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Der rote Tarkar
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eBook305 Seiten4 Stunden

Der rote Tarkar

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Über dieses E-Book

Vom wohlhabenden Mann zum Sklaven.
Von grenzenloser Macht zum Kampf ums Überleben.
Erlebe die Geschichte des roten Tarkars und wie er zu einer Legende von Karinth wurde.

Als mächtiger Magier und Sohn des Bürgermeisters gehört Arkan zur privilegierten Oberschicht der Hauptstadt Karinth. Doch als er sein Herz an ein Sklavenmädchen verliert, bedeutet dies nicht nur das Ende seines wohlhabenden Lebens, sondern auch den Beginn einer abenteuerlichen Reise, die ihn an die Grenzen seiner Kräfte bringt. Und ihm aufzeigt, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht mit Gold gekauft werden können.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum16. März 2018
ISBN9783906829845
Der rote Tarkar

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    Buchvorschau

    Der rote Tarkar - C. M. Spoerri

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Landkarten

    Nordkarinth

    Südkarinth

    Halbinsel Brun

    Vorwort

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Epilog

    Schlusswort

    Weitere Fantasy aus der Welt um Karinth & Altra

    Fan werden

    Glossar

    C. M. Spoerri

    Der

    rote Tarkar

    Fantasy

    Der rote Tarkar

    Vom wohlhabenden Mann zum Sklaven.

    Von grenzenloser Macht zum Kampf ums Überleben.

    Erlebe die Geschichte des ›roten Tarkars‹ und wie er zu einer Legende von Karinth wurde.

    Als mächtiger Magier und Sohn des Bürgermeisters gehört Arkan zur privilegierten Oberschicht der Hauptstadt Karinth. Doch als er sein Herz an ein Sklavenmädchen verliert, bedeutet dies nicht nur das Ende seines wohlhabenden Lebens, sondern auch den Beginn einer abenteuerlichen Reise, die ihn an die Grenzen seiner Kräfte bringt. Und ihm aufzeigt, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht mit Gold gekauft werden können.

    Die Autorin

    C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Ursprünglich aus der Klinischen Psychologie kommend, schreibt sie seit Frühling 2014 erfolgreich Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) und hat im Herbst 2015 zusammen mit ihrem Mann den Sternensand Verlag gegründet. Weitere Fantasy- und New-Adult-Projekte sind dabei, Gestalt anzunehmen.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, März 2018

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2018

    Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski | Kopainski Artwork

    Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Martina König

    Landkarte: Corinne Spörri | Sternensand Verlag GmbH

    Satz: Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-906829-85-2

    ISBN (epub): 978-3-906829-84-5

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Liebt, träumt, genießt,

    hasst, verachtet, grollt,

    verzeiht, versöhnt, liebt weiter.

    Wir sind Menschen – das nennt man Leben.

    C.

    Nordkarinth

    Südkarinth

    Halbinsel Brun

    Vorwort

    Dieses Buch handelt von einem Charakter, den meine Leser womöglich schon aus ›Die Legenden von Karinth‹ kennen. Und zwar vom ›roten Tarkar‹, der vollkommen ungeplant in Band 2 der Reihe auftauchte und mich so sehr faszinierte, dass ich seine Vergangenheit ergründen wollte. Dies habe ich nun mit diesem Buch, das natürlich seinen Namen trägt, getan.

    Wir schreiben das Jahr 10 840 der ersten Epoche, also 16 Jahre vor den ›Legenden von Karinth‹, 405 Jahre vor ›Alia‹ und 411 Jahre vor der ›Greifen-Saga‹. In Altra herrscht gerade der Hundertjährige Krieg, aber auf dem Kontinent Karinth, auf welchem diese Geschichte spielt, merken die Menschen nicht viel davon. Sie haben ihre eigenen Probleme und der Kontinent Altra liegt weit, weit weg.

    Folgt mir nach Karinth, in eine Gesellschaft, die sich stark von jener Altras unterscheidet. Und dennoch gilt auch hier: Nur wer Geld hat und Magie in sich trägt, besitzt auch Macht. Aber … ist das wirklich alles, was zählt?

