WegGefährten: Über 70 Geschichten von Mensch und Hund, die bewegen
Von TWENTYSIX
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Über dieses E-Book
Ein Jahr lang haben Carmen Demer und Frank S. Bauer in ganz Deutschland Menschen mit Hunden gesucht, gefunden und fotografiert, die bereit waren ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen. In einem bunten Mix finden Sie neben der Geschichte von Rauhaar Dackel Gerd Oskar vom Kloster-Hof eine Geschichte von Hundeflüsterin und Bestseller-Autorin Maja Nowak, von Bambi, dem Reh, dass mit Berner Sennenhündin Tapsi aufgewachsen ist, dem Kindergartenhund Cita, Bob von der Polizei Berlin bis hin zu einer privaten Geschichte der "tierisch" engagierten Moderatorin und Autorin Nina Ruge.
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Buchvorschau
WegGefährten - TWENTYSIX
WegGefährten
Alonso, der Familienhund
Amy hat es faustdick hinter den großen Ohren
Die Therapiebegleithunde Clea und Anouk
Anton
Die Probleme mit den Vorurteilen
Die Geschichte von Monsieur Ave Medoc
Die Dalmatiner Bacardi und Mia
Balou und der Schokokuchen
Riesenbaby Balou
Mein kleines Hunderudel
Tapsi und das Rehkitz Bambi
Jagdhund Basko
Ben
Benny – mein bester Freund!
Das Geheimnis eines ausgeglichenen Hundes
Liebe auf den ersten Blick
Einfach nur Bossi!
Mein gutmütiger Dobermann
Blindenführhund Charly
Ein katalanischer Schäferhund in Berlin
Wie mein Wunsch in Erfüllung ging
Der verliebte Dante
Mein kleiner Spanienhund Silas
Klein und quirlig
Meine große Liebe Emma
„Kampfschmuser" Emmely
Der Großpudel und der Kater
Frida und die Führungsrolle
Wie man es sieht
Niemals ohne Hund
Konfliktpotential und Lebensfreude
An unserer Seite
Die Liebe eines Hundes
Ein Hütehund hat alles im Griff
S-Bahn-Fahrer Jacky
Jaffas geheime Liebe
Mein Hund Joschi und ich
Wie Thomas mein Leben veränderte
Lebensretterin Kira
Der richtige Name für meinen Hund
Die Hunde-WG
Moyos Wiederkehr
Tierischer Mundraub
Belgier in Not – zwei Schicksale
Luna, der tasmanische Glückshund
Lehrer mit vier Pfoten
Schlagerhund Mäxx
Unser Tibet Terrier Marley
Die Geschwister Mulano und Simyra
Der Blindenführhund
Die Deutsche Dogge Mia
An der Laufrichtung erkennt man, wo vorne ist!
Soziale Kontakte dank Mona
Schulhund Muffin
Patchwork mal anders
Erinnerungen an Eddy und Neo
Der obercoole Nero
Das Dream-Team Lilly und Nika
Auf den ersten Dackelblick
Unser Herdenschutzhund Paul
Paula allein zu Haus
Hundeerziehung will gelernt sein
Der freilaufende Schäferhund – eine große Liebe
Rooky mit dem krummen Bein
Einmal Dackel, immer Dackel
Zwei gute Westi-Kumpel
Einfach gefunden, ohne zu suchen
Wie schön das Leben ist!
Mein erstes Baby
Zoe und Tamie
Tequilas bewegtes Leben
Thora – Von der Ausreißerin zur treuen Seele
Mein 5-Sterne-plus-Urlaub bei der Berliner Tierdroschke
Victors Wunschherrchen
Freilebende Wölfe in Deutschland
Auf den Hund gekommen
Umsetzung
Impressum
Alonso, der Familienhund
Wau, mein Name ist Alonso und ich möchte Euch meine Familie und mich vorstellen. Ich bin fünf Jahre alt, die Menschen nennen meine Rasse Magyar Vizsla. Zu meiner Familie gehören neben Frauchen und Herrchen auch noch Lasse, Fynn und die jetzt vier Monate alte Paula.
Wir beide sind schon richtig gute Freunde, auch wenn Paula mir manchmal mein Körbchen klaut! Da wir beide sehr temperamentvoll sind, lieben wir es, unserem Spiel- und Jagdtrieb bei uns daheim im Garten oder auf langen Spaziergängen mit Bällen und anderem Spielzeug freien Lauf zu lassen. Besonders schön ist es, nach einem langen und erlebnisreichen Tag im Körbchen zu schlafen und sich dabei auf ganz typische Vizsla-Weise zu verknoten.
