KOPFJÄGER: Horror-Thriller
Von Tim Curran und Nicole Lischewski
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Über dieses E-Book
Eine grüne Hölle, wo der Tod hinter jedem Baum, in jedem Schatten und jedem Nebel lauert. Sprengfallen und Munition, Landminen und Raketen.
Mike McKinney ging dorthin, um über den Krieg zu schreiben, über den Terror und die Frustration, über Soldaten und Menschen und eine Landschaft, die durch den Krieg für immer verändert wurde … doch dann begegnet ihm noch etwas anderes: Ein urzeitlicher Horror, entsprungen dem dunkelsten vietnamesischen Aberglauben. Eine groteske Abscheulichkeit, die durch den Dschungel und über die Hochebenen schleicht, auf der Suche nach menschlichen Köpfen.
Nun ist es auf der Jagd nach ihm.
Und nichts kann es stoppen.
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"Tim Curran ist ein Poet des Grauens. Seine Sprache strotzt vor gewaltigen Bildern, die sich mit Stacheln und Widerhaken in der Erinnerung festsetzen und nicht mehr verdrängen lassen." [Andreas Gruber, Autor]
"… handelt es sich um ein echtes Highlight und hat mir extrem gut gefallen. Daumen hoch." [Lesermeinung]
"Dunkelster Horror von einem Meister. Ich bin hin und weg." [Lesermeinung]
"Sauspannend und spukig macht TC Vietnam zum ultimativen Endzeiterlebnis." [Lesermeinung]
Tim Curran
Tim Curran hails from Michigan’s Upper Peninsula. He is the author of the novels Skin Medicine, Hive, Dead Sea, Resurrection, Hag Night, The Devil Next Door, Long Black Coffin, Graveworm, and Biohazard. His short stories have been collected in Bone Marrow Stew and Zombie Pulp. His novellas include Fear Me, The Underdwelling, The Corpse King, Puppet Graveyard, Sow, and Worm. His short stories have appeared in such magazines as City Slab, Flesh&Blood, Book of Dark Wisdom, and Inhuman, as well as anthologies such as Flesh Feast, Shivers IV, High Seas Cthulhu, and Vile Things. Find him on the web at: www.corpseking.com
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Buchvorschau
KOPFJÄGER - Tim Curran
KOPFJÄGER
Tim Curran
übersetzt von
Nicole Lischewksi
This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com
Title: HEADHUNTER. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2013. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.
Impressum
überarbeitete Ausgabe
Originaltitel: HEADHUNTER
Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER-Verlag
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Cover: Michael Schubert
Übersetzung: Nicole Lischewski
ISBN: 978-3-95835-011-3
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
»Ich glaube, in diesen gespenstischen Wäldern sollten kleine große Mädchen besser nicht alleine spazieren gehen.«
Ronald Blackwell
- 1 -
Als ich zuerst davon hörte, dass in Vietnam irgendetwas hinter Köpfen her war – etwas nicht ganz Menschliches –, stand ich mit Truppenteilen der 101. Airborne in den Ruinen eines belagerten Dorfes gleich nördlich von Khe Ta Laou, in der Nähe der entmilitarisierten Zone. Der Gestank von verbrennendem Fleisch hing beißend in der Luft und eine schmierige Rauchdecke lag wie ein Leichentuch über uns. Ich wartete dort mit diesem Geruch in der Nase und feuchtem Dunst im Gesicht, während Fallschirmjäger Leichen aus dem Dschungel und den Hütten zerrten. Leichen der nordvietnamesischen Armee und von Dorfeinwohnern, die das Pech gehabt hatten, ins Kreuzfeuer zu geraten. Zu dem Zeitpunkt war ich seit sieben Monaten im Land. Nicht als Soldat, sondern als Kriegskorrespondent, und ich schien nicht damit aufhören zu können, die Toten anzustarren. Ob es nun unsere oder die des Feindes waren, meine Augen waren einfach nicht schlau genug, sich abzuwenden. Es war etwas, das mich nachts in Saigon wachhielt, gebadet in kaltem Schweiß; und kein Alkohol, Pot oder Pillen, egal in welchen Mengen, konnten diese Bilder aus meinem Gehirn verbannen.
Manchmal dachte ich, dass ich dort nicht hingehörte. Dann wieder war ich mir sicher, dass ich nirgendwo sonst hingehörte.
Ein Fallschirmjäger – ein magerer Schwarzer aus Detroit, den sie Soul Man nannten – stand neben mir und sagte: »Weißte was, Mac? Diese toten Schlitzaugen hier, manche sehn wie alte Omas und kleine Jungs und Kinder und alle mögliche Scheiße aus. Aber das heißt nichts, kapierste? Hey, die sind nicht anders als Charlie, die helfen seinem knochigen Arsch. Wenn du mit Hunden schläfst, Baby, wachste mit Flöhen auf. Bumm, bumm, bumm.« Er küsste den Lauf seiner M-16 und zielte damit entlang der gut drei Dutzend aufgehäuften Leichen, grinste dabei wie der Tod persönlich.
»Was hast du vor dem Krieg gemacht?«, fragte ich ihn die typische Journalistenfrage.
