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Die Liebesgöttin Freya-Menglöd: Die Götter der Germanen - Band 22
Die Liebesgöttin Freya-Menglöd: Die Götter der Germanen - Band 22
Die Liebesgöttin Freya-Menglöd: Die Götter der Germanen - Band 22
eBook820 Seiten4 Stunden

Die Liebesgöttin Freya-Menglöd: Die Götter der Germanen - Band 22

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Über dieses E-Book

Die Reihe
Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar.
Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit.
Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben.

Das Buch
Freya ist die wichtigste und bekannteste Göttin der Germanen. Sie ist vor allem die Liebesgöttin, aber auch eine Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin. Als Jenseitsgöttin ist sie die Wiederzeugungs-Geliebte, die Wiedergeburts-Mutter und die Wiederstillens-Amme der Toten und des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr - Freya ist daher auch die Sonnenmutter. Ihr goldener Halsreif Brisingamen ist ein Symbol für die Sonne, die sie jeden Morgen wiedergebiert.
Sie ist nicht nur die Jenseitsgöttin, sondern auch eine Norne, eine Walküre und eine Kriegerin. Zudem ist sie auch eine Priesterin, Zauberin und eine Heilerin.
Freya kann viele Tier-Gestalten annehmen: Schwan, Stute, Ziege, Hindin, Sau u.a. Keine andere germanische Göttin hat einen derart vielfältigen Charakter.
Die Göttin mit den Eigenschaften der Freya lässt sich unter verschiedenen Namen bis in die späte Altsteinzeit zurückverfolgen - ihre Symbolik ist ca. 50.000 Jahre lang dieselbe geblieben, da sie das Wichtigste für die Menschen dargestellt: die Muttergöttin im Diesseits und im Jenseits.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum13. Feb. 2018
ISBN9783746073361
Die Liebesgöttin Freya-Menglöd: Die Götter der Germanen - Band 22
Autor

Harry Eilenstein

Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 45 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 230 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2023 schreibe ich an einem achtbändigen Fantasy-Roman "Maran", in den auch alle meine Erfahrungen mit Magie, Meditation, Astrologie, Religion, Psychologie und ähnlichem miteingeflossen sind. Die ersten vier Bände sind bereits erschienen. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Schwitzhütten, Feuerläufe, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden sich ein Teil meiner Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.

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    Buchvorschau

    Die Liebesgöttin Freya-Menglöd - Harry Eilenstein

    Bücher von Harry Eilenstein:

    Astrologie (496 S.)

    Photo-Astrologie (428 S.)

    Horoskop und Seele (120 S.)

    Tarot (104 S.)

    Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)

    Physik und Magie (184 S.)

    Der Lebenskraftkörper (230 S.)

    Die Chakren (100 S.)

    Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)

    Meditation (140 S.)

    Reinkarnation (156 S.)

    Drachenfeuer (124 S.)

    Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)

    Schwitzhütten (524 S.)

    Totempfähle (440 S.)

    Muttergöttin und Schamanen (168 S.)

    Göbekli Tepe (472 S.)

    Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)

    Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)

    Isis (508 S.)

    Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)

    Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

    Der Kessel von Gundestrup (220 S.)

    Der Chiemsee-Kessel (76 S.)

    Cernunnos (690 S.)

    Christus (60 S.)

    Odin (300 S.)

    Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)

    Dakini (80 S.)

    Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)

    Eltern der Erde (450 S.)

    Blüten des Lebensbaumes 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)

    Blüten des Lebensbaumes 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)

    Blüten des Lebensbaumes 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

    Über die Freude (100 S.)

    Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)

    Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)

    Das Beziehungsmandala (52 S.)

    Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

    König Athelstan (104 S.)

    Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

    Inhaltsverzeichnis

    Freya in der germanischen Überlieferung

    Der Name „Freya"

    Altnordisch und Germanisch

    Indogermanisch

    Die Bezeichnung „Freitag"

    Heimskringla

    Zusammenfassung

    Die Beinamen der Freya

    Heimskringla

    Gylfis Vision

    Skaldskaparmal

    Thorsdrapa

    Nafnathulur

    Gesta danorum

    Hymir-Lied

    Harbard-Lied

    Zusammenfassung

    Freya die Wanengöttin

    Die Familie der Wanen

    Die Bezeichnung „Wanen"

    Skaldskaparmal

    Heimskringla

    Gylfis Vision

    Gylfis Vision

    Skaldskaparmal

    Gylfis Vision

    Heimskringla

    Gylfis Vision

    Lokasenna

    Skaldskaparmal

    Gylfis Vision

    Oddruns Klage

    Die Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

    Zusammenfassung

    Freyas Halle

    Grimnir-Lied

    Gylfis Vision

    Skaldskaparmal

    Die Saga über Egil Skallagrimson

    Zusammenfassung

    Freyas Katzen

    Skaldskaparmal

    Gylfis Vision

    Gylfis Vision

    Die Saga über Halfdan Eysteinsson

    Islendingarbok

    Zusammenfassung

    Freyas Eber

    Hyndla-Lied

    Beowulf-Epos

    Eber-Helm der Angelsachsen

    Eber-Helm der Angelsachen aus Sutton Hoo

    Eber-Kultgefäße

    Die Eber-Reiterin

    Zusammenfassung

    Freya und das Falkenhemd

    Skaldskaparmal

    Haustlöng

    Thrym-Lied

    Thor von Haffsgard

    Skaldskaparmal

    Völsungen-Saga

    Zusammenfassung

    Freyas Halsreif Brisingamen

    Gylfis Vision

    Skaldskaparmal

    Saga über Hedin und Högni

    Skaldskaparmal

    Huldar-Saga

    Husdrapa

    Skaldskaparmal

    Gesta danorum

    Skaldskaparmal

    Ragnarsdrapa

    Odins Rabenzauber

    Beowulf-Epos

    Brakteaten

    Gylfis Vision

    Nafnathulur

    Skaldskaparmal

    Zusammenfassung

    Freya und Menglöd/Menja

    Der Name „Menglöd"

