Mit dem Click zum Katzenglück: Katzen kreativ beschäftigen und erziehen
Von Marlitt Wendt
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Buchvorschau
Mit dem Click zum Katzenglück - Marlitt Wendt
Mit Katzen sprechen
Clickern bedeutet kommunizieren
(Foto: Shutterstock.de/Sari ONeal)
Echte Katzenmenschen verstehen ihren Stubentiger auch ohne Worte. Ein Zwinkern mit den Katzenaugen genügt, und das gut geschulte menschliche Servicepersonal weiß, was der pelzige Liebling wünscht. Schwieriger wird es andererseits, die menschlichen Wünsche höflich an die Katze heranzutragen. Wie kann man ihr verständlich machen, dass sie doch bitte für den Tierarztbesuch in die Transportbox gehen möge oder beim Bürsten besser stillhalten sollte? Hier kommt das Clickertraining ins Spiel. Haben Mensch und Katze einmal die Prinzipien dieser Trainingsform begriffen, sind sie in der Lage, miteinander auf einer höheren Ebene zu kommunizieren. Sie entwickeln eine Form der Sprache, die positive „Ja-Sprache" – und das ist das Geheimnis des Clickerns.
Was ist Clickertraining?
Die Wurzeln des Clickertrainings reichen schon fast 80 Jahre zurück. In den 1930er-Jahren erforschte Burrhus Frederic Skinner das Lernverhalten von Tieren, indem er sie einer Prüfungssituation aussetzte und beobachtete, ob zum Beispiel Ratten lernen konnten, einen Hebel zu bedienen, um Futter zu erhalten. Er entdeckte, dass Tiere in der Lage sind, ihr Verhalten bewusst zu steuern, wenn sie denn dazu motiviert waren, etwa weil sie hungrig waren und Futter suchten. Weiterhin fand Skinners Forschungsgruppe heraus, dass Tiere Zusammenhänge zwischen nacheinander stattfindenden Ereignissen herstellen konnten. Wie dem Menschen ist es ihnen also möglich, ein Geräusch als Ankündigung für ein resultierendes Ereignis zu verstehen.
Clickertraining entstammt der Schule der Lernpsychologie und orientiert sich am natürlichen Verhalten der Katze. (Foto: Ranz)
Aus diesen Forschungsergebnissen entwickelten die ersten Tiertrainer ein Konzept, um mithilfe von Futter schnelle Trainingserfolge mit Tieren zu erreichen. Ab den 1960er-Jahren wurde in den USA die Haltung von Delfinen sehr populär und die damit verbundenen Delfinshows entstanden. Da die gezeigten Tricks immer komplexer und spektakulärer wurden und diese sehr intelligenten Tiere sich nur schwer über die traditionellen Tiertrainingsmethoden, die mit Druck und Androhung von Strafen funktionierten, trainieren ließen, waren die ersten Delfintrainer gezwungen, neue Wege zu gehen. Die cleveren Meeressäuger schwammen einfach weg, wenn der Trainer zu viel Druck ausübte, und entzogen sich dem Zugriff des am Beckenrand stehenden Menschen.
So entwickelte sich aus der Not der damaligen Trainer heraus eine neue Trainingsphilosophie, durch die die traditionellen Druckmethoden immer weiter ins Abseits rückten. Mithilfe einer Trillerpfeife etablierten sie eine neue Kommunikationsform, um korrektes Verhalten mit einem „Ja, richtig"-Signal zu belegen, und gaben den Delfinschülern hinterher einen leckeren Fisch als Belohnung. Mit dieser Methode konnten die Delfine kleinschrittig an immer schwierigere Aufgaben herangeführt werden.
Eine der Wegbereiterinnen dieses Tiertrainings und des daraus später entstandenen Clickertrainings für viele Haustierarten ist die Amerikanerin Karen Pryor. Ihr Verdienst ist es, dass sich diese gewaltfreie Ausbildungsmethode auf der ganzen Welt durchgesetzt hat. Dank ihrem Einsatz wurde der kleine Metall-Knackfrosch namens Clicker, mit dessen Hilfe der Haustierbesitzer auch auf eine gewisse Entfernung vom Tier gutes Verhalten markieren und es dann belohnen kann, immer beliebter. Im Laufe der Zeit wurde das Clickertraining für viele sehr komplizierte Aufgabenfelder angewendet. Heute werden mithilfe des Clickers zum Beispiel Blindenhunde ausgebildet, Minensuchratten helfen den Menschen in Afrika bei der Suche nach tödlichen Landminen und Papageien lernen, Gegenstände korrekt zu benennen.
Doch was hat das mit unseren Katzen zu tun? Katzen galten lange Zeit als untrainierbar, viele dachten sie seien entweder zu dumm, um die Anweisungen der Menschen zu verstehen, oder aber zu stolz, um diese auszuführen. Das Clickertraining konnte beweisen, dass weder das eine noch das andere stimmt. Katzen sind sehr intelligente Tiere. Sie sind allerdings absolute Opportunisten und tun nur Dinge, die sie selbst für sinnvoll erachten. Das Clickertraining gibt nun der Katze die Möglichkeit, in ihrem eigenen Lerntempo zu arbeiten, Spaß zu haben und mit dem Menschen zu kommunizieren. Clickertraining ist also mehr als eine Ausbildungsmethode. Es ist eine Kommunikationsform, die sich an den Bedürfnissen von Mensch und Katze orientiert.
