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Fenreya - Die Monde aber sprachen: CLANNADSAGA 1 - VOLLMOND-Edition
Fenreya - Die Monde aber sprachen: CLANNADSAGA 1 - VOLLMOND-Edition
Fenreya - Die Monde aber sprachen: CLANNADSAGA 1 - VOLLMOND-Edition
eBook625 Seiten8 Stunden

Fenreya - Die Monde aber sprachen: CLANNADSAGA 1 - VOLLMOND-Edition

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Über dieses E-Book

Die Clannadfeste. Das Machtzentrum des lebenslustigen Grünlandreichs öffnet für einen Mondzyklus die Pforten, um das neue Herrscherpaar zu küren, wie seit Jahrhunderten üblich. Und alle kommen: quer durch alle Rassen und Clans sind die Händler, Gaukler und Besucher gemischt.
Und wie immer gibt es welche darunter, die eigene Pläne verfolgen, und solche, die sich nicht mögen.
Die beiden verrückten Spielleute und das arrogante Kopfgeldjägerpärchen zum Beispiel können einander auf Anhieb nicht leiden. Und sich gemeinsam uralten, finsteren Mächten zu stellen, käme ihnen ganz sicher nicht in den Sinn.
Aber danach haben die beiden Monde nicht gefragt. Denn auch sie haben ihre eigenen Pläne. -

Dies ist die VOLLMOND-Edition des ersten Bandes der CLANNADSAGA, welche zusätzlich ausdrücklich erotische Szenen beinhaltet und sich von daher vornehmlich an die erwachsene Leserschaft richtet.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum4. Juli 2016
ISBN9783732372553
Fenreya - Die Monde aber sprachen: CLANNADSAGA 1 - VOLLMOND-Edition

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    Buchvorschau

    Fenreya - Die Monde aber sprachen - Bjørn Lystaal

    P

    ROLOG

    (Auszug aus dem ›Großen Buch des Clanslandes‹ der Vitka Herea Arbenthol. Vergriffen. Ein Exemplar kann in der Lissenbroger Schriftensammlung eingesehen werden.)

    Als die Sonne aufging über dem Felde und Clannad der Hüne erschöpft die Axt sinken ließ, da hatte der Feind von ehemals fast zwanzig Dutzend stolzen Clans im Land den vierten Teil ausgelöscht.

    Die überlebt hatten, weinten gleichwohl um gute Männer und Frauen aus ihren Reihen. Doch auch Elben, Zwerge, Dunkelalben und Hochelben zählten und beweinten ihre Toten zu Tausenden.

    Die Schergen des heretischen Throns indes, die all das Leid über die Bewohner des heutigen Grünlandreiches gebracht hatten, konnten keinen Vorteil ziehen aus der Schwäche der ermüdeten Sippen und kampfgeschwächten Wesen.

    Ihre Gebeine lagen weithin auf den Wiesen und im Tæriaswald verstreut, ihre Pferde und Kriegsbestien irrten herrenlos umher, und ihre Versprengten suchten still und leise den Heimweg nach Süden anzutreten, über die ehemaligen Grenzen, die sie selbst vor wenigen Kenute-Zyklen so siegessicher im Zeichen ihres einen Gottes überschritten hatten.

    Denn damals waren die Clans uneinig gewesen, zerstritten in alten Familienfehden, die nicht selten den Tod Einzelner zur Folge hatten und unglückliche Racheschwüre der Verbliebenen.

    Und die Elben und Zwerge hatten sich nach jahrzehntelangen erbitterten Kriegen gegeneinander endlich zurückgezogen, die Elben in das große Waldgebiet im Westen, das schon seit jeher ihre angestammte Heimstatt gewesen war, und die Zwerge in das DrachenzahnGebirge am östlichen Rand des Clanslandes.

    Als der Feind nun raubend und plündernd in das zerrissene Land kam, in unerschöpflichen Wellen von Feuer und Schwert brennend und mordend, und sich unter dem Symbol des Todes, seinem Feldzeichen, unerbittlich den Weg nach Norden erschuf, da standen die Clans wohl auf und stellten sich ihm entgegen.

    Doch die tapferen Clansmänner und Frauen wurden von dem Heerstrom des Feindes erfasst wie Weizenhalme vom Schnitter.

    Etliche Sippen waren bereits aus der Geschichte getilgt und mit Mann, Frau, Kind, Dorf und Burg vernichtet worden, als in Lissenbrog ein Mann aufstand, der befand, jetzt sei es genug:

    Clannad der Hüne. Ihm eilte ein gewaltiger Ruf voraus, und selbst unter den streitbaren Clansleuten, von denen kaum einer weniger als sechs Fuß maß, galt Clannad als ein ganz besonderer Recke.

    Er sammelte seine besten Männer um sich, die tapfersten Krieger und machtvollsten Magier. Die verwegensten Zwerge und die tückischsten Alben vergaßen ihre Zwistigkeiten und folgten ihm ebenso wie die unübertroffenen elbischen Bogenschützen und die hochelbischen Zauberer.

    Clannad der Hüne, ein Mann von acht Fuß Größe und stark wie ein Pferd, ging den direkten Weg, wie er es immer getan hatte.

    Er zog durch die Clangebiete nach Süden und forderte die Oberen unmissverständlich auf, ihm gegen den Feind zu folgen oder im Zweikampf gegen ihn anzutreten.

    Man sagt, der Feldherr brauchte seine fürchterliche Doppelaxt bis zum Erreichen der Frontlinie nicht vom Sattel zu schnallen, und die Schar seiner Getreuen vermehrte sich Tag um Tag.

    Das neu errichtete Heer erreichte des Feindes Linien am Südrand des Elbenwaldes, schon einen Kenutezyklus nach Clannads Aufbruch, und stürzte sich sogleich voller Ingrimm auf ihn. Die Clansleute wüteten entsetzlich unter den Eindringlingen, die sich bereits dem großen Siege nahe gewähnt hatten.

    Bis tief in die Nacht hinein währte die Schlacht. Doch auf deren Höhepunkt traf Clannad, der mit einem Hieb seiner Doppelaxt einen Baum zu fällen gewohnt war, inmitten des Getümmels auf einen Gegner, einen unscheinbaren Mann, der eine Art Kutte trug und nur mit einem Scerpen¹ gewappnet war.

    Zwar wirkte der Kämpfer nicht sonderlich beeindruckend, doch trotzte er des Hünen furchtbarer Waffe ohne Mühen. Auch schien er nach Belieben verschwinden zu können, um gleich darauf an anderer Stelle wieder aufzutauchen.

    Clannad begann bald zu wanken, aus vielen Wunden blutend.

    Zuletzt streckte der Unscheinbare den Hünen nieder, und das Heer der Clans begann zurückzuweichen, als ihr Anführer fiel. Brüllend und siegestrunken rückte der Feind vor.

    Clannads Gefolgsleute brachten ihn in ein Zelt hinter den Linien und ließen ihn auf seinen Wunsch hin allein.

    Dort, sagt man, traten eine weiß verhüllte Frau mit grünen Augen, und ein Mann, ganz in Schwarz, dessen Augen violett schimmerten, und deren beider Füße beim Gehen das Gras nicht niederdrückten, zu dem darniederliegenden Hünen.

