Parker legt die Biber trocken: Der exzellente Butler Parker 4 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Diesmal, Mister Parker, werde ich mich aber durch nichts ablenken lassen«, erklärte Agatha Simpson sehr nachdrücklich. »Ich werde jetzt meinen Roman schreiben, komme, was da will.« »Mylady werden möglicherweise bald auf der internationalen Liste der Bestseller erscheinen«, deutete der Butler höflich an. »Mylady werden dann mit einem völlig neuen Leben rechnen müssen.« »Ich weiß«, seufzte sie. »Autogrammstunden, Dichterlesungen und dann Hollywood, das meinen Roman selbstverständlich verfilmen wird.« »Von diversen Fernsehproduktionen ganz zu schweigen, Mylady.« Das Gesicht des Butlers blieb glatt und ausdruckslos. »Ich werde mich damit abfinden müssen, Mister Parker.« Die ältere Dame seufzte erneut, gab sich dann einen inneren Ruck und musterte unternehmungslustig die nähere Umgebung. Sie befand sich auf der Terrasse eines kleinen, hübschen Hotels, das nahe am Wasser lag. Zu ihren Füßen dehnte sich ein idyllischer See... Bootsstege reichten weit in das saubere Wasser. An ihnen lagen Motor- und Hausboote in allen Größen und Preisklassen. Es war ein wunderbarer früher Nachmittag. Man war gerade aus London angereist. Lady Agatha brannte darauf, so schnell wie möglich auf ihr Hausboot zu gelangen.
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Der exzellente Butler Parker
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Parker legt die Biber trocken - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 4 –
Parker legt die Biber trocken
Günter Dönges
»Diesmal, Mister Parker, werde ich mich aber durch nichts ablenken lassen«, erklärte Agatha Simpson sehr nachdrücklich. »Ich werde jetzt meinen Roman schreiben, komme, was da will.«
»Mylady werden möglicherweise bald auf der internationalen Liste der Bestseller erscheinen«, deutete der Butler höflich an. »Mylady werden dann mit einem völlig neuen Leben rechnen müssen.«
»Ich weiß«, seufzte sie. »Autogrammstunden, Dichterlesungen und dann Hollywood, das meinen Roman selbstverständlich verfilmen wird.«
»Von diversen Fernsehproduktionen ganz zu schweigen, Mylady.« Das Gesicht des Butlers blieb glatt und ausdruckslos.
»Ich werde mich damit abfinden müssen, Mister Parker.« Die ältere Dame seufzte erneut, gab sich dann einen inneren Ruck und musterte unternehmungslustig die nähere Umgebung. Sie befand sich auf der Terrasse eines kleinen, hübschen Hotels, das nahe am Wasser lag. Zu ihren Füßen dehnte sich ein idyllischer See...
Bootsstege reichten weit in das saubere Wasser. An ihnen lagen Motor- und Hausboote in allen Größen und Preisklassen. Es war ein wunderbarer früher Nachmittag.
Man war gerade aus London angereist. Lady Agatha brannte darauf, so schnell wie möglich auf ihr Hausboot zu gelangen. Butler Parker hatte von London aus ein besonders komfortables Boot gemietet, das über ein großes Sonnendeck verfügte. Zwei starke Inborder-Motoren warteten nur darauf, ihre Schrauben in Bewegung setzen zu können.
Die immens vermögende und schon seit vielen Jahren verwitwete ältere Dame konnte sich diesen Luxus durchaus leisten. Zudem glaubte sie fest an ihre einmalige schriftstellerische Begabung. Sie war fest entschlossen, dafür ihre kriminalistischen Neigungen zu unterdrücken. In der romantischen Abgeschiedenheit der sogenannten Norfolk Broads wollte sie sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren.
»War ich nicht schon mal hier?« fragte sie und beobachtete die beiden Hotelangestellten, die viele Gepäckstücke an Bord brachten.
