Der "Islamische Staat": Historische und politische Dimension
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Die Beiträge in diesem Buch aus der F.A.Z. und der F.A.S. versuchen, die aktuelle Lage in der Region zwischen der Türkei, dem Nordirak und Syrien aufzuzeigen und ihre tieferen historischen wie religionsgeschichtlichen Hintergründe auf differenzierte Weise auszuloten.
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Buchvorschau
Der "Islamische Staat" - Frankfurter Allgemeine Archiv
Der „Islamische Staat"
Historische und politische Dimension
F.A.Z.-eBook 37
Frankfurter Allgemeine Archiv
Herausgeber: Wolfgang Günter Lerch
Redaktion und Gestaltung: Hans Peter Trötscher
Key Account Management Archivpublikationen:
Christine Pfeiffer-Piechotta, c.pfeiffer-piechotta@faz.de
Projektleitung: Franz-Josef Gasterich
eBook-Produktion: rombach digitale manufaktur, Freiburg
Alle Rechte vorbehalten. Rechteerwerb: Content@faz.de
© 2015 F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Titelfoto: Propagandafoto des „Islamischen Staats in Irak und Syrien" verbreitet über soziale Netzwerke
ISBN: 978-3-89843-382-2
Vorwort
Ein neues Kalifat
Von Wolfgang Günter Lerch
Wie der Ausbruch der Arabellion, so hat auch die Etablierung eines neuen „Kalifats oder des „Islamischen Staats
(IS) die Weltöffentlichkeit überrascht, obwohl die Pläne jener Dschihadisten, die dieses Projekt betreiben, schon lange bekannt waren. Etwa ein Drittel Syriens und ein beträchtlicher Teil des Irak gehören schon zum Territorium dieses „Staates, der sich anschickt, festgefügte Strukturen zu schaffen, um sich endgültig zu etablieren und von einem arrondierten Territorium aus die Nachbarn, ja sogar Europa zu bedrohen. Der selbsternannte „Kalif
Abu Bakr al Bagdadi träumt von der Eroberung Konstantinopels / Istanbuls, von wo 1924 der letzte Kalif des Islams, Abdülmedschid II., von Mustafa Kemal Atatürk ins Exil geschickt worden war. Mossul und Raqqa sind die Hauptstädte dieses „Staates, der mittlerweile über reichliche Öleinnahmen und ein enormes Waffenarsenal verfügt. Auch an Geld mangelt es nicht. Die ganze Bewegung stützt sich zu großen Teilen auf Reste des im Jahre 2003/04 durch die Amerikaner gestürzten, hauptsächlich von Sunniten getragenen Regimes von Saddam Hussein; und sie ist auch auf das engste verbunden mit dem Aufstand, dem „Dschihad
der syrischen Sunniten gegen den Alawiten Baschar al Assad, wobei Rivalitäten mit anderen dschihadistischen Bewegungen, wie man weiß, nicht ausgeschlossen sind. Es sieht so aus, als habe der IS sogar al Qaida in den Hintergrund gedrängt. Hinzu kommen in dieser syrisch-irakischen Gemengelage Kämpfer jenes transnationalen Dschihadismus und Terrorismus, der mittlerweile für große Teile der islamischen Welt charakteristisch ist, das heißt Mudschahidin aus dem Maghrib, aus Ägypten, dem Jemen, Saudi-Arabien, dem Libanon, Jordanien, Syrien, dem Irak und – nicht ungewöhnlich – aus Tschetschenien. Die tschetschenischen Mudschahidin gelten als besonders motiviert. Neu ist die Anziehungskraft, die der IS auf salafistisch gesinnte Jugendliche in Europa, gerade auch in Deutschland ausübt – ein Phänomen, das Politikern wie Erziehern Rätsel aufgibt.