Aber jetzt zu den Zweibeinern auf dem Foto. Die beiden Kinder sind Lasse und Fynn. Lasse und ich sind beste Freunde, wir spielen oft im Garten zusammen Fußball und „Stöckchen werfen – das macht uns beiden immer wieder „tierisch
Spaß. Mit Fynn kann ich noch nicht ganz so viel anfangen, er stellt mich oft vor echte Schwierigkeiten. Wenn er sich mal wieder zu mir ins Körbchen legen möchte, suche ich immer das Weite. Anders kann ich mir einfach nicht helfen, sein Bettchen ist anscheinend längst nicht so bequem wie meins! Ob ich das wohl mal testen sollte? Von mir aus gern! Aber da gibt es ein Problem, das mit den beiden anderen Zweibeinern auf dem Bild zu tun hat. Das sind Herrchen und Frauchen – Anna und Benny. Sie erlauben mir weder Bett noch Sofa!
Zu den beiden bin ich damals kurz vor Lasses Geburt gekommen. Mein erstes Training war die Hundeschule mit Herrchen. Mit ihm habe ich das Hunde–Einmaleins gelernt, um beiden zumindest das Gefühl zu geben, dass ich sehr gut gehorchen kann. Um ehrlich zu sein: Ich kann das auch, wenn ich es will!
Herrchen habe ich ganz besonders gern, was wohl auch daran liegt, dass ich immer auf seinem Schoß liegen kann, wenn er auf dem Boden sitzt. Früher tat er das allerdings mit etwas mehr Begeisterung. Ob das etwas mit meinen 29 Kilogramm Lebendgewicht zu tun hat? Ich denke nicht! Frauchen und Herrchen haben sich für meine Rasse entschieden, da wir so lebhafte, fröhliche, menschenbezogene, elegante und familienfreundliche Begleiter sind, die es den Besitzern leicht machen, mit ihnen glücklich zu sein.
Und so ist es auch: Wir sind glücklich miteinander!
ALONSO & PAULA | Anna, Benjamin, Fynn & Lasse
Amy hat es faustdick hinter den großen Ohren
„So eine Schnapsidee!, sagte meine sonst so verständnisvolle Mutter mit ungewohnt strengem Unterton, als ich ihr eröffnete, dass ich meine erste eigene Wohnung gerne noch mit einem kleinen Hund beleben möchte. Dann fügte sie hinzu: „Wir haben einen Hund in der Familie. Ich wäre dir dankbar, wenn du Luna öfter nehmen würdest.
Mein Freund, mit dem ich schon seit einer Weile zusammenlebte, war übrigens auch gegen die Anschaffung eines Hundes, doch ich weiß, wie ich mich verhalten muss, wenn ich etwas durchsetzen möchte. Ein Chihuahua-Mischling sollte es sein; nicht zu groß und damit taschentauglich und transportfähig.
Im April 2011 begann ich, mir bei „e-bay-Kleinanzeigen Fotos von Hundebabys anzusehen. Am Abend des Freitags vor Pfingsten sah ich sie: Ein winziges, hellbraunes „Etwas
, ein Chihuahua-Jack-Russel-Hundemädchen mit dackelähnlichen Schlappohren und einem traurigen, herzerweichenden Blick aus unwiderstehlichen, blauen Augen. Das ist sie! Ich war mir ganz sicher. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können, weil meine Mutter das verlängerte Wochenende mit ihren beiden Freundinnen aus München beschäftigt sein würde. Ich setzte meinen Hundeblick auf, verstellte meine Stimme, damit sie klang wie die eines kleinen Mädchens, und flehte lispelnd meinen Freund an: „Schatzi, bitte. Nachdem er ein entnervtes „Von mir aus
gebrummt hatte, folgte der entscheidende Telefonanruf bei der Besitzerin des Hundebabys.
Am nächsten Morgen ging es zu einem Treffpunkt in Hohen-Neuendorf. Eine schwangere Frau, begleitet von ihren beiden Kindern überreichte mir Klein-Lieselotte einschließlich Kissen und Körbchen, nachdem ich ihr die geforderten 250 Euro in die Hand gedrückt hatte. Die Kinder weinten bitterlich, als wir uns mit Lieselotte auf den Heimweg machten. „Von jetzt an heißt du Amy", sagte ich und sah auf den schlafenden Winzling mit dem Stummelschwanz, der fast im Kissen versunken war.
