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Yanko IV: Sunrise
Yanko IV: Sunrise
Yanko IV: Sunrise
eBook486 Seiten7 Stunden

Yanko IV: Sunrise

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Über dieses E-Book

"Yanko IV - Sunrise" ist der vierte Band der Yanko Serie.
Nachdem sich Yanko wieder einmal nur mit Alkohol, Drogen und schließlich auch durch ziemlich ausufernden Sex versucht hatte irgendwie über Wasser zu halten, um überhaupt eine Art Leben zu leben, erleidet er einen Zusammenbruch.
Notgedrungen beginnt er wieder eine Therapie, die er allerdings wegen unvorhergesehener Dinge bereits nach kurzer Zeit abbricht. Mehr oder weniger freiwillig gerät er schließlich in die kriminellen Machenschaften eines Motorrad Clubs, während er weiterhin massiv unter den Folgen seiner bisherigen Traumata leidet - und ihn erneut schreckliche Ereignisse an den Rand dessen bringen was er ertragen kann.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum31. Okt. 2014
ISBN9783738662412
Yanko IV: Sunrise
Autor

Anžy Heidrun Holderbach

Shift into Divine - Think unlimited Freestyle Entertainment, Germany www.anzyheidrunholderbach.com

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    Buchvorschau

    Yanko IV - Anžy Heidrun Holderbach

    Rain and storm come with the night

    there is no wrong and no right

    your mind haunts an unknown ghost

    slave of what you need the most

    You're standing on a grassy hill

    you feel lost and ill

    cold rain runs into your soul

    no home – no place to go

    The lights down in the windows

    are only lonesome shadows

    nothing seems to be true

    no home – no place for you

    Dark grief and agony

    greed for pleasure and harmony

    yearning for an unknown aim

    black despair burns deep again

    Where do I belong?,

    your heart screams against the storm.

    Where is my home, where do I belong?

    Slowly you turn around

    and you see some horses and a crowd

    the people beckon you to come along

    that might be what you belong

    Through your frozen pain

    now, you feel something again

    your icy wall is melting away

    and then you know where to stay

    That's what I belong!, and your heart sings their song

    "Here is my home, where I belong.

    Here is my home, here is where I am at home!"

    Aufgeregte Worte, die er nicht verstand, waren das erste was Yanko wahrnahm, als er durch ein Rütteln an seiner Schulter wieder zu sich kam. Der Duftschwall eines aufdringlichen Parfums würgte ihn sofort im Hals, und er rappelte sich so schnell wie möglich hoch in den Stand. Eine Gruppe russischer Touristen stand dicht gedrängt um ihn herum und gestikulierte wild durcheinander. Offenbar versuchten sie ihn damit fragen zu wollen, ob er einen Arzt bräuchte. Als Yanko einigermaßen wieder denken konnte, wehrte er dies mit einem Winken ab und murmelte auf Englisch, dass er ok sei. Die Frau mit dem penetranten Parfum kam daraufhin jedoch noch einmal aufdringlich nahe und vergewisserte sich in gebrochenem Englisch, dass es Yanko auch wirklich gut ginge, entfernte sich dann aber schließlich zusammen mit der Gruppe in Richtung Hafen.

    Yanko setzte sich erst einmal und suchte in seinen Erinnerungen danach was passiert war. Ihm war schlecht, und er fühlte sich auch sonst ziemlich elend. Er ließ den Blick am Strand entlanglaufen und entdeckte ein paar Meter weiter rechts sein Surfbrett, das noch halb im Wasser lag.

    Nach und nach kam dann die Erinnerung zurück, allerdings nur bis zu einem gewissen Moment. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich die Seele aus dem Leib geschrien, und vor lauter Tränen nichts mehr gesehen hatte. Kurz darauf hatte der Wind plötzlich aufgefrischt und ihm so druckvoll ins Gesicht geblasen, dass er kaum noch atmen konnte, und dann war da das Gefühl zu fliegen - wie ein Vogel hoch in der Luft und weiter in den Himmel hinauf, zur Sonne.

    Yanko rieb sich das Gesicht und untersuchte seinen Körper nach Verletzungen, doch zu seiner Verwunderung und Erleichterung fand er keine.

    Kurz überlegte er, ob er einfach wieder nach Mykonos zurück surfen sollte, doch als er aufstand, wurde ihm für einen Moment lang schwarz vor Augen, und daher beschloss er lieber das Touristenboot zu nehmen.

    Die nächsten Tage in diesem herrlich warmen September verkroch er sich in seiner Höhlenwohnung auf Mykonos und stand nur auf, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Er war so erschöpft, dass er die meiste Zeit schlief und das tief und traumlos. Irgendwann dann, als sich die Alkohol- und Drogenvorräte dem Ende zu neigten, schleppte er sich die paar Kilometer nach Mykonos Stadt hinein und ging einkaufen.

    Er besorgte sich sogar etwas zu essen, setzte sich danach in ein Café und checkte seine Mailbox, auf der sich, ganz wie erwartet, eine Unmenge sorgenvoller Anrufe befand, die ihm schon beim Abhören der allerersten Nachricht total auf die Nerven gingen. Mit zitternder Hand trank er schließlich den Espresso aus und schüttete den Ouzo gleich hinterher. Dann legte er Geld auf den Tisch und ging zurück zum Auto.

