Die Zughunde-Schule: Tipps und Tricks für den Zughundesport
Von Gabi Dietze
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Buchvorschau
Die Zughunde-Schule - Gabi Dietze
2016
TREND ZUGHUNDESPORT
(Foto: Dietze)
Der Zughundesport in all seinen Facetten hat in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen! Längst hat es sich unter Hundehaltern herumgesprochen, dass diese Sportart eine sinnvolle und artgerechte Auslastungsmöglichkeit für lauf- und arbeitsfreudige Vierbeiner sein kann – die viel Spaß an beiden Enden der Leinen verspricht.
Hunde lieben Aufgaben!
Die meisten Hunde sind heute reine „Familienbegleithunde", die keine besonderen Aufgaben zu erfüllen haben – und das ist oftmals sehr langweilig! Wachhunde, die nichts mehr zu bewachen haben, Hütehunde, die keine Herde haben, oder Jagdhunde, die nicht mit auf die Jagd dürfen … Was also tun, bevor sich die Hunde eigene, für den Besitzer nur allzu oft unerwünschte Beschäftigungen suchen?
In zahlreichen Hundeschulen werden neben den klassischen Erziehungskursen viele interessante Hundesportarten angeboten. Aber nicht alle Angebote sind auch für große Hunde geeignet. Gerade schnelle Sportarten wie Flyball, Agility oder Frisbee, bei denen viele Sprünge verlangt werden, sind für große Hunde oft zu gefährlich, da sie meist zu schwer sind und dadurch eine hohe Verletzungsgefahr besteht. Selbst unter den leichteren Hunden gibt es einige Vierbeiner, die bei diesen schnellen Sportarten so gestresst sind, dass statt Auslastung und Freude eher das Gegenteil erreicht wird.
Hier bietet der Zughundesport eine mögliche Alternative. Natürlich ist auch im Zugsport noch kein Meister vom Himmel gefallen, und und so sollte zunächst ein gutes Training unter fachkompetenter Anleitung absolviert werden. Und schon kann es losgehen. Ob zu Fuß beim Cani-Cross oder auf Rädern: Alles, was man braucht, sind gute Laufschuhe oder ein geeignetes Gefährt und ein passendes Zuggeschirr – und schon können Mensch und Hund loslegen. Zugarbeit bedeutet dabei nicht nur körperliche Arbeit, sondern auch viel Kopfarbeit durch die ständige aktive Kommunikation im Mensch-Hunde-Team. Diese gemeinsame sportliche Aktivität schweißt zusammen, weil der Mensch als Hundeführer seinem vierbeinigen Partner eine sinnvolle, artgerechte Aufgabe stellt. Da Hunde von der Anlage her Lauftiere sind, ist bereits das Laufen für viele Hunde selbstbelohnend und macht die Tiere zufrieden.
Dabei ist die Zugarbeit keine neue Sportart. Nicht selten sind große Hunde bis ins letzte Jahrhundert neben ihren eigentlichen Wach-, Hüte- oder Jagdaufgaben dazu gebraucht und gezüchtet worden, Lasten zu ziehen oder Personen zu befördern. Dieses Talent zum Ziehen hat sich bis heute bei den dafür geeigneten Hunden erhalten und eröffnet uns die Chance, diese Anlagen zu fördern und unseren vierbeinigen Begleitern eine artgerechte Aufgabe und Abwechslung zu bieten. Vielen Hunden liegt die Zugarbeit einfach im Blut. Und die Anleinpflicht ist mit einem Hund im Geschirr ganz nebenbei auch noch erfüllt.
Die Erfahrung zeigt, dass Spaziergänger, Kinder, Jogger, Radfahrer, selbst eher ängstliche Menschen, denen man unterwegs begegnet, überwiegend positiv und neugierig auf die Gespanne reagieren. Auch aus diesen Gründen ist der Zughundesport zu einer echten Trendsportart aufgestiegen und findet mehr und mehr Liebhaber. Unter dem Begriff Zughundesport versteht man alle Zughundesportarten, deren Ursprung im Wagenziehen oder im Schlittenhundesport liegen. Auch Cani-Cross, das Laufen mit dem am Bauchgurt angespannten Hund, zählt dazu. Dabei ist es unerheblich, ob ein Hund oder mehrere Hunde ziehen oder in welchem Tempo die Zugarbeit verrichtet wird – allein der Lauf- und Arbeitswille der Hunde ist entscheidend.
