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Es ist alles ganz einfach: Meine Regeln des Erfolgs
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Es ist alles ganz einfach: Meine Regeln des Erfolgs
eBook236 Seiten2 Stunden

Es ist alles ganz einfach: Meine Regeln des Erfolgs

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Über dieses E-Book

Mannschaften und Teams managen wie ein Profi: Allegris Grundregeln für Gewinner

Er führte Juventus Turin fünfmal in Folge zum Meistertitel, gab Top-Clubs wie Real Madrid einen Korb und trainierte berühmte Fußballer wie Zlatan Ibrahimović und Cristiano Ronaldo: Massimiliano Allegri ist zweifellos einer der erfolgreichsten Fußballtrainer der Welt.

Seine Erkenntnisse aus 40 Jahren Fußballkarriere fasst er nun in 32 grundlegenden Regeln zusammen. Sie zeigen, wie man eine Mannschaft aufbaut, leitet und zu wahrer Größe führt. Nebenbei teilt der Italiener persönliche Anekdoten sowie Gedanken über Fußballspiele und das Leben. Eigentlich, so meint er, ist alles ganz einfach…

Die Fußball-Philosophie des erfolgreichen Juventus-Trainers Massimiliano Allegri
Die Maxime seines Erfolgs: Wie macht man aus elf Fußballspielern eine Top-Mannschaft?
Eine Fußball-Legende erinnert sich: Anekdoten aus der Welt des Profifußballs
Das sagen andere über seine Trainerkarriere: Zitate bekannter Fußballer und Wegbegleiter
Ideales Geschenk für Fußballfans, Spieler und Trainer – zum Lesen, Lernen und besser werden!

Einfachheit ist das Schwierigste von allem: 32 etwas andere Fußballregeln

"Ball spielen kann jeder. Fußball spielen nicht." oder "Das Leben und Fußball sind ganz ähnlich: Es ist alles eine Frage der Balance." – Allegris Regeln für erfolgreichen Fußball klingen so einfach wie weise. Dass sich die Umsetzung in der Realität nicht immer so leicht gestaltet, musste aber auch der Juve-Trainer mühsam lernen. Seine 32 Grundregeln schöpfen aus diesem Erfahrungsschatz und zeigen, dass zu den Aufgaben eines Fußballtrainers mehr gehört, als ein paar Spieler auf den Platz zu schicken.

Dieses Fußballbuch ist Erfahrungsbericht, Biografie und Erfolgsrezept in einem. Ein Muss, nicht nur für Juve-Fans!
SpracheDeutsch
HerausgeberEgoth Verlag
Erscheinungsdatum19. Aug. 2021
ISBN9783903376199
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    Buchvorschau

    Es ist alles ganz einfach - Massimiiano Allegri

    Regel Nr.

    1

    „Wenn man uns weniger beigebracht hätte, hätten wir mehr gelernt."

    Da ich kein Lehrer bin, fange ich bei der Erläuterung meiner ersten Regel lieber mit einem Erlebnis an, das ich vor einiger Zeit hatte. Ein Freund schickte mir ein Foto. Darauf war eine Mauer abgebildet, auf der folgendes Graffiti zu lesen war: „Vielleicht, wenn man uns weniger beigebracht hätte, hätten wir mehr gelernt."

    Nun, mal abgesehen von der etwas seltsamen Wortstellung, habe ich mich sofort gefragt, was diese Nachricht bedeuten sollte. Unwillkürlich kam mir in den Sinn, dass ich zwei Wochen zuvor beschlossen hatte, bei einem Freundschaftsspiel gegen die U23-Auswahlmannschaft der Bianconeri (der „Weißschwarzen, Juventus Turin) eine „atypische Formation der Juventus Turin einzusetzen. „Atypisch" deswegen, weil ich die Spieler einfach so – ohne jegliche Anweisung zu Schemata oder Taktik – aufs Spielfeld geschickt hatte.

    Meine Spieler hatten in der ersten Viertelstunde offensichtlich große Schwierigkeiten, doch ich sah dem Spiel von der Trainerbank aus zu, ohne es in irgendeiner Weise zu kommentieren. In der Zwischenzeit war mir aufgefallen, dass mein junger Verteidiger Daniele Rugani – eigentlich schon drei bis vier Minuten nach Spielbeginn – begonnen hatte, Tipps zu geben. Es war eine spontane Reaktion gewesen, der Versuch, ein konstruktives Spiel entstehen zu lassen. Er hatte also meiner Meinung nach begonnen, seinen Verstand eigenständig einzusetzen. In meinen Augen war das etwas sehr Positives. Denn, auch wenn man die Spieler sicherlich nicht sich selbst überlassen darf, so sollte man sie andererseits auf keinen Fall in allzu starre didaktische Schemata hineinzwängen, da diese sie ihrer Kreativität berauben würden.

