Es gibt diesen Mann
Von Anna Kaleri
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Über dieses E-Book
Präzise und komisch, flirrend und voll tolldreister Ironie erzählt Anna Kaleri in ihrem Prosadebüt vom Mann in allen Männern, den sie – obwohl das Zusammenleben mit ihm ein mutwilliges Experiment ist – doch lieben könnte.
Pressestimmen:
Mal gelungen-witzig, mal schnodderig, mal sehnsüchtig, dann wieder gewollt cool, dabei immer auf der Suche nach dem Richtigen und dem geglückten Augenblick mit ihm, was natürlich niemals gelingen kann, aber Ansporn genug ist.
Frankfurter Rundschau
Anna Kaleri hat einen ironischen und lakonischen Ton entwickelt, mit dem sie von Mann und Frau ganz selbstverständlich in ihrer Welt der unmöglichen Verständigung erzählt. ... Ein erstaunliches Debüt. Man kann der jungen Autorin nur viele Leser wünschen.
SWR2
Der witzige Einfall wird wie eine musikalische Idee variiert, durch etliche Tonarten, mit überraschenden Facetten.
Neue Zürcher Zeitung
Spielerisch kombiniert Anna Kaleri in den erzählerischen Miniaturen Zartes mit Krassem, amüsant geht es zu, skurril, auch brutal; Körpernähe entpuppt sich als menschlicher Abgrund, während eine surreale Szene sehr erotisch sein kann. Ihr Grundton ist lyrisch. Das bringt Ruhe in die vielen Episoden und bindet die Spitzen und die nicht selten überraschende Dramaturgie. Deutlich ist die Kraft des eigenen Tons zu hören. Und wenn die spürbar ironische Erzählhaltung eine kleine Philosophie durchscheinen lässt, bleiben die Texte dennoch erfrischend leicht; sie klingen gut und nach Lebensfreude, die weiß, dass es schwierig ist.
Deutschlandfunk
Es gibt dieses Buch.
TAZ
...witzig und voller Wahrheiten. Kaleris Prosa steigert sich zu einem atemberaubendem Tempo und erinnert die Sprachakrobatik eines Ringelnatz. Es gibt dieses Buch. Und es ist einsame Spitze.
Woman
Ihr Buch hat mir gefallen. Sie verwenden diese Form souverän und interessant. Freue mich, dass mein Buch irgendwie Ihre Arbeit beeinflusst hat.
Péter Esterházy
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Buchvorschau
Es gibt diesen Mann - Anna Kaleri
Anna Kaleri
Es gibt diesen Mann
I M P R E S S U M
Anna Kaleri
Es gibt diesen Mann
Von der Autorin durchgesehene Neuauflage
© Lindenau Verlag, Leipzig 2012
http://www.lindenauverlag.de
Buchcover: Alice Männl
Unter Verwendung einer Illustration von Anja Mattenklott aus der Siebdruckmappe „Es gibt diesen Mann"
Korrektorat: Cornelia Clauß, sophia|text
ISBN: 978-3-9815447-0-1 (epub)
Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung der Autorin nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden.
E-Book-Produktion und -Distribution
http://www.xinxii.com
Inhalt
Der Feind in meinen Kissen
Das Haus, in dem wir
Freundschaftsspiel oder Das ewig Weibliche
Der Schweizerkuss
Der große Tag
Schmetterling
Armer schwarzer Vogel
Wir lieben unsere Wälder
Blume zu Blume, Holz zu Holz
Die Negativrose
Mein Freund Bunbury
Hühnchen und Hähnchen
Fischsüppchen
Beinah (triviales Gedicht)
Blind
Vergessen
Königreich
Unterstützung
Großer Bahnhof
Virtuell
Tempeldiener
(Ver)hüten
Siasi se pasa la vida
Vor der Tür
Die Kräfte, Säfte, Geschäfte
Blaue Bank Deutschland
Alle Tage
Geschweige
Beobachterli
Berge machen
Der See und die See
Leichte Beute
Von Kühlschränken, Pistolen und anderen Erklärungsversuchen
Exempel
Königin der Amazonen
Strahlend
Seidenfaden
Mein Herr Brecht schreibt kein Gedicht
Christian Wulpius
Kirschkernbäume
Hundert Jahre sind schnell vorüber
Bone
Der Feind in meinen Kissen
Es gibt diesen Mann. Er ist Katholik. Bis zu dieser Entdeckung war unser Zusammensein harmonisch. Natürlich hätten wir es gleich wissen sollen, denn sein Vater war Sizilianer und seine Mutter kam aus einer dermaßen armen Gegend, dass der einzige Reichtum der Leute das Gold in den Kirchen war. Dort wo ich herstamme, glaubte man, jeder halbwegs aufgeklärte Mensch, auch ein katholischer, müsse die Leistungen Luthers für die Menschheit zu würdigen wissen.
Es war eines Sonntagmorgens. Der Hahn krähte. Die Glocken hatten wahrscheinlich schon vor langer Zeit geläutet. Der Hahn kam aus dem Lautsprecher von Bofrost, die jetzt auch sonntags verkaufen dürfen. Da also entdeckten wir unsere Glaubensunterschiede. Und die hatten praktische Folgen. Erstens, dass wir nie heiraten könnten, unsere Familien würden sich gegenseitig Gift in den Sekt mischen, kein Pfarrer würde uns trauen, keine Kirche würde uns ihre Tür aufschließen. Natürlich hatten wir nicht vor zu heiraten. Zweitens würden wir uns bei der Frage, wie wir unsere Kinder taufen lassen sollten, arg streiten und entzweien. Kinder wollten wir keine. Drittens hatten wir beide mit Gott nichts zu tun. Wir waren sogar ausgesprochen gottlos. Es ging nur ums Prinzip.
Wir fuhren nach Lutherstadt Wittenberg. Der Mann fotografierte die Judensau am Giebel der Predigerkirche und fand so viele Beweise für Luthers Vergehen wie Pflastersteine auf der Straße. Er erklärte mir, wie lustig das Sündigen für einen Katholiken sei und wie die Italiener ihre Mütter verehrten und dass sie sich immer bekreuzigten, bevor sie jemanden umlegen.
Wir kauften Luthers 95 Thesen auf Deutsch, Italienisch und Lateinisch und schlugen sie uns gegenseitig um die Ohren. Dann lasen wir die Bibel auf Deutsch, Italienisch, Lateinisch und Althebräisch. Dann waren wir sehr alt und hatten unser Leben damit zugebracht, uns innig zu hassen.
Das Haus, in dem wir
Es gibt diesen Mann. Er baut ein Haus. Eigentlich mit mir. Und eigentlich hier. Wir fangen nicht gerade mit dem Dach an. Ein paar Fenster hatten wir schon, weil Fenster das Allerwichtigste sind. Wo andere Leute Türen benutzen, da spazieren wir geradewegs zum Fenster hinein. Wir wandeln die Gänge entlang, schwingen uns die Treppen hinauf und rutschen auf dem Geländer runterwärts.
Wir gehen, indem wir eine Bodenplatte vor die Nächste setzen, dann fällt uns ein, dass wir noch ein paar Mauern brauchen, dann sehen wir ein kleines Loch im Dach, durch das die Tauben kacken, und vom Dach aus entdecken wir ein