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Die Nornen: Die Götter der Germanen - Band 30
Die Nornen: Die Götter der Germanen - Band 30
Die Nornen: Die Götter der Germanen - Band 30
eBook635 Seiten7 Stunden

Die Nornen: Die Götter der Germanen - Band 30

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Über dieses E-Book

Die Reihe
Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar.
Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit.
Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben.

Das Buch
Die drei Nornen Urd, Verdandi und Skuld spielen in den germanischen Mythen nirgendwo die Hauptrolle, aber sie bilden den Hintergrund für alle Mythen und Sagas - die Nornen bestimmen, was geschieht.
Die Folge der von ihnen festgelegten Ereignisse wird bei den Indogermanen oft durch den Schicksalsfaden beschrieben, der von den Nornen gesponnen wird. Dieser Faden ist golden, weil der Nornenfaden ursprünglich ein Bild für das Schicksal der Sonne, also ihren abendlichen Tod und ihre morgendliche Wiedergeburt gewesen ist. Die Wolle für diese Fäden nahmen die Nornen von dem goldenen Vlies (Wolle) des Sonnenwidders, den die Nornen am Morgen als Sonnenmutter wiedergeboren haben.
Das Festlegen des Schicksals der Menschen (indisch: "Karma") durch die Nornen findet vor dem Hintergrund der allgemeinen zyklischen Ordnung der Welt (indisch: "Dharma") statt, die sich u.a. im Sonnenlauf, in der Astrologie und in der Sehergabe zeigt - die Nornen haben ursprünglich nicht das Schicksals festgelegt, sondern sind selber ein Teil dieser zyklischen Welt-Ordnung gewesen, die durch die Mythen beschrieben wird: Die Muttergöttin ist die Geborgenheit in der Welt und in ihren Zyklen ... und genau das ist auch das Geschenk der Nornen an die Menschen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum1. März 2018
ISBN9783746090085
Die Nornen: Die Götter der Germanen - Band 30
Autor

Harry Eilenstein

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 45 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 230 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2023 schreibe ich an einem achtbändigen Fantasy-Roman "Maran", in den auch alle meine Erfahrungen mit Magie, Meditation, Astrologie, Religion, Psychologie und ähnlichem miteingeflossen sind. Die ersten vier Bände sind bereits erschienen. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Schwitzhütten, Feuerläufe, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden sich ein Teil meiner Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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    Buchvorschau

    Die Nornen - Harry Eilenstein

    Bücher von Harry Eilenstein:

    Astrologie (496 S.)

    Photo-Astrologie (428 S.)

    Horoskop und Seele (120 S.)

    Tarot (104 S.)

    Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)

    Physik und Magie (184 S.)

    Der Lebenskraftkörper (230 S.)

    Die Chakren (100 S.)

    Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)

    Meditation (140 S.)

    Reinkarnation (156 S.)

    Drachenfeuer (124 S.)

    Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)

    Schwitzhütten (524 S.)

    Totempfähle (440 S.)

    Muttergöttin und Schamanen (168 S.)

    Göbekli Tepe (472 S.)

    Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)

    Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)

    Isis (508 S.)

    Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)

    Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

    Der Kessel von Gundestrup (220 S.)

    Der Chiemsee-Kessel (76 S.)

    Cernunnos (690 S.)

    Christus (60 S.)

    Odin (300 S.)

    Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)

    Dakini (80 S.)

    Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)

    Eltern der Erde (450 S.)

    Blüten des Lebensbaumes 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)

    Blüten des Lebensbaumes 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)

    Blüten des Lebensbaumes 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

    Über die Freude (100 S.)

    Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)

    Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)

    Das Beziehungsmandala (52 S.)

    Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

    König Athelstan (104 S.)

    Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

    Inhaltsverzeichnis

    Die drei Nornen

    Die Namen der Nornen

    Die drei Nornen in den mythologischen Liedern

    Die Vision der Seherin

    Die Vision der Seherin

    Odins Rabenzauber

    Das erste Lied über Helgi Hunding-Töter

    Das andere Lied über Helgi Hunding-Töter

    Das andere Lied über Helgi Hunding-Töter

    Sigdrifa-Lied

    Fafnir-Lied

    Fafnir-Lied

    Fafnir-Lied

    Das andere Lied über Sigurd Fafnir-Töter

    Völsungen-Saga

    Das dritte Lied über Sigurd Fafnir-Töter

    Gudruns Aufreizung

    Thorsdrapa

    Odins Rabenzauber

    Wafthrudnir-Lied

    Sonnenlied

    Die Namen der Nornen

    „the weird sisters"