    Kapitel 1

    »Bei den Göttern! Ich habe dich nicht in die Welt gesetzt, damit du wie ein nichtsnutziger Bengel in den Tag hinein lebst – zusammen mit einer lausigen Sklavin!«

    Der hochgewachsene Mann stützte sich schwer auf der Tischplatte ab, während er seinen Sohn anstarrte, der nicht nur die dunkelroten Haare, sondern auch das Temperament von ihm geerbt hatte.

    Dieser gab sich jedoch unbeeindruckt vom wütenden Schnauben, das die Worte seines Vaters begleitete. Er zog nur eine Augenbraue in die Höhe und lehnte sich im Stuhl zurück, während er dem Mann, der ihm gegenübersaß, einen gleichmütigen Blick schenkte. »Und ich dachte, du hättest Mutter – die Götter haben sie selig – deinen Samen gegeben, weil du sie geliebt hast«, meinte er mit betont ruhigem Tonfall.

    Prompt fuhr die Faust seines Vaters auf die Tischplatte hinab und sein Gesicht nahm beinahe dieselbe Farbe wie sein Haar an. »Wie wagst du es, mit mir zu sprechen?!«, wütete er. »Raus! Geh mir aus den Augen! Ich verfluche den Tag, an dem du geboren wurdest!«

    Sein Sohn hatte nur auf diese Aufforderung gewartet. Er erhob sich geschmeidig und verneigte sich übertrieben korrekt. »Du fluchst so viel. Vielleicht solltest du es mal mit Beten versuchen.« Dann drehte er sich mit einem letzten herablassenden Lächeln um und schritt in Richtung der vergoldeten Tür, die das Arbeitszimmer des Magiers vom Rest des Hauses abgrenzte.

    »Arkan!« Die Stimme seines Vaters war schneidender als ein frisch geschliffener Dolch. Der junge Mann drehte sich noch einmal zum Magier um, der immer noch wutschnaubend an seinem Tisch stand. »Wenn du zu diesem Fest gehst, bist du für mich gestorben!«

    »Na, dann überleg dir schon mal eine angemessene Grabrede.« Arkan drehte sich wieder in Richtung Tür, während er hinzufügte: »Am besten ohne zu viel Fluchen, das hören die Tempeldiener nicht so gern.«

    Was sein Vater darauf erwiderte, konnte er nicht mehr hören, denn die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

    Draußen atmete Arkan tief durch und schloss seine smaragdgrünen Augen. Als er sie wieder öffnete, glitt sein Blick zu der dunkelhaarigen Frau, die mit gefalteten Händen im Empfangszimmer saß und wirkte, als würde sie beten. Sie war das hübscheste Mädchen, das er jemals gesehen hatte. Aber nun zeichnete Unsicherheit ihre Züge. Ihre dunkelbraunen Augen waren erwartungsvoll und mit einer Spur Angst auf ihn gerichtet.

    Als er den Kopf schüttelte, ließ sie die Schultern enttäuscht sinken. Ein Anblick, den er sich gern erspart hätte, aber er hatte gewusst, dass es schwierig werden würde, seinen Vater zu überzeugen.

    »Komm, Mila«, murmelte Arkan und hielt ihr seine Hand entgegen. »Lass uns draußen sprechen.«

    Sie nickte und ließ sich wortlos von ihm auf die Beine ziehen. Wie eine gehorsame Sklavin folgte sie ihm – ein Gedanke, der Arkan die hochnäsige Gelassenheit, die er seinem Vater eben noch vorgespielt hatte, vergessen ließ.

    Er hasste es, wenn er selbst sie so sah. Aber das war sie nun mal: eine Sklavin. Die Sklavin seines Vaters. Und doch sah er so viel mehr in ihr. Seit er sie zum ersten Mal im Speisesaal des stattlichen Herrenhauses erblickt hatte. Er hatte lange gebraucht, um sich aus seiner Erstarrung zu lösen, und danach hatte er sich nicht mehr aufs Essen konzentrieren können. Immer wieder waren seine Blicke der hübschen neuen Sklavin gefolgt. Und dann, vor ein paar Monaten, hatte er sie zu sich gerufen, um mit ihr in Ruhe zu sprechen. Da hatte er gemerkt, dass hinter ihrer schönen Fassade eine überaus kluge und warmherzige Frau steckte – und sich in sie verliebt.