    Nach einer weiteren Woche im Drogen- und Alkoholrausch, die er meistens im Bett verbracht hatte, packte er antriebslos und missmutig seine Sachen, um die Insel zu verlassen. Die nächste Bandtour stand vor der Tür, und er musste zurück in die USA.

    Yanko hatte zwar keinen blassen Schimmer, wie er die bevorstehende Tour auch nur annähernd überstehen sollte, aber er trat den Flug dennoch an, fühlte sich dabei allerdings wie ferngesteuert.

    Wie schon befürchtet, war die kommende Tour für Yanko alles andere als spaßig. Er quälte sich durch die Tage und versuchte alles Erdenkliche, damit die anderen nichts davon mitbekamen, dass er das enorme Pensum von Interviews, Meetings und Konzerten nur noch mit Hilfe von Drogen halbwegs schaffte. Das permanente Konfrontiertsein mit der tragischen Geschichte und der nicht viel besseren Gegenwartssituation der Roma war für Yanko noch zusätzlich äußerst belastend, und die paar wenigen Versuche die Interviews aufzuteilen, damit Nino einen Teil davon übernehmen könnte, scheiterten an den Auflagen der jeweiligen Redakteure, denn diese wollten ausschließlich nur mit Yanko sprechen.

    Yanko tauchte bei seinen Musikern nur auf, wenn es absolut notwendig war. Es gelang ihm allerdings wie durch ein Wunder abends trotz allem eine tolle Show abzuliefern, was die über den Tag dann doch oftmals aufkommenden Sorgen seiner Bandmitglieder, wenn er zum Beispiel nicht zum Frühstück erschien, oder einfach nur fertig aussah, jedes Mal wieder verflüchtigen ließ. Auf die Idee, dass er sich mit Koks und Heroin vollpumpte, um den Anforderungen überhaupt gerecht zu werden, kam keiner von ihnen.

    Doch dann, als sie gerade Station in Houston machten, erschien Yanko nicht zum Soundcheck, und Marina machte sich, nichts Gutes ahnend, sofort auf die Suche nach ihm, konnte ihn aber nirgends finden. Auch später zum Konzert tauchte Yanko nicht auf, und Nino musste ungeprobt Yankos Part als Bandleader übernehmen, was ihm zwar ganz gut gelang, ihn aber angesichts der haarsträubenden Gedanken was Yanko alles zugestoßen sein könnte, fast wahnsinnig machte.

    Spät nachts fand Marina Yanko dann endlich in einem nahe gelegenen Park neben einem Baum zusammengekauert liegen. „Oh, mein Gott, Yanko, was ist passiert? Bist du verletzt? Hat dich jemand überfallen?" Marina kniete sich neben Yanko und rüttelte ihn vorsichtig an der Schulter. Als Yanko sich nicht gleich rührte, bekam Marina Panik und rief sofort Nino an, er solle so schnell wie möglich kommen. Erst jetzt bemerkte sie, dass Yanko völlig zugedröhnt war.

    Yanko war in der Zwischenzeit wieder etwas zu sich gekommen und raunte abwehrend: „Lass mich in Ruhe! Verschwinde! Hau ab! Marina sah ihn bestürzt an, zog ihre Jacke aus und legte sie Yanko um die Schultern. Yanko rappelte sich mühsam auf die Knie und versuchte wegzukrabbeln, was ihm aber nicht gelang. Er fiel wieder auf die Seite und rollte sich auf den Rücken. „Hau ab!, rief er jetzt etwas lauter.

    In diesem Moment kam Nino angerannt, und als er Yanko da im Dreck liegen sah, blieb er erst einmal wie versteinert stehen. „Ach du Scheiße!", murmelte er vor sich hin, lief dann zu Marina, die schon versuchte Yanko irgendwie auf die Beine zu bekommen. Es dauerte fast eine Stunde bis sie es schließlich mit vereinten Kräften geschafft hatten Yanko zurück ins Hotel auf sein Zimmer zu bringen.

    Yanko war allerdings auch dann noch nicht in der Lage irgendetwas selbst zu tun, deshalb machte sich Marina an die Arbeit und half ihm aus den verdreckten Kleidern, während Nino in die Hotelbar ging, um Wasser zu holen. Als er wieder ins Zimmer zurückkam, sah er Marina kreidebleich an Yankos Bett sitzen, der jetzt offenbar schlief.

    „Was ist los?, fragte Nino sogleich und setzte sich neben Marina auf die Bettkante. Marina hob die Bettdecke ein wenig an, sodass der Blick auf Yankos Bauch frei wurde. Nino schaute Marina fragend an und zuckte mit den Achseln. „Nino, schau, da und da..., flüsterte Marina ihm zu und deutete auf einige kleine rotblaue Punkte, die auf Yankos Tattoo der Schwarzen Sarah zu sehen waren. Nino spähte nun genauer hin und entdeckte was Marina gemeint hatte. Schlagartig wurde ihm dann klar, was das zu bedeuten hatte und ihm wurde schlecht.

    Marina deckte Yanko sorgfältig wieder zu, nahm Nino bei der Hand und zog ihn hinüber ins Bad. Erschüttert setzte sich Nino dort auf den Toilettendeckel, und Marina lehnte sich ans Waschbecken und verschränkte die Arme vor der Brust. Ratlosigkeit erfüllte den Raum. Sie sahen einander in die Augen und versuchten irgendwie Herr ihrer Gefühle zu werden.