    Zusammenfassung

    Die drei Nornen in den Mythen

    Gylfis Vision

    Gylfis Vision

    Gylfis Vision

    Gylfis Vision

    Heimskringla

    Neunheiten von Frauen

    Zusammenfassung

    Die drei Nornen in den Runen-Inschriften

    Runeninschrift vo Borgund

    Runensteine

    Das Runenkästchen von Auzon

    Zusammenfassung

    Die drei Nornen in den Helden-Liedern

    Beowulf-Epos

    Hervor-Saga

    Das andere Gudrun-Lied

    Atli-Sage

    Hamdir-Lied

    Völsungen-Saga

    Die Saga über Bosi und Herraud

    Egil-Saga

    Das Lied über den Tod des Königs Halfdan Eystein-Sohn

    Heimskringla

    Faröische Heldenlieder – Brünhild-Lied

    Zusammenfassung

    Die drei Nornen in den Sagas

    Völsungen-Saga

    Die Saga über Ragnar Lodbrök

    Skaldskaparmal

    Die Saga über Norna-Gest

    Die Saga über Yngvar den Weit-Fahrenden

    Die Geschichte über Toki Tokason

    Die Saga über König Hrolf Krähe

    h)Zusammenfassung

    Die drei Nornen in historischen Berichten

    Heimskringla

    Heimskringla

    Heimskringla

    Heimskringla

    Heimskringla

    Heimskringla

    Heimskringla

    Zusammenfassung

    Die drei Nornen in archäologischen Funden

    Das Opfermoor von Oberdorla

    Schale aus der Bronzezeit

    Zusammenfassung

    Die drei Matronen

    Die drei Matronen

    Das kleinere der beiden Goldhörner von Gallehus

    Zusammenfassung

    Die Symbolik der „3"

    Die Zahl „3"

    Das Hrungnir-Herz in der Edda

    Das Hrungnir-Herz auf den späten Runensteinen

    Das Hrungnir-Herz auf dem Runenstein von Bunge

    Das Hrungnir-Herz auf den Bildsteinen

    Das Hrungnir-Herz auf den Goldbrakteaten

    Zusammenfassung

    Die drei Nornen in den germanisch-christlichen Texten

    Der Wanderer

    Die Ruine

    Der Seefahrer

    Gesta danorum

    Gesta danorum

    Gesta danorum

    Gesta danorum

    Zusammenfassung

    Jakob Grimm über die drei Nornen

    Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

    Zusammenfassung

    Zusammenfassung

    Urd in der germanischen Überlieferung

    Wortschatz

    Sprichworte und Redewendungen

    alles ist vorherbestimmt

    man kann das Schicksal nicht ändern

    sich dem vorherbestimmten Schicksal fügen

    seinem Schicksal folgen

    Wyrd entscheidet

    Erfolg erreicht man nur mit Wyrds Zustimmung

    ohne Wyrd gelingt nichts

    darauf achten, womit Wyrd einen König bedacht hat

    Wyrd-Segen

    Wyrd ist unzuverlässig

    Wyrd ist unbeständig

    Wyrd ist unvorhersehbar

    Wyrd ist ungerecht

    das Geschick eines Menschen

    gemeinsames Geschick

    gutes Geschick

    schlechtes Geschick

    die vorherbestimmte Zukunft

    die Zukunft erforschen

    der Tod ist unausweichlich

    der Todestag ist vorherbestimmt

    man kann niemanden retten, dem zu sterben bestimmt ist

    man stirbt nicht, wenn es nicht vorherbestimmt ist

    Zusammenfassung

    Die Norne Urd

    Gylfis Vision

    Gylfis Vision

    Havamal: Loddfafnir-Lied

    Skaldskaparmal

    Das andere Gudrun-Lied

    Landnahme-Buch

    Zusammenfassung

    Der Riegel der Urd

    Groas Erweckung

    Fiölswin-Lied

    Zusammenfassung

    Der Kelch der Urd

    Odins Rabenzauber

    Zusammenfassung

    Das Schicksalsrad der Urd

    Die Saga über Grettir den Starken

    Zusammenfassung

    Urd als eine der drei Nornen

    Gylfis Vision

    Der Seherin Ausspruch

    Zusammenfassung

    Urds Wirken

    Gisli-Saga

    Die Saga über Thrond von Gate

    Nials-Saga

    Gisli-Saga

    Kormak-Saga

    Nials-Saga

    Völsungen-Saga

    Heimskringla: Hakons Tod

    Gisli-Saga

    Völsungen-Saga

    Das andere Lied über Sigurd Fafnir-Töter

    Zusammenfassung

    Kenningar

    Wyrd und die Götter

    Gesta danorum

    Zusammenfassung

    Urd und Hel

    Das Lied über Helgi Hiörward-Sohn

    Zusammenfassung

    Wyrd und Mut

    Die Lachstal-Saga

    Landnahme-Buch

    Heimskringla: Die Saga über Harald Hart-Rat

    Die Saga über Half und seine Helden

    Heimskringla: Steins Geschichte

    Die Saga über Half und seine Helden

    Gesta danorum

    Zusammenfassung

    Übertragung der Wyrd auf den christlichen Gott

    Rätsel aus dem Exeter-Buch

    Lied des Skalden Nefari

    Hrynhenda

    Drapa über König Magnus Gesetz-Verbesserer

    Hakonarkvida

    Hugvinnsmal

    Skaldskaparmal

    Zusammenfassung

    Der Besitz von „gutem Geschick"