    Sie war sein Ein und Alles … nur wollte sein Vater das leider nicht einsehen.

    »Sturer alter Bock«, brummte er, während er mit Mila an der Hand in die Gärten hinaustrat.

    Hier gab es ein weitläufiges Labyrinth aus hohem, gepflegtem Buschwerk, das so manche geheime Nische verbarg. Früher hatte Arkan sich einen Spaß daraus gemacht, jede Menge Magierinnen im Schutze der Büsche zu verführen. Bis er Mila begegnet war. Von da an hatte sich alles geändert. Er hatte sich geändert. Er war zwar erst zwanzig Jahre alt und sie seine erste große Liebe – aber umso entschlossener war er, um sie zu kämpfen.

    Nun führte er die junge Frau zu einer Steinbank und bedeutete ihr, sich zu setzen.

    »Was hat er gesagt?«, fragte sie und sah ihn mit großen Augen an.

    In ihnen lag so viel Hoffnung, dass es Arkan beinahe das Herz zerriss, ihr genau diese nehmen zu müssen. »Er hat viel gesagt – vor allem aber geschrien und geflucht.« Er strich sich seine langen Haare zurück, die er wie immer offen trug, und fuhr sich dann mit der Hand über den Kinnbart, den er jeden Tag sorgfältig pflegte. Einen Moment blickte er in den Himmel, dann zurück zu Mila und seufzte. »Es tut mir leid … Es tut mir leid, dass er so ein verbohrter Esel ist.« Er ließ sich neben ihr auf die Bank fallen und ergriff ihre Hände. »Aber ich lasse mich davon nicht abhalten. Ich werde mit dir zu diesem Fest gehen. Auch wenn mein Vater mich deswegen enterben sollte.«

    Mila senkte den Blick und starrte auf ihre Finger, die Arkan mit seinen festhielt. »Es sollte wohl nicht sein«, flüsterte sie. »Ohne die Einwilligung deines Vaters dürfen wir nicht zum Rosenfest gehen und uns verloben. So will es das Gesetz.«

    »Sag so etwas nicht!«, widersprach Arkan und zog sie näher zu sich. Der Duft nach Veilchen, der immer von ihr ausging, strömte ihm entgegen. Er sog ihn tief ein, tankte Kraft daraus, ehe er umso energischer fortfuhr. »Wir lieben uns. Alles andere ist bedeutungslos! Mein Vater ist bedeutungslos! Ich scheiß auf seine Einwilligung!«

    Milas dunkle Augen verfingen sich in seinen. Er konnte sie unnatürlich glänzen sehen … Sie weinte … seinetwegen. Eine Feststellung, die ihn hart schlucken ließ.

    »Arkan … ich liebe dich«, hauchte sie. »Mehr als alles andere auf der Welt. Aber wir sind nicht füreinander bestimmt.« Sie entzog sich ihm und wischte eine Träne weg, die sich von den Wimpern gelöst hatte und ihr über die Wange rann. »Du bist einer der reichsten und mächtigsten Männer in Karinth. Ein Magier aus dem Hochadel, dem Möglichkeiten offenstehen, die dein Volk in eine bessere Zukunft führen können. Und ich … ich bin nur eine einfache Sklavin. Ohne Stammbaum. Ohne Mittel oder Möglichkeiten. Du darfst dein Leben nicht für mich aufgeben, hörst du?«

    Arkan hatte in der Hälfte ihrer Ansprache begonnen, den Kopf zu schütteln. Jetzt fielen ihm einige seiner langen roten Haarsträhnen wieder in die Augen und er blinzelte sie weg. »Nein. Hör auf, so etwas zu sagen! Ich gebe mein Leben nicht auf, ich beginne es erst wirklich zu leben – weil ich dich an meiner Seite habe. Wenn ich dich heirate, bist du nicht mehr ohne Stammbaum. Dann …«