    Das Zauberlied der Groa

    Das Fiölswin-Lied

    Hrolf Kraki und seine Berserker

    Merseburger Zaubersprüche

    Freya, Menglöd und Menja

    Skaldskaparmal

    Das Grotti-Lied

    Skaldskaparmal

    Skaldskaparmal

    Groas Zaubergesang

    Skaldskaparmal

    Die Saga über Orm den Starken Storolf-Sohn

    Huldar-Saga

    Haleygjatal

    Menglöd und Mangold

    Zusammenfassung

    Freya und Thrudr

    Ragnarsdrapa

    Thorsdrapa

    Zusammenfassung

    Freya und die Walküren

    Zusammenfassung des Bandes 31 „Walküren"

    Die Geschichte über Norna-Gest

    Sigdrifa-Lied

    Zusammenfassung

    Freya und die Riesen

    Thrym-Lied / Thor von Haffsgard

    Gylfis Vision

    Skaldskaparmal

    Die Thiazi-Mythe

    Zusammenfassung

    Freya und der Göttermet

    König Half und seine Helden

    Die Saga über Bosi und Herraud

    Heimskringla

    Zusammenfassung

    Wiederzeugung und Wiedergeburt

    Freya-Statuetten

    Das Freya-Amulett von Hagebyhöga

    Die Frauenfigur von Revninge

    Das Amulett von Lille Soelv

    Das Frauenamulett von Tissö

    Die Frauen-Statuette von Elkidstrup

    Die Statuette von Viborg

    Das Amulett von Tuna

    Vier Frauen-Statuetten aus Schweden

    Messer mit als Frau gestaltetem Griff aus Itzehoe

    Statuetten eines Mannes und einer Frau aus dem Braak-Moor

    Statuetten eines Mannes und einer Frau aus dem Witte-Moor

    Bild eines Mannes und einer Frau aus Gentofte

    Brakteat 1

    Brakteat 2

    Brakteat 3

    Brakteat 4

    Brakteat 5

    Brakteat 6

    Zusammenfassung

    Der Kult der Freya

    Hyndla-Lied

    Die Saga über Bosi und Herraud

    Die Saga über Thorstein Viking-Sohn

    Die Saga über Sturlaug den Mühen-Beladenen

    Die Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

    Zusammenfassung

    Kenningar

    „Freya" in Personennamen

    „Freya" in Ortsnamen

    „Freya" in Pflanzennamen

    „Freya" in Sternennamen

    Freya im Brauchtum

    Der Stab der Seherin

    Die Fruchtbarkeitsgöttin Freya

    Das Wetterleuchten der Freya

    Freya und Idun

    Der Pflug der Gefion

    Die dänische Nationalhymne

    Zusammenfassung

    Freya in Zaubersprüchen

    Die Saga über Bosi und Herraud

    „Zauberspruch, um eine Frau zum Schweigen zu bringen"

    „Pfurz-Runen"

