Der Canastatrick: BsB_Spannungsroman
()
Über dieses E-Book
Der Entführte weiß natürlich, dass auch eine geleistete Zahlung keine Überlebensgarantie ist, doch er gibt nicht auf, sondern lässt sich auf einen schier aussichtlosen Nervenkrieg ein: Mit einem raffinierten, akribisch ausgetüftelten Plan versucht er scharfsinnig, zu allem entschlossen, seine eigene Befreiung in Szene zu setzen.
Wie kann er die Erpresser überlisten? Wie eine verschlüsselte Botschaft aus der Gefangenschaft herausschmuggeln? Ein altes Familienfoto, das die Gangster seinem Sohn als erstes Lebenszeichen zukommen lassen, weist ihm den Weg. Haberland, selbst in der Falle sitzend, lässt seinerseits die Falle zuschnappen.
Mehr von Hinrich Matthiesen lesen
Der Kapitän: BsB_Roman Abenteuer Seefahrt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFleck auf weißer Weste: BsB_Roman Hochspannung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Theunissen-Testament: BsB_Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Sieg zu viel: BsB_Roman Ein Ehedrama Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAtlantik-Transfer: BsB_Roman Seefahrt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFluchtpunkt Yucatán: BsB_Schicksalsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Ibiza-Spur: BsB_Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Barcelona-Affäre: BsB_Spannungsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Liebe auf Sylt: BsB_Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNacht der Erinnerung: BsB_Roman einer Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTombola: Zwei Schicksale BsB_Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuch Du wirst weinen, Tupamara: BsB_Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBrandspuren: BsB_Roman Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTage, die aus dem Kalender fallen: BSB_Roman_Ein deutsch-deutsches Schicksal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mestize: BsB_Schicksalsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAcapulco Royal: BsB_Roman Abenteuer Seefahrt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Spur der Katze: BsB_Spannungsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDAS CÓRDOBA-TESTAMENT: BsB_Familienthriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Skorpion: BSB_Thriller Selbstjustiz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMinou: BsB_Lovestory Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJagdzeit in Deutschland: BsB_Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gift: BsB_Roman Hochspannung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVX: BsB_UmweltThriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Málaga-Mann: BsB_Schicksalsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dem Herzen einer Löwin: BsB_Thriller Selbstjustiz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn den Fängen der Nacht: BsB_Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Sylt: BsB_ Ein Streifzug über die Insel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Falle: Mord an der Alster BsB_Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Variante: BsB_Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Der Canastatrick
Ähnliche E-Books
Franziska und van Gogh Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schreie am Rande der Stadt: Kriminalroman aus Wuppertal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer das Schweigen bricht Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Mit dem Herzen einer Löwin: BsB_Thriller Selbstjustiz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWolfsruh: Ein Oberhavel-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMoselland: Luxkrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMenschenfleisch: Der Kannibale von Rotenburg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Teufel von Garmisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaliber 7,62 x 51 mm: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gänsemännchen (eBook) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Reise nach Ameland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLemmy, ich brauch dich: Lemmy´s größter Fan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTombola: Zwei Schicksale BsB_Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKraut & Rüben: Kurzgeschichten aus 63 Jahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Ich will unsterblich werden!": Friederike Beer-Monti und ihre Maler Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Ewigkeit ist nur ein Augenblick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleinstadt-Hippies: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVermächtnis einer Fremden: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBonames: Der fünfte Fall für Kommissar ›Worschtfett‹ Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMehr als ein Friseur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Niete zwischen Hammer und Zirkel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Pegasus Projekt: Mike Bohrer: Geheimagent mit Schweizer Kreuz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUndankbares Berlin: Helene Eberles zweiter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs war nicht meine Schuld: Eine deutsche Familiengeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMinou: BsB_Lovestory Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeuerfreund: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBadische Sünde: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOdersumpf: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tote vom Seeburger Tal: Schwabenkrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Harry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMetamorphosen: Bücher der Verwandlungen: Mythologie: Entstehung und Geschichte der Welt von Publius Ovidius Naso Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Dienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Immanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Eleganz des Igels von Muriel Barbery (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Der Canastatrick
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Der Canastatrick - Hinrich Matthiesen
Hinrich Matthiesen
Jahrgang 1928, auf Sylt geboren, wuchs in Lübeck auf. Die Wehrmacht holte ihn von der Schulbank. Zurück aus der Kriegsgefangenschaft, studierte er und wurde Lehrer, viele Jahre davon an deutschen Auslandsschulen in Chile und Mexiko. Hier entdeckte er das Schreiben für sich.