Die Begeisterung und das anhaltende Interesse am Zughundesport für ein oder 2 Hunde haben dafür gesorgt, dass viele Hundeschulen den Trend erkannt und sich auf diesem Gebiet weitergebildet haben und ihren Kunden den Einstieg in die Zugarbeit bieten. Einige Trainer haben sich in den letzten Jahren voll und ganz auf den Zughundesport spezialisiert. So ist auch die Anzahl neuer Zughundeschulen stetig angewachsen.
Wer den Sport zusammen mit seinem Hund kennenlernen möchte, findet mit ein bisschen Glück Vereine oder (Zug-)Hundeschulen direkt in der Nähe des eigenen Wohnorts. Üblicherweise werden im Rahmen der Schulungen die verschiedenen Gefährte und die dazugehörigen Geschirre zur Verfügung gestellt und können während des Seminars ausprobiert werden. Die vermittelte Theorie sowie die praktischen Übungen rund um den Zughundesport bieten Interessierten einen guten Einstieg. Nach einem Einsteigerseminar kann man oft schon erkennen, ob im eigenen Hund ein Zugtalent steckt, und sich für eine passende Zugsportvariante entscheiden. In den Seminaren werden wertvolle Tipps zur weiteren Ausbildung und auch zur Beschaffung der Gefährte und Ausrüstung gegeben. Ein Zughundeseminar bietet nebenbei die Gelegenheit, Kontakte zu Gleichgesinnten zu knüpfen und vielleicht bereits weitere Treffen für gemeinsame Trainingseinheiten zu organisieren.
Erlaubnispflicht für Hundetrainer
Seit dem 1. August 2014 benötigt jeder, der Hunde gewerbsmäßig für Dritte ausbilden oder die Ausbildung durch den Hundehalter anleiten will, eine Genehmigung für diese Tätigkeit. Betroffen sind nicht nur Hundetrainer in Hundeschulen, das gilt ebenso für Zughundetrainer in reinen Zughundeschulen. Das Gesetz macht hier keinen Unterschied.
Aufgrund einer Änderung im Tierschutzgesetz muss jeder gewerblich arbeitende Hundetrainer die erforderliche Sachkunde für eine Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8 Buchstabe f TierSchG nachweisen. Wissen aus diesen Themengebieten wird abgefragt:
– Biologie des Hundes
– Aufzucht, Haltung, Fütterung und allgemeine Hygiene
– häufige Erkrankungen des Hundes, medizinische Prophylaxe/Versorgung
– einschlägige tierschutzrechtliche und sonstige Bestimmungen
– Ausbildung, Training
– Fähigkeiten im Umgang mit Hund und Halter
Neben dem Führungszeugnis und einem Auszug aus dem Gewerbezentralregister muss jeder Hundetrainer einen Antrag bei der zuständigen Veterinärbehörde einreichen. In der Regel wird nach Sichtung der Antragsunterlagen eine 3-stufige Prüfung der Ausbildertätigkeit stattfinden, bestehend aus einem standardisierten Test zu den oben genannten Themen, einem Fachgespräch und einer praktischen Prüfung.
Für Vereine gibt es Ausnahmen: Nach heutiger Gesetzeslage (Mai 2016) müssen sich Vereinstrainer dieser Sachkundeprüfung nicht unterziehen.
SCHON GEWUSST? HÄUFIGE FRAGEN ZUM ZUGHUNDESPORT
(Foto: Nollen)
Geeignete Hunde für den Zughundesport sind Vertreter oder Mischlinge der mittleren und größeren Hunderassen. Die Zugschüler sollten unbedingt ausgewachsen sein, bevor sie körperliche Zugarbeit leisten.
Wesentliche Voraussetzungen für den Zughundesport
Wichtig – vor allem im Bereich der schnelleren Zugsportvarianten – ist die Gesundheit des Hundes: Gelenk- oder Kreislaufprobleme sollten zuvor, im Zweifelsfall durch einen Tierarzt, ausgeschlossen werden. Das Mindestalter für die Hunde liegt bei 12 Monaten, wobei auch ältere Hunde sich als sehr lern- und begeisterungsfähig erwiesen haben. Bei sorgfältigem und verantwortungsvollem Training können Zughunde durchaus bis ins hohe Alter Freude an dieser aktiven Freizeitbeschäftigung haben.
WELCHE HUNDE/HUNDERASSEN SIND GEEIGNET?
Grundsätzlich ist jeder ausgewachsene Hund, egal ob Rassehund oder Mischling, für die Zugarbeit geeignet. Die Hunde sollten gesund, lauf- und arbeitsfreudig sein.
