Die Häuser: Jeder Anfang ist schwer, jedes Ende grausam.
Von L.J. S.
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Über dieses E-Book
Als Izoth, der jüngste Sohn des Hauses der Bauern und Schmiede, sich mit einem Gebirgswolf verbindet, einem Wesen der alten Zeit, beschreitet er einen Pfad fast vergessener Legenden und Helden. Den Weg der Flüsterer.
Jene Männer und Frauen, welche übermenschliche Fähigkeiten besaßen, diese für das Gute einsetzten und letztendlich grausam vernichtet wurden. Wird Izoth nun den gleichen Weg gehen? Wird er versuchen eine bessere Welt für alle zu erschaffen? Oder wird ihn das Böse verzerren?
L.J. S.
L. J. S. Ist ein Student der Rechtswissenschaften in Salzburg, Österreich. Früh begeisterte er sich bereits für das Genre Fantasy. Seither flog er durch unzählige, beeindruckend geschriebene Romane und kämpfte sich durch etliche weniger gute. Zweifelhaft erscheint sein Erfolg angesichts der Konkurrenz auf diesen Gebiet und des Zeitmangels, welches ein Studium, eine wundervolle Freundin und eine große Familie sowie viele Freunde (nicht nur Facebook) mit sich bringt.
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Buchvorschau
Die Häuser - L.J. S.
Für meine Familie
Für meinen Vater, der einfach alles weiß.
Für meine Mutter, die mir das zaubern zeigte.
Für meinen Bruder Sebastian, der mich fordert und
Geschichten erzählt.
Für meine Schwester Elisabeth, die mir zuhört und mich
versteht.
Für meinen Bruder Nikolaus, der mir oft, ohne das er es
weiß, den Weg zeigt.
Und für meinen kleinen Bruder Merl, um ihn zu zeigen,
dass man nicht das Haus verlassen muss wenn man fliegen
will. Auch wenn man es hin und wieder versuchen sollte….
Langsam naht er, leiser Sohl,
Ob Sturm, ob Schein, ob Tag, ob Nacht.
Schwarzer Schatten, glühend Kohl,
Lacht er dunkel bei der Schlacht.
Ihm kümmert's nicht, des Mannes Leiden,
Lauthals heulend oder doch voller Ehr,
Er reisst ihn mit, kurz nach dem scheiden.
Feixend stellt er Macht zu Schau,
Ihm entkommen keiner kann.
Ob Jung, ob Alt, ob Mann, ob Frau,
Begleiten wird ihn Jedermann.
Besser Mut und Ehr, als Schuld und Schand,
Denn jeglich plagt des Taten Schmerz,
Das ist allgemein bekannt
Der Hammer
Anno 10 seit dem Einfall
Nach der Schlacht der Schlächter
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Teil I
Der Aufbruch
Schlag auf Schlag
Stolz
Der alte Wald
Die Entstehung
Flucht
Die Halle der Vorsitzenden
Flüchtlinge
Kurzer Besuch
Flucht
Ein Setzling
Rückkehr
Ugdandas Geschichten Der erste Krieg der alten Häuser
Die Lösun
Von Freundschaft und Trauer
Neuigkeiten
Glückliche Zeit
Der Wanderer
Ein Geschenk der Götter
Ugdandas Geschichten Die Fürsten und der Verrat
Besucher
Wortwechsel
Nach dem Tod bleibt Staub und Asche
Danksagung
Prolog
Langsam bahnte er sich seinen Weg, den leicht abfallenden Hügel hinab, den beiden verfeindeten Heeren entgegen. Er hatte keine Eile, keiner seiner Krieger würde ohne ihn in den Kampf ziehen, niemand würde es wagen, das Signal zu Angriff zu geben bevor er es nicht befohlen hatte. Und die Landdiebe, die feigen Lügner, würden niemals den ersten Schritt wagen. Ihr ganzes Lager roch nach Angst.
Sein Krieger waren ihm 10 Jahre gefolgt. Durch unzählige Scharmützel, etliche Kämpfe und einige Schlachten. Sein narbenübersäter Körper, seine breite, muskelüberzogene Statur, seine beiden Kampfhämmer und sein feuerroter Bart ließen seine Feinde weit entfernt bereits erzittern.