    Schließlich brach Nino das Schweigen. „Hast du was mitbekommen? Geht das schon lange so? Marina schüttelte den Kopf. „Nein, Nino, DAS habe ich noch nicht einmal geahnt! Jetzt wird mir aber so langsam einiges klar! Sein andauerndes sich zurückziehen und nie länger als nötig dabei sein usw. Ich dachte halt, er macht das nur, um sich zu schonen...

    Nino stand auf und trank etwas Wasser aus dem Hahn. „Ja, das dachte wohl jeder! Offenbar haben wir uns gewaltig getäuscht... Jesus Christ, Marina, was machen wir denn jetzt? „Ich weiß es nicht, Nino! Vielleicht warten wir erst mal ab was Yanko selbst dazu sagt, wenn er morgen hoffentlich wieder bei Sinnen ist. Meinst du er braucht einen Arzt? Marina klang sehr beunruhigt und kämpfte gegen die wieder aufkommende Panik. Sie sah Nino an und wusste, dass es ihm nicht anders ging. Nino seufzte und sagte noch: „Wir warten!", dann nahm er Marina in den Arm, und sie klammerte sich an ihn.

    Marina und Nino wechselten sich mit der Nachtwache an Yankos Bett ab, doch als Yanko gegen Morgen langsam wieder zu sich kam, schliefen beide tief und fest. Nino saß auf dem Boden mit dem Rücken ans Bett angelehnt und Marina lag neben Yanko im Bett. Nach kurzer Zeit ahnte Yanko dann was passiert war und verdrehte genervt die Augen. Er ärgerte sich, dass die beiden ihn gefunden hatten. Jetzt hoffte er nur, dass sie die Einstiche an seinem Bauch nicht auch noch entdeckt hatten.

    Yanko griff nach seinem Telefon, blickte auf die Uhr und seufzte. In einer knappen Stunde würden sie zum Flughafen müssen und offenbar hatten auch die beiden Schlafenden noch nicht gepackt.

    Yanko schlich leise ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Ihm war schwindlig, und er wollte nur noch eines, nämlich so schnell wie möglich weg von hier. Am besten zurück nach Griechenland, aber eigentlich war ihm der Ort im Moment ziemlich egal, Hauptsache weg von all den mit größter Wahrscheinlichkeit bald auf ihn einprasselnde Frage nach dem Warum. Eine, wie er fand, ziemlich sinnlose Frage, denn wenn er wüsste warum, könnte er es ja auch abstellen. Er kannte die Antwort aber selbst nicht, die ihm dauerhaft weiterhelfen würde. Immerhin störte ihn wenigstens niemand beim Duschen. Vielleicht waren die beiden aber auch durch das Wasserrauschen wach geworden und hatten bemerkt wie spät es war und waren bereits schnell packen gegangen.

    Als Yanko nach dem Duschen schließlich vorsichtig die Badezimmertür öffnete und hinausspähte, atmete er erleichtert auf – es war tatsächlich niemand mehr zu sehen.

    Lustlos zog er sich an, rauchte am offenen Fenster noch etwas Heroin, damit er auf der Fahrt keine Entzugssymptome bekommen würde und stopfte seine paar Sachen zusammen mit den verdreckten von gestern in den Rucksack.

    Draußen am Bus traf er dann wie erwartet auf die ziemlich besorgten, aber auch vorwurfsvollen Blicke seiner Bandmitglieder. Gezwungenermaßen warf Yanko ein kurzes „Guten Morgen!" in die Runde, stieg dann allerdings ohne eine Erklärung abzugeben sofort in den Bus und verzog sich gleich nach hinten auf die letzte Bank, wo er sich die Kapuze seines Pullis über den Kopf zog und die Augen zumachte. Sein Schädel brummte und ihm war plötzlich kotzübel. Er hätte mehr von dem Stoff rauchen sollen, aber jetzt war es zu spät dafür.

    Kurz darauf setzte sich Marina ungefragt neben ihn und nahm seine Hand. Yanko erschrak etwas, weil er sie nicht hatte kommen hören, ließ sie aber gewähren.

    „Du musst damit aufhören, und zwar sofort! Nachher, in Miami, gehen wir in ein Krankenhaus, dort bekommst du Hilfe. Die geben dir was, damit du die Tour hoffentlich noch gut zu Ende machen kannst. Und danach machst du eine richtige Therapie! Verstanden?!"

    Marina war selbst erstaunt über ihren klaren und entschlossenen Tonfall, und Yanko offenbar auch, denn er sah sie unvermittelt an. Marina erschrak, denn erst jetzt sah sie wie es ihm offenbar tatsächlich ging. Wieso hatte sie das nicht schon früher bemerkt? Zähneknirschend musste sie sich allerdings dann innerlich eingestehen, dass sie es sehr wohl bemerkt hatte, es jedoch einfach nicht ertragen konnte, was sie gesehen hatte, jetzt musste sie es wohl oder übel doch, und sie ärgerte sich darüber, dass sie ihn nicht gleich darauf angesprochen hatte. Vielleicht wäre der Vorfall von gestern zu vermeiden gewesen.

    Yanko sah sie weiterhin schweigend an, denn er wusste auch gar nicht, was er ihr daraufhin hätte antworten sollen. Sie hatte in allem absolut Recht, doch selbst zu diesem Schritt verspürte er keine Kraft mehr. In seinem Blick konnte Marina jedoch auch erkennen, dass es ihm sehr wohl bewusst war, dass er deswegen den gestrigen Auftritt verpasst, und was das für die Band und das Publikum bedeutet hatte.

