Dr. Baumann als Ehestifter: Der Arzt vom Tegernsee 27 – Arztroman
Von Laura Martens
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Über dieses E-Book
Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen.
Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird.
Seufzend ließ sich Rosa Stisser auf den Hocker fallen, preßte die Hand in den Rücken und stöhnte. In diesem Moment betrat ihr Sohn die Küche. »Mama! Ist es wieder der Magen?« Besorgt trat der Fünfunddreißigjährige näher. »Du hast wieder zu viel gearbeitet.« »Stimmt!« Die Bäuerin versuchte sich aufzurichten. »Ich habe Kartoffeln ausgegraben, Beeren gepflückt und eingekocht. Seit dem Mittag stehe ich am Herd. Kein Wunder, daß ich da Rückenbeschwerden bekomme. Ich bin schließlich und endlich fünfundsechzig Jahre alt.« »Ich sage ja die ganze Zeit, du solltest dich öfter ausruhen.« »Und wer, bitte sehr, würde dann meine Arbeit machen?« Energisch strich sich die Bäuerin eine graue Strähne aus der Stirn. Sie erhob sich und stöhnte erneut. »Bleib doch sitzen, Mama, oder noch besser, leg dich etwas hin.« »So, und wer macht hier weiter? Du siehst doch, ich bin dabei, Saft und Marmelade zu machen.« Anselm Stisser zuckte die Achseln.
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Buchvorschau
Dr. Baumann als Ehestifter - Laura Martens
Der Arzt vom Tegernsee
– 27 –
Dr. Baumann als Ehestifter
Laura Martens
Seufzend ließ sich Rosa Stisser auf den Hocker fallen, preßte die Hand in den Rücken und stöhnte. In diesem Moment betrat ihr Sohn die Küche.
»Mama! Ist es wieder der Magen?« Besorgt trat der Fünfunddreißigjährige näher. »Du hast wieder zu viel gearbeitet.«
»Stimmt!« Die Bäuerin versuchte sich aufzurichten. »Ich habe Kartoffeln ausgegraben, Beeren gepflückt und eingekocht. Seit dem Mittag stehe ich am Herd. Kein Wunder, daß ich da Rückenbeschwerden bekomme. Ich bin schließlich und endlich fünfundsechzig Jahre alt.«
»Ich sage ja die ganze Zeit, du solltest dich öfter ausruhen.«
»Und wer, bitte sehr, würde dann meine Arbeit machen?« Energisch strich sich die Bäuerin eine graue Strähne aus der Stirn. Sie erhob sich und stöhnte erneut.
»Bleib doch sitzen, Mama, oder noch besser, leg dich etwas hin.«
»So, und wer macht hier weiter? Du siehst doch, ich bin dabei, Saft und Marmelade zu machen.«
Anselm Stisser zuckte die Achseln. Er sah auf die Einmachgläser, die seine Mutter auf dem Küchentisch bereitgestellt hatte. »Vielleicht könnte ich ja…«
»Du?« Skeptisch rümpfte die Mutter die Nase. »Das ist Hausarbeit, Frauenarbeit. Sieh zu, daß du dich um den Schweinestall kümmerst. Das Dach vom Hühnerstall muß auch neu gedeckt werden.«
»Gut! Aber du könntest doch auch morgen weitermachen.«
»Morgen, wollen wir da nicht mähen? Da werde ich doch gebraucht.« Frau Rosa war wieder an den Herd getreten und begann, im Topf zu rühren. »Es geht schon wieder. Sieh zu, daß du in den Stall kommst.«
Anselm zuckte nochmals die Achseln, dann wandte er sich ab. Den Fuß schon auf der Türschwelle, hielt er aber nochmals inne. »Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du…« Er wandte sich um und sah das schmerzverzerrte Gesicht der Mutter. Gekrümmt stand diese da und hielt sich am Herd fest. »Ich werde Dr. Baumann rufen, Mutter.«
»Unsinn, es ist wirklich nur das Kreuz.« Die Bäuerin verzog etwas die Lippen. »Ich werde das Bügeln auf morgen verschieben und heute abend früh zu Bett gehen, am besten mit einer Wärmflasche. Sag deinem Vater, daß wir ausnahmsweise schon um sieben Uhr essen. Ihr müßtet euch dann aber mit dem Füttern beeilen.«
»Natürlich, nur…« Er zögerte. Er wußte aus Erfahrung, daß es nicht einfach war, der Mutter zu widersprechen. »Wenn du Dr. Baumann nicht kommen lassen willst, dann kann ich dich auch rasch in den Ort fahren.«
Die Bäuerin drehte sich um. »Und hier? Wer macht hier weiter? Und der Stall? Ich könnte eine Menge weiterer Arbeiten aufzählen. Also, steh nicht länger hier herum!«
Das war typisch seine Mutter! Offensichtlich ging es ihr wieder besser. »Dann bis zum Abendessen!« Er verließ die Küche. Bis zum Abend gab es wirklich noch eine Menge zu erledigen.
