Wenn alle Hoffnung zerbricht: Kurfürstenklinik 97 – Arztroman
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Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist.
Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich.
»Happy birthday to you«, sang die ganze Gesellschaft um Mitternacht, »happy birthday, liebe Steffie, happy birthday to you!« Lautes Lachen und Gläserklingen, dann rief jemand: »Hoch soll sie leben, hoch soll sie leben, dreimal hoch!« Alle jubelten und fingen erneut an zu singen, das Geburtstagskind strahlte und lachte. Nur Max von Staden stand abseits und beobachtete die Szene. Er hatte nicht mitgesungen, und er drängte sich jetzt auch nicht in dem Pulk von Leuten, die Stefanie Cornelis umringten, um ihr persönlich zu gratulieren und sie zu umarmen. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt geworden – ein Vierteljahrhundert. Meine Güte, dachte er, wie jung sie noch ist! Unvermittelt glitt ihr Blick durch den Raum, als suche sie etwas oder jemanden. Er wandte sich nicht schnell genug ab, ihre Augen trafen sich, und er spürte, wie er sich verkrampfte. Ihr Lächeln verschwand, die glatte runde Stirn zog sich in Falten. Ihr Gesicht war eine einzige Frage, doch er hatte nicht die Absicht, ihr eine Antwort zu geben. Er lächelte ihr flüchtig zu, dann drehte er sich um und trat die Flucht nach draußen an. Es war kühl und regnerisch, zum Glück. Das Wetter entsprach seiner Stimmung, ungefähr so sah es auch in seinem Inneren aus. Er atmete in tiefen Zügen ein und aus, bis das merkwürdig flaue Gefühl in seinem Magen langsam verschwand. Er hätte nicht herkommen sollen, nicht an diesem Tag. In wenigen Stunden reiste sie ab – direkt von diesem Fest aus würden ihre Eltern sie zum Flughafen bringen. Stefanie flog nach New York. Viele Kilometer und ein Ozean würden zwischen ihnen liegen.
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Kurfürstenklinik
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Rezensionen für Wenn alle Hoffnung zerbricht
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Buchvorschau
Wenn alle Hoffnung zerbricht - Nina Kayser-Darius
Kurfürstenklinik
– 97–
Wenn alle Hoffnung zerbricht
Stefanie steht vor den Scherben ihres jungen Glücks
Nina Kayser-Darius
»Happy birthday to you«, sang die ganze Gesellschaft um Mitternacht, »happy birthday, liebe Steffie, happy birthday to you!« Lautes Lachen und Gläserklingen, dann rief jemand: »Hoch soll sie leben, hoch soll sie leben, dreimal hoch!« Alle jubelten und fingen erneut an zu singen, das Geburtstagskind strahlte und lachte.
Nur Max von Staden stand abseits und beobachtete die Szene. Er hatte nicht mitgesungen, und er drängte sich jetzt auch nicht in dem Pulk von Leuten, die Stefanie Cornelis umringten, um ihr persönlich zu gratulieren und sie zu umarmen. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt geworden – ein Vierteljahrhundert. Meine Güte, dachte er, wie jung sie noch ist!
Unvermittelt glitt ihr Blick durch den Raum, als suche sie etwas oder jemanden. Er wandte sich nicht schnell genug ab, ihre Augen trafen sich, und er spürte, wie er sich verkrampfte. Ihr Lächeln verschwand, die glatte runde Stirn zog sich in Falten. Ihr Gesicht war eine einzige Frage, doch er hatte nicht die Absicht, ihr eine Antwort zu geben. Er lächelte ihr flüchtig zu, dann drehte er sich um und trat die Flucht nach draußen an.
Es war kühl und regnerisch, zum Glück. Das Wetter entsprach seiner Stimmung, ungefähr so sah es auch in seinem Inneren aus. Er atmete in tiefen Zügen ein und aus, bis das merkwürdig flaue Gefühl in seinem Magen langsam verschwand. Er hätte nicht herkommen sollen, nicht an diesem Tag. In wenigen Stunden reiste sie ab – direkt von diesem Fest aus würden ihre Eltern sie zum Flughafen bringen. Stefanie flog nach New York. Viele Kilometer und ein Ozean würden zwischen ihnen liegen. Er würde sie vergessen.
»Was machst du hier draußen – ganz allein?« fragte sein Freund Wolf Thiele hinter ihm. »Sie ist gerade fünfundzwanzig geworden, und alle gratulieren ihr. Los, geh zu ihr, Max!«
Wolfs Stimme war schon ein wenig schwer, er hatte zuviel getrunken, wie fast alle hier. Sie feierten seit mehreren Stunden – nicht nur Stefanies Geburtstag, sondern es war ja zugleich auch eine Abschiedsparty. Stefanie flog in die USA, um sich dort ein Jahr lang mit dem amerikanischen Rechtssystem vertraut zu machen, bevor sie sich in Deutschland eine Stelle in einer guten Kanzlei suchte. Ihr Jurastudium hatte sie bereits abgeschlossen, mit erstklassigen Noten. Sie würde ihren Weg sicherlich machen, alle würden sich um sie reißen. Sie war nicht nur klug, sondern auch so schön, daß ihm jedes Mal das Herz weh tat, wenn er sie sah oder auch nur an sie dachte.