    Hattatal

    Die Saga über Thorstein Haus-Macht

    Die Lachstal-Saga

    Nials-Saga

    Svarfdäla-Saga

    Vatnsdöla-Saga

    Svarfdäla-Saga

    Landnahme-Buch

    Zusammenfassung

    „Urd" in Ortsnamen

    „Urd" in Personennamen

    schlechtes Geschick

    Die Saga über Thorstein Wiking-Sohn

    Nials-Saga

    Völsungen-Saga

    Die Saga über Grettir den Starken

    Die Saga über Grettir den Starken

    Heimskringla: Dal-Gudbrand wird getauft

    Nials-Saga

    Die Saga über die Leute von Eyre

    Hakonarkvida

    Die Geschichte über Norna-Gest

    Egil-Saga

    Saga über die Siedler von Eyre

    Die Geschichte über Norna-Gest

    Zusammenfassung

    Urd die Matrone

    Die Matronen

    Zusammenfassung

    Zusammenfassung

    Skuld in der germanischen Überlieferung

    Der Name „Skuld"

    Skuld in den Mythen

    Der Seherin Ausspruch

    Gylfis Vision

    Groas Zaubergesang

    Gylfis Vision

    Die Vision der Seherin

    Zusammenfassung

    Skuld in den Sagas

    Die Saga über Norna-Gest

    König Hrolf Kraki und seine Berserker

    Zusammenfassung

    Skuld die Matrone

    Der Matronen

    Zusammenfassung

    Zusammenfassung

    Verdandi in der germanischen Überlieferung

    Der Name „Verdandi"

    Verdandi in den Mythen

    Der Seherin Ausspruch

    Gylfis Vision

    Zusammenfassung

    Neri in der germanischen Überlieferung

    Der Name „Neri"

    Neri in den Mythen

    Das erste Lied über Helgi Hunding-Töter

    Zusammenfassung

    Die drei Schicksalsgöttinnen in der indogermanischen Überlieferung

    Die drei Schicksalsgöttinnen bei den West-Indogermanen

    Kelten

    Römer

    Etrusker

    Kelto-Romanen

    Germanen

    Germano-Romanen

    Slawen

    Balten

    Balto-Slawen

    West-Indogermanen

    Die drei Schicksalsgöttinnen bei den Süd-Indogermanen

    Hethiter

    Luwier

    Palaier

    Süd-Indogermanen

    Die drei Schicksalsgöttinnen bei den Ost-Indogermanen

    Indern

    Griechen

    Ost-Indogermanen

    Die drei Schicksalsgöttinnen bei den Indogermanen

    die „Ur-Norne"

    die Muttergöttin

    die Richtigkeit

    die dreifache Schicksalsgöttin

    die Spinnerin

    der goldene Schicksalsfaden

    die drei Schwestern

    die drei Zeiten

    die böse Schwester

    die Alte und die Schöne

    die Botinnen der Schicksalsgöttin

    Sonstiges

    Die Entwicklung der drei Schicksalsgöttinnen

    Die Schicksalsgöttinnen bei den Nicht-Indogermanen

    Die Biographie der Nornen

    Die Mutter

    Die Große Mutter

    Die Seele

    Die Sonnenmutter

    Die vervielfachte Muttergöttin

    Die Richtigkeit

    Die dreifache Muttergöttin

    Die drei Spinnerinnen

    Die drei Matronen

    Odin und die Nornen

    Gott Vater und die Nornen

    Das Alter der Namen der Nornen

    Das Aussehen der Nornen

    Hymne an die Nornen

    Die Nornen

    Skuld

    Utiseta

    Die Walküren

    Die Nornen

    Die Quelle der Nornen

    Der Sonnen-Widder

    Die Muttergöttin

    Die Sonne

    Rückkehr

    Traumreise zu den Nornen

    Die Nornen heute

    Themenverzeichnis

    I Die drei Nornen

    Die drei Schicksalsfrauen gehören zu den bekanntesten Gestalten der germanischen Mythologie. Die mit ihnen verbundene Vorstellung eines vorherbestimmten Schicksals hat auch noch heute eine Bedeutung, da sie sowohl mit der christlichen Vorstellung über Gottes Allmacht und der „Erbsünde" als auch mit dem indischen Karma-Konzept große Ähnlichkeit hat. Zudem entspricht sie weitgehend auch der Astrologie.

