ Tochter Christina mit nur 38 Jahren ebenfalls an einem Herzinfarkt.

    Frühstück »Primadonna assoluta«

    Kaffee, Croissant

    Kaffee kochen, in eine Tasse gießen und gemeinsam mit dem Croissant servieren.

    Tödlicher Putzwahn nach dem Western-Frühstück

    Jesse James (1847–1882)

    Der 3. April 1882 ist ein sonniger Tag mit strahlend blauem Himmel. Gut gelaunt öffnet Zerelda James die blauen Fensterläden des weißen Holzhauses in Saint Joseph, Missouri. Seit sie mit ihrem Mann Jesse im Dezember des vergangenen Jahres in dem kleinen Kaff untergeschlüpft ist, fühlt sie sich sicherer. Jesse hat angekündigt, seine gefährliche Banditenkarriere demnächst zu beenden und ein ehrbares Leben führen zu wollen. Als Mr. und Mrs. Thomas Howard besuchen Jesse und Zerelda regelmäßig den Gottesdienst in der Dorfkirche und haben sich damit den Respekt ihrer Nachbarn erworben. Doch die zahllosen Banküberfälle und Morde, die Jesse mit seinem Bruder Frank und den Younger-Brüdern in der Vergangenheit verübte, holen den 34 Jahre alten Revolverhelden am Morgen jenes 3. April wieder ein.

    Jesse weiß zwar, dass sein Leben noch immer in Gefahr ist: Immerhin hat der Gouverneur von Missouri 10.000 Dollar auf seinen Kopf ausgesetzt. Doch im kleinbürgerlichen Alltag von Saint Joseph fühlt er sich geschützt vor seinen Verfolgern. Neben den unbedarften Nachbarn, denen er beim sonntäglichen Kirchgang begegnet, wissen nur die Brüder Bob und Charlie Ford von seinem Unterschlupf. Die beiden Brüder waren in den letzten Jahren gemeinsam mit Jesse raubend und mordend durch die amerikanischen Südstaaten gezogen. Bisweilen nächtigen Bob und Charlie sogar bei Jesse und Zerelda in deren kleinem Holzhaus. Die Ford-Brüder gehören zu den wenigen Menschen, denen Revolverheld Jesse noch blind vertraut.

    Auch die Nacht vom 2. auf den 3. April 1882 haben Bob und Charlie bei ihrem Bandenchef verbracht, der in Teilen der Südstaaten das Image eines modernen Robin Hood genießt. Singend bereitet Zerelda das Frühstück für die drei Männer zu. Es gibt an diesem Morgen frisch gebackene Biskuits, Rührei mit Kalbshirn, Hafergrütze, Milch und Kaffee.

    Nach dem Essen geht Jesse James ins Schlafzimmer, um etwas Staub von einem Bild zu entfernen, der ihm beim Aufstehen aufgefallen war. Er schnallt seinen Revolvergurt ab, legt ihn aufs Bett und steigt auf einen Stuhl. Er ist vollkommen ahnungslos, als auch die Ford-Brüder das Schlafzimmer betreten. Er kann nicht wissen, dass Bob und Charlie seit geraumer Zeit in Kontakt mit dem Gouverneur von Missouri, Thomas T. Crittenden, stehen. Beide sind heiß auf die 10.000 Dollar, die auf den Kopf des legendären Bandenchefs ausgesetzt sind. Bob Ford erkennt die günstige Gelegenheit als Erster. Er schleicht sich an Jesse von hinten heran, zieht seinen Revolver und schießt dem Hausherrn ohne Vorwarnung in den Hinterkopf. Jesse James ist sofort tot.

    Wenig später stellen sich Bob und Charlie den Behörden und werden wegen Mordes zum Tod durch den Strang verurteilt. Doch Gouverneur Thomas T. Crittenden amnestiert die Brüder unverzüglich und zahlt ihnen einen Teil des Kopfgeldes aus. Glücklich werden die beiden mit dem Judaslohn allerdings nicht. Charlie Ford begeht im Mai 1884 Selbstmord, sein Bruder Bob wird wenig später in einem Saloon in Creede, Colorado, erschossen. Jesse James findet seine letzte Ruhestätte im Vorgarten seiner Mutter, die in seinen Grabstein die Worte einmeißeln lässt: »Ermordet von einem Feigling, dessen Name es nicht wert ist, erwähnt zu werden.«

    Western-Frühstück »Jesse James«

    500 g Mehl • 1 Päckchen Backpulver • 125 g Schweineschmalz •

    900 ml Milch • Salz • 150 g Butter • 200 g Hafergrütze • 2 Eier • ½ Zwiebel • 2 Kalbshirnhälften (alternativ: Kalbsbries) • Essig

    Mehl, Backpulver und etwas Salz in eine Schüssel geben. In der Mitte eine Mulde machen und Schweineschmalz hineingeben. 400 ml Milch hinzufügen und einen gleichmäßigen Teig kneten. Den Teig ca. 2 Zentimeter dick ausrollen. Anschließend mit einem Glas runde Biskuits ausstechen und auf ein mit Mehl bestäubtes Backblech geben. Im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad backen, bis sie goldbraun sind.

