Dann kam der Rivale: Dr. Norden Bestseller 248 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Linda Fuchs war überraschend zu Dr. Norden in die Praxis gekommen, und es paßte eigentlich gar nicht zu ihr, daß sie wegen einer Lappalie den Arzt aufsuchte. Es handelte sich dabei nämlich um einen Juckreiz im Ohr. Etwas anderes hätte Linda aber auch gar nicht anführen können, um ihren Besuch zu erklären, denn sie war kerngesund, nachdem sie einen Sturz auf dem Glatteis, bei dem sie ein paar Blutergüsse davongetragen hatte, längst bestens überwunden hatte. Wehleidig hatte sie sich da auch nicht gezeigt, und wenn nicht Claudia Dr. Norden gerufen hätte, wäre sie auch ohne einen Arzt damit fertig geworden. Aber so hatte Linda Fuchs Dr. Norden kennengelernt und zu ihm genauso schnell Vertrauen gefaßt, wie alle seine Patienten.
Linda war die zweite Frau von Georg Fuchs und somit eigentlich die Stiefmutter von Claudia, aber sie wollte lieber als deren mütterliche Freundin bezeichnet werden. Georgs erste Ehe war schon zerbrochen, als Claudia erst vier Jahre gewesen war. Seine erste Frau war mit einem anderen Mann durchgebrannt, bei der Scheidung war ihm das Kind zugesprochen worden, das dann von seinen Eltern betreut worden war. Erst vor zwei Jahren hatte sich Georg Fuchs zu dieser zweiten Ehe entschließen können, die er jedoch nicht zu bereuen brauchte. Linda war eine sehr ansehnliche, sehr tüchtige und zuverlässige Frau und auch nicht unvermögend.
Das alles wußte Dr. Norden auch, aber daß Linda wegen eines Juckreizes im Ohr bei ihm erschien, konnte er doch nicht so recht glauben. Als er ihr das sagte, gab sie zu, daß sie
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Buchvorschau
Dann kam der Rivale - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 248–
Dann kam der Rivale
Was führt Christoph Scheffler im Schilde?
Patricia Vandenberg
Linda Fuchs war überraschend zu Dr. Norden in die Praxis gekommen, und es paßte eigentlich gar nicht zu ihr, daß sie wegen einer Lappalie den Arzt aufsuchte. Es handelte sich dabei nämlich um einen Juckreiz im Ohr. Etwas anderes hätte Linda aber auch gar nicht anführen können, um ihren Besuch zu erklären, denn sie war kerngesund, nachdem sie einen Sturz auf dem Glatteis, bei dem sie ein paar Blutergüsse davongetragen hatte, längst bestens überwunden hatte. Wehleidig hatte sie sich da auch nicht gezeigt, und wenn nicht Claudia Dr. Norden gerufen hätte, wäre sie auch ohne einen Arzt damit fertig geworden. Aber so hatte Linda Fuchs Dr. Norden kennengelernt und zu ihm genauso schnell Vertrauen gefaßt, wie alle seine Patienten.
Linda war die zweite Frau von Georg Fuchs und somit eigentlich die Stiefmutter von Claudia, aber sie wollte lieber als deren mütterliche Freundin bezeichnet werden. Georgs erste Ehe war schon zerbrochen, als Claudia erst vier Jahre gewesen war. Seine erste Frau war mit einem anderen Mann durchgebrannt, bei der Scheidung war ihm das Kind zugesprochen worden, das dann von seinen Eltern betreut worden war. Erst vor zwei Jahren hatte sich Georg Fuchs zu dieser zweiten Ehe entschließen können, die er jedoch nicht zu bereuen brauchte. Linda war eine sehr ansehnliche, sehr tüchtige und zuverlässige Frau und auch nicht unvermögend.
Das alles wußte Dr. Norden auch, aber daß Linda wegen eines Juckreizes im Ohr bei ihm erschien, konnte er doch nicht so recht glauben. Als er ihr das sagte, gab sie zu, daß sie eigentlich wegen Claudia käme.