Die brutalen Grausamkeiten seiner Kämpfer, die Geiselnahmen und Enthauptungen wirklicher und vermeintlicher Feinde, die mehr einem Blutrausch gleichenden „Gefechte und die ebenso exzessive wie häufig willkürliche Anwendung der Scharia-Strafen haben das Ansehen der islamischen Weltreligion außerhalb des „dar al Islam
weiter sinken lassen. Angesichts der archaischen Interpretation von Koran und Sunna, gegen welche sich unlängst weit über hundert islamische Gelehrte mit kritischen Worten gewandt haben, wachsen vor allem Ängste bei den Europäern; man fürchtet, die Rückkehrer aus der Region könnten in ihren europäischen Heimatländern den in Syrien und im Irak praktizierten Terror fortsetzen und die archaischen Wertvorstellungen dort weiter verbreiten. Auch in Deutschland sind vielerorts islamophobe Tendenzen bereits im Anwachsen. Die Kämpfe um die von Kurden bewohnte Grenzstadt Kobane haben zudem vielen bewusst gemacht, dass sich der IS nicht in fernen Welten etabliert hat, sondern an der Südost-Flanke der Nato; die Türkei ist von dieser Krise ebenso betroffen wie Iran und die übrigen Nachbarn. Unter der Führung des amerikanischen Präsidenten Barack Obama ist eine politische und militärische Allianz gegen den IS zustande gekommen, die disparateste Regime vereint; etwa Saudi-Arabien und Iran, das in den Vereinigten Staaten von Amerika, wenigsten in der Theorie, noch immer seinen Erzfeind sehen will. Moralisch krankt diese Allianz daran, dass alle Staaten zunächst ihr eigenes Interesse im Auge haben (etwa die Türkei, die sich zwiespältig verhält), oder selbst massive Menschenrechtsverletzungen begehen, wie Iran oder Saudi-Arabien, um nur sie zu nennen.
IS-Terroristen ziehen in schwarzer Montur in eine nordsyrische Stadt ein. Propagandafoto des „Islamischen Staats".
Mit einem raschen Zusammenbruch des IS ist kaum zu rechnen. Dazu bedürfte es des massiven Einsatzes von „boots on the ground" – eine Vorstellung, die nach dem Afghanistan-Desaster alles andere als populär ist. Und selbst ein solcher Einsatz böte keine Garantie für den Erfolg. So ist die Ratlosigkeit angesichts dieser Entwicklung verständlich. Und der Gedanke, jene künstlich nach dem Ersten Weltkrieg durch die Mandats- und Kolonialmächte geschaffenen Grenzen aufzusprengen und die dem klassischen Islam fremden Nationalstaaten aufzulösen, genießt bei vielen fundamentalistisch gesinnten Muslimen eine gewisse Sympathie.
Die Beiträge in diesem Buch aus der F.A.Z. und der F.A.S. versuchen, die aktuelle Lage in der Region zwischen der Türkei, dem Nordirak und Syrien aufzuzeigen und ihre tieferen historischen wie religionsgeschichtlichen Hintergründe auf differenzierte Weise auszuloten.
Wolfgang Günter Lerch, Nordafrika- und Nahost-Redakteur im Politik-Ressort der F.A.Z. von 1978 bis 2012; jetzt freier Mitarbeiter.
Das Islamische Schisma: Sunniten, Schiiten, Alawiten und andere Strömungen
Lesarten des Korans
Der Koran ist die Mitte des islamischen Glaubens. Im Unterschied zu der Bibel enthält er nicht nur das Wort Gottes, er ist es. Die Bedeutung einzelner arabischer Worte und damit der Sinn des Textes sind jedoch nicht immer eindeutig.
Von Wolfgang Günter Lerch
Es ist ein Unterschied, ob Märtyrern des Dschihad weiße Weintrauben oder Paradiesesjungfrauen versprochen sind. Die historisch-kritische Koranforschung steckt noch in den Kinderschuhen.
