Tagebuch eines EX-Bank-Managers: 373 Tage einer Trennung
Von Frank Uffmann
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Über dieses E-Book
Dieses Tagebuch schildert die Erlebnisse, Gefühle und Befürchtungen von Frank Uffmann während seines Trennungsprozesses von seinem Arbeitgeber. Das Tagebuch war dabei sein Begleiter in den letzten neun Monaten in der Bank und den anschließenden einhundert Tagen als Kücheneindringling bei seiner Frau zu Hause, die Ihre eigene Perspektive zu dem Erlebten in diesem Buch schreibt.
Ein Buch eines Managers für Manager, das unbedingt Mut macht:
Es gibt ein Leben danach!
Frank Uffmann
Frank Uffmann war in den letzten fünfzehn Jahren, als Mitglied der Geschäftsleitung einer deutschen Privatbank, für zwei Regionen im Herzen von Nordrhein-Westfalen verantwortlich. Die vielen Erfahrungen in zwei Großbanken waren durch die Finanzkrise geprägt von Restrukturierungen, Personalabbau und dem großen Thema Integration durch die Übernahme einer Bank. Dabei beobachtete er immer wieder handwerkliche Defizite bei Führungskräften in den Bereichen Führung, Kommunikation und Management, die er auf eine unzureichende bzw. nicht vorhandene Ausbildung zurückführte. Im Jahre 2009 erwarb er vom St. Galler Management Institut das Leadership Diplom, um seine theoretischen Grundlagen zu erweitern und diese dann in der Praxis auszutesten bis zum eigenen erfolgreichen Einsatz. Er dokumentierte über Jahre diese Erfahrungen, die zum einen in diesem Buch als Lexikon DAS ABC DER FÜHRUNG Einzug gehalten haben und zum anderen entwickelte er ein funktionales Grundmodell in der Führung, das Modell der Triagilität. Alle Kapitel des Buches ergeben in der Summe eine Art Praxis Guideline zur Führung von Mitarbeitern: ein Nachschlagewerk mit vielen Tipps und Downloads für den direkten Einsatz in der Praxis. Heute ist Frank Uffmann selbstständig. Er gründete im Jahr 2016 das Praxis Institut für zertifizierte Führung, PizF GmbH, um seine Mission: Führung verändern, mit Erfolg und zum Erfolg führen zu verwirklichen. Sein Traum ist in Erfüllung gegangen...
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Buchvorschau
Tagebuch eines EX-Bank-Managers - Frank Uffmann
Zeichnungen
Teil 1 Die Entscheidung - vor 373 Tagen
31. Dezember 2014 – Silvester
Es sollte eine ganz normale Silvesterfeier werden, war es aber nicht und aus der heutigen Sicht schon mal gar nicht. Sie wollen wissen, warum? Ich erzähl es Ihnen!
Einige Tage vor Silvester überlegten Marion und ich, zwischen den Tagen zu verreisen, wobei wir zuerst an Oberstdorf im Allgäu dachten, was wir dann aber verwarfen. Stattdessen fiel uns Frankfurt ein, genauer gesagt das Hotel Lindner mit einem Zimmer im 15. Stock. Jetzt werden Sie fragen, wie kamen die ausgerechnet auf den 15. Stock im Hotel Lindner? Ganz einfach, wir waren schon einmal dort, natürlich im 15. Stock, hatten damals einen grandiosen Ausblick auf die Stadt und wir stellten uns das zu Silvester farbenfroh vor. Tolle Idee! Machen wir aber nicht, denn zu guter Letzt meinte Marion: "Ach Schatz, lass uns doch endlich mal wirklich den Turbo aus unserem Leben herausnehmen und zu Hause bleiben. Wir könnten dann ja ab 22.00 Uhr mit der Straßenbahn an die Kasematten² an den Rhein fahren". Überzeugt! Die Aussicht auf keinerlei Autofahrten zwischen den Tagen fand ich gut und gegen das Geldsparen sträubt sich meine Bankerseele nicht wirklich.
Silvester abends: Ach Schatz, bei uns zu Hause ist es doch auch ganz schön
, meint meine Frau im Laufe des Abends. Fängt bei meiner Frau ein Satz mit ach Schatz
an, dann kennen Sie ja schon meine Reaktion: Überzeugt! Lecker Essen, Weinchen trinken und kurz vor Mitternacht stellen wir wie im letzten Jahr wieder ARD-Fernsehen an und zählen den Countdown mit: 9-8-7-6-5-4-3-2-1- Küsschen; dann gehen wir raus auf den Balkon, von wo aus wir das Feuerwerk betrachten. Zunächst nehmen die Raketen, Knaller und Lichtblitze unsere Aufmerksamkeit voll und ganz in Anspruch, bevor wir dann für jeden von uns diese ganz langen Wunderkerzen anzünden und damit das neue Jahr begrüßen. Diese langen Dinger brennen sehr langsam und kontinuierlich ab und auch wildes Kreisen durch die Luft beschleunigt diesen Prozess nicht.
