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Toni Kroos: Der perfekte Spieler
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eBook187 Seiten2 Stunden

Toni Kroos: Der perfekte Spieler

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Toni Kroos: Kapitän, Stratege, Legende

Bei Real Madrid, dem größten Klub der Welt, wie bei der Deutschen Nationalmannschaft beweist Toni Kroos, warum er als Spieler den Unterschied macht. Lange schieden sich die Geister, ob ein Comeback des Mittelfeldstrategen die richtige Antwort auf die Krise der Deutschen Nationalmannschaft ist. Er hat diese Frage selbst beantwortet und die DFB-Elf als Kapitän zu zwei beeindruckenden Siegen in den Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande geführt. Ein deutscher Erfolg bei der EM ist ohne ihn schon nicht mehr denkbar.

Auch im Mittelfeld von Real Madrid gibt Toni Kroos weiter den Ton an und hat erneut um eine Spielzeit verlängert. Nach seinem 400. Spiel im Trikot der »Königlichen« im März 2023 kommentierte er schmunzelnd: »Hätte schlechter laufen können.« Nach der aktuellen Verlängerung könnte es frei von Verletzungspech sogar noch zum 500. Spiel kommen. Fußballexperte Dietrich Schulze-Marmeling analysiert, was den Menschen und Spieler Toni Kroos ausmacht.

• Toni Kroos: Ein Kapitän auf und neben dem Platz
• Spieleranalyse durch Fußballexperte Schulze-Marmeling
• Qualitäten und Gedanken des Ausnahmespielers
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Die Werkstatt
Erscheinungsdatum4. Okt. 2024
ISBN9783730707326
Toni Kroos: Der perfekte Spieler
Autor

Dietrich Schulze-Marmeling

Dietrich Schulze-Marmeling, geboren am 8. Dezember 1956 in Kamen/Westfalen, gehört zu den profiliertesten und produktivsten Fußballautoren- und historikern in Deutschland. Schulze-Marmelings erstes Fußballbuch erschien 1992 und trug den Titel „Der gezähmte Fußball. Zur Geschichte eines subversiven Sports.“ Christoph Biermann schwärmte damals in der „tageszeitung“: „Manchmal schlägt man ein Buch auf und fragt sich nach einer durchlesenen Nacht, warum es das nicht schon vorher gegeben hat. (...) Dieses Buch schafft nämlich den Durchbruch. Es ist der erste ernsthafte Versuch einer Fußballgeschichte in Deutschland, die auch die politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen des Spiels einbezieht. (...) Ein brillanter Steilpass aus defensiver Sprachlosigkeit und vagen Mittelfeldgeraune.“ Es folgten u.a. Bücher über Borussia Dortmund und den FC Bayern München, denen der Charakter von „Standardwerken“ attestiert wurde. Ebenso erging es seinen Veröffentlichungen „Das goldene Buch der Fußballweltmeisterschaft“ und „Das goldene Buch des deutschen Fußballs“ (mit Hardy Grüne), die beide in mehreren Auflagen erschienen sind. Auch zur Geschichte großer internationaler Vereine hat Schulze-Marmeling erfolgreiche Bücher vorgelegt, so zum FC Barcelona, zu Manchester United, Celtic Glasgow und zuletzt zum FC Liverpool („Reds“). Für seine bislang wertvollste Veröffentlichung erachtet der Autor indes „Davidstern und Lederball. Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball“, die mit dazu beitrug, dass die Geschichte des deutschen Fußballs „umgeschrieben“ wurde. Der Literaturkritiker Helmut Böttiger urteilte in der „Zeit“: „Eine absolut herausragende Veröffentlichung. Hier liegt der Idealfall vor: Fußball als Kulturgeschichte.“ Für das Buch „Der FC Bayern und seine Juden. Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur“ wurde Schulze-Marmeling mit dem Preis für das Fußballbuch des Jahres ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Fußballkultur und lebt in Altenberge bei Münster. Dietrich Schulze-Marmeling schreibt auch für den Die Werkstatt Blog. Alle Artikel findet ihr hier: Zum Blog

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    Buchvorschau

    Toni Kroos - Dietrich Schulze-Marmeling

    Der (lange Zeit) Unverstandene

    „Besser in Deutschland umstritten und weltweite Anerkennung als andersrum."