1969 erschien sein erster Roman: MINOU. Dreißig Romane und einige Erzählungen folgten. Die Kritik bescheinigte seinem Werk die glückliche Mischung aus Engagement, Glaubwürdigkeit, Spannung und virtuosem Umgang mit der Sprache. Die Leser belohnten ihn mit hohen Auflagen.
Immer stehen im Mittelpunkt seiner Romane menschliche Schicksale, Menschen in außergewöhnlichen Situationen. Hinrich Matthiesen starb im Juli 2009 auf Sylt, wo er sich Mitte der 1970er Jahre als freier Schriftsteller niedergelassen hatte.
»Zum literarischen Markenzeichen wurde der Name Matthiesen nicht zuletzt durch die Kunst, in eine pralle Handlung Aussagen zu verweben, die außer dem aktuellen stets auch einen davon unabhängigen Bezug haben. Gedankliche Strenge, sprachliche Disziplin und ein offensichtlich unauslotbarer verbaler Fundus lassen Matthiesen zu einem Kompositeur in Prosa werden.«
Deutsche Tagespost
»Matthiesen ist zu beneiden um seine Fähigkeiten: Kompositionstalent, menschliche Einfühlung, scharfe Beobachtungsgabe – und vor allem um seinen Stil«
Deutsche Welle
»Matthiesen ist für seine genauen Recherchen bekannt. Seine Bücher weichen nicht einfach in exotische Abenteuer aus, sondern befassen sich immer wieder mit deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Unterhaltsam sind sie allemal.«
FAZ-Magazin
Werkausgabe Romane Band 16
Herausgegeben von Svendine von Loessl
Der Roman
Haberland ist von brutalen Gangstern entführt worden. Wenig später erhält sein Sohn Manfred, achtunddreißig, Bankdirektor, eine gigantische Lösegeldforderung.
Der Entführte weiß natürlich, dass auch eine geleistete Zahlung keine Überlebensgarantie ist, doch er gibt nicht auf, sondern lässt sich auf einen schier aussichtlosen Nervenkrieg ein: Mit einem raffinierten, akribisch ausgetüftelten Plan versucht er scharfsinnig, zu allem entschlossen, seine eigene Befreiung in Szene zu setzen...
Wie kann er die Erpresser überlisten? Wie eine verschlüsselte Botschaft aus der Gefangenschaft herausschmuggeln? Ein altes Familienfoto, das die Gangster seinem Sohn als erstes Lebenszeichen zukommen lassen, weist ihm den Weg. Haberland, selbst in der Falle sitzend, lässt seinerseits die Falle zuschnappen.
Titelverzeichnis der Werkausgabe in 31 Bänden am Ende des Buches
Hinrich Matthiesen
Der Canasta-Trick
Roman
:::
BsB_BestSelectBook_Digital Publishers
Werkausgabe Romane
Herausgegeben von Svendine von Loessl
Band 16
Alle Rechte vorbehalten
© 2015 by BestSelectBook_Digital Publishers München
ISBN 978-3-86466-365-9
1.
Markus Fleming und seine beiden Komplizen hatten die Aktion fünf Wochen lang vorbereitet. Sie hatten den alten Friedrich Haberland abwechselnd beschattet, über seine Gewohnheiten Buch geführt, das familiäre Umfeld überprüft, eine Pistole, Wäsche, Proviant und sogar einige Artikel zur Körperpflege beschafft und noch vieles mehr getan, was den reibungslosen Ablauf ihres Vorhabens gewährleisten sollte. Das dafür erforderliche Geld, fast siebenhundert Mark, hatten sie gemeinsam aufgebracht.
Nun war der entscheidende Abend gekommen, der Zeitpunkt für den ersten eindeutigen Schritt. Bis hierher hätte alles, selbst die Observation, auch einem harmlosen Zweck dienen können; aber an diesem Abend, einem Montag im September, sollte die Grenze zum Bösen überschritten werden.