Endlich sind sie abgebrannt und wir verfolgen mit großen Augen das imposante Feuerwerk unseres Nachbarn. Nach und nach macht sich bei mir im ganzen Körper eine Ruhe breit, die mich durchströmt und erst langsam, dann immer stärker steigt ein Gefühl in mir auf, das ich in meinem ganzen Leben so noch nicht erlebt habe. Zuversicht macht sich in mir breit, als wenn mir jede Zelle meines Körpers zurufen würde: "Das wird dein Jahr". Dieses Gefühl ist so intensiv, als könnte ich es anfassen. Ich fühle fast körperlich die Präsenz, als ob mich jemand mit einem Zauberstab auf dem Kopf berührt. Mir ist sofort klar, in diesem Jahr wird etwas Besonderes passieren und zwar im positiven Sinne, und es durchströmt mich minutenlang bis in die letzte Faser meines Körpers. Während ich das jetzt schreibe, denke ich: Das klingt absolut esoterisch
, und das bei mir, einem eher rationalen Manager aus der Bank. Tatsache ist, genauso habe ich es gefühlt!
Langsam nimmt die Intensität wieder ab, bis nichts mehr davon spürbar ist. Ich frage mich, ob Marion das ebenso erlebt hat wie ich oder nicht. Auf meine diesbezügliche Frage ernte ich von meiner Frau einen ungläubigen Blick, der eher die Frage nach dem Alkoholgehalt in meinem Blut stellt, als nach wirren Gefühlen während des Silvesterfeuerwerkes. Auch wenn ich das im jetzigen Moment nicht weiter einordnen kann, aber eines ist mir klar: Dieses Gefühl hat eine Bedeutung für mich im Jahr 2015! Es wird aber nicht das letzte Mal sein, dass mich dieses Gefühl einholt…
06. Januar 2015 – Heilige Drei Könige
In den ersten Tagen des neuen Jahres erzähle ich das Erlebnis aus der Silvesternacht mit dem für mich unglaublich positiven Gefühl immer wieder meiner Frau und ich vermute, sie ist schon etwas genervt, bis sich Folgendes ereignet.
Heilige Drei Könige, 06. Januar 2015, die politische Welt in Deutschland schaut nach Wildbad Kreuth in Bayern zu Herrn Seehofer und seiner Partei und wir schauen beim Kaffeetrinken auf unseren Esstisch: Dreikönigskuchen vom Konditor Heinemann. Lecker!
Nachgelesen: Im Dreikönigskuchen ist eine kleine Figur eingebacken, zwei Zentimeter groß, weiß und in Form eines kleinen Königs. Nun bekommt derjenige, der in seinem Stück Kuchen die Figur findet (also die Figur auf keinen Fall essen!), eine Krone und wird für dieses Jahr als König von der ganzen Familie anerkannt und er oder sie darf das Haus mit geweihter Kreide mit den Buchstaben C+M+B (Christus + Mansionem + Benedicat = Christus segne dieses Haus oder Caspar + Melchior + Balthasar) gegen Unglück und Gespenster segnen.
Wir kannten den Brauch schon aus unserer Kindheit, dass Sternsinger zu uns an die Tür kamen, ein Lied im Tausch gegen eine Spende Süssigkeiten und/oder Geld sangen und im Anschluss das Haus segneten, was leider bisher bei uns in Düsseldorf noch nicht der Fall war.
, das erste Stück vom Kuchen bekomme. Ich nehme das Stück heraus und von der linken Seite lächelt mich das Püppchen anauf! Und da ist es zum zweiten Mal, dieses Gefühl, ebenso intensiv, aber viel kürzer im Zeitverlauf. Es ist wie angeknipst, füllt mich aus und ich fühle es wieder in mir, wie es mich ganz und gar durchströmt, wächst und wächst und ich wieder diese Zuversicht und den Optimismus verspüre. Ich verstehe das zwar nicht, ich weiß auch nicht, woher es kommt, aber dieses Gefühl macht etwas mit mir. Während wir unseren Kuchen dann genüsslich verspeisen, verschwindet dieses Gefühl wieder, wobei ich aber nach wie vor mit der Krone auf dem Kopf am Tisch sitze und lächele. Es hat etwas zu bedeuten…
14. Januar 2015 - Frankfurt
es seit einigen Tagen von den Dächern: Es wird eine Strukturveränderung in der Bank kommen! Für den morgigen Tag sind drei Telefonkonferenzen angekündigt: um 07.30 Uhr mit meinem Chef, um 08.00 Uhr mit dem Vorstand und den drei Führungsebenen und um 08.45 Uhr mit dem Vorstand und allen Mitarbeitern. Die Bedeutung ist mir klar: Morgen werden wichtige Neuigkeiten verkündet, Vorboten der neuen Struktur in der Bank.
