Werbelüge "Starker Rücken": Mit richtigem Gehen, Stehen und Sitzen Rückenschmerzen effektiv vorbeugen
Von Peter Scholten
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Über dieses E-Book
Warum das so ist? Weil ein starker muskulöser Rücken immer auch ein steifer und komprimierter Rücken ist. Die wissenschaftliche Forschung bestätigt jedoch schon lange: Wichtig ist ein beweglicher und geschmeidiger Rücken. Und den bekommen Sie am besten wieder im Alltag. Schließlich findet Ihre Bewegung überwiegend im Alltag statt.
Der international renommierte Senmotic Faszientherapeut Peter Scholten zeigt Ihnen in diesem Buch, wie Sie Ihren Rücken im Alltag wieder richtig nutzen und sogar Spaß dabei haben. An einfachen, verständlichen Beispielen erklärt Ihnen der Autor das richtige Stehen, Gehen und Sitzen. Diese Anleitungen können Sie wieder zu einem beweglichen und schmerzfreien Rücken führen. So ganz nebenbei räumt Peter Scholten auch mit zahlreichen anderen Mythen zum Rücken und zur Bewegung auf. Dieses Buch ist ein Muss für alle Schmerzgeplagten.
Peter Scholten
Peter Scholten, Jahrgang 1974, kam über die Kampfkunst zur Faszien Therapie. Seit jüngsten Jahren lernte er die unterschiedlichsten japanischen und koreanischen Stile und trainierte dann jahrelang das chinesische Wing Chun, das Bruce Lee so bekannt gemacht hatte. Im Jahr 2000, nach Abschluss seines Jura-Studiums, beschloss er, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er zog nach Frankreich und eröffnete in Lyon eine Kampfkunstschule. 2003 lernte er dann die Senmotic Kampfkunst und Therapie kennen. 2007 schloss er seine Ausbildung zum Faszien Therapeuten ab. Seitdem arbeitet er als professioneller Faszien-Therapeut in seiner eigenen Praxis und ist mittlerweile selber Advanced Teacher of Senmotics. Neben seiner Tätigkeit als Faszien-Therapeut und Kampfkunstlehrer kreierte er auch den erfolgreichen Online-Kurses Bessere Körperhaltung für ein Leben ohne Rückenschmerzen. Im Sommer 2015 zog Peter zurück nach Deutschland und eröffnete seine Praxis in Wiesbaden. Sie finden ihn unter www.senmotic-wiesbaden.de
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Buchvorschau
Werbelüge "Starker Rücken" - Peter Scholten
„Pain is youth leaving the body."
(Autor unbekannt)
1
Erfolg durch systemisches Denken
Warum der Körper Knochenbrüche, Schnitte und Prellungen heilen kann, Ihre Rückenschmerzen aber immer wieder zurückkommen. Die Unterschiede zwischen symptomatischer, holistischer und systemischer Behandlung. Warum fast alle Methoden auf Dauer versagen und wie Sie Ihrem Rücken eine Chance geben können.
Haben Sie Rücken?
Wenn Sie dieses Buch lesen und älter als dreißig Jahre alt sind, ist die Chance sehr groß, dass Sie bereits über Rückenschmerzen zu klagen hatten. Statistisch gesehen haben etwa 70% der Deutschen mindestens einmal im Jahr Rückenschmerzen. Bei Mitbürgern über fünfzig dürfte der Anteil erfahrungsgemäß noch höher liegen.
Neben Erkrankungen der Atemwege gelten Erkrankungen der Muskeln oder des Skeletts als zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen - der volkswirtschaftliche Schaden ist immens.
Aus meiner Arbeit als Faszien-Therapeut weiß ich, dass mechanische Rückenschmerzen oft vom Umfeld des Klienten verursacht oder begünstigt werden. Falsche Schuhe, Stühle oder Matratzen machen oft alle Heilbemühungen von Ärzten und Therapeuten zunichte. Mir ist bis heute kein Buch bekannt, das sich systemisch mit diesen Faktoren auseinandersetzt. Meinen Beitrag zum Thema halten Sie jetzt in den Händen. Aus Erfahrung weiß ich, dass die von mir vorgeschlagenen Maßnahmen zusammengenommen eine große Wirkung entfalten können.
Daher wünsche ich Ihnen jetzt viel Spaß beim Lesen!
Ein neuer Ansatz in der Schmerztherapie
Es ist ein scheinbares Paradox: Wenn Sie sich heute Abend beim Kochen in den Finger schneiden, schließt sich die Wunde innerhalb weniger Minuten. Am nächsten Tag hat sich eine kleine Kruste gebildet und bereits zwei Tage später ist alles verheilt.
Möchten Sie es etwas dramatischer? Dann denken Sie doch einmal an einen Knochenbruch. Auch bei einer so tiefgreifenden Verletzung verfügt Ihr Körper über ausreichende Selbstheilungskräfte und ist in der Lage, den Knochen innerhalb weniger Wochen wieder zusammenwachsen zu lassen.