    Nicht überliefert ist, was die drei besprachen, aber Clannad verließ das Zelt beim nächsten Sonnenuntergang aufrecht und vollkommen gesund.

    Augenblicklich sammelte er seine versprengten Truppen, indem er nur seine gewaltige Stimme zum Ruf benutzte. Über die Hügel und Berge, durch Tæriaswald und Felswüste ward er gehört, und die verbliebenen Clansleute folgten ihm, neuen Siegesmut im Auge.

    Schon vor Sonnenaufgang, im Schein der beiden Vollmonde Kenute und Aæton, stellte Clannad sich erneut den Feinden, und deren Mut schwand, als der Hüne so unverletzt in ihren Reihen erschien. Nicht lange, und er fand seinen Gegner vom Vortag wieder.

    Der Mann mit dem Stock lieferte ihm einen verzweifelten Kampf, doch in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne enthauptete Clannad den Unscheinbaren mit einem einzigen Streich der Axt.

    Man sagt, der Feinde Reihen lichteten sich wie von Zauberhand, als der Magier und mit ihm das Todessymbol fiel. Die Schlacht war entschieden, und der Feind suchte sein Heil in der Flucht.

    Als nun die Sonne aufging über dem Felde und Clannad der Hüne erschöpft die Axt sinken ließ, waren von den ehemals weit über zweihundert stolzen Clans weniger als einhundertundsiebzig übriggeblieben.

    Die Menschen, Elben, Alben und Zwerge, die Zeugen des Vorfalles geworden waren, erhoben den Hünen einstimmig zum Obersten Clansherren, ihrem Anführer und Herrscher.

    Clannad rief in dem zusammengewachsenen Friedensgebiet das Grünlandreich aus und untersagte alle weiteren Händel unter den Clans und Rassen. Der Hüne hielt seine Leute auch dazu an, von Strafexpeditionen oder Rachefeldzügen Abstand zu nehmen und sich lieber um die eigenen Opfer und Verluste zu kümmern.

    Außerdem verkündete er, dass unter den Menschen die Magie ab sofort und ausschließlich den Frauen vorbehalten sei, und zwar ›solange der Clannad der Oberste Clansherr ist‹.

    Die machtgewohnten menschlichen Druiden, Zauberer und Magier waren mit dieser Entwicklung absolut nicht einverstanden, doch mussten sie feststellen, dass die Elemente und Beschwörungen ihnen nicht mehr gehorchten und Rituale ohne Wirkung blieben.

    Der Hüne war klug genug, um mit den Feinden aus dem Süden einen Friedensvertrag zu schließen, welcher ihnen Gelegenheit gab, ihr Gesicht zu wahren, während sie ihre Fehler sühnten.

    Er ließ ausrichten, dass er ihnen ihren Glauben nicht ausreden werde, aber umgekehrt dasselbe künftig von ihnen erwarte.

    Um zu vermeiden, dass ein solches Geschehen sich wiederholen konnte, befestigte er die Grenzen zu dem südlichen Nachbarreich. Lediglich die südlichen Inseln, die streng genommen noch zum Grünlandreich gehörten, blieben als Handelszentrum für die Bewohner beider Länder geöffnet.

    Clannad errichtete eine faire, aber sehr klare Ordnung innerhalb der verbliebenen 169 Clans. Jede der Großfamilien behielt das Recht auf ihr Land, ihre Gebräuche und die eigene Gerichtsbarkeit. Clannads Heimatstadt, Lissenbrog, wurde zur Clannadfeste ausgebaut und seither Jahr für Jahr weiter befestigt. Wie die Grenze und sämtliche Häfen wurde sie stets streng kontrolliert.

    Die siegreiche Doppelaxt des Feldherren, außerdem der Teppich, auf dem die beiden Besucher angeblich gestanden hatten, sowie die von dem Hünen selbst diktierten schriftlichen Aufzeichnungen über alle diese Dinge, angefertigt in der Runenschrift der damaligen Zeit von seinem Obersten Druiden Grehendis, werden seitdem in einer besonderen Kammer innerhalb der Feste aufbewahrt.

    Nach dieser Feste wurde je ein Abgesandter der Sippen dauerhaft entsandt, um die Interessen der Clans am Hof zu vertreten, ebenso jeweils ein Paar Vertreter aller nicht-menschlichen Rassen.

    Der Hüne führte das Veden- und Ringvedensystem ein, um durch die Unterrichtung der Kinder dafür zu sorgen, dass die Fähigkeiten zur Selbstverteidigung des Volkes erhalten blieben.

    Jeder Junge wurde fortan kriegerisch, jedes Mädchen magisch ausgebildet, um zu vermeiden, dass im Reich Schwachpunkte entstehen konnten, die einem erneuten Einmarsch des Nachbarn Vorschub leisten würden.

    Clannad war ein weiser und gerechter Herrscher, und er ehelichte später die mächtigste Magierin des Reiches, eine Clansfrau aus den Mittellanden mit dem Namen Shee.

    Jeder Oberste Clansherr trägt seither, nach dem ersten Herrscherpaar, den Titel

    Clannad, der Sohn der Sonne, Herr über die Clans, Freund der Elben, Alben und Zwerge

    und seine Mitherrscherin wird genannt

    Shee, die Tochter des grünen Mondes Via,

    Herrin über die Magie, die Landwirtschaft und die Heilkunst

    Wie Clannad und Shee es damals vormachten, werden etwa im dritten Jahr vor der voraussichtlichen Niederlegung der gemeinsamen Krone im ganzen Land die begabtesten Nachwuchskrieger und magierinnen aus jedem einzelnen Clan ausgewählt.

    Aus diesen Anwärtern werden durch die sogenannten Clannad-Prüfungen die Besten ermittelt, um nach weiteren zwei Jahren der Vorbereitung und Ausbildung den Thron zu besteigen.

    Die Prüfungen dauern traditionell einen ganzen Kenute-Zyklus – 29 Tage – an, um an die Zeit des Sammelns und Hoffens vor der Schlacht zu erinnern. Während dieses Zyklus findet rings um die Feste das größte Volksfest im Grünlandreich statt, bekannt als die Clannad-Lichter

    Soweit die Aufzeichnungen der Vitka Herea.

    Seit dem Großen Clanfrieden und dem Beginn der Neuen Zeitrechnung sind nun fast fünf Hundertjahre vergangen.

    Die Sonne und die beiden farbigen Monde – die grün erscheinende Kenute, die bei den Menschen Via heißt, und der violett leuchtende Aæton – scheinen unverzagt auf das Grünlandreich, das seither in Frieden lebt, wenn man von ganz gewöhnlichen Streitereien einmal absieht. Das ganze Reich freut sich auf die vierzehnten Clannad-Lichter und das neue Herrscherpaar.

    Fast das ganze Reich zumindest.

    ›Fast‹ deshalb, weil in dem ansonsten verbürgten Bericht der rechtschaffenen Vitka etwas unerwähnt bleibt.

    Die Hereter hatten ihr wichtigstes Angriffsziel schon erreicht und zerstört, bevor Clannad der Hüne auch nur die Axt erhob.

