Seewölfe - Piraten der Weltmeere 547: Himmelhund an Bord!
Von Burt Frederick
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Rezensionen für Seewölfe - Piraten der Weltmeere 547
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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 547 - Burt Frederick
10
1.
Chalid schnellte vom Fußboden hoch. Mit seinen Muskelpaketen war er beweglich wie eine Feder. Er hatte den Schreck überwunden. Wut war jetzt sein stärkeres Empfinden. Sprungbereit blieb er stehen, mit hängenden Armen. Doch seine Hände ballten sich langsam zu Fäusten.
„Dein Vater sucht dich seit zwei Stunden, sagte der Mann in der Tür, und sein Grinsen nahm einen höhnischen Zug an. „Die Hälfte der verfügbaren Arbeitskräfte sind gebunden, weil sie nach dir suchen müssen. Zehn Personen zu jeweils zwei Stunden – das summiert sich auf zwanzig Stunden. Die wirst du abarbeiten müssen, mein lieber Chalid. Zwanzig Stunden zusätzlich zur regulären Arbeitszeit!
„Ist deine Ansprache jetzt zu Ende?" fragte Chalid schroff. Er hatte diesen Kerl noch nie leiden können.
Hassan Al’Aram hieß er und war der Bürovorsteher im Handelshaus seines Vaters. Ein großer, knochiger Mann, fünfzehn Jahre älter als er, Chalid. Dieser Hundesohn hatte sich herangeschlichen und dann so plötzlich die Tür aufgestoßen, daß ihm der Schreck in alle Knochen gefahren war.
Chalid dachte an das Schiff, wie er so voller Wut dastand.
Er dachte an das Schiff und an seine Zukunft.
Beides gehörte zusammen. Das war die Erkenntnis, die Allah ihm an diesem heutigen Tag gegeben hatte. An diesem Tag im Mai des Jahres 1597, wie es die Ungläubigen bezeichneten. Oh, er wußte alles über ihre Gewohnheiten und Gebräuche. Er hatte sich lange genug damit befaßt.
Jetzt, nach seiner Erkenntnis, hatte er es nicht mehr nötig, die Schikanen eines Hassan Al’Aram hinzunehmen, der nichts weiter als ein katzbuckelndes Werkzeug seines Vaters war.
„Du hörst nicht gern zu, wenn man dir etwas zu sagen hat, nicht wahr? Hassan zog sein Grinsen bis zu den Ohrläppchen hoch. „Das ist dein größter Fehler, mein lieber Chalid. Du solltest dir angewöhnen, ein bißchen lernen zu wollen. Dann kommst du besser zurecht im Leben.
„Ich lerne das, was mir paßt. Und ich bin nicht dein lieber Chalid. Klar?"
Das Grinsen schwand aus dem Gesicht des knochigen Mannes.
„Eine solche Sprache möchte ich nicht von dir hören", sagte er drohend.
„Dann halte dir die Ohren zu."
Hassan Al’Aram sperrte den Mund auf, sein Kinn sackte vor Fassungslosigkeit noch ein Stück tiefer.
„Bist du verrückt geworden? keuchte er. „Was fällt dir ein, so einen Ton anzuschlagen? Beim Propheten, du kannst doch nicht so sehr den Verstand verloren haben, daß du nicht mehr weißt, wen du vor dir hast.
„Möchtest du dir mein Schiff ansehen?" fragte Chalid mit einem gleichmütigen Gesichtsausdruck, der besagte, daß er nichts von den Worten des älteren Mannes gehört, geschweige denn zur Kenntnis genommen hatte.
Der Knochige lief rot an.
„Ich soll was?" brüllte er.
„Mein Schiff ansehen, erwiderte Chalid, immer noch ruhig und sogar mit einem freundlichen Lächeln. „Es liegt im Hafen, und ich bin dabei, es nachzubauen.
Hassan Al’Aram starrte ihn an, als hätte er es mit einem Verrückten zu tun.
„Du kommst jetzt sofort mit, sagte er scharf. „Ich habe den Auftrag, dich an deinen Arbeitsplatz zu bringen. Und ich werde den Auftrag ausführen, darauf kannst du dich verlassen.
„Versuche es", entgegnete Chalid und grinste wieder.
Al’Aram sah aus, als würde er jeden Augenblick von einer inneren Explosion in Stücke gerissen. Er atmete pumpend ein und aus.
„Chalid! Seine Stimme war noch schärfer. „Beweg dich! Ich habe keine Lust, mir deinen Unsinn länger anzuhören.
Chalid hob die Schultern und winkte verächtlich ab. Er drehte sich um und tat, als kümmere er sich nicht weiter um den Bürovorsteher seines Vaters.