    Zusammenfassung

    Am Übergang zum Christentum

    Die Saga über Hallfredr Ärger-Skalde

    Die Saga über Hallfredr Ärger-Skalde

    Isländer-Buch

    Zusammenfassung

    Freya in den Märchen der Gebrüder Grimm

    Schneewittchen und die sieben Zwerge

    Rapunzel

    Die Jenseitsgöttin

    Das Jenseitstor

    Die Jenseitsreise

    Der Seelenvogel

    Die Katzen der Freya

    Aschenputtel

    Der Wolf als Jenseitsführer

    Der Schamane

    Die Waberlohe

    Die Wiederzeugung

    Zusammenfassung

    Frühe Überlieferungen

    Germania

    Origo gentis langobardorum

    Historia langobardorum

    Indiculus superstitionum et paganiarum

    Canon episcopi

    Historia Regum Britanniae

    Zusammenfassung

    Jakob Grimm

    Jacob Grimm: Deutsche Mythologie

    Zusammenfassung

    Freya und Frigg

    Zusammenfassung

    Freya in der indogermanischen Überlieferung

    Freya bei den West-Indogermanen

    Freya bei den Kelten

    Freya bei den Römern

    Freya bei den Kelto-Romanen

    Freya bei den Germanen

    Freya bei den Germano-Romanen

    Freya bei den Slawen

    Freya bei den Balten

    Freya bei den Balto-Slawen

    Freya bei den West-Indogermanen

    Freya bei den Süd-Indogermanen

    Freya bei den Hethitern

    Freya bei den Lydern

    Freya bei den Süd-Indogermanen

    Freya bei den Ost-Indogermanen

    Freya bei den Persern

    Freya bei den Indern

    Freya bei den Indo-Persern

    Freya bei den Armeniern

    Freya bei den Armeno-Indern

    Freya bei den Skythen

    Freya bei den Skytho-Indern

    Freya bei den Griechen

    Freya bei den Thrakern

    Freya bei den Gräko-Thrakern

    Freya bei den Ost-Indogermanen

    Freya bei den Indogermanen

    Freya in der jungsteinzeitlichen Überlieferung

    Freya bei den Mittel-Völkern

    Freya bei den Sumerern und Bayloniern

    Freya bei den Süd-Völkern

    Freya bei den Semiten

    Freya bei den Südost-Völkern

    Freya bei den Ägyptern

    Freya bei den West-Völkern

    Freya auf Kreta

    Freya bei den Nord-Völkern

    Indogermanen

    Freya bei den Ost-Völkern

    Freya bei den Elamitern

    Freya bei den Bewohnern von Harappa

    Freya bei den frühen Völkern

    Freya bei den Jägern von Göbekli Tepe

    Freya bei den Jägern von Nevali Cori

    Freya bei den Bauern von Çatal Höyük

    Zusammenfassung

    Freya in der altsteinzeitlichen Überlieferung

    Die Biographie der Freya

    Vorgeschichte

    Einzeller

    Sexualität I

    Tod

    Sexualität II

    Astralreise

    Menschen

    Säugetiere

    Menschen

    Altsteinzeit

    Jagdzauber

    Schwitzhütten

    Zeugungsfest

    Seele, Jenseits und Wiedergeburt

    Die Sonne

    Bestattungen

    Zahlen

    Vogelstäbe

    Mittelsteinzeit

    Frauenstatuetten

    Höhlenmalereien

    weitere religiöse Vorstellungen

    Jungsteinzeit

    Göbekli Tepe

    Jericho

    Ackerbau

    Çatal Höyük

    Die Indogermanen

    Die Indogermanen

    Die West-Indogermanen

    Die Kelto-Germanen

    Die Germanen

    Die Germanen

    Die Südgermanen

    Odin wird zum Göttervater der Nordgermanen

    Die Edda

    Neue Epoche

    Das Aussehen der Freya

    Wege zu Freya

    Hymne an Freya

    Im Tempel der Freya

    Die Statue der Freya

    Die Besitzerin des Brisingamen

    Die Göttin der goldenen Tränen

    Die Jenseitsgöttin

    Die Geliebte im Jenseits

    Die Mutter der Toten

    Die Amme der Toten

    Die Göttin der Liebe

    Die Göttin der Geburten

    Die Göttin des Wetters

    Die Göttin der Mahlsteine

    Die Göttin des Herdfeuers

    Die Seherin

    Die Heilerin

    Die Helferin

    Die Göttin der Pflanzen

    Die Zauberin

    Die Norne

    Die Walküre

    Die Kriegerin

    Die Riesin

    Die Göttin mit dem Katzenwagen

    Die Familie der Wanen

    Freyas Halle

    Die Eber-Reiterin

    Die Große Kuh

    Die Weiße Hindin

    Die Mächtige Stute

    Die zauberkundige Sau

    Die fruchtbare Ziege

    Das Weiße Schaf

    Die Göttin der Seelenvögel

    Freyas Erinnerungen

    Die Sonnenmutter

    Tyr und Loki

    Die Meeresgöttin

    Die Robben-Göttin

    Die Suche nach Odhr

    Idun

    Gefion

    Hel

    Die Spindel am Himmel

    Die listige Göttin

    Freya und Frigg

    Weltenbaum und Hügelgrab

    Freyas Vision

    Christentum

    Sagas

    Hexen

    Märchen

    Frauen

    Kult

    Männer

    Wirklichkeit

    Weisheit

    Frau und Mann

    Vefreya

    Traumreise zu Freya

    Traumreise zu Freya

    Traumreise zu den „Großen Göttinnen"

    Freya heute

    Themenverzeichnis

    I Freya in der germanischen Überlieferung

    I 1. Der Name „Freya"

    Der Göttinnenname „Freya wird oft auch „Freyja und manchmal auch „Freyia" geschrieben.

    Er bedeutete im Altnordischen „Frau im Sinne von „freie Frau oder „Herrin. „Freya ist die weibliche Entsprechung zu dem männlichen „Freyr für „Herr.

    Die Herkunft dieser beiden Gottesnamen ist ausführlich in dem Band 15 über den Gott Freyr beschrieben worden. Die folgende Darstellung ist nur eine kurze Übersicht über die Entwicklung der Götternamen „Freya und „Freyr.

    Diese beiden Namen lassen sich bis in die indogermanische Sprache und noch weiter zurückverfolgen.

    I 1. a) Altnordisch und Germanisch

    Im Altnordischen und im Germanischen sind mit den Namen „Freya und „Freyr mehrere Worte verwandt:

    I 1. b) Indogermanisch

    Die indogermanische Wurzel der Wortfamilie, zu der der Göttinnenname „Freya gehört, ist das Wort „per für „Haus. Dieses Wort ist möglicherweise schon sehr alt und könnte noch von den ersten Ackerbauern in Mesopotamien um ca. 10.000 v.Chr. stammen, da sich dieses Wort mit derselben Bedeutung auch im Altägyptischen findet („Pharao = „per-aa = „Großes Haus im Sinne von „Regierungssitz – so wie man heute vom „Weißen Haus oder vom „Kreml" spricht).

    Von der nostratischen Sprache, die von den frühen Ackerbauern in Mesopotamien gesprochen worden ist und in der das „Haus die Bezeichnung „per hatte, stammen sowohl die indogermanische Sprache als auch das Altägyptische sowie das Semitische, Babylonische, Kretische, Elamische und noch einige andere Sprachen ab.

    Ein „priheh ist bei den ursprünglichen Indogermanen, die zwischen 7000 v.Chr. und 2800 v.Chr. in der Steppe nördlich des Schwarzen Meeres gelebt und sich hauptsächlich von der Viehzucht ernährt haben, jemand gewesen, der zu dem eigenen Haus („per), also zu dem eigenen Haushalt und somit zu der eigenen Sippe gehörte: ein Verwandter.

    Schon bei den Indogermanen hat diese Bezeichnung für die „Verwandten auch die Bedeutung „Geliebter, Ehemann und „Geliebte, Ehefrau („priheh) erhalten – diese Liebe zwischen den Menschen bezog sich anfangs offensichtlich vor allem auf den Sippenzusammenhalt.

    Schon bei den Indogermanen hat sich von diesem Wort die Nebenform „parikeh mit der Bedeutung „Nebenfrau, Hure gebildet.

    Es gab bei der Wortfamilie um „priheh auch eine deutliche Assoziation zum Besitz, denn „prihos hatte sowohl die Bedeutung „das, was man liebt als auch „das Eigene und „das, was einem gehört".

    Vermutlich gab es bei dieser Wortfamilie auch schon eine Assoziation zu der Zeugung und der Fruchtbarkeit, da es auch das Wort „prehktos gegeben hat, daß „Anus, Genitalien bedeutet hat und sich im Altgriechischen als „proktos und im Armenischen als „erastank erhalten hat. Diese Bedeutung hat sicherlich auch bei der Entstehung des Substantivs „parikeh für „Nebenfrau, Hure mitgewirkt.