Pünktlich erschienen Vater und Sohn dann abends in der Küche. Sie stellten fest, daß der Tisch schon gedeckt war.
»Hm! Da riecht es gut«, meinte Ferdinand Stisser. Er rieb sich die Hände, dann besann er sich aber. »Wie geht es dir?«
»Es geht so!« brummte seine Frau. »Setzt euch, es gibt Gulasch.«
»Sehr gut!« Zufrieden setzte sich der Bauer an den Tisch. Als seine Frau dann aber die dampfende Schüssel auftrug, meinte er: »Du hättest nicht kochen müssen, ein Brot mit Schinkenwurst hätte es auch getan.«
Entschieden schüttelte seine Frau den Kopf. »Da ich den ganzen Vormittag auf dem Acker war, hat es schon mittags nichts Rechtes gegeben. Wer arbeitet, der muß auch essen.« Sie füllte nun zuerst ihrem Mann, dann ihrem Sohn und zuletzt sich selbst den Teller.
»Guten Appetit!« wünschte sie dann. Die beiden Männer erwiderten den Wunsch, dann wurde schweigend gegessen. Das Arbeiten an der frischen Luft machte hungrig.
»Ich kenne keine bessere Köchin als Mutter«, meinte Anselm. Gesättigt lehnte er sich jetzt zurück.
Seiner Mutter gefiel das Kompliment jedoch nicht. Spitz sagte sie: »Du hast in dieser Hinsicht keine Erfahrung. Wann ißt du denn schon woanders!«
»Ich esse lieber bei dir als im Gasthaus.« Anselm sah hoch und versuchte es mit einem Lächeln.
»Ich spreche auch nicht vom Gasthaus. Es gibt schließlich auch noch etwas anderes.« Herausfordernd sah die Bäuerin in die Runde. Ihr Mann senkte als erster den Kopf. Er kannte das Lieblingsthema seiner Frau.
»Ich würde sehr gerne meinen Platz am Herd aufgeben. Auch euch würde es nicht schaden, mehr Abwechslung zu bekommen. Ich koche eben noch so, wie ich es von meiner Mutter gelernt habe.«
»Aber genauso schmeckt es uns doch«, warf Anselm ein. »Nicht wahr, Vater?« setzte er hinzu. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, denn auch er wußte, worauf seine Mutter hinaus wollte. Jedesmal, wenn sie sich nicht wohl fühlte, schnitt sie dieses Thema an.
Der Bauer sagte noch immer nichts. Mit gesenktem Kopf, die abgearbeiteten Hände in den Schoß gelegt, saß er da.
»Ich weiß! Man sieht im übrigen auch, daß es euch schmeckt.« Bitter lachte die Bäuerin auf und erhob sich.
Auch Anselm sprang auf. »Bleib sitzen, Mutter! Ich mache das schon.« Er griff nach den Tellern und stellte sie aufeinander.
»Laß das!« fuhr die Bäuerin auf. »Das ist Frauensache, und solange ich hier etwas zu sagen habe, kommt mir kein Mann in die Küche.«
Anselm seufzte. Es war immer dasselbe. Seine Mutter schimpfte, doch wenn er ihr helfen wollte, dann wehrte sie sich dagegen. Er wußte ja, daß sie ebenfalls meistens vom frühen Morgen bis in den späten Abend auf den Beinen war.
»Dann laß das Zeug einfach stehen«, brummte jetzt der Bauer. »Leg dich hin! Du mußt mehr auf deine Gesundheit achten.«
»Um dann morgen die doppelte Arbeit zu haben!« Schwer stützte sich die Bäuerin am Tisch ab. »Es gibt nur eine Lösung, der Junge muß endlich heiraten.«
»Mama!« Dem Fünfunddreißigjährigen war die Röte ins Gesicht gestiegen.
»Der Junge hat doch keine Schuld, daß es die Mädchen alle in die Stadt zieht.« Ferdinand Stisser wollte nicht wieder über etwas diskutieren, was nicht zu ändern war. »Ich mache noch einen Rundgang.« Er erhob sich. »Kommst du mit, Junge?«
»Ich… ich möchte Mutter doch noch behilflich sein.« Anselm sah auf die Teller, die er noch in der Hand hielt.
»Nichts da!« Energisch nahm ihm die Mutter diese nun aus der Hand. »Geh nur mit Vater!« Mit diesen Worten verschwand sie in der Küche.
»Komm schon!« meinte Ferdinand Stisser. »Es ist doch immer das gleiche, helfen läßt sie sich sowieso nicht.« Er trat auf den Flur und pfiff nach dem Hund.
Anselm folgte dem Vater. Zunächst gingen sie am Stall vorbei und folgten dann dem breiten Weg, der zu den Feldern führte. Der Bauer kramte seine Pfeife hervor, setzte diese umständlich in Brand, dann begann er, über die Arbeit