    500 ml Milch, ½ Liter Wasser, etwas Salz und 200 g Hafergrütze in einem Topf aufkochen. Auf kleinster Flamme ca. 30–40 Minuten ausquellen lassen. Anschließend ca. 80 g Butter unterrühren.

    Eine halbe Zwiebel in Würfel schneiden und in Butter glasig dünsten. Zwei Eier in einer Schüssel verrühren und in die heiße Pfanne zu der Zwiebel geben. Unter stetigem Rühren anbraten.

    Die Kalbshirne wässern, Haut und Äderchen entfernen. Anschließend nochmals mit Wasser abspülen und in Salzwasser mit einem Schuss Essig auf kleiner Flamme ca. 10 Minuten garen. Die Kalbshirne herausnehmen und abtropfen lassen. Danach in Streifen schneiden und in Butter anbraten. Zusammen mit dem Rührei, der Hafergrütze und den Biskuits servieren.

    Dazu Kaffee, Milch und blaue Bohnen.

    Continental

    Breakfast in Texas

    John F. Kennedy (1917–1963)

    Rund zweitausend geladene Gäste der Handelskammer von Fort Worth klatschen begeistert, als John F. Kennedy am Morgen des 22. November 1963 den Ballsaal des Texas Hotels betritt. Der amerikanische Präsident fühlt sich geschmeichelt. Nicht immer flogen ihm die Sympathien der Texaner in der Vergangenheit zu. Obwohl sein Vizepräsident Lyndon B. Johnson aus Texas stammt, ist der Öl- und Rinderstaat alles andere als eine Hochburg von Kennedys Demokratischer Partei. Um für seine Wiederwahl im nächsten Jahr zu werben, hat sich der 46-Jährige entschlossen, einen exklusiven Zwei-Tages-Trip durch fünf texanische Städte zu machen. In Fort Worth will der Präsident die Mitglieder der ortsansässigen Handelskammer während eines Business-Frühstücks um Unterstützung für den kommenden Wahlkampf bitten. Bei Kaffee, Orangensaft, Toast, Marmelade, Schinken und weichgekochten Eiern schwört Kennedy die geladenen Texaner auf seine Politik ein. An seiner Seite sitzen seine Frau Jacqueline und Vizepräsident Lyndon B. Johnson. Die Stimmung im Saal ist prächtig. Nach Kennedys feuriger Rede spielt das Jimmy Ravitta Orchestra auf den besonderen Wunsch des Präsidenten »The Eyes Of Texas Are Upon You«. Der Song ist als musikalisches Kompliment für seine Frau Jacqueline gedacht, die in einem aufsehenerregenden rosa Kostüm zum Frühstück erschienen ist.

    Nach Abschluss der Veranstaltung kehrt Kennedy in seine Suite des Texas Hotels zurück, um mit dem Herausgeber der Dallas Times, James Chambers, zu telefonieren. Der Präsident überrascht Chambers mit einer ungewöhnlichen Bitte: Chambers, der zu einem geplanten Mittagessen am nächsten Etappenziel in Dallas eingeladen ist, soll Kennedy ein paar gute Zigarren mitbringen. Die Macanudos, die der Präsident leidenschaftlich gerne pafft, sind ihm auf der Texas-Tour ausgegangen. Chambers verspricht, den Wunsch des Präsidenten zu erfüllen. Er kann nicht ahnen, dass es zu dem geplanten Mittagessen nicht mehr kommen wird.

    Gegen 11 Uhr 25 verlassen John F. Kennedy, seine Frau Jacqueline und Lyndon B. Johnson das Texas Hotel, fahren zum Flughafen von Fort Worth und steigen in die Präsidentenmaschine Airforce One. Nur dreizehn Minuten später landet die Maschine auf dem Flughafen Love Field in Dallas. In einem Autokorso soll es von hier in die Innenstadt zum Dallas Trade Mart gehen, wo Kennedy seine nächste Rede halten will. Entgegen der Empfehlung seines Sicherheitsdienstes entscheidet sich der Präsident für ein Auto mit offenem Verdeck, einen dunkelblauen Lincoln Continental. Neben Kennedy und seiner Frau Jacqueline sitzen der Gouverneur von Texas, John Connally, dessen Frau Nellie, sowie der Secret Service Agent Roy Kellerman und Chauffeur William Greer im Auto.

    Gegen 12 Uhr 30 erreicht die langsam fahrende Präsidentenkolonne die Innenstadt von Dallas. Die Straßen sind gesäumt von Menschen, die Kennedy zujubeln. Als die Kolonne in die Elm Street einbiegt und sich dem Schulbuchdepot des Staates Texas nähert, dreht sich Connally zu Kennedy um. »Mr. President, man kann nicht sagen, dass Dallas Sie nicht liebt«, meint er angesichts

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