    Dieser Ansatz gilt sowohl für Kinder als auch für erfahrenere Spieler wie die meinen der 1. Mannschaft von Juventus Turin: Man muss sie formen und aufbauen, aber ihnen auch beibringen, eigenständig zu denken. Darüber will ich mich nun nicht weiter auslassen, denn wir werden im Zusammenhang mit der nächsten Regel auf dieses Thema zurückkommen. An dieser Stelle muss jedoch unbedingt betont werden, wie wichtig die Initiative der einzelnen Spieler sein kann, wenn sie über geistige Freiheit verfügen, also ohne, dass ein Trainer sie in allem, was man tun kann oder muss, unterrichtet hat. Der Lehrberuf ist meines Erachtens jedenfalls einer der schwierigsten Berufe der Welt. Davon können Eltern – als erste „Dozenten ihrer Kinder –, aber auch Lehrer, die in der Schule anstelle von Papa und Mama Erziehungsarbeit leisten oder sie zumindest darin ergänzen, ein Lied singen. Im Sportumfeld würde ich das Unterrichten an sich nicht als Beruf bezeichnen, sondern eher von einer „Aufgabe sprechen, da wir im Leben alle früher oder später einmal dazu aufgefordert sind, etwas zu unterrichten.

    Natürlich gibt es hierzu eine Vielzahl an didaktischen Theorien, von denen jede in gewisser Weise ihren Wert hat. Ich habe meine eigene Theorie und möchte sie anhand eines praktischen Beispiels erläutern: Nehmen wir einmal an, ich müsste einem kleinen Kind beibringen, wie man sich die Schuhe bindet. Es ist ein einfacher, aber wichtiger Handgriff, vor allem, weil man ihn immer wieder brauchen und er im Leben nützlich sein wird. Ein Kind kann diesen Handgriff auf vielerlei Arten erlernen, aber ich habe die Vorstellung, dass ich ihm erst einmal zeigen muss, wie es geht oder wie es mir beigebracht wurde. Und erst danach ist es sinnvoll, dass man es selbst machen lässt, auch wenn man ganz genau weiß, dass das Kind es anfangs auch falsch machen könnte. Natürlich muss man korrigierend eingreifen, wenn das Kind etwas offensichtlich nicht verstanden hat, doch ohne es in seinen kreativen Fähigkeiten – beispielsweise durch Angaben zur Größe der Schleife, des Hasenohrs oder wie auch immer man es nennen will – einzuschränken. Mit anderen Worten: Wenn wir dem Kind zu viele Informationen auf einmal geben, besteht letztlich die Gefahr, dass es durcheinanderkommt. Wenn es jedoch selbst die Erfahrung macht, dass die Schleife nach ein paar Schritten aufgeht, wird es verstehen, dass es daran lag, dass es diese nicht fest genug gebunden hatte. Dann werde ich dem Kind sagen, ohne mit ihm zu schimpfen, dass es den Knoten noch einmal machen und fester zuziehen solle, ich werde aber weder direkt eingreifen noch die Aktion ein weiteres Mal zeigen. Das Ergebnis wird dann vielleicht nicht so hübsch aussehen, aber die Schleife wird halten.

    Wenn das Kind begriffen hat, dass ein schön aussehender Knoten, der aber nicht fest genug ist, weniger funktional ist als ein schiefer, hässlicher Knoten, der jedoch beim Laufen und Rennen hält, haben wir unser Ziel erreicht. Die Ästhetik wird das Kind schon noch entdecken, aber erst später, wenn es die Schleife an meinen Schuhen sieht oder wenn es seine größeren Spielkameraden nachahmt, vielleicht sogar, wenn sie sich gemeinsam vor einem Fußballspiel umziehen.

