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Von Armen Rittern, Falschen Hasen und Verlorenen Eiern: Gerichte, die sich einen Namen machten
Von Armen Rittern, Falschen Hasen und Verlorenen Eiern: Gerichte, die sich einen Namen machten
Von Armen Rittern, Falschen Hasen und Verlorenen Eiern: Gerichte, die sich einen Namen machten
eBook214 Seiten1 Stunde

Von Armen Rittern, Falschen Hasen und Verlorenen Eiern: Gerichte, die sich einen Namen machten

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Über dieses E-Book

Die Lektüre dieses Kochbuchs verführt zum Essen mit kundiger Zunge. Auch wenn man nicht allzu tief in die Töpfe schauen will: Ein Unterscheidungskriterium zwischen Mensch und Tier besteht darin, dass der Mensch neben Rohem auch Gekochtes isst. Wer könnte dem widersprechen, dass Tiere nicht kochen? Ein nicht minder wesentlicher Unterschied aber ist die Beherrschung der Sprache und die Entwicklung der Schrift. Dieses Kochbuch geht - nicht immer bitterernst - dem Zusammentreffen beider Fähigkeiten nach und erzählt die Geschichten hinter den »sprechenden« Rezeptnamen: dem Gulasch, der Bombardierung von Adrianopel, dem Schlesischen Himmelreich, den Faustschlag-Kartoffeln und rund hundert anderen.
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition diá
Erscheinungsdatum19. Sept. 2014
ISBN9783860345559
Von Armen Rittern, Falschen Hasen und Verlorenen Eiern: Gerichte, die sich einen Namen machten

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    Buchvorschau

    Von Armen Rittern, Falschen Hasen und Verlorenen Eiern - Beate Engelbrecht

    Über dieses Buch

    Die Lektüre dieses Kochbuchs verführt zum Essen mit kundiger Zunge. Auch wenn man nicht allzu tief in die Töpfe schauen will: Ein Unterscheidungskriterium zwischen Mensch und Tier besteht darin, dass der Mensch neben Rohem auch Gekochtes isst. Wer könnte dem widersprechen, dass Tiere nicht kochen? Ein nicht minder wesentlicher Unterschied aber ist die Beherrschung der Sprache und die Entwicklung der Schrift. Dieses Kochbuch geht – nicht immer bitterernst – dem Zusammentreffen beider Fähigkeiten nach und erzählt die Geschichten hinter den »sprechenden« Rezeptnamen: dem Gulasch, der Bombardierung von Adrianopel, dem Schlesischen Himmelreich, den Faustschlag-Kartoffeln und rund hundert anderen.

    Die Autorin

    Beate Engelbrecht, geboren 1952, schloss ihr Studium der Ethnologie, Soziologie und Nationalökonomie mit Promotion ab. Sie arbeitet als Ethnologin, Filmschaffende und freie Autorin in Göttingen. Gemeinsam mit Ulrike Keyser veröffentlichte sie den Band »Mexikanisch kochen«.

    Beate Engelbrecht

    Von Armen Rittern, Falschen Hasen und Verlorenen Eiern

    Gerichte, die sich einen Namen machten

    Edition diá

    Inhalt

    Gerichte, die sich einen Namen machten

    Die Geheimsprache der Speisen

    Das Essen der Weisheit mit Löffeln

    Das »kochende« Tier

    Die Buchstabensuppe

    Das Federbett der schönen Helena

    Am Anfang war das Wort

    Das Entstehen der Kochbücher

    Wer macht die Namen der Gerichte?