Zuhause dann eine böse Überraschung: Amy hatte schlimmen Durchfall. Panik erfasste mich. Schluchzend rief ich bei meiner Mutter an. „Mama, bitte hilf mir, Amy ist schwer krank; wir müssen zum tierärztlichen Notdienst und ich habe kein Geld mehr… Zwei Tage hintereinander eine Fahrt nach Schöneberg, Spritzen und Infusionen, weitere 300 Euro und die ernüchternde Feststellung des Tierarztes: „Das Tier ist viel zu früh von der Mutter weggekommen, sie ist höchstens sechs Wochen alt.
Amy erholte sich schnell. Das apathische, kranke Hundekind entwickelte sich zu einem äußerst lebendigen Familienmitglied. Nichts war vor ihr sicher: Schuhe und Kissen, Matratzen, die Oberarme meiner Mutter oder Gummidichtungen in Türrahmen. Wegen Amy musste das rote Sofa in unserem Wohnzimmer sein Dasein auf dem Sperrmüll beenden.
Selbst die damals dreijährige Luna schien innerlich ihre schwarzen Knopfaugen zu verdrehen, wenn Amy schier unermüdlich an ihrem Zottelfell zupfte.
Als ich sie wegen meines schon lange gebuchten Sommerurlaubs zu meiner Mutter gegeben hatte, rief mein Bruder bereits am zweiten Tag an: „Flieg sofort zurück und hole deinen Terrorwelpen ab; Mama ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch."
Amys große Ohren stellten sich wenige Monate später nacheinander auf. Jetzt sieht sie aus wie eine Kreuzung aus einem Fuchs und einer Fledermaus. Sie liebt es, über Baumstämme zu klettern, springt vom Stand in meine Arme und wenn andere Hunde nur „Pfötchen geben, macht sie „give me five
, indem sie voller Freude ihre kleine Pfote auf meine geöffnete Hand klatscht. Sie schmiegt sich an uns wie eine Katze; es fehlt nur noch, dass sie schnurrt. Ihr charakteristisches, manchmal nervtötendes Bellen nennen wir „Jack-Russeln". Sie ist interessiert, intelligent und frech. Ich liebe sie über alles. Wenn sie sich in eine Tasche stecken ließe und aufhören würde, Joggern in die Waden zu zwicken, wäre sie der absolut perfekte Hund …
AMY | Vanessa
Die Therapiebegleithunde Clea und Anouk
Seit 2004 lebt Clea, ein heller Labrador Retriever, in meinem Haushalt mit sechs Personen. In dem Haus ist auch meine logopädische Praxis, in der ich fast ausschließlich mit Kindern arbeite. Anfangs hatte ich Sorge, wie die „Therapieeltern" auf einen Hund reagieren würden und sperrte Clea in den privaten Bereich ein. Natürlich war häufig ein lautes Protestbellen zu vernehmen, wodurch die Kinder neugierig wurden und den Welpen auch mal schnell in die Therapieräume schleppten. Die Kinder, aber auch die Eltern ermutigten mich immer mehr, Clea mit in die Therapie zu integrieren, so dass ich eineinhalb Jahre später mit ihr die Ausbildung zum Therapiebegleithund begann. Seit nunmehr sechs Jahren arbeite ich mit Clea als Team in der Praxis und möchte sie nicht mehr missen. Sie schafft es immer wieder, Kinder zum Lächeln zu bringen, temperamentvolle Kinder zu besänftigen, lässt sich immer gerne streicheln und insbesondere füttern. Leider macht sie sich hin und wieder selbständig und untersucht Kinderwagen oder Taschen nach Essbarem – aber bei diesem Unschuldsblick verzeiht ihr jeder …
Da Clea den ganzen Tag mit in die Therapien integriert ist und gezielt eingesetzt wird, wollte ich sie etwas entlasten und ihr eine Mitarbeiterin an die Seite stellen. Somit ist 2012 Anouk, ein Labrador-Goldendoodle-Mix, ebenfalls als Welpe, in unsere Familie gekommen. Clea konnte ihr viel beibringen und nun steht auch Anouk kurz vor ihrer Prüfung zum Therapiebegleithund. Da Anouk schwarz ist, zeigen manche Kinder erhöhten Respekt, doch aufgrund ihrer zurückhaltenden und gehorsamen Art lieben die Therapiekinder auch sie – und können sich manchmal gar nicht entscheiden, mit wem sie arbeiten wollen.
Clea möchte derzeit noch gar nicht „entlastet" werden, sondern fordert ihre Anwesenheit immer wieder ein. Zum Glück habe ich auch noch Kollegen in der Praxis, die ebenfalls mit den Hunden arbeiten, so dass beide einen ausgefüllten Tag haben.