Es erfolgte die Reaktion, die er erwartet hatte.
Schritte polterten hinter ihm. Die Fußbodenbretter knarrten. Al’Aram, kurz zuvor noch ein perfekter Schleicher, schien in seinem Zorn doppelt schwer zu werden. Und er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle.
Chalid wartete, bis er drei Schritte gehört hatte. Dann wirbelte er herum. Seine Haltung war etwas geduckt, der Oberkörper vorgeneigt, die Fäuste wie große, kantige Hämmer erhoben.
Al’Aram prallte zurück. Seine Augen schienen von innen her aus den Höhlen gedrückt zu werden.
„Bist du wahnsinnig?" keuchte er.
Er holte mit der Rechten aus und wollte dem erwachsen gewordenen Jungen eine Ohrfeige verpassen, wie er das noch immer gewohnt war. Omar Abu Bakir hatte ihn, Al’Aram, ausdrücklich und wiederholt dazu autorisiert.
Chalid wich der flachen Hand mit einer blitzartigen Bewegung aus. Im selben Moment jedoch zuckte sein linker Unterarm hoch und fing den Schlag ab.
Hassan Al’Aram schrie auf, denn jäher Schmerz durchfuhr ihn. Er hatte das Gefühl, gegen Eisen geschlagen zu haben. Beim Propheten, dieser unverschämte junge Kerl hatte seine Muskeln gestählt, daß es eine Ungeheuerlichkeit war!
Noch bevor Al’Aram den Schmerz überwunden hatte, noch bevor er zurückweichen konnte, schloß sich plötzlich eine eiserne Klammer um sein Handgelenk.
Abermals schrie er, denn diese Klammer war so stark, daß sie sein Gelenk zu durchtrennen schien. Seine Hand, eben noch zur Ohrfeige bereit, wurde schlaff und gehorchte nicht mehr. Al’Aram zerrte, doch der Schmerz verstärkte sich dadurch nur.
Er sah Chalids kantigen Schädel mit dem kurzgeschorenen Haar, seinen bullig gebauten Körper, wie er ruhig und überlegen dastand, und aus seiner Fassungslosigkeit wurde Widerstand. Er, der rechtmäßige Angreifer, mußte sich verteidigen. Unerhört!
War er denn nicht Hassan Al’Aram, der Stellvertreter Omar Abu Bakirs, auf dessen Kommando jeder genauso zu hören hatte wie auf die Weisungen des Alten selbst? Und war er denn ein Schwächling, der sich von einem hergelaufenen Lümmel veralbern ließ?
Er ließ die Linke vorschnellen und war schon sicher, daß der unverschämte Kerl diesmal zu spüren kriegte, was es hieß, den Unwillen eines Hassan Al’Aram herauszufordern.
Doch da war sie plötzlich, die zweite Eisenklammer, die Hassan einen erneuten Schrei ausstoßen ließ und ihn in den Abgrund unendlicher Demütigung schleuderte.
Chalid hielt ihn mit beinahe spielerischer Leichtigkeit – wie ein übermächtiger Vater das trotzige kleine Kind. Al’Aram glaubte, sich mitten in einem Alptraum zu befinden. Dies konnte keine Wirklichkeit sein! Wie war es nur möglich, daß sich der kleine freche Chalid ganz unbemerkt zu einem solchen Muskelprotz entwickelt hatte? Zu einem, dem selbst ein kräftiger ausgewachsener Mann nichts entgegenzusetzen hatte.
Hassan Al’Aram starrte in die schmalen Augen des jungen Mannes, und dort stand klar und deutlich, daß Chalids Haß nicht vorgetäuscht war.
Al’Aram erschauerte. Abermals erwachte sein Widerstandswille, diesmal jedoch aus Angst. Dieser Verrückte brachte es fertig, ihn totzuschlagen. Immerhin mußte er den Verstand verloren haben, wie schon festgestellt. Hassan Al’Aram erinnerte sich daran, daß man mit einem hochgerissenen Knie eine Menge ausrichten konnte.
Chalid erkannte die Absicht des knochigen Mannes schon im Ansatz. Er riß die Arme Al’Arams nach beiden Seiten auseinander und schmetterte ihm in selben Atemzug beide Fäuste auf den Brustkasten.
Der Knochige dachte nicht mehr an sein Knie, das er so wirkungsvoll hatte einsetzen wollen. Die Wucht des Doppelhiebes trieb ihn rückwärts. Er ruderte mit den Armen. Vergeblich. Der Länge nach schlug er auf die Bodenbretter. Es krachte, als