Wie kann es daher sein, dass vielen Menschen der Rücken über Monate, ja Jahre hinweg Schmerzen bereitet? Wieso kann sogar ein Mensch nach einem schweren Motorradunfall innerhalb einiger Monate wieder einigermaßen gesunden, aber Ihr Rücken tut immer noch weh?
Ein möglicher Grund liegt darin, dass Sie Ihren Rücken von morgens bis abends so stark schädigen, dass er es einfach nicht schafft, sich so schnell zu heilen, wie Sie ihn wieder kaputt machen.
Sie meinen jetzt vielleicht, das könne nicht auf Sie zutreffen, da Sie regelmäßig zum Sport gehen oder Krankengymnastik machen. Tatsächlich weiß ich als Autor natürlich nicht, was Sie schon so alles gegen Ihre Rückenschmerzen unternommen haben. Gehen Sie dreimal die Woche ins Fitnessstudio oder Laufen? Vielleicht haben Sie sich sogar für 800 € den besten ergonomischen Bürostuhl gegönnt und die guten Sportsitze im Auto? Tragen Sie Einlagen und haltungskorrigierende Kleidung?
Falls dem so ist, darf ich Ihnen für Ihren Einsatz gratulieren, falls nicht, ist das auch nicht so schlimm, schließlich bringen diese Methoden im besten Fall wenig und verstärken oft sogar noch die Probleme. Warum das so ist, sehen wir in den nächsten Kapiteln.
Tatsächlich liegt Ihr Problem wahrscheinlich ganz wo anders, nämlich darin, dass Sie für jeden Schritt Richtung Gesunder Rücken bereits zehn Schritte rückwärts Richtung Rückenschmerzen gemacht haben.
Wenn ich behaupte, dass Sie Ihrem Rücken keine Chance geben, dann nicht, weil Sie nicht genug Gutes für Ihren Rücken getan haben.
Die Herausforderung liegt vielmehr darin, das Schädliche im Alltag wegzulassen.
Wie dieses Buch Ihnen helfen kann
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neuer Ratgeber zum Thema Rückenschmerzen erscheint. Genauso vergeht kaum eine Woche, in der nicht zum Beispiel auf Spiegel Online ein Beitrag zu dem Thema erscheint, oder eine alte Methode mit neuem Namen vorgestellt wird, die dazu dient den Rücken zu kräftigen.
Callanetics, Pilates, Tae-Bo, Yoga, Planken, Stretching, Freeletics und neuerdings auch das sogenannte Faszien-Training, der Programmvielfalt sind kaum Grenzen gesetzt und das Marketing der Fitnessstudios und Trainer hat sicher schon die nächste Methode erfunden. Tatsächlich sind die meisten der dort unterrichteten Übungen nicht neu und etlichen Generationen noch aus dem Sportunterricht als Zirkeltraining bekannt.
Stärken und Stretchen, das waren damals schon die Denkkategorien. Und da sich der menschliche Körper darum nicht schert, wie eine Bewegung heißt, machen diese Methoden letztlich alle dasselbe und unterscheiden sich höchstens ein wenig in der Gewichtung. Im Kapitel über Krafttraining und Stretching lernen Sie, warum diese Methoden am Problem Körperhaltung und Rückenschmerzen vorbei trainieren.
Als Therapeut und jemand, der regelmäßig Vorträge zum Thema Schmerzprävention hält, habe ich mich immer gefragt, wann denn mal ein Buch systemisch aufzeigt, wie man sich im Alltag richtig zu bewegen hat.
Auch im Gespräch mit meinen Patienten muss ich immer wieder verwundert feststellen, wie wenig Ärzte und Therapeuten nach möglichen Ursachen forschen, bevor sie behandeln. Das liegt sicher auch daran, dass die Suche nach der Ursache viel zeitintensiver ist, als Medikamente oder Krankengymnastik zu verschreiben. Dennoch entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, wenn Menschen wegen Hüft- oder Knieschmerzen in meine Praxis kommen weil ihnen Ärzte und Physiotherapeuten nicht helfen konnten und sich dann herausstellt, dass sie regelmäßig Schuhe mit Absätzen und enge Gürtel tragen. Oder intensiv Bauchmuskeltraining betreiben. Das ist ein bisschen so, als ob ein Mensch mit doppeltem Cheeseburger und Pommes in der Hand bei einem Ernährungsberater verzweifelt nach dem Grund seines Übergewichts fragt.
Statt ihre Patienten auf diese ganz einfachen Dinge hinzuweisen, werden oft erst einmal teure bildgebende Verfahren verkauft. Dabei raten Richtlinien, zum Beispiel die der ACP (American College of Physicians) bei unspezifischen Rückenschmerzen von der bildgebenden Diagnostik ausdrücklich ab, wenn ansonsten keine Hinweise auf mögliche gefährliche Verläufe vorliegen.
Und dann wird gespritzt oder Krankengymnastik verschrieben. Das kann genau so in manchen Fällen auch angezeigt sein. Dennoch, so berichten es immer mehr Menschen in ihrer Frustration, gleicht es auch einem für die Krankenkassen teuren Schema 08/15, das immer wieder gedankenlos abgerissen wird.
