Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Taschenmesserfall: und andere absurde Geschichten
Der Taschenmesserfall: und andere absurde Geschichten
Der Taschenmesserfall: und andere absurde Geschichten
eBook136 Seiten1 Stunde

Der Taschenmesserfall: und andere absurde Geschichten

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Krimi-Zeit rund um Gummersbach: In zehn Kurzgeschichten erzählt Walter-Uwe Weitbrecht von unerklärlichen Todesfällen, verzwickten Verbrechen und braven Zeitgenossen, die mit krimineller Energie ein Doppelleben führen. Da ist beispielweise Arne Feddersen: Dem zuverlässigen Arbeiter mit zwanghafter Ordnungsliebe ist kaum zuzutrauen, dass er je in eine Verbrechen verwickelt sein könnte. Drei eigenartige Begegnungen mit Herrn Müller enden fast tödlich. Im Polizeirevier ermitteln Kommissarin Waltraud Rausch und Hinrich Schulte zu einem mysteriösen Sturz von der Staumauer der Brucher Talsperre, in einer Serie von Handtaschen-Diebstählen in Gummersbachs Einkaufsmeile und zu einer verkohlten Leiche im Wald des Lambachtales. Doch nicht immer gibt es eine Leiche – manches Verbrechen ist so geschickt eingefädelt, dass es gänzlich unbemerkt bleibt…
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Kern
Erscheinungsdatum6. Apr. 2018
ISBN9783957162816
Der Taschenmesserfall: und andere absurde Geschichten

Ähnlich wie Der Taschenmesserfall

Ähnliche E-Books

Kurzgeschichten für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Taschenmesserfall

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Taschenmesserfall - Walter Uwe Weitbrecht

    Walter-Uwe Weitbrecht

    Der Taschenmesserfall

    und andere absurde Geschichten

    Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

    Impressum:

    © Verlag Kern GmbH, Ilmenau

    © Inhaltliche Rechte beim Autor

    1. Auflage, April 2018

    Autor: Dr. Walter-Uwe Weitbrecht

    Layout/Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de

    Lektorat: Manfred Enderle

    Sprache: deutsch, broschiert

    ISBN: 978-3-957162-632

    ISBN E-Book: 978-3-957162-816

    E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

    www.verlag-kern.de

    Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Übersetzung, Entnahme von Abbildungen, Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, Speicherung in

    DV-Systemen

    oder auf elektronischen Datenträgern sowie die Bereitstellung der Inhalte im Internet oder anderen Kommunikationsträgern ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags auch bei nur auszugsweiser Verwendung strafbar.

    Inhaltsverzeichnis

    Cover

    Titel

    Impressum

    Ein ganz normaler Tag mit Arne

    Müllers Pirouette

    Der Staumauersturz

    Feuerbestattung

    Der Taschenmesserfall

    Der schwarze Tod

    Soho Lady

    Die Packmaschine

    Walter Hotter

    Ein total verrückter Tag

    Weitere Werke

    Ein ganz normaler Tag mit Arne

    Arne Feddersen war ein hagerer, blasser Mann mit ausdruckslosen, graublauen Augen; ein grauer Nadelstreifenanzug umschlotterte ihn. Sein Leben war ausgesprochen wohl geordnet. Er richtete sich nach der Uhr. Jeden Morgen stand er um die gleiche Zeit auf, kam um die gleiche Zeit ins Büro, aß um die gleiche Zeit zu Mittag und ging um die gleiche Zeit schlafen. Sein Büro war ein schmuckloser Raum mit einem zweckmäßigen hellgrauen Stahlschreibtisch, einem einfachen Schreibtischstuhl und einem offenen Regal, das sich rechts an der Wand vom Boden bis zur Decke reckte und Akten, Kataloge und anderen wohlgeordneten Krimskrams beherbergte. Das helle Neonlicht ließ die kahlen, weißen Wände und den mausgrauen Kunststoffboden kalt erscheinen. Der Schreibtisch, die Wohnung, der Garten, die Beziehung, worauf immer er auch Einfluss hatte, mussten geordnet und aufgeräumt sein. Das Einzige, was davon abwich, war sein Sarkasmus, der immer dann herausbrach, wenn er in seiner Ordnung gestört wurde.