Was ist der Koran? Ist dieses den Muslimen heilige Buch, so wie es sich heute darstellt, vom Himmel gefallen oder ein geschaffenes Werk, das freilich von Gott und seinem Walten in der Welt kündet? Der frühe Islam hat darüber sehr wohl gestritten, bis sich die orthodoxe Auffassung verfestigte, er sei das »ewige und ungeschaffene« Wort Gottes. Die gegenwärtige Konfrontation mit dem Islam hat auch den westlichen Koranforschern, deren wissenschaftliche Tätigkeit bis dato im verborgenen blühte, zu unverhoffter Resonanz verholfen. Und wie so vieles, begann auch – zumindest in neuerer Zeit in Deutschland – eine gründlichere Beschäftigung mit diesem Thema im 19. Jahrhundert mit dem Welt-Weisen aus Frankfurt und Weimar.
August Wilhelm Schlegel war es, der Goethe einmal einen »zum Islam konvertierten alten Heiden« nannte. Er spielte damit, ein wenig spöttelnd, auf dessen auffallend intensives Interesse am Orient an, das sich unter anderem in dem Versuch zeigte, in die arabische Schrift und die Anfangsgründe der arabischen Grammatik einzudringen. Allerdings war Goethe zu sehr Dichter, als dass ihn diese doch recht trockene Materie auf die Dauer hätte befriedigen können. Ihn fesselte vor allem die orientalische, die persische Dichtung. Über den Koran schrieb er in seinen »Noten und Abhandlungen zum West-östlichen Divan«, er sei ein Buch, »das uns . . . immer von neuem anwidert, dann aber anzieht, in Erstaunen setzt und am Ende Verehrung abnötigt«.
Einen über jeden Zweifel erhabenen Korantext hatte er da nicht vor sich liegen. Dieser fehlt bis heute. Zwar haben sich die Muslime auf eine Fassung geeinigt, die unter dem dritten Kalifen Uthman (Osman), der von 644 bis 656 nach Christus über das expandierende muslimische Reich herrschte, zusammengestellt worden sein soll und der sie kanonische Bedeutung zumessen. Doch diese Authentizität ist immer wieder bezweifelt worden, am gründlichsten von einigen westlichen Koranforschern.
Doch gehören auch Muslime dazu. Noch heute haben etwa die in der Türkei lebenden, schiitisch-heterodoxen Aleviten vieles auszusetzen an dem von ihnen so genannten »Uthman-Koran«. Als Minderheit, die von den Sunniten oft verfolgt wurde, werfen sie den alten Redaktoren der heiligen Schrift Verbiegungen, Auslassungen und Verfälschungen vor mit dem Ziel, die Herrschaft nichtalidischer Kreise dauerhaft abzusichern. Mohammed der Prophet war 632 n. Chr. gestorben, ohne einen Nachfolger zu ernennen. Der Streit zwischen den Sunniten und den Anhängern Alis, eben diesen Aliden oder Schiiten (schiat Ali – Partei des Ali) um die legitime Nachfolge, das Kalifat, war zu jener Zeit bereits voll entbrannt. Machtlegitimation habe schon bei der damaligen Redaktion der verstreuten Offenbarungen zu einem einheitlichen Koran Pate gestanden, ein Vorgang, der aus der Geschichte anderer Hochreligionen auch bekannt ist.
In klarer arabischer Sprache.
Die Sache ist nicht ohne Pikanterie, denn für den orthodoxen sunnitischen wie schiitischen Muslim gilt gerade dieser heute vorliegende Koran als authentisches Gotteswort, als Offenbarung (wahy), die dem Propheten Mohammed über den Erzengel Gabriel »in klarer arabischer Sprache« übermittelt worden ist. Goethe musste bei seinen orientalischen Studien natürlich mit europäischen Übersetzungen des Korans arbeiten, was die Sache zusätzlich erschwerte.
Die Kette von Übertragungen des heiligen Buches der Muslime aus dem Arabischen reicht weit zurück, bis in das Hochmittelalter: Angeregt von Petrus Venerabilis, Abt von Cluny, schuf Robert von Ketton (Robertus Kettenensis) im Jahr 1143 die erste – durchaus lückenhafte und häufig auch paraphrasierende – Übertragung des Korans ins Lateinische. Die vorläufig letzte wissenschaftlich ambitionierte Übertragung ins Deutsche stammt von dem Tübinger Orientalisten und Koranforscher Rudi Paret (1901-1983), der wohl in der zweiten Hälfte des zurückliegenden Jahrhunderts die größte Autorität auf diesem Feld gewesen ist, zusammen mit dem Franzosen Régis Blachère (1900-1973) und dem Engländer Richard Bell (1876-1952).