    Toni Kroos

    „Kroos hat sich nicht wild in die Herzen der Menschen gedribbelt, er hat sich geruhsam in die Herzen der Menschen gepasst."

    Jan Christian Müller, Frankfurter Rundschau

    Das Problem ist, dass 95 Prozent der Menschen Fußball mögen, aber nur zwei Prozent wirklich was verstehen." So Xavi Hernandez, einer von Pep Guardiolas Lieblingsspielern beim FC Barcelona, zweifacher Champions-League-Sieger sowie Europa- und Weltmeister. Die Spielweise Xavis und die seines kongenialen Nebenmannes Andrés Iniesta war der von Toni Kroos in mancher Hinsicht ähnlich – auf den ersten Blick nicht spektakulär, aber extrem präzise und intelligent. Manche behaupten gar, Toni Kroos sei Xavi/Iniesta in einer Person.

    Als Johan Cruyff 2012 gefragt wurde, wer der weltbeste Spieler sei, Lionel Messi oder Xavi, entschied sich der „König für den Katalanen, obwohl der Argentinier der spektakulärste Fußballer sei. Cruyff: „Es gibt spektakuläre Spieler wie Messi. Aber wenn man einen Kerl wie Xavi sieht, seinen Umgang mit dem Ball und seinen Spielrhythmus: Er ist ein großartiger Fußballer, aber ganz anders als Messi.

    Xavis Spiel beinhaltete keine Dribblings. Seine Spezialität waren schnelle Richtungswechsel, verbunden mit kleinen Körpertäuschungen, die die Gegenspieler ins Leere laufen ließen. Dabei zog er häufig den Ball zunächst mit der Sohle zurück. Xavis Spielintelligenz war überragend. Er konnte das Spiel lesen, Lauf- und Passwege antizipieren, den sogenannten letzten bzw. tödlichen Pass spielen, den dann Messi oder ein anderer Akteur zu einem Tor veredelte. 2012 schrieb Jörg Kramer im Spiegel über Xavi: „Xavi, wahlweise als Motor, Metronom oder Gehirn der spanischen Mannschaft beschrieben, löst mit unscheinbar wirkenden Bewegungen ganze Handlungsketten auf dem Spielfeld aus. Er ist eher unaufdringlich präsent und setzt die spektakulären Dribbler und Sprinter in Szene. Er beliefert sie, sie glänzen."

    Der letzte bzw. tödliche Pass war das Spektakulärste, was der Fan von Xavi registrierte. Was ihm in der Regel entging, waren die vielen von Xavi initiierten Pass-Stafetten, mit denen dieser die Ordnung des Gegners durcheinanderwirbelte und seine Mitspieler in Positionen rückte, die sein Team einem Torabschluss näher brachten. Der letzte Pass ist eben nur der letzte Pass. Die Vorgeschichte eines Torabschlusses beginnt früher.

    Xavis Behauptung, dass nur zwei Prozent Fußball wirklich verstehen, ist sicherlich überzogen, aber nicht komplett falsch. Starten wir mit den Zensuren, die von der Pressetribüne an die Spieler vergeben werden. Gewöhnlich auf der Skala 1 bis 6, das sind elf unterschiedliche Bewertungen: 1, 1,5, 2, 2,5 … Die durchschnittliche Netto-Spielzeit beträgt etwa 55 Minuten. In weniger als einer Stunde will der Beobachter 22 Akteure (plus Einwechselspieler) mit feinen Abstufungen bewerten können … Der Deutschlehrer benötigt dafür ein komplettes Wochenende – und das Ergebnis bleibt trotzdem umstritten.