    I 1. Die Namen der Nornen

    Die Bezeichnung „Norne stammt von dem indogermanischen Wort „sner für „drehen, winden, schnüren, schrumpfen, spinnen, weben, nähen, Faden ab. Da es in vielen indogermanischen Mythen das Bild einer Spinnerin für die „Schicksalsfrau gibt, wird man „Norne wohl als „Spinnerin übersetzen können. Auch das (sekundäre) Bild der Weberin und der Näherin findet sich bei den Germanen im Zusammenhang mit den Nornen und den ihnen nah verwandten Walküren.

    Das Motiv der Spinnerin, die den Tod herbeiführt, hat sich bis in das Märchen „Dornröschen" hinein gehalten, in dem die Königstochter Dornröschen zu einer alten Frau in einem Turm kommt, bei der sie spinnen lernt und sich dabei mit der Spindel sticht und daraufhin in einen hundertjährigen Schlaf fällt.

    Die „Ur-Norne heißt „Urd oder „Urdr. In den älteren germanischen Schriften wird sie „Wyrd genannt.

    Dieser Name bedeutet „Schicksal im Sinne von „Vorbestimmung. Der Name leitet sich von dem germanischen Substantiv „urd ab, der „Stein und im erweiterten Sinne auch „steinige Einöde bedeutet. „Urd ist demzufolge die „Steinfrau, was als „Riesin oder als „Frau in Hügelgrab" gedeutet werden kann – beides würde zutreffen, da die Riesinnen im Jenseits leben und das Hügelgrab das Tor zum Jenseits ist und die Nornen aus der Jenseitsgöttin (Freya) heraus entstanden sind.

    Es gibt mehrere Ableitungen von dem Wort „urd im Sinne von Schicksal. So hat z.B. das Verb „urdr die Bedeutung „verfluchen, verbannen. Entsprechend ist ein „urdar-madr ein „verbannter Mann, also ein Ausgestoßener oder Vogelfreier. Der Urteilsspruch, der zu einer Verbannung führt, lautet „urdar-ord („Urd-Wort"). Es bestand somit eine enge Assoziation zwischen den Schicksalssprüchen der Nornen und den Urteilssprüchen der Thing-Versammlung.

    Es gab auch einen „urdar-mani, einen „unheimlichen, unheilverkündenden Mond. Dieser Begriff zeigt, daß man die Nornen mit dem Mond assoziierte und vermutlich fürchtete, daß die Nornen bei bestimmten Mondphasen oder bei einem bestimmten Aussehen des Mondes Unheil verbreiteten.

    Es ist auch eine Herleitung des Namens „Urd von dem Verb „verda mit der Bedeutung „ist, sein (werden) (englisch: „to be) möglich, aber die Herleitung von dem Substantiv „urd für „Stein liegt näher.

    Die in der germanischen Überlieferung am zweithäufigsten genannte Norne, die manchmal auch als Walküre erscheint, ist Skuld. Als Walküre tritt sie bereits in dem recht alten Lied „Die Vision der Seherin" auf: „Ich sah Walküren weither kommen, bereit zu reiten zum Rat der Götter: Skuld hielt den Schild."

    Ihr Name bedeutet „Schuld im Sinne von einem Ding oder einem Betrag, den man noch jemandem schuldet. Von diesem Wort sind auch ein gutes Dutzend an „Finanz-Begriffen der Germanen wie Schuldner, Schuldschein, Zahltag u.ä. abgeleitet worden.

    Das Wort „skuld wurde auch als logischer Partikel mit der Bedeutung „deswegen, deshalb verwendet. Hier hat „schuld die Bedeutung einer Ursache, eines Schuldigen für einen Umstand – ähnlich wie das englische „because, das wörtlich „aufgrund folgender Ursache bedeutet („be-cause = „es ist die causa").

    Skuld ist somit eine Frau, die eine Ursache darstellt und die eine Schuld eintreibt. In dieser zweiten Bedeutung ist sie einer Walküre, die im Auftrag von Odin einem Krieger den Tod bringt und ihn vom Schlachtfeld holt, schon recht nah.

    Es gibt auch die Möglichkeit, den Namen „skuld von dem Wort „skole, skulle abzuleiten, das „sollte bedeutet. „Skuld würde dann „das, was geschehen soll bedeuten. Skuld wäre in diesem Fall zwar auch die Zukunft, aber in erster Linie doch noch immer „die Frau, die den Lauf der Ereignisse bestimmt.