»Mylady beehrten die Broads vor Jahren«, erinnerte Josuah Parker. »Mylady bekamen seinerzeit Kontakt mit Mitgliedern der Unterwelt.«
»Richtig«, meinte sie und nickte wohlwollend. »Ich zerschlug hier eine Gangsterbande, nicht wahr?«
»Mylady waren selbstverständlich erfolgreich.«
»Nun, diesmal werde ich meine Ruhe haben, Mister Parker. Sie haben genügend Manuskriptpapier geordert?«
»Mylady könnten damit durchaus zwei Bestseller zu Papier bringen.«
»Wer weiß, wer weiß«, sagte sie kokett. »Ich fühle mich in ausgezeichneter Form, Mister Parker. Sind Sie sicher, ein ruhiges Plätzchen entdeckt zu haben?«
»Die Spezialkarte der Norfolk Broads weist etwa dreihundertzwanzig Kilometer Wasserwege auf, Mylady, ganz zu schweigen von verwunschenen Buchten und kleinen Seitenarmen, die in dieser Kilometerzahl nicht enthalten sind.«
»Ich werde nach einem bestimmten Programm leben und arbeiten, Mister Parker«, schwärmte Lady Agatha weiter. »Ich werde pro Tag wenigstens zwanzig bis dreißig Seiten schreiben.«
»Mylady werden mit Sicherheit neue Maßstäbe setzen.« Josuah Parker, ein alterslos wirkender Mann, etwas über mittelgroß, war das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers. Seine Bewegungen waren stets würdevoll und gemessen. Seine Sprache zeichnete sich durch übergroße Höflichkeit aus. Dennoch, Butler Parker war keineswegs servil. Er strahlte beeindruckende Autorität aus. Es gab kaum etwas, was ihn in Erregung zu setzen vermochte, wenigstens spiegelte sein glattes Gesicht solch ein Gefühl niemals wider. Er war, alles in allem, eine Persönlichkeit.
»Nun denn, Mister Parker.« Sie warf sich in die an sich schon üppige Brust und setzte ihre majestätische Fülle in Bewegung. Wenn man mit Lady Agatha zu tun hatte, vergaß man schnell, daß sie mit einiger Sicherheit bereits das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte. Sie verfügte über eine sehr baritonal gefärbte Stimme, die nicht gerade leise war und erinnerte, was ihre Gestik betraf, an eine Bühnen-Heroine.
Josuah Parker folgte nicht unmittelbar.
Er hatte zwei männliche Gäste entdeckt, die ihm nicht gerade fremd waren. Einer der beiden Männer war untersetzt und zeigte einen deutlichen Bauchansatz. Auf seinem Kopf saß ein Panamahut, sein Sommeranzug stammte mit Sicherheit nicht von der Stange eines Warenhauses.
Sein Begleiter war schlank, hatte geschmeidige Bewegungen und trug eindeutig eine Schulterhalfter, die wohl kaum unbesetzt war.
Es handelte sich um die Herren Wade Allyson und Cliff Snakins, denen man romantische Anwandlungen kaum nachsagen konnte. Sie gehörten zur Unterwelt von London und spielten in ihr keine unbedeutende Rolle.
Wade Allyson war der Chef einer Bande, die sich mit Drogen aller Art befaßte. Cliff Snakins galt als ein Vollstrecker und hatte mit Sicherheit bereits einige Morde auf dem Gewissen, die man ihm bisher allerdings nicht hatte nachweisen können.
»Was ist denn, Mister Parker?« fragte Lady Agatha ungeduldig vom Bootssteg her.
»Stets zu Myladys Diensten«, lautete die Antwort des Butlers. Er hatte plötzlich das Gefühl, daß seine Herrin kaum in aller Ruhe an ihrem geplanten Bestseller schreiben würde.
Mit Störungen war fest zu rechnen.
*
Lady Agatha erwies sich als wahre Meisterin, was ihre seemännischen Qualitäten betraf.
Sie stand vor dem Ruder und wartete nur darauf, die beiden Inborder-Motoren in Bewegung setzen zu können. Die Angestellten des Freizeitparks hatten die Leinen gelöst und winkten der älteren Dame zu, die beherzt nach den beiden verchromten Hebeln langte, die die Benzinzufuhr der Motoren regelten.