Markus Fleming hatte bei der Tiefgarage am Möhlenbrooksdamm Posten bezogen. Er stand hinter einem mächtigen Betonpfeiler und sah hinüber zur anderen Straßenseite. Dort lag die Schifferklause, ein kleines Lokal, in dem Haberland jeden Montagabend mit zwei Freunden Skat spielte. Den Aufbruch der drei alten Männer hatte er nun schon viermal beobachtet. Immer waren sie wenige Minuten nach zehn Uhr vor die Tür getreten, hatten noch ein paar Worte miteinander gewechselt und sich dann getrennt. Die beiden anderen waren den Möhlenbrooksdamm in Richtung Innenstadt gegangen, und Haberland hatte die Straße überquert, seinen dunkelgrünen Opel aus der Tiefgarage geholt und sich auf den Heimweg gemacht. Und er, Markus Fleming, war ihm gefolgt, das erste Mal auf seiner Harley Davidson, die beiden nächsten Male in der Ente seiner Partnerin Maria Weidt und schließlich wiederum mit dem Motorrad. Es war immer eine Fahrt von fünfzehn Minuten gewesen, der direkte Weg nach Wulfsrade, einer ruhigen Siedlung am Stadtrand. Dort bewohnte Haberland zusammen mit seinem Sohn Manfred ein Einfamilienhaus.
Markus Fleming sah auf die Uhr. Es war Viertel vor zehn. Seit einer halben Stunde stand er hinter dem Betonpfeiler, nur wenige Schritte vom Automaten entfernt. Während dieser Zeit war der kleine rotweißgestrichene Schlagbaum an der Ausfahrt zweimal hochgegangen. Daneben, auf der Gegenfahrbahn, wo es in das zweigeschossige Kellergewölbe hinabging, hatte er in dieser halben Stunde drei Fahrzeuge gezählt. Auch an den vorangegangenen Montagabenden hatte es nur wenig Bewegung auf den Trassen der unterirdischen Anlage gegeben, und so hoffte er, die besonders kritische Phase des Unternehmens, die Überwältigung des Opfers, würde ohne Störung vonstattengehen. Ebenso hoffte er, dass seine Freunde, Herbert Schaub und Maria Weidt, die unten in der Nähe des grünen Opels warteten, ihre Sache gut machen würden.
Wie schnell das alles gegangen ist!, dachte er. Wir kennen uns erst seit zwei Monaten und drehen jetzt schon dieses Riesending. Aber das muss mit dem miesen Arbeitsmarkt zusammenhängen. Klar, sonst war immer nur das Geld ungerecht verteilt, und nun passiert mit der Arbeit das Gleiche. So was macht böse, weil man mit seinem guten Willen einfach aufläuft. Man will einen ehrlichen Job und kriegt ihn nicht. Logisch, dass einem dann irgendwann der Faden reißt und man sich sagt: Holʼ ich mir eben, was ich zum Leben brauche, woanders! So lief es doch auch bei uns.
Er hatte Herbert und Maria auf dem Arbeitsamt kennengelernt. Dort, auf dem öden Korridor, hatte er in der langen Schlange der Wartenden neben ihnen gestanden. Er war mit ihnen ins Gespräch gekommen und hatte von seiner Kindheit in einem niedersächsischen Dorf erzählt, wo seine Eltern sich auf einer winzigen Landstelle abrackerten. Sie hatten immer gesagt, der Sohn solle es einmal besser haben als sie, und darum schickten sie ihn aufs Gymnasium in Celle. Aber nach der zehnten Klasse war er abgegangen, wollte endlich eigenes Geld in die Finger kriegen. Er begann eine Druckerlehre, hielt sie auch durch, machte seine Gesellenprüfung und fand danach eine gutbezahlte Stelle. Doch dann kaufte er sich eine Harley Davidson Super Glide und trat in einen Motorrad-Club ein. Das war der Anfang vom Ende. Um die hohen Raten und die Unkosten bezahlen zu können, nahm er einen Abend-Job als Packer an. Das führte dazu, dass er oft übermüdet war und zu spät in die Druckerei kam, und als dort rationalisiert wurde, war er der Erste, der seinen Arbeitsplatz verlor. Daraufhin wollte er die schwere Maschine verkaufen. Allerdings bot man ihm so wenig dafür, dass er es nicht über sich brachte, sie wegzugeben. Er fuhr nach Hause, um seinen Vater anzupumpen, und der rückte tatsächlich das mühsam Ersparte heraus. Aber es war eben nur geliehen, noch dazu für einen sehr begrenzten Zeitraum.