Neben der Arbeit darf natürlich das Spielen und Toben nicht fehlen, weshalb ich jeden Tag mit den Hunden im Wald oder im Garten tobe und „arbeite".
Clea und Anouk lernen immer wieder neue Kunststücke, um die Kinder zu überraschen. So kann Clea Türen öffnen, Socken ausziehen, sich drehen, rollen, winken, auf Kommando bellen und auf einem Stuhl mit am Tisch sitzen, um beispielsweise zu würfeln oder mitzuessen. Auch dürfen sich Kinder auf sie legen, sie verkleiden, Doktor spielen und viele andere Sachen. Anouk, die Jüngere, eignet sich dafür besser zum Ball apportieren, Schubfächer öffnen, Leckerli erschnüffeln und lernt mit Sicherheit in der nächsten Zeit noch viele andere Kunststücke. Wir sind gespannt und möchten keinen Tag mehr mit den Hunden missen.
ANOUK & CLEA | Carola
Anton
Seit April 2009 wohnt mein bester Freund Anton nun schon bei uns! Es war ein regnerischer Tag, als wir Anton, einen großen schwarzen Hovawart, aus dem Tierheim abholten. Sein langes Fell triefte vor Nässe, als er schwanzwedelnd auf uns zugelaufen kam. Durch meine zahlreichen Besuche im Tierheim kannte er mich schon recht gut und deshalb freute er sich jedes Mal, wenn ich ihn besuchte. Aber dieses Mal wollte ich ihn nicht nur besuchen, sondern mit nach Hause nehmen. Meine Mutter sah Anton an diesem Tag das erste Mal, da ich ihn zuvor immer heimlich besucht hatte. Zu jener Zeit wohnte ich noch bei meinen Eltern und ich wusste, dass sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch keinen Hund wollten. Doch als ich ihnen die Fotos und ein über Anton gedrehtes Video zeigte, konnte ich sie umstimmen und sie teilten nunmehr meine Meinung, dass so ein toller Hund nicht mehr länger im Tierheim bleiben sollte. Und so zog Anton bei uns ein.
„Toni" – so lautet inzwischen sein Spitzname – hat sich schnell bei uns eingelebt und fühlte sich von Anfang an wohl bei uns. Und so war er von nun an bei allen Familien-
feiern und Urlauben immer dabei und ist es auch heute noch. Ein Jahr nachdem wir Anton aus dem Tierheim geholt hatten, zog ich von zu Hause aus und mit meinem Freund
Daniel zusammen. Leider konnte ich Anton in meine neue Wohnung nicht mitnehmen, da wir durch die Arbeit nicht genug Zeit für ihn gehabt hätten. So blieb Anton bei meinen Eltern. Sie kümmern sich sehr gern um ihn, denn ihren „kleinen Liebling Anton – oder wie meine Schwester Steffi und ich immer scherzen: „ihren Sohn
– wollten sie nun auch gar nicht mehr hergeben. Dennoch besuche ich Anton regelmäßig oder er kommt uns besuchen. Er freut sich immer total, weil er weiß, dass er von mir immer viele Leckerlis bekommt und ich mit ihm herumtobe. Heute ist Anton schon zehn Jahre alt, aber immer noch topfit.
Bei uns und in der Hundeschule lernt er trotz seines Alters ständig immer noch sehr viel dazu. Hoffentlich begleitet er uns noch einige Jahre, denn ohne ihn würde uns sicherlich etwas Wichtiges fehlen. Anton ist immer überall und mittendrin; er freut sich riesig, wenn wir zusammen sind und viel Zeit mit ihm verbringen – schließlich sind wir jetzt „sein Rudel".
ANTON | Michi & Steffi
Die Probleme mit den Vorurteilen
Wie fast jeder Mensch hatte auch ich mit der Trennung von meiner Verlobten sehr zu kämpfen. Dazu kam noch der Verlust unserer beiden Kater, die ich ebenfalls schmerzlich vermisste. Was lag also näher, als täglich in unser örtliches Tierheim zu gehen und dort die Staffordterrier – für mich meine Kampfschmuser – zu besuchen? Ich bin seit jeher fasziniert von ihrer Power, ihrem unabdingbaren Willen, dem perfekten Körperbau sowie diesem einnehmenden, liebevollen, sensiblen Wesen.
Der nächste Schritt war der Kontakt mit Staffwelpen, die sich auch in der näheren Umgebung befanden. Auf einmal stand mein kleines verrücktes Monster vor mir! Es war Liebe auf den ersten Blick – daran gab es nichts zu rütteln: Mein absolutes Wunschtier namens Aron!
Nun