Selbstverständlich gab die Lady sofort Vollgas und ließ die Schrauben arbeiten. In eleganter Schlangenlinie durchpflügte das nicht gerade kleine, recht massiv wirkende Hausboot die stillen Wasser, rammte einen soliden Steg, ließ ihn in den Fluten versinken und nahm Kollisionskurs auf eine schnittige Motoryacht, deren Freizeitkapitän übernervös reagierte. Er riß sein Ruder herum und setzte die Motoryacht durchaus gekonnt auf eine Böschung.
Dies bekam weder dem Boot noch ihm.
Die Motoryacht besann sich auf ihre Einzelteile und legte sie auf der Böschung ein wenig unordentlich ab. Der Freizeitkapitän absolvierte einen Salto und landete nach kurzem Freiflug auf dem Sonnensegel eines Wohnwagengespanns.
»Was suchen diese Anfänger nur auf dem Wasser, Mister Parker?« fragte die ältere Dame, die dem Geschehen nur einen kurzen Blick gegönnt hatte. Sie konzentrierte sich bereits auf die Einfahrt in eine Art Kanal, aus dem ein Tretboot hervorkam.
»Mylady sollten vielleicht ein wenig nach Backbord ausweichen«, schlug Josuah Parker in seiner höflichen Art vor.
»Warum nicht, Mister Parker?« Sie lächelte wohlwollend und tat genau das Gegenteil. Sie steuerte nach Steuerbord und brachte den Mann auf dem Tretboot in einige Verlegenheit. Er entschloß sich dann aber in Anbetracht der vorauszusehenden Entwicklung, das Wassergefährt schleunigst zu verlassen. Mit durchaus elegantem Hechtsprung warf er sich ins Wasser und brachte sich in Sicherheit.
»Sehr leicht zu handhaben, Mister Parker«, konstatierte Lady Agatha, die erstaunlicherweise ohne weitere Komplikationen das Boot in den an sich breiten Wasserkanal bugsierte.
»Mylady beweisen wieder mal eine einmalige Meisterschaft«, stellte der Butler fest. »Vielleicht könnten und würden Mylady die Fahrt ein wenig drosseln«, deutete Parker an.
»Ich will so schnell wie möglich an meinen Liegeplatz«, gab sie munter zurück. »Ich darf keine Zeit verlieren.«
Josuah Parker wußte aus Erfahrung, daß Mylady nun kaum noch zu bremsen war. Was sie sich mal in den Kopf gesetzt hatte, führte sie auch durch. Sie verunsicherte zwei entgegenkommende Hausboote, drängte eine kleinere Motoryacht in den Kanal ab und veranlaßte schließlich zwei Kanufahrer, auf Tauchstation zu gehen. Sonst aber gab es kaum Zwischenfälle. Parker atmete auf, als der Kanal sich erweiterte und in einen kleinen See überging.
Er dachte unwillkürlich an die Niederlande.
Dort wie hier gab es flache, weite Wiesen, sogar einige Windmühlen, weidendes Vieh, idyllisch gelegene Häuser und einen weiten Himmel.
Die Norfolk Broads, die der Butler natürlich recht gut kannte, waren ein beliebtes Ferienziel im Nordwesten von Yarmouth. Bis zur Ostküste war es nicht weit. Wer Ruhe, Erholung und eine sanfte Abwechslung suchte, kam hier mit Sicherheit voll auf seine Kosten.
Wasservögel stiegen ohne Panik aus den schilfbestandenen Uferzonen hoch, Libellen schwirrten durch die Luft und erinnerten an kleine, bunt schillernde Helikopter, Fische sprangen aus dem ruhigen Wasser und schnappten nach Fliegen.
»Machen wir uns nichts vor, Mister Parker«, ließ Agatha Simpson sich plötzlich vernehmen. »Auf die Dauer wäre das hier alles doch recht