    »Was dann?«, unterbrach sie ihn. »Ich bin dennoch eine Niedere. Auch die Tatsache, dass ich ein bisschen Erdmagie in mir trage, ändert daran nichts. Der Hochadel würde immer die Sklavin in mir sehen, die die Blutlinien der Magier beschmutzt. Niemand billigt die Anwesenheit einer Niederen in der Oberstadt. Mögen sie noch so sehr behaupten, dass auch Sklaven mit magischen Kräften die Möglichkeit haben, an den Akademien zu lernen. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Was glaubst du, warum ich niemandem erzählt habe, dass ich ein paar kleine Zauber beherrsche?« Ihre Augen weiteten sich. »Wenn sie es erfahren hätten, hätten sie mich doch längst getötet. Und wenn wir heiraten … dann wäre der Tod beinahe besser als das, was dir blühen würde. Man würde dich verstoßen – dir alles nehmen, was du je hattest. Nein«, sie sah ihn eindringlich an, »das kann ich nicht verantworten.«

    »Das ist mir gleichgültig«, erwiderte Arkan in bestimmendem Tonfall. »Alles Geld der Welt bedeutet mir nichts, wenn ich nicht bei dir sein kann.«

    Mila lächelte gequält. »Das sagst du jetzt. Aber … irgendwann wirst du mir genau das zum Vorwurf machen. Irgendwann wirst du dich fragen, ob es das wert war. Ob ich das wert war. Und dann wirst du zu zweifeln beginnen.«

    »Ich werde nie zweifeln! Hier.« Er zog eine kleine Schatulle aus seinem Hemd, die er ihr eigentlich erst beim Rosenfest als Verlobungsgeschenk hatte geben wollen. Aber wenn sie glaubte, dass seine Liebe nicht groß genug war, musste er ihr eben jetzt gleich das Gegenteil beweisen. »Nimm das hier zum Zeichen, dass ich dich immer lieben werde. Ganz gleichgültig, was geschieht.«

    Sie senkte den Blick und starrte auf die Schatulle, die er ihr so lange entgegenstreckte, bis Mila sie sachte in ihre Hand nahm. Als sie das Kästchen öffnete, entfuhr ihr ein Laut der Überraschung. »Arkan …«, hauchte sie. »Das … Ich kann das nicht annehmen.«

    »Doch. Das kannst du«, erwiderte er mit Nachdruck, griff nach der Schatulle und nahm den edlen Armreif heraus, den er vor zwei Wochen bei einem der teuersten Schmuckhändler gekauft hatte.

    Er bestand aus purem Gold, hatte filigrane Verzierungen, die kleinen Blüten glichen, sechs an der Zahl – der Zahl der Liebe. Arkan hatte sie extra für Mila eingravieren lassen. Solche Armreife galten als sehr begehrt unter der Oberschicht, da sie die Verbindung zweier Menschen darstellten.

    Als Mila nicht reagierte, ergriff Arkan ihre Hand und streifte den Reif darüber. »Ich liebe dich«, sagte er und küsste sie auf den Mund.

    Doch sie erwiderte den Kuss nicht, sah bloß auf den Armreif hinunter, während ihr Gesicht immer trauriger wurde. »Arkan … du weißt nicht, wie es ist, ohne Geld und Macht zu leben«, flüsterte sie. »Du musstest nie auf Wohlstand verzichten und wirst es auch nie müssen. Das Leben, das ich führe … es unterscheidet sich so sehr von deinem.« Sie sah ihm wieder in die Augen. »Du wirst unglücklich werden mit mir. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen. Aber irgendwann fehlt dir das alles.« Mit ihrer Hand beschrieb sie einen ausladenden Kreis, der das Herrenhaus samt den wunderschönen Gärten mit einschloss.

    »Ohne dich werde ich aber nicht glücklich«, warf Arkan verzweifelt ein.

    »Doch. Das wirst du. Das musst du. Du bist ein mächtiger Magier und kannst dein Leben verlängern. Ich bin eine einfache Frau. Ich werde alt und gebrechlich – und spätestens dann wirst du mich nicht mehr lieben können.«

    »Ich werde zusammen mit dir alt werden und auf mein langes Leben verzichten«, versuchte er, ihren Entschluss zum Schwanken zu bringen. Vergebens.

