Sozialpolitik im Herbst des Kapitalismus
Von Andreas Meusch
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Buchvorschau
Sozialpolitik im Herbst des Kapitalismus - Andreas Meusch
Meusch
Vorwort
„Das Recht des Sozialgesetzbuchs soll zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit Sozialleistungen einschließlich sozialer und erzieherischer Hilfen gestalten. Dies ist der allererste Satz im allerersten Sozialgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland. Das ist schön formuliert, sollte aber ergänzt werden: Langfristig ist Wirtschaftswachstum die zwingende Voraussetzung für die Realisierung der nachfolgend formulierten Leistungsansprüche. Dieser Satz findet sich aber in keinem der aktuell zwölf Sozialgesetzbücher und auch sonst in keinem deutschen Gesetz. Es gibt aber keinen Satz, der so konsequent beachtet wird: „Der Sozialstaat wächst schneller als die Wirtschaft
.¹ Was würde es für den Sozialstaat bedeuten, wenn es kein Wirtschaftswachstum mehr gibt? Diese Frage ist eines der großen Tabus in Deutschland.
Denn der deutsche Sozialstaat hängt vom Wirtschaftswachstum ab wie der Fixer von der Droge. Ohne die Perspektive auf Wirtschaftswachstum wird unser Sozialsystem kollabieren. Dieser Essay ist deshalb als Band zwei einer dreiteiligen Reihe konzipiert, die sich mit dem Herbst des Kapitalismus auseinandersetzt. In den Köpfen von immer mehr Menschen verliert der Kapitalismus seine Problemlösungskompetenz, wird als Teil des Problems und nicht als Teil der Lösung empfunden. Gleichzeitig Verdämmern die straken Narrative des Kapitalismus als Chance in den Köpfen der Menschen und werden schleichend durch solche ersetzt, die Wahrnehmung des Kapitalismus als Problem verstärken². Die vorliegende Essaysammlung will zeigen, dass die Sozialpolitik gleichzeitig so tut, als ob die Erfolgsgeschichte des Wirtschaftswachstums durch Kapitalismus quasi den Rang eines Naturgesetzes habe.
Der deutsche Sozialstaat baut auf diese Lebenslüge: „Sozialpolitik im Sommer 2015 gleicht einem Wünsch-dir-was Konzert. … Die rosige Konjunktur flutet das Gesundheitssystem mit Geld."³ Was die Sozialpolitik im Sommer 2015 darbietet, ist eine Farce, ganz wie es Karl Marx beschrieben hat: „Hegel bemerkte irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce."⁴
Schlimmer noch –die deutsche Sozialpolitik leidet geradezu an einem pathologischen Wiederholungszwang, der aus den Fehlern der Vergangenheit nichts lernen will:
Und nun betreibt die Große Koalition erneut eine Sozialpolitik, die so tut, als sei die gute Konjunktur ein Naturgesetz. Durfte man Anfang der 1970er Jahre noch auf John Maynard Keynes und seine Nachfragesteuerung setzen, so kann dies im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts nur noch als naiv bewertet werden: „Es ist eine Politik, die kein Morgen kennt."⁵
Die Gesetzesmaschinerie läuft aber auf Hochtouren und produziert viele Paragraphen und immer mehr Bürokratie⁶. „Der deutsche Sozialstaat ... scheint noch heute nicht daran interessiert, ein angemessenes Bild seiner selbst zu gewinnen⁷, stellt Professor Franz-Xaver Kaufmann, einer seiner besten Kenner, resigniert fest. Oder, um es mit Mark Twain zu sagen: „Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.
Die zentrale These des Buches: Die deutsche Politik tut sich noch immer schwer, Antworten auf Herausforderungen zu finden, deren Wurzeln jetzt fast 40 Jahre zurückliegen. Wir befinden uns seit Mitte der 1970er Jahre in einer Übergangszeit, in der immer deutlicher wird, dass sich die Zukunft mit alten Fragen und schon gar nicht mit alten Antworten nicht gestalten lässt. Worin besteht das Neue dieser Sattelzeit?⁸ Warum ist dieser Einschnitt relevanter als das Epochenjahr 1989 mit dem Fall der Mauer? Wie wird Sozialpolitik in dieser Phase aktionistischen Stillstands praktisch gestaltet? Die acht hier gesammelten Essays wollen zur Reflexion über die Sozialpolitik Deutschlands im Herbst des Kapitalismus anregen.
Der titelgebende Leitessay wird ergänzt durch bereits erschienene Beiträge, die zum Teil unverändert übernommen wurden.⁹ Der Autor ist überzeugt, dass dies ihre Relevanz als Orientierungshilfen für aktuelle sozialpolitische Fragestellungen nicht schmälert.
Der Essay ist in Zeiten des Übergangs die adäquate Form der Annäherung an die vielfältigen Facetten der Veränderung. Er ist sich der Unzulänglichkeit der eigenen Fragen und Antworten bewusst und will die Leser zum Nach- und Weiterdenken auffordern.
Hamburg, im Oktober 2015
Sozialpolitik im Herbst des Kapitalismus
Braucht die Sozialpolitik einen Ruck?
Am 11. September 2014 wurde dem 60-jährigen Bestehen des Bundessozialgerichts in einem Festakt am Sitz des Gerichtes in Kassel gedacht. Bundespräsident Gauck hielt die Festrede. Aus diesem Anlass wurde auch eine Festschrift herausgegeben.¹⁰ Es ist ein „Ruck-Buch so wie der ehemalige Bundespräsident Herzog eine „Ruck-Rede
gehalten hat¹¹. Dieser Anstoß verdient es, aufgenommen zu werden.
Es stehe eine „Runderneuerung unseres Sozialmodells" an¹². Der „Krisenreigen der Finanzmarkt-, Staatsschulden- und Eurokrise erzwingt, „auch über die Reformtrends im Sozialstaat neu
nachzudenken¹³. „Wir scheinen uns in einer Wende- oder Übergangszeit zu befinden, in einem Abschnitt, wo sich ‚nicht mehr‘ und ‚noch nicht‘ treffen.¹⁴ Die Zitate finden sich in der „Denkschrift
, die auch „Festschrift" heißen könnte, es aber nicht tut. Die Autoren wollen bewusst 60 Jahre Bundessozialgericht nicht feiern, sondern einen Denkanstoß geben.
Die Empirie in Deutschland scheint dem zu widersprechen, die Realität des Jahres 2015 ist sozialpolitisch geprägt von einer Expansion sozialpolitischer Wohltaten in der Pflegeversicherung, der