    Die dritte der drei bekannten Nornen heißt „Verdandi. Ihr Name, der nur sehr selten erwähnt wird, bedeutet vermutlich „werden, also „das, was gerade geschieht": die Gegenwart, die Wirkung und die Wirksamkeit. Verdandi ist somit die Frau, die in der Gegenwart wirkt, d.h. die Gegenwart gestaltet.

    Es ist auch möglich, daß „Verdandi lediglich eine Ableitung von „Wyrd/Urd ist.

    Es ist noch ein weiterer Nornen-Name bekannt, der „Neri lautet. Vermutlich leitet er sich von dem Verb „ner für „drehen winden, spinnen ab und bezeichnet sie als Spinnerin. Es wäre jedoch auch eine Herleitung von dem Adjektiv „ner für „unten (Unterwelt) oder vom dem Verb „ner für „murmeln denkbar. Wenn man alle drei Möglichkeiten zusammennimmt, erhält man die „in der Unterwelt Schicksalssprüche murmelnde Spinnerin.

    Wahrscheinlich haben „Norne und „Neri jedoch dieselbe Wortwurzel und können daher beide als „Spinnerin" übersetzt werden.

    Die Bedeutung der vier Nornen-Namen kann als „Bestimmerin der Ereignisse" zusammengefaßt werden.

    Die Germanen unterschieden zumindestens in der Zeit der schriftlichen Überlieferungen, also ungefähr zwischen 800 n.Chr. und 1300 n.Chr., nicht besonders genau zwischen Jenseitsgöttinnen, Nornen, Walküren, Riesinnen, Göttinnen, Fylgias (Seele, Tiergeist-Begleiter) und Hamingjas (personifiziertes Glück; Aussehen eines Gestaltwandlers; Krafttier). Alle diese Wesen waren entweder „Frauen im Jenseits" oder sie beeinflußten das Leben, das Wohlergehen und somit letztlich das Schicksal eines Menschen.

    Man kann daher die Nornen als den Aspekt der „Schicksalsbestimmung" der Jenseitsgöttinnen ansehen.

    Diese Unübersichtlichkeit (zumindestens beim ersten Blick auf einen Text) wird noch dadurch erhöht, daß alle Namen von Göttinnen, Nornen, Walküren u.ä. auch in Umschreibungen sowohl von menschlichen als auch von mythologischen Frauen verwendet werden konnten wie in „Wunsch-Ran (Walküre), „Ring-Sif (Freya), „Wunden-Thrudr (Walküre), „Armreif-Gefion (geschmückte Frau) u.ä.

    Es gab drei Nornen, die man als Spinnerinnen (Norne, Neri) und sekundär auch als Weberinnen und Näherinnen aufgefaßt hat.

    Die Ur-Norne hieß „Wyrd, woraus dann später „Urd entstand. Ihr Name bedeutet vermutlich „Stein im Sinne von (aus Felsen errichteter) „Grabkammer in einem Hügelgrab. Sie ist daher die Jenseitsgöttin.

    Der Name ihrer Schwester „Skuld bedeutet „Schuld im Sinne von „Bestimmerin des Schicksals".

    Der Name „Verdandi der dritten Norne ist vermutlich eine Ableitung des Namens „Wyrd der Ur-Norne.

    I 2. Die drei Nornen in den mythologischen Liedern

    I 2. a) Die Vision der Seherin

    Mit den Nornen ist der Brunnen als der Eingang in das Jenseits verbunden gewesen, aus dem jegliche Magie und folglich auch das Wissen über die Zukunft kam.

    Eine Esche weiß ich, sie heißt Yggdrasil,

    Den hohen Baum netzt weißer Nebel;

    Davon kommt der Tau, der in die Täler fällt.

    Immergrün steht er über Urds Brunnen.

    Von dort kommen Frauen, vielwissende,

    Drei aus dem See dort unterm Wipfel.

    Urd heißt die eine, die andre Werdani:

    Sie schnitten Stäbe; Skuld heißt die dritte.

    Sie legten Lose, das Leben bestimmten sie

    Den Geschlechtern der Menschen, das Schicksal verkündend.

    Die Motive Brunnen, Quelle und See sowie Fluß, Sumpf und Meer gehen fließend ineinander über – das verbindende Element ist dabei das Wasser, da man sich in früheren Zeiten oft vorstellte, daß sich unter der Erde ein großes Wasser befindet, das alle Quellen speist, aus dem die Wolken aufsteigen und in dem sich auch die Unterwelt befindet.