    Es war eine kleine Siedlung namens Yieldfang, die weit oben im Drachenzahngebirge lag, abgeschieden von den Clanstädten. Dort hoffte man etwas zu finden, das den Lauf der Welt zu ändern imstande war – und ihn tatsächlich schon geändert hatte.

    Ob man es wirklich fand, ist nicht überliefert. Die Reste dieser Armee kehrten nie aus den Bergen zurück.

    Und ihre Kriegsbestien, zumindest einige, durchstreifen noch heute die eisigen Höhen und windzerklüfteten Schluchten.

    Bekannt ist, dass die Soldaten jeden Stein umdrehten in Yieldfang. Das Gefecht wurde auf beiden Seiten mit äußerstem Grimm geführt, und so gelang es den Heretern nicht, Gefangene zu machen, aus denen man Antworten hätte herausfoltern können.

    Die Angreifer ernteten nur das, was sie brachten: Asche und Tod.

    Vielleicht wusste Vitka Herea von alledem gar nichts.

    Aber ich weiß es.

    Ich weiß, dass der verheerende Krieg gegen die Clans wegen etwas geführt wurde, das mit den Clans überhaupt nichts zu tun hatte.

    Ich weiß es, weil ich dabei war.

    Lange Zeit habe ich darüber nachgedacht, ob ich jemandem davon erzählen sollte. Inzwischen bin ich überzeugt, dass es an der Zeit ist, diese Dinge ans Licht zu bringen.

    Ich sehe es Euch an der Nasenspitze an: Ihr fragt Euch, wer ich bin. Ob ich Euch auch wirklich alles erzählen werde. Womöglich trage ich selbst Schuld an dem, was geschah?

    Keine dieser Fragen ist einfach zu beantworten.

    Vielleicht hilft es Euch, wenn Ihr miterlebt, wie diese Geschichte weiterging.

    1 = traditioneller heretischer Kampfstab, meist verziert und mit schmalen Klingen besetzt

    KAPITEL 1 S

    INGVÖGEL

    Blandis lächelte zufrieden. Alles verlief genau nach Plan, wie jedes Mal, und ging völlig lautlos vonstatten. Auf den düsteren Hügelkämmen im Osten erhoben sich blasse, fast weiße Linien, wurden zusehends breiter und heller. Allmählich trennte das Morgenlicht die Konturen, riss die schwarzschattigen Umrisse der Baumwipfel und Wiesen des Lissenbrog-Hochlandes los von der stahlfarbenen, tiefhängenden Wolkendecke.

    Unbewegt stehende Nebelfelder verwischten die Grenzen und versuchten hartnäckig, die nächtliche Verbindung aller Schöpfung in den Tag herüber zu retten.

    Blandis hatte einmal einer alten trollischen Erzählung lauschen dürfen, derzufolge der Nebel in die Welt gekommen war, als die Königin der Dämmerung eines Abends ein Bad in einem stillen Waldsse nahm und der Geist des Wassers sich heftig in sie verliebte. Sie erhörte ihn, doch sowie seine Lust gestillt war, zog er wieder seiner Wege und ließ die trauernde Königin zurück.

    Ihre Tochter, zart und durchscheinend, kam blind zur Welt, und sie vermochte weder in die Winkel der Erde zu fließen wie ihr Vater, noch so hoch zu fliegen wie ihre Mutter.

    Da sie ihr Kind nicht mitnehmen konnte, wenn sie die Erde verließ, entschied sich die Königin schweren Herzens, Nebel auf der Erde zu lassen, wo sie dem Wassergeist nah sein konnte. Jeden Morgen und Abend kam die Königin selbst herab, um nach ihrem Mädchen zu sehen. Und immer versuchte das unglückliche Kind vergeblich, diesmal seine Eltern festzuhalten.

    Um ihrer Einsamkeit und der Kälte in ihrem Innern zu entfliehen, so endete die Erzählung, ergreift die blinde Königstochter seither jene, die das Pech haben, ihr zu begegnen. Sie hält die Wanderer mit ihren klammen Fingern umschlungen, ohne sie aber halten zu können, lässt sie einander verlieren und macht sie einsam, wie sie selbst verloren und einsam ist.

    Fenreya liebte diese Geschichte. Aber Fen liebte einfach jede Geschichte, dachte Blandis und wandte sich ab von dem schmalen, ungewöhnlich weit oben eingelassenen Fenster.

    Eng war die Herbergskammer, in welcher sie die Nacht zugebracht hatten, schmal, schlicht weiß gekalkt und dürftig eingerichtet, doch hatte man sich Mühe gegeben, den Eindruck einer Kerkerzelle durch einige freundlichere Details zu mildern.

    Rotweiß karierte Decken über den Strohsäcken, ein Heukranz an der Wand und sogar eine Tischdecke auf dem wackligen, schmalen Holztisch waren angetreten, um dem winzigen Raum eine behagliche Note zu verleihen, so dass er jetzt immerhin wie eine bewohnte Zelle wirkte.

    Blandis war froh, wie jeden Tag mit den ersten erkennbaren Licht weiterziehen zu dürfen.

    ›Dafür war es billig‹, würde Fen gesagt haben, wenn sie bereits wach gewesen wäre, aber das war sie nicht.

    Als Blandis sich umdrehte, fielen ihm seine widerspenstigen braunen Haare ins Gesicht. Geistesabwesend strich er sie zur Seite und blickte hinüber zu dem hölzernen Bett, unter dessen Decken er die wohlgeformten Rundungen seiner Gefährtin ausmachen konnte.

    Fenreya hatte sich inzwischen über die ganze Liegefläche ausgestreckt, wie sie es immer tat, wenn sie lange und gut geschlafen hatte. Eine Hand hing locker über den Rand des Bettes, einer ihrer zierlichen Füße ragte unter ihrer Decke hervor und lag stattdessen auf seiner. Ihr grüner Haarschopf harmonierte nicht sehr gut mit den rotweißen Decken, aber das trübe Morgenlicht war gnädig und ließ kaum die Farben erkennen.

    Die Seelenpein meldete sich zurück und verdüsterte für einen Moment Blandis' graue Augen, wie so oft, wenn er Fen unbemerkt betrachtete. Er unterdrückte ein Seufzen und ging mit leisen Schritten zu dem kleinen Kamin hinüber, um ein Feuer aus der dunkel schwelenden Glut zu entfachen, die in der Feuerstelle leise knackte. Fen sollte es angenehm warm haben, wenn sie soweit war, sich aus den Decken zu schälen.

    Die Vorstellung von züngelnden Flammen und eine winzige Veränderung in seinen grauen Augen genügten, um das Zimmer sogleich in den wärmenden Widerschein eines prasselnden Feuers zu tauchen.

    Das unsichere Licht des Flammentanzes beleuchtete seine Gestalt als die eines gut mittelgroßen, unauffälligen und auf den ersten Blick etwas plump wirkenden Mannes mit einem eher runden, freundlichen Gesicht. Die wässrig-grauen Augen wirkten heute morgen etwas verhängt durch die schweren Lider, ein Überbleibsel des gestrigen Abends, als sie auf dem Dorfplatz einige Lieder zum Besten gegeben hatten. Er trug bereits sein ungefärbtes leinenes Hemd und eine dunkelbraune, an den Seiten geschnürte lederne Hose, die in Stulpengamaschen endete, und dazu einfache, ebenfalls dunkelbraune Stiefel. Der schreienden Bekleidung seines Berufsstandes hatte er noch nie etwas abgewinnen können.