Parets zweibändige Koranübersetzung mit Konkordanz erschien in den Jahren 1963/66. Sie wurde bald zu einem Standardwerk, das in der deutschsprachigen Literatur am häufigsten zitiert wird. Parets Übertragung gibt an vielen Stellen alternative Lesungen an, insgesamt dürfte ein Viertel des Korans, der mehr als sechstausend Verse umfasst und in 114 Suren oder Abschnitte gegliedert ist, für alternative Lesungen und Übersetzungen offen sein.
Dass es reichlich unklare Stellen gibt, fiel schon al Tabari, dem größten muslimischen Korankommentator, im 9./10. Jahrhundert auf. Die Notwendigkeit, klare Lesungen des Korans zu erstellen, trug nicht wenig zur Entwicklung der philologischen Wissenschaften im klassischen Islam bei: zur Lexikographie und Grammatik zum Beispiel. Paret folgt in seiner Auffassung vom Koran, ungeachtet der unklaren Stellen, die er deutlich benennt, doch der muslimischen Tradition. Dasselbe gilt für die meisten der heutigen Orientalisten, etwa den gegenwärtig bekanntesten deutschen Koranforscher Hartmut Bobzin aus Erlangen. Er nennt den Koran ein »missverstandenes Buch«, das für den Leser »nicht leicht zu erschließen« sei. So ist es.
Die gläubige Tradition geht davon aus, dass das vorliegende Korpus der Suren im großen und ganzen nicht mehr in Frage zu stellen sei, sondern nur (noch) auszulegen. Der Koran, weniger der Prophet, bildet seit der Frühzeit eben die Mitte des islamischen Glaubens. Manche Religionsphänomenologen haben deshalb für die Religion des Islams auch schon die Bezeichnung »Koranismus« vorgeschlagen.
Obwohl die heilige Schrift in zahlreiche westliche und auch orientalische Sprachen wie das Türkische übertragen wurde, gilt sie eigentlich als unübersetzbar; man muss sich, wenn möglich, an den arabischen Urtext halten. Doch was ist der Urtext? Und wie kam der jetzt vorliegende Text zustande?
Unter dem dritten Kalifen, so lautet die gängige Auffassung, wurden die Verse, die auf Knochen, Blättern, Steinen und anderen haltbaren Materialien niedergeschrieben worden waren, gesammelt und zusammengefasst. Hinzu kam die mündliche Überlieferung durch die »sahaba«, die Genossen des Propheten. Die mündlichen Traditionen spielen in den religiösen Überlieferungen des Orients – und das gilt bis heute – tatsächlich eine nicht zu unterschätzende Rolle.
In den vergangenen Jahren hat ein in Deutschland lebender, unter dem Pseudonym Christoph Luxenberg publizierender Semitist nahöstlicher Herkunft mit seinem Buch »Die syro-aramäische Lesart des Korans« für Aufsehen gesorgt und eine sogenannte »Luxenberg-Kontroverse« hervorgerufen. Luxenberg versuchte, unklare Stellen des Korans nicht über das Arabische, sondern das Aramäische neu zu erschließen. Die Gebildeten in Mekka und Medina, den Wirkungsstätten Mohammeds, hätten zu dessen Lebzeiten viel mehr das Aramäische oder eine »Mischsprache« verwendet als das Hocharabische, wie es der Koran biete. Diese Sprache sei erst sehr viel später ausgereift. Zudem stützte Luxenberg sich darauf, dass die Koranverse zunächst in äußerst defektiver Schreibung vorgelegen haben.