    Dennoch gab es in seinem Leben eine Abweichung. Er hatte Dora geheiratet. Dora war das genaue Gegenteil. Sie war ein lebenslustiger Wirbelwind, die einmal durch das Haus ging und alles war in Unordnung. Überall stellte sie Blumen auf, hing romantische Bilder an die Wände und zündete sich abends eine Kerze an. Gerade deshalb hatte er sich in sie verliebt, weil er dies alles nicht konnte. Als er sie kennenlernte, hatte sie wasserblaue Augen und blondes Haar mit etwas dunklerem Ansatz. Später wusste er dann, dass ihr Haar dunkel war wie Ebenholz, sodass er sie sein Schneewittchen nannte. Sie war für ihn die schönste Frau der Welt. Dora fand ihn intelligent, bewunderte seine Ordnung, mochte seine zynischen Bemerkungen, aber sonst erschien er ihr ein wenig langweilig, da er nicht unternehmungslustig war. Was sie zunächst hielt, war seine Liebe zu ihr gewesen.

    Irgendwann ließ diese Bindungskraft nach. An einem Donnerstag im August, drei Tage nachdem Dora ausgezogen war, verließ Feddersen sein Büro pünktlich um 17 : 30 Uhr, innerlich in Unruhe, äußerlich gefasst. Bevor er das Deckenlicht ausschaltete, kontrollierte er noch mit prüfendem Blick den Schreibtisch. Es war alles in Ordnung. Die Stifte lagen parallel neben der Schreibtischauflage, der Rechner war ausgeschaltet und kein einziges Blatt Papier lag auf dem Tisch. Er nahm die braune Aktentasche und fuhr mit dem Aufzug in das Erdgeschoss.

    Der Pförtner in der Empfangshalle rief: „Pünktlich wie immer, Herr Feddersen. Heute wird wieder demonstriert. Seien Sie vorsichtig."

    Feddersen hob die linke Hand zum Gruß und sagte emotionslos: „Jeder äußert Meinungen auf seine Weise. Nicht alles, was wir produzieren, gefällt."

    „Stimmt schon! Auf Wiedersehen!" Der Pförtner lächelte freundlich.

    Feddersen verließ das Gebäude durch die Drehtür, ohne zu lächeln, und winkte dem Häuflein Demonstranten zu, die vor dem Zaun an einer Straßenlaterne trotz der aufziehenden Gewitterwolken flatternde Plakate in die Windböen hielten: „Kein Gift für Afrika!" Er hatte eine gewisse Sympathie für sie, seit er wusste, dass die Phosphorsäureester, Chlorhexane und das Chlorphenotan, für die er Aufträge schrieb, in großen Mengen in Entwicklungsländer verkauft und dort großzügig über das Land versprüht wurden. Er hatte Berichte gelesen und sich im Internet Filme sowie Fotos angesehen von den Missbildungen der Kinder, Nervenschäden und Tumoren, die als Folge der Insektizide interpretiert wurden. Dies hatte zunehmend seine Einstellung zu seinem Arbeitgeber, dem Chemiekonzern Reyab, verändert, dem er über Jahre loyal verbunden war. Dies und der Verlust von Dora hatten ihn mehr aufgewühlt, als er dies in seinem bisherigen Leben erlebt hatte. Seine starre seelische Stabilität drohte zu zerbrechen. Von außen war ihm dies nicht anzusehen. Er hielt sich an seine festen Tagesabläufe, sodass er seinen Arbeitskollegen unverändert zuverlässig und schweigsam erschien. Er setzte seinen Weg zur Bushaltestelle fort.

    Nachdem er die üblichen drei Minuten an der Haltestelle gewartet hatte, stieg Feddersen in einen Bus der Linie 60. Dabei sprach er ein paar Worte mit dem Busfahrer Willy Otremba. Der fuhr schon immer Bus, kannte Feddersen gut und hielt ihn für einen skurrilen, aber harmlosen Menschen.

    „Schöner Abend heute", bemerkte Feddersen.

    „Soll aber noch regnen", gab Otremba zurück.

    „Dabei hatten wir doch in letzter Zeit genug Regen", sagte Feddersen.

    „Da haben Sie recht."

    Feddersen setzte sich auf eine freie Sitzbank im hinteren Teil des Busses und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Es donnerte und eine Druckwelle erschütterte den Bus. Feddersen lächelte zum ersten Mal seit Monaten. Otremba blickte in den Rückspiegel, sah eine Staubwolke und brummelte kopfschüttelnd: „Ein trockenes Gewitter!", und setzte die Busfahrt unbeeindruckt fort.

