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Gorans Verschwinden
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eBook224 Seiten3 Stunden

Gorans Verschwinden

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Über dieses E-Book

Leon denkt, er wird nie eine langfristige Beziehung führen können. Dafür sind Schwule in Frankfurt zu oberflächlich. Doch plötzlich meint er, seinen Traummann gefunden zu haben. Alles scheint perfekt und er ist überglücklich. Allerdings verschwindet sein Geliebter eines Tages spurlos und er fragt sich, ob er verlassen wurde. Oder ist etwas Schreckliches passiert? Er macht sich auf die Suche und kommt dabei schockierenden Geheimnissen auf die Spur.
SpracheDeutsch
HerausgeberDerFuchs-Verlag
Erscheinungsdatum15. Sept. 2017
ISBN9783945858547
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    Buchvorschau

    Gorans Verschwinden - Pero Löwenherz

    www.perolicious.de

    Freitag, 08.06.2012

    Wow! Ich konnte es nicht fassen. Aber ich glaubte, ich wäre unsterblich verliebt. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so gefühlt. Diesmal war ich mir sicher, es könnte etwas Ernstes daraus werden. Das ist bei Schwulen ja eine ungewöhnliche Sache. Die meisten sind ja leider nur auf einen One-Night-Stand, einen schnellen Fick ohne Bedeutung aus. Wahre Liebe gibt es selten. Ich hatte das leider bis dahin nie erleben dürfen ...

    Wenn andere mich sahen, beneideten sie mich, ohne zu wissen, wie schwer ich es eigentlich hatte. Ich bin groß, sportlich, habe dunkles Haar und dunkle Augen, von denen mir meine früheren Lover immer vorgeschwärmt hatten. Ja, ich sehe gut aus. Aber gerade deshalb fand ich keinen festen Freund, keine ernsthafte Beziehung. Alle wollten mit mir in die Kiste, aber sie meinten es nicht ernst. Bisher traf ich nur auf Arschlöcher, die mich betrogen oder belogen hatten. Manchmal wünschte ich, ich gehörte zu den Dicken oder Hässlichen. Solche Schwule finden oft eine ehrlichere Beziehung als die attraktiven. Sie müssen, so fies das jetzt klingt, nicht befürchten, dass ihnen der Freund wegläuft und fremdgeht. Ja, die Szene ist leider so oberflächlich. Wer gut aussieht, hat es leicht, wird man wohl denken. Aber es ist nur leicht, einen ONS, einen One-Night-Stand, zu finden. Stattdessen wollte ich endlich eine ernsthafte, feste Beziehung. Ich wollte den Mann fürs Leben finden.

    Und ich glaubte, diesmal hätte ich ihn gefunden. Diesmal würde es etwas Längeres werden, das spürte ich. Goran war unglaublich. Ich hatte ihn in einer Juni-Nacht kennen gelernt und ich fühlte mich ihm bereits dann schon nah. Vielleicht war ich naiv, aber man wird doch Träume haben dürfen. Und solange nicht das Gegenteil bewiesen war, wollte ich seinen Worten Glauben schenken. Aber erst einmal von vorn:

    Ich war seit langem mal wieder in der Szene unterwegs. Eigentlich hatte ich diese Oberflächlichkeit satt. Aber mein bester und ebenfalls schwuler Freund Marc wollte mal wieder feiern gehen. Er war auch Single, aber auch nicht wirklich auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung. Deshalb gönnte er sich den schnellen, unkomplizierten Spaß. Zwischen uns lief nichts.

    Er ist ein kleiner Vietnamese und ich muss zugeben, ich stehe nicht auf Asiaten - obwohl er für meinen Geschmack sogar ein recht hübscher Asiate ist. Er ist zwar klein, hat dunkle, kurze Haare und natürlich typische Schlitzaugen, aber sein schlanker Körper ist sehr sportlich, was eigentlich total anziehend sein kann. Aber wie schon erwähnt, stehe ich nicht auf Asiaten und ich wollte meine Freundschaft zu ihm auch nicht aufs Spiel setzen. Zwar konnte es passieren, dass wir ziemlich sexy tanzten, wenn wir betrunken feierten und einmal hätten wir uns auch beinahe geküsst, aber gelaufen war noch nie etwas und ich wollte es auch niemals darauf ankommen lassen.