Tatsächlich geben die Schriftsysteme der semitischen Sprachen im allgemeinen nur die Konsonanten wieder, nicht jedoch die Vokale, was die korrekte Lesung bisweilen erschwert. Außerdem entstanden erst lange nach dem Tod des Propheten jene Hilfszeichen, die die Vokalisierung der Wörter eindeutig(er) machen und die Identifizierung der Konsonanten erleichtern. In frühislamischer Zeit boten dagegen einige der defektiven Schriftzeichen bis zu sechs Möglichkeiten der Buchstaben-Identifikation.
Über das Aramäische versuchte Luxenberg, strittige Verse neu zu lesen, wobei – um nur das Spektakulärste zu nennen – bei ihm jene Paradiesesjungfrauen (»Huris«) eliminiert wurden, die der Koran nach traditioneller Lesart den gläubigen Männern im Paradies verspricht. Sie wurden in der aramäischen Lesung durch »weiße Weintrauben« ersetzt. Je mehr das Aramäische in Arabien verlorengegangen sei, desto weniger habe man mit bestimmten Stellen des Korans sprachlich und inhaltlich anfangen können und sie im sich ausdifferenzierenden Hocharabischen »verlesen« – bis hin zu gelegentlicher Unverständlichkeit, die den späteren muslimischen Kommentatoren Rätsel aufgegeben habe.
Das Echo auf Luxenbergs Thesen war geteilt. In der Fachwelt gab es wenig Zuspruch, aber viel Ablehnung. Dass der Koran zahlreiche aramäische Lehnwörter enthält, war schon lange bekannt. Sigmund Fraenkel (1855-1909) und Abraham Geiger (1810-1874) hatten bereits über fremde sprachliche Einflüsse, aramäische wie hebräische, gearbeitet. Immerhin fand vom 21. bis zum 25. Februar 2004 in Berlin unter Leitung der deutschen Islamkundlerin Angelika Neuwirth ein Symposion statt, das die Luxenberg-These zum Anlass nahm, den Problemkreis wieder einmal anzusprechen. Dabei wurde nun hinwiederum Luxenbergs ganz vorbildloses »Deutungsmonopol« in Frage gestellt und bekräftigt, dass man viel zu wenig über das Umfeld der Koranentstehung wisse.
Dennoch könnte die Koranforschung in Deutschland nach Jahren eines gewissen Stillstandes neue Anstöße erhalten und weniger bizarre Wege einschlagen als zuletzt die angelsächsische Schule des »Revisionismus« von John Wansbrough, Patricia Crone und Michael Cook. Ihre These von der Entstehung des Korans im Irak frühestens zwei Jahrhunderte nach dem Tod des Propheten steht möglicherweise kurz vor ihrem Scheitern. Der Streit um Luxenberg legt demgegenüber wieder den Gedanken nahe, dass die Beziehungen Mohammeds wie des Korans zum Christentum sowie die christlichen Einflüsse auf die Entstehung des Islams intensiver waren als bekannt und anerkannt.
Die Muslime selbst sehen in Jesus den wichtigsten Propheten vor dem Stifter ihres eigenen Glaubens und im Christentum (wie Judentum) die Vorläuferreligionen. Der Koran enthält zahlreiche Überlieferungen der Bibel, berichtet von biblischen Gestalten, wenn auch in manchmal stark abweichenden Zusammenhängen. Und es zeichnet sich die Möglichkeit ab, dass Teile des Korans schon vor dem Propheten vorhanden waren, dass Mohammed bei seiner Religionsstiftung sozusagen mit ihnen theologisch »arbeitete«. Später wurden sie in den übrigen, allein auf den Propheten zurückgehenden Koran eingefügt, bei den Redaktionen jedoch bisweilen so verlesen und umgearbeitet, dass ihre frühere Herkunft in Vergessenheit geriet.
Exemplare des Korans werden in den Fußgängerzonen etlicher deutscher Städte verteilt. Salafistische Prediger mit geringen theologischen Kenntnissen verbreiten bei diesen Aktionen ihr schlichtes Weltbild, das auf einer vermeintlich wörtlichen Auslegung von Mohammeds Schriften beruht. F.A.Z.-Foto / Frank Röth.
All das hätte man freilich früher haben können. So sieht der Arabist und liberale protestantische