    Suppen

    Goldene Jouch

    Potage Parmentier

    Sparschwein

    Quer durch die Garde

    Königinsuppe

    Ratio

    Mitternachtstraum

    Vogelsberger Motten

    Schabenschlamm

    Wan-Tan-Suppe »Feuergott«

    Geisha-Suppe

    Ramadan-Suppe

    Fleisch

    Exaltiertes Schwein

    Inquisitionsgericht

    Höllenspeise

    Saltimbocca

    Schlesisches Himmelreich

    Gulyás hús

    Eisbein mit Sauerkraut

    Manchamanteles

    Fürstenspieß

    Cordon bleu

    Hünkar beğendı

    Carpet-bag-Steak

    Hackfleisch

    Tofu nach Art der pockennarbigen Alten

    Kadin göbeği

    Falscher Hase

    Flautas del Norte

    Fisch und Meeresfrüchte

    Miesmuscheln mit Reis

    Angels on Horseback

    Der Hering der Müllerin

    Ägyptischer Zitronenfisch

    Labskaus

    Pastel com Diabo dentro

    Apofo annto

    Katerkiller

    Unsterbliche Forellen

    Geflügel

    Blindes Huhn

    Mole negro

    In Salz versunkenes Hühnchen vom Ostfluss

    Euro-Hähnchen mit Zehen

    Pipis

    Drei-Freunde-Curry

    Berliner Bierhahn

    Hühnerfleischwürfel nach Art des Gongbao

    Akoko mmire

    Getreide- und Reisgerichte

    Bombardierung von Adrianopel

    Yin-Yang-Reis

    Arroz de Viúva

    Moros con Christianos

    Fiesta-Reis

    Jan im Sack

    Kartoffeln und Gemüse

    Hadern

    Imam bayildi

    Polsterkartoffeln

    Schusterpfanne

    Himmel und Erde

    Faustschlag-Kartoffeln

    Leipziger Allerlei

    Frijoles borrachos

    Eier- und Teiggerichte

    Ohrfeige

    Kichererbsen-Couscous mit Rosinen

    Arme Ritter

    Maultaschen

    Verlorene Eier mit Joghurt

    Goi Cuon

    Professorenvesper

    Kalte Küche

    Fisch-Sandwich

    Schachbrettschnitten

    Nordseewellensalat

    Laubenpiepersalat

    Bettelmann

    Saucen

    Bagna cauda

    Teufelssauce

    Ntorewa froe

    Haushofmeistersauce

    Arme-Leute-Sauce

    Salatsauce Wüstenart

    Chaudeau

    Süß- und Nachspeisen

    Olhos de Sogra

    Mohr im Hemd

    Sopa borracha

    Alis Tante

    Liebesbirnen

    Volkskompott

    Belle Marquise

    Gebäck und Kuchen

    Bienenstich

    Toucinho de Céu

    Damenzungen

    Baisers

    Nonnenfürzchen

    Sonhos

    Baba au Rhum

    Tigerklauen

    Dáktila ton kirión

    Windbeutel

    Papos de Anjo

    Pé de Anjo

    Quindim

    Drinks

    Fliegender Holländer

    Pharisäer

    Garantiegetränke

    Sangue real

    Alter Schwede

    Drachen- oder Türkenblut

    Irish Coffee

    Fahrers Kraftstoff

    Frühlingsmilch

    Sommerfrische

    Impressum

    Gerichte, die sich einen Namen machten

    Im Jahr 1850 entwickelte Eduard Pokorny eine – dem »Sag’s mit Blumen« verwandte – »Geheimsprache der Speisen«.

    Die Geheimsprache der Speisen

    »Ach, was soll ein junger Mensch mit Blumen machen? Sie werden welk, sie verlieren den Geruch, sie verdorren … Von Rosen wird kein Mensch satt …

    Damit durch die angedeutete Speisen- und Getränkesprache aber nicht etwa fatale Missverständnisse entstehen und die zärtlichen Herzen durch den Kanal des Magens auseinandergebracht werden können, so wäre es sehr ersprießlich, wenn die Symbolik dieser Sprache eine allgemeine Verbreitung und Anerkennung finden möchte, mit anderen Worten, wenn sie recht bald die siebzehnte Auflage erreichte …

    Blauer Fisch: Ich rechne auf Ihre Verschwiegenheit und Diskretion.

    Stockfisch: Sieh, wozu du mich gemacht hast!