    In diesem Moment setzte sich der Bus in Bewegung, und der Busfahrer begrüßte seine Gäste.

    Yanko ließ seine Hand in Marinas, und sie gewährte ihm das Schweigen. Erschöpft lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und betete, dass er so schnell wie möglich wieder von den Drogen runterkommen möge. Sie wusste ja mittlerweile, dass es überhaupt keinen Sinn hatte Yanko zu einer Antwort zu drängeln, und so gab sie sich die beste Mühe ihm die Zeit zu geben und einfach nur für ihn da zu sein.

    Und Yanko war sehr dankbar darüber, dass sie ihn nicht alleine ließ, denn, obwohl es ihn ziemlich drängte einfach davonzulaufen, wollte er trotzdem paradoxerweise am allerwenigsten alleine sein. Er genoss ihre Nähe, soweit ihm das in seinem jetzigen Zustand möglich war, und versuchte sich dort irgendwie hinein zu entspannen, was ihm zumindest auf der kurzen Fahrt zum Flughafen eine Zeit der Ruhe gab.

    Als sie später alle bei der Sicherheitskontrolle standen, beteten Marina und Nino nur, dass Yanko nicht gefilzt werden würde, denn wie sie zu Recht vermuteten hatte er noch so einiges an Drogen in seinem Gepäck.

    Doch zum Glück ging alles gut, und sie landeten nach ein paar Stunden planmäßig in Miami.

    Yanko hatte bis dorthin allerdings immer noch kein Wort zu seiner Band über seinen gestrigen Ausfall verloren, und so allmählich riss Nino der Geduldsfaden. Kaum hatten sie alle im Hotel eingecheckt, schnappte sich Nino Yanko deshalb und schob ihn hinüber zu den Aufzügen. Als sie dann glücklicherweise allein im Lift zu ihrem Stockwerk hinauffuhren, eröffnete Nino das Gespräch, und er hoffte inständig, dass es auch eines werden würde. „Hast du eigentlich vor noch irgendetwas zu Gestern zu sagen, oder meinst du durch dein Schweigen würde sich einfach alles in Luft auflösen?" Nino merkte erst jetzt wie wütend er, neben seiner schier unerträglichen Sorge um Yanko eigentlich war.

    Yanko lehnte an der Fahrstuhlwand und sah Nino an. Wenigstens schaut er mich jetzt mal an, dachte Nino, doch als die Antwort, beziehungsweise das erhoffte Gespräch in der für ihn angemessenen Zeit ausblieb, schob Nino nach. „Gedenkst du eigentlich heute den Auftritt zu machen, oder lässt du mich wieder da alleine rumtanzen? Hä? Mein Gott, jetzt sag doch mal was! Das ist ja nicht zum Aushalten!" Nino stellte sich provokativ direkt vor Yanko.

    Doch just in diesem Moment ertönte das Signal des Aufzugs, denn sie waren inzwischen auf ihrer Etage angekommen und mussten aussteigen.

    Yanko ging den Gang entlang, bis er vor seinem Zimmer stand. Mit zitternder Hand schob er die Karte in den Schlitz, worauf sich die Tür öffnete. „Komm rein!", sagte Yanko dann, und Nino erschrak fast, so unvermittelt waren Yankos Worte gekommen. Yanko machte die Tür noch ganz auf und ließ Nino zuerst ins Zimmer.

    Drinnen lehnte Yanko seinen Rucksack an eine Wand und öffnete danach als erstes den Kühlschrank und holte ein Bier heraus. Er bot Nino auch eins an, der es sogleich entgegennahm und öffnete. Sie setzten sich an den kleinen Tisch vor dem Fenster und tranken erst einmal einen Schluck. Durch Marinas Aussage vorhin im Bus bezüglich der Therapie vermutete Yanko stark, dass zumindest sie die Einstiche auf seinem Bauch entdeckt hatte, aber er wusste nicht, ob auch Nino das mitbekommen hatte. Selbst das beste Versteck, nämlich sein schwarzes Tattoo, hatte offenbar nicht verhindern können, dass Marina die kaum wahrnehmbaren Spritzeneinstiche entdeckt hatte. Yanko ertappte sich dabei, das er Marinas offensichtliche Zuwendung seltsamerweise als ziemlich angenehm empfand, obwohl sie genau deshalb die Einstiche erst gefunden hatte.

    „Es tut mir leid wegen gestern!", murmelte Yanko schließlich und wollte noch 'Es war keine Absicht' hinzufügen, doch das wäre gelogen gewesen. Er hatte sich nämlich mit voller Absicht zugedröhnt, und die Konsequenzen waren ihm gestern völlig egal gewesen, gleichzeitig fand er es schrecklich, dass es ihm so gleichgültig war.

    Nino sah zu Yanko, und es brach ihm das Herz ihn wieder einmal so fertig zu sehen. Er konnte nur zu deutlich wahrnehmen, dass es Yanko ganz und gar nicht gut ging, und dass er auf dem besten Weg war erneut völlig abzudriften, wenn er es nicht schon längst war.

    „Sag mir nächstens bitte einfach Bescheid wenn du nicht kannst... Es war halt nur total scheiße, weil wir nicht wussten... mal wieder nicht wussten, wo zum Teufel du warst! Nicht nur ich hatte schreckliche Angst, dass dir etwas passiert sein könnte, ein Überfall, oder was weiß ich... Und dann musste ich auch noch von jetzt auf nachher da vorne alles alleine machen... Das ging zwar ganz gut, aber die Leute waren schon etwas enttäuscht, und außerdem ist das der ganzen Band gegenüber mal so richtig mies! Wenn wir das absprechen würden, wäre das bestimmt für alle ok, aber bitte nicht mehr so!" Nino öffnete das Fenster und zündete sich eine Zigarette an.

