Die Stimme aus dem Garten
Von Gaby Bothe
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Über dieses E-Book
Mit diesem Buch veröffentlicht Gaby Bothe das zweite von mehreren aus der Serie: Philosophien des Lebens
Gaby Bothe
Gaby Bothe Jahrgang 1956 Inhaberin einer Kampfkunstschule Seminarleiterin Kampfkunst und Persönlichkeitstraining Unterrichtet seit 1994 in Schulen, Bildungswerken, Volkshochschulen und Universitäten Seit 32 Jahren Kampfkunsterfahrung in verschiedenen Kampfkunstarten (DAN-Trägerin) Eigene Kampfkunstschule seit 1999 Gebucht als Rednerin vor Frauengruppen unter anderem zu den Themen: Selbstbewusstsein, psychische Selbstverteidigung und praktische Spiritualität
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Buchvorschau
Die Stimme aus dem Garten - Gaby Bothe
Inhaltsverzeichnis
Das Risiko
Die Mystik
Die Einsicht
Die Wende
Die Erkenntnis
Impressum
Das Risiko
Nebel. Isabel mochte den Herbst – aber immer dieser Nebel.
Seit Stunden war sie schon mit dem Auto unterwegs. Die Straße, die vor ihr lag, konnte sie nur erahnen, wirklich sehen konnte sie sie nicht. Eine einzige Brühe von Nebelschwaden ließ sogar die weißen Straßenmarkierungen verblassen. `Wenn das so weitergeht, bin ich nicht vor Mitternacht zu Hause. Ärgerlich. Denn ich wollte doch noch mit Steve skypen. Daraus wird dann wohl wieder einmal nichts. Der liegt dann vermutlich schon im Bett. Shit. Ach, ich ruf ihn einfach hier aus dem Auto an – hab´ ja schließlich eine Freisprechanlage´.
„Hi Schatz, geht’s dir gut?"
Wie vertraut sie war, diese Stimme ihres Freundes. So warm und weich. Gerade in solchen Momenten wie diesen, fühlte sie sich enorm zu ihm hingezogen. Ja, sie liebte ihn – manchmal sogar so sehr, dass es fast weh tat. Sie lächelte in sich hinein.
„Hallo Liebling. Mit skypen wird heute nix. Fahre immer noch von meinem Seminar zurück. Es herrscht eine einzige Brühe hier draußen. Ich kann die Straße kaum erkennen, so dicht ist der Nebel."
„Oh mein Schatz, fahr bloß vorsichtig! Du weißt, dass du langsam fahren solltest, oder?"
„Ja, du Oberlehrer. Natürlich. Bin ja nicht zum ersten Mal im Nebel unterwegs. Fahr ja fast Schritttempo, na ja 50 km/h werden ´s wohl sein."
„Ach Süße, nimm´ s mir nicht übel, aber sonst bist du ja eher wie eine Rennfahrerin unterwegs. Sag mal Prinzessin, wann bist du denn zu Hause?"
„Hm, ich mag es, wenn du mich `Prinzessin´ nennst – tja, da ich hier rumschleiche wie eine Schnecke, wird das so um Mitternacht sein. Dann schläfst du vermutlich schon, oder?"
„Ja, ich denke schon. Muss morgen schließlich früh raus – Frühschicht, du weißt."
Isabel seufzte leicht. Ja, sie kannte das. Diese blöde Schichtarbeit setzte beiden ganz schön zu, denn man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, irgendwie musste immer einer von beiden arbeiten – oder schlafen, so wie heute.
„Natürlich Liebling, ich weiß. Du brauchst schließlich deinen Schlaf. Um 5.00 Uhr ist ja deine Nacht zu Ende. Ich mach mir einfach meine Musik lauter und versuche so vorsichtig wie möglich zu fahren, versprochen. Wir sehen uns dann morgen, oder?"
„Ja, Sexy morgen. Dann haben wir unendlich viel Zeit füreinander und ich werde dich in meinen Armen halten, dir zärtlich auf deinen Hals küssen und mich ganz langsam vorarbeiten, bis du keine Klamotten mehr anhast. Du wirst mich spüren, denn meine Küsse sind heiß …"
„Puh Isabel spürte jetzt schon ein leichtes Kribbeln auf ihrer Haut, „hör auf mein Schatz, sonst kann ich mich gar nicht mehr konzentrieren und fahre in den Graben. Wir können das Thema ja morgen vertiefen…
Sie lachten beide, als ihnen die Doppeldeutigkeit des Wortes „vertiefen" bewusst wurde.
„Schlaf schön mein Liebling und träum von mir, ok?"
„Klar, mach ich – aber keine Ahnung, ob ich dann schlafen kann…!"
Beide lachten und genossen den Humor, der sie beide verband.
„Bis Morgen, 1000 Küsse. „Ja, bis Morgen.
Den Worten folgten laute Knutscher durchs Telefon. Dann legten beide auf.