Auch Maria steckte in Schwierigkeiten. Sie war die Tochter eines Krankenpflegers und einer Hebamme, wuchs aber, weil die Eltern sich früh getrennt hatten, ohne Vater auf. Ihr Verhältnis zur Mutter war, soweit sie zurückdenken konnte, gespannt gewesen, und so hatte sie sich gleich nach der Schule von ihr getrennt. Sie hatte sich ein eigenes Zimmer gesucht und als Hilfskraft in einem Supermarkt gearbeitet. Mit achtzehn Jahren war sie die Freundin eines verheirateten Mannes geworden. Aber die Beziehung dauerte nur ein halbes Jahr. »Der kriegte plötzlich kalte Füße«, hatte Maria ihren beiden Zuhörern berichtet »und als es aus war, rutschte ich immer weiter ab. Na ja, und nun stehʼ ich eben hier.«
Auch Herbert Schaub hatte seine Geschichte erzählt. Er hatte eine Automechaniker-Lehre hinter sich gebracht und in derselben Werkstatt dann noch drei Jahre gearbeitet. »Bis dahin«, so hatte er gesagt, »war mein Leben stinknormal verlaufen. Dann starb mein Chef, und die Erben hatten mit Autoreparaturen nichts am Hut. Sie verkauften den Laden, und der neue Mann brachte einen Teil seiner Leute mit, sodass von uns fünf entlassen wurden. Ich war dabei, lag also auf der Straße, und da liegʼ ich noch jetzt, und wenn die Typen hier mir nicht bald ʼne neue Stelle geben, wirdʼs eng. Habʼ schon tausendachthundert Mark Schulden bei meiner Freundin.«
Durch dieses von Anfang an so freimütige Gespräch waren die drei sich nähergekommen, und als sie eines Tages wieder einmal enttäuscht das Arbeitsamt verließen, waren sie zusammengeblieben, hatten sich in ein gegenüberliegendes Lokal gesetzt und beschlossen, den Flur der Verschaukelten, wie Maria sich ausgedrückt hatte, nie wieder zu betreten.
Sie hatten durchs Fenster auf das große sechsstöckige Backsteinhaus gestarrt, und es war ihnen vorgekommen wie eine feindliche Festung, gegen deren Mauern sie Tag für Tag vergeblich anrannten und die sie folglich als uneinnehmbar ansehen mussten. Bis dahin war keiner von ihnen je mit dem Gesetz in Konflikt geraten, doch nun fühlten sie sich reif dafür, ein Ding zu drehen, irgendein Ding.
Erst hatten sie an einen Banküberfall gedacht, aber da bestand die Möglichkeit, dass man von einem Wächter niedergeschossen oder nach Verlassen des Gebäudes von der Polizei verfolgt wurde. »Solche Nervenproben«, hatte Maria gesagt, »stehʼ ich nicht durch, da kriegʼ ich Panik.« Und auch die beiden Männer hatten erklärt, dass sie eine Tat mit weniger Heldentum vorzögen. »Am leichtesten«, hatte Herbert Schaub ganz offen bekannt, »würde es mir fallen, einen Rentner aufs Kreuz zu legen; bloß ist bei so einem ja nichts zu holen.« Das Stichwort ›Rentner‹ hatte Maria auf eine Idee gebracht. »Ich kenne einen pensionierten Studienrat«, hatte sie gesagt, »wenn auch nicht persönlich. Ein Freund von mir hatte den mal als Lehrer. Klar, dass der nicht viel Geld hat, aber sein Sohn ist Direktor der Sparkasse Wulfsrade. Rentner mit lohnendem Anhang also. Wärʼ das nicht die Lösung?« So waren sie zu dem Plan gekommen, den neunundsechzigjährigen Mathematiklehrer i. R. Friedrich Haberland in Gewahrsam zu nehmen, um dann vom Sohn ein Lösegeld zu verlangen. Ein Kidnapping also nach simpelstem Muster, nur mit dem Unterschied, dass es hier nicht um ein Kind, sondern um einen alten Mann ging. Außerdem würde statt der Familie eine anonyme, durch Versicherungen abgedeckte Einrichtung zur Ader gelassen werden. Ein Bankhaus war für die drei so etwas wie der Staat oder die Gesellschaft, und dementsprechend setzten sie bei der aufzubringenden Summe hoch an, bei neunhunderttausend Mark.
Fünf Minuten vor zehn. Markus Fleming trat ein Stück vor und blickte den Möhlenbrooksdamm entlang, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Er sah ein paar Autos und ein paar Fußgänger.