    Lange Rede, kurzer Sinn - wir beide waren in der Szene unterwegs. Wir trafen uns gegen 22:00 Uhr an der Konstablerwache in Frankfurt und erstatteten zunächst dem dortigen McDonald's unseren obligatorischen Besuch ab. Denn wenn wir feiern gingen, tranken wir meist auch eine Menge und daher sollte man vorher gut und fettig gegessen haben. Anschließend marschierten wir zum MyZeil, einem Einkaufszentrum in der Frankfurter Innenstadt, und deckten uns beim Rewe mit Wodka und Maracujasaft ein. Wir waren beide arme Studenten und mussten auf unser Geld achten. In den Clubs waren die Cocktails immer so teuer, dass wir uns vorher besoffen hatten und anschließend im Club selbst höchstens ein oder zwei Drinks zu uns nahmen. Ich hatte schon Plastikbecher von zuhause mitgebracht. Mit ihnen schlenderten wir in Richtung unseres Zieles. Wir wollten ins Pulse in der Nähe der Konsti. Das war quasi der Club der Schwulenszene - nicht zuletzt, weil man dort keinen Eintritt zahlte. Und wie schon gesagt, sparten wir Studenten dort, wo es nur ging. Leider gibt es die Location heute nicht mehr.

    Aber bevor wir in den Club gingen, setzten wir uns in den dahinter liegenden Park, um unsere Drinks zu genießen. Wir alberten herum und tranken unsere Wodka-Mischungen, lachten viel und unterhielten uns.

    Plötzlich sah ich ihn - Goran. Zu dem Zeitpunkt wusste ich seinen Namen natürlich noch nicht. Er lief an uns vorbei in Richtung Pulse. Marc stieß mich von der Seite an und flüsterte mir zu:

    »Der sieht aber heiß aus.«

    Und damit hatte er vollkommen recht. Er war groß und hatte breite Schultern, die man durch sein eng anliegendes, weißes Hemd sehen konnte (glücklicherweise war es ein lauer Sommerabend). Seine Haare waren etwas länger als meine und leicht gewellt. Besonders hervorstechend und sexy war sein ernster, durchdringender Blick, welcher nicht zuletzt durch seine recht buschigen Augenbrauen hervorgerufen wurden - sowie seine markante, leicht gebogene Nase. Ich erkannte sofort, dass es ein Osteuropäer bzw. ein Jugoslawe sein musste. Er war der Inbegriff der Männlichkeit. Sein Gang und allgemein seine Bewegungen waren nicht tuckig, was mir sofort gefiel.

    Aber zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir noch nichts dabei. Wir starrten ihm lediglich hinterher und sprachen über seine unübersehbare Attraktivität. Marc scherzte, dass wir ihn vielleicht später im Pulse noch treffen würden, aber für mich stand absolut fest, dass dieser Typ wohl jeden haben konnte. Warum sollte er sich mit mir abgeben? Zudem war ich der Meinung, dass solche Typen genau zu der oberflächlichen Art von Schwulen gehörten, von denen ich im Augenblick nichts wissen wollte. Nach einigen Momenten war der Schönling auch schon quasi wieder vergessen und wir tranken unsere Drinks weiter.

    Als wir dann so richtig angetrunken und endlich in der richtigen Stimmung zum Feiern waren, ließen wir unsere Becher, die Wodkaflasche und die leere Saftpackung einfach auf der Parkbank stehen und machten uns auf den Weg ins Pulse.

    Wir rissen uns sehr zusammen, da die Türsteher teilweise sehr streng waren und wenn sie bemerkt hätten, wie viel wir schon intus hatten, hätten sie uns sicherlich nicht reingelassen. Aber zum Glück hatte das gut geklappt. Dazu beigetragen hatte sicherlich auch, dass Marc Stammkunde war und sich quasi wöchentlich dort blicken ließ.