    Hinzu kommt: Was sieht der Beobachter auf der Pressetribüne, und was sieht er nicht? Sieht er stets von 21 Spielern das Spiel ohne Ball? Sieht er nur den Pass, oder sieht er auch den gesamten Kontext des Passes sowie die Kettenreaktion, die dieser auslöst? Verfolgt er nur den Lauf des Balles, hat er nur die nächste Station im Blick, oder sieht er auch, wie sich der Passgeber anschließend positioniert? Die Leistung eines Torwarts ist scheinbar einfacher zu bewerten. Drei Flanken abgefangen, zwei Schüsse aus kurzer Distanz, ein Eins-gegen-eins-Duell und einen platzierten Weitschuss pariert – macht Note 1.

    Allerdings tut man sich auch hier häufig schwer. Das Mitspielen des Torwarts, seine Beteiligung am Aufbauspiel, seine Antizipation, das Dirigieren seiner Vorderleute werden nicht ausreichend goutiert. Und macht er Letzteres, also das Dirigieren, gut, reduziert dies die Zahl seiner spektakulären Aktionen, was dann aber auf Kosten der Gesamtbenotung geht. Mehr als die Note 3 ist dann nicht drin.

    Und wie verhält es sich mit dem Stürmer? Der ist 88 Minuten nicht zu sehen, verwandelt aber einen Strafstoß und markiert ein Abstaubertor. Das läuft auf eine 1 hinaus. Arbeitet er gut gegen den Ball, verbucht er viele Ballkontakte, setzt andere in Szene, aber vergibt eine hundertprozentige Torchance, dann reicht es bestenfalls zu einer 4.

    Auch andere Leistungen sind also nicht einfach zu bewerten. Aber bei einem Spieler wie Toni Kroos fällt dies offensichtlich besonders schwer. Denn Kroos spielt nicht spektakulär – jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Kroos ist auch „kein Gladiator wie Bastian Schweinsteiger im WM-Finale 2014 gegen Argentinien, kein Heldengrätscher wie Mats Hummels und keine Fan-Ikone wie der launige Lukas Podolski. Kroos ist eben Kroos, ein kühler Stratege", schreibt Tobias Nordmann auf ntv.de.

    Kroos spielt so (scheinbar) unspektakulär, dass in den Rückschauen auf seine Karriere stets ein Standardtor strapaziert wird. Ein Freistoßtor gegen Schweden bei der WM 2018, erzielt in der letzten Minute und in der Tat wunderschön. Aber Kroos war viel, viel mehr. Standards können auch andere. Und wirklich bedeutend war dieses Tor auch nicht. Die DFB-Elf gewann zwar dank dieses Kunstschusses mit 2:1 und war damit noch nicht bereits nach dem zweiten Gruppenspiel (!) ausgeschieden. Aber eine Begegnung später war trotzdem Schluss. Zum ersten Mal hatte Deutschland bei einer WM nicht die K.-o.-Phase erreicht. Ausgerechnet eine Szene bei einer komplett verkorksten WM, bei der auch Kroos nicht reüssieren konnte, muss als Beweis für seine Klasse herhalten.

    Und wenn ein Spieler schon so unspektakulär spielt, kann er dann nicht wenigstens mit seinem Privatleben für Schlagzeilen sorgen? Aber was gibt es da schon zu berichten? Seit 2008 mit derselben Frau zusammen, seit 2015 mit dieser verheiratet, gemeinsam Eltern von drei Kindern.