Er versteckte sich wieder hinter seiner Säule, blickte hinüber zur Tür der Schifferklause und dachte: Sicher sind sie schon bei der Abrechnung, und die macht bestimmt unser Haberland, der doch Mathematiker ist. Dann gehtʼs, falls sie um Geld gespielt haben, ans Bezahlen. Und dann noch einmal ans Bezahlen: das Bier und die Klaren, oder was solche Männer eben trinken. Und dann kommen sie raus. Die beiden anderen wackeln in Richtung Zentrum davon, und unser Mann begibt sich zu seinem Laubfrosch.
Ein Stockwerk tiefer saßen die zweiundzwanzigjährige Maria Weidt und der drei Jahre ältere Herbert Schaub nebeneinander in dem kleinen Citroën und starrten durch die Frontscheibe in den nur schwach beleuchteten Schacht des aus ihrer Perspektive steil aufwärts führenden Zubringers. Dort sollte, sobald die Skatspieler die Schifferklause verließen, Markus erscheinen und kurz die rechte Hand heben. Das würde heißen: ›Es ist alles okay! In wenigen Minuten wird der Alte auf dem schmalen, neben der Fahrbahn verlaufenden Fußsteig nach unten kommen, und die Aktion kann starten.‹ Und auch den weiteren Verlauf hatten die beiden im Kopf. Markus würde, sobald er das Zeichen gegeben hatte, wieder auf seinen Platz gehen und Ein- und Ausfahrt kontrollieren. Sobald jemand käme, würde er für Verzögerung sorgen. Einen Fußgänger, der hinuntergehen und seinen Wagen holen wollte, würde er in ein Gespräch verwickeln; ein ankommendes Auto würde er kurzerhand anhalten und dann dem Fahrer erklären, er müsse sich rechts halten und die Spur zum zweiten Untergeschoss nehmen, da im ersten der Boden mit frischem Zement nivelliert worden sei. Im einen wie im anderen Falle würde er die Leute aufhalten, damit seinen Komplizen genügend Zeit bliebe, ihr Opfer zu überwältigen.
»Lass doch diese verdammte Flasche zu«, sagte Maria, »sonst kippen wir am Ende noch selbst aus den Latschen!«
Herbert stellte die Ätherflasche zu seinen Füßen ab. »Entschuldige«, sagte er, »ich bin ein bisschen nervös. Ich stellʼ mir vor, ich kriegʼ im entscheidenden Moment den Verschluss nicht auf.«
»Na, nun hast duʼs ja mindestens dreimal probiert und weißt also, dass er aufgeht.«
»Okay, okay! Aber ich bin erst wieder ruhig, wenn wir den Alten in seinem Zimmer haben und die Tür hinter ihm abschließen können. Alles, was danach kommt, läuft locker ab, und da können wir auch keine Fehler machen. Ob der Alte dann mal ʼne Pizza kriegt statt Spaghetti, ist scheißegal, und es bringt uns nicht aus dem Konzept. Und wenn er rumheult, kriegt er eins drauf. Wirklich, wenn er erst in seinem Zimmer ist, gibtʼs keine Probleme mehr.«
»Du vergisst die Geldübergabe. Die ist immer der kritische Punkt bei so einer Sache, kritischer als das, was wir jetzt vor uns haben.«
»Nach dem Schnitzeljagd-Prinzip kriegen wir auch das hin. Ist schon ʼne gute Idee von Markus, den Junior in der fraglichen Nacht von Checkpoint zu Checkpoint zu jagen und ihm immer neue Anweisungen zu geben, sodass er gar keine Zeit hat, zwischendurch die Bullen einzuschalten. Aber dies hier! Stell dir vor, im entscheidenden Moment kommt jemand, und Markus schafft es nicht, ihn aufzuhalten. Vielleicht ist es ein Ausländer, der ihn gar nicht versteht. Oder ʼne Gruppe. Einer bleibt stehen und hört sich Markusʼ Sprüche an, und die anderen gehen weiter und kommen hierher, wenn wir den Alten gerade im clinch haben. Was dann?«
»Wenn du auch noch die verrücktesten Sachen ausschalten willst, landest du nie ein Ding! Da kannst du immer was Neues finden: Vielleicht brennt in diesem Moment das Haus deiner Tante ab, und wir kurven mit unserem Gefangenen durch die Gegend, bis es Tag wird und alle ins Auto gucken können; oder da vorn, in dem dollen Schlitten, liegt seit ʼner Stunde ein Liebespaar, und grad, wenn wir dem Alten ans Leder gehen, kommen die beiden hoch.