    Da sowohl der Brunnen als auch der Weltenbaum Wege ins Jenseits waren, befinden sich der Brunnen und der Weltenbaum in der mythologischen Geographie beieinander.

    Das „Lose legen" war eine Orakelmethode, bei der man Stäbe, in die Runen geritzt waren, verwendete.

    Das Bestimmen und Verkünden des Schicksals erinnert an die Seherinnen und die Hebammen, die das Schicksal des Neugeborenen intuitiv erfaßten und verkündeten. Dieses „Bestimmen" des Schicksals ist vermutlich dadurch entstanden, daß man die Seherinnen aufgrund ihrer Fähigkeit, auch wirksame Flüche oder Segnungen auszusprechen, mit der Zeit nicht mehr nur als die ansah, die das bereits festgelegte Schicksal erfaßten und aussprachen, sondern die dieses Schicksal auch selber festlegten.

    I 2. b) Die Vision der Seherin

    In „Gylfis Vision werden die drei Nornen nur allgemein erwähnt. In der „Vision der Seherin wird hingegen auch über ein Ereignis im Zusammenhang mit ihnen berichtet.

    Sie warfen im Hofe heiter mit Würfeln

    Und darbten goldener Dinge noch nicht.

    Bis drei der Thursen-Töchter kamen

    Reich an Macht, aus Riesenheim.

    Die drei Riesen-Töchter kamen nach Asgard zu den Asen. Sie hatten große Macht und beendeten das „Goldene Zeitalter. Vermutlich sind mit diesen drei Riesinnen die drei Nornen gemeint. Sie brachten vermutlich den Tod in die Welt, was eine häufige Umdeutung des ursprünglichen Motivs der „Mutter der Wiedergeburt im Jenseits wäre – das, was ursprünglich den Toten im Jenseits geholfen hat, ist zu der Ursache des Todes umgedeutet worden.

    Es gibt in fast jeder Mythologie auch eine Geschichte über die Entstehung des Todes, die in der Regel eine Trennung von Himmel und Erde, von Göttern und Menschen beinhaltet. Man kann zumindestens vermuten, daß es die Vorstellung gegeben hat, daß die Nornen die ursprüngliche Einheit der Welt in ein Diesseits und in ein Jenseits verursacht haben.

    Diese Trennung könnte ursprünglich mit dem Abgrund Ginnungagap zwischen Nifelheim im Norden (Jenseits) und Muspelheim im Süden (Diesseits) verbunden gewesen sein.

    I 2. c) Odins Rabenzauber

    In diesem Lied werden die Eigenschaften der verschiedenen Wesen durch ein einzelnes Verb umschrieben – in gewisser Weise ist hier die „Dichtung im Sinne von „auf die Essenz verdichteter und komprimierter Text auf die Spitze getrieben worden.

    Das „weisen der Nornen ist hier als „das Schicksal bestimmen gemeint. „Iwidie bedeutet vermutlich „die all-Weite und ist wahrscheinlich eine der Asinnen – möglicherweise Freya. Vom Aufbau der Strophe her bildet sie den Ergänzungsgegensatz zu Allvater (Odin), was für Freya zutreffen würde.

    Allvater waltet, Alfen verstehen,

    Wanen wissen, Nornen weisen,

    Iwidie nährt, Menschen dulden,

    Thursen erwarten, Walküren trachten.

    I 2. d) Das erste Lied über Helgi Hunding-Töter

    Die Nornen legten das Schicksal der Menschen bereits bei deren Geburt fest. Dies war ein beliebtes Motiv in den Mythen und in den Sagas.

    In alten Zeiten, als Aare sangen

    Heilige Wasser von Himmelsbergen rannen,

    Da hatte Helgi den Großherzigen,

    Borghild geboren in Bralund.

    Nacht war's in der Burg, Nornen kamen,

    Die dem Edeling das Alter bestimmten.

    Sie gaben dem König der Kühnste zu werden,

    Aller Fürsten Edelster zu dünken.

    Sie schnürten scharf die Schicksalsfäden,

    Daß die Burgen brachen in Bralund.

    Goldene Fäden fügten sie weit,

    Sie mitten festigend unterm Mondessaal.

    Westlich und östlich bargen sie die Enden,

    In der Mitte lag des Königs Land.

    Einen Faden nordwärts warf Neris Schwester,

    Ewig zu halten hieß sie dieses Band.

    „Neri bedeutet „Spinnerin und ist offenbar eine Umschreibung für „Norne". Die Schwester einer Norne ist wiederum eine Norne. Diese Umschreibung läßt vermuten, daß man die drei Nornen als Schwestern aufgefaßt hat.