Natürlich kommen einem dabei zunächst klassische Schlittenhunderassen wie der Husky, der Malamute oder der Samojede in den Sinn. Manch einer mag auch noch an die Schweizer Sennenhunde, insbesondere den Berner Sennenhund denken, doch darüber hinaus gibt es tatsächlich noch viele weitere Hunderassen, die früher ebenfalls in der Zugarbeit eingesetzt wurden.
Anhand der folgenden Fragen können Sie leicht selbst überprüfen, ob vielleicht auch in Ihrem Hund ein Zugtalent schlummert:
– Hat der Hund einen gewissen Vorwärtsdrang und zieht deshalb gern an der Leine?
– Läuft der Hund gern und mit einem gewissen Vorwärtsdrang am Rad?
– Reagiert der Hund auf Zug an der Leine mit verstärktem Gegenzug?
– Gehört der Hund zu den Kraftpaketen, die vor Energie nur so sprühen?
– Verfügt der Hund über einen gewissen Arbeitswillen?
Sind mehr als 2 Fragen mit Ja beantwortet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ihr Hund Spaß an der Zugarbeit finden wird.
Dabei können auch Hunde, die es vom Wesen oder von ihrer Erziehung her gewohnt sind, überwiegend neben oder hinter ihren Menschen zu laufen, gute Zughunde werden. Diese Hunde tun sich unter Umständen schwer daran, ein Gefährt frei vorneweg zu ziehen. Vielleicht finden sie ihre Erfüllung z.B. beim Bollerwagenziehen.
GRÖSSE UND GEWICHT
Wie schwer oder wie groß ein Zughund sein sollte, dafür gibt es keine allgemeingültige Faustregel. Viele Faktoren spielen bei dieser Frage eine Rolle: die Auswahl der Zugsportvariante, das Gefährt sowie das Gesamtgewicht, das von einem einzelnen oder mehreren Hunden gezogen werden soll. Auch die Kondition und der Trainingszustand des Hundes sind wesentliche Aspekte, die nicht unterschätzt werden sollten. Für leichte Hunde unter 20 Kilogramm bieten sich die Varianten Bike oder Cani-Cross an, schwereren, kräftigeren Hunden stehen, je nach Temperament, fast alle Zugsportvarianten offen. Die Frage nach der generellen Eignung eines Hundes für den Zughundesport sowie die Entscheidung für das richtige Gefährt sollten zuvor unbedingt mit einem Fachmann diskutiert werden.
Welches Gewicht kann ein Hund ohne Hilfe ziehen?
Als Faustregel gilt, dass ein gesunder Hund ungefähr das 4-Fache seines Körpergewichts als rollendes Gewicht ohne Hilfe ziehen kann. Abweichungen von dieser Regel nach unten oder oben können rassebedingt oder individuell je nach Hund auftreten. So wird ein großer, aber zarter Windhundtyp vermutlich weit weniger Zugkraft aufbringen können als ein kleinerer, aber muskulöser Rottweilertyp.
Die größte Leistung muss beim Anfahren oder auf Steigungen erbracht werden. Rollt der Wagen auf ebener, glatter Strecke, ist die zu leistende Zugarbeit wesentlich geringer.
Außerdem sollte kein Hund ständig ein Gewicht, das sich an seine theoretische Leistungsgrenze annähert, ziehen. Schnell ist der Hund an Steigungen oder auf unebenem, tiefem Boden, auf dem ein Gefährt nicht so leicht rollt, mit dieser Last überfordert und kann auf Dauer so den Spaß an der Zugarbeit verlieren oder sogar körperliche Schäden davontragen. Besser ist es, einem Hund bei der Zugarbeit genügend Reserven zu lassen, umso freudiger wird er beim nächsten Mal wieder bei der Sache sein.
Die Möglichkeiten im Zughundesport sind so verschieden wie die „Mensch-Hunde-Teams" selbst. (Foto: Dietze)
Geschwindigkeiten: Schritt, Trab oder Galopp?
Nicht jeder angehende Zughund liebt Höchstgeschwindigkeiten. Unter den schweren Hunderassen gibt es die gemäßigten Zughunde, die mit einem rasanten Spurt generell nichts im Sinn haben. Diese Hunde ziehen gern, auch längere Strecken, aber vorzugsweise in einem ruhigen, gemäßigten Tempo. Für diese Hunde eignet sich vorzugsweise die Anspannung im menschlichen Schritttempo vor dem Bollerwagen oder trabenderweise im Zugbügel vor einem Trike oder im Sacco-Dog-Cart.