Er fuhr mit einem knochigen Finger über seine Nase, seine Wangen, und zog ihn schnell wieder weg, als könnte er nicht ertragen, wie sich sein eigenes Fleisch anfühlt. »Äh … was zum Teufel ich gemacht hab? Oh ja … shit … Ich hab zuhause in Dee-troit mit meinen Kumpels rumgehangen, einen losgemacht. Ich war echt 'ne Gefahr für die elende Scheißgesellschaft, aber jetzt nicht mehr, Mann, Nam hat's mir gezeigt.« Er begann mit einem hohen, hysterischen Lachen zu gackern und hatte Mühe aufzuhören, nachdem er damit angefangen hatte. »Weißte was, Mac? Wir gewinnen den Krieg nicht, weil's nämlich kein Krieg ist und wir ihn nicht gewinnen sollen … aber, Scheiße auch, die Viets werden sich an uns noch lang erinnern. Wir werden denen einen schwarzen, hässlichen Fleck auf dem Land hinterlassen, der sich auch in hundert Jahren nicht rauswaschen wird.«
Er ging zu den Leichen hinüber und stierte auf sie hinab. Tränen aus Regenwasser liefen über die starren, blicklosen Gesichter … bei denen, die noch Gesichter hatten. Soul Man nahm sie mit seiner M-16 ins Visier, mähte sie still mit dem Maschinengewehr nieder. Wie ein Kind, das Krieg spielt.
Captain Morales, ein Hartgesottener auf seiner zweiten Vietnam-Tour, den die anderen ›den Bestatter‹ nannten, da er mehr als nur ein paar Opferzahlen vorweisen konnte, stand da und sah sich die Verwüstung grinsend wie ein ausgehöhlter Kürbis an. In dem Grinsen lagen keinerlei Gefühle, lediglich die grimmige Befriedigung, die vom Töten des Feindes kam – vom Töten in hohen Zahlen.
Die Befehlshaber mochten Zahlen. Das war etwas, das sie durchrechnen, erklären und diskutieren konnten. Morales gab ihnen gerne, was sie haben wollten. Er war Berufssoldat und verdammt stolz darauf; sagte, dass er eines Tages zum Generalstab gehören würde. Und wenn er einem das erzählte, stimmte man besser immer zu, auch wenn man darüber lachen wollte, denn Morales war verrückt. Allein wenn man sah, wie er mit Westmoreland und seinen Jungs herumhing und alle paar Stunden in der nächsten Leichenhalle verschwand, um bei den Kalten seinen Kick zu kriegen. Schon klar, das war echtes Führungskaliber.
Aber in diesem Krieg … vielleicht.
Morales stand also da in seiner Splitterschutzweste und der Yankeemütze. Der verrückte Bastard weigerte sich, einen Helm oder eine Schutzkappe zu tragen – nur die zerknautschte Mütze, von der ich wetten würde, dass sie wie ein Leichentuch roch – und bellte Befehle darüber, dass er die nordvietnamesischen Armeekadaver nicht mit den toten Dörflern durcheinandergebracht haben wollte.
»Wir wollen das alles gut organisiert haben«, brüllte er zu seinen Sergeants. »Ordentlich soll das sein.«
Ordentlich. Ihm gefiel das Wort. Gern stellte er klar, dass Charlie, die Vietcong, nichts so ordentlich wie wir machten. Er bestand immer aufs Aufräumen, wenn seine Jungs ein Dorf oder Basislager angriffen, oder ein paar Vietcong-Guerillas auflauerten. »Diese gottverdammten Gelbhäute«, sagte er dann, »diese Schweine sind nicht so ordentlich wie wir.«
Das Dorf, in dem wir uns befanden, wurde Bai Loc genannt und es war bei einer Such- und Zerstörungsaktion der 101. eingenommen worden, um das siebte nordvietnamesische Armeehauptquartier auszuheben und zu vernichten. Ich war seit dem Tag zuvor dabei; einen Hügel hoch und den nächsten wieder runter, durch Sumpf und Dschungel stapfen, immer auf der Jagd sein. Es regnete ständig und ich war bis auf die Haut durchnässt. In der Ferne konnte ich andere Einheiten der 101. Dörfer angreifen und die nordvietnamesische Armee (NVA) entlang des ganzen Hügelgrats in den Kampf verwickeln hören: das Rattern von Maschinengewehren und das Donnern von Artillerie.
Morales hatte zwei Männer verloren und ein dritter hatte einen Bauchschuss. Er war wie ein leckgeschlagener Reifen zusammengeflickt worden und wartete auf seine Evakuierung. Einer der Dorfjungen rannte herum, abwechselnd die Fallschirmjäger anschreiend und lachend, den Kopf schüttelnd und nickend. Er war durchgedreht, als er seine ganze Familie mit mehr Löchern als ein Fliegennetz auf dem Boden liegen gesehen hatte. Morales hatte ihn bald satt und sagte den Sanitätern, dass er ihn auf einen Spaziergang mitnehmen würde, wenn sie ihm nicht was spritzen würden, damit er still war. Niemand kam je wieder zurück, der mit Morales ›spazieren‹ ging.
Der Nebel im Tal war dicht und regungslos, hing an allem und jedem wie eine klebrige Decke fest. Regen fiel, wir wurden nass. Er rann vom Rand unserer Helme herunter, über den Rücken unserer Hemden, tröpfelte in unsere Stiefel. Alles sah grau aus – Menschen, Hütten, der Dschungel. Obwohl Morales im Umkreis einige Wachposten aufgestellt hatte, ertappte ich mich immer wieder dabei, nach Anzeichen unseres Feindes Ausschau zu halten. Der Dschungel war verfilzt