    Yanko nahm sich auch eine und rauchte erst einmal schweigend. Sein Kopf war wie leergefegt, und sein Körper fragte nach Drogen, und außerdem fühlte er sich wieder mal unfähig auch nur ein Wort zu sprechen, so, als ob er sämtliche Sprachen vergessen hätte. Am liebsten hätte er sich einfach nur in Ninos Arme verkrochen. Yanko war klar, dass seine gestrige Aktion nicht gerade eine Heldentat gewesen war, und er verstand Nino nur zu gut, doch seine Wünsche hatten mit der Realität nichts mehr gemeinsam. Sein Herz wünschte sich mit der Band auf Tour zu sein, Musik zu spielen, zu singen und hinterher Party zu machen, doch etwas anderes verlangte unbarmherzig nach Betäubung und Vergessen. Und Yanko ertappte sich dabei, dass er sich selbst dafür so übermäßig hasste das nicht auf die Reihe zu bekommen, dass es ihm aus Wut über sich selbst unwillkürlich ein paar Tränen in die Augen trieb.

    Nino sah dies, und sein Blick wurde wieder etwas weicher. „Yanko, du brauchst Hilfe! Versteh das doch endlich! Du musst eine Therapie machen! Wir... Ich kann dir nicht helfen! Ich kann mir denken, dass du das gestern nicht gerne getan hast, nein, das weiß ich sogar! Hör zu! Du kümmerst dich jetzt nur um dich, und ich kümmere mich um die Tour, ok? Das geht schon, es muss einfach, jeder kann mal krank werden oder ausfallen, das muss eine Band verkraften können. Klar, du bist eigentlich nicht zu ersetzen, aber gestern hat es ja ganz gut geklappt. Und wenn wir wissen, dass du vorübergehend nicht dabei bist, dann können wir uns ja darauf einstellen, und dann geht das schon! Aber bitte mach das nicht noch einmal so wie gestern! Das halte ich nicht aus! Ok?!"

    Yanko wischte sich die Tränen aus den Augen und leerte das Bier in einem Zug, zog noch einmal an der Zigarette und drückte sie danach aus.

    „Ok!", murmelte er, ohne wirklich überzeugend zu klingen, stand dann auf und ließ sich aufs Bett fallen. Er war hundemüde und doch innerlich so aggressiv, dass er sich wünschte augenblicklich in irgendeinem Boxclub zu sein, um dieses rasende Gefühl in sich loszuwerden.

    Nino saß weiterhin am Tisch und seufzte in sich hinein, denn eigentlich war er genauso schlau wie vorher. Weder wusste er warum Yanko sich gestern so zugerichtet hatte, noch, ob er heute Abend dabei sein würde. Nino sah auf die Uhr und stellte fest, dass sie bald zum Soundcheck mussten.

    Wortlos stand er auf, legte sich neben Yanko und zog ihn zu sich. Und zu Ninos großem Erstaunen jagte Yanko ihn nicht fort, ganz im Gegenteil, er ließ es sogar zu, dass ihn Nino ganz eng an seine Brust zog.

    Yanko fiel in einen Minutenschlaf und träumte plötzlich von einer wunderschönen Höhle, die mit den wundervollsten Edelsteinen geschmückt war, und die im sanft hereinflutenden Licht von Zeit zu Zeit atemberaubend schön glitzerten und funkelten.

    Als Nino sich bewegte, um zum Soundcheck aufzustehen, wachte Yanko auf und fühlte sich tatsächlich etwas besser. Wortlos stand er ebenfalls auf, kramte aus seinem Rucksack ein sauberes schwarzes Hemd heraus, zog es an und stopfte danach noch schnell ein kleines, in Aluminiumfolie eingewickeltes Päckchen in die Hosentasche. Nino zog sich auch schnell um, und dann gingen sie hinaus zum Lift, wo Yanko den Knopf drückte.

    Nachdem sie schließlich im Aufzug verschwunden waren, umarmte Yanko Nino und flüsterte ihm dabei ein „Danke, dass du bei mir bist!" ins Ohr.

    Beim Soundcheck schaffte es Yanko sich wenigstens mit ein paar knappen Worten pauschal bei der Band zu entschuldigen und riss am Abend eine Show ab, die alle nur zum Staunen brachte und sämtliche Sorgen über Bord warf, mit Ausnahme bei Nino und Marina.

    Später sprachen Marina und Nino nochmal miteinander und verabredeten, dass sie Yanko diesmal nicht zum Reden zwingen, sondern einfach nur körperlich für ihn da sein wollten, was er ja zu ihrer Erleichterung anscheinend auch ganz gut annehmen konnte.

    Und so taten sie das dann auch für den Rest der Tour, die immerhin noch knapp zwei Wochen lief. Yanko war sehr froh darüber, dass die beiden ihn momentan mit Worten in Ruhe ließen und einfach nur da waren. Manchmal, wenn das Bett groß genug war, blieben sogar beide über Nacht, und ihre Nähe gab Yanko irgendwie das was er brauchte, um diese Tour irgendwie über die Bühne zu bringen, was ihm dann tatsächlich auch ohne weitere Ausfälle einigermaßen gelang.