    Sofort liefen wir in Richtung Tanzfläche - und zwar durch die Tür und dann die Treppen rechts hinunter, wo Popmusik gespielt wurde. Es gab links noch einen frisch renovierten, zweiten Dancefloor, aber dort wurde eher House gespielt, was so überhaupt nicht unserem Stil entsprach. Wir sprangen gleich in die Mitte des Raumes und tanzten los zu Britneys »Piece of me« und genossen den Abend. Wir tanzten auch wieder sehr sexy miteinander, was dann so aussah, dass mir Marc seinen kleinen Hintern entgegen streckte und ich ihn von hinten antanzte und hin und wieder auch seinen Bauch streichelte. Dies musste wahrscheinlich für die meisten um uns herum so gewirkt haben, als hatten wir was am Laufen. Aber diese Meinung ließ sich auch sehr schnell wieder revidieren, denn Marc ließ nichts anbrennen. Und wenn er einen gutaussehenden Boy erblickte, stürzte er sich sofort auf ihn und tanzte ihn ebenfalls an. So auch in der besagten Nacht.

    Nach ungefähr den ersten drei Songs war Marc bei einem anderen, sehr hübschen, aber ziemlich tuckigen Blonden gelandet. Für mich wäre so ein androgyner Kerl nichts, aber mein bester Freund stand auf die eher weibischeren Boys. Oder besser gesagt, er stand auf alle Wesen mit drei Beinen ...

    Jedenfalls beobachtete ich die beiden und tanzte munter weiter, als ich plötzlich von hinten geschubst wurde. Ich drehte mich leicht erschrocken um und blickte in die wohl schönsten Augen, die ich jemals gesehen hatte. Es war der Kerl, den wir draußen gesehen hatten, der mich nun mit schneeweißen Zähnen entschuldigend anlächelte. Ich konnte ihn dank der lauten Musik nicht verstehen, aber ich konnte ihm von den Lippen ein »Sorry« ablesen. Ich nickte nur verständnisvoll und schon drängte sich der Typ an mir vorbei und verschwand in Richtung Toiletten.

    Ich war hin und weg. Er hatte mich berührt. Ich fühlte mich elektrisiert. Ohne großartig darüber nachzudenken, folgte ich ihm aufs Klo. Ich quetschte mich durch die Menge, vorbei an der Bar und in Richtung des Traumtypen.

    Zwei Pissoirs und eine Kabine befanden sich in dem winzigen Klo. Da das Häuschen verschlossen war, musste mein Schönling darin sein. Also stellte ich mich an eines der Pissoirs und erleichterte meine Blase, was auch schon dringend nötig gewesen war.

    Als ich es so laufen ließ, hörte ich neben mir in der Kabine auch die Geräusche seines Wasserstrahls. Ich war sehr aufgeregt und wusste eigentlich nicht, was ich da tat. Irgendwie dachte ich mir, ich wäre bescheuert. Ich wollte mich doch nie wieder auf so einen Typen einlassen. Wenn er hier unterwegs war, konnte er doch nur so ein eingebildeter Fatzke sein. Was ich mir nicht sehnlichster wünschte, war eine ernsthafte Bindung und keinen One-Night-Stand. Also warum lief ich ihm hinterher - und dann noch auf die Toilette eines Schwulenclubs?

    »Achtung, Klischee!«, ertönten meine inneren Alarmglocken.

    Ich war gerade dabei, mir den Reißverschluss meines Hosenstalls wieder hochzuziehen, als er aus der Kabine trat. Überrascht erblickte er mich und sprach mich an:

    »Es tut mir nochmals leid, dich angerempelt zu haben!«

    »Ach, das ist doch nicht so schlimm«, entgegenete ich, »das kann hier leicht passieren.«

    »Stimmt, heute ist es für einen Freitag recht voll. Samstags ist hier normalerweise mehr los.«

    Er trat zum Waschbecken und wusch sich die Hände, während ich hinter ihm stand und wartete, bis ich dran war. Gerne wollte ich mit ihm weiter reden und daher versuchte ich das Gespräch fortzuführen:

    »Also bist du öfter hier?«

    »In letzter Zeit schon.« Er trat zur Seite und wie ein Gentleman präsentierte er mir das Waschbecken, um mir zu zeigen, dass es jetzt für mich frei war. Dankend lächelte ich ihn an. Aber als ich mir so die Hände einseifte, schritt er nicht wieder davon, sondern schien auf mich zu warten. Mein Herz klopfte.