    Blandis begann, seine im Zimmer verteilte Habe einzusammeln und wieder in seiner geliebten Umhängetasche zu verstauen.

    Seine Hände waren breit, kräftig und von kantiger Form. Ein unvoreingenommener Betrachter wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass man mit diesen Händen Laute spielen konnte, und zwar derart, dass die Zuhörer den Namen Blandis von Trenead landauf, landab unter den größten Musikern aller Zeiten einsortierten – recht weit vorne, wie er selbstgefällig konstatierte.

    Das Knacken des verbrennenden Holzes wurde lauter, und Fenreya begann, sich unter den Decken zu regen. Sie zog ihren ausgestreckten Fuß träge wieder an sich und versuchte anschließend, ihre offenbar eingeschlafene Hand über der Bettkante durch verärgertes Schütteln an ihre Pflichten zu erinnern. Schließlich öffnete sie die silberweißen Augen und suchte seinen Blick.

    Als Blandis diese Augen bei der damals erst Sechzehnjährigen zum ersten Male gesehen hatte, war er dem zornigen, süßen, seltsamen Mädchen sofort verfallen. Natürlich hatte er ihr das nie gesagt – er selbst hatte damals fast die Mitte zwanzig erreicht, und er war ja kein Elb oder Zwerg, bei denen das Alter keine Rolle spielte, es sei denn, man rechnete in Jahrhunderten.

    Außerdem hatte ihr Auftreten in ihm sofort das Bedürfnis geweckt, sie vor dieser Welt zu beschützen, die dem jungen Mädchen offenbar derart viel Anlass zum Zorn bot.

    Fen gähnte laut und streckte genüßlich beide Arme seitlich aus. »Uaaah… guten Morgen! Ich hoffe, du hast so gut geschlafen wie ich … wie ein Bär.« Ihre dunkle, etwas rauchige Stimme hatte Blandis seit jeher fasziniert.

    Fen lehnte sich auf einen Ellenbogen und betrachtete ihn genauer.

    »Hm… Du siehst nicht so aus, ehrlich gesagt. Eher wie jemand, der die ganze Nacht gefeiert hat. Hab' ich was versäumt?«

    »Das kann ich eigentlich nicht sagen. Tatsächlich habe ich den wesentlichen Teil der Nacht damit zugebracht, mir den Kopf zu zerbrechen, wie wir eine Zulassung als Spielleute für die Clannad-Lichter bekommen. Sie beginnen ja heute Abend. Aber mir ist nichts eingefallen. Naja, kommt schon noch.«

    Sie nickte und blickte zum Feuer hinüber.

    »Danke, dass du es schon warm gemacht hast!«

    »Zu Diensten. Darf ich der Gnädigsten ein leichtes Frühstück herrichten lassen?«

    Sie legte dramatisch einen schlanken Finger an die Wange und tat, als müsse sie ernsthaft darüber nachdenken. »Nun, das deucht mich angemessen, Bursche«, sagte sie dann in dem herablassendsten Tonfall, den sie fertigbrachte.

    »Sehr wohl.« Blandis verbeugte sich servil. »Wenn Gnädigste geruhen würden, sich zu erheben? Ich werde augenblicklich servieren.« Mit geziemender Bescheidenheit deutete er auf den Tisch, der sich bereits unter der Last verschiedenster, angenehm duftender Speisen und Getränke krümmte.

    Fenreya kicherte und warf ihm einen liebevollen Blick zu.

    Sie hatte in den vergangenen acht Jahren ihrer gemeinsamen Wanderschaft schon oft die Gelegenheit gehabt, die Ergebnisse von Blandis' magischem Wirken zu erleben, und dennoch erfüllte es sie jedes Mal wieder mit Erstaunen, mit welcher Leichtigkeit er die Dinge vor ihren Augen scheinbar nach Belieben verwandelte.

    Im Grünlandreich war es überhaupt nicht normal, dass ein Mann etwas von Magie verstand, geschweige denn, dass er sie so geschickt und vielseitig einsetzte wie Blandis.

    In allen Clans, genau wie am Hofe des Clannad und der Shee Via, herrschte seit Urzeiten die Meinung vor, dass die Magie und die Heilkunst Dinge seien, um die sich eine Frau zu kümmern habe, wogegen ein jeder Knabe schon ab seinem siebten Jahre in der Ringvede wesentlich in den Kriegskünsten ausgebildet wurde.

    Die Maiden erlernten währenddessen die Grundbegriffe magischen Handelns und Heilens, Lektionen, bei denen die Anwesenheit von Jünglingen kategorisch verboten war.

    Fenreya hatte einmal gehört, wie ihre Eltern sich über diesen Punkt ausgelassen hatten, als es um Fens Vedeausbildung ging.

    Offenbar waren in früherer Zeit männliche Zauberer im Reich normal gewesen. Während des großen Clanfriedens dann, den Clannad der Hüne erzwungen hatte, hatte sich angeblich irgendwas mit den beiden Monden Via und Aæton verändert, unter deren Einfluß Magie ja überhaupt erst gewirkt werden konnte, jedenfalls, soweit Fenreya das damals verstanden hatte. Seitdem gab es offenbar keine männlichen Magier mehr unter den Menschen.

    Sie selbst sah keinen Nutzen darin, sich mit der Frage nach dem Warum zu beschäftigen, zumal sie keinen Vorteil von der Regelung des getrennten Unterrichts hatte.

    Fenreya war magisch offenbar absolut und vollständig unbegabt. Während ihre Kameradinnen an der Ringvede freudig experimentierten und erregt die Ergebnisse ihrer Rituale und Tränke austauschten, saß Fenreya nach etlichen, frustrierend wirkungslosen Versuchen einsam an ihrem Pult, kaute auf ihren langen weißblonden Haaren – der Gegenstand des heimlichen Neides ihrer Mitschülerinnen – und schrieb Verse in ein kleines Buch mit Ledereinband, die sie niemals jemandem zu lesen gab.

    An einem schönen Herbsttag schließlich war sie so vertieft in ihre Verse gewesen, dass ihre Mitschülerin Naggia geglaubt hatte, die stille Schreiberin werde es nicht merken, wenn Naggia ihren neuesten Trick einmal an ihrer langjährigen besten Feindin ausprobierte.

    Fen merkte es. Und dann merkte Naggia, dass Fen es gemerkt hatte. Fen ließ sie auch merken, dass ein bisschen Magiekenntnis nicht wirklich weiterhilft, wenn einem ein gereizter Oger mit Silberaugen gegenübersteht.

    Die Tränen trockneten bald wieder, und die Mädchen schlossen irgendwann einen Waffenstillstand, aber Fens Haare waren grün, blieben grün und wuchsen seitdem grün nach.