    I 2. e) Das andere Lied über Helgi Hunding-Töter

    Die Nornen bestimmten auch den Ausgang von Kämpfen:

    Nicht alles Gute erging Dir nach Wunsch;

    Doch tragen die Nornen einen Teil der Schuld.

    In der Frühe fielen bei Frekastein

    Bragi und Högni: Ich bin ihr Töter!

    Die Ich-Person ist Helgi – er ist eine Saga-Variante des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters und Sommergottes Tyr. Högni, der bei den Südgermanen Hagen genannt wurde, ist der Wintergott Loki.

    I 2. f) Das andere Lied über Helgi Hunding-Töter

    Die Nornen fügen den Menschen oft großes Unglück zu und zwingen sie sogar, Menschen im Kampf zu töten, die sie gar nicht töten wollen. So mußte z.B. Helgi den Vater (Högni) und den Bruder (Bragi) seiner Geliebten in einer Schlacht, die diese gegen ihn führten, töten.

    Das alte Mythen-Motiv des endlosen, zyklischen Kampfes zwischen dem Sommergott Tyr (Helgi) und seinem Bruder, dem Wintergott Loki (Högni), ist hier schon stark umgedeutet worden.

    Maid, nicht all Dein Schicksal ist gut,

    die Nornen klage ich an, daß dies sein mußte:

    An diesem Morgen fielen dort bei Frekastein

    Bragi und Högni von meiner Hand.

    I 2. g) Sigdrifa-Lied

    In diesem Lied wird u.a. über Runen auf den verschiedensten Dingen berichtet. Die Norne trägt vermutlich als Zeichen ihrer magischen Macht eine Rune auf ihrem Fingernagel.

    Es ist denkbar, daß sich die Seherinnen wirklich Runen auf ihre Fingernägel ritzen – vielleicht paßte dem Skalden aber auch nur der Stabreim zwischen „Norne und „Nagel (altnordisch: „norna nagli") gut in den Vers.

    Vermutlich werden aber zumindestens die Hände der Nornen allgemein mit ihrer magischen Kraft assoziiert worden sein. Auf dem Runenkästchen von Auzon stehen die drei Nornen im Kreis und halten ihre Hände in ihrer Mitte zusammen.

    Die Runen stehen:

    Auf Gold und Glas, auf dem Glück der Menschen,

    In Wein und Würze, auf der Wala Sitz,

    Auf Gungnirs Spitze und Granis Brust,

    Auf dem Nagel der Norne und der Nachteule Schnabel.

    Am Anfang des Liedes findet sich die Verse, die von der Heilkraft der Hände sprechen – vielleicht ist die Rune auf dem Fingernagel der Norne auch ein Symbol für die Heilkraft der Nornen. Dies wäre dann eine Übereinstimmung mit den heilenden Matronen.

    Heil euch Asen, Heil euch Asinnen,

    Heil Dir, fruchtbares Feld!

    Wort und Weisheit gewährt uns zwei Edlen

    Und immer heilende Hände!

    I 2. h) Fafnir-Lied

    An dieser Stelle wird von einer Vielzahl von Nornen gesprochen. Aus der einen Norne Urd bzw. den drei Nornen Urd, Skuld und Verdandi sind hier die Nornen vermutlich durch ihre Ähnlichkeit mit den Walküren zu einer großen Gruppe von Wesen mit unbestimmter Anzahl geworden.

    Sigurd:

    „Laß Dich fragen, Fafnir, da Du vorschauend bist

    Und wohl manches weißt:

    Welches sind die Nornen, die notlösend heißen

    Und Mütter mögen entbinden?"

    Fafnir:

    „Verschiedenen Geschlechts scheinen die Nornen mir

    Und nicht eines Ursprungs.

    Einige sind Asen, andere Alfen,

    Die dritten Töchter Dwalins."

    Die in den Versen genannte Hebammen-Tätigkeit („notlösend") der Nornen zeigt, daß sie auch mit den Seherinnen-Hebammen gleichgesetzt wurden, die zu den Gebärenden gerufen wurden. Es ist gut denkbar, daß sowohl die Hebammen-Tätigkeit als auch die Seherinnen-Tätigkeit ursprünglich zu dem Aufgabenbereich der Priesterinnen gehört hat.

    Die Abstammung der Nornen von den Asen, den Alfen und den Zwergen (Dwalin) ist interessant, da die Antwort des Drachen Fafnir zeigt, daß die Germanen die Nornen sowohl als „Menschen im Jenseits" (Alfen, Zwerge) als auch als Göttinnen ansahen.