    Es ist denkbar, daß es bei den Indogermanen auch schon erste Ansätze dazu gegeben hat, aus „priheh" den Beinamen eines Gottes oder Ahnen bzw. einer Göttin oder Ahnin zu machen. Das mythologische Motiv, mit dem diese Gottheiten in Zusammenhang gestanden haben werden, ist die Wiederzeugung, die der Wiedergeburt der Toten durch die Muttergöttin im Jenseits vorausging. Bei dieser Wiederzeugung war die Muttergöttin die Geliebte des Toten im Jenseits.

    Dieses Motiv wird die Wurzel der beiden germanischen Götternamen „Freya und „Freyr sein – Freya ist die Wiederzeugungs-Geliebte und die Wiedergeburts-Mutter, während Freyr das Urbild des sich wiederzeugenden Toten bzw. Gottes ist, der dann anschließend von der Göttin wiedergeboren wird (siehe dazu auch den Band 51).

    Bei dem indogermanischen „priheh" finden sich somit schon mehrere der Eigenschaften der beiden germanischen Gottheiten Freya und Freyr: die enge Verwandtschafts-Bindung, die Liebe, der Geliebte, die Geliebte, die Zeugungskraft und die Fruchtbarkeit.

    Die Assoziationen „Herr, Weisheit, Frieden, Freiheit und Ruhm" scheinen somit Eigenschaften sein, die sich erst später im Charakter der beiden Gottheiten Freya und Freyr herausgebildet haben. Sie werden allerdings auch schon bei den frühen Indogermanen wesentliche Qualitäten dargestellt haben.

    Vermutlich werden diese Eigenschaften umso mehr mit „priheh verbunden worden sein, umso mehr sich die Bedeutung des „priheh von „Geliebte zu „Geliebte-Aspekt der Wiedergeburts-Göttin im Jenseits verschoben hat: Der Fürst war sowohl bei seiner Krönung (die im Wesentlichen eine Jenseitsreise gewesen ist) als auch während seiner Herrschaftszeit (Schutz seiner Herrschaft) und natürlich auch bei seiner Bestattung während seiner Wiederzeugung, die seiner Wiedergeburt im Jenseits vorausging, der „Geliebte der Muttergöttin im Jenseits".

    I 1. c) Die Bezeichnung „Freitag"

    Der Freitag, der bei den Römern der Venus geweiht war, wurde von den Germanen mit „Freya-Tag" übersetzt. Freya ähnelt von ihrem Wesen her folglich der römischen Venus bzw. der ihr entsprechenden griechischen Aphrodite.

    Freya entspricht Venus und Aphrodite.

    I 1. d) Heimskringla

    Schon Snorri Sturluson, der Verfasser der Prosa-Edda und der Heimskringla, hat den ethymologischen Zusammenhang zwischen „Freya und „Frau erkannt.

    Snorri schwankt in seiner Schrift „Heimskringla", in der er über die norwegischen Könige berichtet, zwischen der früheren Auffassung der Asen als Götter und der damals modernen christlichen Auffassung der Götter als Könige der Vorzeit.

    Freya war die einzige der Gottheiten, die noch übriggeblieben war. Daher wurde sie so sehr verehrt, daß alle vornehmen Weiber mit ihrem Namen bezeichnet wurden wodurch der Titel „Frau entstand. Daher wird jedes Weib „Frau, d.h. „Herrin über ihren Besitz genannt und die Gattin wird als „Frau des Hauses bezeichnet.

    Snorri leitet stets die Worte in seiner Sprache von den Namen der Gottheiten ab. Dieser Vorgang wird jedoch umgekehrt abgelaufen sein: Die Namen der Gottheiten sind aus umschreibenden Beinamen, die sich auf die Eigenschaften der Gottheiten bezogen haben, entstanden.

    I 1. e) Zusammenfassung

    Der Name der Göttin Freya bedeutete ursprünglich „die zu dem eigenen Haus gehört, also „Sippenmitglied, Verwandte – auf indogermanisch „Priheh. Diese Bedeutung verschob sich über „Geliebte, „Freie und „Herrin bis hin zu der allgemeinen Bezeichnung für „Frau".

    Aus der Bedeutung „Geliebte des Wortes „Priheh wurde der Name für die Jenseitsgöttin als der Wiederzeugungs-Geliebten der Toten („Freya) und auch des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr bei der Wiederzeugung („Freyr), die seiner Wiedergeburt durch die Göttin vorausging.

    Schließlich wurde „Freya" bei den Germanen zu dem wichtigsten Namen der Göttin.

    I 2. Die Beinamen der Freya

    Die Beinamen der Götter und Göttinnen sind oft eine wertvolle Quelle für das Erfassen ihres Charakters, da sich diese Beinamen in vielen Fällen auf die wesentlichen Eigenschaften und Mythen der betreffenden Gottheit beziehen.

    I 2. a) Heimskringla

    „Freya war nicht der einzige Name der Göttin. Die Vielzahl der Namen der Freya wird von Snorri u.a. in seinem Geschichtswerk „Heimskringla („Erdkreis") erwähnt:

    Freya hatte auch noch viele andere Namen.

    I 2. b) Gylfis Vision

    Einige der Beinamen der Freya werden in der Vision des Königs Gylfi aufgezählt:

    Sie heißt Mardöll, Hörn, Gefn und Syr.

    Diese vier Beinamen der Freya haben folgende Bedeutungen:

    - „Mardöll": Dieser Name setzt sich aus „mar für „Meer und „döll für „Tag oder „dalr für „Tag zusammen. Freya-Mardöll wäre dann entweder der „Meer-Tag oder das „Meer-Tal.