    »Darf ich dich auf ein Getränk einladen?«, fragte er schließlich und ich hatte das Gefühl, gleich in Ohnmacht fallen zu müssen.

    »Gerne«, hörte ich mich antworten, während mir meine Vernunft innerlich »Vorsicht! Billige Anmache!« zubrüllte.

    Aber ich ließ es darauf ankommen. An der Theke bestellte er uns zwei Wodka-Energy und reichte mir anschließend das Glas mit dem Strohhalm. Zusammen gingen wir zurück auf die Tanzfläche, wo gerade »We found love« von Rihanna lief. Ich sah Marc noch immer mit dem schlanken Blonden tanzen und da wusste ich, dass er wahrscheinlich noch nicht mal bemerkt hatte, dass ich weg gewesen war. Meine neue Bekanntschaft stellte sich mir gegenüber und gemeinsam wippten wir zur Musik und nippten an unseren Getränken. Er lächelte irgendwie schüchtern und ich fand das sehr süß. Es passte so gar nicht zum ersten Eindruck, den ich von ihm hatte. Er kam mir anfangs so selbstbewusst, männlich und unnahbar vor. Aber gerade in dem Moment hatte ich das Gefühl, er tat das zum ersten Mal.

    Irgendwann trat er an mich heran und fragte mich schreiend ins Ohr, wie ich denn überhaupt hieße.

    »Leon«, antwortete ich, »und du?« Da verriet er mir, dass sein Name Goran war, was ein jugoslawischer Name ist, wie ich wusste. Ein schwuler Jugoslawe stand vor mir. Auch eine Seltenheit. Wir tanzten weiter und irgendwann trat auch Marc mit seiner blonden Errungenschaft wieder zu uns. Einige Songs lang tanzten wir gemeinsam im Kreis. Marc und der Blonde sehr umschlungen, während Goran und ich uns etwas verhaltener benahmen. Irgendwann zog Marc an dem Strohhalm meines Getränkes, nahm seinen Typen an die Hand und zog ihn von der Tanzfläche. Bevor er die Treppe nach oben verschwand, zwinkerte mir mein bester Freund noch mal zu. Das konnte entweder bedeuten, dass er nun vorhatte, etwas mit dem Blonden anzustellen, oder es war eine Geste, die an mich gerichtet war, mit der er mir zeigen wollte, dass er mich allein ließ mit meinem Schönling, damit ich freie Bahn hatte. Vielleicht war es auch beides.

    Wie dem auch sei, ich tanzte noch einige Minuten mit Goran weiter, doch als irgendeine alte und langweilige Schnulze aus den Neunzigern aus den Lautsprechern ertönte, fragte mich Goran, ob wir nicht auch lieber nach oben gehen wollten. Wir könnten uns oben besser unterhalten. Natürlich stimmte ich zu.

    Über dem Tanzraum war eine kleine Lounge mit mehreren Sitzecken. Schwarze Sitzwürfel aus Leder luden Pärchen zum Kuscheln oder Freunde zum Quatschen und Trinken ein. Hier oben hörte man die Musik aus dem Dancefloor noch, aber sie war nicht so laut, sodass man sich noch ohne Probleme unterhalten konnte. Eine Kellnerin bediente uns und Goran bestellte uns noch zwei alkoholische Drinks.

    Es war nicht das erste Mal, dass ich jemanden im Pulse kennenlernte. Doch normalerweise lief es plumper ab. Ich wurde angetanzt, sogar teilweise unaufgefordert angegrabscht und irgendwann wurde mir mit rauchiger Stimme zugeflüstert, ob ich mit demjenigen aufs Klo verschwinden mochte. Für jemanden, der eine schnelle Nummer suchte, genau das Richtige. Doch ich wollte das schon länger nicht mehr.