    Mila schüttelte bloß den Kopf, erhob sich und strich ihr schlichtes beiges Dienergewand zurecht. »Nimm den Armreif zurück.« Sie streifte ihn ab, aber Arkan weigerte sich, ihn anzunehmen. Also seufzte sie und zog ihn wieder an, ehe sie traurig auf ihn hinuntersah. »Ich werde deinen Vater bitten, mich zu verkaufen«, flüsterte sie.

    »Was wirst du?!« Arkan sprang von der Bank hoch und packte sie an den Schultern. »Niemals! Das lasse ich nicht zu!«

    Mila legte sanft ihre Hände auf seine. »Es ist die einzige Möglichkeit. Das mit uns – es war ein schöner Traum. Aber nun müssen wir in die Wirklichkeit zurückkehren und in dieser bin ich nun mal eine Sklavin. Doch wenn ich weiter hier arbeite, werden wir uns jeden Tag sehen. Irgendwann wirst du eine andere Frau haben. Und das … ertrage ich nicht.« Sie wand sich aus seinem Griff und ging raschen Schrittes davon.

    Arkan wollte ihr nachrennen, aber seine Beine waren wie am Boden festgeklebt.

    Nein … Er konnte sie nicht einfach gehen lassen. Und doch erkannte er die Wahrheit in ihren Worten. Mila hätte keine Chance, an seiner Seite glücklich zu werden. Nicht hier. Nicht in Karinth.

    Aber … Was, wenn er sie nicht hier heiraten würde? Wenn er mit ihr durchbrannte? Irgendwohin, wo niemand sie kannte? Wo sie Seite an Seite glücklich werden könnten, ohne dass jemand ihren Stand infrage stellte?

    Er dachte an Altra oder Seoul. Zwei Kontinente, so weit entfernt, dass nur die wenigsten Händler jemals dort gewesen waren. Und doch gab es sie. Er hatte viele Geschichten gehört. Abenteuerliche Legenden von Drachen, Zwergen, Elfen … Völker, die erst vor einigen Jahren hier in Karinth aufgetaucht waren, als der Hundertjährige Krieg in ihrem eigenen Land begonnen hatte.

    Allerdings … Mila in ein Land zu bringen, in welchem Krieg herrschte, erschien ihm ebenso riskant wie unüberlegt. Doch in der Stadt konnte er nicht bleiben, wenn er mit ihr zusammen sein wollte. Jeder kannte ihn, da sein Vater der Bürgermeister der Hauptstadt und damit der einflussreichste Mann in Nordkarinth war.

    Es war zum Verzweifeln …

    »Na, was tust du denn hier so allein? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«

    Die Stimme seiner Schwester Cassandría riss ihn aus den wirbelnden Gedankengängen und er blinzelte, während er sich zu ihr umdrehte.

    Wie immer war sie atemberaubend schön. Nicht nur, dass ihr Haar im Sonnenlicht wie Gold glänzte, auch ihre Augen – die dieselbe grüne Farbe wie seine eigenen besaßen – strahlten regelrecht mit dem smaragdfarbenen Kleid um die Wette, das ihre weiblichen Reize hervorragend betonte. Den fein geschwungenen Mund hatte sie zu einem Lächeln verzogen, von welchem Arkan jedoch wusste, dass es einstudiert war.

    Seine Schwester war kein liebevoller Mensch. Sie kam ganz nach ihrer Mutter, welche zeit ihres Lebens nach Macht und Geld gedürstet hatte. Beides hatte sie nicht in ihr Grab mitnehmen können, als sie an einer Krankheit gestorben war, gegen die sogar die Heiler machtlos gewesen waren.

    Auch Cassandría war auf dem besten Weg, irgendwann mit versteinertem Herzen zu sterben, wenn sie so weitermachte und mit ihrer herablassenden Art jeden Verehrer vergraulte – und sie hatte eine Menge davon. Aber sie hielt lieber ihre kranke Beziehung zu ihrem Cousin aufrecht, als sich die Mühe zu machen, sich einem fremden Mann zu öffnen. Vielleicht war es auch besser so. Jeder wäre an ihrer Seite unglücklich geworden – und ihr Cousin Biélal hatte dieses Schicksal wenigstens verdient, denn er war ein Heuchler ohne Rückgrat.