    Der zweite Teil dieses Namens („-dall) könnte mit dem Tagesgott „Delling oder dem Namen des Gottes „Heimdall identisch sein. „Mardöll wäre dann das „Meer des Delling/Heimdall".

    Da es das Bild einer Wasserunterwelt gab und sowohl Delling als auch Heimdall mit der Sonne bzw. dem Sonnengott-Göttervater verbunden gewesen sind, könnte sich der Name „Mardöll" auf das Motiv des Unterwelt-Meeres, aus dem die Sonne des Morgens zurückkehrt, beziehen. Freya als Mardöll wäre dann die Jenseitsgöttin gewesen, die am Morgen bzw. im Frühjahr den Sonnengott-Göttervater wiedergebiert – die Sonnenmutter.

    Wenn man „Mardöll als „Meeres-Tag deutet, wäre Freya-Mardöll die Göttin, die die Sonne am Morgen aus der Wasserunterwelt aufsteigen läßt. Wenn man „Mardöll als „Meeres-Tal deutet, wäre die Tiefe des Meeres, d.h. die Wasserunterwelt gemeint.

    Die Auffassung der Freya als der Frau des Odin ist wahrscheinlich erst um 500 n.Chr. entstaden, als Thor und Odin den ehemaligen nordgermanischen Göttervater abgesetzt haben und Odin an die Stelle des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr getreten ist und dabei dessen Frau (die Jenseitsgöttin Freya) übernommen hat.

    - „Hörn": Möglicherweise ist ein (Trink-)Horn gemeint. Dann würde dieser Name auf Freya, Gunnlöd, die Walküren u.a. hinweisen, die den Toten im Jenseits den Göttermet reichen. Auch dieser Beiname wäre dann eine Bezeichnung der Freya als Totengöttin.

    Das Trinken des Göttermets ist bei den Indogermanen an die Stelle des Wiederstillens durch die Göttin nach der Wiedergeburt getreten. Schließlich hat das Trinken dieses Ritualtranks die Symbolik der Wiedergeburt übernommen und ist zum Unsterblichkeitstrank geworden: der Met der Germanen und Kelten, das Nektar ambrosia („Unsterblichkeitstrank) der Griechen, das Soma amrita („ Unsterblichkeitstrank) und das Haoma der Perser.

    Der Freya-Beiname „Hörn bezieht sich wie ihr Beiname „Mardöll auf die Wiedergeburt.

    Es gab in Schweden zwei Orte, die diesen Göttinnennamen enthalten: Härnevi und Järnevi, die beide „Tempel der Hörn bedeuten. „Hörn muß also ein wichtiger Beiname der Freya gewesen sein. Dazu paßt, daß in einigen Sagas rituelle Trinkhörner beschrieben werden, die eine wichtige Rolle spielen („Die Saga über Sturlaug den Mühen-Beladenen, „Die Saga über Thorstein Viking-Sohn, „Die Saga über Thorstein Haus-Macht" u.a.), und daß sehr aufwendig hergestellte Trinkhörner aus Gold gefunden worden sind (Goldhörner von Gallehus).

    Möglicherweise ist „Hörn aber auch als „Gehörnte aufzufassen – dann würde er Freya als die Urkuh oder als die Ziege Heidrun bezeichnen, die beides die Gestalt der Göttin bei der Wiederzeugung, der Wiedergeburt und dem Wiederstillen sind.

    - „Gefn": Dies ist Variante von „Gefion, was „Geberin bedeutet und schon bei den germanisch-keltisch-römischen Matronen einer der wichtigsten Namen der alle Dinge in Fülle spendenden Göttin gewesen ist.

    - „Syr": Dieser Name bedeutet „Schwein" und bezieht sich sowohl auf das Reittier der Göttin Freya als auch auf das Schwein als Opfertier bei den Bestattungen. Der Ursprung dieses Motivs ist die Vorstellung, daß die Jenseitsgöttin und der Tote bei der Wiederzeugung die Gestalt von zwei Herdentieren annehmen, um ihre Fruchtbarkeit bzw. ihre Zeugungskraft abzusichern – sie wurden daher zu Stier und Kuh, Hirsch und Hindin, Hengst und Stute, Keiler und Bache, Eber und Sau, Widder und Schaf, Ziegenbock und Ziege usw. (siehe dazu auch die Bände 42 und 51).

    I 2. c) Skaldskaparmal

    In Snorri Sturlusons Skaldenkunst-Lehrbuch finden sich ebenfalls einige Beinamen der Freya, von denen „Syr" auch in „Gylfis Vision" erwähnt wird:

    - „Vanadis": „Wanen-Göttin"

    - „Valfreya": „Wiedergeburtsgöttin der Gefallenen"

    - „Thröng", „Thrungva": Dieser Name bedeutet „Enge, Gedränge. Möglicherweise ist damit die Enge im Grab oder in der Unterwelt gemeint, aber die Deutung dieses Namens ist unklar. Es wäre auch denkbar, daß die Germanen bei dem Namen „Thröng an den engen Eingang in die Unterwelt gedacht haben ist. Der Begriff könnte evtl. auch eine Umschreibung für Freyas Schoß sein, der alle Seelen im Jenseits wiedergebiert.

    Es könnte schließlich auch noch das Kampfgedränge in einer Schlacht gemeint sein, wodurch Freya als Walküre bezeichnet werden würde.

    I 2. d) Thorsdrapa

    Der Beiname „Thröng muß schon recht alt sein, da er auch schon in dem um ca. 985 n.Chr. von dem Skalden Eilifir Godrunason verfaßten „Loblied für Thor benutzt worden ist:

    Thröngs alter Freund

    Mit dieser Umschreibung ist der Gott Thor gemeint. Über diese Freundschaft zwischen Freya und Thor ist ansonsten nichts bekannt. Da man davon ausgehen kann, daß den damaligen Zuhörern des Skalden Eilifir diese Anspielung auf Thor und Freya sofort verständlich gewesen sein wird, muß diesem Motiv eine allgemein bekannte Mythe zugrundegelegen haben. Es wäre denkbar, daß es sich um eine Wiederzeugungs- und Wiedergeburtsmythe des Thor gehandelt hat, da sicherlich auch Thor zu den Liebhabern der Freya zählen wird, wenn Loki in der Lokasenna von „allen Asen" als den Geliebten der Freya spricht.