    Glaubt man dem deutschen Fußball-Stammtisch, dann wurde Real Madrid einige Jahre ausnahmslos von Ahnungslosen regiert, Trainer und Ex-Fußballstars wie Zinédine Zidane und Carlo Ancelotti inbegriffen. Ahnungslose, die nur zehn Akteure aufs Spielfeld schickten, denn der Elfte, Toni Kroos, machte nur Dinge, die von geringem Nutzen sind. Ein Schönspieler, mehr nicht. Zehn lange Jahre kamen diese Ahnungslosen nicht auf die Idee, den „Querpass-Toni aus dem Kader zu streichen und eine Alternative zu verpflichten. Zehn Jahre, in denen die „Königlichen aber trotzdem fünfmal die Champions League gewannen – im Finale stets mit Toni Kroos am Anstoßkreis. Real bestritt hier 426 der insgesamt 480 Minuten Spielzeit mit dem „Querpass-Toni auf dem Rasen. Kroos kommt auf insgesamt 110 Champions-League-Einsätze für die „Königlichen, in denen er fünf Tore schoss und 19 vorbereitete.

    Kroos war der neunte deutsche Nationalspieler, der für den weltweit berühmtesten und erfolgreichsten Klub spielen durfte. Der erste war 1973 Günter Netzer gewesen, ihm folgten Paul Breitner, Uli Stielike, Bernd Schuster, Bodo Illgner, Christoph Metzelder, Mesut Özil und Sami Khedira. Aber keiner dieser Spieler kam auch nur annähernd auf so viele Jahre, Spiele und Triumphe im Trikot der Blancos wie Toni Kroos. Und keiner von ihnen hinterließ bei den „Königlichen" einen so tiefen und großen Fußabdruck.

    In Madrid wurde Kroos verehrt. Dass Kroos Deutschland 2014 verließ, um seine Karriere in Spanien fortzusetzen, war wohl die beste Entscheidung, die er treffen konnte. Spanien, die Hochburg des sauberen Pass-Spiels, wusste seine Qualitäten zu honorieren. Kroos: „Ich glaube schon, dass der Fußball dort ein bisschen anders gesehen wird. Ganz einfach formuliert: In Spanien zollt man auch große Anerkennung für das, was zwischen den Strafräumen passiert – und nicht nur für das, was in den Strafräumen geschieht. Dieser Unterschied ist mir in den ersten Jahren in Madrid besonders aufgefallen – denn mein Spiel findet ja meist zwischen den Strafräumen statt. Als Kroos bei Real nicht mehr wegzudenken ist, belehrt der Journalist Ronald Reng das hiesige Publikum: „Bei Real in Madrid hat sich nicht der Fußballer Toni Kroos geändert, allenfalls die Sicht auf ihn: Jetzt sehen alle seine Ruhe in heißen Momenten.

    Als Kroos nach der EM 2024 seine Karriere beendete, schrieb Nino Duit auf spox.com: „Deutsche Nationalspieler im Ausland werden hierzulande zwar traditionell kritisch beäugt. Aber wohl nie zuvor wurde ein Fußballer in zwei Ländern dermaßen unterschiedlich bewertet wie Kroos in Spanien und Deutschland. Dort Don Antonio, hier ‚Querpass-Toni‘ und ‚Dieseltraktor‘ – so hat ihn Bernd Schuster tatsächlich mal genannt. Dort gilt der saubere Pass als höchstes Gut, hier als langweilig. Bernd Schuster, der insgesamt 13 Jahre in Spanien kickte, müsste es eigentlich besser wissen. Schuster war nicht schnell, sein Spiel wirkte ruhig, ja bedächtig, in mancherlei Hinsicht war es dem von Kroos ähnlich. Der spanische Journalist Julio César Iglesias attestierte ihm eine deutsche „Bürokratenseele. Er gehe nicht ins Stadion, um Schlachten zu gewinnen, sondern um seine Arbeit zu tun. Gegen Ende seiner Karriere, als Schuster noch einmal in die Bundesliga zurückkehrte, erinnerte der immer noch geniale Fußballer dann tatsächlich an einen „Dieseltraktor". Wie im Falle von Toni Kroos wurde auch Schusters Spiel in Spanien viel positiver bewertet als in Deutschland, auch Schuster wurde erst in Spanien glücklich.