    »Was schaust du mich so an?«, fragte sie und legte den Kopf schief. »Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?«

    »Wohl eher unser Vater«, knurrte Arkan und fuhr sich wieder durch das Haar.

    »Kann ich etwas für dich tun?«

    Sie fuhr ihm mit der Hand sachte über den Oberarm, was ihn erschaudern ließ. Er wusste genau, was dieses ›etwas‹ war. Sie hatte es ihm nur zu deutlich gezeigt, als sie ihn einmal beim Baden ›überrascht‹ hatte. Seither schloss er immer alle Türen ab, ehe er sich auszog.

    »Lass mich.« Er packte ihre Hand und schob sie weg. »Du bist eine kranke Frau mit kranken Fantasien. Ganz sicher nicht das, was ich jetzt brauche.«

    »Sagt er und sieht mich dennoch so lüstern an, dass mir ganz warm wird.« Nun lächelte sie echter, denn dieses Spiel bereitete ihr Vergnügen.

    Arkan wusste, dass er sie weder ›lüstern ansah‹ noch ihr ›ganz warm‹ wurde. Aber es hätte keinen Sinn gemacht, ihr dies zu sagen. Also wandte er sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen.

    »Es ist wegen ihr, oder?«

    Cassandrías Stimme ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten.

    Wann verdammt noch mal hatte sie etwas von Mila erfahren? Er hatte sich so sehr bemüht, ihre Beziehung geheim zu halten. Nur seinem Vater hatte er vorhin zum ersten Mal die Wahrheit gesagt. In der vergeblichen Hoffnung, dass das kalte Herz des Magiers doch noch einen Funken des Feuers tragen möge, das ihm ansonsten in Form von Magie durch die Adern floss …

    Da Arkan bewusst war, dass es nichts bringen würde, seiner Schwester eine Lüge aufzutischen, versuchte er es gar nicht erst. »Woher weißt du …«

    »Ich weiß über alles Bescheid, was in diesem Hause geschieht, Bruderherz.« Ihre Stimme klang beinahe fröhlich und verspielt. »Auch, was die kleine Sklavin vorhat. Armes Ding, will sich selbst zum Verkauf anbieten … Wirklich bedauerlich, wie grausam das Schicksal manchmal sein kann.«

    Nun entfuhr Arkan ein Knurren und er wirbelte zu Cassandría herum. »Ich warne dich! Wenn du deine dreckigen Finger im Spiel hast …«

    Wieder ließ sie ihn nicht ausreden, denn sie hob die Arme in die Luft und grinste. »Meine Hände sind so rein wie mein Herz, Liebster.«

    Beides eine Lüge. Aber auch hier brachte es nichts, ihr dies vorzuhalten, denn sie wusste es genauso gut wie Arkan selbst.

    »Dann sorg dafür, dass das auch so bleibt!«, fuhr er sie stattdessen an. »Und jetzt entschuldige mich. Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich mit dir abzugeben. Zum Beispiel wollte ich schon immer wissen, wie viele Steinplatten unser Vorhof hat.«

    Sie ließ ihr glockenhelles Lachen erklingen, für das Männer töten würden, nur um der Grund dafür zu sein. Arkan widerte es einfach nur an.

    »Dann lass dich nicht davon abhalten, lieber Bruder«, säuselte sie. »Und bei der Gelegenheit kannst du auch gleich das Unkraut aus den Rillen zupfen. Denn deine Sklavenfreundin wird das wohl nicht mehr lange tun können. Nun ja, vielleicht wird sie sich ja auch bald aus einem anderen Grund bücken …«

    Arkan war drauf und dran, Cassandría zu packen und zu schütteln, aber er widerstand dem Drang, ihr wehzutun, und drehte sich stattdessen wortlos um. Er wusste, dass es sie viel mehr kränkte, wenn sie nicht die Aufmerksamkeit erhielt, auf die sie mit solchen Provokationen abzielte. Also ging er gemäßigten Schrittes auf den Ausgang des Labyrinths zu und atmete erst durch, als er die obere Ebene der Gärten erreicht hatte, die zu seinen Gemächern führte.

    Verdammt noch mal. Er würde es zu verhindern wissen, dass Mila seinen Vater darum bat, sie zu verkaufen. Denn wenn sie das täte, würde sie

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