    Sie fand ihn ziemlich gleich auf einer der Bänke am Ufer des Mississippi sitzen. Eigentlich wollten sie noch zusammen etwas essen gehen, nachdem alle anderen nun abgereist waren, doch Yanko war nicht in dem verabredeten Restaurant erschienen, woraufhin Marina ihm eine SMS schickte, die er, sehr zu ihrem Staunen, auch gleich beantwortet hatte.

    Yanko trank gerade aus einer, in der obligatorisch undurchsichtigen, braunen Papiertüte steckenden Whiskyflasche und rauchte, als Marina sich neben ihn setzte.

    Ohne aufzublicken sagte Yanko: „Ich werde morgen zu Tyron nach San Francisco in die Klinik gehen. Ich habe mit ihm übrigens auch über dich gesprochen, und er bietet dir ein Praktikum an, damit du schauen kannst, ob das was für dich ist. Was sagst du? Kommst du mit?"

    Jetzt sah Yanko sie an, und Marina war total überrumpelt. Zum einen auf Grund dessen, dass Yanko freiwillig einen Entzug in einer Klinik machen wollte, und zum anderen, dass er offensichtlich nicht vergessen hatte, was sie ihm schon vor längerer Zeit mal über ihren Wunsch Krankenschwester zu werden, erzählt hatte.

    Marina nickte nur strahlend, und Yanko legte zufrieden einen Arm um sie. Und so saßen sie dann noch den ganzen Nachmittag lang und schauten auf den kräftig vorbeiziehenden, braun glitzernden Mississippi, der sich wie eine Anakonda durch die Sümpfe um New Orleans wand, bis es Zeit war zum Flughafen zu fahren.

    Dass Marina gleich bei Tyron einziehen würde, damit hatte Yanko allerdings nun wirklich nicht gerechnet, doch er freute sich für sie, denn offenbar war sowohl das Praktikum, als auch Tyrons Gesellschaft Marina schnell sehr lieb geworden, was unübersehbar auch auf Gegenseitigkeit beruhte.

    Yanko zog den Entzug so schnell wie möglich durch, obwohl ihm währenddessen durch die Medikamente wie immer kotzelend war, und er sich mehrmals am Tag übergeben musste. Dennoch war ihm dieses Mal jenes Übel lieber, als die grauenhaften Entzugsschmerzen.

    Tyron versuchte außerdem unermüdlich Yanko in einfühlsamen Gesprächen dazu zu bringen sich zu öffnen, um die Hintergründe seiner immer wiederkehrenden Depressionen tiefer zu erforschen. Aber Yanko machte dicht, denn er spürte keinen Sinn mehr darin mit den klassischen Methoden der Psychotherapie weiterzumachen, war Tyrons Absicht auch noch so liebevoll und wohlwollend. Tyron hatte zwar auch andere, mehr ganzheitlich ausgerichtete Methoden drauf, doch die hatte Yanko bereits auch schon mehrmals und ebenfalls ohne einen nachhaltigen Erfolg ausprobiert. Momentan hingen ihm sämtliche Therapieformen und sogar die von Peter einfach nur zum Hals heraus.

    Das Einzige worin er zurzeit am besten Trost und Ablenkung finden konnte, war Sex.

    Während der letzten Tour hatte Yanko in New York die junge, schwarze Mary Jane kennengelernt, kurz MJ genannt, und mit ihr eine heiße Nacht verbracht. Sie lebte bei ihrer Mutter in einem heruntergekommenen Haus zusammen mit ihrer jüngeren Schwester. Die Mutter verdiente ihr Geld als Callgirl und wurde regelmäßig von ihrem sogenannten Freund verprügelt. MJ floh deshalb oft vor der häuslichen Situation und traf sich mit ihren Freunden in einem leerstehenden Haus im dortigen Keller.

    Als Yanko mit dem körperlichen Entzug Mitte Oktober durch war, entschied er sich nach New York zu fliegen, um MJ wiederzusehen, beziehungsweise eher, um mit ihr zu schlafen.

    Sie legte eine gewisse Coolness an den Tag, die Yanko sehr angenehm und interessant fand. MJ kümmerte sich nicht besonders um andere, auch nicht um sich selbst, und das zog ihn irgendwie an. Sie war jemand, die sich nicht viel aus ihm machte, sie wollte einfach nur Spaß haben, genau wie er, und ohne Versprechungen was das Morgen betraf.

    Und so kam es, dass Yanko zusammen mit MJs Freunden den Keller halbwegs wohnlich und fast schon gemütlich herrichtete. Yanko tünchte die Backsteinwände in orange, rot und gelb, besorgte einen riesigen, dicken, alten Teppich, eine große Plüschcouch, ein paar Matratzen, einen Tischfußball und eine Musikanlage, die sie oft bis in die frühen Morgenstunden ordentlich aufdrehten und dazu tanzten, bis sie vor Erschöpfung und Besoffensein umfielen.

    Yanko hauste mit ihnen in diesem Keller und fühlte sich gut, weil er dort fast nichts mehr fühlte. Alkohol und Joints waren neben Fast Food und Chips ihre gängigen Nahrungsmittel, und Yanko verlor sich in diesem Leben, bis er fast vergaß woher er kam und wer er war.