    Natürlich gab es auch gemeinsame Lektionen für Jungen und Mädchen, die sich um Landwirtschaft und Familien, um die beiden Monde – ›Aætons-violetter-Schein-wird-dreizehntägig-sichtbar-sein, Vias-grüner-Zaubersang-klingt-neunundzwanzig-Tage-lang‹ – sowie um Rechtswesen und Geschichte und solche Dinge drehten.

    In diesen Bereichen galt Fenreya Iagan immer als herausragend aufmerksam – so lange zumindest, wie sie das Gefühl hatte, ihre Neugierde werde gestillt.

    Als dann aber die Lektionen mehr und mehr in eine starre Vorgabe der erwarteten männlichen und weiblichen Lebensinhalte mündeten, weil es angeblich die Monde so forderten, zog Fenreya sich immer weiter zurück in ihre eigene Welt.

    Sie hatte sich noch nie mit der Vorstellung abfinden können, dass die Abstammung eines Menschen sein Schicksal definieren sollte, sei es nun die Rasse, der Clan, die Familie oder das Geschlecht. Schließlich gab es für jeden das, was er am liebsten tun wollte, und das, was er am besten konnte. Jeder Mensch, jedes Geschöpf war besonders. Warum also sich in ein starres System einbinden lassen? Inzwischen empfand sie sogar ihre neue Haarfarbe weniger als Missgeschick, sondern mehr als eine Unterstreichung ihrer Persönlichkeit.

    Sie erhob sich anmutig, noch auf dem Bett, wie es ihre Gewohnheit war, und ließ die Decke einfach fallen. Darunter war sie nackt, bis auf eine winzige Weißgoldkette um ihre Taille, die ihr Blandis vor einigen Jahren geschenkt hatte. Ihre glatte Haut verriet ebensowenig wie ihre Statur, dass ihre Eltern bereits Mischlinge verschiedener Rassen gewesen waren – der Vater halb Zwerg, halb Mensch, ihre Mutter je zur Hälfte Elbin und Dunkelalb.

    Blandis konnte die Augen nicht von ihren Rundungen wenden, die, da war er ganz sicher, von einem hoch begabten Künstler eigens angefertigt worden waren, nur damit er, Blandis, sie gelegentlich betrachten durfte. Die fraglichen Rundungen bewegten sich auf interessante Weise, als sie mit einem anmutigen Schritt aus dem Bett auf den Dielenboden stieg, zu dem unordentlich abgelegten Haufen ihrer Kleider hinüberging und ihre schwarze Tunika und die violette Hose über die wollene Unterkleidung gürtete. Kurz schüttelte sie das gut schulterlange Giftgrün auf, das ihr als Haarpracht diente, wand daraus auf dem Hinterkopf einen Zopf zusammen und befestigte ihn mit einer Lederschlaufe. Dann griff sie nach dem Riegel an der Tür zum Waschraum. Einen Augenblick lang sah sie ihn mit liebevollem Spott an, während er aus seiner Trance zurückkehrte.

    »Ich werde in ein paar Augenblicken wieder da sein«, erklärte sie. »Wollen wir dann speisen, o großmächtiger Zauberer?«

    »Nur mit euch, holde Maid.« Er schaffte eine vollendet höfische Verneigung. »Nur mit euch.«

    Nach dem Frühstück und nachdem Fenreya hingebungsvoll ihre schenkelhohen schwarzen Stiefel geputzt hatte – eine ihrer Marotten, denen sie mit heiligem Ernst nachging, wann immer sie Gelegenheit dazu bekam – verließen sie die Herberge, um ihren Weg nach der Clannadfeste fortzusetzen.

    Seit dem verpfuschten Morgengrauen hatte die Sonne offenbar ein Einsehen gehabt und gute Teile des Morgennebels zerrissen.

    Tiefblaue Flächen wechselten sich jetzt mit grauen und weißen Wolkenfeldern ab, und ein leichter Wind gab sich Mühe, ihre Anordnung untereinander zu verschieben wie bei einem Feyrods-Geschicklichkeitsspiel.

    Die breite, gut befestigte Hauptstraße, die in Windungen über die leuchtend grüne Hügellandschaft führte, war trocken und recht sauber. Die Nähe der Hauptstadt spielte dabei vielleicht eine Rolle, dachte Blandis, oder aber die Clannad-Lichter.

    So oder so, das Wandern war angenehm in der Morgensonne und den einzelnen, noch recht kühlen Windböen, die das hohe Gras auf beiden Seiten der Straße in Wellenlinen kämmten.

    Vereinzelt trafen sie auf Fuhrleute mit knarrenden, von Ochsen gezogenen Gespannen, oder sie wurden von laut klappernden Reitern überholt, die offenbar dasselbe Ziel hatten wie sie.

    »Wieviel haben wir gestern Abend eigentlich eingenommen?« wollte Blandis wissen, dem seine alte, offenbar weit gereiste Umhängetasche bei jedem Schritt an der Hüfte baumelte.

    Fenreya sah ihn abschätzend an. »Wenn ich's dir verrate, dann willst du nur wieder deinen Anteil erhöhen. Ich kenne dich.«

    »Du sagst mir sowieso nie die Wahrheit, wenn es um die Einnahmen geht«, beklagte er sich theatralisch. »Womöglich bin ich längst ein reicher Mann, eine gute Partie, ohne es zu ahnen? Ich weiß gar nicht, wieso ich mich darauf eingelassen habe, dir die Kasse anzuvertrauen.«

    »Weil es funktioniert, Schatz«, entgegnete sie honigsüß. »Wenn du die Kasse nimmst, haben wir aus irgendeinem Grund nie genug Münzen, um die Herbergen für dich gute Partie zu zahlen oder das Essen. Das Geld scheint dich zu fliehen, wenn es kann.«

    Blandis lachte fröhlich. »Ja – weiche von mir, böser Münz! Wahrlich, du tust gut daran. Ich kann Geld nämlich auch nicht leiden. Die Kronen müssen immer vorsichtig sein, dass ich mir nicht plötzlich etwas überlege, in das ich sie wohl verwandeln könnte.«

    »Ich nehme an, das machst du schon dauernd.«

    Fenreya blieb einen Moment stehen, um ihren Mantelsack auf die andere Schulter zu heben. »Das würde immerhin erklären, warum du stets zu wenig Gold hast, obwohl die Auftritte wirklich ausreichend davon abwerfen.« Sie ging weiter.

    Er drehte sich während des Gehens um und schritt nun rückwärts neben ihr, sah sie aber weiterhin an. »Ja, bei aller gebotenen Bescheidenheit: ich bin der Beste!« erklärte er ohne eine Spur von Arroganz. »Aber ohne dich wäre die ganze Darbietung ohne Wert. Du inspirierst mich, ja, du bist der eigentliche Inhalt meines musikalischen Schaffens.« Bei diesen Worten hatte er die Stimme zu einem rollenden Pathos erhoben und die Arme ausgebreitet.

    »Deines Schmachtens, meinst du wohl«, versetzte die Grünhaarige. »Weißt du, ich mag wirklich nicht alle Liebeslieder, die du geschrieben hast. Ich gebe allerdings zu, dass sie den wesentlichen Teil der Einnahmen bestreiten – die Monde mögen wissen, was die Leute daran finden!« Sie schüttelte den Kopf und verzog die Lippen ob solcher Geschmacksverirrung.