    Ich habe das Beispiel des Schuhebindens gewählt, weil es mich immer schon extrem gestört hat, dass man alles auf das Lehren reduziert, ohne dem Lernen und Ausprobieren den nötigen Raum einzuräumen. Das kann und darf auch auf das Fußballspiel angewandt werden: In einer Wirklichkeit, in der wir Geisel der Wissenschaft sind und mit Zahlen (die, Gott bewahre, in den allermeisten Fällen auch nützlich sind) bombardiert werden, vergisst man oft, dass es immer die Technik (bzw. das Spiel) des Einzelnen ist, die einen Raum, eine Gelegenheit, ein Tor erfindet und erschafft. Sie ist es, die einen echten qualitativen Unterschied macht.

    Wenn man sich mit Standardisierungen, die dem Fußball übergestülpt werden, zufriedengibt, stellt das meiner Meinung nach eine klare Einschränkung, wenn nicht sogar eine echte Niederlage dar. Wir werden dieses Thema auch im Zusammenhang mit einer anderen Regel besprechen, die uns meines Erachtens sogar die Notwendigkeit auferlegt, Einfachheit zu trainieren, ohne sie in ein System zu übernehmen, das sie opfert.

    Bevor ich das Kapitel zu Regel Nr. 1 beende, kehre ich noch einmal zum Vergleich zwischen dem Kind, das lernt, sich die Schuhe zu binden, und dem Spieler, der in seiner Einfachheit trainiert ist, zurück. Im Laufe meines Lebens habe ich die Hindernisse, die sich mir in den Weg stellten, immer voll und ganz akzeptiert – ohne Angst zu bekommen und ohne im ersten Lösungsansatz zu versuchen, sie zu umgehen. Heute, nach so vielen Jahren, hat sich meine Einstellung sogar noch weiter verändert: Ich freue mich inzwischen manchmal sogar darüber, wenn ich vor einer Schwierigkeit stehe.

    Warum, fragt ihr euch vielleicht? Ganz einfach: weil ich durch ein Hindernis wachsen, mich vervollkommnen, besser werden kann. Wieso sollte ein Kind je lernen, sich die Schuhe zu binden, wenn es niemals vor dem Problem stand, dass es seine Schuhe nicht verlieren wollte? Wenn ein Kind nie Schuhe mit Schnürsenkeln angezogen und somit dieses Hindernis umgangen hätte, hätte es niemals erfahren, was es bedeutet, sich die Schuhe selbst binden zu müssen. Die wichtigste Schlussfolgerung könnte also folgende sein: Ein Hindernis dient mir dazu, mich neuen Möglichkeiten zu öffnen und andere Konzepte und Lösungen zu erlernen.

    Ein Hindernis dient mir dazu, mich neuen Möglichkeiten zu öffnen und andere Konzepte und Lösungen zu erlernen.

    Wie ist es nun im Fußball? Habt ihr euch je gefragt, warum einige Mannschaften nach einem Platzverweis besser spielen? Die rote Karte für einen unserer Mitspieler stellt zweifellos ein Hindernis dar, ohne das wir jedoch nicht die leiseste Ahnung hätten, wie man mit zehn gegen elf spielt (und das auch noch gut). Möglicherweise hat ein Spieler noch nicht gelernt, was man in diesem Fall tun muss, aber genau dann, in dieser schwierigen Lage, wird ein reaktionsfähiger Spieler besser als sein Kollege spielen, der normalerweise zu jedem Detail Anweisungen bekommt, auch wenn es auf Kosten seiner persönlichen Kreativität geht.

    Kommen wir nun auf die ideale Woche eines Trainers zu sprechen. Vermutlich wird das, was ich vorhin beispielhaft mit den Schnürsenkeln dargestellt habe, das erste Training nach einem Meisterschaftsspiel betreffen. Tatsächlich muss ein Fußballtrainer in eben dieser Trainingseinheit mit den ihm zur Verfügung stehenden Spielern vorliebnehmen, während er die möglicherweise verletzten Spieler oder die Spieler, die sich verausgabt haben und sich deshalb beim nächsten Einsatz ausruhen müssen, auf die Ersatzbank schickt. Dies wird ein Montag sein, wenn internationale Spiele oder andere Wettkämpfe auf dem Programm stehen, oder ein Dienstag, wenn es sich um eine Woche handelt, die zwischen zwei normalen Meisterschaftsspielen liegt. Montage oder Dienstage sind, was die Taktik betrifft, eher entspannte Tage. Über Taktik hat man vielleicht bei der Analyse der Videoaufnahme gesprochen, aber sobald man wieder auf dem Spielfeld steht, verlässt man sich auf die Kreativität des anderen. Ein jeder hat also seine Schuhe gebunden, so gut er es eben kann.