    Zu Hause angekommen schaltete Feddersen den Fernseher ein, um die

    18-Uhr

    -Nachrichten im dritten Programm zu sehen. Er blickte sich um. Es lagen keine Zeitschriften herum, er war nicht über Stöckelschuhe gestolpert, alles sah wieder kühl und geordnet aus. Er vermisste Dora, auch wenn er sich über ihre Unordnung aufgeregt hatte. Jetzt fehlte sie ihm, nachdem sie ihn verlassen hatte. Er hatte Mühe diese Realität zu akzeptieren.

    Seine Aufmerksamkeit wurde auf den Fernseher gelenkt.

    „Wie wir soeben erfahren haben, gab es eine Explosion in einem Gebäudeteil des Chemiekonzerns Reyab, sagte die Fernsehsprecherin, „wir schalten um zu unserem Lokalreporter vor Ort.

    Im Bild erschien der Lokalreporter Friedhelm Meyer, der mit hochgeschlagenem Kragen und Schirm vor dem Gebäudekomplex des Chemiekonzerns stand. Im Hintergrund brannte es. Das Blaulicht der Feuerwehr- und Polizeiwagen erhellte die Mauern der Gebäude im Vordergrund gespenstisch. Männer rannten scheinbar planlos hin und her.

    „Können Sie sagen, was passiert ist", fragte die Sprecherin.

    „Soweit ich bis jetzt in Erfahrung bringen konnte, berichtete Friedhelm Meyer, „gab es eine Explosion in einem Gebäudeteil, in dem Insektizide und Unkrautvernichtungsmittel hergestellt werden. Über das Ausmaß des Schadens kann man noch nichts sagen. Auch ist noch unklar, ob es sich um eine Spontanexplosion der Chemikalien oder um einen Anschlag handelte. In letzter Zeit randalierten immer wieder Demonstranten vor der Firma. Hier könnte ein Zusammenhang gesehen werden. Ein Polizeisprecher ging davon aus, dass derzeit keine Gefahr für die Bevölkerung bestünde, empfahl aber, die Fenster in der Umgebung geschlossen zu halten.

    Feddersen lächelte und schaltete den Fernseher aus. Es hatte geklappt. Dora wäre stolz auf ihren Langweiler, dachte er. Er nahm den vorbereiteten schwarzen Rollkoffer, der sein ganzes Vermögen enthielt, blickte sich nochmals um. Alles war in Ordnung. Er löschte das Licht und schloss sorgfältig die Wohnungstür ab. Er stieg in das wartende Taxi zum Flughafen und überlegte, wie jetzt wohl das Wetter in Santiago de Chile sein würde. Es war dort jetzt Winter.

    Müllers Pirouette

    An jenem Tag in der Stadt traf ich Herrn Müller das erste Mal, als ich in den Bergischen Hof in Gummersbach schlenderte, um im Kaufhaus nach Druckerpatronen zu suchen. Ich kannte ihn. Er wohnte in der Nähe unseres Hauses. Meist sahen wir uns, wenn ich den Gehweg mit dem Laubsauger vom Herbstlaub befreite oder kehrte. Er marschierte dann rasch vorbei, ohne zu grüßen und brummte hämisch: „Morgen, ist wieder alles voll."

    Jetzt stießen wir im Eingangsbereich des Bergischen Hofes an der Glastür aufeinander und wollten höflich den anderen vorlassen. Ich hielt die Tür auf. Da griff Müller über mich hinweg an das Glas und sagte: „Bitteschön. Ich trat auf die andere Seite und sagte ebenfalls: „Bitteschön. So sprangen wir ein Weilchen hin und her, um jeweils den anderen vorzulassen. Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich sprang einfach durch die Türöffnung auf die andere Seite. Er schaute indigniert hinter mir her, da ich nun doch so unhöflich gewesen war, ihn nicht vorzulassen. Eilig ging ich im Kaufhaus in das zweite Obergeschoss, wo ich die Druckerpatronen fand. Früher, als es dort auch noch Computerzubehör gab, waren die Druckerpatronen billiger als beim großen Elektronik-Markt. Jetzt musste ich feststellen, dass sie teurer waren. Aber ich kaufte sie dennoch, weil ich bei dem kalten, feuchten Novemberregen keine Lust hatte, durch die ganze Stadt zu gehen.

    Das zweite Mal traf ich Müller in der Buchhandlung, wo ich ein Geschenk für einen Freund suchte. Ich stand an einem Tisch mit Büchern, als Müller von einem Regal zurücktrat und mich von hinten rempelte. Er nuschelte eine Entschuldigung. Um höflich zu sein, fragte ich: „Wie geht es Ihnen?" Er

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1