    I 2. e) Nafnathulur

    Auch in diesen Namens-Listen, die Snorri seinem Skaldenkunst-Lehrbuch beigefügt hat, erscheinen einige Beinamen der Freya. Von ihnen sind „Gefn, „Hörn, „Mardöll, „Syr und „Thrungva" bereits erwähnt worden.

    Namen der Freya:

    Freya weinte

    Gold(-Tränen) für Odi.

    Ihre Namen sind

    Hörn und Thrungva,

    Syr, Skjalf und Gefn

    und auch Mardöll.

    Ihre Töchter heißen

    Hnoss und Görsemi.

    - „Hörn" erscheint in diesen Listen sowohl als Beiname der Freya als auch als Name einer Troll-Frau. Da Trolle und Riesen und „Götter im Jenseits praktisch identisch miteinander waren, könnte „Hörn hier statt als Göttin (Freya) oder Riesin (Gunnlöd) als Trollfrau aufgefaßt worden sein – alle drei Wesen sind dieselbe Gestalt: die Mutter der Wiedergeburt im Jenseits.

    In dieser Thulur-Liste erscheint nur ein einziger ansonsten nicht erwähnter Name:

    - „Skjalf" bedeutet „Schüttlerin, Zitternde". In der Heimskringla trägt auch ein finnischer König diesen Namen, wobei die Könige der Finnen oft Saga-Varianten des Tyr und Jenseits sind.

    Vermutlich ist mit „Skialf eine Schäre bzw. ein Schelf gemeint, also eine bei Flut von Wasser bedeckte Insel – dann wäre mit „Skjalf die Jenseitsinsel gemeint. Das „Zittern einer Schelf-Insel ist der ständige Wechsel von „überfluteter Insel und „trockenliegender Insel".

    Diese Deutung paßt auch gut zu dem Finnenkönig Skialf, der evtl. eine Saga-Vaiante des Tyr im Jenseits ist, und zum anderen stimmt diese Deutung auch gut mit den beiden Namen „Walaksialf („Toteninsel) und „Hlidskialf („Totentor-Insel) der Jenseitsinsel, zu der der ehemalige Sonnengott-Göttervaters am Abend gelangt, überein.

    Freya ist somit die „Göttin auf der Jenseitsinsel oder die „JenseitsinselGöttin. Auf dieser Insel trifft der Abendsonnen-Gott Tyr die Göttin Freya, die dann seine Wiederzeugungs-Geliebte ist und am Morgen dann zu seiner Wiedergeburts-Mutter wird. Der neugeborene Tyr ist am Morgen „eine Nacht alt wie es in den Mythen des Wali heißt (siehe „Wali in Band 19).

    I 2. f) Gesta danorum

    Die Erzählung über Syrita und Ottar in der „Geschichte der Dänen" könnte dieselben Wurzeln wie die Mythe über Freya und Odr sowie das Hyndla-Lied haben, in dem Freya auf dem in einen Eber verwandelten Helden Otar reitet – offenbar eine späte Version der Wiederzeugungs-Vereinigung im Jenseits des Toten und der Göttin, die dabei die Gestalt eines Keilers und einer Bache annehmen.

    Interessanterweise heißt in der Völsungen-Saga einer der drei Söhne des Hreidmar „Ottar" und kann die Gestalt eines Otters annehmen. Hreidmar und seine drei Söhne, also der Otter Ottar, der Drache Fafnir und der Schmied Regin, gehen auf den alten Göttervater Tyr und seine drei Söhne, die die drei Stände der Germanen repräsentieren, zurück. Fafnir ist der Priester/Heiler (Drache = Jenseitsreise), Regin der Bauer/ Handwerker (Schmied) und Ottar somit der Fürst/Krieger.

    Daher ist es recht sicher, daß Odhr-Ottar ursprünglich der ehemalige Kriegsgott und Sonnengott-Göttervater Tyr in der Wasserunterwelt gewesen ist. Dort in den tiefen Wassern wird in den alten Mythen Freya den Sonnengott wiedergeboren haben.

    Für die Deutung des Ottar als Tyr spricht auch, daß Loki in der Völsungen-Saga den Ottar mit einem Steinwurf tötet und dieses Motiv des Mordes des Tyr durch Loki aus den Mythen über den endlosen zyklischen Kampf zwischen dem Sommergott Tyr und dem Wintergott Loki bekannt ist.

    Der Frauenname „Syrita wird in den Übersetzungen der Gesta danorum oft fälschlicherweise mit „Sigrid eingedeutscht – er lautet im lateinischen Original jedoch „Syrita, also „kleine Syr. „Syr, d.h. „Sau ist einer der Beinamen der Freya, die auf einem Wildschwein reitet, was eine verharmlosende Variante für ihre Verwandlung in eine Wildsau ist.

    In dem folgenden Text ist die Moral-Auffassung des christlichen Mönches Saxo des Schriftkundigen, der ihn verfaßt hat, des öfteren sehr deutlich zu spüren. Auch sein Stil ist sehr weit von der knappen und sachlichen Darstellungsweise der Germanen entfernt und ist ganz von der damals im gelehrten Christentum üblichen bilderreichen und langatmigen Schreibweise in sehr langen, verschachtelten Sätzen geprägt.