Dabei möchten Menschen, dass man sich für sie Zeit nimmt, ihnen erst einmal zuhört. Wenn sich der Therapeut dann noch die Zeit nimmt, den Menschen einmal selber genau anzuschauen und anzufassen, seine Bewegungsmuster analysiert und nach Details aus seinem Alltag fragt, dann fühlt sich der Patient geschätzt und ernst genommen. So viel Zeit muss sein!
Eine reine standardisierte Symptombehandlung hingegen bietet nur selten eine nachhaltig befriedigende Lösung.
Um diese Kritik zu verstehen, muss man zwischen symptomatischen, holistischen und systemischen Ansätzen unterscheiden.
Der symptomatische Ansatz
Symptomatische Ansätze „bekämpfen" das Problem hier, jetzt und lokal. Also zum Beispiel, indem Ihnen oral oder intramuskulär ein Schmerzmittel verabreicht wird. Manchmal hilft auch ein Einrenken bei einem guten Osteopathen.
Und tatsächlich gibt es auch Formen der Faszien Arbeit (die man dann auch nicht „Faszien Therapie" nennen sollte), welche genau am schmerzenden Körperteil ansetzen und auch nur genau dieses eine Problem lösen.
Symptomatische Ansätze und Methoden sind insbesondere dann sinnvoll, wenn schnelle Hilfe geboten ist, weil der Schmerz sehr groß ist oder wenn, wie bei schweren Bandscheibenvorfällen, ansonsten weitere gesundheitliche Gefahren drohen.
Der Nachteil liegt darin, dass die Ursache des Problems dabei in der Regel nicht behandelt wird; gerade bei Schmerzmitteln ist es ja so, dass Ihr Haus weiterhin brennt, aber der Feuermelder abgeklemmt wird, damit Sie der Lärm nicht so stört.
Vielleicht schmunzeln Sie jetzt, aber wussten Sie, dass manche Behandlungsmethoden einfach darin bestehen, Nervenenden zu veröden, damit der Nerv das Schmerzsignal nicht mehr zum Gehirn senden kann?
Der holistische Ansatz
Weiterhin gibt es dann die Ursachenbekämpfung, den holistischen Ansatz. Hier wird der Mensch als Ganzes gesehen und es wird versucht, die Ursache für den Schmerz aus der Welt zu schaffen. Dazu kann zählen, dass der Therapeut nicht am Rücken arbeitet, sondern am Bein, weil er zum Beispiel vermutet, dass die Wadenmuskulatur eine Rolle spielt.
Oder ein Ernährungsberater rät zu einer ausgewogeneren Ernährung, oder einfach zum Abnehmen. In die Kategorie der Ursachenbekämpfung fallen auch Krankengymnastik und andere sportliche Aktivitäten. Warum diese in ihrer Wirksamkeit und Nachhaltigkeit sehr begrenzt sind und wie Sie es besser machen können, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.
Solche holistischen Ansätze sind gut und notwendig, um einen dauerhaften Behandlungserfolg zu erzielen. Da ihre Wirkung oft langsamer einsetzt, sind solche Methoden bei chronischen Schmerzen zu empfehlen, wenn der Schmerz akut nicht zu groß ist oder anderweitig unmittelbarer Handlungsbedarf besteht.
Der systemische Ansatz
Der systemische Ansatz geht über Ursachenbekämpfung noch insoweit hinaus, als dass er nicht nur den Körper als Ganzes, sondern alle Umwelteinflüsse in den Lösungsansatz miteinbezieht. Insofern muss ein systemischer Ansatz immer multidisziplinär sein.
Wer aber nur einen Hammer besitzt, der sieht in jedem Problem einen Nagel. Wenn Sie zu einem Gesundheitsexperten jeglicher Couleur gehen, kaufen Sie letztlich immer ein mehr oder minder gut angewendetes Denksystem.
Der Masseur sieht in Ihrem Rücken Verspannungen und wird versuchen, sie so gut wie möglich zu massieren. Ihr Orthopäde ist vielleicht besonders gut im Spritzen und empfiehlt das dann auch. Wieder andere Menschen meinen, Einlagen seien das Wunderheilmittel und andere sehen es in der Akupunktur oder der Osteopathie.
Inhaltlich gibt es Argumente für und gegen jede dieser Methoden.
Wie Sie aber beim Lesen dieses Buches feststellen werden, fehlt im Behandlungsprozess fast jedes Patienten ein Blick für das Wesentliche, das heißt die Umstände und Ursachen im Umfeld des Patienten, die seiner Genesung im Wege stehen. Wie bereits gesagt heilt der Körper sich ja permanent. Wer also ständig Rückenschmerzen hat, der muss seinem Rücken täglich mehr schaden als nutzen. Anders gesagt man macht sich schneller kaputt, als der Körper sich heilen kann.
Strategie statt Aktionismus
Leider behandeln viele Menschen ihre Rückenschmerzen mit einer Strategie, die so ähnlich ist, wie die