Heute ist der 14. Januar 2015 und ich bin in Frankfurt in der Zentrale meiner Bank zu einer Tagung zum Thema Kredit eingeladen. Ich stehe unten am Hochhaus an der Treppe, die mir heute riesengroß vorkommt und ich fühle mich so klein beim Blick auf den Glasturm mit seinen fünfzig Stockwerken. Ich verweile noch einen Moment in der Betrachtung des Himmels im Spiegelbild der Fensterfassade und plötzlich ist er da, der Gedanke schießt mir unaufhaltsam in den Kopf: Heute bist Du das letzte Mal in der Zentrale
. Ich weiß bis heute nicht, woher der Gedanke kam, aber er begleitet mich den ganzen Tag und ich genieße den Aufenthalt im Bewusstsein des letzten Males. Die Gespräche mit vielen mir bekannten Kollegen, die ich in den letzten 33 Jahren kennen und schätzen gelernt habe, bestätigen mich in der Erkenntnis, es weht der Wind der Veränderung in der Bank. Ich gehe extra noch einmal auf die Toilette, von der man einen besonderen Ausblick auf das Gebäude einer anderen Bank genießen kann und denke dabei: Ja, das ist wahrlich ein beeindruckender Ausblick.
Dazu passt aus meiner Sicht das Erleichtern auf der Toilette nicht unbedingt, aber Shit happens – das Wortspiel sei mir an dieser Stelle erlaubt.
Nachgelesen: Shit happens³ ist eine englischsprachige Redewendung, die mit Scheiße passiert im Sinne von dumm gelaufen übersetzt werden könnte. Die Redewendung beschreibt das unvermeidliche Auftreten von Ärgernissen oder Rückschlägen. Sie wird oft eingesetzt um auszudrücken, dass selbst gute Planung Probleme nicht ausschließen kann und Betroffene daran nicht verzweifeln sollten.
Am späteren Nachmittag ist die Konferenz zu Ende und es liegt eine Spannung wegen der morgigen Telefonkonferenzen in der Luft, die greifbar scheint. Überall höre ich dazu Wortfetzen, als wenn es kein anderes Thema geben würde. Ich gehe gemächlich zwischen den diskutierenden Kollegen durch, schreite zum Fenster und genieße den Ausblick, verabschiede mich von dem ein oder anderen mit Handschlag und guten Wünschen für die Zukunft, bevor ich mich am Fahrstuhl noch einmal umwende. Mein Gefühl und Verstand sagen mir in diesem Moment: Das war`s.
Der Gedanke ist so klar in mir, als wären die Entscheidungen dazu schon gefallen. Auf der zweistündigen Autofahrt zurück nach Düsseldorf denke ich noch lange über meine Gedanken und Emotionen nach und ich bin froh, abends wieder zu Hause zu sein und meiner Frau davon zu erzählen.
15. Januar 2015 – D-Day
Wenn heute der Tag einer Invasion wäre, dann hieße der wohl im Fachjargon D-Day. Der 15. Januar 2015 ist mein Tag X, den ich so schnell nicht vergessen werde, denn heute kommt das nächste Puzzleteil hinzu und ich begreife plötzlich, worauf mein weiterer Lebensweg hinausläuft. Nach dem gestrigen Tag in Frankfurt sitze ich nun um 07.30 Uhr am Schreibtisch, lausche in den folgenden Telefonkonferenzen zuerst meinem Chef und im Anschluss daran zweimal nacheinander meinem Vorstand. Der Inhalt ist jedes Mal die Strukturveränderung, entweder aus der jeweiligen Perspektive geschildert oder adressatengerecht aufbereitet und verkündet. Kurzfassung: Wir sind als Bank auf einem guten Weg und haben seit der Integration ungefähr 300 Filialen geschlossen und die Konsequenz daraus ist, dass wir in Zukunft nicht mehr so viele Führungskräfte benötigen. Aus diesem Grund legt die Bank zwei Führungsebenen zusammen in zukünftig eine Führungsebene.
Über die Folgen bin ich mir sofort im Klaren: 200 leitende Angestellte sind nach der Zusammenlegung der Führungsebenen zu viel an Bord. Mein erster Impuls ist: Das kommt früher, als ich erwartet habe, ist aber für mich keine Überraschung.
Inhaltlich stimme ich meinem Vorstand absolut zu, das ist der richtige Schritt für die Bank, die Kunden und auch für die Aktionäre. Wenn ich in diesem Moment in mich hineinhorche, dann bin ich mit den Veränderungen fein und ein Grund