Er hatte sie geeint, vor so vielen Jahren, und in die Schlacht gegen die feigen Diebe angeführt. Er hatte Eroberungszug der lügnerischen Könige in seinem Land aufgehalten und es Stück für Stück zurückerobert. Viele Siege wurden unter seinem Kommando errungen und nur wenige Niederlagen. Und heute würde es sich entscheiden.
Heute würde das gesamte Heer der einfallenden Unholde gegen seine Krieger in die Schlacht ziehen. Er hatte es erzwungen und schaute den Kampf mit grimmiger Genugtuung entgegen.
Stapfend setzte er einen Fuß vor den anderen während sein Bruder des alten Blutes hinter ihm beinahe lautlos seine Tatzen setzte, obwohl er den Krieger wohl um das doppelte an Höhe überragte.
Der Grubenbär hatte bereits vor Jahren, als sie in die erste Schlacht ritten, eine Rüstung zum Schutz bekommen und diese wurde ihm seit etlichen Monaten nicht mehr abgenommen. Sein Fell litt schwer unter dem gegerbten Leder und den Eisenplatten und doch rettete ihm dieser Schutz etliche Male das Leben. Er wusste, sein Bruder opferte sein Fell zugunsten eines Sieges ohne einen Gedanken daran zu verschwenden.
Der Krieger blickte, ohne seinen Schritt zu verlangsamen, über seine Schulter und betrachtete den Bären. Ein grausames Lächeln entstand auf seinem Gesicht, als er daran dachte, welche verheerende Wirkung die metallverstärkten Tatzen im Kampf haben werden und welches Grauen sein Bruder mit seinen Hauern und dem Eisenhelm unter den Feinden anrichten wird. Das Ungetüm wirkte mit seiner Rüstung wie ein Dämon aus den alten Liedern. Es hätte nicht besser sein können.
Zufrieden durchschritt er das Lager seiner tausenden Krieger und sah, dass sich niemand mehr in den Zelten aufhielt. Alle Krieger, Ihre Brüder des alten Blutes, alle Heiler und Kämpfer ohne Bindung hatte sich am Schlachtfeld, dem Feind gegenüber, zum Kampf aufgestellt. Männer und Frauen jeglichen Alters. Es spielte keine Rolle.
Er überblickte sein Lager, während er seinen Weg fortsetzte, beschaute sich die Aufstellung des Feindes und schätzte währenddessen die beiden Heere ab.
Er kam zu dem Ergebnis, dass sie wohl zwei zu eins in der Unterzahl waren. Es verwunderte ihn nicht, denn er hatte damit gerechnet, noch glaubte er weniger an einen Sieg. Er wusste um die Stärke seiner Brüder und der Gefährten. Er wusste um die Klugheit der Höhenadler, die Urgewalt über welche die Grubenbären verfügten, die Wildheit der Gebirgswölfe und die Schnelligkeit der Bergkatzen. Sie würden siegen. Ohne Erbarmen und äußerst grausam würden sie das Heer des Feindes vernichten, denn nichts anderes wurde ihnen vom Feind in den Jahren des Krieges gewährt. Seine Befehle waren eindeutig. Heute war ein Tag des Blutes.
Bevor er die letzten Meter auf den schlammigen Weg durch das Lager überwunden hatte und auf das Schlachtfeld stieß, machte wer sich noch alles Leid, welches die Landdiebe unter seinem Volk verübt hatten, bewusst. Er bedachte jeden Verlust, den er erleiden musste, um seinen Hass zu schüren. Und dies gelang ihm ohne weiteres. Seine eben noch neutrale Miene wich einer hasserfüllten Fratze kurz bevor er die Nachhut seiner Armee erreichte.
Etliche Krieger, Heiler, ja sogar Rassen vom alten Blut wichen ihm aus und machten ihm respektvoll Platz. Sie hatte keine Angst vor ihm, dies mussten sie auch nicht, denn ein Schwur band ihm mit seinen Hämmern nur die Schädel der Besetzer zu sprengen, doch sahen sie in ihm einen Gesandten der Götter. Sie folgten ihm, um den Krieg zu gewinnen und in
Sinne der Götter leben zu dürfen. Sie glaubten durch ihn, den Hammer, sprachen die Götter. Einige neigten ihr Knie.
„Hammer!"
„Mein Herr!"
„Schlächter!"