    MJs Mutter mochte und vertraute Yanko ziemlich schnell, und so erlaubte sie ihrer Tochter schon nach kurzer Zeit bei ihm zu übernachten. Sie war gottfroh, dass es jemanden gab, der für MJ da war, und sie fragte noch nicht einmal wo genau das war, wo Yanko angeblich wohnte. Von dem Keller ahnte sie jedenfalls nichts, und dass MJ noch nicht volljährig war, schien sie auch nicht im Geringsten zu stören, und Yanko ebenso nicht. Irgendwie war er sich, trotz seiner schlimmen Erfahrung mit Marinas Adoptivvater, sicher, dass das gut gehen würde, allerdings achtete er sorgfältig darauf, dass sie nicht schwanger wurde.

    Yanko war fasziniert von MJs Hingabefähigkeit beim Sex und ihrer schier unersättlichen Lust, und bald schon machte er sich keinerlei Gedanken mehr um irgendwelche Touren mit der Band, oder um irgendwelche guten Taten, die seinem Volk helfen könnten, ganz zu schweigen um seine eigenen Kinder.

    Erst nach einigen Wochen, als MJ ihm mitteilte, dass sie gerne an einem Tanzwettbewerb teilnehmen wollte, bei dem man ein Stipendium bei einer angesagten Tanzakademie in der Stadt gewinnen konnte, wachte Yanko wieder etwas aus seinem Dämmerleben auf, und er beschloss ihr zu helfen und sie zu trainieren.

    Yanko war klar, dass MJ, um überhaupt nur annähernd das Level zu erreichen, um Gewinnchancen zu haben, von den ganzen Drogen und ihrem ausufernden Leben schnell Abstand gewinnen musste, und um sie dabei angemessen unterstützen zu können, sollte er das am besten auch gleich tun.

    Wider Erwarten fiel es beiden nicht besonders schwer sich an den von Yanko verfassten Trainingsplan zu halten, der unter anderem ebenfalls eine gesunde Ernährung beinhaltete. Während MJ in der Schule war, kaufte Yanko ein, kochte und räumte den Keller auf. Er renovierte in Windeseile einen weiteren Raum, der von nun an als Trainingsraum diente. MJs Freunde wurden gebeten sich für den gesamten Zeitraum bis zum Wettbewerb einen anderen Ort zum Partymachen zu suchen, was sie zwar widerwillig aber dennoch taten. MJ zu unterstützen war dann doch wichtiger für sie, als die Partys im Keller, und sie wollten alle, dass sie dieses Stipendium gewann.

    Zwei Monate kamen, in denen es dann nur ums Tanzen und um die Verwirklichung von MJs Traum ging, die Yanko schließlich mehr oder weniger freiwillig dazu brachten, sich auch mal wieder mit seinen eigenen Träumen zu beschäftigen. MJ fragte ihn nämlich eines Nachts, nachdem sie zum dritten Mal gekommen war, was eigentlich seine Wünsche und Ziele im Leben wären. Daraufhin hatte sich bei ihm sofort ein bekannter Stich im Herzen gemeldet, weshalb er beschloss sich dem irgendwann einmal wieder zuzuwenden, aber nicht heute.

    Dennoch ließ ihn ihre Frage seitdem nicht mehr in Ruhe und wühlte alles ziemlich schnell wieder hoch, was er so erfolgreich in den letzten Wochen hier im Keller jenes abrissreifen Hauses in Alkohol und Sex ertränkt hatte.

    Yanko stürzte sich deshalb noch mehr ins Training und kam dadurch auch selbst wieder zu einer recht guten körperlichen Verfassung, die ihm sehr guttat.

    Doch der Tag X nahte unaufhaltsam, an dem MJ ihr Vortanzen haben würde, und nach dem sich Yanko unweigerlich wieder dieser Frage stellen musste, die ihm ständig unmissverständlich klar vor Augen führte wie es um ihn stand.

    Marinas Anruf holte ihn dann plötzlich aus der Grübelei. Und als sie ihm auch noch mitteilte, dass sie schwanger sei, freute sich Yanko sehr für sie.

    Marina hatte sich fest vorgenommen, es ihm sofort zu sagen, weshalb sie ihn ja auch eigentlich überhaupt angerufen hatte, aber irgendwie verließ sie der Mut jedes Mal wieder, sobald sie diesbezüglich den Mund aufmachte. So ließ sie das Gespräch schließlich laufen, ohne es ihm zu sagen.

    Erst ein paar Stunden später konnte sie sich zu einem erneuten Anruf durchringen, und dann wartete sie noch nicht einmal sein „Hast du was vergessen?, ab, sondern legte gleich los und fiel ihm ins Wort. „Das Kind ist von dir... Ich... Ich bin mir ganz sicher! Tyron kann nicht der Vater sein. Also theoretisch natürlich schon, aber praktisch nicht, weil er da gar nicht da war, also, er war ja nicht mit auf der Tour... Also, glaub mir, es... also ich bin mir absolut sicher, dass du der Vater bist...

    Marina überschlug sich fast, so schnell redete sie auf Yanko ein, der erst einmal überhaupt nichts verstand, weil zudem dort unten im Keller der Empfang ziemlich schlecht war. Deshalb sickerten Marinas Worte erst nach und nach in sein Bewusstsein durch.

    Als er dann aber langsam begriff, was sie gesagt hatte, ging er hinaus an die frische Luft. Es war ziemlich kalt draußen, und Yanko konnte seine Atemluft sehen. „Marina, hey, stopp mal!", rief Yanko dann ins Telefon und wartete auf ihre Reaktion.