    Dies ist auch die einzige Stelle, an der von weiblichen Zwergen die Rede ist – zumindestens, wenn man davon ausgeht, daß die „Töchter Dwalins wie Dwalin selber zu den Zwergen gehören. Diese Deutung ist jedoch unsicher, da „Dwalin ein Name eines der beiden Alcis-Pferdesöhne des Tyr sowie ursprünglich des Tyr selber in der nächtlichen bzw. winterlichen Unterwelt gewesen ist – und die „Tochter des Tyr" ist die Jenseitsgöttin Freya, die zu den Nornen und Walküren vervielfältigt und umgedeutet worden ist (siehe auch den Band 22 über Freya).

    In mehreren Liedern in der Edda werden tote Seherinnen beschworen, um etwas über die Zukunft zu erfahren. Es scheint somit die Tradition gegeben zu haben, daß die Seherinnen den Kontakt zu bereits verstorbenen Seherinnen aufrechterhalten haben – vermutlich insbesondere zu ihren Seherkunst-Lehrerinnen.

    Dieses Bewahren des Kontaktes zu den bereits verstorbenen spirituellen Lehrern und Lehrerinnen ist weit verbreitet. Er ist ein Sonderfall des Ahnenkultes, in dem bei den verstorbenen Eltern und Großeltern Rat und Hilfe gesucht wird. In Indien wird die Folge, die sich bei den Yogis (Gurus) aus den Lehrer-Schüler-Verhältnissen ergibt, „Übertragungslinie genannt. Der hierzulande wohl bekannteste Fall einer Anrufung der wichtigsten Lehrer der eigenen Übertragungslinie findet sich im Neuen Testament in der Beschreibung von Christi Verklärung auf dem Berg Tabor, bei der Moses und Elijas als Christi „Lehrer und „Vorgänger" erscheinen (Matthäus 17, 1-9; Markus 9, 2-8; Lukas 9, 28-36).

    Die Abstammung der Nornen von den Asen ist entweder als Vergöttlichung der bereits verstorbenen Seherinnen aufzufassen oder als eine Erinnerung daran, daß die Nornen aus Freya heraus entstanden sind.

    I 2. i) Fafnir-Lied

    Die Nornen bestimmen unausweichlich das Schicksal:

    Fafnir:

    „Du nimmst für nichts der Nornen Spruch,

    Mein Wort für unweise Rede.

    Doch ertrinkst Du im Wasser, wenn Du im Winde ruderst:

    Alle sterben, die sterben sollen."

    I 2. j) Fafnir-Lied

    Die Walküre Sigdrifa spricht zu Sigurd die folgenden Worte, nachdem dieser sie aus der Waberlohe um ihr Hügelgrab befreit hat:

    Ein Hof ist auf dem hohen Hindarfiall

    Ganz von Glut umgeben außen.

    Ihn haben hehre Herrscher geschaffen

    Aus undunkler Erdenflamme.

    Auf dem Steine schläft die Streiterfahrene,

    Und lodernd umleckt sie der Linde Feind.

    Mit dem Dorn stach Ygg sie einst in den Schleier,

    Die Maid, die Männer morden wollte.

    Schaun magst Du, Mann, die Maid unterm Helme,

    Die aus dem Gewühl trug Wingskornir das Roß.

    Nicht vermag Sigdrifas Schlaf zu brechen

    Ein Fürstensohn ehe die Nornen es fügen."

    Sigdrifa: Walküre, Frau des Sigurd

    Hindarfjall = Hindin-Hügel, Hügelgrab des Tyr

    Glut = Waberlohe = Bestattungsfeuer, Hügelgrab-Feuer

    undunkel = hell

    Streiterfahrene = Walküre

    Feind der Linde = Feuer

    Dorn = Schwert (des Tyr)

    Ygg = „Schrecklicher" = Odin (er hat hier das Tyr-Schwert übernommen)

    Männer-mordende Maid = Walküre

    Mann = Sigurd

    Wingskornir = Roß der Walküre Sigdrifa

    fügen = bestimmen (durch die Nornen)

    I 2. k) Das andere Lied über Sigurd Fafnir-Töter

    Andwari der Hecht:

    „Andwari heiß ich, Oïn hieß mein Vater;

    Durch manchen Flußfall fuhr ich.

    Früh fügte mir eine feindliche Norne,

    Ich sollt im Wasser waten."

    Andwari ist der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr in der nächtlichen Unterwelt (die Sonne versinkt Abends im Meer). Die Nornen haben nicht nur das Schicksal der Menschen, sondern auch das der Götter bestimmt – sie haben die Weltordnung erschaffen, zu der u.a. der allabendliche Tod der Sonne gehört.

    Hier wird schon zwischen „guten Nornen und „bösen Nornen unterschieden – die Angst vor dem Tod brachte es mit sich, daß vieles, was mit dem Tod assoziiert wurde, zu einer

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