Von New York an den Tegernsee: Der Arzt vom Tegernsee 6 – Arztroman
Von Laura Martens
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Über dieses E-Book
Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen.
Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird.
Dr. Baumann runzelte die Stirn. Einen Moment lang hatte er das Gefühl gehabt, Katharinas Stimme zu hören. Sie kam aber nur bei wirklich dringenden Angelegenheiten in die Praxisräume. Er wandte sich auch gleich wieder seiner Patientin zu, die ihm gegenübersaß.»Es besteht wirklich kein Grund zur Beunruhigung, Frau Schröter«, meinte er. »Nichts deutet darauf hin, daß Sie die Krankheit Ihrer Mutter geerbt haben. Sie sollten aber trotzdem einen Hut aufsetzen, wenn Sie sich bei diesen sommerlichen Temperaturen im Freien aufhalten. Ich werde Ihnen Baldriantropfen aufschreiben. Falls Sie aber weiterhin mit dem Einschlafen Schwierigkeiten haben sollten, so kommen Sie ruhig nochmals vorbei.« Er lächelte der Vierzigjährigen, die erst kürzlich ihre Mutter durch einen Gehirntumor verloren hatte, aufmunternd zu. Dann erhob er sich und begleitete sie zur Tür.Kaum hatte sich jedoch die Tür hinter seiner Patientin geschlossen, öffnete sie sich auch schon wieder, und Katharina Wittenberg schob ihren fülligen Körper über die Schwelle. Aufgeregt schwenkte sie ein Blatt Papier. »Ich habe Tina gebeten, sich etwas Zeit zu lassen, ehe sie den nächsten Patienten hereinschickt«, verriet sie.Die Stirn des Arztes runzelte sich erneut. »Es warten aber noch einige Patienten, oder?»Ja, schon«, gab Katharina zu, die bereits seit vielen Jahren im Doktorhaus lebte.»Katharina!« Eric Baumann seufzte.
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Von New York an den Tegernsee - Laura Martens
Der Arzt vom Tegernsee
– 6–
Von New York an den Tegernsee
Laura Martens
Dr. Baumann runzelte die Stirn. Einen Moment lang hatte er das Gefühl gehabt, Katharinas Stimme zu hören. Sie kam aber nur bei wirklich dringenden Angelegenheiten in die Praxisräume. Er wandte sich auch gleich wieder seiner Patientin zu, die ihm gegenübersaß.
»Es besteht wirklich kein Grund zur Beunruhigung, Frau Schröter«, meinte er. »Nichts deutet darauf hin, daß Sie die Krankheit Ihrer Mutter geerbt haben. Sie sollten aber trotzdem einen Hut aufsetzen, wenn Sie sich bei diesen sommerlichen Temperaturen im Freien aufhalten. Ich werde Ihnen Baldriantropfen aufschreiben. Falls Sie aber weiterhin mit dem Einschlafen Schwierigkeiten haben sollten, so kommen Sie ruhig nochmals vorbei.« Er lächelte der Vierzigjährigen, die erst kürzlich ihre Mutter durch einen Gehirntumor verloren hatte, aufmunternd zu. Dann erhob er sich und begleitete sie zur Tür.
Kaum hatte sich jedoch die Tür hinter seiner Patientin geschlossen, öffnete sie sich auch schon wieder, und Katharina Wittenberg schob ihren fülligen Körper über die Schwelle. Aufgeregt schwenkte sie ein Blatt Papier. »Ich habe Tina gebeten, sich etwas Zeit zu lassen, ehe sie den nächsten Patienten hereinschickt«, verriet sie.
Die Stirn des Arztes runzelte sich erneut. »Es warten aber noch einige Patienten, oder?«
»Ja, schon«, gab Katharina zu, die bereits seit vielen Jahren im Doktorhaus lebte.
»Katharina!« Eric Baumann seufzte. »Was immer geschehen ist, kann das nicht bis heute mittag warten?«
»Bis dahin sind es noch zwei Stunden!« Katharina hob den Briefbogen in die Höhe. »Der Postbote war da!«
»Das denke ich mir. Er kommt fast täglich.«
»Ich habe einen Brief aus Amerika bekommen.« Katharina ließ nicht locker. Sie war erfüllt von Vorfreude.
»Das ist doch schon öfter vorgekommen«, entgegnete der Arzt trocken. Demonstrativ hob er den Arm und sah auf seine Uhr.
»Maren kommt nach Deutschland«, sprudelte Katharina los. »Du kennst sie nicht, ich kenne sie auch nicht, aber sie ist die Enkelin meiner Freundin.«
»Katharina, kannst du mir das nicht heute mittag erzählen?« Langsam wurde Eric ungeduldig. Gerade Katharina, die schon für seinen Vater die gute Seele des Doktorhaushalts gewesen war, mußte eigentlich wissen, daß Privates aus der Praxis herausgehalten werden sollte.
»Es ist aber wichtig«, trumpfte Katharina auf. »Ich möchte Maren zu uns einladen. Sie will einige Wochen in Deutschland bleiben, sie ist Fotografin.«
»Moment mal«, stoppte der vierzigjährige Arzt ihren Redestrom. »Ich habe ja nichts dagegen, wenn hin und wieder jemand in unserem Gästezimmer übernachtet, aber du sprichst von Wochen.« Er packte Katharina an den Schultern und schob sie Richtung Tür. »Darüber müssen wir uns wirklich ausführlich in der Mittagszeit unterhalten.«
Katharina Wittenberg erstarrte. »Ich dachte… ich wollte…« Sie preßte die Lippen zusammen und streckte das Kinn nach vorn.
»Katharina, nun sei doch nicht gleich eingeschnappt. Selbstverständlich kannst du jemanden einladen. Wir sprechen später darüber.«
»Entschuldige!« Die langjährige Haushälterin, die an Eric bereits Mutterstelle vertreten hatte, rauschte hinaus.