    „Ja, was ist?, stotterte Marina aufgeregt. Yanko schloss für einen Moment lang die Augen. „Jetzt mal ganz langsam und der Reihe nach und nochmal von vorne, bitte!, forderte er sie dann auf in Ruhe alles noch einmal zu erzählen.

    Yanko rauchte, während Marina ihre Worte wiederholte und diesmal dann auch weit ausführlicher über ihre Schwangerschaft berichtete. Yanko fuhr sich ab und zu mal mit der freien Hand durch die Haare, denn er fühlte plötzlich gar nichts mehr und wusste auch nicht, ob er das nun gut fand oder nicht, was sie ihm da alles erzählte. Irgendwas dazwischen war es wohl, wie er vermutete. „Yanko, ich wollte nur, dass jeder weiß woran er ist. Tyron weiß schon Bescheid, und es ist ok für ihn. Er weiß ja, dass wir mal zusammen waren. Außerdem ist es ja noch vor seiner Zeit passiert. Und ich werde auch bei ihm bleiben und auch dann mit ihm noch Kinder bekommen. Du musst dich um nichts kümmern, wir sind super gut versorgt. Ich wollte nur..."

    „Darf ich auch mal was sagen?, unterbrach Yanko sie sanft. „Na klar... Sorry!, erwiderte Marina und war erleichtert darüber, dass es Yanko offenbar weder die Sprache verschlagen hatte, noch, dass er übermäßig sauer auf sie zu sein schien.

    „Gib mir bitte ein bisschen Zeit das zu verdauen, ok?", bat Yanko und musste dann allerdings plötzlich lachen. Das war echt nicht zu glauben, was da alles in seinem Leben passierte, und er schüttelte darüber ungläubig mit dem Kopf.

    „Na klar! Kein Problem! Du hast alle Zeit der Welt! Ich... Ich wollte einfach nur, dass die Wahrheit so schnell wie möglich auf dem Tisch ist, und es nicht so läuft wie bei mir oder dir damals! Ich hoffe du kannst mir verzeihen, dass ich vergessen habe zwischendrin die Pille zu nehmen, aber die letzte Tour mit dir war ziemlich schlimm für mich, da habe ich einfach nicht mehr daran gedacht."

    Yanko seufzte und hätte sie jetzt am liebsten in den Arm genommen. „Danke, dass du es mir gesagt hast! Und da gibt es überhaupt nichts zu verzeihen. Hör auf sowas zu denken! Daran sind wir beide gleichermaßen beteiligt. Auch wenn es echt verrückt ist, aber irgendwie freue ich mich. Du wirst eine tolle Mutter sein, und Tyron wird gut auf euch aufpassen, das weiß ich! Über Geld und so brauchst du dir keine Gedanken zu machen, das weißt du ja, oder? Ich weiß halt nicht, wie oft ich bei euch sein kann...", begann Yanko, und Marina fielen tausend Steine vom Herzen, als sie ihn so reden hörte. Ihr Herz quoll auf einmal fast über vor Liebe für ihn, und sie war sehr glücklich und fast ein wenig zu stolz darüber, dass es sein Kind war, das sie unter ihrem Herzen trug.

    „Ich freue mich so, dass du dich auch freust! Danke Yanko! Wir werden das schon hinbekommen. Du bist trotzdem ein wundervoller Vater, auch wenn du nicht immer da bist. Deine Kinder wissen und spüren alle, dass du sie unendlich liebst. Das ist die Hauptsache, und alles andere regelt sich. Uns geht es sehr gut hier. Ich liebe Tyron! Marina schluckte, und dann rang sie sich dazu durch es doch noch zu sagen, denn sie wollte einfach, dass Yanko auch das wusste. „Und... Yanko, ich liebe auch dich! Das hat mit Tyron nicht aufgehört, aber ich bin dennoch sehr glücklich mit ihm, und ich liebe das Zusammenleben mit ihm sehr! Er tut mir rundum gut, und trotzdem gehört ganz viel von meinem Herzen dir, und das fühlt sich einfach wunderschön an! Sorry, aber das musste ich jetzt auch noch loswerden. Jetzt kannst du denken was du willst, was du ja sowieso immer tust!

    Yanko wurde durch Marinas plötzliche Liebeserklärung etwas sentimental und merkte, dass er sie ziemlich vermisste. „Mir tut es echt leid, dass ich so scheiße drauf war auf der letzten Tour... Ich konnte unser Zusammensein leider kaum genießen. Ich bin echt froh, dass du bei Tyron gelandet bist... Es tut mir auch leid, dass ich dir nie gesagt habe, was ich für dich empfinde. Anfangs hatte ich immer Angst, weil du ja noch so jung warst... war ja auch berechtigt, nicht wahr? Später hab ich es oft einfach vergessen. Jedenfalls habe ich auch ganz viel Liebe für dich, und egal was passiert ich versuche immer für euch da zu sein. Ich hoffe du kannst mir vergeben für den ganzen Stress mit mir und die Angst, die du um mich hattest!"

    Yanko zündete sich noch eine Zigarette an und fühlte sich plötzlich sehr einsam. Sein Herz zog sich zusammen, und er hätte die Unterhaltung am liebsten sofort beendet und sich betrunken.

    „Da gibt es aber ebenfalls rein gar nichts zu vergeben! Ich kann die Liebe zwischen uns sehr gut spüren, und das ist einfach wunderschön! Außerdem wäre ich heute nicht

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