Etlicher solcher und anderer Namen wurden ihm in den letzten Jahren gegeben und alle wurden ihm nun voll Ehr und Respekt entgegengerufen. Viele schlugen mit ihren Schwertern, Äxten oder Kampfhämmer gegen Ihre Schilder. Die Rufe wurden lauter bis der Tumult zu einem Sturm anhob. Sie brüllten seinem Namen, lechzten nach Rache und schrien nach Vergeltung.
Er blickte nicht auf und reagierte kaum auf die Kakofonie des Schlachtgeschreis, als er seinen Weg durch die Reihen des Heeres fortsetzte. Er wollte seinen Hass nicht abdämpfen, er wollte ihn schüren und vertiefte sich deswegen in sein Innerstes, um an seinen Sohn zu denken. Sein Hass loderte von neuem auf, als er die erste Reihe des Heeres erreichte. Die erste Welle von 300 Kriegern mit ihren Brüdern vom alten Blut, wohl koordiniert, zur Luft wie auch zur Erde. Er würde sie anführen, er würde wüten unter seinen verhassten Feinden, er würde alles vernichten.
Einige Meter vor der Linie blieb er stehen und beschaute sich abermals, diesmal näher, das feindliche Heer an. Sein Hass loderte auf und er brüllte, seinem Emotionen nachgebend, gemeinsam mit seinen Bruder, grausam und angsteinflößend über die Ebene, seinem Feind entgegen.
Ohne zu zögern, fielen alle seiner Krieger und deren Gefährten mit ein und über den Feind rollte der Laut der Urgewalt hinweg. Eine heran rollende Mure, eine hereinbrechende Lawine oder mächtiger Steinschlag wären ein Flüstern gewesen im Vergleich zu dem hasserfüllten Kriegsschrei seines Heeres.
Etliche der Feinde ließen ihre Speere fallen und hielten sich die Ohren während sich andere vor Panik selbst beschmutzten.
Voller süßen Genuss roch er die Angst des Feindes und sprang auf den Rücken seines Bruders als der letzte seiner Kriegsgefährten aufhörte zu kreischen.
„Meine Brüder!" schrie Eric der Hammer und blickte in die Gesichter all seiner Gefährten, während er sein Schwert zog und es dem feindlichen Heer entgegen streckte.
„Dort seht ihr den Feind! Dort seht ihr den Grund unseres Hasses und das Hindernis vor unserer Erlösung. Wir werden nicht wanken! Wir werden nicht zögern und kein Erbarmen zeigen! Heute ist ein Bluttag! Heute ist der Tag des Todes und der Rache! Heute werden wir den Feind schlachten wie nur wir Schlächter es können! Meine Brüder!" Und damit setzte sich sein Bruder mit Eric rasend schnell in Bewegung.
„ANGRIFF!!!!"
Teil I
Jeder Anfang ist schwer und jedes Ende grausam
Der Hammer
vor etlichen Zyklen
1
Der Aufbruch
Es war kurz nach Sonnenaufgang an jenem Frühlingsmorgen, an dem sich vier Männer auf den Weg machten. Fort von ihrem Gehöft, den Häusern der Feldhilfen, ihrer Schmiede und ihren Feldern. Vier Männer des Hauses der Bauern und Schmiede vom abgeschnittenen Tal.
Sie passierten schweigend die Unterkünfte der Feldarbeiter, welche in mehreren Linien, ringförmig um das Haupthaus gebaut wurden. Beinahe schien es so als wären die Hütten kleinere Wälle, welche das größere Herrenhaus umrundeten.
Die Männer waren alle müde von der kurzen Nacht. Der Tag war noch kaum angebrochen und sie hatten bis spät in die vorherige Nacht über die Nachricht des Boten gestritten. Zu allem Überfluss sind sie trotz des hitzigen Gespräches zu keinem Ergebnis gekommen.
So stiegen nun drei der vier unter Stöhnen und Brummen in die Sättel kräftiger Rösser, welche durch die Stallburschen für den Ritt ins Dorf vorbereitet wurden, und ließen ihren Unmut über die wenigen Stunden Schlaf freien Lauf. Nur einer der Reiter verhielt sich anders. Izoth, der jüngste der Reiter, stieg mit seltenem Elan auf sein Pony. Er ärgerte sich nur kurz darüber, dass er der einzige unter ihnen war, welcher auf einem Pony reiten musste, da er den Weg des Schwertes noch nicht begonnen hatte. Der Ärger verflog rasch angesichts der Tatsache, dass er zur Versammlung der Häuser mitgenommen wurde.