    »Da du sie, wie du sagst, für mich schreibst, ist es nur gerecht, wenn ich die Kasse mache – und dass ich etwas mehr behalte als du. Schließlich …«, sie schien zu überlegen, »was wäre der größte Spielmann aller Zeiten für eine arme Erscheinung, so ganz ohne Inspiration?« Sie ließ einen Augenblick verstreichen und setzte ihr gewinnendstes Lächeln auf, als sie fortfuhr: »… und ohne Kasse?«

    Bis zum Nachmittag hatten sie das Hügelland verlassen und schritten hinaus auf die Große Ebene. Am frühen Abend erblickten sie die Stadt Lissenbrog vor sich, die inzwischen allgemein nur noch als die Clannadfeste bezeichnet wurde, oder vielmehr deren Rand, der sich durch den Jahrmarkt auf eine schier unglaubliche Fläche erweitert hatte.

    So weit ihre Augen reichten, schien die ganze Ebene von wimmelnden Menschen bevölkert, aber auch Elben, Zwerge und einige Dunkelalben waren zu erkennen. Etliche Planwagen, Zelte, offene Gespanne und Pferde vervollständigten das Bild.

    Hin und wieder trug der Wind ihnen Geräusche wie Pferdewiehern, knallende Zeltleinwand, Rufe und Hammerschläge zu.

    »Sieht aus, als würde die Feste belagert!« staunte Fenreya. Sie wies auf eine Art Koppel, die mehrere hundert Schritte vor ihnen lag. Am Rande des Schattens, den die untergehende Sonne auf die Ebene legte, waren einige riesenhafte Gestalten zu erkennen, die in einem Fackelkreis herumstanden.

    »Sieh mal! Trolle. Da, in der Arena.«

    Blandis strich sich seine widerspenstige Locke aus dem Sichtfeld und nickte. »Ich denke, wegen der Schaukämpfe werden sie überhaupt hier sein – und wegen der Bratäpfel, des Spießbratens und des Honigs natürlich. Weil wir gerade davon sprechen:

    ich bekomme allmählich Hunger. Wollen wir uns eine gemütliche Schankwirtschaft da unten suchen?«

    Sie ließ die Gelegenheit verstreichen, ihn wegen seiner Hinwendung zu gutem Essen aufzuziehen. »Gern. Mein Wasserschlauch ist sowieso leer. Ein gutes Glas Met finde ich jetzt sehr verlockend. Und wenn es dazu etwas zu Essen gibt – um so besser.«

    »Darf ich also die liebreizende Maid um ihren Arm bitten – oder euch vielmehr den meinen leihen?«

    Fenreya nickte lächelnd. »Habt Dank, edler Herr!«

    Und Arm in Arm schritten sie, in der allerhöfischsten Etikette, dem Festplatz zu.

    KAPITEL 2 W

    ANDERFALKEN

    Kenoan brummte leise und rollte sich auf die andere Seite. Das Licht der Via, des grünen Vollmondes, schien durch die wolkenlose Nacht herunter auf den geschäftigen Jahrmarkt innerhalb der Clannad-Feste und durch das Fenster des kleinen Gasthauses, in dem er sich momentan aufhielt. Das Rufen von Leuten drang durch die Straßen, Händler boten ihre Waren lautstark an, und der appetitliche Geruch nach warmen Speisen erfüllte die Gassen und stieg sogar bis in ihr Zimmer hinauf.

    Der blonde Mann brummte erneut. Unzufrieden, dass er nicht noch länger schlafen konnte, öffnete er ein Auge, um herauszufinden, welchen Grund seine Umwelt haben mochte, ihn aus seinem friedlichen Schlummer zu reißen.

    Das Gesicht einer jungen Frau mit geradezu unglaubwürdig grünen Augen war das zweite, was in sein Blickfeld fiel – das erste waren ihre langen braunen Haare.

    »Guten Abend, Schatz«, hauchte sie und strich ihm mit einer Strähne über die Wange. »Der Jahrmarkt fängt an.«

    »Jaja.« Kenoan schnaubte genervt und wischte sich die kitzelnden Haare aus dem Gesicht, was sie unweigerlich grinsen ließ. Die grünen Augen fixierten ihn liebevoll.

    »Stell' dich nicht so an. Du hast mir versprochen, dass wir direkt zu Beginn dabei sind!«

    »Ich weiß.« Noch immer war er mit der Idee, jetzt aufstehen zu müssen, nicht fröhlich.

    »Siehst du.« Sie grinste zufrieden und gab ihm einen kleinen Kuss.

    »Und jetzt hoch mit dir! Faul herumliegen und Elbinnen vernaschen kannst du heute Abend wieder!«

    Der blonde Mann lachte leise, während er sich nun doch aufsetzte und durch seine strubbeligen Haare fuhr. Egal, wie oft er sie kämmte oder eben nicht, sie sahen immer aus, als wäre er gerade erst den Federn entstiegen.

    Der stets wache Ausdruck in den intensiv blauen Augen allerdings erzählte eine völlig andere Geschichte über ihn.

    Im Moment jedoch trugen diese Augen einen weichen Schimmer, weil sein Blick andächtig den Bewegungen der Frau folgte, die ihn geweckt hatte.

    Ihrer Natur entsprechend achtete Elyza van Valian nicht auf eventuell neugierige Blicke aus den Häusern gegenüber, sondern hatte ihren biegsamen Körper gerade vollständig entkleidet, um im Schein der Kerzen etwas dem Anlass Entsprechendes anzuziehen.

    Seiner Ansicht nach konnte sie das anbehalten, was sie gerade trug. Lyza verfügte durchaus über Geschmack, und Keno hatte auch nichts gegen Kleidung im Allgemeinen. Doch ihre unverkennbar elbische Art, sich grazil zu bewegen, kam am Besten ohne zur Geltung, fand er. Und dieser Hintern…

    Der Blonde reckte sich ausgiebig und kratzte seinen Dreitagebart, während er mit einem zufriedenen Lächeln den Ausblick würdigte. »Hast du schon irgendwelche Pläne?« fragte er schließlich und gähnte. Sie wandte ihm das Gesicht zu und lächelte.

    »Ja. Mich überraschen lassen, was so auf uns zukommt, und dann mal sehen, wie viel von unseren Einnahmen übrig bleibt, wenn wir hier fertig sind. Vielleicht verdienen wir ja auch noch ein bisschen was.«

    »Also erst überraschen lassen, dann mal sehen, und zum Schluss etwas vielleicht«, wiederholte er. »Ist das von dir, oder handelt es sich um eine von Ráendils Elbenstrategien für leichte Reiterei?« Sie kicherte, und Keno streckte sich wohlig, ehe er sich aus dem weichen Bett quälte, um ans Fenster treten zu können.

    Die Straßen waren, wie er schon erwartet hatte, überfüllt. Und das, obwohl die Clannad-Lichter höchstwahrscheinlich eben erst begonnen hatten. Die Fackeln und Glühwürmchenlaternen erhellten eine leuchtend bunte Marktzeile, deren Ende er vom Fenster aus gar nicht zu erkennen vermochte, obwohl das Gasthaus das letzte Gebäude an der Straße war, unmittelbar vor den Wiesen, die innerhalb der Mauern lagen.