    Deshalb genoss ich den Moment, mit Goran in der Lounge zu sitzen und mich ohne Hintergedanken mit ihm zu unterhalten. Er machte nämlich keineswegs den Eindruck, lediglich eine schnelle Nummer mit mir schieben zu wollen. Er machte keine plumpen Annäherungsversuche und saß stattdessen einfach so neben mir. Nicht einmal die Andeutung, mir den Arm umlegen zu wollen, machte er. Es war wie in einem Traum.

    Wir unterhielten uns natürlich zunächst sehr oberflächlich. Ich erzählte ihm von meinem Anglistik-Studium und dass ich nebenbei in einem Call-Center arbeitete, um mir etwas dazuzuverdienen. An dieser Stelle machten mir meine Dates meist das Kompliment, dass das mit meiner überaus erotischen Stimme perfekt zu mir passen würde. Billige Anmachsprüche eben. Von Goran kam nichts dergleichen.

    Er verriet mir hingegen, dass er auch studierte - BWL - und gerade ebenfalls auf der Suche nach einem Nebenjob war. Ich bot ihm an, dass ich mal für ihn im Call Center fragen könnte und das fand er sehr nett.

    Die Stimmung war super, und obwohl ich ziemlich angeheitert war, hielt ich mich sehr zurück. Früher hätte ich mich so einem Kerl quasi an den Hals geworfen, aber diesmal war es anders. Ich wollte mir einbilden, dass Goran der Mann meines Lebens werden könnte. Und ich wollte nicht, dass dieser Abend mit einer Bettgeschichte endete, die zwangsläufig dazu führte, dass danach alles vorbei war.

    Glücklicherweise schien er denselben Wunsch zu haben, denn es kam zu einer Situation, die er hätte ausnutzen können, wenn er mich lediglich ins Bett kriegen wollte. Und zwar stellte sich im Laufe des Gesprächs heraus, dass er derzeit Probleme mit seinen Eltern hatte und deswegen sozusagen von zuhause rausgeworfen wurde. Sofort bot ich ihm an, dass er bei mir in der WG übernachten konnte, wenn er mochte. Dankend lehnte er ab:

    »Das ist sehr lieb von dir. Aber wir haben uns erst kennengelernt. Das wäre nicht angebracht.«

    »Oh, Entschuldigung«, versuchte ich meinen Faux-Pas zu retten, »ich wollte dir nicht zu nahe treten.«

    »Ist schon in Ordnung. So war das auch nicht gemeint. Du willst nur nett sein. Mach dir keine Gedanken!«

    »Aber wo wohnst du derzeit?«

    »Ich komme bei Freunden unter. Das geht schon.« Mit seinem strahlendem Lächeln grinste er mich an und spätestens seitdem war es um mich geschehen.

    Wir unterhielten uns die ganze Zeit weiter und ich merkte gar nicht, wie die Zeit verging. Goran war ein Gentleman und baggerte mich in keiner Sekunde an. Und doch bin ich überzeugt, dass er mich nicht unattraktiv oder dergleichen fand, sonst hätte er mich vollständig ignoriert und mich nicht auf ein paar Drinks eingeladen, geschweige denn so viel Zeit mit mir verbracht.

    Gegen halb vier oder vier tauchte auch Marc wieder auf und forderte mich auf, mit ihm zu verschwinden, da das Pulse jetzt sowieso schließen wollte. Ich war total perplex, dass es schon so spät in der Nacht bzw. so früh am Morgen war.

    Goran verabschiedete sich mit zwei Wangenküssen bei mir und versprach, dass wir das unbedingt wiederholen würden. Erst im Nachtbus fiel mir auf, dass wir ja nicht mal unsere Facebook-Namen ausgetauscht hatten, geschweige denn die Handynummern. Trotzdem war ich überzeugt, dass wir uns wiedersehen würden und es mit Goran etwas Festes werden konnte.

    Samstag, 09.06.2012

    Ich schwebte auf Wolke Sieben und war hin und weg von meiner Begegnung mit dem schönen Goran. Noch am nächsten Tag schwärmte ich Marc von dem Typen vor, der es auf der einen Seite ganz toll fand, dass ich mich mal wieder auf einen Mann einließ, aber auf der anderen Seite es nicht so ernst

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