Der Grund seiner überschwänglichen Freude darüber war schlicht und ergreifend der, dass man ihn ab diesen Zeitpunkt als Teil der Männer der Häuser anerkannte. Dass dies jeden Sohn von einem der Häuser, unabhängig seiner Leistungen, betraf, der seinen 17. Lebenszyklus überlebt hat, schmälerte seine Freude kaum. Theoretisch wurde er zu seinem letzten Geburtstag bereits ein Mann. Dies brachte ihn aber bis jetzt nur den Vorteil, mehr am Feld und in der Schmiede arbeiten zu dürfen. Seit einen halben Jahr schuftete er jeden Tag solange es genügend Licht gab, teilweise sogar noch im Dunklen, entweder am Ambos oder am Feld. Er beklagte sich jeden Tag über Schmerzen im Rücken und in den Armen aber er leistete seinen Beitrag trotzdem weiter, da er hoffte, sein Vater würde ihn endlich den Weg des Schwertes lehren, so wie er es Jahre zuvor Izoths Brüdern beigebracht hatte. Aber bis jetzt hat er vergeblich gewartet obwohl er älter als seine Brüder war, als sie den Weg beschreiten durften. Auf einen Ponyrücken reitend daran erinnert zu werden, dass man sich durch fehlende Ausbildung noch kein Recht erworben hat ein Ross zu reiten, wäre normalerweise zu viel für Izoth gewesen, da er nicht verstand, warum sein Vater so ungerecht zu ihm war.
Aber normale Umstände waren das nicht. Gestern Abend, kurz nachdem Izoth und seine Brüder den letzten Auftrag an der Schmiede erledigt hatten, preschte ein Bote vom Dorf zu ihrem Gehöft.
Mit wenigen Worten erklärte der Bote, dass er von den Häusern der Bauern ausgeschickt wurde. Er überbrachte die dringende Bitte, dass sich umgehend alle Männer aus dem Hause der Bauern und Schmiede in der Halle der Vorsitzenden einfinden sollen, um eine Entscheidung über die Auf- oder nicht Aufnahme der Flüchtlinge des letztens zerstörten Dorfs zu fällen. Es würde, so meinte der Bote, nicht länger als zwei Tage in Anspruch nehmen.
Bevor der Bote eine Antwort bekommen hatte preschte er bereits weiter, um die restlichen Häuser zu informieren. Eine Absage dieses als Bitte getarnten Rufs schien ihm nicht gekommen zu sein. Izoths Vater erschien, zu Izoths
Unverständnis, dieser Ruf allerdings nicht unverschämt und befahl allen Mägden und Stallburschen, die Reise ins Dorf für sich und seine Söhne vorzubereiten.
Izoth schwankte noch kurz zwischen Wut auf diesen Boten und die Häuser der Bauern, wegen ihrer Unverschämtheit das größte und reichste Haus des Tals zu rufen als wäre es ihnen zu Diensten verpflichtet, und Vorfreude auf seine erste Versammlung in der Halle der Vorsitzenden. Zuletzt gewann seine Vorfreude und er beteiligte sich kaum am abendlichen Streitgespräch. Seine Brüder und sein Vater schienen sich einig die Flüchtlinge aufzunehmen, sie stritten sich lediglich darüber wo man sie am besten verstecken und als Mägde und Stallburschen tarnen konnte. Izoth hatte kaum zugehört.
Für ihn war die Sachlage klar. Natürlich taten ihm die Flüchtlinge leid, aber sie waren ja nur die Spitze des Bergs.
Schuld daran, dass immer wieder Menschen fliehen mussten, waren die Soldaten der Besetzer. Die Besetzer waren so ziemlich an Allem schuld, was seit 8 Generationen in ihrem Land an Ungerechtigkeiten vor sich ging. Oft nahmen sie ein unbedeutendes Vergehen gegen eines der Höchstgesetze, welches sie eigentlich schon seit Jahren tolerierten, als Vorwand um ganze Dörfer zu vernichten. Jeder wusste davon und auch, dass sie vollkommen willkürlich Dörfer auslöschten. Es ging ihnen wohl nur darum Stärke zu zeigen und vielleicht darum die Bevölkerung zu dezimieren.