    Seufzend schlurfte er wieder in die Mitte des Zimmers und machte seine üblichen Dehn- und Muskelübungen, ehe er zum Bettgestell schritt und seine Kleidung vom Rahmen fischte. Die breite Narbe, welche sich V-förmig über seine muskulöse Brust zog, verschwand unter einem weißen, frisch gereinigten Leinenhemd. Kurz darauf zog er sich eine Lederhose über und zurrte seine Schnallenstiefel fest.

    Lyza hatte sich mittlerweile immerhin für eine Hose entscheiden können, aber bei der Oberbekleidung schien sie noch zu stocken. Demonstrativ drehte sie Keno ihren schönen Rücken zu, während sie, noch immer mit freiem Oberkörper, an ihren seitwärts ausgestreckten Armen je ein Oberteil hochhielt.

    »Welches findest du besser?« fragte sie, ohne sich umzudrehen.

    »Das in der Mitte.« Kenoan grinste und trat hinter sie, um das angenehm warme, hautfarbene Oberteil in der Mitte einer Qualitätsprüfung von Hand zu unterziehen. Offenbar interessierten ihn besonders die beiden Zierknöpfe in Brusthöhe.

    »Du bist doof.« Sie lachte, ein wenig gequält, weil sie spürte, wie durch seine Berührungen kleine, lustvolle Flämmchen in ihrem Unterleib aufflackerten.

    Voller Liebe blickte sie ihn über die Schulter an.

    »Du sollst gucken – nicht spielen!« rügte sie in halbem Ernst.

    »Also welches jetzt?«

    »Öhm …« Kenoan verzog das Gesicht, trat einen Schritt zurück und besah sich beide Kleidungsstücke. Eine elbische, moosgrüne Tunika und ein weinrotes, verziertes Oberteil mit einem Zipfel, welcher den Bauchnabel verdeckte.

    »Hast du auch ein Bauchfreies?«

    »Ich trag´s gerade.« Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der blonde Mann lachte und deutete auf die moosgrüne Tunika.

    »Das Grüne. Ich mag deinen Bauch aber trotzdem. Und alles andere von dir auch.«

    Keno trat wieder hinter sie, legte die flachen Hände auf ihr Gesäß und begann, sie zärtlich zu massieren.

    Ihre grünen Augen leuchteten.

    »Dir zeige ich es ja auch gern«, versicherte sie und strich sachte seine Hände nach unten weg. »Aber nicht allen anderen.« Sie drehte sich halb zu ihm und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.

    »Und jetzt spar' dir bitte all die Ideen, die mit meinem Körper zu tun haben, für nachher auf und sattle schon mal die Pferde, während ich mich anziehe.«

    »Ich werde keine einzige Idee vergessen, bis – nachher.«

    Mit einem erwartungsvollen Lächeln nickte er und griff nach seinen Schwertgurten, der braunen Wildlederjacke und ihrem Bogen nebst Köcher.

    »Ihr wisst, dass auf den Lichtern das Tragen von Waffen jeder Art verboten ist, oder? – Ich wollt's ja nur gesagt haben, Herr, nichts Persönliches.« Der klopsrunde Wirt hob abwehrend die Hände, als Kenoan ihn schweigend musterte.

    »Es ist nur – die Stadtwache ist natürlich nervös, wisst ihr?« fuhr der Dicke mit verschwörerischer Miene fort. »Alles voll mit neuen Wachen, von überall her. Aber am Schlimmsten sind die Rotschärpen – lasst euch von denen nicht erwischen. Die fackeln nicht lange!«

    »Danke«, erwiderte der Blonde nur. Er bezahlte die Zeche und legte noch etwas obendrauf dafür, dass der Wirt das Zimmer einen ganzen Aætonzyklus lang für sie freihielt. Das Goldfunkeln in den winzigen Augen des Mannes, der die Münzen gedankenschnell von der Theke in seine Hand wischte, war dem Blonden Zustimmung genug.

    Mit dem Kopf schüttelnd verließ er die Schenke in Richtung der Ställe. Menschen waren so unglaublich bestechliche Geschöpfe. Kein Wunder, dass sie sich mit den Zwergen so gut verstanden.

    Der Blonde sah sich kurz im Stall um. Trotz der abendlichen Lichtverhältnisse waren ihre Elbenpferde nicht schwer zu finden zwischen all den Füchsen und Schecken. Nun, ein schwarzer Hengst mit weißer Blesse auf den Nüstern und eine Stute in der genau entgegengesetzten Farbkombination, jedoch mit demselben muskulösen Körperbau, würden in jedem Stall auffallen, dachte er.

    Er verstand durchaus, dass die Leute ihre Tiere lieber im Stall ließen, als sie mit durch die vollen Straßen der Clannad-Lichter zu schleifen. Aber Lyza bestand darauf, dass sie die Pferde mitnahmen, und er wollte seiner Liebsten diesen Wunsch nicht abschlagen – ganz abgesehen davon, dass er sich sowieso nicht hätte durchsetzen können.

    Lächelnd durchquerte er den Stall, bis er bei den Elbenpferden anlangte. Er konnte zwar keinen Stallburschen erblicken, aber Keno wusste, dass Seyvian und Loryven recht gut auf sich selbst aufpassen konnten. Zweimal hatte man versucht, die Tiere zu stehlen, und zweimal waren die Diebe schmerzhaft an ihrer Beute gescheitert.

    Loryven, die weiße Stute, schnaubte glücklich, als er den schwarzen Fleck zwischen ihren Augen streichelte. Eine lange, nasse Zunge, schräg durch sein Gesicht gezogen, drückte ihre Freude über das Wiedersehen aus.

    »Ja, ich freue mich auch«, erwiderte er trocken und wischte sich mit dem Ärmel den Pferdesabber ab.

    Seyvian wieherte amüsiert. Mehrmals schüttelte er den tiefschwarzen Kopf und brummelte unternehmungslustig, während Kenoan die leichten Elbensättel über den Schabracken verzurrte, den Bogen in der Sattelhalterung verstaute und schließlich beide Tiere bei den Zügeln nahm.

    Es überraschte ihn immer wieder, wie willig sich der Hengst führen ließ, wenn es in Richtung seiner Reiterin ging. Seyvian würde sich sonst nie dazu herablassen, auf einen Befehl zu hören, der von einem Mann kam – vor allem nicht von Kenoan.

    Lyza stand bereits draußen, in ihrer moosgrünen Tunika, und sah atemberaubend aus. Das tat sie in seinen Augen sowieso immer, aber diesmal eben noch mehr als sonst.

    Die Brünette lächelte erfreut über das unausgesprochene Kompliment und nahm seine Hand in die eine und die Zügel von Seyvian, dem sie zur Begrüßung die Stirn an die Nüstern gelegt hatte, in die andere Hand. »Wollen wir dann?«

    Der Markt war, wie erwartet, bereits zu Anfang völlig überfüllt. Doch trotz allem hatte die ganze Atmosphäre einen unglaublichen Charme inne. Alle Menschen wirkten so frei und unbekümmert. Die Glühwürmchenlaternen strahlten ein sanftes grünes Licht aus, welches alles ungemein friedvoll wirken ließ. Als hätten sich die Menschen die Gewalt für die Zeit der Lichter einfach abgewöhnt.