    Siwalds Tochter Syrita war von solch erlesener Sittsamkeit, daß es, obwohl viele Werber sie wegen ihrer Schönheit heiraten wollten, schien, daß sie nicht dazu bewegt werden konnte, auch nur einen von ihnen anzublicken. Im Vertrauen in diese Kraft der Selbstbeherrschung bat sie ihren Vater um einen Ehemann, der durch die Süße seiner Schmeicheleien von ihr einen Blick zu ihm erlangen konnte. Denn in den alten Zeiten war bei uns die Selbstbeherrschung der Mädchen eine starke Verteidigung gegen lüsterne Blicke, da durch sie die Gesundheit der Seele nicht durch die Unzüchtigkeit der Augen beschmutzt werden konnte – und die Frauen hatten das Verlangen, die Reinheit ihrer Herzen durch die Selbstbeherrschung in ihren Gesichtern zu beweisen.

    Dann verlangte es einen gewissen Ottar Ebb-Sohn, der von seinem Vertrauen in die Größe entweder seiner Großtaten oder der höflichen und beredten Weise, mit der er sie ansprach, entflammt war, beharrlich und inbrünstig danach, sie zu ehelichen. Doch obwohl er mit der ganzen Kraft seines Verstandes versuchte, ihren Blick zu erweichen, konnte er mit keinem Hilfsmittel – was auch immer er versuchte – ihre niedergeschlagenen Augen bewegen, sodaß er schließlich fortging und voller Verwunderung über die Standhaftigkeit ihrer unbezwingbaren Standfestigkeit war.

    Einen Riesen verlangte nach demselben, aber als er sah, daß er in gleicher Weise gescheitert war, verleitete er eine Frau dazu, der Maid Freundschaft vorzutäuschen und sie schließlich in geschickter Weise weit von ihres Vaters Haus fortzulocken, woraufhin der Riese herbeisprang und sie zu seiner abgelegenen Festung auf einem Bergrücken im Gebirge trug.

    Andere glauben, daß er sich als Frau verkleidet hatte und die Maid in verräterischer Weise durch seine fortwährenden Listen dazu verleitete, sich von ihrem eigenen Haus zu entfernen und sie schließlich davontrug.

    Diese Variante klingt sehr nach der Geschichte über Odin und Rindr, in der sich Odin schließlich als Heilerin verkleidet, um Rindr verführen zu können, mit der er dann den Wali zeugt, der im Alter von einer Nacht seinen Halbbruder Baldur an Hödur rächt. Dieses Alter von einer Nacht zeigt, daß es sich bei ihm um den am Morgen wiedergeborenen Sonnengott-Göttervater Tyr handelt.

    Ein Riese, der eine Frau raubt, die auf Freya zurückgeht, könnte der Gott Tyr als Riese in der Unterwelt sein.

    Als Ottar davon hörte, durchsuchte er alle Winkel in den Bergen auf der Suche nach der Maid, fand sie, erschlug den Riesen und trug sie fort.

    Das Erschlagen des Riesen gehört zu der Mythe der Wiedergeburt des Sonnengott-Göttervaters Tyr, da diese Geburt schon früh bei den Indogermanen zu einem Töten des alten Göttervaters durch den jungen, wiedergeborenen Göttervater geworden ist. Nach der Völkerwanderungszeit, in der Tyr durch Odin und Thor als Göttervater abgesetzt worden ist, ist daraus dann das Töten der Tyr-Riesen (alter Göttervater) durch Thor, der an die Stelle des jungen Göttervaters getreten ist, geworden.

    Doch der eifrige Riese hatte die Locken der Maid zurückgebunden und ihr Haar in solch einer Weise fest verdreht, daß die verfilzte Masse von Strähnen in einer Art von gebogenem Bündel lag, sodaß es für niemanden einfach war, dieses geflochtene Gestrüpp zu entwirren ohne den Stahl zu benutzen.

    Wieder versuchte er mit den verschiedensten Verführungskünsten die Maid dazu zu verleiten, ihn anzublicken, doch als er eine lange Zeit vergeblich ihre bewegungslosen Augen belagert hatte, gab er sein Vorhaben auf, da sich seine Absichten sich so wenig nach seinen Wünschen entwickelten. Doch er konnte sich selber nicht dazu bewegen, sich die Maid mit Gewalt zu nehmen, da er es verabscheute, sie wegen ihrer vornehmen Geburt mit einer verabscheuenswürdigen Vereinigung zu beschmutzen.

    Dann wanderte sie lange Zeit und lief durch verschiedene Einöden und auf gewunden Pfaden bis sie schließlich zu der Hütte einer gewissen riesigen Waldfrau kam, die ihr die Aufgabe gab, ihre Ziegen zu hüten.

    Der Wald und die Berge, also die Wildnis, sind in den Sagas, die mythologische Wurzeln haben, oft ein Bild für das Jenseits: der Wald Myrkvid („Düsterwald) und das Randgebirge außen um das Weltmeer, in dem die Riesen wohnen („Utgard). Die Riesin dort ist die Jenseitsgöttin Hel. Die Ziegen, die dort bisweilen anzutreffen sind, können manchmal die Totengeister sein, die durch die für sie bei ihrer Bestattung geopferten Ziegenböcke die Gestalt dieser Ziegenböcke angenommen haben. Die junge Frau bzw. die Königstochter bei der alten Frau ist der Aspekt der Wiederzeugungs-Geliebten der Jenseitsgöttin, also Freya.

    Hel und Freya sind letztlich identisch: Hel hat sich von Freya abgespalten und bezeichnete ursprünglich die „Frau in der Grabkammer des Hügelgrabes („Hel = „Höhle"), womit eben die Jenseitsgöttin gemeint war, die als die Wiederzeugungs-Geliebte in diese Grabkammer zu dem dort bestatteten Toten kam.

    Wieder bot Ottar ihr seine Hilfe bei ihrer Befreiung an und wieder bemühte er sich, sie zu erweichen, und sprach sie in folgender Weise an:

    „Würdest Du nicht lieber auf meinen Rat hören und mich in der Weise umarmen, nach der es mich verlangt, als hier zu bleiben und die Ziegenherden zu hüten?