»Später«, murmelte er. Auch er war nicht mehr ganz nüchtern, obwohl er sich eigentlich vorgenommen hatte, überhaupt nichts zu trinken an diesem Abend, denn er wußte, daß dadurch alles nur schlimmer wurde. Aber er hatte sich an seinen Vorsatz nicht gehalten, was er längst bedauerte, denn es fiel ihm zunehmend schwerer, die Fassung zu bewahren. Am liebsten hätte er sich hier auf die Treppenstufen vor dem Haus gesetzt und geweint. Das hatte er nun davon – verdammter Alkohol!
»Nicht später!« protestierte Wolf. »Du mußt ihr jetzt gratulieren, das gehört sich so. Komm schon!«
Wahrscheinlich hatte er recht, genausogut konnte er es jetzt gleich hinter sich bringen. Er folgte dem Freund auf nicht ganz sicheren Beinen zurück ins Innere des Hauses, wo die Party weiterging: Eins der Zimmer war freigeräumt worden und diente als Tanzfläche. Dort bewegten sich etliche Leute zur lauten Musik, die aus einer großen Anlage schallte.
Stefanie war jetzt allein, fast sah sie ein wenig verloren aus, wie sie den Blick über ihre Gäste schweifen ließ, in Gedanken sichtlich ganz weit weg.
Wolf gab Max einen leichten Schubs, und so landete dieser unversehens direkt vor Stefanie. Sie drehte sich um und als sie ihn sah, begannen ihre Augen zu strahlen. »Max!« sagte sie leise.
Er streckte die Arme aus und zog sie an sich. Wieder tat er etwas, was er auf keinen Fall hatte tun wollen, aber er konnte nicht anders. Sie sah so jung und verletzlich aus, so zart – und so wunderschön! Ihre Augen waren sehr blau, die dunkelblonden Haare ringelten sich eigenwillig bis über die Schultern. Ihr Gesicht war nicht klassisch geschnitten, aber es bezog sich seinen ganz eigenen Reiz aus der pikanten vollen Oberlippe und der niedlichen Nase, aus den schönen großen Augen und aus dem lebhaften Mienenspiel ihres Gesichts.
Er spürte ihren Körper in seinen Armen, hörte ihr Herz wie wild klopfen und sog ihren Duft ein – diesen Duft einer jungen Frau von fünfundzwanzig Jahren, die er mehr liebte als sein Leben. Aber er war eben, im Vergleich zu ihr, auch schon fast ein alter Mann! Und deshalb würden sie beide niemals...
Er nahm sich krampfhaft zusammen. »Stefanie«, sagte er ihr leise ins Ohr, »ich hoffe, die Wünsche, die du für das kommende Jahr hast, werden sich erfüllen. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch – und alles, alles Gute für das, was kommt.«
»Ach, Max!« sagte sie. Sie schlang beide Arme um seinen Hals und bog ihren Kopf ein wenig zurück, um ihm in die Augen blicken zu können.
Aber genau das wollte er nicht. Er durfte nicht! Behutsam löste er sich von ihr und trat einen Schritt zurück. Mit gewollt sachlicher Stimme fragte er: »Wann fliegst du?«
Sie zuckte bei seinem Tonfall zusammen, als habe sie einen Schlag erhalten. Erst nach einer Pause antwortete sie: »Um vier. In anderthalb Stunden bringen mich meine Eltern zum Flughafen.«
»Wir werden dich vermissen«, sagte er und sorgte dafür, daß nichts von dem, was er fühlte, seiner Stimme anzuhören war.
Der Glanz in ihren Augen war erloschen, sie nickte stumm. »Ja«, sagte sie. »Ich werde... ich werde euch auch vermissen.«
Er war dankbar dafür, daß eine ihrer Freundinnen kam, um sie mit sich auf die Tanzfläche zu ziehen. Unsicher und mit weichen Knien ging er zur Bar. Er brauchte dringend etwas zu trinken.
»Was ist eigentlich los mit dir?« fragte Wolf, der irgendwann neben ihm auftauchte, schon wieder ein neues Glas in der Hand. »Du schleichst hier durch die Räume, als sei das ein Begräbnis und kein Geburtstagsfest.«
»Es ist auch ein Abschiedsfest«, sagte Max mit brüchiger Stimme.
Wolf lachte. »Stefanie kommt doch wieder! Wart’s nur ab, die hält es kein Jahr da drüben aus, dafür ist sie viel zu gern in Berlin. Ich finde es sowieso eine Schnapsidee, daß sie in die USA geht. Wenn du mich fragst: Sie ist vor irgend etwas auf der Flucht. In Wirklichkeit will sie gar nicht weg.«
Max antwortete nicht. Er starrte in sein Glas, dann setzte er es an die Lippen und stürzte die Flüssigkeit mit einem Mal hinunter. Sie brannte in der Kehle und wärmte ihm augenblicklich den Magen. Wenig später füllte sich sein Kopf mit einer Wolke von Nebel, was er als überaus angenehm empfand. Das Unglück, der Schmerz, die bohrenden Gedanken – alles verschwand in dieser dichten Nebelwolke. Er mußte mehr trinken, dann würde es ihm bessergehen!
*
»Er ist stabil und muß sofort in den OP«,