Dr. Baumann seufzte. Er mochte Katharina, aber sie konnte manchmal auch sehr anstrengend sein. Gleich danach lächelte er jedoch. Ohne Katharina konnte er sich das Doktorhaus gar nicht vorstellen. Die Tür ging wieder auf, und seine Sprechstundenhilfe führte den nächsten Patienten herein. Diesmal war es ein Junge von zwölf Jahren, der sich in Begleitung seiner Mutter befand. Der Arzt wandte sich dem Jungen zu, das Private trat in den Hintergrund.
Drei Stunden später betrat er dann die Wohnräume. Wieder einmal hatte die Sprechstunde länger gedauert. Er streckte sich. »Katharina, ich bin hier, wir können essen.«
Dann fiel sein Blick auf den gedeckten Tisch, doch dort befand sich nur ein Gedeck auf der blütenweißen Tischdecke. Er stürmte in die Küche. Die Haushälterin stand am Herd und sah ihm kühl entgegen.
»Du kannst am Tisch Platz nehmen. Es gibt als Vorspeise eine Pastete, ich habe sie warmgehalten.«
»Katharina…«, begann er, aber sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Er schluckte weitere Worte hinunter und stapfte aus der Küche. Eine schmollende Katharina war etwas völlig Unbekanntes für ihn. Sie war gutmütig, konnte aber auch sehr resolut sein. Gerne behandelte sie ihn noch wie einen Jungen, aber im Grunde störte ihn dies nicht. Er ließ sich auf den Stuhl fallen und harrte der Dinge, die nun kommen würden.
Es dauerte auch nur wenige Minuten, dann erschien Katharina mit der Pastete. Sie stellte den Teller vor ihn hin und hob den Kopf an, so daß ihr Blick nun über ihn hinwegging. »Guten Appetit!« wünschte sie förmlich.
»Katharina!« Eric wußte nicht, ob er lächeln oder ärgerlich sein sollte.
»Du kannst dir die Frage sparen, ich habe bereits gegessen.« Noch immer sah sie über ihn hinweg. »Ich habe vor, mir den heutigen Nachmittag freizunehmen. Ich will mich im Ort umsehen, vielleicht kann ich irgendwo ein Zimmer für Maren mieten. Für die Kosten komme ich selbstverständlich auf.«
»Was soll denn dieser Unsinn!« Dr. Baumann sprang auf.
»Bleib sitzen und iß, sonst wird die Pastete kalt«, entgegnete Katharina kühl. Sie trat einen Schritt zurück. »Was möchtest du trinken? Ich habe einen Gemüseteller vorbereitet…«
Eric fiel ihr ins Wort. »Was möchtest du trinken! Du setzt dich jetzt zu mir, und wir sprechen über diese Maren.«
»Diese Maren ist die Enkelin meiner besten Freundin«, entgegnete Katharina spitz.
»Ich kann mich erinnern. Als ich noch ein Junge war, hast du mir immer die bunten Ansichtskarten gezeigt.« Eric lächelte sie an. »Es waren tolle Karten dabei, und ich träumte damals von den Indianern.«
»Ich habe meine Freundin nie wieder gesehen. Und selbst bin ich auch nie in die Staaten geflogen. Es hat sich einfach nicht ergeben.« Katharina seufzte und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. Sie faltete die Hände und sah vor sich hin. Die Erinnerung hüllte sie an.
Plötzlich konnte Eric sie verstehen. Die sonst so besonnene Katharina hatte spontan gehandelt, als sie zu ihm in die Praxis geeilt kam. Ihre Freude über den Besuch der Enkelin ihrer Freundin war so groß gewesen, daß sie mit jemandem darüber hatte sprechen wollen. Und außer ihm hatte sie ja niemanden, er war ihre Familie. Rührung stieg in ihm auf. Er legte den Arm um Katharinas Schultern.
»Ich freue mich mit dir. Wenn Maren hier ist, wirst du einiges über deine alte Freundin erfahren. Es wird fast so sein, als würdest du sie in Amerika besuchen.«
Katharina hob den Kopf. »Meinst du? Ich kenne Maren nicht, aber Ruth hat ein Foto mitgeschickt. Sie scheint ein entzückendes Geschöpf zu sein.«
»Zeigst du mir das Foto?«
»Zuerst mußt du essen!« Katharina erinnerte sich an ihre Pflichten und erhob sich. »Ich muß nach dem Gemüse sehen.«
Lächelnd sah Eric hinter ihr her. Jetzt konnte er sich endlich der köstlichen Pastete widmen, und er tat es mit Genuß, denn Katharina war eine hervorragende Köchin.
Den Kaffee nahm er dann auf der Terrasse, und diesmal leistete Katharina ihm Gesellschaft. Während er das aromatische Getränk in kleinen Schlucken zu sich nahm, erzählte sie ihm von Maren, was sie wußte.
»Sie muß eine sehr gute Fotografin sein. So wie Ruth schreibt, hat sie schon viel Erfolg gehabt. Sie hat bereits einige Titelfotos geliefert. Da sie freiberuflich tätig ist, kann sie es sich leisten, länger in Deutschland zu bleiben.«
Eric griff nach dem Foto, das zwischen ihm und Katharina auf dem Tisch lag. Er hatte es schon vorhin betrachtet. Ein hübsches, aufgeschlossenes Gesicht blickte ihm entgegen. Dunkle Augen schienen unternehmungslustig zu funkeln.
»Wie alt ist denn die Kleine?« fragte er.
»Kleine!« Empört verzog Katharina das Gesicht. »So kannst du doch kein Mädchen nennen, das alleine durch die Welt reist.