Diese Ungerechtigkeit war für jedermann ersichtlich und doch dachte Izoth an jenen Abend kaum daran. Er war viel zu stolz darauf, endlich an der geheimen Versammlung teilnehmen zu dürfen. Die Probleme ihres Landes, so vielfältig und grauenhaft sie auch waren, interessierten ihn in jenem Moment kaum.
Also überließ er es seinen Brüdern und seinem Vater über das Flüchtlingsproblem zu reden und blieb dabei zuzuhören, um niemanden einen Grund zu liefern ihn doch am nächsten Tag zu Hause zu lassen.
So kam es dazu, dass er sich als letzter dieser kleinen Prozession auf den Weg machte zur Halle der Vorsitzenden, während seine ältere Schwester Elsa und die hochschwangere Frau seines ältesten Brudes Babette zu Hause blieben um über das Gehöft zu wachen.
Normalerweise hätte einer der Männer des Hauses zurückbleiben müssen. Das zumindest sagt das Gesetz der Besetzer, nach welchen Frauen keine Rechte hatten und immer unter Aufsicht eines Mannes gestellt werden müssen. Dies hatten viele Häuser dankend aufgenommen, um ihre Frauen komplett zu entmachten und vollkommen in die Küche oder an das Bett zu fesseln.
Aber nicht alle Häuser hatten sich diesem Gesetz unterworfen. Einige, darunter auch das Haus der Bauern und Schmiede, wussten um Fähigkeiten ihrer Frauen und überließen ihnen den gleichen Raum zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten wie den Männern. Nur eben im Geheimen. Izoths ältere Schwester Elsa erhielt seit ihrem 15 Lebenszyklus Unterricht im Speerwurf, Speerkampf und Bogenschießen. Unabhängig von den Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen welchen alle Kinder eines Hauses durchlaufen müssen.
Mit ihren Fähigkeiten konnte Elsa den Hof mühelos gegen alle wilde Tiere verteidigen abgesehen von jenen Tieren aus dem Geschlecht der alten Art. Aber von denen gibt es, wenn es sie denn überhaupt noch gibt, nur noch welche im westlichen Gebirge. Dort wurde noch von gewaltigen Gebirgswölfen, riesigen Grubenbären, majestätischen Höhenadlern oder anderen gesprochen. Hin und wieder sollen sogar Drachen gesichtet werden. Aber alle sind sich darüber einig, dass dies nur Gerüchte, gestreut von Lügnern und Verrückten, sein können.
Im abgeschiedenen Tal waren dies Geschichten für Kinder, um sie das Fürchten zu lehren. Erzählte jemand im Tal solche Märchen wurde dieser sehr schnell gemieden und als verrückt angesehen.
Abgesehen davon waren Räuber in der Nähe ihres Gehöfts sehr unwahrscheinlich, da man das gesamte Tal durchschreiten musste um zu ihren Häusern zu kommen, weswegen sich keiner der Männer Sorgen machte. Außer Izoth, der noch einmal über die Schultern schaute und weil er den wütenden Blick seiner Schwester im Rücken spürte. Izoths Blick streifte ihr Haupthaus und die etlichen kleinen Hütten, welche Unterkunft für über 120 Haus- und Feldhilfen boten, bevor sein Auge seine Schwester fand. Diese stand am Rande des Gehöfts und wirkte alles andere als glücklich mit ihrem Los, ihr zu Hause verteidigen zu müssen anstatt im Rat eine Stimme zu haben. Wie sie dort stand, das Gesicht der aufgehenden Sonne und Izo zugewandt und im Rücken das imposante Haupthaus der Bauern und Schmiede, mit ihrem rossbraunen Haar, welches von dem Morgenwind stark seitwärts geblasen wurde und mit missbilligender Haltung, wirkte sie wie das Abbild einer vergessenen Königin
die ihnen grollte und sie mit kalten Blick verfolgte. Den Blick seiner Schwester im Rücken überlief Izoth ein Schauer und er verzog unangenehm überrascht sein Gesicht und stöhnte unbewusst.