    Was andere über mich sagen

    Carletto Mazzone

    „Ich habe Max trainiert, als er noch beim SSC Neapel Spieler war. Er war sympathisch und beliebt, auch wenn er sich wirklich nicht überarbeitet hat. Er bemühte sich, neapolitanischen Dialekt zu sprechen. Er spielte wenig, aber er war in jedem Fall ein guter Spieler. Er zielte auf Ruhm ab, doch den wollte er nicht auf dem Spielfeld, sondern von der Trainerbank aus erreichen. Er wollte siegen und war technisch sehr gut, aber nur dann, wenn es ihm in den Kram passte."

    Alex Ferguson

    „Er ist ein außergewöhnlicher Trainer, der aus Juventus Turin eine solide Mannschaft gemacht hat."

    Regel Nr.

    2

    „Fußball ist einfach: Du musst nur das Gegenteil dessen tun, was deine Gegner tun."

    Schon bei der vorigen Regel habe ich zwei Begriffe erwähnt, auf die ich nun bei dieser Regel und den beiden folgenden zurückkommen möchte, um für eine gewisse inhaltliche Kontinuität zu sorgen und um das Verständnis zu erleichtern. Im Zusammenhang mit Regel Nr. 1 habe ich davon gesprochen, wie wichtig es ist, „eigenständig denkende Spieler zu haben, und wie angenehm es ist, „einfache Dinge tun zu können, und zwar nicht nur im Fußball oder in einer anderen Sportart, sondern auch ganz allgemein in unserem Leben. Insofern hat Regel Nr. 2 direkt mit der Philosophie der Einfachheit zu tun.

    Wie immer möchte ich, bevor ich zu theoretischen Schlussfolgerungen gelange, ein praktisches Beispiel aus dem Gebiet, das ich am besten kenne, anführen. Fußball ist aus meiner Sicht wirklich eine sehr einfache Sportart. Wenn ihr genauer darüber nachdenkt, basiert Fußball auf einem sogar etwas banalen Prinzip, nämlich, den Ball nicht dem Gegner zu überlassen. Und wie kann nun dieses Axiom von seltener Einfachheit angewandt werden? Man muss den Spielern vor allem beibringen, wie sie sich freispielen können, um den unmittelbaren Zweikampf mit dem Gegner zu vermeiden und im Ballbesitz zu bleiben. Darüber hinaus ist es wichtig, den Jungs beizubringen, wie sie sich den Ball zuspielen sollen, und ihnen klarzumachen, dass es unterschiedliche Arten von Pässen gibt.

    Manche Leute wollen aus Fußball etwas Schwierigeres machen, als er es in Wirklichkeit ist, und das regt mich wirklich auf. Ich habe des Öfteren zu Nachwuchsspielern – aber auch manchmal zu den Spielern der 1. Mannschaft – gesagt: „Fußball ist einfach, Jungs! Es bringt nichts, wenn man die Sache komplizierter macht, als sie ist: Auf dem Spielfeld musst du das Gegenteil dessen tun, was dein Gegner tut. Wenn er auf dich zukommt, gehst du auf Abstand. Wenn er jedoch auf Abstand geht, rennst du ihm hinterher. Punkt. Das ist alles!"

    Auf dem Spielfeld musst du das Gegenteil dessen tun, was dein Gegner tut.

    Achtung: Ich will damit nicht sagen, dass man alle Methoden und Techniken, die in den letzten 30 Jahren unterrichtet wurden, über den Haufen werfen sollte: Der italienische Fußball ist groß geworden, gerade weil er diese zu nutzen wusste. Der Unterricht der Trainer (und zwar nicht nur Fußballtrainer), die ein und denselben Pass bis zu hundertmal wiederholen ließen, hatte sicherlich seinen Nutzen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die einzige Art und Weise, wie man die Technik verbessern kann, in der Wiederholung der Bewegung besteht. Man sollte dieses Prinzip jedoch nicht auf Übungen wie „10 gegen 0 anwenden, die heutzutage so in Mode sind. Was bedeutet „10 gegen 0? Es ist ein Training ohne Gegner, stattdessen stellt man manchmal Trainingsdummies auf (die sich folglich weder bewegen noch denken können). In erster Linie wird diese Übung dazu benutzt, um bestimmte Taktiken einzuüben und um kollektive Bewegungen zu unterrichten.