Endlich versteht mich mein Mensch
Clickertraining ist keine Einbahnstraße, bei der nur wir Menschen der Katze etwas beibringen können. Es eröffnet vielmehr die Möglichkeit für einen gegenseitigen Dialog, echte Kommunikation wird so möglich. Der Click teilt der Katze mit, dass sie etwas richtig macht und sich einen Leckerbissen verdient hat. Die gemeinsame Arbeit an den unterschiedlichen Übungen sagt der Katze aber noch viel mehr. Viele Katzen scheinen zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung zu machen, dass der Mensch wirklich versteht, was sie meinen, und dass er auf ihre Handlungen hin mit einer Rückmeldung reagiert. Sie beginnen ihr Verhalten bewusst einzusetzen und freuen sich über den Click als Antwort ihrer Menschen.
Die Belohnung in Form eines Leckerlis ist bei vielen erfahrenen Clickerkatzen dabei gar nicht mehr der entscheidende Faktor. Das Erleben einer positiven Lernatmosphäre, das Erfolgserlebnis ist es, was die Katze antreibt. Sie erlebt sich nach und nach in ihrem Umfeld immer handlungsfähiger und weniger fremdbestimmt. Wenn sie etwa lernt, dass es eine Belohnung dafür gibt, wenn sie in die Transportbox geht, dann erst kann sie die Absicht des Menschen erkennen und sich frei entscheiden mitzuarbeiten. Sie steht nicht mehr wie bisher üblich einfach machtlos der körperlichen Überlegenheit des Menschen gegenüber. Sie behält so ihre Katzenwürde und erlebt weniger Angst, wenn sie versteht, dass es für diese oder jene Handlung eine Ankündigung, ein Signal gibt und die alltäglichen Situationen geübt und in ihrem Lerntempo verstanden werden.
Sicher ist es eine große Erleichterung für die Katze zu erleben, dass ihr Mensch mitdenkt und versucht, die Katzenpsyche zu verstehen. Der Mensch muss lernen, welche Handlungen die Katze von Natur aus nicht zeigt, wenn der Mensch es will. Dann muss er ihr verständlich machen, was genau sie tun soll und dass dieses Handeln für sie lohnenswert ist und Spaß bringt. So wird der Mensch zu einem echten Katzenversteher.
Entscheidend für erfolgreiches Clickertraining ist die Freude am gemeinsamen Tun und die Motivation der Katze. (Foto: Ranz)
CLICKERKATER ELVIS
Diese Zweibeiner sind doch nicht so dumm, wie ich dachte. Vielleicht können sie sogar lernen, sich vernünftig auszudrücken, wenn wir dieses Clickerspiel noch ein Weilchen spielen. Mal sehen, wie lange sie brauchen, um zu begreifen, dass sie so schnell auf den Clicker drücken müssen, wie ich mit einem einzigen Pfotenhieb eine Maus zur Strecke bringe. Diese großen Nichtkatzen sind nämlich echte Grobmotoriker und können manchmal mit meiner blitzgescheiten Auffassungsgabe gar nicht mithalten. Aber man muss eben Geduld haben mit diesen drolligen Menschen.
Ein Blick ins Katzengehirn
Katzen wissen immer sehr genau, was sie wollen: ein aufregendes Leben, kuschelige Schlafplätze, ein All-You-Can-Eat-Buffet und natürlich eine erstklassige, aber unaufdringliche menschliche Servicekraft. Kurz: Sie wissen ganz genau, wie ein glückliches Katzenleben auszusehen hat. Die Katzenlogik gebietet, immer nur das zu tun, was sich für die Katze lohnt.
Clickertraining macht einen echten Dialog zwischen Mensch und Katze möglich. (Foto: Ranz)
Für ein glückliches Katzenleben benötigen Katzen eine stimulierende Umwelt. (Foto: Boumala)
Genau hier setzt unser Clickertraining an, denn die Katze wird immer das häufiger tun, was sich in der Vergangenheit gelohnt hat. Beim Clickern bieten wir ihr Belohnungen für die Handlungen an, die wir fördern wollen. Dabei assoziiert sie das immer wieder gleich klingende Geräusch des Knackfroschs mit ihren vorausgegangenen Handlungen und der folgenden Belohnung. Gerade für metallisch klingende Geräusche wie den Click ist die Wahrnehmung der Katze sehr empfänglich und es erregt sofort ihre Aufmerksamkeit. Nach und nach versteht sie nun auch, dass sie sich Belohnungen verdienen kann, wenn sie die Zeichen des Menschen richtig deutet und ihrerseits ein Verhalten korrekt ausführt. Es entstehen dabei neue logische Verknüpfungen im Katzengehirn und die Katze lernt, ihre Handlungen bewusster auszuführen. Die Erfahrungswerte vernetzen sich durch die vielen positiven Erlebnisse und die kreative Denkarbeit immer nachhaltiger. Die Katze wird intelligenter und flexibler, sie wird mehr und mehr lernen und immer schneller assoziieren. Dieses Wissen nützt der Katze natürlich auch in anderen Lebensbereichen wie zum Beispiel bei der Jagd oder im Spiel.
Ganz nebenbei passiert beim Clickertraining noch etwas ganz Besonderes im Katzengehirn: Das sogenannte Glücks- oder Belohnungszentrum wird angeregt. Dieser wissenschaftlich auch Nucleus accumbens genannte Bereich liegt im Vorderhirn der Katze und ist entscheidend mitverantwortlich für die Zufriedenheit unserer Stubentiger. Da im Verlauf des Clickertrainings sehr viele Male dieses Glückszentrum angeregt wird, werden nach und nach sehr viele vorher neutrale Reize zu glücklichen Vorzeichen. Wie schon das Öffnen der Lieblingsfutterverpackung für die erfahrene Hauskatze ein sicheres Zeichen für ein köstliches Mahl ist, so wird durch das Clickern nun auch die Katzentransportbox von einem Ort des Grauens zu einem Leckerli-Paradies auf Erden. Natürlich dauert es bei