    Weise die Hand Deiner üblen Herrin zurück und fliehe von Deiner grausamen Zuchtmeisterin und komme mit mir zu den Schiffen Deiner Freunde zurück und lebe in Freiheit!

    Verlasse die Sorge um die Schafe, die Dir anvertraut worden sind; verschmähe es, den Schritten der Ziegen zu folgen; teile mein Bett mit mir und erfülle mir schnell meine Bitten!

    O Du, die ich mit so vielen Mühen gesucht habe, bewege Deine reglosen Blicke – erhebe nur einen Augenblick – es ist doch nur eine leichte Geste – Dein Antlitz!

    Ich werde Dich von hier fort und zu dem Haus Deines Vaters bringen und Dich wieder in Freude mit Deiner Dich liebenden Mutter vereinen, wenn Du mir nur ein einziges Mal Deine Augen, die von sanftem Verlangen erfüllt sind, zuwendest!

    Du, die ich so oft aus den Verliesen der Riesen befreit habe, gib mir die mir zustehende Belohnung für meine Bemühungen in alter Zeit; habe Mitleid mit meinen steten Bemühungen und sei nicht mehr hart gegen mich!

    Wodurch bist Du so verstört und geisteskrank geworden, daß Du lieber die Herden eines anderen hütest und zu den Mägden eines Ungeheuer gezählt wirst, als daß Du unserer Heirat zustimmst – einer Verbindung in gegenseitiger und standesgemäßer Übereinkunft?"

    Doch sie hielt ihre Lider unbeweglich niedergeschlagen und beherrschte ihren Blick, damit ihr keuscher Geist nicht dadurch, daß sie auf die Welt draußen blickte, in Versuchung gebracht werden würde.

    Seht nur, wie selbstbeherrscht die Frauen jenes Zeitalters gewesen sein müssen, daß sie selbst durch die stärksten Verführungskünste ihrer Liebhaber nicht zu der geringsten Bewegung ihrer Augenlider bewegt werden konnten!

    Als Ottar erkannte, daß er selbst durch die Verdienste seiner doppelten Hilfe nicht den Blick der Maid zu ihm lenken konnte, ging er zu seiner Flotte zurück und war müde vor Scham und Verdruß.

    Syrita lief in ihrer gewohnter Weise über die Felsen fort und geriet auf ihren ziellosen Wanderungen schließlich zu dem Heim des Ebb, wo sie vor Scham wegen ihrer Nacktheit und ihrer Verzweiflung vorgab, die Tochter von armen Leuten zu sein.

    Ebb ist der Vater von Ottar.

    Die Mutter des Ottar sah jedoch, daß diese Frau, obwohl sie schmutzig und abgemagert und nur mit einem dünnen Umhang bekleidet war, aus einer edlen Familie stammen mußte, und ließ sie in aller ehrerbietigen Höflichkeit auf einem Ehrenplatz neben sich sitzen, denn die Schönheit der Maid war ein Hinweis auf ihre Geburt und in ihrem Antlitz war der verräterische Widerhall ihrer Herkunft zu erkennen.

    Als Ottar sie sah, frug er, warum sie ihr Antlitz in ihrem Gewand verberge. Zudem täuschte er, um ihren Geist noch sicherer zu prüfen, vor, daß eine Frau seine Gattin werden würde und bat Syrita, als er zu seinem Brautlager hinausging, die Fackel zu halten. Das Licht war schon fast herabgebrannt und sie wurde von der näherkommenden Flamme hart bedrängt, aber sie war ein solches Vorbild an Ertragen, daß man sehen konnte, daß sie ihre Hand unbewegt hielt, und daß man meinen konnte, daß sie keinen Schmerz durch die Hitze empfinden würde, denn das Feuer in ihr herrschte über das Feuer außen und die Glut ihrer sehnsuchtsvollen Seele tötete die Verbrennungen auf ihrer versengten Haut ab.

    Schließlich bat Ottar sie, auf ihre Hand zu achten. Da erhob sie sittsam ihre Augen und wandte ihren ruhigen Blick zu ihm und ging geradewegs, nachdem die vorgetäuschte Heirat offensichtlich geworden war, zu dem Brautlager, um seine Frau zu werden.

    Auch Odin benötigte drei Versuche, um sich mit Rindr vereinen zu können. Die dreifache Darstellung einer Tat oder eines Ereignisses ist die (indo-)germanische Weise, einen endlosen, zyklischen Vorgang darszustellen – hier die Werbung des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr um die Jenseitsgöttin, mit er er sich wiedervereinen will. Möglicherweise ist die Fackel in der Hand der Syrita eine Erinnerung an das Bestattungsfeuer (siehe auch „Feuer" in Band 55).

    Diese Tyr/Freya-Symbolik ist um 500 n.Chr. bei der Absetzung des Tyr durch Odin auf Odin/Rindr übertragen worden.

    Später ergriff Siwald Ottar und fand, daß er dafür gehängt werden solle, daß er seine Tochter beschmutzt hatte, doch Syrita erklärte sofort, wie sie geraubt worden war und brachte Ottar nicht nur die Gunst des Königs zurück, sondern regte ihren Vater sogar dazu an, Ottars Schwester zu heiraten.

    Danach gab es eine Schlacht zwischen Siwald und Ragnald auf Seeland, für die auf beiden Seiten Krieger von herausragender Stärke ausgewählt worden waren. Drei Tage lang töteten sie einander, aber der Mut war auf beiden Seiten so groß, daß es unklar war, wer den Sieg erringen würde.

    Dann brach Ottar plötzlich, entweder von Ungeduld über die sich hinziehende Schlacht oder von einem Verlangen nach Ruhm, durch das dichteste Gedränge der Feinde, hieb Ragnald inmitten der kühnsten seiner Krieger nieder und errang so den Dänen einen plötzlichen Sieg.

    Ottar ist also auch ein Kriegsheld – was gut zu

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