    Meine Einstellung hierzu ist eine etwas andere: Übungen wie „10 gegen 0" haben nur dann einen Trainingseffekt, wenn sie der Mannschaft dabei helfen, sich die eigentlichen Spielphasen einzuprägen. Nur auf diese Weise wird diese Trainingseinheit real und nicht virtuell. Auf diese Themen werde ich noch einmal im Zusammenhang mit Regel Nr. 4 kommen und sie dort näher erläutern.

    Nun möchte ich euch jedoch eine Frage stellen, die ich mir selbst mehr als einmal gestellt habe: An welchem Wochentag sollte ein derartiges Training durchgeführt werden? In der Trainingseinheit, in der man über die nächste gegnerische Mannschaft spricht, von der man weiß, dass sie anders als alle anderen ist? Da man in diesem nächsten Spiel eine Gelegenheit sieht, auf eine gewisse Art und Weise spielen und bestimmte Fehler vermeiden zu können? Oder im letzten Training kurz vor der Begegnung, unter anderem, damit die Jungs den Kopf freibekommen?

    Beide Antworten haben ihre eigene Logik, ich persönlich ziehe jedoch erstere vor, da wir uns hier noch in einer Phase der völligen „mentalen Freiheit" befinden. Hierauf sollte dann eine Einheit zur spezifischen technisch-taktischen Herangehensweise folgen, die auf den Charakteristiken der nächsten Gegner basiert. Vielleicht wäre es also angebracht, über dieses Thema während der Mittwochs-Trainingseinheit zu sprechen, natürlich nur dann, wenn man während der Woche keine weiteren Verpflichtungen hat. Steht nämlich Mitte der Woche eine Begegnung an, hat man deutlich weniger Zeit zur Verfügung, weshalb man mehr Einheiten pro Tag ansetzen muss.

    Doch kehren wir zu dem Begriff zurück, der mir so sehr am Herzen liegt, zur „Einfachheit" des Fußballs. Ich fasse mich kürzer als so mancher Theoretiker, der im Fußball eine exakte Wissenschaft sieht: Ziel des Spiels ist es, den Ball den Spielern der eigenen Mannschaft zuzuspielen und dabei die einfachste Lösung zu wählen. Nichts mehr und nichts weniger. Das gilt vor allem für die Trainer der Jugendmannschaften, die eine größere Verantwortung als ich tragen. Während sie vor Kindern stehen, die noch sehr viel besser werden können und ihre Identität erst noch finden müssen, trainiere ich Spieler, die bereits sowohl technisch als auch psychologisch geschult sind.

    Während ich dieses Buch schreibe – das sich natürlich an alle Fußballbegeisterten richtet und ihnen hoffentlich irgendwie nützlich sein wird –, denke ich besonders an die jungen Fußballspieler. Von ihnen würde ich gerne ein Feedback bekommen. Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn ich wüsste, dass ich meine Denkweise durch leicht verständliche, gleichzeitig auch bedeutsame und für die Karriere der zukünftigen Champions nützliche Regeln vermitteln konnte.

    Die beiden Grundsätze, mit denen ich das, was für mich die Essenz des Fußballs darstellt, zusammenfassen wollte – nämlich das Gegenteil dessen zu tun, was der Gegner tut, und den Ball demjenigen zuzuspielen, der das gleiche Trikot trägt wie du – können, ich wiederhole es noch einmal, befremdlich banal wirken. Meines Erachtens muss man aber im Fußball eben genau das tun: sich die Einfachheit wieder zum Ziel setzen.

    Wenn man heute von Fußballtechnik spricht, werden kaum lineare Definitionen verwendet – zum Beispiel, was man unter dem „richtigen Pass zu verstehen hat. Stattdessen redet man lieber von „Diagonalen oder „Schemata".

    Ehrlich gesagt, mit Fußball hat das nichts zu tun, jedenfalls nicht, wie ich ihn verstehe! Fußball wird von Jungs gemacht, die in aller Freiheit und zum Vergnügen spielen, und ich werde richtig wütend, wenn ich sehe, wie man versucht, das Ganze zu verkomplizieren. Ich höre oft, wie man versucht, Fußball mit wissenschaftlichen Begriffen zu erklären. Das ist meiner Meinung nach völlig falsch, zudem vollkommen nutzlos und irreführend. Ein Spiel beginnt an einem bestimmten Datum zu einer bestimmten Uhrzeit und endet – abgesehen von Ausnahmefällen – nach zwei Halbzeiten von je

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