    Erst auf den letzten Metern der Zielgeraden seiner Karriere, als die EM im eigenen Land anstand und die Nationalmannschaft darniederzuliegen schien, war Fußball-Deutschland bereit, Kroos’ Qualitäten anzuerkennen. Kroos wurde zur letzten Hoffnung auf ein Sommermärchen 2.0, zumindest auf eine abgespeckte Version von 2006.

    Der neue Respekt wirkte manchmal etwas aufgesetzt. Abbitte für die vielen Jahre, in denen man nicht gewillt war, den Wert des Spielers Toni Kroos zu erkennen? Ein einziges Spiel, ein Testspiel gegen Frankreich, Kroos’ Debüt als Rückkehrer, reichte, um den Blick auf den Spieler radikal zu korrigieren. Noch einmal Nino Duit: „Vielleicht auch ein kleines bisschen beschämt vom einstigen Umgang mit dem erfolgreichsten Fußballer des Landes wurde Kroos fortan allseits abgefeiert. Die Experten lobten, die Fans kauften massenweise seine Trikots und huldigten ihm in jedem Stadion mit ‚Toni, Toni‘-Sprechchören. Dazu warfen sie ihre Arme andächtig nach vorne, so wie es die Argentinier bei Lionel Messi gerne machen."

    Vor dem Viertelfinale der EM 2024 gegen Spanien, das Kroos’ letztes Spiel sein sollte, schrieb Jan Christian Müller in der Frankfurter Rundschau: „Schaut man auf die Rücken der Fans, fällt der Name Kroos ins Auge. Das hat, anders als bei jungen Burschen wie Jamal Musiala oder Florian Wirtz, eine halbe Ewigkeit gedauert. Kroos hat sich nicht wild in die Herzen der Menschen gedribbelt, er hat sich geruhsam in die Herzen der Menschen gepasst."

    Toni Kroos: „Die einen sind schneller, die anderen brauchen etwas länger, aber am Ende verstehen es alle."

    Von Rostock nach München

    „Die 10 wollen wir im Moment nicht verteilen – die will ich irgendwann einmal dem Toni geben."

    Uli Hoeneß

    In der Saison 2004/05 erreicht der 15-jährige Toni Kroos mit Hansa Rostock das Finale um die deutsche B-Jugend-Meisterschaft. Der Hansa-Nachwuchs unterliegt den Altersgenossen von Hertha BSC mit 0:2. Für die Berliner läuft u. a. Jérôme Boateng auf, der 2014 mit Kroos Weltmeister wird.

    Kroos ist im Januar geboren und somit Profiteur des sogenannten Relative Age Effects (RAE). Der Sportwissenschaftler Martin Lames kam in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Januarkinder viel häufiger Profifußballer werden als Dezemberkinder. Nicht, weil sie pauschal talentierter waren als die Spätgeborenen ihres Jahrgangs, sondern weil sie schlicht und einfach körperlich weiter waren als ihre Gegenspieler, die erst ein halbes Jahr oder sogar erst elf Monate später ihren Geburtstag feierten. Marco Henseling hat auf spielverlagerung.de einen sehr lesenswerten Beitrag zum Thema „Relative Age Effect" veröffentlicht: „Der RAE ist eines der interessantesten Phänomene im Nachwuchssport – und eines der besorgniserregendsten. Im Wesentlichen besagt er, dass innerhalb eines Jahres – oder genauer: innerhalb eines Selektionszeitraumes – früh geborene Sportler gegenüber jenen, die in einem späteren Monat geboren sind, systematisch bevorzugt werden. (…) Vom RAE sind vor allem kraft- und laufintensive Sportarten betroffen, die sich einer großen öffentlichen Beliebtheit erfreuen und in denen früh selektiert wird. All das trifft auf den Fußball zu. Geht man davon aus, dass sich Talent gleichmäßig übers Jahr verteilt und sich nicht in der ersten Jahreshälfte ballt, deutet RAE auf Mängel im System der Nachwuchsförderung hin. (…) Vergleicht man einen

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