    Überall waren Stände aufgebaut, hunderte Pferde und noch viel mehr Menschen, geradezu unzählige, waren in den breiten Straßen der Stadt unterwegs, suchten nach Waren, welche ihnen zusagten, lauschten irgendwelchen Spielleuten oder Erzählern oder vergnügten sich an Spielen, die in großer Zahl angeboten wurden.

    Lyzas Augen strahlten heller als Sterne. Voller Begeisterung sah sie sich auf dem Markt um und schien gar nicht soviel auf einmal in sich aufnehmen zu können, wie sie wollte. Gebannt lauschte sie der Musik und sah den teils fremdländisch anmutenden Tänzen zu.

    Kenoan lächelte über den Anblick, den seine Liebste bot. Sie wirkte wie ein Fohlen, das gerade lernte, durch die Wiese zu springen.

    »Das ist ja unglaublich.« Staunend sah sich die junge Frau um, während Keno sich bemühte, darauf zu achten, dass sie vor Begeisterung nicht irgendwen umrannte. Wenn man sich hier aus den Augen verlor, hatte man definitiv ein Problem.

    »Weiß ich.« Der Blonde grinste über ihr Verhalten und sah sich seinerseits um. Hier wurde wirklich alles verkauft, was man sich vorstellen konnte. Und auch einiges, was man sich bis dahin lieber nicht vorgestellt hatte.

    Sein Blick fiel auf einen Händler, welcher sich offenbar auf Hörner spezialisiert hatte, denn er führte neben den üblichen Geweihen und Trinkhörnern auch eine größere Anzahl der langen, gefährlich spitz zulaufenden Ogerhörner.

    Wenn er über vorhergegangene Begegnungen mit Ogern nachdachte, schauderte es ihn noch immer. Diese riesigen gehörnten Wesen waren, im Gegensatz zu den Trollen, allesfressende, nachtaktive Menschenjäger, welche nur vor befestigten Städten zurückschreckten – zumindest gelegentlich.

    Mit den Trollen trieben die Menschen sogar manchmal Handel. Vor allem dann, wenn es um Süßigkeiten oder gegrilltes Fleisch ging, denn so gut wie alle Trolle hatten eine sehr ausgeprägte Vorliebe für Süßes – und eine fast noch ausgeprägtere Angst vor dem Feuer.

    Keno grinste, als er eines der felligen Wesen dabei beobachtete, wie es mit einem dicken Finger im Mund vor einem Stand mit Grillfleisch stand und mit der anderen Riesenpranke dem Händler einen Edelstein als Tauschwert für das Fleisch hinhielt, wobei es ängstlich darauf achtete, den fellbesetzten Baumstamm, der unter Trollen wohl als Arm durchgehen mochte, weit genug von dem flackernden Grillfeuer entfernt zu halten.

    Es gab hier wirklich Waren und Anbieter aus allen Regionen des Landes. Wenn man so darüber nachdachte, war es schon erstaunlich. Einhundertneunundsechzig Clans, welche das Land unter sich aufgeteilt hatten, und trotz allem gab es, sogar außerhalb der Elbenwälder und des Gebirges, noch freie Bereiche. Und in jedem dieser Gebiete gab es andere Sitten, andere Bräuche und teilweise Akzente. Das Land war mittlerweile so vielfältig geworden wie seine Bewohner.

    Vor ihnen erkannte Kenoan einen ausladenden Fackelkreis mit einem offenbar aufgebauten Kampfring dazwischen, und das begeisterte Funkeln fand nun auch den Weg in seine Augen.

    »Lyz!«

    »Hm?« Die Braunhaarige sah ihn fragend an.

    »Sieh mal!« Er deutete mit dem Kinn auf den Fackelkreis, und sie verdrehte belustigt die Augen.

    »Du bist unverbesserlich, weißt du das?«

    »Weiß ich. Liebst du mich trotzdem noch?« Betont unterwürfig sah er sie an.

    Lyza lachte, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn.

    »Ich schätze, das kann ich mit mir vereinbaren. Jetzt geh und verprügel' sie!« Ein Strahlen lag in den grünen Augen, während sie die Stirn kurz an seine legte.

    »Natürlich.« Kenoan lachte und sah sich nach dem Veranstalter um, während er Lyza die Zügel seiner Stute in die Hand drückte.

    KAPITEL 3 T

    ROLLTANZ

    Blandis von Trenead war in Menschenansammlungen wie hier in seinem Element, das war deutlich zu merken. Nachdem sie ihre Sachen in der Gemeinschaftsherberge abgelegt und wirklich gut – und teuer – gegessen hatten, wobei auch die Sache mit dem Met nicht zu kurz gekommen war, steuerten Fenreya und er als Nächstes auf die Schaukampfringe zu.

    Etliche schweißglänzende, muskelbepackte Männer, knorrig gedrungene Zwerge und sogar einige Trolle balgten sich dort im Schein der Fackelreihen im Matsch herum.

    Der aufgewühlte Boden war offensichtlich nicht nur von Männerschweiß angefeuchtet worden, wie ein durchdringender Biergeruch nahelegte, der die Mischung aus dem Harzduft der Fackeln, dem Rauch aus den Pfannen und Kesseln und schwitzenden, betrunkenen Zuschauern sogar noch überlagerte.

    Fenreya würgte und hielt sich reflexartig die Hand vor den Mund. »Ach du lieber Mond!« ächzte sie. »Was – was stinkt denn hier so?« »Das sind die Vorteile einer Großveranstaltung, meine Liebe«, erklärte Blandis salbungsvoll. »Es ist voll, es ist laut, und es – naja, es stinkt, das muss ich zugeben. Komm mit, gehen wir da hinüber. Ich nehme an, dahin kommt etwas mehr frische Luft.«

    Vorsichtig auf etwaige Hinterlassenschaften am Boden achtend, umrundeten sie die Arena etwa zu einem Viertel, vorbei an Bauern, Adeligen, Elben und ein paar hart aussehenden Soldaten mit auffallend roten Schwertschärpen, bis sie zu einer Stelle gelangten, wo nur eine Handvoll Zuschauer an den Absperrungen standen.

    Die meisten sahen gebannt einem Kampf zu, welchen ein halbnackter, durchtrainierter Mann offensichtlich im Begriff war zu verlieren. Das schien immerhin weniger an dem Mann zu liegen als an dem anderen Teilnehmer: ein waschechter Troll hatte den Kämpfer eben in einen Bärengriff genommen, und es sah alles danach aus, als werde er diesen Griff erst vom Leichnam seines Gegners lösen.

    Die mehr als neun Fuß Fellberg hatten die haarigen, baumstammdicken Arme um den Leib des blonden Mannes geschlungen, und die zusammengekniffenen Schweinsaugen funkelten in tödlichem Schwarz, während sie den sich Windenden beobachteten.

    Lyza, die den ungleichen Kampf aufmerksam verfolgte, war nur froh, dass Trolle keine Krallen hatten wie Oger.

    Fenreya bekam große Augen und krallte sich

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