»War Claudia gestern bei Ihnen, Herr Doktor?« fragte sie. »Es ist keine Neugierde, ich bin besorgt um sie. Sie ist so blaß und niedergeschlagen, und sie redet auch davon, die Stellung wechseln zu wollen. Wir verstehen uns doch gut. Habe ich etwas falsch gemacht, muß ich mich fragen.«
»Sie gewiß nicht, Frau Fuchs«, sagte Dr. Norden. »Claudia hat Sie sehr gern, das weiß ich. Ich glaube, es ist etwas anderes, was sie bedrückt. Ja, sie war bei mir, und ich mußte feststellen, daß sie sehr abgenommen hat.«
»Also eine Schwangerschaft könnte nicht dahinterstecken?« fragte Linda beklommen. »Wenn es so wäre, würde ich ihr doch helfen.«
»Nein, da können Sie unbesorgt sein. Ich glaube eher, daß sie Liebeskummer hat, aber dazu hat sie sich nicht geäußert. Sie meinte nur, daß ihr die Luft hier nicht bekäme, der Föhn, das Klima überhaupt. Das kann natürlich auch mitspielen. Sie ist überaus sensibel. Es spielt auch mit, daß sie bei den Großeltern aufwuchs, die sie sehr verhätschelt haben, was ja einerseits verständlich ist, aber Kindern nicht gar so guttut.«
Linda nickte. »Mein Mann war ja so verschreckt durch diese Trennung, daß er an eine zweite Heirat überhaupt nicht mehr dachte. Ich verstehe nicht, wie man so einen Mann verlassen kann, und das Kind dazu. Aber jetzt bin ich schon erleichtert, daß es nicht an mir liegt, daß uns Claudia verlassen will. Dann könnte es also an diesem Scheffler liegen. Mir gefällt er sowieso nicht allzugut. Ist ein bißchen sehr überheblich und von sich überzeugt, aber er sieht ja gut aus, und das gefällt jungen Mädchen. Und unsere Claudia ist ein besonders apartes Mädchen, das muß doch gesagt sein.«
Es gefiel Dr. Norden, wie sie das sagte, und es gefiel ihm ganz besonders, daß sie unsere Claudia sagte.
Immerhin war Claudia bereits siebzehn Jahre alt gewesen, als ihr Vater sie mit Linda bekannt gemacht hatte, und Mädchen in diesem Alter waren besonders kritisch. Letztlich war es dann Claudia zu verdanken gewesen, daß Georg Fuchs Linda einen Heiratsantrag gemacht hatte, denn das wußte Dr. Norden auch genau, weil Claudia ihn gefragt hatte, wie sie es anfangen könnte, ihren Vater davon zu überzeugen, daß Linda die richtige Frau für ihn wäre.
Dr. Norden hatte dem Mädchen den Rat gegeben, recht oft von Linda zu sprechen, von ihr zu schwärmen und auch zu betonen, wie tüchtig sie wäre.
Linda war Steuerberaterin, und als solche hatte sie Georg Fuchs kennengelernt, als sie die Kanzlei seines früheren Steuerberaters übernommen hatte. Zuerst war er zurückgeschreckt, weil sie eine Frau war, aber dann war er doch bereit, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen, und er konnte zufrieden sein. Er kam besser weg als vorher. Er war Optiker und besaß ein gutflorierendes Geschäft. Er hätte es gern gesehen, wenn Claudia dafür auch Interesse gezeigt hätte, aber sie hatte schon früh den Wunsch geäußert, Graphikerin zu werden. In der Werbeagentur, in der sie dann die erste schon recht gut dotierte Stellung bekam, hatte sie auch Christoph Scheffler kennengelernt, der die bewundernswerte Gabe besaß, Kunden vom Unmöglichsten zu überzeugen und damit sogar Erfolg hatte. Claudia bewunderte ihn wirklich. Sie war glücklich, daß er ihre fachliche Begabung für seine eigenen Ideen ausnutzte. So hätte sie es allerdings nie bezeichnet.