Isabel hatte Tränen in den Augen. Ja, sie liebte diesen Mann. Mit ihm wollte sie durchs Leben gehen. Das stand für sie fest.
So fuhr sie wieder, eingebettet in grauem Wattenebel, ruhig und langsam auf der Bundesstraße. Hin und wieder begegnete ihr ein Auto, das sie jedoch erst in letzter Sekunde vor sich auftauchen sah. Ja, der Nebel war ganz schön dicht an diesem Abend. Da hieß es, sich konzentrieren und wach bleiben. Sie drehte die Musik lauter und sang aus voller Kehle mit, auch wenn sie den Text nicht kannte. So blieb sie jedenfalls wach.
Ein Schatten.
Bildete sie sich das ein oder stand da tatsächlich jemand am Straßenrand?
Isabel verlangsamte ihre ohnehin schon schleichende Fahrweise und fuhr Schritttempo. `Sicher ist sicher´. dachte sie `sonst niete ich hier noch jemanden um, weil ich nix sehe. Steht da wirklich einer´? Sie beugte sich vor, um noch deutlicher erkennen zu können, ob da wirklich jemand stand. Irgendetwas bewegte sich dort. Sah aus wie ein winkender Arm.
Isabel erschrak innerlich. Auch das noch. Das hatte ihr gerade noch gefehlt – ein Typ mit einer Panne oder so. Sie wusste, dass man als Frau besser nicht anhielt, in solchen Situationen. Viel zu gefährlich. Es war besser, einfach nur kurz zu stoppen, die Scheibe herunterzulassen, nach der Ursache zu fragen und übers Handy Hilfe zu holen.
Sie schwitzte, dabei war es recht kühl in ihrem Auto. Das musste die tierische Anspannung sein, unter der sie gerade stand.
Langsam näherte sie sich dem Schatten. Dort stand tatsächlich jemand, aber kein Auto weit und breit. Wieso stand der da, mitten in der Nacht und dann noch in diesem Nebel?
Angst stieg hoch. Langsam und eiskalt umklammerte dieses Monstrum Angst ihren gesamten Brustkorb. Sie konnte kaum atmen. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Panik. Immer noch fuhr sie, aber so langsam, da hätte selbst ein Kinder-Dreirad mithalten können.
Sie spürte wie die Angst jetzt ihren Hals zuschnürte. Mit letzter Kraft verriegelte sie die Autotüren von innen und hielt an. In Zeitlupe ließ sie das Seitenfenster herunter und erkannte einen Mann so um die 50, der vorsichtig an die Scheibe herantrat. Ihr fiel auf, dass er am ganzen Körper zitterte. Vermutlich stand er schon lange da, denn es war kalt in dieser Nacht.
Isabel nahm ihren ganzen Mut zusammen: „haben Sie eine Panne. Soll ich den Abschleppdienst holen?"
Warme, braune Augen schauten sie an und lächelten. Dann sprach er mit warmer Stimme: „erst einmal danke, dass Sie überhaupt angehalten haben. Sie sind die erste. Alle anderen sind vorbeigefahren."
„Die haben sie vielleicht nicht gesehen, bei dem Nebel."
Der Mann lächelte. „Das glaube ich eher nicht. Vermutlich haben es alle eilig oder einfach Angst anzuhalten."
Isabel schluckte. Ihre Angst saß ihr schließlich auch immer noch im Nacken, aber irgendetwas in ihr sprach ihr Mut zu.
„Was kann ich denn für Sie tun? Wieso stehen Sie denn hier? Sind Sie im Graben gelandet?"
„Sie haben genau ins Schwarze getroffen. Sehen Sie dort die Rückleuchten?"
Sie sah nichts. Zu nebelig. „Ich sehe nichts, wo denn?"
„Schalten Sie mal Ihr Fernlicht ein, dort hinten, sehen Sie es?"
Isabel schaltete zwar ihr Fernlicht ein, sah aber immer noch nichts. Für solche Fälle lag aber immer eine riesengroße Taschenlampe in ihrem Auto. Steve hatte sie ihr geschenkt, weil sie doch oft noch spät abends unterwegs war.
Etwas umständlich drehte sie sich um und zog etwas unbeholfen eine riesige Taschenlampe vom Rücksitz. Sie schaltete sie ein und leuchtete durch die Frontscheibe. Tatsächlich. Da stand wirklich ein Auto schräg vor ihr, mit der Schnauze im Graben. Ohne diesen Mann wäre sie vermutlich hinten an das Heck gefahren.
„Das ist ja mal eine ordentliche Taschenlampe. Hab´ ich ja noch nie bei einer Frau gesehen. Hat Ihnen wahrscheinlich Ihr Mann geschenkt, oder?"
„Ja, mein Freund. Stimmt. Sieht aus, als wären Sie voll in den Graben gerutscht."
„Richtig. Und nass ist es dort auch, der Graben steht nämlich voll mit Wasser. Ich habe eiskalte Füße. Die Kälte krabbelt