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Das Glücksversprechen: Erzählung
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eBook71 Seiten31 Minuten

Das Glücksversprechen: Erzählung

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Über dieses E-Book

Der Maler Malte Westermann lebt in seinem Haus am Meer. Seine Frau ist vor fünf Jahren gestorben. Er weiß nicht, ob er glücklich ist und woraus Glück besteht. Er weiß nur eines: Glück ist für ihn blau.
Er verbringt seine Tage mit Malen, Strandspaziergängen, Besuchen auf dem Friedhof, Einkaufen im nahen Dorf und mit seinen Freunden Thomas, dem Töpfer, und Imke, der Friesin, die ihm immer Blumen oder Kuchen mitbringt.
Malte ist ein ehrgeiziger Maler: Er will das unmögliche Licht malen, jene Schönheit, von der Stendhal sagt, sie sei das Versprechen des Glücks.
Als ihn die Frage nach dem Glück immer mehr umtreibt, kündigt Salome, seine Tochter, ihr Kommen an. Mit dabei ist seine Enkeltochter Elena, und diesmal krempelt ihr Besuch sein ganzes Leben um
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum12. Aug. 2014
ISBN9783735767967
Das Glücksversprechen: Erzählung
Autor

Rainer Gross

Rainer Gross, Jahrgang 1962, geboren in Reutlingen. Studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Theologie. Lebt mit seiner Frau als freier Schriftsteller seit 2014 wieder in Reutlingen. Bisher veröffentlicht: Grafeneck (Pendragon 2007, Glauser-Debüt-Preis 2008); Weiße Nächte (Pendragon 2008); Kettenacker (Pendragon 2011); Kelterblut (Europa 2012). Bei BoD u.a. erschienen: Die Welt meiner Schwestern (2014); Yûomo (2014); Haus der Stille (2014); Schrödin-gers Kätzchen (2015); Haut (2015); My sweet Lord (2016); Holiday (2016); Am Ende des Regenbogens (2016); Scheherazade (2017); Die sechzigste Ansicht des Berges Fuji (2017); Der Sommer der Glühwürmchen (2017); In der fernen Stadt (2017).

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    Buchvorschau

    Das Glücksversprechen - Rainer Gross

    STENDHAL

    Ich bin ein einfacher Mann.

    Ich habe ein schlichtes Gemüt.

    Deshalb ist Glück für mich blau.

    Immer schon gewesen. Ich weiß nicht,

    wo das herkommt.

    Ich meine damit nicht nur den Himmel,

    das süße, läutende, sich wölbende Blau,

    in dem kreideweiß Wolken treiben.

    Vielleicht habe ich das aus einem Kinderlied, das

    von den Sternlein.

    Weithin über die ganze Welt.

    Vielleicht ist es auch so, dass ich

    schon als Kind die Vorstellung von einer

    glücklichen, unbeschwerten Welt

    in mir hatte.

    Vielleicht habe ich das aus Kinderbüchern,

    oder Mutter hat mir davon am Bett gesungen,

    vielleicht hatte ich Träume davon

    oder vielleicht hat mir einfach die Welt

    ein Versprechen gemacht –

    das Versprechen des Glücks.

    Lange habe ich an dieses Versprechen geglaubt.

    Immer wieder hat es mir Hoffnung gegeben, wenn

    ich im Zweifel

    über mich und alles war. Immer wieder

    hat es mich getröstet und angefeuert:

    Halt durch!

    Das Beste kommt noch!

    Es ist nicht gekommen.

    Das Versprechen hat getrogen.

    Seit ich das weiß, bin ich auf der Suche.

    Nicht nach dem Glück, sondern bloß

    nach den Bedingungen der Möglichkeit

    von Glück.

    Ich sitze in meinem kleinen Haus am Meer, in den

    Dünen, male den ganzen Tag und kann davon

    leben. Meine Frau ist vor fünf Jahren gestorben. An

    Krebs.

    Magda hat sie geheißen.

    Ab und zu besucht mich unsere Tochter Salome

    mit ihrer Tochter Elena.

    Ich lebe ein ruhiges Leben. Jede Woche fahre ich

    ins Dorf und kaufe ein. Selten fahre ich in die Stadt,

    fünfzig Kilometer entfernt, gehe ins Kino,

    gehe essen, freue mich, unter Menschen zu sein.

    Ansonsten male ich.

    Zum Malen ziehe ich über meine Kleider einen

    Overall, den man „blauen Anton" nennt. Ich trage

    ihn nicht wegen der Farbe, sondern weil er

    praktisch ist. Ich trage ihn fast den ganzen Tag.

    Nur nicht, wenn ich an den Strand gehe.

    Wir haben uns damals, vor Magdas Tod, überlegt,

    wo wir hin sollen. In die Berge oder ans Meer.

    Die Berge hätten uns auch gefallen. Aber wir haben

    uns für hier entschieden, für Dänemark, für die

    Nordsee.

    Das Gute ist, dass Salome mich besuchen kommen

    kann.

    Nein, es ist nicht nur der Himmel,

    weshalb für mich Glück blau ist.

    Das Blau des Meeres kommt hinzu. Des nordischen

    Meers mit seiner Nuance von Stahl, ein kimbrisches

    Blau.

    Das Glitzern und Funkeln an Landestegen, wenn

    man sich anschickt, ein Boot zu besteigen.

    Hochaufragende Fährdecks, Möwenschwärme,

    flaggenbewehrte Kajen.

    Aufbruch liegt in der Luft.

    Verheißungsblau. Ferneblau.

    Wenn die bunten Fahnen wehen.

    Das sind Augenblicke, in denen ich glücklich bin.

    Ich bin auch im Norden gewesen, wo

    im dunklen Waldgrün die Seenaugen blitzen. Das

    Land ein geschecktes Fell, ein Allerleirau, und oft

    habe ich das Ineinander von Moosgrün,

    Russischgrün und

    Cyan, Chromblau gemalt.

    Damals hatten wir eine Hütte,

    Magda und ich,

    und verbrachten einige Sommer dort.

    Ich weiß

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