Lindas Besuch bei Dr. Norden verschaffte ihr zumindest insofern Klarheit, daß Claudia nicht schwanger war. Sie war erleichtert. Nicht etwa, daß sie dies als eine Schande betrachtet hätte, nur sie wünschte Claudia ein beständiges Glück mit einem anderen Mann, denn sie hatte sich schon eingehend über diesen Christoph Scheffler informiert und erfahren, daß Claudia nur eine von mehreren war, die er für seine eigenen Zwecke einspannte.
Aber sollte sie das Claudia direkt sagen? Würde sie es ihr glauben? Einmal hatte sie eine Andeutung gemacht, und Claudia hatte eine abweisende, verschlossene Miene aufgesetzt. Deshalb hatte Linda auch gemeint, sie hätte Konflikte heraufbeschworen.
»Was kann ich nur tun, um Claudia in einer kritischen Situation zu helfen, Dr. Norden?« fragte sie.
»Geben Sie ihr nur das Gefühl, daß sie ein Zuhause hat und in allen Lagen Verständnis findet. Und wenn sie sich eine Stellung an einem anderen Ort suchen will, legen Sie ihr nichts in den Weg. Vielleicht braucht sie Abstand.«
Linda war bereit, diese Worte zu beherzigen, da sie ohnehin nicht dazu neigte, jemanden bevormunden zu wollen. Sie hoffte nur von Herzen, daß ihr gutes Verhältnis zu Claudia durch nichts gestört würde, als würde sie insgeheim ahnen, daß jemand diesen Versuch bereits unternommen hatte.
*
Das war vor zwei Wochen gewesen, als Claudia von Christoph Scheffler zum Abendessen eingeladen worden war, in ein kleines Restaurant, das gutbürgerliche Küche bot und nicht teuer war. Dagegen hatte Claudia gar nichts, nur war das bisher nicht Christophs Stil gewesen.
Er war schon ein paar Wochen zu beschäftigt gewesen, um sich überhaupt mit ihr zu treffen, aber das war sie zeitweise gewohnt, und sie hatte auch nichts dagegen. Seine Karriere war schließlich wichtiger als ihre, das hatte er ihr beiläufig zu verstehen gegeben. Und eigentlich wollte sie gar keine Karriere machen, denn eine Zeit lang hatte sie davon geträumt, lieber seine Frau zu werden.
Nicht nur geträumt, nein, er hatte es auch angedeutet, daß sie ein gutes Gespann abgeben würden.
Er hatte ab und zu auch Andeutungen gemacht, daß ihr Vater und seine zweite Frau recht gut verdienen müßten und es für sie doch eigentlich drin sein müsse, sich selbständig machen zu können.
Claudia hatte das gar nicht so recht begriffen, auch nicht so ernst genommen, weil sie ja meinte, selbst eine gut bezahlte Stellung zu haben.
Bei diesem Essen, bei dem er sowieso einen recht mürrischen und zugleich nervösen Eindruck machte, hatte er angedeutet, daß sie sich lieber absichern solle, bevor ihre Stiefmutter alles an sich reißen würde.
»Das tut Linda doch nicht«, hatte Claudia gesagt. »Du kennst sie nicht, sonst würdest du das nicht sagen, Christoph. Sie ist so anständig.«
Dann hatte er damit angefangen. daß er viel zu creativ sei, um in einem so kleinen Betrieb zu versauern, und sie solle sich mal ein Beispiel an Tina Eilers nehmen, wie zielbewußt die sich durchzusetzen verstünde.
Tina Eilers war dreißig und ungeheuer selbstbewußt. Sie war die geborene Karrierefrau, und der Chef Jo Kellmann hatte das schnell erfaßt. Tina war sehr nett zu Claudia, und das mußte Christoph Scheffler auch bemerken.
Tina Eilers hatte während der letzten Tage bemerkt, daß Claudia immer dünner und blasser wurde. Vierzehn Tage waren seit jenem Abendessen vergangen, und sie hatte Christoph zwischendurch immer nur flüchtig