    Faschiertes: Du schmollst?

    Rindszunge: Sprich du für mich: Ich liebe dich.

    Kuttelflecke: Sie sind ein Mann, der sich gewaschen hat.

    Schweinefleisch mit Bier: Sie sind mir zu gemein.

    Gesulzte Kalbsfüßeln: Ich will dich auf Händen tragen! Warum hast du mich denn im Magen?

    Gezogener Strudel: O Spröder sprich, wann kommen wir ans Ziel? Ich werde nämlich alt, und du wirst mählich kühl.

    Spanische Winde (leere): Es ist nichts hinter Ihnen. (Gefüllte, als Antwort): O ja, es ist was hinter mir.

    Aal: Sie wollen mir entschlüpfen, Sie feiner Hecht.

    Schmierkäs: Mund an Mund, Brust an Brust, hingegossen in ewige Lust.

    Bärenpratzen: Hüten Sie sich vor meinem Gemahl!

    Schwarzer Hase: Ich erwarte Sie mutig im Dunkeln der Nacht.

    Chaudeau (Weinsauce): Dein Wesen betäubt mich.

    Gerührte Eier: Unsere Seelen sind ineinander verschwommen.

    Gerstel: Sieh, wie der Gram meine Wangen gebleicht hat!

    Rote Rüben: Pfui, schämen Sie sich doch!

    Pickelhering: Wollen Sie etwa Ihren Spaß mit mir treiben?

    Omelette: Machen Sie doch keinen solchen Lärm wegen so einer Kleinigkeit.«

    »Die Küche einer Gesellschaft ist eine Sprache, in der sie unbewusst ihre Struktur zum Ausdruck bringt, es sei denn, sie verschleiere nicht minder unbewusst ihre Widersprüche.« (Claude Lévi-Strauss, »Der Ursprung der Tischsitten«)

    Das Essen der Weisheit mit Löffeln

    Die Warnung aus dem 12. Jahrhundert vor Eselsfleisch, »das nach der Dummheit stinkt, die ihm innewohnt«, wurde von allen verstanden. Heute fehlt diese Spezialität auf europäischen Speisekarten. Die im selben Werk formulierte Empfehlung von Igelfleisch, »dessen Gesundheit sich auf den Esser übertrage«, stach nicht annähernd so heraus und blieb unerhört.

    Die Esskultur ist ein Bestandteil menschlichen Verhaltens, die weit mehr beinhaltet als die Aufnahme von Nahrung zur Überlebenssicherung. Sie gehört zu den Bereichen der Kultur, aus denen wir Bewusstsein für unsere Identität schöpfen. Alles, was das kulturelle Leben ausmacht, ist bewusst oder unbewusst in ihr verwoben, und Religiöses, Rechtliches, Ökonomisches, Moralisches, Politisches oder Mythisches kommen in ihr zum Ausdruck. Nahrung dient der Befriedigung primärer Existenzbedürfnisse, aber auch der Ausübung sekundärer Kulturformen wie Kommunikation, Prestige, Geselligkeit oder der Gewährung von Gastfreundschaft. Schon Friedrich Nietzsche behauptete, Speiseordnungen seien zugleich »Offenbarungen über Kulturen«.

    Nicht erst seit Hildegard von Bingens »Physica« aß und isst der Mensch Bedeutung. Die Vorstellung, mit jedem verschluckten Kaninchen stiege die eigene Sehkraft, jede einverleibte Antilope oder jeder verspeiste menschliche Feind stärke die eigene Schnelligkeit und Kraft, reicht bis in die Vorzeit. Selbst wenn der Mensch die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen hat, sein Mundwerk steht nicht still. Banal wie allumfassend: kein gemeinschaftsbildendes Ritual, zu dem nicht zusammen getrunken, gegessen und ebendies mit Bedeutung aufgeladen wird.

    Um einmal nicht vom größten abendländischen Bedeutungsschmaus, dem Abendmahl, zu reden: Im Christentum reichte man zu Ostern, am Ende der

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