„Hahaha Izo! Keine Panik! brüllte auf einmal Saika der Izoths Miene ein wenig zu genau deutete „Wenn das Schlimmste, was uns auf dem Weg ins Dorf passiert, der Blick unserer Schwester im Rücken ist, können wir uns glücklich schätzen! Das letzte Mal haben Nic und ich einen Gebirgswolfs abwehren müssen!
Izoth verzog ungläubig und ein wenig erschrocken das Gesicht, was seinen ältesten Bruder nur noch lauter lachen ließ.
„Izo lass den Tölpel reden. Hätten wir wirklich einen Gebirgswolf angetroffen, hätten wir beide unsere Lederhose beschmutzt und wären wie die Besetzer vor den alten Häusern geflohen. Selbst wenn sich rausgestellt hätte, dass es nur ein Köter gewesen wäre, hätten wir nicht angehalten" meinte Nic grinsend, was alle vier zum Lachen brachte.
„Ach Nic warum fällt es mir so leicht zu glauben, dass du vor einen Köter fliehst?" grinste Saik
„Weil du, mein verehrter Saik, dumm wie verbranntes Brot und noch viel hässlicher bist."
Wieder lachten alle vier, auch wenn Izoth dies nur halbherzig tat. Er war mit den Gedanken bereits bei den Geschichten, die man sich über die alten Häuser erzählte. Jeder in ihrem Land kannte diese Märchen, aber kaum einer konnte sie noch erzählen. Auch dies hatten die Besetzer zu verantworten. Sie hatten das Erzählen der alten Legenden unter Strafe gestellt. Die Geschichten über die Kriege waren sogar von einem Höchstgesetz verboten.
Izoth konnte sich nur noch an die Namen weniger der alten großen Häuser erinnern, oder hatte nie mehr gewusst, und mehr als den Namen wusste er nur noch vom ersten unter den alten Häusern.
Ihm war auch klar warum: Das erste und mächtigste der großen Häuser war das Haus der Bauern und Schmiede. Die ersten Flüsterer und Heiler, sowie die einzigen Fürsten unter den Flüsternden Herren entsprangen diesem Haus. Ihr Leitspruch war „Mit Kraft und Klugheit verteidigen wir Moral und Ethik". An mehr konnte Izoth sich einfach nicht erinnern.
Das Haus von Izoth kam wohl nur durch den geschickten Gebrauch von Hammer und Amboss sowie durch die Fähigkeit, dem Boden Lebensmittel zu entziehen zu diesem Namen und trotzdem war Izoth stolz darauf. Immer gern erinnerte er sich an die Geschichtsstunden bei der alten Kräuterhexe Ugdanda. Sie war eine der wenigen, und in ihrem Tal die einzige, die es verstand die alten Geschichten zu erzählen. Und sie war auch die einzige, die sich über das Höchstgesetz der Besetzer stellte und ungeachtet der Bestrafung über die Kriege Geschichten erzählte.
Izoth konnte sich nicht mehr an viel aus der Zeit der Geschichten erinnern. Über die Kriege wusste er nichts mehr und Helden kannte er abgesehen von Eric den Hammer auch keine mehr. Er hatte diese Geschichten ja auch schon vor etlichen Zyklen gehört. Kein Wunder also, dass er sich nicht mehr erinnern konnte.
Als er die Geschichten hörte war er gerade einmal 7. Man durfte nur bis zum 8 Zyklus den Erzählungen von Ugdanda beiwohnen. Ab diesen Zeitpunkt hatte man in der Regel Arbeit zu erledigen, doch selbst wenn man nicht arbeiten musste, war man dann nicht mehr erwünscht. Ugdandas eisernes Gesetz gestärkt durch eine alte Tradition.
Iz dachte zurück an die jungen Tage seines Lebens und genoss den Ritt mit seinen Brüdern und seinem Vater. Seine Brüder lachten miteinander und nahmen sich abwechselnd auf die Schippe. Oft auch Izoth und hin und wieder sogar ihren Vater. Obwohl die Bemerkungen über ihren Vater stets harmlos blieben. Seinen Eltern zu gehorchen, weit in das erwachsene Leben hinein, war die Pflicht eines guten Kindes. Das war allgemein bekannt. Da ihre Mutter vor Jahren gestorben war, hat Agon sie alleine großgezogen und sich ihren Respekt und ihre Liebe verdient.