Mit allen Hunden gehetzt: Schauspiel
Von Frank Wedekind
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Über dieses E-Book
Dieser Band bietet eine neue Übertragung von Wedekinds Drama und neben dem Primärtext auch Worterklärungen, eine Übersetzung der französischen Beiträge, eine Autorenbiographie, sowie eine Werktafel und eine Auswahl an Forschungsliteratur.
Frank Wedekind
Frank Wedekind (18641918) war ein deutscher Schriftsteller und Theaterautor. Er schrieb zahlreiche oft provokative Theaterstücke, die sich mit Tabuthemen, etwa jugendlicher Sexualität, befassten. Wedekind war auch politischer Aktivist und Verfechter von Frauenrechten und Homosexualität. Seine Stücke werden bis heute aufgeführt.
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Buchvorschau
Mit allen Hunden gehetzt - Frank Wedekind
Neu bearbeitet und übertragen von Niklas Discher auf der Grundlage der Originalausgabe Mit allen Hunden gehetzt von Frank Wedekind, erschienen 1910 im Georg Müller Verlag München.
Die Orthographie wurde vorsichtig den heutigen Gepflogenheiten angepasst. Offensichtliche Druckfehler wurden stillschweigend korrigiert. Einige wenige, dem Gesamtverständis des Textes dienende Begriffe, wurden behutsam modernisiert, wobei in keiner Weise die stilistischen Eigenheiten des Textes verändert wurden.
Inhalt
Primärtext
Material
Worterklärungen
Übersetzungen
Editorische Notiz
Vita
Schriften
Forschungsliteratur
Service
Dramatis personae
Meinrad Luckner.
Rüdiger Freiherr von Wetterstein.
Leonore, seine Frau.
Effie, deren Tochter aus erster Ehe.
Van Zeeter, Hoteldirektor.
Duvoisin, Polizeikommissär.
Ein Kellner.
Zwei Gendarmen.
Szenerie.
Teuer und geschmackvoll eingerichtetes Zimmer im Hotel Beaurivage, in Ouchy am Genfersee. Im Hintergrund eine offene Balkontüre mit dem Ausblick auf das Wasser. Es ist Abend, die Lampen brennen.
Erster Auftritt.
Luckner (umhergehend): Ihr Gatte, Rüdiger, Freiherr von Wetterstein, hat mir im Lauf des verflossenen Jahres Diamanten im Werte von zwei Millionen veruntreut. Gottverfluchtes Orchestrion! (Er bricht in dröhnendes Lachen aus.) Seit zwölf Monden freue ich mich wie ein Gorilla auf unseren heutigen Indianertanz!
Leonore (sitzend): Vielleicht haben Sie sich doch getäuscht. Wieso, das weiß ich noch nicht. Der Himmel wird mir das heute sicherlich noch enthüllen.
Luckner: Himmel, Teufel, Donnerkeil! (lacht.) Strengen Sie doch nachträglich Ihr zartes Gehirn nicht noch an! Alles befindet sich in schönster Ordnung. Heiliges Kanonenfutter, hätte der Pavian die Diamanten noch wenigstens irgendwo in die Erde vergraben! Allen Winkelkrämern beider Hemisphären jagt er die Steine wie faule Bananen in den Rachen.
Leonore: Sie reizen mich wirklich. Aber grade in entgegengesetzter Art, als wie Sie sich das einbilden. Hoffen Sie nur ja nicht, Rüdiger und mich schon als Ihre Schlachtopfer betrachten zu können.
Luckner: Allmächtiger Panamakanal! (lacht.) Sagen Sie mir nur um Gottes willen, wie entreiße ich Sie Ihrer schauerlichen Gemütskrankheit! Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir! Mich kostet das Vergnügen zwei glatte Millionen. Gewaltiger Brahmaputra! (lacht.) Hat Ihnen Wetterstein nie unser unbezahlbares Lateinschülerlied vorgeträllert?
Ach, die Maid, zu Tod erschrocken,
Konnte nicht mehr aufrecht hocken,
Hielt sich fest an ihrem Stuhl,
Dass sie nicht hinunterful . . .
Dazu sitzen Sie mir Modell! Springen Sie endlich auf Ihre entzückenden Beine und geben Sie mir einen saftigen Zweimillionenkuss!
Leonore: Gott im Himmel sei Dank! Das Untier ist wenigstens schon vollständig betrunken!
Luckner: Ich und betrunken?! (lacht.) Herrgott, sind Sie ein Lamm! Betrunken? So unbekannt bin ich Ihnen? Nein, mein himmlisches Opfertier, als Alkoholiker bin ich ganz und gar nicht zu erledigen. Und wenn mein Vater tausendmal die großartigste Aktienbrauerei in der ganzen Rheinpfalz ins Leben gerufen hat! Aber seit frühester Jugend habe ich mit unseren stärksten Brauknechten volle Bierfässer um die Wette gehoben. Alles Muskelfleisch am ganzen Leib wird dadurch zu kugelfesten Panzerplatten. – Das Täubchen scheint meiner Behauptung keinen Glauben beizumessen! Wollen Sie sich überzeugen? Nicht? Gottseliges Henkerbeil! Sie kennen jeden Knochen in Ihrem Götterleib, sobald Sie Ihren süßen Rüdiger aus meinen Tigerkrallen befreit haben.
Leonore: Rüdiger hatte keinen Begriff von dem, was um ihn her vorging. Rüdiger glaubte, in seinem ehemaligen Schulkameraden einen Freund wiedergefunden zu haben. Rüdiger ahnt heute noch nicht im Geringsten, mit welchem Weltungeheuer er es in